Herrschaft Rapperswil

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Rapperswil und Umgebung auf Jos Murers Kantonskarte von 1566 (Ausschnitt)
Ansicht der Stadt Rapperswil in der Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae von Matthaus Merian , 1642
Die Gegend um den oberen Zurichsee in einer Karte von 1796

Die Herrschaft Rapperswil entstand im ausgehenden Spatmittelalter als Grundung der Freiherren von Rapperswil auf dem Gebiet des mittelalterlichen Zurichgaus . Nach dem Verkauf der ausgedehnten Besitzungen umfasste die Herrschaft ab Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1798 (→ Schirmherrschaft /Protektorat) die Stadt Rapperswil mit den drei verbliebenen Hofen Jona ? Busskirch , Kempraten -Lenggis, Wagen und dem Kloster Wurmsbach .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herrschaft ≪Alt-Rapperswil≫ [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Rapperswiler waren ein Ostschweizer Adelsgeschlecht , deren Genealogie und der mit ihnen verwandten Habsburg-Laufenburg und der Homberger in der Forschung umstritten ist und sich nicht mehr luckenlos rekonstruieren lasst. [1] Im 11. und 12. Jahrhundert waren die Rapperswiler in der heutigen March , um den Greifensee , um Uster , Wetzikon und Hinwil begutert. Burg Alt?Rapperswil in Altendorf wurde um 1040 erbaut. [2] [3] Vermutlich bereits um das Jahr 1100 waren die Rapperswiler Schirmvogte des Klosters Einsiedeln [4] und spielten als Schirmherren von Einsiedeln eine wichtige Rolle im sogenannten Marchenstreit (ca. 1100?1350) [5] zwischen dem Kloster und den Bewohnern der Talschaft Schwyz . [6]

Zwischen ca. 1192 und 1210 scheint es zu einer Krise in der Familie der Rapperswiler gekommen zu sein. Nach dem Tod des Vogtes Rudolf II. von Rapperswil († nach 1192) fehlte gemass der Ansicht der modernen Forschung ein direkter Erbe, da fur die fragliche Zeit keine Rapperswiler mehr in den Urkunden zu finden sind und angenommen wird, dass die Herren von Rapperswil bereits Ende des 12. Jahrhunderts zum ersten Mal ausstarben und um das Erbe eine Fehde mit den Toggenburgern ausgetragen wurde. In der Literatur wird deshalb teilweise zwischen ≪ Alt-Rapperswil ≫ (vor 1200) und ≪Neu-Rapperswil≫ unterschieden. Nach der Beilegung der Fehde konnten sich die Herren von Neu-Rapperswil ab 1210 als Haupterben der Alt-Rapperswiler Besitzungen durchsetzen. [1] [7] Unter den Neu-Rapperswilern Rudolf II. und Rudolf III. manifestierte sich der Dynastiewechsel auch durch die Verlegung des Herrschaftssitzes und mit der Grundung von ≪Neu-Rapperswil≫.

Grafschaft ≪Neu-Rapperswil≫ [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der ursprungliche Sitz der Rapperswiler am linken Ufer des Zurichsees profitierte von der wichtigen Handelsstrasse am linken Ufer des Zurichsees , die Zurich uber die Bundner Passe mit der Lombardei und Venedig verband. Die Erschliessung der Schollenenschlucht um das Jahr 1200 eroffnete eine direkte Nord?Sud?Handelsroute. Zusammen mit der bedeutenden Pilgerroute ( Schwabenweg ) und der Eskalation des Marchenstreits um das Jahr 1214 durfte dies zur Errichtung von Burg und der befestigten Stadt Rapperswil (Neu-Rapperswil) am rechten Zurichseeufer (Grundungsjahr 1229) gefuhrt haben. [8] Nach der Grundung des neuen Stammsitzes unter Rudolf II. und Rudolf III. lag der Schwerpunkt der Besitzungen nun im Gebiet um den oberen Zurichsee , in der March , in der Herrschaft Greifensee und in Uri , mit Streubesitz in der Linthebene , im Aargau und im Zurichgau .

