Dieser Artikel behandelt das Volk der Griechen. Zu dem Begriff ?Griechen“ in der Finanzmathematik siehe
Black-Scholes-Modell
.
Grieche
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum Gesellschaftsroman von Pierre Rey siehe
Der Grieche
.
Die
Griechen
(von
lateinisch
Graeci
, der Bezeichnung fur die Griechisch sprechenden Volker der Antike, etymologische Herkunft nicht sicher geklart;
neugriechisch
Ellines
?λληνε?
?
Hellenen
‘) sind ein
indogermanisches
Volk
, dessen sprachliche Wurzeln sich bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend zuruckverfolgen lassen. Heute leben uber 10,5 Millionen Griechen in
Griechenland
und auf
Zypern
; weiterhin ca. 7 Mio. Menschen der
Griechischen Diaspora
.
Bezeichnungen fur die Griechen
Achaier, Danaer, Argiver
Bei
Homer
werden die gegen
Troja
ziehenden Griechen nach dem auf der
Peloponnes
siedelnden Volksstamm der
Achaier
(
?χαιο?
Achaioi
), nach
Danaos
, dem Stammvater von
Menelaos
und
Agamemnon
als
Danaer
(
Δαναο?
Danaoi
) oder als
Argiver
(
?ργε?οι
Argeioi
) bezeichnet. Der seit der
Dorischen Wanderung
das antike Griechenland pragende Volksstamm der
Dorer
wurde fur die Gesamtbezeichnung der Griechen nie nachweisbar herangezogen.
Hellenen (
?λληνε?
)
Der Terminus
Hellenen
(
altgriechisch
?λληνε?
Hell?nes
) ? ursprunglich der Name eines
thessalischen
Stammes nach dessen mythischem Stammvater
Hellen
? fur die Griechen ist belegt bei
Pausanias
,
Herodot
und
Thukydides
und wurde im klassischen Griechenland als Begriff fur die Gesamtheit der Griechisch sprechenden Volker verwendet (Gegenbegriff:
Barbaren
?
β?ρβαροι
barbaroi
).
Der Begriff
Hellenen
wurde im
spatantiken
Ostromischen Reich
zunachst nur noch fur die Anhanger der alten griechischen Kulte, spater fur alle Nichtchristen gebraucht, fand dann gegen Ende des Reichs jedoch in gebildeten Kreisen auch wieder fur die Griechisch Sprechenden Verwendung (
Plethon
1418: ?Wir sind … der Abstammung nach Hellenen. Dafur zeugt sowohl die Sprache als auch die von den Vatern ererbte Bildung“). Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein blieb die Selbstbezeichnung vieler Griechen allerdings
?ωμα?οι
Rhomei
(?Romer“ bzw.
Rhomaer
), da der Bezug auf das christliche
Byzantinische Reich
noch wahrend der
osmanischen Herrschaft
große Bedeutung besaß und die Eigenwahrnehmung breiter Bevolkerungskreise pragte. Erst als es im fruhen 19. Jahrhundert, befeuert durch die Griechenlandbegeisterung in England, Frankreich und Deutschland, zu einer Ruckbesinnung auf die vorchristliche Zivilisation der Antike kam, anderte sich dies grundlegend.
Die Griechen der Gegenwart verwenden in Anknupfung an ihre Sprache und die historische Bezeichnung des Landes, in dem sie leben (
antikes Griechenland
), wieder den Begriff
?λληνε?
(
Ellines
?Hellenen‘). Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff
Hellas
eher literarisch fur Griechenland verwendet, er findet sich auch in Begriffen wie dem
Hellenismus
als nachklassischer Epoche des antiken Griechenland, den
Hellenisten
als griechischsprachigen Juden, den
Philhellenen
als Freunden Griechenlands sowie dem
Panhellenismus
als politischem Modell.
Griechen/
Graeci
(
Γραικο?
)
Die lateinische Bezeichnung
Graecus
geht auf die Griechen zuruck, die im 8. vorchristlichen Jahrhundert in Italien, der spateren
Magna Graecia
, siedelten und sich selbst als
Graikoi
oder ahnlich bezeichneten. Bei Homer ist der Name einer
bootischen
Stadt namens Graia (
Γρα?α
) belegt, Pausanias erwahnt Graia als alten Namen der bootischen Stadt
Tanagra
.
Bei
Aristoteles
(
Metaphysik
, 1.352) findet sich die alteste Quelle fur die griechische Bezeichnung
Graikoi
(
Γραικο?
). Er erwahnt die Einwohner des zentralen
Epirus
, die ursprunglich ?Griechen‘ (
Γραικο?
) geheißen hatten und erst spater Hellenen genannt worden seien. Diese Ansicht bestatigen weitere Quellen, in der
Parischen Chronik
wird gar das Jahr 1521 v. Chr. fur den Zeitpunkt der Umbenennung der Griechen in Hellenen angegeben.
Der lateinische Begriff
Graeci
wurde schließlich etymologisch zur Grundlage der Bezeichnung des Volkes in fast allen Sprachen, wenn auch Ubersetzungen des Begriffs Hellenen meist ebenfalls existieren.
Der neugriechische Aufklarer
Adamantios Korais
schlug vor, den Begriff anstelle des seinerzeit verwendeten
Romei
wieder einzufuhren.
Byzantiner/Romer (
?ωμα?οι/?ωμιο?/Ρωμιο?
)
Im
Byzantinischen
bzw. Ostromischen Reich (griechisch
Βασιλε?α τ?ν ?ωμα?ων
Basileia t?n Rh?mai?n
?Kaiserreich der Romer‘) bezeichneten sich die Einwohner auch nach dem Ende der Antike weiterhin als ?Romer‘ (
?ωμα?οι
Rhomei
, spater und neugriechisch auch
Ρωμιο?
Romii
; siehe auch
Rhomaer
) ? nach dem
Schisma
1054
in Abgrenzung zur Romischen Kirche haufiger wieder als Griechen (
Γραικο?
Graikoi
). Noch heute wird der Begriff von Griechen gebraucht, wenn die orthodoxe, byzantinische Tradition des Volkes betont werden soll. Die Griechen des Mittelalters werden seit dem 19. Jahrhundert von Historikern als ?Byzantiner‘ bezeichnet.
