Hidalgo (Adel)

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Ein Hidalgo in der Neuen Welt mit seinem Sklaven

Hidalgo [ i?ðal?o ] nennt man seit dem Mittelalter in Spanien den niederen , aus alten christlichen Familien stammenden Adel ohne besonderen Titel. Das Pons / Klett Worterbuch Spanisch ubersetzt hidalgo mit Edelmann. [1] Die weibliche Form ist hidalga . [1] Das Wort ist eine Zusammenziehung von hijo de algo , sinngemaß ?Sohn von jemand“. Das spanische Wort algo ist aus lateinisch aliquod ?etwas“ entstanden und bedeutungsgleich, wortlich bedeutet der Ausdruck demnach: ?Sohn von etwas“. Diese regional sehr zahlreiche Bevolkerungsgruppe ? in Teilen Nordspaniens waren zeitweise bis zu 90 % [2] der Einwohner Hidalgos ? wurde als hidalguia [3] bezeichnet und lebte meist in bescheidenen Verhaltnissen, vergleichbar etwa der polnischen bauerlichen Szlachta . Das entsprechende Pendant in Portugal ist der Fidalgo (von filho de algo ). Auf Portugiesisch hat das Wort heute auch die pejorative Bedeutung von Snob und Vornehmtuer. [4] Das portugiesische Kulturinstitut Instituto Camoes nennt die populare Bedeutung que nao quer trabalhar ou fazer servicos mais pesados [5] (deutsch: der nicht arbeiten oder anstrengendere Dienste ubernehmen will ). Positiver besetzt ist fidalguia. [5] Die Zugehorigkeit zu dieser Gruppe bedeutete in beiden Landern, dass diese Personen die Limpieza de sangre fur sich beanspruchten.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bewaffnete Kleinadelige (Infanzones) beteiligten sich maßgeblich an der vom 8. bis 15. Jahrhundert dauernden Reconquista der Iberischen Halbinsel gegen die dort etablierten muslimischen Reiche . Sie bildeten im 12. Jahrhundert einen abgeschlossenen Stand, in den man nicht mehr als Soldat aufstieg, sondern in dem man geboren wurde. In diesem Kontext kam die Bezeichnung Hidalgo (erstmals belegt 1197) oder fijo d’algo (1140) auf. Die Begriffsbildung folgt einem im mittelalterlichen Spanischen verbreiteten, dem arabischen Gebrauch von Ibn (?Sohn“) nachgebildeten Schema, in dem hijo de oder hi de zur Angabe der Herkunft verwendet wird. [6] Im alfonsinischen Gesetzbuch der Siete Partidas aus dem 13. Jahrhundert wird die Bezeichnung bereits haufig benutzt und als gleichbedeutend mit einem Ritter oder Mann guter Abkunft (linaje) definiert, der keine schlechten Dinge tut. Seit dem 15. Jahrhundert ist das Wort Hidalguia als Bezeichnung fur den Stand der Hidalgos nachweisbar. [6] Hinsichtlich des Ansehens und der mit dem Stand verbundenen Rechte standen Hidalgos mit Caballeros ( Rittern ), Escuderos ( Schildknappen oder adligen Dienstleuten eines Granden ) und Armigeros ( Wappnern ) auf einer Ebene. Nach der Entdeckung Amerikas fuhren viele nachgeborene Sohne aus kleinadeligen Familien als Konquistadoren in die Neue Welt und nahmen wahrend des 16. und 17. Jahrhunderts an der Eroberung, Plunderung und Besiedelung Amerikas teil. Im 18. Jahrhundert wurden Hidalgos de naturaleza ? geborene ? und Hidalgos de privilegio unterschieden, die ein Adelsprivileg aufgrund anerkannter altchristlicher Abstammung beantragen oder kaufen konnten. Heute kann der Hidalgo-Adel nur noch vererbt und nicht mehr verliehen werden.

