Griechen

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Die Griechen (von lateinisch Graeci , der Bezeichnung fur die Griechisch sprechenden Volker der Antike, etymologische Herkunft nicht sicher geklart; neugriechisch Ellines ?λληνε? ? Hellenen ‘) sind ein indogermanisches Volk , dessen sprachliche Wurzeln sich bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend zuruckverfolgen lassen. Heute leben uber 10,5 Millionen Griechen in Griechenland und auf Zypern ; weiterhin ca. 7 Mio. Menschen der Griechischen Diaspora .

Bezeichnungen fur die Griechen

Achaier, Danaer, Argiver

Bei Homer werden die gegen Troja ziehenden Griechen nach dem auf der Peloponnes siedelnden Volksstamm der Achaier ( ?χαιο? Achaioi ), nach Danaos , dem Stammvater von Menelaos und Agamemnon als Danaer ( Δαναο? Danaoi ) oder als Argiver ( ?ργε?οι Argeioi ) bezeichnet. Der seit der Dorischen Wanderung das antike Griechenland pragende Volksstamm der Dorer wurde fur die Gesamtbezeichnung der Griechen nie nachweisbar herangezogen.

Hellenen ( ?λληνε? )

Der Terminus Hellenen ( altgriechisch ?λληνε? Hell?nes ) ? ursprunglich der Name eines thessalischen Stammes nach dessen mythischem Stammvater Hellen  ? fur die Griechen ist belegt bei Pausanias , Herodot und Thukydides und wurde im klassischen Griechenland als Begriff fur die Gesamtheit der Griechisch sprechenden Volker verwendet (Gegenbegriff: Barbaren ? β?ρβαροι barbaroi ).

Der Begriff Hellenen wurde im spatantiken Ostromischen Reich zunachst nur noch fur die Anhanger der alten griechischen Kulte, spater fur alle Nichtchristen gebraucht, fand dann gegen Ende des Reichs jedoch in gebildeten Kreisen auch wieder fur die Griechisch Sprechenden Verwendung ( Plethon 1418: ?Wir sind … der Abstammung nach Hellenen. Dafur zeugt sowohl die Sprache als auch die von den Vatern ererbte Bildung“). Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein blieb die Selbstbezeichnung vieler Griechen allerdings ?ωμα?οι Rhomei (?Romer“ bzw. Rhomaer ), da der Bezug auf das christliche Byzantinische Reich noch wahrend der osmanischen Herrschaft große Bedeutung besaß und die Eigenwahrnehmung breiter Bevolkerungskreise pragte. Erst als es im fruhen 19. Jahrhundert, befeuert durch die Griechenlandbegeisterung in England, Frankreich und Deutschland, zu einer Ruckbesinnung auf die vorchristliche Zivilisation der Antike kam, anderte sich dies grundlegend.

Die Griechen der Gegenwart verwenden in Anknupfung an ihre Sprache und die historische Bezeichnung des Landes, in dem sie leben ( antikes Griechenland ), wieder den Begriff ?λληνε? ( Ellines ?Hellenen‘). Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff Hellas eher literarisch fur Griechenland verwendet, er findet sich auch in Begriffen wie dem Hellenismus als nachklassischer Epoche des antiken Griechenland, den Hellenisten als griechischsprachigen Juden, den Philhellenen als Freunden Griechenlands sowie dem Panhellenismus als politischem Modell.

Griechen/ Graeci ( Γραικο? )

Die lateinische Bezeichnung Graecus geht auf die Griechen zuruck, die im 8. vorchristlichen Jahrhundert in Italien, der spateren Magna Graecia , siedelten und sich selbst als Graikoi oder ahnlich bezeichneten. Bei Homer ist der Name einer bootischen Stadt namens Graia ( Γρα?α ) belegt, Pausanias erwahnt Graia als alten Namen der bootischen Stadt Tanagra .

Bei Aristoteles ( Metaphysik , 1.352) findet sich die alteste Quelle fur die griechische Bezeichnung Graikoi ( Γραικο? ). Er erwahnt die Einwohner des zentralen Epirus , die ursprunglich ?Griechen‘ ( Γραικο? ) geheißen hatten und erst spater Hellenen genannt worden seien. Diese Ansicht bestatigen weitere Quellen, in der Parischen Chronik wird gar das Jahr 1521 v. Chr. fur den Zeitpunkt der Umbenennung der Griechen in Hellenen angegeben.

