Francisco Gomez de Sandoval y Rojas
(*
1553
in
Tordesillas
; †
17. Mai
1625
in
Valladolid
) war Marques von Denia und seit 1599 Herzog von Lerma; er war der wichtigste Ratgeber und Erste Minister des spanischen Konigs
Philipp III.
und wurde im Jahre 1618 von Papst
Paul V.
zum
Kardinal
der
romisch-katholischen Kirche
ernannt.
Der spatere Herzog von Lerma war ein Enkel des
Jesuitengenerals
Francisco de Borja
. Seine Eltern waren Francisco Gomez de Sandoval y Zuniga, Markgraf von Denia, und Isabel de Borja y Castro, Tochter des
Herzogs von Gandia
.
Soweit man weiß, hatte der Herzog von Lerma als koniglicher Siegelbewahrer bei allen wichtigen innenpolitischen Entscheidungen seine Hande im Spiel ? so war er auch die treibende Kraft beim Umzug und bei der Ruckkehr des spanischen Hofes nach bzw. von
Valladolid
(1601/1606). Im Vorfeld des Umzugs hatte er dort Grundstucke und Immobilien erworben, die er gewinnbringend weiterverkaufen konnte. In den Jahren 1609?1615 betrieb er ? nach Attentatsspekulationen gegen den Konig ? die endgultige Vertreibung der Nachkommen der
Mauren
(
moriscos
), die im Suden Spaniens, aber auch in
Aragon
immer noch einen großen Bevolkerungsanteil (ca. 15?20 %) ausmachten.
Mit dem ?Erzfeind“ England schloss der Herzog im Jahr 1604 einen Friedensvertrag. Drei Jahre spater wurde die Einstellung aller Kriegshandlungen in den
spanisch besetzten Niederlanden
verfugt, die im Jahre 1609 in einen offiziellen ? allerdings von vornherein auf 12 Jahre begrenzten ? Waffenstillstand mundete. Regional begrenzte Kriege oder Konflikte gab es allerdings in Italien sowie gegen das
Osmanische Reich
und in
Marokko
.
Lerma hatte wesentlichen Einfluss darauf, wen der Konig als
Kronkardinal
nominierte. Bis auf eine Ausnahme waren alle in dieser Zeit ernannten spanische Kardinale mit dem Duque de Lerma entweder verwandt oder auf andere Weise eng verbunden. Der erste Kardinal, der seine Ernennung dem Wirken des Herzogs von Lerma verdankte, war
Bernardo de Sandoval y Rojas
. Er erhielt sein Kardinalat am 3. Marz 1599 und betrachtete sich wahrend seines gesamten Lebens mehr als Funktionstrager der spanischen Krone denn als Diener des Papstes ? Rom besuchte er nie. Der nachste Geistliche, der Lerma seinen
Kardinalshut
verdankte, war
Antonio Zapata y Cisneros
. Ihnen folgten die Erhebung von
Gaspar de Borja y Velasco
und
Gabriel Trejo Paniagua
. Letzterer war ein Verwandter von
Rodrigo Calderon
, wiederum ein Gunstling von Francisco Gomez de Sandoval y Rojas. Der Duque de Lerma setzte sich außerdem dafur ein, dass der
Dominikaner
und Beichtvater des spanischen Konigs
Jeronimo Xavierre
den Kardinalshut erhielt. Der sechste Kardinal, der seine Ernennung dem Duque de Lerma verdankte, war
Baltasar de Moscoso y Sandoval
. Die Verleihung des Kardinalshutes an
Kardinalinfant Ferdinand
war dagegen ein Schachzug der Gegner des Duque de Lerma. Sie wollten damit verhindern, dass der Herzog das reiche
Erzbistum Toledo
erhalten wurde, wenn er eine Ernennung zum Kardinal durchsetzen konnte.
Je großer die Machtfulle wurde, die er in seiner Person vereinigte (z. B. erwarb er im Marz 1608 von der spanischen Krone zum Preis von 5,48 Millionen
Maravedis
die
Grundherrschaft
(senorio)
uber mehr als 300 Orte in der Umgebung von Lerma), desto großer wurde auch die Zahl seiner Feinde. Deren wichtigster war
Gaspar de Guzman
, Graf von Olivares, spater Herzog von Sanlucar, der als ?Herzog von Olivares“ in die spanisch-europaische Geschichte eingehen sollte. Seit 1613, als seine Position am spanischen Konigshof bereits geschwacht war, versuchte der Herzog von Lerma selber den
Kardinalspurpur
zu erringen; er war jedoch erst im Jahr 1618 erfolgreich und wurde zum
Kardinalpriester der Titelkirche San Sisto
ernannt. Damit einher ging sein Ruckzug aus der Politik. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zuruckgezogen in Valladolid, jedoch nicht ohne Zwistigkeiten mit Olivares und Konig
Philipp IV.
Der Herzog von Lerma und seine bereits im Jahr 1603 verstorbene Gemahlin Dona Catalina de la Cerda Manuel sind in der Kirche
San Pablo in Valladolid
beigesetzt ? hier finden sich auch Marmorkopien der in den Jahren 1601?1607 von
Pompeo Leoni
(um 1530?1608) und Lesmes Fernandez del Moral angefertigten Bronze-Grabmaler. Diese wurden im Rahmen der
Desamortisation der Kirchenguter in Spanien
im Jahre 1835 in das
Colegio de San Gregorio
verbracht; beide Grabmaler gehoren heute zum Bestand des
Museo Nacional de Escultura
.
- Alfredo Alvar Ezquerra:
El Duque de Lerma ? Corrupcion y Desmoralizacion en la Espana del siglo XVII.
La Esfera de los Libros, Madrid 2010,
ISBN 978-84-9734-990-1
.
- Juan Matas, Jose Maria Mico und Jesus Ponce (Hrsg.):
El duque de Lerma ? Poder y Literatura en el Siglo de Oro.
Centro de Estudios Europa Hispanica, Madrid 2011,
ISBN 978-84-936776-7-1
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- Antonio Feros:
El duque de Lerma ? Realeza y Privanza en la Espana de Felipe III.
Marcial Pons Historia, Madrid 2002.
ISBN 978-84-95379-39-9
.
- Patrick Williams: "El Gran Valido ? el Duque de Lerma, la Corte y el Gobierno de Felipe III, 1598 - 1621." Junta de Castilla y Leon, Valladolid 2010,
ISBN 978-84-9718-601-8
.
- Hillard von Thiessen
:
Familienbande und Kreaturenlohn. Der (Kardinal-)Herzog von Lerma und die Kronkardinale Philipps III. von Spanien.
In:
Arne Karsten
(Hrsg.):
Die Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren im barocken Rom.
Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2004,
ISBN 3-525-36277-3
, S. 105 ff.