Herbert Alois Kraus

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Herbert Alois Kraus (* 18. November 1911 in Zagreb ; † 3. September 2008 in Wien ) war ein osterreichischer Journalist, Politiker, Manager und Sachbuchautor.

Leben und Wirken

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Herbert Alois Kraus wuchs in Tirol auf, besuchte die Volksschule in Hall in Tirol , dann drei Jahre lang das Gymnasium in Brixen und maturierte 1930 an der Stella Matutina in Feldkirch . Er promovierte 1934 an der Hochschule fur Welthandel in Wien in Volkswirtschaftslehre. Anschließend war er als Hofmeister und Hauslehrer in der Tschechoslowakei und in Polen tatig. 1936 grundete er in Wien einen chemischen Kleinbetrieb und wurde 1938 als Wirtschaftsjournalist tatig. Bis 1939 war er Redakteur beim Neuen Wiener Journal , danach bis 1941 Korrespondent des Sudost-Echos . Seinen Militardienst von 1941 bis 1945 leistete er zuerst beim Oberkommando der Wehrmacht mit der Auswertung der aus der Sowjetunion einlaufenden Wirtschaftsnachrichten, dann in der Wirtschaftsinspektion Sud in der Ukraine . Wegen kritischer Berichte wurde gegen ihn ein Kriegsgerichtsverfahren eingeleitet, das im Oktober 1944 mit einem Freispruch endete. Im Fruhjahr 1945 fluchtete er aus dem Kaukasusgebiet nach Westen und erlebte das Kriegsende in Mondsee . Er fand dann Quartier bei seinem Schwager in der Stadt Salzburg und bemuhte sich beim US-Militarkommando in Salzburg vergeblich um die Grundung einer Zeitung. Er arbeitete dann fur den Osterreichischen Kurier , der im Juni 1945 in die Salzburger Nachrichten aufging. [1] Anfang 1946 grundete er das Osterreichische Forschungsinstitut fur Wirtschaft und Politik und fungierte als Herausgeber der Zeitschrift Berichte und Informationen , die sich vor allem mit politischen und wirtschaftlichen Themen befasste und ab 1947 sehr kritisch zum osterreichischen Nationalsozialistengesetz ( Verbotsgesetz 1947 ) Stellung bezog. [2]

1949 grundete er zusammen mit Viktor Reimann den Verband der Unabhangigen (VdU), dessen Bundesobmann er bis 1952 war. Bei den zweiten freien Nationalratswahlen 1949 trat der VdU zum ersten Mal an und erlangte 11,7 % der Stimmen. Kraus zog mit 15 anderen VdU-Abgeordneten ins Parlament ein und wurde Klubobmann. Als 1955 die Freiheitliche Partei Osterreichs als Nachfolgeorganisation des VdU gegrundet wurde, trat Kraus der neuen Partei nicht bei und schied nach der Nationalratswahl 1956 aus dem Parlament aus. Danach trat er politisch lange Zeit nicht mehr in Erscheinung, bis er 1978 Prasident (bis 1993) im ?Liberalen Klub“ in Wien wurde.

Beruflich ging Kraus nach seinem Ausscheiden aus der Politik in die Privatwirtschaft und grundete 1957 zusammen mit Hans Priebsch und Hans von Behr die Donau-Finanz GesmbH & Co. KG, [3] deren geschaftsfuhrender Gesellschafter er 1959 wurde.

In seinem 1942 erschienenen Buch "Russland 1941" gibt es einige sehr vom Antisemitismus gepragte Aussagen (z. B.: "Bei den Juden konnte man die erforderliche Skrupellosigkeit und Dienstbereitschaft immer finden" oder "...Skrupellosigkeit, personliche Rohheit, ..., die neben den verkommenen Elementen niederster Herkunft auch den meisten Juden eigen sind"). Auch ist seine Position in diesem Buch eine insgesamt uberhebliche und von Verallgemeinerungen getragene.

In seinem 1990 erschienenen Buch ?Großeuropa“. Eine Konfoderation vom Atlantik bis Wladiwostok vertritt Kraus die Vision eines Großeuropa unter Einbindung Russlands, einer ?Konfoderation europaischer Staaten vom Atlantik bis Wladiwostok.“ Er argumentiert, dass die Einbindung Russlands Westeuropa von der Angst vor einem Krieg mit Russland befreien wurde, und dass die Anbindung dieses großen russischen Marktes eine jahrzehntelange Hochkonjunktur mit sich bringen wurde. [4]

In seinem 2003 erschienenen Buch Europa mit Russland vereint. Eine Vision fur das 21. Jahrhundert vertritt Kraus die Auffassung, dass im 21. Jahrhundert die Zeit der Nationalstaaten von einer Zeit der kontinentalen Einigung abgelost werde. Er tritt fur die Schaffung einer Großeuropaische Konfoderation ein, die aus den 27 EU -Mitgliedern, allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens und der Sowjetunion sowie Norwegen , der Schweiz und der Turkei bestehen soll. Der Zweck dieses Staatenbundes soll sein, Westeuropa zu einem ebenburtigen Partner der USA zu machen und damit, ?die Welt einer geordneten Vielfalt der Machtpositionen und damit der allgemein gewunschten Mehrpoligkeit zuzufuhren.“ Die Vereinigung soll den Frieden zwischen den Mitgliedsstaaten garantieren und eine staatsrechtliche und militarische Union sein, die nach dem Subsidiaritatsprinzip gestaltet ist. Die nationalen Streitkrafte sollen durch eine großeuropaische Kontinentalarmee ersetzt werden. [5]

  • Russland 1941. Volk, Kultur und Wirtschaft . Sudost-Echo, Wien 1942
  • Osterreich zwischen 1945 und 1955 . Schriftenreihe des Freiheitlichen Bildungswerks, Wien 1979
  • ?Untragbare Objektivitat“. Politische Erinnerungen 1917 bis 1987 . Amalthea, Wien, Munchen 1988
  • ?Großeuropa“. Eine Konfoderation vom Atlantik bis Wladiwostok . Langen Muller, Munchen 1990
  • Zusammen mit Gergana Schulak: Europa mit Russland vereint. Eine Vision fur das 21. Jahrhundert . Molden, Wien 2003, ISBN 3-85485-091-3

Einzelnachweise

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  1. Erich Marx: Herbert Kraus, in: Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Reprasentanten der Zweiten Republik, Verlag Manz Wien 1995, S. 344?352.
  2. Osterreichischer Nationalrat : Parlamentskorrespondenz/BL/31. Oktober 1996/Nr. 626 ( Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive ).
  3. Geschichte der Donau-Finanz
  4. Erich Reiter: Sinn und Zweck einer sicherheits- und verteidigungspolitischen Doktrin. Interne Information des Militarwissenschaftlichen Buros fur die Dienststellen des Bundesministeriums fur Landesverteidigung , September 2000, S. 27 (PDF; 302 kB)
  5. Hartmut Wagner: ?Europa mit Russland vereint ? Eine Vision fur das 21. Jahrhundert“ von Herbert Kraus und Gergana Schulak ( Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive ). Rezension im Eurasischen Magazin , 21. Mai 2003