HK P7
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Allgemeine Information
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Zivile Bezeichnung
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HK PSP, P7
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Militarische Bezeichnung
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P7
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Einsatzland
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Deutschland
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Entwickler/Hersteller
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Heckler & Koch
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Entwicklungsjahr
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1976
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Produktionszeit
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seit 1979
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Modellvarianten
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siehe
Modellvarianten
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Waffenkategorie
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Pistole
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Technische Daten
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Munitionszufuhr
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Stangenmagazin
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Feuerarten
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Halbautomatik
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Anzahl
Zuge
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Polygonlauf
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Drall
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Rechts
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Visier
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Offene Visierung
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Verschluss
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gasgebremster Masseverschluss
(außer P7 K3)
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Ladeprinzip
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Ruckstoßlader
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Listen zum Thema
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Die
Heckler & Koch P7
oder
PSP
(
Polizei-Selbstlade-Pistole
) ist eine
Selbstladepistole
in Ganzstahl-Bauweise. Sie verschießt
Patronen
des
Kalibers
9×19mm
. Die Variante P7M10 hat das Kaliber
.40 S&W
und wurde vor allem fur den Export in die
USA
gebaut.
Bei der HK P7 handelt es sich um eine Selbstladepistole mit kraftschlussig-dynamischer Verriegelung uber die Massetragheit des Verschlusses, Eigenantrieb durch direkt wirkenden Gasdruck.
[1]
Dabei wird im Gegensatz zu
Gasdruckladern
der Gasdruck nicht verwendet, um den Verschluss zu offnen. Stattdessen wirkt kurz vor dem Patronenlager abgezapftes Gas auf einen Reaktionskolben. Dieser arbeitet entgegen dem Verschluss der Waffe und bremst dessen Rucklauf ab.
[2]
Diese Konstruktion bringt es mit sich, dass die Waffe einen fest eingebauten
Lauf
ahnlich der
Walther PP
besitzt, der sich beim Schuss (im Unterschied zu sonst gebrauchlichen, verriegelten Ruckstoßladern mit
Schwenkriegel-
oder
Browningverschluss
) nicht bewegt. Unter anderem aus diesem Grund zeichnet sich die P7 durch eine hohe Eigenprazision aus.
[3]
Ein weiterer Vorteil ist die Zerlegbarkeit in vier Baugruppen (Griffstuck mit Lauf, Verschluss mit Gaskolben, Schlagbolzen mit Schlagbolzenfeder, Verschlussfeder) ohne jegliches Werkzeug.
Das System wurde 1927 von dem
belgischen
Konstrukteur
John Destree
patentiert.
[4]
Spater wurde es auch in der
Steyr GB
und der
Norinco
M77B verwendet. Entgegen der weitlaufigen Meinung wird es nicht im
Volkssturmgewehr 1?5
eingesetzt, hier verlangsamt die Gasbelastung jedoch nicht den Rucklauf, sondern hat gegen Ende der Verschlussrucklaufstecke lediglich eine puffernde Wirkung.
[5]
Der Schuss bricht, das Treibmittel in der Patronenhulse wird entzundet. Der zu allen Seiten gleichermaßen wirkende Gasdruck druckt das Geschoss aus dem Hulsenmund heraus. Sobald das Geschoss in den Ubergangkegel eintritt, bewirken die Pulvergase, welche nach hinten auf die Patronenhulse wirken, ein Herausschieben der Patronenhulse nach hinten. Da die Hulse vom Verschluss abgestutzt wird, beginnt der Verschluss mit seiner Offnungsbewegung. Damit es bei diesem Vorgang nicht zur Uberstreckung des Hulsenmaterials und so zu Hulsenreißern kommt, ist das Patronenlager der HK P7 mit Gasentlastungsrillen versehen. Diese sorgen durch eine Umspulung des Gasdrucks fur eine reduzierte
Liderungskraft
im vorderen Bereich der Patronenhulse.