Auch im Turkischen und Arabischen wurde der Begriff
Rumi
fur die Griechen gebraucht, beispielsweise im
Koran
. Im Turkischen werden die außerhalb Griechenlands lebenden Griechen, insbesondere die Angehorigen der griechischen Minderheit in der Turkei (vor allem in Istanbul) und die zyprischen Griechen, weiterhin als
Rum
bezeichnet.
Ionier/Yunan (
?ωνε?
)
Ostlich Griechenlands wurde das Volk der
Ionier
namensgebend fur die Griechen. Im
Hebraischen
ist schon seit biblischer Zeit
?????
Javan
der Begriff fur die Griechen, das Land heißt im
modernen Hebraisch
????
und die Bewohner
??????
Jevanim
.
Die Perser bezeichneten Griechenland als
Yauna
(?Ionier“), und der Begriff drang in alle Sprachen des Perserreichs. Von den Persern entlehnt ist die
Sanskrit
-Bezeichnung
Yavana
und das
Pali
-Wort
Yona
. So verbreitete sich die Bezeichnung letztlich in der ganzen muslimischen und weit in der indisch beeinflussten Welt, Beispiele sind
arabisch
??????
,
DMG
Y?n?n?
,
turkisch
Yunan
(i. e. S. als Bezeichnung fur die Griechen Griechenlands sowie abgeleitet die griechische Sprache:
Yunanca
) und
indonesisch
Yunani
.
Geschichte
Die antiken Hellenen nach eigenem Verstandnis
Die verschiedenen Stamme der Griechen definierten die Zugehorigkeit zu den
Hellenen
uber die verschiedenen Dialekte der
griechischen Sprache
und uber den olympischen Kult in der
Religion
. Religiose Feste wie die
Mysterien von Eleusis
, zu denen sich Einwohner aller griechischen Volker versammelten, bildeten eine Einheit stiftende, quasi nationale Manifestation in der politisch zersplitterten und oft durch gegenseitige Konkurrenz oder Krieg gepragten griechischen Welt. Auch die verhaltnismaßig einheitliche
Tempel
-Architektur im gesamten griechischen Raum ist ein Beispiel fur die Rolle der Religion fur die gesamtgriechische Kultur. Die panhellenischen
Olympischen Spiele
, ein kultischer Wettkampf auf dem heiligen Hain am Zeusheiligtum von
Olympia
, waren nur freien Burgern ebendieser griechischen Welt offen. Inwieweit die
Makedonen
eine mit dem Griechischen verwandte Sprache oder einen
Dialekt
des Griechischen sprachen, ist bis heute umstritten, offenbar wurde auch ihre Zugehorigkeit zu den Hellenen in der Antike ? besonders von Athen ? bezweifelt. Ab 408 v. Chr. waren sie jedoch nachweislich zu den Olympischen Spielen zugelassen, waren also als Hellenen anerkannt.
Nichtgriechen bezeichnete man
onomatopoetisch
als
Barbaren
(
β?ρβαροι
barbaroi
), ein Wort, das das ?Stammeln‘ ?
bar bar
? der unverstandlichen Fremdsprache wiedergibt. Spater wurde das Wort Synonym fur ungeschliffenes, unzivilisiertes und kulturloses Verhalten schlechthin, siehe auch
Barbarei
.
Ausbreitung der Griechen bis zur Spatantike
Etwa ab 800 v. Chr. grundeten zahlreiche griechische
Poleis
Kolonien im gesamten Mittelmeerraum, einschließlich des Schwarzen Meeres. Meist waren diese Kolonien der Mutterstadt (Metropolis) freundschaftlich verbundene, doch politisch selbstandige Stadtstaaten. Griechische Grundungen sind z. B. Massilia (
Marseille
), Nikaia (
Nizza
), Neapolis (
Neapel
), Syrakusai (
Syrakus
), Taras (
Tarent
),
Byzantion
(ab ca. 337
Konstantinopel
/seit 1930
Istanbul
), Dioskurias (
Sochumi
), Kerkinitis (
Jewpatorija
), Odessos (
Warna
) und Trapezus (
Trabzon
).
Mit dem Reich
Alexanders des Großen
wurde Griechisch Staatssprache eines riesigen Großreiches. Griechisch wurde die
lingua franca
des Vorderen Orients und blieb dies auch, als der ostliche Mittelmeerraum unter romische Herrschaft geriet. Zwar kam es immer wieder zu Freiheitserklarungen fur einige oder gar alle griechischen
poleis
? etwa durch Kaiser
Nero
?, doch faktisch war Griechenland uber Jahrhunderte Teil des
Imperium Romanum
, dessen Eliten in der Regel neben Latein auch Griechisch sprachen. Ostlich der Grenzen des Romischen Reiches verlor unter der Herrschaft der
Parther
das Griechische bis zur Herrschaft der
Sassaniden
seine Bedeutung. Im ostlichen Iran verschwand das Griechische unter den
Kuschana
von Munzen und Inschriften, im heutigen Afghanistan blieb lediglich ein griechisches Alphabet mit Zusatzzeichen bis zur islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert fur die einheimische Sprache in Gebrauch. Im dritten und vierten nachchristlichen Jahrhundert gewann das
Lateinische
auf Kosten des Griechischen auch im Ostteil des Romischen Reiches Bedeutung. Schriftsteller wie der aus dem syrischen
Antiochia
stammende
Ammianus Marcellinus
verfassten ihre Werke in lateinischer Sprache. Erst nach der Regierungszeit Kaiser
Justinians
, als dem Ostromischen Reich die lateinisch sprechenden Provinzen verloren gingen oder durch Kriege nachhaltig verwustet wurden, wurde Griechisch dann zur zweiten Amtssprache des Ostromischen, spater Byzantinischen Reiches ? im 7. Jahrhundert nach der Regierungszeit Kaiser
Herakleios
loste es Latein in dieser Hinsicht dann ganz ab. In dieser Zeit verlor das Griechische im Orient weiter an Bedeutung, in Agypten zugunsten des
Koptischen
und in Syrien an die
Syrische Sprache
. Spater setzte sich dort nach der islamischen Expansion (seit 632) das Arabische durch.