Um 1232/33 gelang den Rapperswilern mit Rudolf III. als Anhanger der Staufer der Aufstieg in den Grafenstand . Damit wurde ein Teil ihrer Besitzungen aus der Landgrafschaft Zurichgau losgetrennt und bildete nun eine eigene Grafschaft: March mit dem Wagital , Rapperswil als Verwaltungszentrum, Jona, Kempraten und Wagen, sowie die Hofe Pfaffikon , Wollerau und Bach , als Lehen vom Kloster Einsiedeln. Das Gebiet der zusammenfassend Hofe genannten Besitzungen wurde 1342 vom Kloster Einsiedeln an Jakob Brun, dem Bruder des Zurcher Burgermeisters Rudolf Brun , verkauft respektive Graf Johann II. verpfandete an ihn die Hofner Vogtei. [9] 1240 erhielten die Rapperswiler von den Staufern die Kastvogtei uber Einsiedeln, das Kloster Disentis sowie die Reichsvogtei uber das Urserental ? und damit Zugang zu den strategisch wichtigen Passen uber Gotthard , Furka und Oberalp .

Die mannliche Linie des Geschlechts der Rapperswiler ? deren Besitzungen sich um 1283 im Raum Wettingen, in Uri, Winterthur , im Zurcher Oberland und am oberen Zurichsee konzentrierten ? endete 1283 mit dem Tod des minderjahrigen Rudolf V. (* um 1265; † 15. Januar 1283). [10] Nach dem Tod Rudolf V. zog Konig Rudolf I. von Habsburg die Reichslehen der Rapperswiler an sich und ubergab die an das Kloster St. Gallen zuruckfallenden Lehen an seine Sohne. Damit kam Rudolf I. von Habsburg in den Besitz der Reichsvogtei uber das Urserental ? und des strategisch wichtigen Gotthardpasses sowie der Vogtei uber Einsiedeln.

≪Auch das Grafengeschlecht von Rapperswil drohte auszusterben. Abt Anselm stand zum damaligen Grafen Rudolf [IV.]in gutem Verhaltnis; denn er erscheint mehrfach als Zeuge in Urkunden des Grafen, so bei der Lostrennung der Kirche von Rapperswil [Graf Rudolf III.] von jener in Wurmsbach, bei der Stiftung des Klosters Wurmsbach und anlasslich einer Stiftung an dieses Kloster. Da er keinen mannlichen Erben hatte, wollte der Graf, dass die Vogtei, die er uber die Stiftsbesitzungen ausserhalb des Etzels zu Lehen trug, seiner Gemahlin Mechtild [von Neifen] zunachst als Leibgeding , dann aber seiner Tochter Elisabeth zufallen sollte. Abt Anselm gestand dies am 10. Januar 1261 zu. Da aber Rudolf [IV.] nach seinem Tode, den 27. Juli 1262, noch ein Sohn geboren ward, wurde der Vertrag hinfallig.≫ [11]
≪Nach einem Berichte des Abtes Johannes I. ubertrug [Peter I. von Schwanden] aber dem nachgeborenen Sohn [Rudolf V.] des Grafen Rudolf [IV.] von Rapperswil die Vogteien, die sonst seiner Schwester Elisabeth zugefallen waren.≫ [12]
≪Von grosser Bedeutung fur die weitere Geschichte des Stiftes [Kloster Einsiedeln] war, dass unter diesem Abte [Heinrich II. von Guttingen ] die Vogtei uber das Gotteshaus an die Habsburger uberging … Als Graf Ludwig von Homberg aber den 27. April 1289 gestorben war, ubertrug der Konig seiner Witwe Elisabeth [von Rapperswil] auf deren Bitten die Hofe Stafa , Erlenbach , Pfaffikon und Wollerau, dazu noch die Pfafers gehorenden Hofe zu Mannedorf und Tuggen . Die ubrigen Hofe und die Vogtei blieben aber bei den Herzogen von Osterreich. 'Dieser Ubergang der Vogtei an die Habsburger hatte fur das Stift die weittragendsten Folgen; denn als um diese Zeit der Marchenstreit wieder auflebte, nahm dieser ganz neue Formen an. War er in seinem fruhern Verlauf ein wirtschaftliches Ringen gewesen, in welchem das rasch anwachsende Volk der Schwyzer nach neuen Gebieten sich umsehen musste, so bekam er nun rein politischen Charakter. Im Kloster wollten die Schwyzer vor allem dessen Vogte, die Habsburger, treffen. Allem Anscheine nach brach der Streit allerdings schon vor 1283 aus, denn wir besitzen eine Bulle Papst Martin IV. vom 1. Juni 1282 … Die Grafin Elisabeth von Homberg-Rapperswil erhob Anspruche auf die Hofe in Brutten und Finstersee , verzichtete aber den 20. November 1293 auf ihre Anspruche.≫ [10]