Der lateinische Begriff Graeci wurde schließlich etymologisch zur Grundlage der Bezeichnung des Volkes in fast allen Sprachen, wenn auch Ubersetzungen des Begriffs Hellenen meist ebenfalls existieren. Der neugriechische Aufklarer Adamantios Korais schlug vor, den Begriff anstelle des seinerzeit verwendeten Romei wieder einzufuhren.

Byzantiner/Romer ( ?ωμα?οι/?ωμιο?/Ρωμιο? )

Im Byzantinischen bzw. Ostromischen Reich (griechisch Βασιλε?α τ?ν ?ωμα?ων Basileia t?n Rh?mai?n ?Kaiserreich der Romer‘) bezeichneten sich die Einwohner auch nach dem Ende der Antike weiterhin als ?Romer‘ ( ?ωμα?οι Rhomei , spater und neugriechisch auch Ρωμιο? Romii ; siehe auch Rhomaer ) ? nach dem Schisma 1054 in Abgrenzung zur Romischen Kirche haufiger wieder als Griechen ( Γραικο? Graikoi ). Noch heute wird der Begriff von Griechen gebraucht, wenn die orthodoxe, byzantinische Tradition des Volkes betont werden soll. Die Griechen des Mittelalters werden seit dem 19. Jahrhundert von Historikern als ?Byzantiner‘ bezeichnet.

Auch im Turkischen und Arabischen wurde der Begriff Rumi fur die Griechen gebraucht, beispielsweise im Koran . Im Turkischen werden die außerhalb Griechenlands lebenden Griechen, insbesondere die Angehorigen der griechischen Minderheit in der Turkei (vor allem in Istanbul) und die zyprischen Griechen, weiterhin als Rum bezeichnet.

Ionier/Yunan ( ?ωνε? )

Ostlich Griechenlands wurde das Volk der Ionier namensgebend fur die Griechen. Im Hebraischen ist schon seit biblischer Zeit ????? Javan der Begriff fur die Griechen, das Land heißt im modernen Hebraisch ???? und die Bewohner ?????? Jevanim .

Die Perser bezeichneten Griechenland als Yauna (?Ionier“), und der Begriff drang in alle Sprachen des Perserreichs. Von den Persern entlehnt ist die Sanskrit -Bezeichnung Yavana und das Pali -Wort Yona . So verbreitete sich die Bezeichnung letztlich in der ganzen muslimischen und weit in der indisch beeinflussten Welt, Beispiele sind arabisch ?????? , DMG Y?n?n? , turkisch Yunan (i. e. S. als Bezeichnung fur die Griechen Griechenlands sowie abgeleitet die griechische Sprache: Yunanca ) und indonesisch Yunani .

Geschichte

Die antiken Hellenen nach eigenem Verstandnis

Ausbreitung der griechischen Dialekte auf der Balkanhalbinsel

Die verschiedenen Stamme der Griechen definierten die Zugehorigkeit zu den Hellenen uber die verschiedenen Dialekte der griechischen Sprache und uber den olympischen Kult in der Religion . Religiose Feste wie die Mysterien von Eleusis , zu denen sich Einwohner aller griechischen Volker versammelten, bildeten eine Einheit stiftende, quasi nationale Manifestation in der politisch zersplitterten und oft durch gegenseitige Konkurrenz oder Krieg gepragten griechischen Welt. Auch die verhaltnismaßig einheitliche Tempel -Architektur im gesamten griechischen Raum ist ein Beispiel fur die Rolle der Religion fur die gesamtgriechische Kultur. Die panhellenischen Olympischen Spiele , ein kultischer Wettkampf auf dem heiligen Hain am Zeusheiligtum von Olympia , waren nur freien Burgern ebendieser griechischen Welt offen. Inwieweit die Makedonen eine mit dem Griechischen verwandte Sprache oder einen Dialekt des Griechischen sprachen, ist bis heute umstritten, offenbar wurde auch ihre Zugehorigkeit zu den Hellenen in der Antike ? besonders von Athen ? bezweifelt. Ab 408 v. Chr. waren sie jedoch nachweislich zu den Olympischen Spielen zugelassen, waren also als Hellenen anerkannt.