Im Zuge der
spatantiken
Volkerwanderung
fielen seit 250?396 zunachst in Thrakien und dann sudwarts bis in den Peloponnes
Westgoten
ein. Im Jahre 378 kam es zur
Schlacht von Adrianopel (378)
spater wurde das Heiligtum von
Epidauros
von den Goten geplundert. Im 5. und 6. Jahrhundert fielen einmal mehr
Ostgoten
und
Hunnen
in das Gebiet des heutigen Griechenland ein. Wahrend diese Volker noch weiterzogen, begann im fruhen 7. Jahrhundert eine nachhaltige
Landnahme der Slawen auf dem Balkan
, die sich aber im Wesentlichen auf das Hinterland konzentrierte, wahrend die (teilweise) fortifizierten Stadte entlang der Kustenregionen ununterbrochen in griechischer Hand blieben. Hierzu konstatiert
Konstantin Porphyrogennetos
im 10. Jahrhundert: ?Das ganze Land wurde slawisiert und barbarisch.“
[1]
[2]
Griechenland in Mittelalter und Fruher Neuzeit
Erst im fruhen 9. Jahrhundert konnte Byzanz seine Herrschaft uber Griechenland wieder sichern. Man begann, griechischsprachige Einwohner des ostlichen Reiches nach Europa umzusiedeln und die slawischen Einwanderer gezielt zu
grazisieren
. Die griechisch-orthodoxe Kultur gelangte in Griechenland wieder zu einer gewissen Blute (siehe auch
Mystras
), die architekturgeschichtlich insofern interessant ist, als sie auch antike Bauteile in die Kirchenbauten integrierte und so erstmals wieder einen Bezug zur antiken griechischen Kultur herstellte, gleichzeitig aber auch ihre endgultige Uberwindung vollzog.
Mit der Eroberung
Konstantinopels
wahrend des
Vierten Kreuzzuges
im Jahr 1204 kamen neue Herrscher nach Griechenland: Frankische Ritter und vor allem die Seemacht
Venedig
sicherten sich wichtige Handelsposten fur den Orienthandel in Griechenland und bedrohten die byzantinisch-ostkirchliche Kultur der Griechen nachhaltig.
Im westlichen Griechenland und dem heutigen Sudalbanien bildete sich aber mit dem
Despotat Epiros
ein griechischer Nachfolgestaat des Byzantinischen Reiches, wahrend im westlichen Kleinasien die Reiche von
Nikaia (heute Iznik)
und an der sudostlichen Schwarzmeerkuste mit dem
Kaiserreich Trapezunt
weitere griechische Staaten in byzantinischer Nachfolge entstanden. Nikaia gelang dann 1261 die Wiedereinnahme Konstantinopels.
Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die
Osmanen
begann die
turkische
Herrschaft uber Griechenland. Das osmanische Regime vollzog seine Herrschaft in einem Tributsystem, duldete jedoch die Kirche weitgehend und uberließ die lokale Verwaltung und
Jurisdiktion
den Einheimischen. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert bildete sich so wieder eine einheimische Burgerschicht heraus, die jedoch nicht ausschließlich griechische, sondern ebenso albanische,
sephardisch
-judische, slawische und turkische Bevolkerungsteile mit einschloss. Der Begriff ?Griechen‘ war im osmanischen Reich ein Synonym fur die Angehorigen der Griechisch-Orthodoxen Kirche, so wie ?Turken‘ ein Synonym fur die Anhanger des Islams war.
Das Wiedererwachen einer hellenischen Nation
Einige griechische Historiker (
Paparrigopoulos
,
Vakalopoulos
) sehen in der Ruckbesinnung auf die antiken
Hellenen
durch spatbyzantinische Autoren (
Plethon
, s. o.) nach dem Vierten Kreuzzug 1204 den Ursprung des modernen hellenischen Bewusstseins. Dies wird von griechischen marxistischen Historikern (
Zevgos
,
Rousos
) stark relativiert; sie betonen den neuzeitlichen Charakter der Gestaltung der griechischen Nation. Wohl sicher ist, dass die Angehorigen der orthodoxen Kirche, zu denen auch die Griechen gehorten, im Osmanischen Reich grundsatzlich diskriminiert waren und die Herrschaft der Turken weitgehend als
Fremdherrschaft
(?Turkenherrschaft“,
τουρκοκρατ?α
tourkokratia
) empfanden.
Der Aufstand gegen die osmanische Herrschaft im 19. Jahrhundert ging von Griechisch sprechenden Christen aus, die aus einer verhaltnismaßig gebildeten, burgerlichen Schicht kamen, die einen betrachtlichen Teil des Handels im Osmanischen Reich bestimmte. Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert hatten sie, auch in Abgrenzung zur im Reich institutionalisierten Orthodoxen Kirche, begonnen, die griechische Antike als Vorbild eines nicht-kirchlichen, griechischen Nationengefuhls, wieder anzunehmen. Die Unterstutzung durch die west- und mitteleuropaischen
Philhellenen
, die in den Freiheitskampfern Nachfahren der antiken Griechen sahen und von einer Wiederkehr des alten Hellas traumten, gaben zusatzliche Impulse fur die Ruckbesinnung auf das antike Griechenland.
So bezog sich der 1822 geschaffene griechische Staat, der durch das
Londoner Protokoll
1830 ebenso wie die nationale griechische Idee sanktioniert wurde, auf das antike Griechenland. Geografische Bezeichnungen beispielsweise wurden weitgehend
regrazisiert
. Mit der
Katharevousa
(?Reinsprache‘) wurde eine dem Altgriechischen nahestehende Nationalsprache kunstlich geschaffen, die bis 1976
Amtssprache
in Griechenland blieb und erst infolge der Uberwindung der
Obristendiktatur
als solche abgeschafft wurde.
So ist auch zu verstehen, dass die 1830 publizierte These des deutschen Orientalisten
Fallmerayer
, dass die antiken Griechen im Mittelalter ausgestorben seien und durch hellenisierte Slawen und Albaner verdrangt worden waren, von der sich bildenden griechischen Elite auf das Heftigste bekampft wurde. Der Argumentation Fallmerayers, die von einem antiken ?Geschlecht der Hellenen“ ausgeht und konstatiert, kein ?Tropfen edlen und ungemischten Hellenenblutes“ fließe mehr in den Adern der modernen Griechen, wurde auch wissenschaftlich bald widersprochen (heute gilt sie als widerlegt, wahrend der albanisch- und slawischstammige Bevolkerungsanteil am modernen griechischen Staatsvolk nicht mehr bestritten wird); gleichwohl bestarkte Fallmerayer unfreiwillig die griechischen Nationalisten in deren Betonung einer kulturellen Kontinuitat. Der Klassiker der griechischen Geschichtsschreibung,
Konstantinos Paparrigopoulos
’
Geschichte der hellenischen Nation von den fruhesten bis zu den neueren Zeiten
, hat das Selbstverstandnis der Griechen als Nachfolger der antiken Hellenen grundlegend gepragt.