Grafin Elisabeth von Rapperswil (* um 1251/61; † 1309), die Schwester von Rudolf V. von Rapperswil, setzte die Linie der Grafen von Rapperswil fort und sicherte der Nebenlinie Habsburg-Laufenburg die umfangreichen Besitzungen der Rapperswiler im Zurichgau . Elisabeth verkaufte 1290 den Rest des Rapperswiler Besitzes in Uri und verpfandete um 1300 die Herrschaft Greifensee . Nach dem Aussterben der Homberger fiel ihr Teil 1330 ebenfalls an Habsburg-Laufenburg, allerdings als Lehen des Stammhauses Habsburg . Um 1303 teilte sie die Grafschaft so, dass der Besitz auf dem linken Ufer des Zurichsees den Nachkommen Ludwig von Hombergs zufiel, wahrend der Besitz auf dem rechten Ufer dem Geschlecht der Habsburg-Laufenburg verblieb.

Graf Johann I. von Habsburg-Laufenburg geriet als Schutzherr der 1336 aus der Stadt Zurich verbannten Ratsmitglieder (→ Constaffel ) in eine Fehde mit der Stadt Zurich und wurde bei der Schlacht bei Grynau im Jahr 1137 getotet. Auch seinen Sohn Johann II. konnten die Verbannten der Exilregierung, das sogenannte ≪Ausseren Zurich≫, fur den Kampf gegen das Zunftregime von Burgermeister Rudolf Brun gewinnen. Johann II. von Habsburg-Laufenburg beteiligte sich an der →Mordnacht von Zurich und blieb zwei Jahre in Zurich eingekerkert. Burgermeister Rudolf Brun liess Schloss und Stadt Rapperswil (→ Brandschatzung von Rapperswil ) sowie die Burg Alt-Rapperswil 1350 zerstoren und die verbliebenen Besitzungen der Rapperswiler in der unteren March , am linken Zurichseeufer, besetzen.

Johann II., der Enkel Elisabeths, konnte nach seiner Freilassung die hohen Kosten fur den Wiederaufbau der zerstorten Stadt und der Rapperswiler Festungen nicht aufbringen und verkaufte um das Jahr 1354 die Guter am oberen Zurichsee mit Stadt und Schloss Rapperswil an Herzog Albrecht von Osterreich . Fortan sassen von Osterreich bestellte Vogte in Rapperswil. 1358 verkaufte Johann II. auch noch den rechtsufrigen Besitz und die Einsiedler Lehen an Albrecht, womit die Grafschaft vollstandig in den Besitz Habsburgs uberging.

Habsburg-Osterreich (1358?1458) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herzog Albrecht II. von Habsburg-Osterreich liess als neuer Besitzer Schloss und Stadt vermutlich bereits ab 1352 zu einem militarisch gut gesicherten Stutzpunkt gegen die expandierenden Acht Alten Orte ausbauen. Unter der Herrschaft von Habsburg Osterreich umfasste die einstige Grafschaft Rapperswil nur noch Burg und Stadt sowie das Rapperswiler Untertanengebiet mit den Hofen Busskirch/Jona, Kempraten und Wagen.

