Ian Smith

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ian Smith (1975)
Ian Smith bei einem Abendessen des Conservative Monday Club auf Lympne Castle in Kent , im Juli 1990

Ian Douglas Smith (* 8. April 1919 in Selukwe (heute Shurugwi ), Sudrhodesien ; † 20. November 2007 in Kapstadt , Sudafrika ) war ein rhodesischer Politiker. Er war von 1964 bis 1979 Premierminister von Rhodesien , dem heutigen Simbabwe .

Smith entstammte einer schottischstammigen Familie. Er wurde in der damaligen britischen Kolonie Sudrhodesien geboren und wuchs dort auf. Sein Studium absolvierte er an der sudafrikanischen Rhodes University . Im Zweiten Weltkrieg diente er als Pilot der britischen Royal Air Force in Europa und Nordafrika, 1945 kehrte er auf seine Tabakfarm in Rhodesien zuruck.

Smith war Anfang der 1960er Jahre Mitgrunder der Rhodesischen Front , die sich einerseits fur die Unabhangigkeit des Landes, andererseits aber auch fur die Aufrechterhaltung der Vorherrschaft der weißen Minderheit einsetzte. Er weigerte sich, die schwarze Bevolkerungsmehrheit 1964 an der Regierung zu beteiligen, weshalb die Unabhangigkeitserklarung Sudrhodesiens 1965, das sich nun Rhodesien nannte, international nicht anerkannt wurde. Die Forderung nach Beteiligung der schwarzen Bevolkerung an der parlamentarischen Mitbestimmung wurde von Großbritannien im Dezember 1966 bei den ?Tiger Talks“ mit Ian Smith bei Gibraltar erneut erhoben (NIBMAR-Forderung). Die von den Vereinten Nationen verhangten Wirtschaftssanktionen bewirkten in der Außenpolitik von Premierminister Smith eine wirtschaftlich und militarisch orientierte Hinwendung zu Sudafrika. Trotz Wirtschaftssanktionen und gescheiterter Verhandlungen mit der britischen Kolonialmacht gab die Regierung unter Smith Rhodesien 1969 eine neue Verfassung und rief nach den Parlamentswahlen im Marz 1970 die Republik aus. Mit diesem Schritt war die Bindung an Großbritannien formal aufgehoben. [1] [2]

Als Folge dieses Schrittes zogen alle in Salisbury akkreditierten Staaten, außer Sudafrika, ihre diplomatischen Vertreter zuruck. [3]

Die weiße Minderheitsregierung geriet zunehmend durch den Guerillakrieg von ZAPU und ZANU in Bedrangnis, deren Bekampfung alle Ressourcen verschlang. Smith suchte im Rahmen dieser Entwicklung zunehmend eine intensive Zusammenarbeit mit Sudafrika. Er weilte 1970 mehrmals zu Regierungsbesuchen in Pretoria . Der sudafrikanische Premierminister Vorster kam im Mai auf Staatsbesuch zu Smith. [3]

Am 1. Dezember 1975 unterzeichneten Smith und Joshua Nkomo in Salisbury eine ?Declaration of Intent“ (etwa: ?Willenserklarung“), in deren Zielformulierung eine Verfassungsanderung lag. Die entsprechenden Konsultationen zwischen den politischen Kraften begannen am 15. Dezember desselben Jahres. Sie endeten am 15. Marz 1976. Der britische Premier James Callaghan forderte Smith auf, die Formel ?Majority Rule within 18 months“ (deutsch etwa: ?Mehrheitsbeteiligung innerhalb der kommenden 18 Monate“) zu akzeptieren. Erst in Folge eines Gesprachs mit Henry Kissinger am 24. September 1976 akzeptierte Smith die dabei aufgestellte Forderung ?Majority Rule in two years“ (… in zwei Jahren). [4] Smith erklarte in seiner ?Surrender Speach“ (etwa: ?Kapitulationserklarung“) am selben Tag, dass er innerhalb von zwei Jahren eine Mehrheitsregierung bilden wurde. [5]