Einwanderung nach Griechenland
Im neu geschaffenen Staat auf dem Territorium des heutigen Mittel- und Sudgriechenland lebte nur etwa ein Drittel der Griechen des Osmanischen Reiches, die wichtigsten griechischen Handelszentren wie z. B.
Smyrna
oder
Konstantinopel
befanden sich weiter in turkischer Hand. Gleichzeitig befanden sich noch Angehorige slawischer Volker, Albaner und Turken im griechischen Staat.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten griechische Historiker die Wiederentdeckung und Rehabilitierung der byzantinischen Vergangenheit vervollstandigt. Der Ruhm und Glanz des byzantinischen Reiches ließ in ihren Augen zeitweise die klassische Antike verblassen und lieferte ihnen zudem das theoretische Grundgerust fur die
Megali Idea
(
μεγ?λη ιδ?α
?große Idee‘), der Vision des nach Freiheit strebenden griechischen Volkes. Diese Vision, die die Vereinigung aller Gebiete griechischer Besiedlung vom Balkan bis zu Kleinasien innerhalb der Grenzen eines einzigen Staates mit der Hauptstadt Konstantinopel anstrebte, beherrschte den unabhangigen Staat wahrend des ersten Jahrhunderts seiner Existenz.
Dem griechischen Staat gelang bis 1920 eine territoriale Erweiterung auf (mit Ausnahme des Dodekanes) das heutige Staatsgebiet. Weitere Versuche der Erweiterung wurden durch die sogenannte
Kleinasiatische Katastrophe
gestoppt: Im
Vertrag von Lausanne
wurden die (noch heute geltenden) territorialen Grenzen gezogen und ein umfangreicher ?Bevolkerungsaustausch“ zwischen den Staaten verfugt ? also die gezielte Vertreibung der jeweiligen nationalen Minderheiten. Das heißt, die in Kleinasien ansassigen Griechen (etwa 1,5 Mio.) wurden gezwungen, nach Griechenland auszuwandern, die in dem nun Griechenland zugefallenen Gebiet beheimateten Turken (ca. 0,5 Mio.) wurden gezwungen, in die Turkei auszuwandern.
Gleichzeitig erhielten jedoch auch Bewohner anderer ostlicher Gemeinden eine Moglichkeit, in das neu geschaffene Griechenland einzuwandern. Zur selben Zeit zogen zahlreiche Slawen und Albaner in die entstehenden Nationalstaaten des Balkans.
Historische Ereignisse als Anlass zu Wanderungsbewegungen
- 1913 ?
Londoner Vertrag
und
Frieden von Bukarest
; Aufteilung Makedoniens und
Thrakiens
unter den Staaten Bulgarien, Griechenland und Turkei, Migration der Volksangehorigen in ihre jeweiligen Staaten
- 1919 ?
Vertrag von Neuilly-sur-Seine
; Bevolkerungsaustausch zwischen Bulgarien und Griechenland mit einigen Ausnahmeregelungen
- 1923 ?
Vertrag von Lausanne
;
Bevolkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Turkei
mit wenigen Ausnahmeregelungen
- 1947 ? Das kommunistische Regime in
Rumanien
beginnt, die griechische Gemeinde zur Emigration zu zwingen, etwa 75.000 Einwohner wandern aus.
- 1948/49 ?
Griechischer Burgerkrieg
. Zehntausende griechischer Kommunisten fliehen mit ihren Familien in Staaten des
Ostblocks
, tausende ziehen nach
Taschkent
, mehr als 1100
Kinder
werden in die neu gegrundete
Deutsche Demokratische Republik
geschickt.
- 1955 (6. September) ?
Pogrom von Istanbul
gegen die armenische und griechische Bevolkerung. Emigration nach Griechenland, 1964 schließlich Ausweisung aller Griechen ohne turkischen Pass sowie starke Repressionen gegen die Griechen auf den turkischen
Agaisinseln
Gokceada
(Imbros) und
Bozcaada
(Tenedos), wie etwa die Schließung griechischer Schulen. Ab Mitte der 70er Jahre fast vollstandige Abwanderung der Griechen aus der Turkei. Nur etwa 2.000 griechische Einwohner leben heute noch in Istanbul und etwa 400 auf Gokceada.
- 1958 ? Eine große Zahl der griechischen Gemeinde in
Alexandria
flieht vor dem Regime
Nassers
nach Griechenland.
- 1974 (15. Juli) ? Invasion der Turkei in
Zypern
. Etwa 200.000 Griechen fliehen in den griechisch kontrollierten Sudteil der Insel, nach Griechenland oder ins
Vereinigte Konigreich
.
- 1980er Jahre ? Viele Burgerkriegsfluchtlinge konnen nach Griechenland zuruckkehren.
- 1990er Jahre ?
Auflosung der Sowjetunion
. Etwa 100.000 Griechen ziehen aus
Georgien
,
Armenien
und Sud-
Russland
nach Griechenland. Etwa 650.000 Menschen immigrieren aus
Albanien
, von denen ein sehr kleiner Teil ethnisch ebenfalls Griechen sind.
Die griechischen Auswanderer
Migration ist ein beinahe kontinuierlicher Bestandteil der Geschichte der Griechen: Man kann vier Phasen griechischer Auswanderung aus dem Stammland definieren:
- Die antike Kolonisation des Mittellandischen und Schwarzen Meeres
- Die Ausbreitung von Griechen im Reich Alexanders des Großen wahrend des Hellenismus
- Die Verbreitung von Griechen im Territorium des Osmanischen Reiches nach 1453
- Die Flucht von Gelehrten und Handlern wahrend des Osmanischen Reichs nach Westeuropa
- Die moderne Auswanderung seit dem 19. Jahrhundert nach Westeuropa und Ubersee
Die moderne Auswanderung beginnt etwa um die Halfte des 19. Jahrhunderts. Nach Angaben des griechischen Nationalen Statistischen Dienstes sind zwischen 1850 und 1940 rund 511.000 Menschen aus Griechenland ausgewandert, allein 463.000 von ihnen in die USA. Die hochsten Auswandererzahlen finden sich hierbei in den Jahren 1906?1915. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt um die Mitte der 1950er Jahre wieder eine starkere Emigration aus Griechenland ein, mit jahrlichen Zahlen bis 1975 von 12.000 bis 30.000, wobei die USA zugunsten Westeuropas immer starker in den Hintergrund treten. Auch eine Ruckwanderung nach Griechenland findet statt, ist jedoch wesentlich geringer als die Auswanderung.