Wappenschilde von Rapperswil und Habsburg, Stadtbefestigung Endingerhorn

Im Jahr 1358 initiierte Rudolf IV. (Rudolf der Geistreiche) von Habsburg-Osterreich den Bau der Holzbrucke zwischen Rapperswil und Hurden , womit die Herrschaft trotz ihres kleinen verbliebenen Territoriums aufbluhte und enorm an strategischer Bedeutung fur die sich territorial konkurrenzierenden Machte gewann (siehe auch Schweizer Habsburgerkriege ).

Die Herrschaft erfreute sich unter den Habsburgern grosser Autonomie: So erhielt sie von Herzog Albrecht das Marktrecht , eine eigene Gerichtsbarkeit, konnte den Schlossvogt aus den eigenen Reihen ernennen, und wahrend der Appenzellerkriege , am 27. Mai 1403, nach der osterreichischen Niederlage in der Schlacht bei Vogelinsegg , den eintraglichen See- und Landzoll . Nach der Schlacht am Stoss , in der zahlreiche Rapperswiler auf Seiten Habsburg-Osterreichs ihr Leben liessen, erhielt Rapperswil 1406 das Recht, den Schultheissen frei zu wahlen und Gerichtsbussen zum baulichen Unterhalt der Stadt zu verwenden. Trotz einer kurzfristigen Verpfandung von Burg und Stadt an Zurich blieb Rapperswil habsburgisch.

Nach der Achtung von Herzog Friedrich IV. im Jahr 1415 befahl Kaiser Sigismund die Abwendung von Friedrich und verlieh der Stadt die Reichsunmittelbarkeit sowie die direkte Herrschaft uber die drei Hofgemeinden Jona/Busskirch, Kempraten und Wagen sowie die Pflegschaft uber das Zisterzienserinnenkloster Wurmsbach .

Wahrend des →Alten Zurichkriegs kehrte Rapperswil am 24. September 1442 unter die osterreichische Herrschaft zuruck und ging gleichzeitig ein Bundnis mit Zurich ein. Nach der Schlacht bei St. Jakob an der Sihl am 23. Juli 1443 zog das eidgenossische Heer, das fur eine Belagerung der Stadt Zurich nicht ausgerustet war, weiter nach Rapperswil, das seiner guten Befestigung wegen nicht eingenommen wurde, ebenso Winterthur in den nachfolgenden Wochen. Im Anschluss an die erfolglosen Friedensverhandlungen in Baden fielen abermals Innerschweizer Heerhaufen der Acht Alten Orte in das Stadtzurcher Hinterland ( Landvogteien Gruningen und Greifensee ) ein. Unter Umgehung von Rapperswil erreichten sie am 1. Mai 1444 das Stadtchen Greifensee , das sie nach vierwochiger Belagerung schleiften und die Besatzung (→ Blutnacht von Greifensee ) im Schnellverfahren hinrichteten. Zurcherische Truppen brandschatzten wahrenddessen in den Freien Amtern . Keine Partei war jedoch mehr fahig, entscheidende Aktionen durchzufuhren.

Mit dem Schiedsspruch von Einsiedeln am 13. Juli 1450, dem formalen Ende des Alten Zurichkriegs, blieb die Herrschaft hoch verschuldet und hoffte vergeblich auf finanzielle Unterstutzung von Seiten Habsburg-Osterreichs. Daher sahen einige Burger unter Fuhrung des Stadtschreibers Johannes Hettlinger ihre Zukunft fortan unter eidgenossischem Schirm und zettelten im Spatsommer 1456 einen Aufstand an. Die Unruhen endeten nach dem Zurcher Schiedsgericht vom 21. Dezember 1457 zwar mit dem Treueschwur, doch von einer eigentlichen Ruckkehr unter habsburgischen Schirm konnte nicht die Rede sein.

