Henriette Adelheid von Savoyen

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Prinzessin Henriette Adelheid von Savoyen, spatere Kurfurstin von Bayern
Henriette Adelheid von Savoyen

Prinzessin Henriette Adelheid Maria von Savoyen , Kurfurstin von Bayern (* 6. November 1636 in Turin ; † 13. Marz 1676 in Munchen ), war durch Heirat Kurfurstin von Bayern.

Henriette Adelaides Zwillingsschwester Katharina Beatrix (6. November 1636?26. August 1637) verstarb neun Monate nach der Geburt. Sie verlor ihren Vater Viktor Amadeus I. im Alter von einem Jahr. Ihre Mutter, die Regentin von Savoyen , Herzogin Christina von Savoyen , war die Tochter des franzosischen Konigs Heinrich IV. und Schwester seines Nachfolgers Ludwig XIII.

Am 8. Dezember 1650 wurde sie im Dom zu Turin per procurationem feierlich mit dem bayerischen Thronfolger und spateren Kurfursten Ferdinand Maria vermahlt. Die Stelle des abwesenden Brautigams nahm ihr Bruder Karl Emanuel II. ein.

Die Heirat ging letztlich auf eine Initiative Kardinal Mazarins zuruck, der das Heiratsprojekt in einer Botschaft an die bayerischen Gesandten vorgeschlagen hatte, die sich 1647 am spanischen Hof aufhielten. [1] Allerdings war die savoyische Heirat fur beide Seiten nicht die erste Wahl. Die Mutter hatte lange Zeit eine Ehe Henriette Adelaides mit dem franzosischen Kronprinzen, dem spateren Sonnenkonig Ludwig XIV. , angestrebt. [2] Der Munchner Hof dagegen war an einer Braut interessiert, die nach Moglichkeit deutsch sprechen, auf jeden Fall aber katholisch sein sollte. [1] Vor der Unterzeichnung des Ehepaktes am 14. Mai 1650 hatte der Munchner Hof umfangreiche Informationen uber die savoyische Herzogsfamilie eingeholt und den Spion Ferdinando Egartner unter dem Decknamen Aloise Rizzi nach Turin geschickt. Dessen Geheimberichte, die u. a. die schon damals legendare Schonheit Henriette Adelheids bestatigten, hatten den bayerischen Kurfursten Maximilian I. dazu veranlasst, auf einer Heirat seines Sohnes mit Henriette Adelheid und nicht etwa ihrer Schwester Margherita zu bestehen. [3]

Durch den Tod seines Vaters wurde Ferdinand Maria schon im Jahr nach der Hochzeit Kurfurst von Bayern und Henriette Adelheid damit Kurfurstin eines Landes, dessen Boden sie noch nie betreten hatte. Am 16. Mai 1652 brach sie mit einem Tross von 336 Pferden und 350 Packwagen in Richtung Munchen auf [4] , wo sie am 21. Juni eintraf. [5] In Kufstein begegneten sich die Eheleute erstmals. [6] [7] Als Erkennungszeichen ubergab Ferdinand ihr einen Brief ihrer Mutter. Am 25. Juni 1652 erfolgte in Munchen die Eheschließung erneut.

Wegen der lang anhaltenden Kinderlosigkeit hielt sie sich 1659 samt Gefolge zur Kur in Bad Heilbrunn auf. Die Kur hatte Erfolg, und bis heute erinnert die 1832 so benannte Adelheidquelle an den Aufenthalt der Kurfurstin. 1663 grundete sie die Kongregation der Adeligen Dienerinnen Mariens .

Die Churfurstl. Schwaig und Lusthauß Nymphenburg , Michael Wening , 1701.
Sarg von Henriette Adelheid in der Theatinerkirche

Adelheid war als Kurfurstin eine wichtige Beraterin ihres Ehemanns. Sie war wesentlich am Bau von Schloss Nymphenburg und der Theatinerkirche beteiligt und zog auslandische Kunstler an den Munchner Hof.

Adelheid ubte auch einen starken Einfluss auf die bayerische Politik zu Gunsten Frankreichs aus, der schließlich zu einem gegen die Habsburger gerichteten Bundnis zwischen Bayern und Frankreich fuhrte. Die von ihr gestalteten Feste waren wegen ihrer Pracht beruhmt, bis am 9. April 1674 ein verheerendes Feuer die Residenz zerstorte. Dabei rettete sie in Abwesenheit Ferdinands barfuß und unter Lebensgefahr ihre Kinder. Sie zog sich dabei eine Erkaltung zu, die nach zweijahrigem Leiden zu ihrem Tod fuhrte.