Aus den Siedlungsgebieten außerhalb des griechischen Staatsgebiets emigrierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Griechen nach Ubersee als in den griechischen Staat selbst.
Ahnlich wie die antiken Kolonisten haben viele der modernen Auslandsgriechen den Kontakt zum Mutterland stets weiter gepflegt und Sprache, Religion und Brauche auch in der neuen Heimat erhalten. Das Selbstbewusstsein als Griechen bzw. griechische
Diaspora
hat sich so bis auf den heutigen Tag unter vielen der bis zu 4 Mio. Auslandsgriechen erhalten, oft auch nach Annehmen der Nationalitat des neuen Heimatlands.
Selbstverstandnis der heutigen Griechen
?Es ist in der Tat verbluffend, wie viele Aspekte des heutigen politischen Lebens Griechenlands ? vor allem Athens ? antike Parallelen haben“, schreibt
Heinz A. Richter
in seinem Werk
Griechenland im 20. Jahrhundert,
fuhrt dabei Beispiele wie ?den leidenschaftlichen Anteil am Leben der Politeia, deren Ereignisse eifrig diskutiert werden“ auf und geht bis hin zu charakterlichen Gemeinsamkeiten zwischen den heutigen und antiken Griechen.
Als ?direkte Nachfahren der antiken Hellenen‘ legen die Griechen großen Wert auf die Kenntnis der Antike. Bereits in der Grundschule steht Geschichte auf dem Lehrplan, Altgriechisch ist Pflichtfach. Antike Gelehrte und deren Schriften wie Homer, Platon und Sokrates sind wichtig, die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der Antike spielt kulturell haufig eine große Rolle. Im
Namensstreit um den Staatsnamen Mazedoniens
verweist der griechische Staat auf die Nachfolge der Nordgriechen aus den antiken Makedonen und sieht die Vereinnahmung Alexanders des Großen durch Mazedonien sehr kritisch.
Gleichzeitig empfinden sich viele Griechen, auch außerhalb des heutigen griechischen Staatsgebiets aufgewachsene, immer noch als
Romii
(?Romer‘, vgl. Romiosini). Diese starke Identifikation mit
Byzanz
erklart sich nicht zuletzt durch den traditionell großen, im Grunde identitatsstiftenden Einfluss der
griechisch-orthodoxen Kirche
auf Griechenland. Das byzantinische Erbe geht aber uber die Religion hinaus, es spiegelt sich auch im Volksglauben, in Sitten, Gebrauchen, Musik etc. wider. Byzantinische Legenden wie z. B. die vom ?zu Marmor versteinerten Kaiser“ (der letzte byzantinische Kaiser
Konstantinos Palaiologos
), der eines Tages wiederauferstehen und die Romaii von der osmanischen
Fremdherrschaft
befreien wurde, leben bis heute als Volksglaube fort.
Auch pragt diese Identifikation der Griechen mit ihrem mittelalterlichen Großreich das bis heute anhaltende Misstrauen gegenuber dem ? frankischen
i. e.
katholischen ? Westen, der sie in ihren Augen im Kampf gegen die Osmanen aus Grunden der religiosen Machtkampfe und Einflussnahme (vgl.
Schisma
) allein gelassen und verraten habe.
Gegen diese tief verwurzelte Identifikation des Volkes mit Byzanz konnten auch griechische Gelehrte der Neuzeit wie
Adamantios Korais
, der Byzanz als priesterbeherrschten Obskurantismus zutiefst verachtete und sich ausschließlich mit der Antike identifizierte, nichts ausrichten.
Die Griechen in Griechenland und Zypern
Griechenland
Die Griechen bilden das Staatsvolk in
Griechenland
; ihre Zahl betragt rund 11 Millionen. Da die
griechische Verfassung
die
Orthodoxe Kirche
als Staatskirche definiert, gelten Angehorige anderer, im griechischen Sprachgebrauch ?fremder Konfessionen“ (
ξ?να δ?γματα
xena dogmata
) oft nicht als Griechen im eigentlichen Sinne. Eine rechtliche Anerkennung besteht nur fur die muslimische Minderheit (gebildet von
Turken
und
Pomaken
), andere Minderheitensprachen wie
Albanisch
,
Aromunisch
und
Agais-Mazedonisch
haben keinen offiziellen Status in Griechenland. Die etwa 50.000 Angehorigen der
Griechischen Katholischen Kirche
wie auch jungerer christlicher Kirchen werden statistisch als Griechen fremder Religion gefuhrt.
Zypern
Etwa 721.000 Griechen (2004) bilden rund 78 Prozent der Bevolkerung auf
Zypern
. Sie entstanden aus einer Vermischung der antiken griechischen Inselbevolkerung mit im Mittelalter vom Festland zugezogenen Griechen. Bedingt durch die lange politische und raumliche Isolation im Mittelalter und in der Neuzeit konnten sich bis heute einige sprachliche Archaismen aus dem Mittelalter halten. Dadurch weicht das
zypriotische Griechisch
, die Umgangssprache der Zyperngriechen merklich von der griechischen Hochsprache ab. Letztere wird trotzdem in allen formellen Zusammenhangen (Bildungswesen, Amter, Medien) und in Schriftform benutzt. Religios sind die
Zyperngriechen
, fruher auch in Abgrenzung zu den
Zypernturken
als
Zyprioten
, seit 431 autokephal (
Kirche von Zypern
). Dennoch ist die kulturelle Verbindung zum griechischen Mutterland stets sehr stark gewesen, so dass die griechischen
Zyprer
nach eigenem Selbstverstandnis zwar sich nach wie vor Griechen verstehen, sich aber gegenuber diesen auch abgrenzen. Seit der turkischen Invasion 1974 leben fast alle griechischen Zyprer (bis auf eine kleine Minderheit von etwa 500 Personen) auf dem verbliebenen Territorium der Republik Zypern.