Nichtgriechen bezeichnete man onomatopoetisch als Barbaren ( β?ρβαροι barbaroi ), ein Wort, das das ?Stammeln‘ ?  bar bar  ? der unverstandlichen Fremdsprache wiedergibt. Spater wurde das Wort Synonym fur ungeschliffenes, unzivilisiertes und kulturloses Verhalten schlechthin, siehe auch Barbarei .

Ausbreitung der Griechen bis zur Spatantike

Griechische Kolonien im Mittelmeerraum

Etwa ab 800 v. Chr. grundeten zahlreiche griechische Poleis Kolonien im gesamten Mittelmeerraum, einschließlich des Schwarzen Meeres. Meist waren diese Kolonien der Mutterstadt (Metropolis) freundschaftlich verbundene, doch politisch selbstandige Stadtstaaten. Griechische Grundungen sind z. B. Massilia ( Marseille ), Nikaia ( Nizza ), Neapolis ( Neapel ), Syrakusai ( Syrakus ), Taras ( Tarent ), Byzantion (ab ca. 337 Konstantinopel /seit 1930 Istanbul ), Dioskurias ( Sochumi ), Kerkinitis ( Jewpatorija ), Odessos ( Warna ) und Trapezus ( Trabzon ).

Ausbreitung der Griechen unter Alexander dem Großen

Mit dem Reich Alexanders des Großen wurde Griechisch Staatssprache eines riesigen Großreiches. Griechisch wurde die lingua franca des Vorderen Orients und blieb dies auch, als der ostliche Mittelmeerraum unter romische Herrschaft geriet. Zwar kam es immer wieder zu Freiheitserklarungen fur einige oder gar alle griechischen poleis ? etwa durch Kaiser Nero  ?, doch faktisch war Griechenland uber Jahrhunderte Teil des Imperium Romanum , dessen Eliten in der Regel neben Latein auch Griechisch sprachen. Ostlich der Grenzen des Romischen Reiches verlor unter der Herrschaft der Parther das Griechische bis zur Herrschaft der Sassaniden seine Bedeutung. Im ostlichen Iran verschwand das Griechische unter den Kuschana von Munzen und Inschriften, im heutigen Afghanistan blieb lediglich ein griechisches Alphabet mit Zusatzzeichen bis zur islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert fur die einheimische Sprache in Gebrauch. Im dritten und vierten nachchristlichen Jahrhundert gewann das Lateinische auf Kosten des Griechischen auch im Ostteil des Romischen Reiches Bedeutung. Schriftsteller wie der aus dem syrischen Antiochia stammende Ammianus Marcellinus verfassten ihre Werke in lateinischer Sprache. Erst nach der Regierungszeit Kaiser Justinians , als dem Ostromischen Reich die lateinisch sprechenden Provinzen verloren gingen oder durch Kriege nachhaltig verwustet wurden, wurde Griechisch dann zur zweiten Amtssprache des Ostromischen, spater Byzantinischen Reiches ? im 7. Jahrhundert nach der Regierungszeit Kaiser Herakleios loste es Latein in dieser Hinsicht dann ganz ab. In dieser Zeit verlor das Griechische im Orient weiter an Bedeutung, in Agypten zugunsten des Koptischen und in Syrien an die Syrische Sprache . Spater setzte sich dort nach der islamischen Expansion (seit 632) das Arabische durch.

Im Zuge der spatantiken Volkerwanderung fielen seit 250?396 zunachst in Thrakien und dann sudwarts bis in den Peloponnes Westgoten ein. Im Jahre 378 kam es zur Schlacht von Adrianopel (378) spater wurde das Heiligtum von Epidauros von den Goten geplundert. Im 5. und 6. Jahrhundert fielen einmal mehr Ostgoten und Hunnen in das Gebiet des heutigen Griechenland ein. Wahrend diese Volker noch weiterzogen, begann im fruhen 7. Jahrhundert eine nachhaltige Landnahme der Slawen auf dem Balkan , die sich aber im Wesentlichen auf das Hinterland konzentrierte, wahrend die (teilweise) fortifizierten Stadte entlang der Kustenregionen ununterbrochen in griechischer Hand blieben. Hierzu konstatiert Konstantin Porphyrogennetos im 10. Jahrhundert: ?Das ganze Land wurde slawisiert und barbarisch.“ [1] [2]