[6]
Sobald der Geschossboden die Gasentnahmebohrung des Reaktionszylinder passiert, fullt sich dieser mit Pulvergasen. Der Reaktionskolben ist so mit dem Verschluss der Waffe verbunden, dass dieser versucht den Verschluss wieder zu schließen. Dies kann ihm jedoch nicht gelingen, da er lediglich einen Zylinderkopfdurchmesser von 7 mm hat. Dagegen wirkt der Gasdruck in der Patronenhulse auf eine Flache ahnlich dem Kaliber der HK P7 also ca. 9 mm. Der Reaktionskolben ist demnach nur in der Lage, die Offnungsbewegung des Verschlusses zu verlangsamen, nicht aber aufzuhalten oder den Verschluss wieder zu schließen.
[7]
Dies hat den Vorteil, dass die HK P7 mit einer Vielzahl verschiedener Laborierungen zuverlassig betrieben werden kann, da ein schwacher Druck sowohl schwach auf den Verschluss als auch schwach auf den Reaktionskolben wirkt, wohingegen ein starker Druck einer starken Ladung entsprechend stark auf die beiden Komponenten einwirkt.
Sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlasst, sinkt der Gasdruck im System der HK P7 stark ab. Dabei verlieren Verschluss und Reaktionskolben ihren jeweiligen Antrieb. Da der Verschluss, bei seinem schon fruh begonnenen Rucklauf, jedoch genug Momentum aufbauen konnte, reicht sein Beharrungsvermogen aus, um die Repetierfunktion vollstandig durchzufuhren.
[8]
In alterer Literatur wird an einigen Stellen behauptet, der Verschluss der HK P7 wurde durch den Druck im Reaktionskolben geschlossen gehalten werden.
[9]
Dies wurde jedoch durch moderne Hochgeschwindigkeitsaufnahmen widerlegt.
[10]
Zudem fehlt der HK P7 nach dem Modell der kraftschlussig-statischen
Gasverriegelung
eine Kraft, welche den Verschluss der Waffe noch offnen konnte, sobald das Geschoss den Lauf der Waffe verlassen hat.
[11]
Die P7 verfugt durch ihren
Spanngriff
uber ein einzigartiges Handspannsystem, das sicherstellt, dass die Waffe bis zum In-Anschlag-gehen unmittelbar vor der Schussabgabe entspannt ist. Aus diesem Grund benotigt die P7 auch keinerlei
manuelle Sicherung
, sondern kann fertig-/durchgeladen (d. h. mit einer Patrone im Patronenlager) gefahrlos getragen werden. Am Spanngriff befindet sich vorn eine Leiste mit Fingermulden, die der Schutze umfasst, sobald er die Waffe zur Hand nimmt. Schließt der Schutze die Hand, so druckt er den Spannhebel in den Griff hinein und spannt so das
Schlagbolzenschloss
der Pistole. Dies wird durch ein deutliches Knacken hor-, durch das Austreten des Schlagbolzens aus dem hinteren Ende des
Verschlusses
sicht- und durch ein Nachlassen der Federspannung, wenn der Schlagbolzen einrastet, fuhlbar. Der Schutze muss dabei nicht die ganze Zeit gegen die Schlagbolzen- und Griff-Feder den Spanngriff geschlossen halten, sondern nach Spannen der Schlagbolzenfeder nur noch gegen die Feder des Spanngriffes.
[12]
Jetzt kann geschossen werden, wobei vom ersten bis zum letzten Schuss (anders als bei einem
Spannabzug
) ein konstantes geringes
Abzugsgewicht
zu uberwinden ist.
[3]
Sobald der Schutze seinen Griff lockert (oder die Waffe fallen lasst), springt der Spannhebel unter Federdruck in seine Ausgangsstellung zuruck ? die Pistole ist dadurch sofort wieder entspannt und vollig sicher. Auch dieser Vorgang wird durch ein deutliches Knacken und durch das Versenken des Schlagbolzens im Verschluss bemerkbar.