Auslandsgriechen
Traditionelle griechische Siedlungsgebiete
Italien
Die Sprachen der griechischen Enklaven in
Italien
werden unter der Bezeichnung
Griko
zusammengefasst. Verschiedenen Theorien zufolge sind die Griko sprechenden Italiener entweder Nachfahren griechischer Kolonisten im
Großgriechenland
(
Magna Graecia
) der Antike oder Nachfahren von Byzantinern, die im 9. Jahrhundert in Suditalien ansassig wurden. Die Sprecherzahl wird auf ca. 70.000 geschatzt.
Die Sprachinseln konzentrieren sich auf je neun Dorfer in zwei Regionen,
Grecia Salentina
auf der Halbinsel
Salento
und
Bovesia
(
griechisch-kalabrischer Dialekt
) im sudlichen
Kalabrien
. Das Griko hat in Italien den Status einer Minderheitensprache.
Albanien
Der zu
Albanien
gehorende nordliche Teil der Region
Epirus
(
?πειρο?
Ipiros
) ist auch heute noch griechisch besiedelt. Die Region um die Stadt Argyrokastro (
Αργυρ?καστρο
), auf
Albanisch
Gjirokaster
, wurde von mehr als 100.000 Griechen bewohnt. Uber die heutige Zahl existieren recht unterschiedliche Angaben.
[3]
Nach albanischen Angaben belauft sich ihre Zahl auf etwa 66.000 Menschen.
[4]
Auch in den albanischen Stadten
Vlora
und der
Hauptstadt
Tirana
leben einige tausend Griechen, deren Familien aber ursprunglich allesamt aus dem
Nordepirus
stammen. Viele durften nach Offnung der Grenze aufgrund der schlechten Wirtschaftslage Albaniens nach Griechenland eingewandert sein. Kulturelle und politische Rechte fur Minderheiten werden in der
Verfassung Albaniens
in den Artikeln 3 und 20 garantiert
[5]
.
Schwarzmeerregion
Die
Pontier
(
Π?ντιοι
Pondii
) sind die großte griechische Gruppe, die um das
Schwarze Meer
ansassig war. Ihr Siedlungsgebiet reichte von der Stadt
Sinop
(griechisch
Σιν?πη
Sinopi
) im Westen bis kurz vor
Batumi
im Osten. Großte Stadt der Region war
Trabzon
(griechisch
Τραπεζο??
Trapezous
). Viele Stadte in der heute turkischen Region waren bis 1922 nahezu ausschließlich von Griechen bevolkert, doch nach der
Kleinasiatischen Katastrophe
1922 mussten nahezu alle Griechen das Land verlassen. Die meisten siedelten sich in Gebieten Nordgriechenlands an, aus denen viele nicht griechischsprachige Einwohner nach Bulgarien und in die Turkei ausgewandert waren. Ihr Dialekt, das
Pontische
, wird dort bis heute gepflegt.
An der
georgischen
Schwarzmeerkuste ließen sich
Griechen
aus dem
Pontos
(
Π?ντο?
Pondos
) im
Mittelalter
ebenso nieder wie die
Urumer
in
Abchasien
. Viele dieser Familien wurden aber von den Einheimischen
assimiliert
, die anderen sind nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs
meist nach Griechenland eingewandert.
Daneben siedelten Griechen bis ins 20. Jahrhundert an der bulgarischen Schwarzmeerkuste um die Stadt
Burgas
sowie in
Ostthrakien
. In den Stadten
Constan?a
,
Plowdiw
(griechisch
Φιλιππ?πολη
Philippopoli
),
Warna
und
Odessa
bildeten sie große Gemeinden. In der
Ukraine
, in Teilen der
Krim
und um die Stadt
Mariupol
leben bis heute betrachtliche griechische Minderheiten, die ebenfalls eine Variante des Pontischen sprechen.
Die
Rum
sind Nachfahren der griechischen Byzantiner. Nach dem Fall
Konstantinopels
1453 konvertierten viele der im Schwarzmeerraum verbliebenen griechischen Christen zum
Islam
. Ihre muslimischen Nachkommen sprechen ebenfalls Pontisch (turkisch
Rumca
).
Kleinasien und Naher Osten
Außer den bereits angesprochenen
Pontiern
lebten bis 1922 auch in anderen Regionen
Kleinasiens
Griechen. Die großte griechische Stadt in dieser Zeit war Smyrna (
Σμ?ρνη
Smyrni
), heute
?zmir
. Fast die gesamte heute turkische
Agaiskuste
war von Griechen besiedelt, da dort bereits in der vorchristlichen Antike
griechische Kolonien
gegrundet worden waren. In einigen Regionen stellten sie die uberwiegende Bevolkerungsmehrheit, insgesamt rund zehn Prozent der Bevolkerung. Alle außer den griechischen Bewohnern Konstantinopels mussten im Zuge des
Bevolkerungsaustauschs
nach 1922 ins
griechische Staatsgebiet
umsiedeln. Nach dem
Pogrom von Istanbul
im Jahre 1955 verließen auch die meisten in Istanbul verbliebenen Griechen ihre Heimat. Heute leben außer auf den turkischen
Agaisinseln
Gokceada
(griechisch
?μβρο?
Imbros
) und
Bozcaada
(griechisch
Τ?νεδο?
Tenedos
) sowie in
Istanbul
(griechisch
Κωνσταντινο?πολι?
Konstantinoupolis
) keine Griechen mehr in der
Turkei
. Davon wohnten 2006 noch 1650 in Istanbul.
[6]
Auch an der Sudkuste, in der heutigen turkischen Provinz
Hatay
, lebten viele Griechen. Im
Sandschak Alexandrette
lebten
antiochenische Griechen
; die Zahl ging von 50.000 im Jahre 1895 auf rund 30.000 in den 1930er Jahren zuruck,
[7]
und 1995 wurde die dortige Bevolkerung an griechischstammigen Turken auf 10.000 geschatzt.
[8]
Die verbliebenen Griechen in der Provinz Hatay mussten zwangsweise
Turkisch
sprechen, so dass sie schnell assimiliert wurden. Im Jahr 1999 lebten noch 2.500 Griechen in der Turkei.
[9]
Wahrend noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 500.000 Griechen in
Agypten
in und um die Stadt
Alexandria
lebten, waren es 1950 nur mehr noch knapp 100.000 und im Jahr 2000 kaum mehr als 800. Daneben gab und gibt es auch noch heute einige kleinere griechische Gemeinden im
Irak
und im
Libanon
.
Seit den 1930er Jahren und nach dem
Holocaust
begann eine Emigration griechischer Juden nach
Israel
, die heute weitgehend in die israelische Gesellschaft assimiliert sind.
