Hardcore Techno

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Hardcore Techno , in der entsprechenden Szene meist nur Hardcore genannt, ist ein harterer Techno- / New-Beat -Musikstil und bewegt sich in einem Tempospektrum ab ungefahr 160  BPM .

Zunachst wurde die Bezeichnung Hardcore Techno ab ca. 1988 fur harteren EBM bzw. fur eine Spielart genutzt, die aus der Electronic Body Music heraus entstanden war. In dieser Tradition steht bspw. die Maxi ?Body to Body‘ von Bigod 20 aus dem Umfeld des Frankfurter Technoclub .

?≫Body to Body, Eye to Eye, Taste My Fist, I Taste Your Blood.≪ haucht eine obskure Stimme zum Kreischen der Sequenzer und zum Hammern der Sampler. Bei dieser Platte gibt es nur zwei Losungen ? zerbrich sie oder liebe sie. Der angenehme Hardcore-Techno spult dir den Sand aus den Ohren.“

? Dominiqie Zahnd, Rezension zur Maxi ?Body to Body“, Mai 1988 [1]

Mit der aufstrebenden Techno-Bewegung erfolgte eine Bedeutungsverschiebung, sodass ?Hardcore Techno“ ab Anfang der 1990er-Jahre die aggressive Form des Techno / New-Beat [2] meint. Um Verwirrungen vorzubeugen, verwendete man fur den Abkommling der Electronic Body Music fortan die Bezeichnung Hardcore Electro .

Charakteristisch fur Hardcore Techno ist der Fokus auf eine ?harte“, verzerrte Bassdrum . Des Weiteren finden vor allem als ?hart“ geltende Sounds oft Anwendung. Samples und Stimmen sind meist verzerrt oder anderweitig verfremdet und stammen meist aus Horror-, Action- und Kriegsfilmen ( Hellraiser ? Das Tor zur Holle , Nightmare on Elm Street , Pulp Fiction , Full Metal Jacket etc.) oder Hip-Hop - und Gangsta-Rap -Liedern von z. B. N.W.A , Public Enemy oder DMX . Gelegentlich finden auch Samples aus Metal-Liedern (zum Beispiel Fucking Hostile von Pantera ) oder Reggae-Stucken Verwendung.

Als Erfinder des Hardcore Techno gilt der Frankfurter Marc Acardipane mit seiner Veroffentlichung We Have Arrived (unter dem Pseudonym Mescalinum United , 1990), das auf seinem 1989 mit Thorsten Lambart (alias Don Demon/Slam Burt) gegrundeten Label Planet Core Productions (PCP) veroffentlicht wurde. Weitere Hardcore Techno Tracks auf PCP sowie auslandische Stucke wie z. B. Cactus Rhythm von Plexus (bestehend u. a. aus B.B.E. -Mitglied Emmanuel Top ) folgten 1991. Eine der charakteristischsten Komponenten von Hardcore Techno und Gabber ? das orchestrale Chor-Sample ?Ending 1“ des Roland S-330 Samplers ? erschien erstmals im Titel Anasthasia (1991) von T99. [3]

1992 grundete der Niederlander Paul Elstak (alias DJ Paul) das Label Rotterdam Records und legte womoglich mit dem Rotterdamer Act Euromasters und dessen erster Veroffentlichung Amsterdam waar lech dat dan? (Amsterdam, wo liegt das denn?) den Grundstein fur Gabber . Bewiesen ist dies nicht, da es im Jahre 1992 eine ganze Reihe weiterer niederlandischer (und auslandischer) Hardcore-Techno/Gabber-Veroffentlichungen gab und genaue Veroffentlichungsdaten nicht bekannt sind.

Der Zenit wurde gegen Mitte der 1990er erreicht, als die Gabberszene noch untrennbar mit der Techno-Szene verknupft war. Oft koexistierten die beiden Szenen auf ein und derselben Großveranstaltung, was durch zwei oder noch mehr getrennte Tanzflachen (engl. dance floors ) realisiert wurde. Anfanglich war noch meist die Haupttanzflache (engl. main floor ) dem herkommlicheren Techno vorbehalten, wahrend Hardcore Techno im Rahmen eigener Hardcore floors prasent war. Diese Anordnung trug dazu bei, dass bei solchen Veranstaltungen unzahlige neue Raver aus dem Techno-Lager mit Hardcore Techno in Beruhrung kamen, was zu einer starken Erhohung der Nachfrage beitrug. Die Veranstalter reagierten und kehrten die Anordnung um, womit Hardcore Techno den Main floor eroberte. Die DJs und Musikproduzenten wie The Prophet , DJ Dano, DJ Gizmo und Buzz Fuzz (zusammen bekannt als The Dreamteam ) galten regelrecht als Stars. Als einer der wichtigsten Vertreter galt weiterhin der New Yorker DJ und Produzent Lenny Dee .

