Hermann Haller (Bildhauer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Haller (* 24. Dezember 1880 in Bern ; † 23. November 1950 in Zurich ) war ein Bildhauer und gilt als einer der Begrunder der modernen Plastik in der Schweiz . Haller war mehr Modelleur als Bildhauer.

Hallers Atelier in Zurich

Hermann Haller entschloss sich als 14-jahriger Gymnasiast auf einer Ausstellung angesichts von Bildern des Malers Ferdinand Hodler , Maler zu werden. Hodler war es auch, der dem 17-jahrigen Haller grosses Talent bescheinigte. Zuerst begann er in Stuttgart ein Studium der Architektur . 1901 schrieb er sich fur die Malklasse an der Akademie der Bildenden Kunste in Munchen ein [1] . Dort traf er einen Mitschuler aus Bern, Paul Klee . Mit ihm reiste er von Oktober 1901 bis Mai 1902 durch Italien. [2]

Ab 1901 besuchte er in Stuttgart die Akademie der bildenden Kunste . In dieser Zeit begann auch seine Freundschaft mit dem Maler Karl Hofer und dem mit Hofer befreundeten Dichter Alfred Mombert , von dem er 1904 eine verschollene Bildnisbuste in Gips und danach 1905 eine weitere in Bronze schuf, die sich heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. [3] Der Winterthurer Mazen Theodor Reinhart , uber seinen mit Mombert befreundeten Sohn Hans ebenfalls in Verbindung mit dem Heidelberger Dichter, ermoglichte Haller, so wie auch Hofer, einen langeren Aufenthalt in Rom in der Villa Strohl-Fern , wo er sich der Bildhauerei zuwandte und nach einem Besuch Momberts die oben erwahnte Bildnisbuste in Gips von diesem schuf. 1907 wurde Hermann Haller durch eine Wurdigung in einer Kunstzeitschrift bekannt. Im Januar 1909 heiratete er in Dusseldorf die Sangerin Gerda Agnes von Watjen (1886?1965), Tochter des Regierungsrates Hermann von Watjen [4] und mutterlicherseits Enkelin des Malers Benjamin Vautier .

Von 1909 [5] bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte er mit seiner Familie in Paris , [5] kam dort durch seinen Schwager, den Maler Otto von Watjen , und dessen spatere Frau Marie Laurencin in Verbindung mit dem Kreis der Kunstler im Cafe du Dome und schloss Freundschaft mit Ernesto de Fiori und Rudolf Levy . Die Sommermonate verbrachten die Hallers in Watjens Haus am Meer in Cap Ferret , welches in der Nahe von Arcachon liegt. [6] 1914 [5] ging Haller zuruck in die Schweiz und wirkte in Zurich als erfolgreicher Figurenplastiker. 1917 heiratete er in zweiter Ehe die Malerin Felicitas Trillhaase (1894?1961), genannt ?Chichio“, Tochter des Malers Adalbert Trillhaase . In Zurich befreundete er sich mit Hermann Hubacher und wurde spater dessen Trauzeuge [7] .

Ab 1919 war er in neuer Lebensgemeinschaft mit seiner Schulerin, der Bildhauerin Hedwig Braus , welche er im April 1945 heiratete. Zwischen 1921 und 1923 unternahmen Braus und Haller gemeinsam verschiedene Studienreisen nach Paris und Italien; die Wintermonate verbrachten sie in Berlin , zuerst beim Kunsthandler Paul Cassirer , dann bei Fritz Huf , in dessen Atelier Haller arbeitete.

Jungling mit Blaudrossel , Widmann-Brunnen, Bern

In den 1920er Jahren gehorte Haller zu den bekanntesten Bildhauern des deutschen Sprachraums. 1922 schuf Haller die Bronzefigur Jungling mit Blaudrossel fur den Widmann -Brunnen am Hirschengraben in Bern [8] . In Zurich wurde er in dieser Zeit zum bedeutendsten Figurenplastiker der Schweiz [9] . 1933 verlieh ihm die Universitat Zurich den Ehrendoktortitel . Zusammen mit Cuno Amiet vertrat er 1934 die Schweiz an der Biennale von Venedig . Haller gehorte dem Deutschen Kunstlerbund bis zur Auflosung durch die Nationalsozialisten 1936 als ordentliches Mitglied an. [10]

1937 wurden in der Nazi-Aktion ? Entartete Kunst “ seine Skulptur Kniendes Madchen (Terrakotta, bemalt, Hohe 33 cm, 1921/1922) aus dem Kronprinzen-Palais der Nationalgalerie Berlin beschlagnahmt, 1939 jedoch zuruckgegeben. [11]

1949 erhielt Haller den Kunstpreis der Stadt Zurich. Im gleichen Jahr nahm er zusammen mit seinem Freund Jakob Probst [12] an der dritten internationalen Plastik-Ausstellung des Philadelphia Museum of Art teil.