Schirmherrschaft der katholischen Orte (1458?1712) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die konfessionelle Situation in der Eidgenossenschaft 1530
Politische Struktur der Eidgenossenschaft um 1530
Die Konfessionsverteilung 1536 auf dem Hohepunkt der Reformation
Die Konfessionverteilung nach dem Abschluss der Gegenreformation
Die ≪Alte Ordnung≫ in der Ostschweiz bis 1798

Als die eidgenossischen Truppen von Uri, Schwyz und Unterwalden nach dem sogenannten Plappartkrieg am 20. September 1458 aus Konstanz heimkehrten, verlangten sie Einlass und fuhrten den Sieg der pro-eidgenossischen Partei herbei.

Am 20. September 1460 liessen die Burger von Unterwalden und Rapperswil den Absagebrief an Herzog Sigismund aufsetzen und beteiligten sich mit den sieben eidgenossischen Orten Zurich , Luzern , Uri , Schwyz , Unterwalden, Zug und Glarus an der Eroberung des osterreichischen Thurgau (Landgrafschaft Thurgau).

Am 10. Januar 1464, kurz nach dem Tod Herzog Albrechts VI. und der Machtubernahme seines Vetters Herzog Sigmund, verfasste Johannes Hettlinger den Schirmbrief (→ Schirmvogtei ) mit Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus. Rapperswil und seine Untertanengebiete wurden bis 1798 ein Protektorat der Alten Eidgenossenschaft ? Ein Burgvogt amtierte als Verbindung zu den Schirmorten.

Wahrend der Reformationswirren (siehe Reformation und Gegenreformation in der Schweiz ) gewann die Lehre Huldrich Zwinglis auch in Rapperswil eifrige Anhanger, und die katholischen Schirmorte liessen Kanonen nach Rapperswil schaffen und die Burgbesatzung verstarken. Aufgestachelt durch die Stadtzurcher Getreidesperre und Pradikantenpolitik sturmten neuglaubige Burger im Juli 1531 das Rapperswiler Rathaus, vertrieben den Rat, wahlten gar den Zurcher Stapfer zum Schultheissen und setzten einen protestantischen Pfarrer ein. Der Bildersturm und Brandstiftung zerstorten die stadtischen Kirchen, in Busskirch , Kempraten, Jona und Wagen. Die Schlacht am Gubel fallte im Zweiten Kappelerkrieg endgultig die Entscheidung zugunsten der katholischen Orte, und mit dem Zweiten Kappeler Landfrieden vom 20. November 1531 wurde die weitere Ausbreitung der Reformation in der deutschsprachigen Schweiz beendet.

Rapperswil kehrte zum 'alten Glauben' zuruck, der abgesetzte Schultheiss und die zum reformierten Glauben Konvertierten verliessen das Stadtchen. Die vier Schirmorte liessen den Besitz der Umsturzler konfiszieren, verboten weitere Versammlungen und bestraften die Fuhrer der protestantischen Partei mit Pranger , Zungenschlitzen und Exekutionen.

Die Herrschaft wurde durch eine Innerschweizer Besatzung uberwacht und verlor im Gnadenbrief von 1532 einige ihrer von Habsburg gewahrten Rechte.

Die nun wieder katholischen Machthaber versuchten ≪das Stadtchen innerlich im alten Glauben zu festigen und gegen Einflusse der nahen Zwinglistadt zu schutzen≫ , und das Konzil von Trient (1545?1563) leitete den ≪ersehnten Neuaufschwung des religiosen Lebens ein≫ . Die Idee einer Kapuzinerniederlassung wurde im Februar 1596 von Schwyz, Uri und Unterwalden dem Provinzial in Luzern und der Ordensleitung in Rom vorgetragen, und von der Kapuzinerprovinz und vom neugewahlten Ordensgeneral aufgenommen. [13] Nuntius Giovanni della Torre erreichte, dass der Rat am 2. September 1602 den Baubeschluss ≪zur Mehrung und Auffnung des heiligen, christlichen romisch-katholischen Glaubens≫ fasste und motivierte private und kirchliche Gonner, die notwendigen Gelder zu stiften, und im Jahr 1607 bezogen vorerst vier Patres und drei Bruder das Kapuzinerkloster Rapperswil . [13]

