Henri d’Artois

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Henri d’Artois, Graf von Chambord (1820?1883)
Maria Theresia von Oster­reich-Este (1817?1886)
Henri in den Armen seiner Mutter und Buste seines Vaters dahinter auf Medaille auf seine Geburt
Schloss Frohsdorf in Frohsdorf bei Wiener Neustadt

Henri d’Artois (vollstandiger Name: Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonne de Bourbon-Artois, duc de Bordeaux, comte de Chambord ; * 29. September 1820 im Palais des Tuileries , Paris ; † 24. August 1883 auf Schloss Frohsdorf , Osterreich ) wurde nach der Abdankung seines Großvaters Karl X. am 2. August 1830 von den franzosischen Legitimisten als Heinrich V. zum Konig von Frankreich ausgerufen.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Henri de Bourbon-Artois war der postum geborene Sohn des 1820 in Paris ermordeten Charles Ferdinand de Bourbon , duc de Berry, des zweiten Sohns Konig Karls X. von Frankreich, und der Prinzessin Maria Karolina von Neapel-Sizilien .

Da seine Geburt den Fortbestand der legitimen Dynastie der Bourbonen sicherte, wurde er als ?ein von Gott geschenktes Wunderkind“ gefeiert. Das Ministerium Richelieu wollte fur das ?Kind von Frankreich“ die Domane Chambord ankaufen, gab diesen Plan aber auf Druck der Offentlichkeit wieder auf. Deshalb erwarb ein Verein von Legitimisten die Domane und schenkte sie dem Prinzen am Tag seiner Taufe, dem 1. Mai 1821.

Frankreich 5 Francs 1831 Henri V, Anwartermunze . Kinderkopf l. / Das konigliche Wappen Frankreichs.

Nach der Julirevolution dankten Karl X. und dessen kinderloser Sohn, der Herzog von Angouleme , zugunsten des unmundigen Prinzen ab, an dem allein nun die legitimistische Thronfolge hing. Tatsachlich war aber Louis-Philippe I. aus dem Haus Orleans am 7. August 1830 zum Konig ausgerufen worden. Henri wurde nach Prag gebracht. Mit seiner Erziehung wurden Jesuiten und die legitimistischen Generale Alphonse-Henri d’Hautpoul und Marie Victor Nicolas de Fay de La Tour-Maubourg unter Leitung von Ange Hyacinthe Maxence de Damas betraut, weswegen die Richtung derselben eine ultramontane und absolutistische wurde.

Nach dem Tod Karls X. am 6. November 1836 und dem seines Onkels Ludwig Anton 1844 wurde Chambord von den Legitimisten als der rechtmaßige Konig Heinrich V. angesehen. Nach langeren Reisen in verschiedenen Landern Europas, wahrend derer er sich 1841 durch einen Sturz vom Pferd so verletzte, dass er einen hinkenden Gang behielt, und 1843 in Belgrave Square in London einen Huldigungsbesuch von 300 Legitimisten aus Frankreich empfing, ließ er sich in Gorz nieder und nahm nach dem Tod des Herzogs von Angouleme den Titel eines Grafen von Chambord an.

Das Vermogen von funf Millionen Franc, das ihm der Herzog von Blacas hinterlassen hatte, erlaubte ihm eine furstliche Hofhaltung. Am 16. November 1846 vermahlte er sich in der Minoritenkirche in Bruck an der Mur [1] mit der Prinzessin Maria Theresia von Osterreich-Este und nahm seinen Aufenthalt in Schloss Frohsdorf bei Wiener Neustadt. Die Ehe blieb kinderlos.

Sowohl nach der Februarrevolution 1848 als auch nach dem Ende des zweiten Kaiserreichs 1870 versuchte die legitimistische Partei, Chambord als Heinrich V. auf den Thron zu heben . Um die Unterstutzung der Orleanisten zu gewinnen, wollte man mit diesen fusionieren und der Familie Orleans das Thronfolgerecht sichern. Beide Male scheiterte der Versuch, 1871 letztlich an der Weigerung des Grafen, die Trikolore anstatt der weißen Nationalflagge des Konigreichs anzunehmen und sich auf eine Verfassung im Voraus zu verpflichten. Vielmehr stutzte sich Chambord einzig und allein auf die klerikale Partei, wodurch er seine Thronbesteigung unmoglich machte. Daraufhin zog er das Leben eines reichen Landedelmanns dem franzosischen Thron vor.