Bestattet wurde sie in einem Sarg in der Furstengruft in der von ihr miterbauten Theatinerkirche. Ebenfalls in der Gruft ruhen ihr Herz und ihre Eingeweide separat in einem Zinngefaß.

Adelheids Bibliothek kam nach ihrem Tod in die Bayerische Staatsbibliothek Munchen . [8]

  1. Maria Anna Victoria (* 28. November 1660; † 20. April 1690), ? 7. Marz 1680 in Chalons-sur-Marne Louis von Frankreich, Grand Dauphin (* 1. November 1661; † 14. April 1711)
  2. Maximilian II. Emanuel (* 11. Juli 1662; † 26. Februar 1726), Kurfurst von Bayern ? 15. Juli 1685 Maria Antonia, Erzherzogin von Osterreich , ? 2. Januar 1695 Therese Kunigunde, Prinzessin von Polen .
  3. Luise Margarete Antonie (* 18. September 1663; † 10. November 1665)
  4. Ludwig Amadeus Victor (* 6. April 1665; † 11. Dezember 1665)
  5. Totgeburt (*/† 1666)
  6. Kajetan Maria Franz (* 2. Mai 1670; † 7. Dezember 1670)
  7. Joseph Clemens Kajetan (* 5. Dezember 1671; † 12. November 1723), Kurfurst von Koln.
  8. Violante Beatrix (* 23. Januar 1673; † 29. Mai 1731) ? 19. Januar 1689 in Florenz Ferdinand de’ Medici, Erbprinz der Toskana .
  • Preuß:  Henriette Adelheid, Kurfurstin von Baiern . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 198?200.
  • Roswitha von Bary: Henriette Adelaide. Kurfurstin von Bayern . Unveranderter Nachdruck der Original-Ausgabe Munchen 1980. Pustet, Regensburg 2004, ISBN 3-7917-1873-8 .
  • Britta Kagler : Kulturkonflikte im Alpenraum. Das italienische Gefolge der Kurfurstin Henriette Adelaide am Munchner Hof (1651?1676) . In: Anna Orlowska, Anna, Werner Paravicini, Jorg Wettlaufer (Hrsg.), Atelier. Vorbild, Austausch, Konkurrenz. Hofe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung (Mitteilungen der Residenzen?Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Sonderheft 12) , Kiel 2009, 119?137.
  • Cornelia Kemp: Das Herzkabinett der Kurfurstin Henriette Adelaide in der Munchner Residenz. Eine preziose Liebeskonzeption und ihre Ikonographie . In: Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst 33, 1982, ISSN   0077-1899 , S. 131?154.
  • Reinhold Baumstark : Abbild und Uberhohung in der hofischen Malerei unter Henriette Adelaide und dem jungen Max Emanuel . In: Hubert Glaser (Hrsg.): Kurfurst Max Emanuel. Bayern und Europa um 1700 . Band 1: Zur Geschichte und Kunstgeschichte der Max-Emanuel-Zeit . Hirmer, Munchen 1976, ISBN 3-7774-2790-X , S. 171?205.
  • Else Strobl:  Adelheid (Henriette Maria Adelaide). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6 , S. 58 f. ( Digitalisat ).
  • Julia Hubner: Kurfurstin Henriette Adelaide von Savoyen am bayerischen Hof. Uber weibliche Handlungsspielraume in fruhneuzeitlichen Außenbeziehungen , Dresden: Thelem 2020, ISBN 978-3-95908-505-2 .
Commons : Henriette Adelheid von Savoyen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. a b Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   29 .
  2. Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   27, 39   ff .
  3. Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   37 .
  4. Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   66 .
  5. Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   79 .
  6. am 17. Juni
  7. Bary: Henriette Adelaide . 2004, S.   76   f .
  8. Dagmar Jank: Bibliotheken von Frauen: ein Lexikon . Harrassowitz, Wiesbaden 2019 (Beitrage zum Buch- und Bibliothekswesen; 64), ISBN 978-3-447-11200-0 , S. 19.
Vorgangerin Amt Nachfolgerin
Maria Anna von Osterreich Kurfurstin von Bayern
1651?1676
Maria Antonia von Osterreich