Griechenland in Mittelalter und Fruher Neuzeit

Erst im fruhen 9. Jahrhundert konnte Byzanz seine Herrschaft uber Griechenland wieder sichern. Man begann, griechischsprachige Einwohner des ostlichen Reiches nach Europa umzusiedeln und die slawischen Einwanderer gezielt zu grazisieren . Die griechisch-orthodoxe Kultur gelangte in Griechenland wieder zu einer gewissen Blute (siehe auch Mystras ), die architekturgeschichtlich insofern interessant ist, als sie auch antike Bauteile in die Kirchenbauten integrierte und so erstmals wieder einen Bezug zur antiken griechischen Kultur herstellte, gleichzeitig aber auch ihre endgultige Uberwindung vollzog. Mit der Eroberung Konstantinopels wahrend des Vierten Kreuzzuges im Jahr 1204 kamen neue Herrscher nach Griechenland: Frankische Ritter und vor allem die Seemacht Venedig sicherten sich wichtige Handelsposten fur den Orienthandel in Griechenland und bedrohten die byzantinisch-ostkirchliche Kultur der Griechen nachhaltig.

Im westlichen Griechenland und dem heutigen Sudalbanien bildete sich aber mit dem Despotat Epiros ein griechischer Nachfolgestaat des Byzantinischen Reiches, wahrend im westlichen Kleinasien die Reiche von Nikaia (heute Iznik) und an der sudostlichen Schwarzmeerkuste mit dem Kaiserreich Trapezunt weitere griechische Staaten in byzantinischer Nachfolge entstanden. Nikaia gelang dann 1261 die Wiedereinnahme Konstantinopels.

Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen begann die turkische Herrschaft uber Griechenland. Das osmanische Regime vollzog seine Herrschaft in einem Tributsystem, duldete jedoch die Kirche weitgehend und uberließ die lokale Verwaltung und Jurisdiktion den Einheimischen. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert bildete sich so wieder eine einheimische Burgerschicht heraus, die jedoch nicht ausschließlich griechische, sondern ebenso albanische, sephardisch -judische, slawische und turkische Bevolkerungsteile mit einschloss. Der Begriff ?Griechen‘ war im osmanischen Reich ein Synonym fur die Angehorigen der Griechisch-Orthodoxen Kirche, so wie ?Turken‘ ein Synonym fur die Anhanger des Islams war.

Das Wiedererwachen einer hellenischen Nation

Einige griechische Historiker ( Paparrigopoulos , Vakalopoulos ) sehen in der Ruckbesinnung auf die antiken Hellenen durch spatbyzantinische Autoren ( Plethon , s. o.) nach dem Vierten Kreuzzug 1204 den Ursprung des modernen hellenischen Bewusstseins. Dies wird von griechischen marxistischen Historikern ( Zevgos , Rousos ) stark relativiert; sie betonen den neuzeitlichen Charakter der Gestaltung der griechischen Nation. Wohl sicher ist, dass die Angehorigen der orthodoxen Kirche, zu denen auch die Griechen gehorten, im Osmanischen Reich grundsatzlich diskriminiert waren und die Herrschaft der Turken weitgehend als Fremdherrschaft (?Turkenherrschaft“, τουρκοκρατ?α tourkokratia ) empfanden.

Der Aufstand gegen die osmanische Herrschaft im 19. Jahrhundert ging von Griechisch sprechenden Christen aus, die aus einer verhaltnismaßig gebildeten, burgerlichen Schicht kamen, die einen betrachtlichen Teil des Handels im Osmanischen Reich bestimmte. Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert hatten sie, auch in Abgrenzung zur im Reich institutionalisierten Orthodoxen Kirche, begonnen, die griechische Antike als Vorbild eines nicht-kirchlichen, griechischen Nationengefuhls, wieder anzunehmen. Die Unterstutzung durch die west- und mitteleuropaischen Philhellenen , die in den Freiheitskampfern Nachfahren der antiken Griechen sahen und von einer Wiederkehr des alten Hellas traumten, gaben zusatzliche Impulse fur die Ruckbesinnung auf das antike Griechenland.