Die Griechen in den
Vereinigten Arabischen Emiraten
und in
Bahrain
sind als Fachkrafte oder Geschaftsleute in den letzten Jahrzehnten dorthin abgewandert.
Griechische Diaspora der Neuzeit
Griechenland war wie andere europaische Lander im spaten 19. Jahrhundert von einer Auswanderungswelle nach Nordamerika und Australien betroffen. Mitunter kamen auch politische Grunde hinzu.
Deutschland
Hauptartikel:
Griechen in Deutschland
Seit 1700 emigrierten vor allem griechische Kaufleute nach Deutschland, sie waren im
Pelzhandel
, im Tabak- und Sudfruchtehandel tatig.
Etwa 1 Mio. Griechen waren im Laufe der
Gastarbeiterzeit
in der
Bundesrepublik Deutschland
. Da aber eine dauernde
Fluktuation
herrschte, erreichte die
Wohnbevolkerung
mit uber 400.000 Griechen in den Jahren 1973 und 1974 ihren Hochststand. Sie ging nach dem Sturz der
griechischen Militardiktatur
1974 bis 1976 um ein Achtel zuruck. Heute leben etwa 300.000 in Deutschland; die Verteilung ist allerdings regional sehr unterschiedlich. Es existiert ein starkes
Sud-Nord-Gefalle
. Außerdem leben mehr Griechen in stadtischen Gebieten als auf dem Land.
Wahrend und nach dem griechischen Burgerkrieg emigrierten viele griechische Kommunisten aus politischen Grunden in die DDR oder schickten ihre
Kinder
in dortige Kinderheime. Diese Welle endete erst mit dem Ende der Militardiktatur.
Die Entwicklung der griechischen Wohnbevolkerung in Deutschland (seit 1967)
Jahr
|
1967
|
1970
|
1973
|
1976
|
1979
|
1982
|
1985
|
1988
|
1991
|
1994
|
1997
|
Anzahl
|
200.961
|
342.891
|
407.614
|
353.733
|
296.803
|
300.824
|
280.614
|
274.973
|
336.893
|
355.583
|
363.202
|
Jahr
|
2000
|
2003
|
2004
|
2005
|
2006
|
2007
|
2008
|
2009
|
2010
|
2011
|
2012
|
Anzahl
|
365.438
|
354.600
|
315.989
|
309.794
|
303.761
|
294.891
|
287.187
|
278.063
|
276.685
|
283.684
|
|
Quelle:
Statistisches Bundesamt
Osterreich
Hauptartikel:
Griechen in Osterreich
Seit dem 17. Jahrhundert kamen griechische Kaufleute und Unternehmer nach Osterreich. Sie waren im Handel und im Bankenwesen tatig, Mitte des 20. Jahrhunderts kamen auch viele Studenten. Im Gegensatz zu den
Griechen in Deutschland
zeichnet sich diese Auslandsgemeinde durch eine großere Homogenitat und eine geringere Fluktuation wahrend der verschiedenen Jahrzehnte aus.
Vereinigtes Konigreich
Hier leben etwa 212.000 Griechen. Gerade in London leben sehr viele griechisch-zypriotische Einwanderer, was damit zusammenhangt, dass Zypern von 1878 bis 1960 unter britischer Herrschaft stand.
Frankreich
In Frankreich leben etwa 35.000 Griechen. Viele bekannte griechische Personlichkeiten waren wahrend der
griechischen Militardiktatur
im franzosischen Exil.
[10]
Nordamerika
Als Teil der europaischen Einwanderungswellen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten auch viele Griechen in die
USA
und nach
Kanada
aus. Viele von ihnen bewahrten ihre kulturelle
Identitat
. Die griechische
Botschaft
in den USA schatzt die dortige Zahl der Griechen auf 2 Mio. Nochmals etwa 350.000 leben in Kanada.
In und um
Chicago
leben etwa 200.000 Griechen, in und um
New York
weitere 200.000. Die US-Gemeinde mit dem hochsten griechischstammigen Bevolkerungsanteil (9,3 %) ist
Tarpon Springs
in
Florida
. In
Montreal
und
Toronto
in Kanada schatzt man die Zahl der griechischen Einwohner auf jeweils 120.000. Straßen sind in diesen Wohngebieten in Nordamerika oftmals auch griechisch beschildert.
Im Jahre 2000 lebten 1.153.295 Menschen griechischer Abstammung in den USA, davon beherrschten noch 365.435 ihre griechische Muttersprache. 2012 waren 133.917 Einwohner der USA in Griechenland geboren.
[11]
Einwanderung von Griechen in die USA
Jahr
|
Anzahl
|
1890?1917
|
450.000
|
1918?1924
|
70.000
|
1925?1945
|
30.000
|
1946?1982
|
211.000
|
1986?2012
|
37.000
[12]
|
Sudamerika
Wahrend der Auswanderungswelle nach Nordamerika verschlug es auch etwa 50.000 Griechen nach Sudamerika, vor allem nach
Brasilien
, wo alleine in
Sao Paulo
20.000 Griechen leben.
Australien
Auch diese Griechen sind Auswanderer und deren Nachkommen. 75 Prozent der etwa 700.000 Griechen in Australien leben in
Sydney
und
Melbourne
. Mittlerweile ist Melbourne die drittgroßte von Griechen bewohnte Stadt der Welt und die großte außerhalb Griechenlands.
Volker mit Verbindungen zu den Griechen
Dayuan
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(beispielsweise
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) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
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Dass die angefuhrten persischen und chinesischen Bezeichnungen der modernen Sprache (persisch) bzw. der modernen Aussprache (chinesisch) entsprechen lasst nichts Gutes erwarten. Das mit Ferghana identifizierte Land war allenfalls Kontaktzone zur griechischen Welt, in der griechische Siedlungen nicht belegt sind. Die Chinesen waren denn auch an den Pferden dieser Region interessiert.
Nach einer Hypothese ist das (offensichtlich indoeuropaische) Volk der
Dayuan
, das um
130 v. Chr.
in
chinesischen
Quellen beschrieben wird, aus Nachfahren griechischer Siedler aus der Zeit Alexanders des Großen hervorgegangen. So wird z. B. spekuliert, dass der Namensbestandteil Yuan eine Transliteration der Worter
Yona
oder
Yavana
ist, die in
Pali
das Wort ?Ionier‘ umschreiben (Vgl. auch
persisch
?????????