Aus seiner Herkunft leitete der Hidalgo ab, dass jede Form handwerklicher Arbeit fur ihn ?ehrlos“ [3] sei, demnach durfte sich ein Hidalgo nur am Blut der Feinde die Hande schmutzig machen. Daraus haben spanische und lateinamerikanische Autoren verschiedentlich den Entwicklungsruckstand ihrer Lander hergeleitet. So schrieb Sergio Buarque de Holanda : ?Wurdiges Nichtstun ist dem Iberer doch schon immer erstrebenswerter gewesen als der undankbare Kampf um das tagliche Brot.“ [3]

Von der Regel, dass Hidalgos kein Handwerk ausuben durften, wurden regional jedoch auch Ausnahmen [2] erlaubt, da in Teilen Spaniens die Bevolkerung fast ganzlich aus Hidalgos bestand. Fur die vom Nichtadligen haufig mit Eifer angestrebte Nobilitierung war fruhere gewerbliche Tatigkeit jedoch ein Ausschlusskriterium, so musste beispielsweise Diego Velazquez beim Verfahren uber seine Aufnahme in den Adelsstand Beweise dafur vorbringen, dass er nie ein Gemalde verkauft hatte, was im Ubrigen nicht der Wahrheit entsprach.

Eine Parodie auf das gegen Ende des 16. Jahrhunderts als uberholt geltende Rittertum der Hidalgos reprasentiert die Romanfigur Don Quijote von Miguel de Cervantes .

Im gewohnlichen Leben werden die Hidalgos mit dem Vornamen, dem der Titel Don [2] oder Dona vorgesetzt wird, genannt. Don setzte sich aber ab dem 18. Jahrhundert [2] auch als Anrede fur vermogende Personen burgerlichen Standes durch. Da die Hidalgos aber keine Titel fuhren und die Privilegien des Adels seit 1837 aufgehoben sind, ist ihre Adelszugehorigkeit eine rechtlich bedeutungslose historische Erinnerung. Daher unterliegen die Hidalgos auch keiner direkten staatlichen Kontrolle mehr; der Konig kann die Hidalgo-Zugehorigkeit ? anders als Adelstitel ? nicht verleihen; sie wird nur durch die Abstammung weitergegeben. Die Nachkommen der Hidalgos sind aber dennoch in der Koniglich Spanischen Adelskorporation, der Real Asociacion de Hidalgos de Espana zusammengeschlossen, die uber die Einhaltung des historischen Adelsrechts wacht. Die Mitglieder werden personlich in einer Adelsmatrikel gefuhrt. Dieser Adelsverband ist Mitglied im Dachverband der europaischen Adelsverbande ( C.I.L.A.N.E. ).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Conepcion Gil Bayo, Nely Milagros Iglesias Iglesias ( sic ), Marieluise Schmitz: Pons Standardworterbuch Spanisch-Deutsch/Deutsch-Spanisch . 1. Auflage. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-12-517296-9 , S.   210 .
  2. a b c d Peer Schmidt et al. : Kleine Geschichte Spaniens . In: Peer Schmidt (Hrsg.): Universal-Bibliothek . Nr.   17039 . Reclam Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-017039-7 , S.   232   f .
  3. a b c Remo Rey: Geschichte Lateinamerikas vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart . In: Beck’sche Reihe . Nr.   1675 . Verlag C. H. Beck, Munchen 2006, ISBN 978-3-406-54093-6 , S.   197?202 (dort zitiert nach: Sergio Buarque de Holanda: Raizes do Brasil . Editora Jose Olympio, Rio de Janeiro, 1975. S. 9?10).
  4. Joana Mafalda, Pimentel Seixas, Antje Weber: Pons Standardworterbuch Portugiesisch-Deutsch/Deutsch-Portugiesisch . 1. Auflage. Ernst Klett Verlag/Porto Editora, Stuttgart und Porto 2002, ISBN 3-12-517293-4 , S.   191 .
  5. a b Dicionario universal fundamental ? Lingua Portuguesa . In: Dicionario universal . Texto Editora/Instituto Camoes, Lisboa 2001, S.   351 (EAN: 5605285001336).
  6. a b Joan Corominas : Breve diccionario etimologico de la lengua castellana. 3., uberarbeitete und verbesserte Auflage (1973), 13., unveranderter Nachdruck, Gredos, Madrid 2006, ISBN 978-84-249-2364-8 , S. 320.