So bezog sich der 1822 geschaffene griechische Staat, der durch das Londoner Protokoll 1830 ebenso wie die nationale griechische Idee sanktioniert wurde, auf das antike Griechenland. Geografische Bezeichnungen beispielsweise wurden weitgehend regrazisiert . Mit der Katharevousa (?Reinsprache‘) wurde eine dem Altgriechischen nahestehende Nationalsprache kunstlich geschaffen, die bis 1976 Amtssprache in Griechenland blieb und erst infolge der Uberwindung der Obristendiktatur als solche abgeschafft wurde.

So ist auch zu verstehen, dass die 1830 publizierte These des deutschen Orientalisten Fallmerayer , dass die antiken Griechen im Mittelalter ausgestorben seien und durch hellenisierte Slawen und Albaner verdrangt worden waren, von der sich bildenden griechischen Elite auf das Heftigste bekampft wurde. Der Argumentation Fallmerayers, die von einem antiken ?Geschlecht der Hellenen“ ausgeht und konstatiert, kein ?Tropfen edlen und ungemischten Hellenenblutes“ fließe mehr in den Adern der modernen Griechen, wurde auch wissenschaftlich bald widersprochen (heute gilt sie als widerlegt, wahrend der albanisch- und slawischstammige Bevolkerungsanteil am modernen griechischen Staatsvolk nicht mehr bestritten wird); gleichwohl bestarkte Fallmerayer unfreiwillig die griechischen Nationalisten in deren Betonung einer kulturellen Kontinuitat. Der Klassiker der griechischen Geschichtsschreibung, Konstantinos Paparrigopoulos Geschichte der hellenischen Nation von den fruhesten bis zu den neueren Zeiten , hat das Selbstverstandnis der Griechen als Nachfolger der antiken Hellenen grundlegend gepragt.

Einwanderung nach Griechenland

Ethnographische Karte des Balkan von 1898

Im neu geschaffenen Staat auf dem Territorium des heutigen Mittel- und Sudgriechenland lebte nur etwa ein Drittel der Griechen des Osmanischen Reiches, die wichtigsten griechischen Handelszentren wie z. B. Smyrna oder Konstantinopel befanden sich weiter in turkischer Hand. Gleichzeitig befanden sich noch Angehorige slawischer Volker, Albaner und Turken im griechischen Staat.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten griechische Historiker die Wiederentdeckung und Rehabilitierung der byzantinischen Vergangenheit vervollstandigt. Der Ruhm und Glanz des byzantinischen Reiches ließ in ihren Augen zeitweise die klassische Antike verblassen und lieferte ihnen zudem das theoretische Grundgerust fur die Megali Idea ( μεγ?λη ιδ?α ?große Idee‘), der Vision des nach Freiheit strebenden griechischen Volkes. Diese Vision, die die Vereinigung aller Gebiete griechischer Besiedlung vom Balkan bis zu Kleinasien innerhalb der Grenzen eines einzigen Staates mit der Hauptstadt Konstantinopel anstrebte, beherrschte den unabhangigen Staat wahrend des ersten Jahrhunderts seiner Existenz.

Dem griechischen Staat gelang bis 1920 eine territoriale Erweiterung auf (mit Ausnahme des Dodekanes) das heutige Staatsgebiet. Weitere Versuche der Erweiterung wurden durch die sogenannte Kleinasiatische Katastrophe gestoppt: Im Vertrag von Lausanne wurden die (noch heute geltenden) territorialen Grenzen gezogen und ein umfangreicher ?Bevolkerungsaustausch“ zwischen den Staaten verfugt ? also die gezielte Vertreibung der jeweiligen nationalen Minderheiten. Das heißt, die in Kleinasien ansassigen Griechen (etwa 1,5 Mio.) wurden gezwungen, nach Griechenland auszuwandern, die in dem nun Griechenland zugefallenen Gebiet beheimateten Turken (ca. 0,5 Mio.) wurden gezwungen, in die Turkei auszuwandern.

Gleichzeitig erhielten jedoch auch Bewohner anderer ostlicher Gemeinden eine Moglichkeit, in das neu geschaffene Griechenland einzuwandern. Zur selben Zeit zogen zahlreiche Slawen und Albaner in die entstehenden Nationalstaaten des Balkans.