Im nachsten schweizerischen Religionskrieg, dem Ersten Villmergerkrieg belagerte der Zurcher General Hans Rudolf Werdmuller das katholische Bollwerk Rapperswil vom 7. Januar bis 10. Februar 1656 erfolglos und verwustete das Untertanengebiet der Herrschaft ( →Belagerung von Rapperswil ).

Der Villmerger oder ≪Dritte Landfriede≫ vom 7. Marz 1656 sicherte die durch den Zweiten Kappeler Landfrieden von 1531 erzielten Vereinbarungen und die katholische Vorherrschaft uber die Rapperswiler Herrschaft.

Protektorat der reformierten Orte (1712?1798) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Toggenburgerkrieg , auch als ≪Zwolferkrieg≫ oder zweiter Villmergerkrieg bekannt, von 1712 leistete Rapperswil den reformierten Truppen keinen Widerstand. Mit dem Friede von Aarau , dem Vierten Landfrieden in der Geschichte der Eidgenossenschaft, sicherten sich am 11. August 1712 die reformierten Kantone die Vorherrschaft in den Gemeinen Herrschaften .

Damit wurde die seit 1458 respektive 1531 bestehende Hegemonie (Schirmherrschaft) der Alten Orte in der Verwaltung der Grafschaft Baden , der unteren Freien Amter und Rapperswils beendet. Die reformierten Orte Bern, Glarus und Zurich wurden von 1712 bis 1798 die neuen Schirmorte.

Am 12. April 1798 wurde die Helvetische Republik durch Ausrufung begrundet. Am 1. Mai 1798 nahm das franzosische Heer Rapperswil ein. Damit war die Zeit der Herrschaft Rapperswil beendet. [14]

Organisation und Verwaltung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bis 1358 unterstand die Herrschaft abhangig von den einzelnen Lehen im Wesentlichen den Grafen von Rapperswil . Ab 1358 war Schloss Rapperswil Sitz und Wohnstatte des jeweils eingesetzten Vogtes. Von 1358 bis 1415 residierte ein Habsburg -osterreichischer Vogt auf Schloss Rapperswil.

Die drei Dorfgenossenschaften Busskirch/Jona, Kempraten und Wagen bildeten ungefahr seit Ende des 14. Jahrhunderts zusammen mit dem Zisterzienserinnenkloster Wurmsbach das Untertanengebiet der Stadt Rapperswil.

Im Jahr 1415 erhielt Rapperswil die Reichsunmittelbarkeit , befand sich aber wahrend des Alten Zurichkriegs ab 1442 wieder unter Habsburger Herrschaft.

Von 1458 bis 1712 wurde Rapperswil als Schirmherrschaft (Protektorat) der Alten Eidgenossenschaft verwaltet, bis 1712 von den katholischen Orten Uri, Schwyz, Unterwalden, in den Jahren 1712 bis 1798 von den reformierten Orten Bern, Glarus und Zurich.

1798 grenzte die Herrschaft Rapperswil ? eines der flachenmassig kleinsten Protektorate der Alten Eidgenossenschaft ? an die Stadtzurcher Herrschaft Gruningen , die gemeinsam von Glarus und Schwyz verwaltete Landvogtei Uznach und an die Schwyzer March .

