Gustav Schwab (1850)
Gustav Benjamin Schwab
(*
19. Juni
1792
in
Stuttgart
; †
4. November
1850
ebenda) war ein deutscher
Pfarrer
,
Gymnasialprofessor
und
Schriftsteller
, der zur
Schwabischen Dichterschule
gerechnet wird. Mit seinen
Sagen des klassischen Altertums
(1838?1840) schuf er einen Klassiker der deutschsprachigen
Kinder- und Jugendliteratur
.
Titelbild zu den
Sagen des klassischen Altertums
(1925)
Schloss Gomaringen
(2007), Wohnsitz Schwabs 1837?1841
Grabmal von Gustav Schwab und seiner Frau auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof
Gedenkstein in Friedrichshafen
Gustav Schwab war der Sohn des
Geheimen Hofrats
Johann Christoph Schwab
, der zeitweilig Professor an der
Hohen Karlsschule
war, und dessen Frau Friederike, Tochter eines angesehenen Stuttgarter Kaufmanns und Nichte von
Johann Heinrich Dannecker
. Das Geburtshaus in der Stuttgarter
Konigstraße
51 ist zerstort.
Schwab wuchs in der evangelisch-humanistischen Atmosphare des
schwabischen
Bildungsburgertums
(in der Tradition der
Wurttembergischen Ehrbarkeit
) auf. Er besuchte das
Gymnasium illustre
in Stuttgart und studierte ab 1809 als Stipendiat des
Evangelischen Stifts
in
Tubingen
an der dortigen
Eberhard Karls Universitat
zunachst zwei Jahre
Philologie
und
Philosophie
, spater dann
Theologie
.
Im Dezember 1817 erhielt er eine Professur fur
alte Sprachen
am oberen Gymnasium (dem heutigen
Eberhard-Ludwigs-Gymnasium
) in Stuttgart.
Einige Monate spater heiratete er Sophie
Gmelin
, die Tochter des Juraprofessors
Friedrich von Gmelin
.
Ab 1825 wirkte er zwanzig Jahre lang an den bei
F. A. Brockhaus Leipzig
erscheinenden
Blattern fur literarische Unterhaltung
mit.
Anfang 1828 trat er in die Redaktion des traditionsreichen Verlages von
Johann Friedrich Cotta
ein, der das
Morgenblatt fur gebildete Stande
verlegte. Mit dieser literarischen Schlusselposition wurde er zu einem
Mazen
fur jungere Autoren. Er forderte die schwabischen Autoren
Wilhelm Waiblinger
,
Alexander von Wurttemberg
,
Gustav Pfizer
,
Hermann Kurz
,
Eduard Morike
und
Wilhelm Hauff
. Aber auch nicht-schwabische Autoren wie
August von Platen
,
Nikolaus Lenau
,
Anastasius Grun
und
Ferdinand Freiligrath
konnten sich seiner Unterstutzung erfreuen.
1837 ubernahm er das Pfarramt im Dorf
Gomaringen
am Fuß der
Schwabischen Alb
und das Predigen wurde ihm, neben dem Lehren, eine seiner Lieblingstatigkeiten.
Mit einem in Gomaringen abgefassten Werk ist Schwab fur viele Generationen von Kindern und Jugendlichen zu
dem
Vermittler der griechisch-romischen Sagen- und Gotterwelt geworden. Er hat die großen
Epen
der
Antike
von 1838 bis 1840 aus Originaltexten zusammengetragen, ins Deutsche ubersetzt und mit großem padagogischen Impetus nacherzahlt, Kurzungen und Milderungen der grausamen und erotischen Passagen vorgenommen.
[1]
Die
Sagen des klassischen Altertums
in drei Banden haben, obgleich vorrangig an Jugendliche gerichtet, bis heute die
Rezeption
der griechischen und romischen Mythologie im deutschsprachigen Raum auch bei
Erwachsenen
stark beeinflusst.
Dass Schwab nicht frei von
antisemitischen
Ressentiments war, zeigt sich in folgender Mitteilung an seinen lebenslangen Freund, den Theologen
Carl Christian Ullmann
: ?Sammlung und Volkssagen habe ich mit Liebe gemacht; es freut mich, wenn sie wieder Liebe finden. Konnte ich mich doch in diesen bosen Zeiten, wo das Junge Deutschland den Frevel der Verwustung aufpflanzen wollte und, auch verfolgt, noch einschwarzt, mich ganz ins Wunderland der Poesie aus der verfluchten und verruchten Tagesliteratur, wo der Judaismus, mit allen ekelhaften Lastern, Luge, Prahlerei und Feigheit, Schmeichelei und Verleumdung herrscht, herausretten.“
[2]
1841 erhielt er das Stadtpfarramt von
St. Leonhard
in Stuttgart, 1842 wurde er
Dekan
und 1845
Oberkonsistorialrat
der hoheren Schulen in
Wurttemberg
. 1847 wurde er mit dem
Ehrendoktor
der Theologie der Universitat Tubingen ausgezeichnet.
Er starb am 4. November 1850 in Stuttgart an fehlerhafter arztlicher Behandlung.
[3]
Sein Grab liegt auf dem Stuttgarter
Hoppenlaufriedhof
, wie auch das von
Wilhelm Hauff
. Gustav Schwab war der Vater des
Holderlin
-Biografen
Christoph Theodor Schwab
(1821?1883).
Eine Buste Schwabs befindet sich am Haus
Hasenbergsteige
22 uber dem
Schwabtunnel
der nach ihm benannten Schwabstraße im
Stuttgarter Westen
. Ein Gedenkstein steht an der Uferpromenade in Friedrichshafen. Im
Gomaringer Schloss
befindet sich seit 1998 das
Gustav-Schwab-Museum
, das unter anderem Mobelstucke aus Schwabs Besitz und Werkausgaben zeigt.