Hardcore-Techno- Compilations wurden selbst von Major-Labels (z. B. Arcade, BMG , edel Records und WEA Records ) hergestellt und verkauft ? mit Namen wie z. B. Thunderdome , Bassrave, Terrordrome oder auch Shocker. Die Verbindung zwischen Hardcore Techno und Pop -Kultur gelang 1995 dem niederlandischen DJ/Produzenten-Duo Flamman & Abraxas mit einem Remix des Tracks I Wanna Be A Hippy vom englischen Duo Lee Newman und Michael Wells (unter dem Pseudonym Technohead ) ? der vom Sound her an Happy Hardcore erinnert, jedoch keine ?harte“ Bassdrum besitzt ? welches ein weltweiter Erfolg wurde. Veroffentlicht wurde es auf dem Amsterdamer Hardcore-Techno-Label Mokum Records .

Mitte der 1990er Jahre fand eine bedeutende Vermischung zweier Musikstile statt: Der hier beschriebene, auf dem europaischen Festland beliebte Hardcore Techno traf auf den in Großbritannien weit verbreiteten Happy Hardcore , welcher trotz der Namensgleichheit auf andere musikalische Wurzeln ( Hardcore (Breakbeat) ) zuruckgeht. Wahrend der Hardcore Techno in jener Zeit die melodiosen Elemente seines britischen Pendants aufgriff und somit fur kurze Zeit auch in den Niederlanden und Deutschland fur eine Happy Hardcore-Welle sorgte, wurden von den britischen Produzenten fortan gerne die verzerrten 4/4-Basslines des Hardcore Techno verwendet. Es fand also eine bidirektionale Beeinflussung beider Hardcore-Szenen statt. Die Spuren dieses Ereignisse sind vor allem in der heutigen UK-Hardcoreszene noch prasent.

Das breite Interesse an Hardcore Techno nahm um 1996 sehr schnell wieder ab. Auch bei Techno-Partys waren Hardcore-Floors nicht mehr selbstverstandlich, sondern meist nur noch in speziellen Clubs oder an Großveranstaltungen anzutreffen. Dominierte vor allem von 1995 bis 1997 der schnelle Hardcore Techno Sound (haufig 170 bpm aufwarts), sank in den Folgejahren, vor allem ab 1998, die BPM-Zahl der meisten Hardcore Techno Tracks deutlich. Solche langsameren Tracks (die nichts neues waren, sondern lediglich zum Trend wurden), beinhalteten oft hartere Beats als die Tracks vergangener Tage und Melodien horten sich oft ?quietschig“ (im Slang auch Quietschcore genannt) an. Dieser langsamere Hardcore Techno bekam schließlich ab dem Jahre 2002/2003 den Namen ?Mainstyle“ (die Jahre zuvor bereits ?Newstyle Hardcore“ genannt). Zu musikalischen Trends in der Gabberszene wurden ungefahr ab dem Jahre 2001 neben Mainstyle auch andere (und ebenfalls nicht neue) Subgenres des Hardcore Techno wie Industrial Hardcore sowie Frenchcore. Der ?klassische“ (schnellere, nicht frohlich klingende und ohne SuperSaw -Tone auskommende) Hardcore Techno wird nach wie vor kaum produziert.

Subgenres des Hardcore Technos wie Speedcore , Terror , Gabber , Cybergrind etc. sind heute weiterhin Ausdrucksmittel von bestimmten Veranstaltungen, wie der jahrlichen Berliner Fuckparade und der Frankfurter Nachttanzdemo.

Stiltypische Tracks

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  • Mescalinum United ? We Have Arrived (1990; großtenteils Industrial Hardcore )
  • T99 ? Catwalk (1991) [4]
  • Plexus ? Cactus Rhythm (1991)
  • T-Bone Castro ? Hilltop Hustler (I'm The 1 & Only) (1992)
  • 3 Steps Ahead ? Stravinsky's Bass (1994)
  • Chosen Few ? Name Of The DJ (1995)
  • DJ Buzz Fuzz ? Take 'em Up (1996)
  • Party Animals feat. Rob Gee ? Die Nazi Scum (1996)
  • Neophyte vs. The Stunned Guys ? Army Of Hardcore (1998)
  • Endymion ? The Power To Forget (2001)
  • Wapper & The Ladykiller ? Party Extractor (2001)
  • Promo ? Your Mother Sucked My Cock (And It Was Hell) (2002)

Bedeutende Vertreter

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Einzelnachweise

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  1. Dominiqie Zahnd: Rezension zur Maxi ?Body to Body“ von Bigod 20. In: New Life Soundmagazine. Ausgabe 34, Mai 1988, S. 12.
  2. N.N.: New Beat. In: Academic Accelerator. Academic Accelerator, abgerufen am 30. August 2023 (englisch).
  3. Famous Sounds. Abgerufen am 30. August 2023 .
  4. T99 - Gardiac. 1991, abgerufen am 30. August 2023 (franzosisch).