Wappen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Wappen der Herrschaft respektive des Herrschaftssitzes Rapperswil entsprach weitgehend dem Wappen der bis 2006 eigenstandigen Stadt Rapperswil (SG) und zeigt auf silbernem Grund zwei rote Rosen mit goldenen Butzen und ebenfalls roten, entgegen geasteten Stielen. Es ist dem Dreirosenwappen der Rapperswiler Grafen mit drei Rosen nachempfunden. Das Wappen der Untertanengebiete (ab 1358) mit den Hofen Busskirch/Jona, Kempraten und Wagen zeigte in Anlehnung an das Rapperswiler Wappen eine einzelne Rose.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Pascale Sutter (Bearbeitung): Rechtsquellen der Stadt und Herrschaft Rapperswil (mit den Hofen Busskirch/Jona, Kempraten und Wagen). Verlag Schwabe, Basel 2007, ISBN 978-3-7965-2297-0 .
  • Staatsarchiv des Kantons Zurich (Hrsg.). Kleine Zurcher Verfassungsgeschichte 1218?2000 . Hrsg. im Auftrag der Direktion der Justiz und des Innern auf den Tag der Konstituierung des Zurcher Verfassungsrates am 13. September 2000. Chronos, Zurich, 2000, ISBN 3-905314-03-7 .
  • Georg Boner: ≪Das Grafenhaus Rapperswil im letzten Jahrhundert seiner Geschichte≫. In: St. Galler Linthgebiet. Jahrbuch 1983 . Gasser, Rapperswil SG 1983, S. 10?20.
  • Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz , Bd. 5, Neuenburg 1929, S. 536 f.

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b Erwin Eugster: Adlige Territorialpolitik in der Ostschweiz. Kirchliche Stiftungen im Spannungsfeld fruher landesherrlicher Verdrangungspolitik. Chronos, Zurich 1991, ISBN 3-905278-68-5 , S. 230?256.
  2. Website Kanton Schwyz, Gemeinde Altendorf : Burg Alt-Rapperswil soll gemass einer Urkunde von 697 auf einen Ritter Raprecht als Stammvater der Burg St. Johann zuruckgehen
  3. Die Kapelle St. Johann bei Altendorf markiert noch heute den Standort der im Jahr 1350 durch Stadtzurcher Truppen unter Burgermeister Brun zerstorten Burg.
  4. Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Abte, 11. Wernher I.
  5. Kaspar Michel: Marchenstreit. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  6. Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Abte, 16. Konrad I.
  7. Chronik des Dominik Rothenfluh, Original im Stadtarchiv Rapperswil , Kopien in der Zentralbibliothek Zurich.
  8. In einer in Latein verfassten Schenkungsurkunde an das Kloster Ruti werden erstmals cives de Rathprehtswiler (Burger von Rapperswil) als Zeugen genannt: ≪Vogt Rudolf von Rapperswil schenkt wegen Unbotmassigkeit seines nachsten Verwandten die Kirche Bollingen samt Zehnten und Zugehorden dem Kloster Ruti. Damit diese Schenkung von seinen Erben auch in Zukunft nicht angefochten werden kann, wird die vorliegende Urkunde aufgesetzt und mit dem Siegel Rudolfs versehen.≫ Unter den Zeugen erscheinen zahlreiche Ritter, z. B. Diethelm von Toggenburg , Ulrich von Landenberg sowie beinahe alle cives ( Burger , Patrizier) von Rapperswil. Offentlich aufgesetzt im Haus des Amtmanns Peter. Mit dieser Urkunde wurde 1229 als ≪offizielles≫ Grundungsdatum der Stadt Rapperswil datiert. Die Historie ist den Informationstafeln im Stadtmuseum Rapperswil entnommen.
  9. Website der Gemeinde Freienbach , Geschichte
  10. a b Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Abte, 20. Heinrich II. von Guttingen
  11. Klosterarchiv Einsiedeln Professbuch: Abte, 17. Anselm von Schwanden
  12. Klosterarchiv Einsiedeln Professbuch: Abte, 19. Peter I. von Schwanden
  13. a b Website Kapuzinerkloster Rapperswil, Geschichte
  14. Geschichte rapperswil-jona.ch

Koordinaten: 47° 13′ 36″  N , 8° 49′ 6″  O ; CH1903:  704487  /  231556