Er starb am 24. August 1883 [2] in Frohsdorf und wurde am 3. September 1883 [3] letztwillig [4] im Kloster Kostanjevica im heute slowenischen Teil von Gorz ( slowenisch Nova Gorica ) bestattet. [Anm. 1] Seine Gattin, Maria Theresia von Modena-Este, wohnte nach seinem Tod noch drei Jahre im Palazzo der Grafen Lantieri in Gorz, wo sie 1886 verstarb. Da Chambord keine mannlichen Nachkommen hinterließ, erlosch mit ihm die altere Linie der Bourbonen, und seine Thronanspruche wurden fortan von dem Zweig der spanischen Bourbonen beansprucht, deren derzeitiger Thronpratendent Louis Alphonse de Bourbon ist. Das Haus Orleans, das einen eigenen Anspruch von Louis-Philippe herleitet (Orleanismus im engeren Sinn), erhebt ebenfalls zusatzlich den Anspruch, auch von Henri ausgehend legitimer Nachfolger zu sein [Anm. 2] , da die andere Linie als spanisch durch den Vertrag von Utrecht ausgeschlossen sei (sog. Unionismus ); deren Thronpratendent ist Jean d’Orleans . [5]

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Statue aus Biskuitporzellan im Musee des Arts decoratifs et du Design , Bordeaux

Das Musee des Arts decoratifs et du Design in Bordeaux besitzt unter anderem eine umfangreiche Sammlung zur franzosischen Restauration und zur Person Henri d’Artois, Herzog von Bordeaux. Mittelpunkt der Sammlung ist eine lebensgroße Statue des Prinzen im Alter von sieben Jahren aus Biskuitporzellan der Porzellanmanufaktur von Sevres , ein Unikat, ursprunglich im Besitz des Konigshauses.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Der Herzog von Bordeaux in England . In: Illustrirte Zeitung . Nr.   26 . J. J. Weber, Leipzig 23. Dezember 1843, S.   401?402 ( Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Henri comte de Chambord: Journal (1846?1883). Carnets inedits. Edite par Philippe Delorme. F.-X. de Guibert, Paris 2009, ISBN 978-2-7554-0345-9 .
  • Guy Auge: Succession de France et regle nationalite. Le droit royal historique francaise contre l'orleanisme. DUC, Paris 1979 (Sonderabdruck aus: La Legitimite. Nr. spec. 1979, ISSN   0153-2243 ).
  • Jean-Francois Chiappe: Le Comte de Chambord et son mystere. Perrin, Paris 1999, ISBN 2-262-01522-8 .
  • Emil Regnault: Ein christlicher Furst. Heinrich von Frankreich, Graf von Chambord. Geboren zu Paris am 29. September 1820, gestorben zu Frohsdorf in Niederosterreich am 24. August 1883. Verlag Styria, Graz 1885.
  • Hugues Trousset: La legitimite dynastique en France. Editions Roissard, Grenoble 1987, ISBN 2-85111-006-3 .
  • Gunter Fuhrmann , Regina Grabenweger: Das Tal der Konige in Niederosterreich. Der geheime Konigshof der Bourbonen , KRAL Verlag, Berndorf 2022, ISBN 978-3-99103-057-7

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Kleine Chronik. (…) Die Trauung des Grafen Chambord. In:  Neue Freie Presse , Abendblatt, 27. August 1883, S. 1, Mitte unten. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. † Graf Chambord. In:  Neue Freie Presse , Abendblatt, 24. August 1883, S. 2 f. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp , sowie
    † Heinrich V.. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 25. August 1883, S. 1 f. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Graf Chambord (…) Gorz. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 31. August 1883, S. 9, unten links. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. † Graf Chambord. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 25. August 1883, S. 4 Mitte. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  5. Genealogie der Hauser Bourbon und Orleans. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 25. August 1883, S. 3 Mitte. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Als Vertretung von Kaiser Franz Joseph I. war zunachst einer von dessen Brudern, Erzherzog Karl Ludwig bzw. Erzherzog Ludwig Viktor , vorgesehen. ? Siehe: Telegramme der ?Neuen Freien Presse“. (…) Triest. (…) Die Leiche des Grafen Chambord (…). In:  Neue Freie Presse , Abendblatt, 30. August 1883, S. 3, Mitte. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
    Letztlich agierte Oberststallmeister General der Kavallerie Prinz Emmerich von Thurn und Taxis (1820?1900) anstelle des Kaisers. ? Siehe: Das Leichenbegangniß des Grafen Chambord.. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 4. September 1883, S. 7, Mitte oben. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
    Die kirchliche Zeremonie bei der Leichenfeier besorgte Fursterzbischof Alois Zorn . ? Siehe: Graf Chambord. (…) Triest. In:  Neue Freie Presse , Abendblatt, 1. September 1883, S. 3, Mitte rechts. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Die Prinzen von Orleans , einschließlich des Grafen von Paris , (Louis-)Philippe d’Orleans , waren zur Kondolenz nach Schloss Frohsdorf gereist. Gegenuber der Witwe stellte der Graf von Paris den Anspruch, im Gorzer Trauerkondukt vor den Hinterbliebenen des letzten franzosischen Bourbonen gereiht zu werden. Da dies von Grafin Chambord in einer sehr heftig gefuhrten Kontroverse abgelehnt wurde, nahmen die Prinzen von Orleans am Leichenbegangnis nicht teil. ? Siehe: Das Leichenbegangniß des Grafen Chambord.. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, 4. September 1883, S. 7, Mitte oben. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Henri d'Artois  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Vorganger Amt Nachfolger
Louis Antoine de Bourbon
Chef des Hauses Bourbon
legitimistischer Thronpratendent Frankreichs
1844?1883
Juan Carlos de Borbon