,
DMG
Y?n?n-h?
, ?Griechen“). Demnach wurde
Dayuan
(wortlich: ?Große Yuan‘) eigentlich ?Große Ionier‘ bedeuten. Der Kontakt der Dayuan mit den Chinesen gilt als historisches Schlusselereignis, da er den ersten Kontakt zwischen einer indoeuropaischen und der chinesischen Kultur darstellte. Diese Begegnung legte den Grundstein fur die Entstehung der
Seidenstraße
, die die zentrale Verbindung zwischen Ost und West, sowohl zum Austausch von Waren als auch von kultureller Identitat bildete, und vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 15. Jahrhundert Bestand hatte.
Chitral Kalasha
Das Volk der
Chitral Kalasha
oder
Schwarzen Kafiri
ist eine ethnische Minderheit der Provinz
Khyber Pakhtunkhwa
im Nordwesten
Pakistans
. Sie lebt in einer abgeschiedenen Bergregion
Chitrals
, den Talern
Bumburiet, Birir
und
Rumbur
, und sieht sich als direkte Nachfahren der
Makedonen
aus der Zeit
Alexanders des Großen
. Allerdings werden diese Annahmen, da es Hinweise auf ein deutlich fruheres Bestehen lange vor Alexanders Invasion in
Persien
gibt, in neuerer Zeit stark bezweifelt. Die Chitral Kalasha sprechen
Kalasha-mun
, auch
Kalasha
genannt, eine vom Aussterben bedrohte
indoiranische
bzw. dardische Sprache. Etwa dreitausend Angehorige dieser Ethnie haben, als einziges Volk in der Gegenwart, eine
polytheistische
Religion mit vermuteten Bezugen zu jener der antiken Griechen bzw. der fruhen
Proto-Indoeuropaer
bewahrt. Die teils deutlichen europaischen Zuge in ihrer Kultur sowie in ihren physischen Merkmalen haben zu verschiedenen Hypothesen, beispielsweise einer unmittelbaren Abstammung von den antiken Griechen oder den Proto-Indoeuropaern, gefuhrt.
Urum
Die
Urum
(Eigenbezeichnung:
Urum
, Pl.
Urumları
) sind eine kleine
turksprachige
Minderheit vorwiegend im
Kaukasus
, der
Sudwestukraine
, der
Krim
und dem
Balkan
. Als Alternativbezeichnung ist aus der deutschen
Turkologie
auch der Begriff
Graeko-Tataren
bekannt. Die Angehorigen dieser Volksgruppe sind aus ethnischer Sicht als Griechen (turkisch
Rum
?Grieche‘) anzusehen, deren Vorfahren (rund 9.600 Menschen) um das Jahr
1780
die
tatarische Sprache
annahmen. Die Volksgruppe der Urum umfasst heute rund 13.000 Menschen. Die Urum sind
griechisch-orthodoxe
Christen
. Bei
Volkszahlungen
werden die Urum in Georgien aufgrund ihres Glaubens als ?Griechen“ und nicht als
Turkvolk
aufgefuhrt.
Literatur
- Gerhard Grimm:
Griechen
. In: Edgar Hosch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.):
Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas
. Bohlau Verlag, 2004,
ISBN 3-205-77193-1
,
S.
255
ff
.
- Richard Clogg
:
Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß
. Koln (Romiosini) 1997,
ISBN 3-929889-13-7
- Edgar Hosch
:
Geschichte der Balkanlander. Von der Fruhzeit bis zur Gegenwart
. Beck, Munchen 1999,
ISBN 3-406-45631-6
- Manfred Kaiser:
Migration und Remigration ? Das Beispiel Griechenland
. In:
Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
. Kohlhammer, Stuttgart 1985,
iab.de
(PDF; 1,5 MB)
- Mark Mazower
:
Der Balkan
. BVT, Berlin 2002,
ISBN 3-442-76040-2
- Gotthard Strohmaier
:
Die Griechen waren keine Europaer.
In: Eckhard Hofner, Falk P. Weber (Hrsg.):
Politia Litteraria. Festschrift fur Horst Heintze zum 75. Geburtstag.
Glienicke (Berlin)/Cambridge (Mass.) 1998, S. 198?206.
- Pavlos Tzermias
:
Neugriechische Geschichte. Eine Einfuhrung
. Francke, Tubingen / Basel 1999,
ISBN 3-7720-1792-4
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑
?σλαβ?θη δ? π?σα ? χ?ρα κα? γ?γονε β?ρβαρο?
Eslavothi de pasa i chora ke gegone varvaros
? Konstantin Porphyrogennetos:
De thematibus
- ↑
?Barbarisch“ im Sinne von
nicht-romisch
- ↑
Minderheiten in Albanien.
(
Memento
des
Originals
vom 12. Juni 2018 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.regione.taa.it
Autonome Region Trentino-Sudtirol. → Griechen: 105.000 Menschen
- ↑
Atlas der albanischen Bevolkerung
. Tirana 2003
- ↑
Constitution of the Republic of Albania
, Webseite von
Euralius
- ↑
Gunter Seufert
, Christopher Kubaseck:
Die Turkei ? Politik, Geschichte, Kultur
. C.H.Beck Verlag, Munchen 2006,
ISBN 3-406-54750-8
, S. 162
- ↑
Peter Alford Andrews:
Ethnic Groups in the Republic of Turkey
. Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1989,
ISBN 3-89500-297-6
- ↑
Marios D. Dikaiakos:
The Greeks of Turkey, 1992?1995 Fact-sheet
(
Memento
vom 20. Dezember 2006 im
Internet Archive
)
- ↑
Greece. The Turks of Western Thrace
.
(PDF; 350 kB) Human Rights Watch, 1999, S. 2, Fußnote
- ↑
D’une frontiere a l’autre: Mouvements de Fuites, Mouvements discontinus dans le monde neo-hellenique. Presences neo-helleniques dans les pays francophones ici-maintenant et ailleurs
(
Memento
vom 11. Januar 2012 im
Internet Archive
) (PDF; 201 kB) XXe Colloque International des Neo-Hellenistes des Universites Francophones, Universite Charles-de-Gaulle?Lille 3, 24 ? 25 ? 26 mai 2007
- ↑
pewhispanic.org
(
Memento
vom 21. Januar 2016 im
Internet Archive
) (PDF)
- ↑
Immigration Statistics | Homeland Security.
Dhs.gov; abgerufen am 29. Juli 2013