Eine 1976/77 in Genf abgehaltene Rhodesien-Konferenz blieb ergebnislos. Es folgten zahlreiche Gesprache mit internationalen Regierungsvertretern. Am 20. September 1976 traf sich Smith mit Henry Kissinger zu umfassenden Gesprachen in Pretoria , woran abschließend auch der sudafrikanische Premier Vorster teilnahm. Kissinger hatte Smith konkrete Vorschlage zur Losung des inneren rhodesischen Konflikts unterbreitet, die eine Machtbeteiligung schwarzer Politiker beinhalteten. Sie bildeten die Grundlage weiterer konkreter Schritte. [6] [7]

Schließlich einigte sich Smith mit einer Reihe moderater, konservativ orientierter schwarzer Politiker auf allgemeine Wahlen und damit eine Beteiligung der schwarzen Bevolkerungsmehrheit an der Staatsfuhrung. Diese Wahlen fanden im August 1977 statt. Dabei gewann seine Partei, die Rhodesian Front, alle fur Weiße vorgesehenen Parlamentssitze. 1979 wurde der schwarze Bischof Abel Muzorewa Premierminister und Ian Smith dessen Stellvertreter, fand aber weder international noch bei ZANU und ZAPU Anerkennung. Erst das von Großbritannien vermittelte Lancaster-House-Abkommen brachte 1979 eine Einigung zwischen der rhodesischen Regierung einerseits sowie ZANU und ZAPU andererseits. Nach einer Ubergangszeit, in der Rhodesien erneut den Status als britische Kronkolonie hatte, ging das nun offiziell als Simbabwe bezeichnete Land am 18. April 1980 in die anerkannte Unabhangigkeit. [8]

In den folgenden Jahren war Smith Oppositionsfuhrer der Republican Front . Die Unterstutzung seiner Politik seitens der weißen Minderheit nahm aber immer mehr ab, dennoch gelang es seiner Partei noch bei den Wahlen 1985, 15 der 20 fur die weiße Minderheit vorgesehenen Parlamentssitze zu erringen. Prasident Robert Mugabe schaffte diese garantierten Sitze zwei Jahre spater jedoch ab, Smith zog sich daraufhin auf seine Farm zuruck. 2005 emigrierte er nach Sudafrika, wo er am 20. November 2007 starb. An seinen Positionen hielt er bis zuletzt fest, insbesondere wahrend des wirtschaftlichen Niedergangs Simbabwes nach dem Jahr 2000. Die Farm, die er seiner Familie nach seinem Tod hinterließ, wurde 2012 im Zuge eines Enteignungsverfahrens vom Staat beschlagnahmt.

  • R. Kent Rasmussen (Hrsg.): Historical Dictionary of Rhodesia/Zimbabwe (= African Historical Dictionaries. Band 18). 1. Auflage. Scarecrow Press, Metuchen / London 1979, ISBN 0-8108-1187-1 .
  • Dirk-Gerd Erpenbeck: “Rhodesien” ? Eine Medaille zwischen Gegenwart und Geschichte . In: Numismatisches Nachrichtenblatt , Jg. 71 (2022), Heft 11, S. 435?436.
Commons : Ian Smith  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. South African History Online : Rhodesian Prime Minister, Ian Smith, issues a Unilateral Declaration of Independence. 11 November 1965 . auf www.sahistory.org.za (englisch).
  2. Astrid Cornaro, Marcus Cornaro: Zimbabwe. Das afrikanische Hochland zwischen den Flussen Zambesi und Limpopo . DuMont Buchverlag, Koln 1991, S. 129.
  3. a b SAIRR : A Survey of Race Relations in South Africa 1970 . Johannesburg 1971, S. 70.
  4. Robert Cary, Diana Mitchell: African Nationalist Leaders in Rhodesia. Who’s who . Johannesburg 1977, S. 304.
  5. Astrid Cornaro, Marcus Cornaro: Zimbabwe. Das afrikanische Hochland zwischen den Flussen Zambesi und Limpopo . DuMont Buchverlag, Koln 1991, S. 134.
  6. SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1976 . Johannesburg 1977, S. 451?453.
  7. South African History Online : Ian Smith of Rhodesia and Henry Kissinger meet in Pretoria. 19 September 1976 . auf www.sahistory.org.za (englisch).
  8. Astrid Cornaro, Marcus Cornaro: Zimbabwe. Das afrikanische Hochland zwischen den Flussen Zambesi und Limpopo . DuMont Buchverlag, Koln 1991, S. 134?135.