Historische Ereignisse als Anlass zu Wanderungsbewegungen

Die griechischen Auswanderer

Migration ist ein beinahe kontinuierlicher Bestandteil der Geschichte der Griechen: Man kann vier Phasen griechischer Auswanderung aus dem Stammland definieren:

  • Die antike Kolonisation des Mittellandischen und Schwarzen Meeres
  • Die Ausbreitung von Griechen im Reich Alexanders des Großen wahrend des Hellenismus
  • Die Verbreitung von Griechen im Territorium des Osmanischen Reiches nach 1453
  • Die Flucht von Gelehrten und Handlern wahrend des Osmanischen Reichs nach Westeuropa
  • Die moderne Auswanderung seit dem 19. Jahrhundert nach Westeuropa und Ubersee

Die moderne Auswanderung beginnt etwa um die Halfte des 19. Jahrhunderts. Nach Angaben des griechischen Nationalen Statistischen Dienstes sind zwischen 1850 und 1940 rund 511.000 Menschen aus Griechenland ausgewandert, allein 463.000 von ihnen in die USA. Die hochsten Auswandererzahlen finden sich hierbei in den Jahren 1906?1915. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt um die Mitte der 1950er Jahre wieder eine starkere Emigration aus Griechenland ein, mit jahrlichen Zahlen bis 1975 von 12.000 bis 30.000, wobei die USA zugunsten Westeuropas immer starker in den Hintergrund treten. Auch eine Ruckwanderung nach Griechenland findet statt, ist jedoch wesentlich geringer als die Auswanderung.

Aus den Siedlungsgebieten außerhalb des griechischen Staatsgebiets emigrierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Griechen nach Ubersee als in den griechischen Staat selbst.

Ahnlich wie die antiken Kolonisten haben viele der modernen Auslandsgriechen den Kontakt zum Mutterland stets weiter gepflegt und Sprache, Religion und Brauche auch in der neuen Heimat erhalten. Das Selbstbewusstsein als Griechen bzw. griechische Diaspora hat sich so bis auf den heutigen Tag unter vielen der bis zu 4 Mio. Auslandsgriechen erhalten, oft auch nach Annehmen der Nationalitat des neuen Heimatlands.

Selbstverstandnis der heutigen Griechen

?Es ist in der Tat verbluffend, wie viele Aspekte des heutigen politischen Lebens Griechenlands ? vor allem Athens ? antike Parallelen haben“, schreibt Heinz A. Richter in seinem Werk Griechenland im 20. Jahrhundert, fuhrt dabei Beispiele wie ?den leidenschaftlichen Anteil am Leben der Politeia, deren Ereignisse eifrig diskutiert werden“ auf und geht bis hin zu charakterlichen Gemeinsamkeiten zwischen den heutigen und antiken Griechen.

Als ?direkte Nachfahren der antiken Hellenen‘ legen die Griechen großen Wert auf die Kenntnis der Antike. Bereits in der Grundschule steht Geschichte auf dem Lehrplan, Altgriechisch ist Pflichtfach. Antike Gelehrte und deren Schriften wie Homer, Platon und Sokrates sind wichtig, die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der Antike spielt kulturell haufig eine große Rolle. Im Namensstreit um den Staatsnamen Mazedoniens verweist der griechische Staat auf die Nachfolge der Nordgriechen aus den antiken Makedonen und sieht die Vereinnahmung Alexanders des Großen durch Mazedonien sehr kritisch.

Gleichzeitig empfinden sich viele Griechen, auch außerhalb des heutigen griechischen Staatsgebiets aufgewachsene, immer noch als Romii (?Romer‘, vgl. Romiosini). Diese starke Identifikation mit Byzanz erklart sich nicht zuletzt durch den traditionell großen, im Grunde identitatsstiftenden Einfluss der griechisch-orthodoxen Kirche auf Griechenland. Das byzantinische Erbe geht aber uber die Religion hinaus, es spiegelt sich auch im Volksglauben, in Sitten, Gebrauchen, Musik etc. wider. Byzantinische Legenden wie z. B. die vom ?zu Marmor versteinerten Kaiser“ (der letzte byzantinische Kaiser Konstantinos Palaiologos ), der eines Tages wiederauferstehen und die Romaii von der osmanischen Fremdherrschaft befreien wurde, leben bis heute als Volksglaube fort.