[3]
Variante
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Gesamtlange
mm
|
Lauflange
mm
|
Hohe
mm
|
Breite
mm
|
Gewicht
g
[A 1]
|
Kaliber
|
Max.
Magazinfullung
|
Anmerkungen
|
PSP
|
166
|
102
|
127
|
29
|
785
|
9×19mm
|
8
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Ursprungsvariante; Magazinhalter am Griffstuckboden
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P7
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171
|
129
|
780
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Erste Behordenausfuhrung; Breiterer Magazinhalter am Griffstuckboden, tiefer gezogene Griffschalen verdecken den Magazinhalter seitlich
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P7M8
|
171
|
Magazinhalter beidseitig am Griffstuck in Daumenhohe, Hitzeschild im Abzugsbugel
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P7M13
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175
|
135
|
33
|
850
|
13
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Magazinhalter beidseitig am Griffstuck in Daumenhohe, Hitzeschild im Abzugsbugel
|
P7M10
|
175
|
145
|
1.250
|
.40 S&W
|
10
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Magazinhalter beidseitig am Griffstuck in Daumenhohe, Hitzeschild im Abzugsbugel
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P7K3
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160
|
96,5
|
125
|
29
|
750?775
|
.22 lfB
7,65 Br.
9 mm kurz
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8?10
|
Wechsellaufe, -magazine und Verschlussfedern im Set; Magazinhalter beidseitig am Griffstuck in Daumenhohe (kein Hitzeschild, da der Verschluss hier ohne Gasbremse auskommt)
|
- ↑
Gewicht:
ohne Magazin
|
Es existieren sechs Prototypen der P7 M7 im Kaliber
.45 ACP
, die nie in Produktion gingen.
[13]
In Niedersachsen kamen in den 90er-Jahren durch
Fehlbedienung
mehrere Menschen zu Tode. Begunstigt wurde dies durch eine konstruktive Eigenschaft der Waffe: ein Schuss lost sich bei der P7, wenn gleichzeitig Abzug und Spanngriff gedruckt werden; die Waffe differenziert dabei nicht, welcher Hebel zuerst gedruckt wird. Dadurch kam es in
Stresssituationen
zu mehreren Unfallen, als Polizisten im Reflex nicht nur den Spanngriff, sondern gleichzeitig mit dem Zeigefinger den Abzug durchzogen und Kollegen und Verdachtige verletzten und toteten. Das
Deutsche Waffen-Journal
berichtete 1996 daruber und brachte einen Artikel, wie die P7 zu verandern ware, damit der Abzug außer Funktion ist, wenn er bei entspanntem Griffstuck gezogen wird und nach Ziehen des Griffstuckes erst nach Entlastung, wie nach einem Schuss, wieder scharf wird. Es ist nicht bekannt, ob und wie viele Waffen dementsprechend umgebaut wurden.
Prinzipbedingt wird die Waffe im Bereich des vorderen Griffstuckes, wo sich der Gaszylinder befindet, sehr heiß. Deswegen wurde bei der P7M8 gegenuber dem Ursprungsmodell P7 PSP oberhalb des Abzugbugels ein Hitzeschild aus Kunststoff angebracht.
Obwohl es moglich ist, das Gerausch des entspannenden Schlagbolzens gemaß HK-Bedienungsanleitung zu vermindern, indem man beim Entspannen den Schlitten ein Stuck zuruckzieht, ist die Bewegung des Griffstuckes beim Spannen wie Entspannen immer noch deutlich horbar, was in gewissen taktischen Situationen als Nachteil empfunden wird.
Die P7 war lange bei der
GSG 9
des
Bundesgrenzschutzes
(heute
Bundespolizei
) eingefuhrt, sie zahlt noch heute zur Ausstattung vieler Spezialeinheiten und auch
Polizeibehorden
im In- und Ausland. Die
bayerischen
und
sachsischen
Landespolizeien stockten so 2002 ihre Bestande (880 Pistolen Bayern, 65 Pistolen Sachsen) auf, die aus dem Verkauf der
Polizei Niedersachsen
stammten.