[4]
[5]
Schwabstraßen gibt es in mehreren Stadten.
Seit 2009 vergibt der
Schwabische Heimatbund
alle zwei Jahre den
Gustav-Schwab-Preis
. Ausgezeichnet werden herausragende Studien aller Disziplinen uber den schwabischen Raum.
[6]
Schwab wird als Angehoriger der Schwabischen Dichterschule angesehen, sein Gedicht
Der Reiter und der Bodensee
gehort zu den bekannteren deutschen Gedichten.
Großere Bekanntheit im 20. Jahrhundert erreichte sein 1828 veroffentlichtes Gedicht
Das Gewitter
durch
Heinz Erhardt
, der es
paraphrasierte
und komprimierte, die Kernaussage (mehrere Generationen sterben durch Blitzschlag) aber nicht anderte.
- Wanderungen durch Schwaben
, 1837 (zuerst erschienen als Bd. 2 der Reihe
Das malerische und romantische Deutschland
).
- Buch der schonsten Geschichten und Sagen fur Alt und Jung wieder erzahlt
. S. G. Liesching, Stuttgart 1836?1837.
- Die schonsten Sagen des klassischen Alterthums. Nach seinen Dichtern und Erzahlern
. S. G. Liesching, Stuttgart 1838?1840:
- Schillers Leben in drei Buchern
. S. G. Liesching, Stuttgart 1840 (
Digitalisat
).
- Hermann Fischer
:
Schwab, Gustav
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 153?155.
- Nikolaus Gatter
:
Schwab, Gustav.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007,
ISBN 978-3-428-11204-3
, S. 772 f. (
Digitalisat
).
- Gottlob Wassermann:
Gustav Schwab, der edle Barde Schwabenlands. Gerechte Bedenken uber seinen schnellen Tod, welcher durch eine verfehlte medizinarztliche Behandlung mittelst
Aderlass
herbeigefuhrt worden ist. Hydriaterisch beleuchtet und bewiesen.
Huber und Compagnie, St. Gallen / Bern 1851 (
Digitalisat
).
- Karl Klupfel
:
Gustav Schwab. Sein Leben und Wirken.
F. A. Brockhaus, Leipzig 1858 (
Digitalisat
).
- Werner Schulze:
Gustav Schwab als Balladendichter
(=
Palaestra 126
). Mayer und Muller, Berlin 1914 (
Digitalisat
).
- Gustav Stock:
Gustav Schwabs Stellung in der zeitgenossischen Literatur.
Eichhorn, Frankfurt am Main 1916.
- Marek Hałub:
Das literarische Werk Gustav Schwabs
(=
Acta Universitatis Wratislaviensis.
1467;
Germanica Wratislaviensia.
101). Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego, Wrocław 1993,
ISBN 83-229-0845-8
.
- Armin Gebhardt:
Schwabischer Dichterkreis. Uhland, Kerner, Schwab, Hauff, Morike.
Tectum, Marburg 2004,
ISBN 3-8288-8687-6
.
- Jonathan Groß
:
Antike Mythen im schwabischen Gewand
(=
Rezeption der Antike.
6). Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums und ihre antiken Quellen. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2020,
ISBN 978-3-946317-43-2
(zugleich: Dissertation 2017/18, Philosophische Fakultat der
Heinrich-Heine-Universitat Dusseldorf
, geringfugig uberarbeitet).
- Literatur von und uber Gustav Schwab
im Katalog der
Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und uber Gustav Schwab
in der
Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von
Gustav Schwab
bei
Zeno.org
.
- Werke von Gustav Schwab
im
Projekt Gutenberg-DE
- Vertonungen Schwabscher Gedichte
, DeutschesLied.com.
- Gunter Grimm
:
Das Faktotum der Musen
. Zum 200. Geburtstag des Schriftstellers und Volkserziehers Gustav Schwab. DuEPublico,
Universitat Duisburg-Essen
, 16. Juli 2012 (erstveroffentlicht in: Sonntagsbeilage der
Stuttgarter Zeitung
, 20. Juni 1992).
- Manfred Orlick:
Pfarrer, Lehrer, Dichter, Publizist und Herausgeber
. Zum 225. Geburtstag von Gustav Schwab. Rezensionsforum
literaturkritik.de
, Verlag LiteraturWissenschaft.de der
Philipps-Universitat Marburg
, Nr. 7, Juli 2017.
- ↑
Vgl. Jonathan Groß:
Antike Mythen im schwabischen Gewand. Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums und ihre antiken Quellen
. Gottingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2020 (Rezeption der Antike 6).
- ↑
Gunter Grimm:
Das Faktotum der Musen. Zum zweihundertsten Geburtstag des Schriftstellers und Volkserziehers Gustav Schwab
; abgerufen am 15. Marz 2020.
- ↑
Gottlob Wassermann:
Gustav Schwab, der edle Barde Schwabenlands.
- ↑
Hampp, Bernhard,
Odysseus von der Alb. Gustav-Schwab-Museum in Gomaringen
. In: Bernhard Hampp,
Schwaben erlesen! Wurttemberg fur Literaturfreunde und Bibliophile
. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2017,
ISBN 3-8392-2123-4
, S. 72?75.
- ↑
Gustav Schwab in Gomaringen
, Webprasenz des Schlossmuseums Gomaringen; abgerufen am 14. Marz 2020.
- ↑
Gustav-Schwab-Preis fur junge Wissenschaftler
(
Memento
vom 5. August 2020 im
Internet Archive
)
, Webprasenz des Schwabischen Heimatbunds; abgerufen am 14. Marz 2020.