Haller ? dessen Neffe ubrigens der Komponist gleichen Namens war ? hielt sich immer wieder in Ascona auf. [13] An der Abdankungsfeier im Fraumunster hielt Ernst Morgenthaler die Ansprache [14] . Haller fand auf dem Privatfriedhof Hohe Promenade seine letzte Ruhestatte.

Hallers Thema, die erotische Spannung zwischen den Geschlechtern, zieht sich durch sein ganzes Werk, das vor allem (teils lebensgrosse) weibliche Akte und Portrat - Busten umfasst. Seine tonernen Frauenfiguren strahlen Heiterkeit und Warme aus. Sein selbst entworfenes und 1932 erbautes Atelier an der Hoschgasse 6 in Zurich, [15] direkt gegenuber dem Centre Le Corbusier, fruher Heidi-Weber-Museum , ist jeweils in den Sommermonaten zur Besichtigung geoffnet und zeigt zahlreiche Originalwerke des Kunstlers. Das Holzatelier ist einer der letzten Zeugen der Bauhaus -Architektur in Holz Europas. [16] [17]

Hallers Werke befinden sich heute in vielen in- und auslandischen Museen und Standorten wie dem Kunsthaus Zurich und dem Museum of Modern Art in New York.

Commons : Hermann Haller  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Akademie der Bildenden Kunste Munchen: Hermann Halle, 1901 im Matrikelbuch. Abgerufen am 21. Oktober 2019 .
  2. Susanna Partsch: Paul Klee 1879?1940. Benedikt Taschen Verlag, Koln, ISBN 3-8228-0427-4 , S. 94.
  3. Vgl. Susanne Himmelheber (Hrsg.), Alfred Mombert (1872 ? 1942). Eine Ausstellung des Deutsch-Amerikanischen Instituts in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg, Alte Universitat Heidelberg vom 27. Juni bis 31. Juli 1993- Wunderhorn, Heidelberg 1993, Nr. 21, S. 30f.; Ulrich Weber , Alfred Mombert. Ausstellung zum 25. Todestag. 10. April bis 8. Juli 1967 [Badische Landesbibliothek] . C.F. Muller, Karlsruhe 1967, Nr. 49f., S. 41f.; Nr. 104, S. 65; S. 173 (zur Begegnung mit Haller und Hofer in Rom); Hans Bloesch, Hermann Haller, in: Das Werk. Architektur und Kunst 3, 1960, S. 81?89, hier S. 89 (Abb. rechts) .
  4. Civilstand der Oberburgermeisterei Dusseldorf: Den 12. (Mai 1886) Gerda Agnes, T. d. Regierungs-Assessors Hermann Watjen, Golsteinstr. , in Dusseldorfer Volksblatt, Nr. 132, vom 18. Mai 1886
  5. a b c Stefan Durre: Seemanns Lexikon der Skulptur . E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2007, ISBN 978-3-86502-101-4 , S.   177   f .
  6. Kurzbiografie Hermann Haller: 1909-14 im Winter in Paris, im Sommer in Cap Ferr(e)t bei Arcachon. , auf bildindex.de, abgerufen am 4. Mai 2016
  7. Hermann Hubacher: Erinnerung an Hermann Haller. Abgerufen am 21. Oktober 2019 .
  8. Bauinventar der Stadt Bern: Hirschengraben , abgerufen am 18. September 2018.
  9. Zurcher Illustrierte, 1933: Warum ich in Zurich lebe. Abgerufen am 29. Oktober 2019 .
  10. Ausstellungskatalog 34. Jahresausstellung Bonn: 1936 verbotene Bilder. Deutscher Kunstlerbund e.V., Berlin 1986, S. 98.
  11. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin.
  12. Rolf Wirz: Jakob Probst. Abgerufen am 2. August 2019 .
  13. Hermann Haller ( Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive ) auf ticinarte.ch
  14. Ernst Morgenthaler: 27. November 1950, Trauerrede fur Hermann Haller. Abgerufen am 21. Oktober 2019 .
  15. Atelier an der Hoschgasse
  16. Atelier Hermann Haller
  17. Atelier Hermann Haller , auf museen-zuerich.ch, abgerufen am 23. April 2016
  18. Zunft zum Kambel: Kranzniederlegung ( Memento des Originals vom 9. Oktober 2006 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.kaembel.ch , abgerufen am 29. Marz 2013.
  19. Rolf Lambrigger: Zeitgenossische Kunstwerke im Freien . Orell Fussli Verlag, Zurich/Schwabisch Hall 1985, S.   41 .
  20. Buchhandlung Hauser (Hrsg.): Auszug aus dem Protokoll des Stadtrates von Zurich . Zurich 8. Februar 1968, Stadtarchiv .