[14]
Diese stellte zwischen 2002 und Ende 2006 fur 7,5 Millionen Euro auf die
HK P2000
um.
[15]
Die Standardwaffe der bayerischen Polizei ist seit 2018 die
HK SFP9
, die die P7 ersetzte.
[16]
Der militarische Personenschutz der deutschen
Feldjagertruppe
fuhrte die P7.
[17]
Sie wurde dann durch die
P30
von HK ersetzt. Der Justizvollzug in Nordrhein-Westfalen hatte sie 2004 noch im Bestand.
[18]
- Chris McNab
:
Handfeuerwaffen des 20. und 21. Jahrhunderts. Pistolen, Revolver, Gewehre, Maschinenpistolen, Maschinengewehre, Granatwaffen
. Deutsche Erstausgabe. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 2007,
ISBN 978-3-7043-1440-6
(?Wissenswertes ? Sport, Technik“).
- Heckler & Koch:
P7 M8/P7 M13 Selbstlade-Pistolen Kaliber 9mm × 19 (9mm Luger) Bedienungsanleitung
. 1982, Ident-Nr. 927 829.
- Heckler & Koch:
Pistole P7 ? P7 M8 ? P7 M13 9mm × 19 Instandsetzungsanweisung
. 1996, Ident-Nr. 987 161.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen
. 4. Auflage. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2016,
ISBN 978-3-936632-97-2
,
S.
430
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen
. 4. Auflage. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2016,
ISBN 978-3-936632-97-2
,
S.
431
.
- ↑
a
b
c
vgl. HK:
P7 M8/P7 M13 Selbstlade-Pistolen Kaliber 9mmx19 (9mm Luger) Bedienungsanleitung
, 1982, S. 3?4.
- ↑
HK P7
auf hkpro.com
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen Erganzungsband 1
. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2020,
ISBN 978-3-946429-48-7
,
S.
208
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen
. 4. Auflage. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2016,
ISBN 978-3-936632-97-2
,
S.
429
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen Erganzungsband 1
. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2020,
ISBN 978-3-946429-48-7
,
S.
330
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen
. 4. Auflage. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2016,
ISBN 978-3-936632-97-2
,
S.
430
.
- ↑
Gunter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen:
Schutzenwaffen Heute (1945-1985) Band 1
. 5. Auflage. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1998,
ISBN 3-89488-057-0
,
S.
133
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen Erganzungsband 1
. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2020,
ISBN 978-3-946429-48-7
,
S.
332
.
- ↑
Peter Dannecker:
Verschlusssysteme von Feuerwaffen
. 4. Auflage. dwj Verlags GmbH, Blaufelden 2016,
ISBN 978-3-936632-97-2
,
S.
427
.
- ↑
vgl. HK:
Pistole P7 ? P7 M8 ? P7 M13 9mm x 19 Instandsetzungsanweisung
, 1996, S. 16.
- ↑
The HK P7M7 ? Only Six in the World
auf hkpro.com
- ↑
Kleine Anfrage des Abgeordneten Ralf Briese (GRUNE) an den Landtag Niedersachsen im Juni 2009, Drucksache 16/1609
(PDF, 43,2 kB), abgerufen am 11. Dezember 2010
- ↑
P2000: Diese Waffe ist ein Volltreffer
. Hamburger Abendblatt vom 9. April 2002, abgerufen am 11. Dezember 2010
- ↑
SFP 9: Das ist die neue Feuerwaffe der bayerischen Polizei
,
Munchner Merkur
vom 12. Januar 2018, abgerufen am 30. Juli 2016.
- ↑
Pistole P7
auf streitkraeftebasis.de
- ↑
Der Vollzugsdienst, Fachzeitschrift fur die Bediensteten des Justizvollzugs, Ausgabe 4, 2004, Online einsehbar, (eingesehen am 7. Dezember 2010)
(PDF; 2,0 MB)