Auch pragt diese Identifikation der Griechen mit ihrem mittelalterlichen Großreich das bis heute anhaltende Misstrauen gegenuber dem ? frankischen i. e. katholischen ? Westen, der sie in ihren Augen im Kampf gegen die Osmanen aus Grunden der religiosen Machtkampfe und Einflussnahme (vgl. Schisma ) allein gelassen und verraten habe.

Gegen diese tief verwurzelte Identifikation des Volkes mit Byzanz konnten auch griechische Gelehrte der Neuzeit wie Adamantios Korais , der Byzanz als priesterbeherrschten Obskurantismus zutiefst verachtete und sich ausschließlich mit der Antike identifizierte, nichts ausrichten.

Die Griechen in Griechenland und Zypern

Griechenland

Die Griechen bilden das Staatsvolk in Griechenland ; ihre Zahl betragt rund 11 Millionen. Da die griechische Verfassung die Orthodoxe Kirche als Staatskirche definiert, gelten Angehorige anderer, im griechischen Sprachgebrauch ?fremder Konfessionen“ ( ξ?να δ?γματα xena dogmata ) oft nicht als Griechen im eigentlichen Sinne. Eine rechtliche Anerkennung besteht nur fur die muslimische Minderheit (gebildet von Turken und Pomaken ), andere Minderheitensprachen wie Albanisch , Aromunisch und Agais-Mazedonisch haben keinen offiziellen Status in Griechenland. Die etwa 50.000 Angehorigen der Griechischen Katholischen Kirche wie auch jungerer christlicher Kirchen werden statistisch als Griechen fremder Religion gefuhrt.

Zypern

Etwa 721.000 Griechen (2004) bilden rund 78 Prozent der Bevolkerung auf Zypern . Sie entstanden aus einer Vermischung der antiken griechischen Inselbevolkerung mit im Mittelalter vom Festland zugezogenen Griechen. Bedingt durch die lange politische und raumliche Isolation im Mittelalter und in der Neuzeit konnten sich bis heute einige sprachliche Archaismen aus dem Mittelalter halten. Dadurch weicht das zypriotische Griechisch , die Umgangssprache der Zyperngriechen merklich von der griechischen Hochsprache ab. Letztere wird trotzdem in allen formellen Zusammenhangen (Bildungswesen, Amter, Medien) und in Schriftform benutzt. Religios sind die Zyperngriechen , fruher auch in Abgrenzung zu den Zypernturken als Zyprioten , seit 431 autokephal ( Kirche von Zypern ). Dennoch ist die kulturelle Verbindung zum griechischen Mutterland stets sehr stark gewesen, so dass die griechischen Zyprer nach eigenem Selbstverstandnis zwar sich nach wie vor Griechen verstehen, sich aber gegenuber diesen auch abgrenzen. Seit der turkischen Invasion 1974 leben fast alle griechischen Zyprer (bis auf eine kleine Minderheit von etwa 500 Personen) auf dem verbliebenen Territorium der Republik Zypern.

Auslandsgriechen

Traditionelle griechische Siedlungsgebiete

Italien

Lage der griechischen Sprachinseln in Suditalien

Die Sprachen der griechischen Enklaven in Italien werden unter der Bezeichnung Griko zusammengefasst. Verschiedenen Theorien zufolge sind die Griko sprechenden Italiener entweder Nachfahren griechischer Kolonisten im Großgriechenland ( Magna Graecia ) der Antike oder Nachfahren von Byzantinern, die im 9. Jahrhundert in Suditalien ansassig wurden. Die Sprecherzahl wird auf ca. 70.000 geschatzt. Die Sprachinseln konzentrieren sich auf je neun Dorfer in zwei Regionen, Grecia Salentina auf der Halbinsel Salento und Bovesia ( griechisch-kalabrischer Dialekt ) im sudlichen Kalabrien . Das Griko hat in Italien den Status einer Minderheitensprache.

Albanien

Der zu Albanien gehorende nordliche Teil der Region Epirus ( ?πειρο? Ipiros ) ist auch heute noch griechisch besiedelt. Die Region um die Stadt Argyrokastro ( Αργυρ?καστρο ), auf Albanisch Gjirokaster , wurde von mehr als 100.000 Griechen bewohnt. Uber die heutige Zahl existieren recht unterschiedliche Angaben. [3] Nach albanischen Angaben belauft sich ihre Zahl auf etwa 66.000 Menschen. [4] Auch in den albanischen Stadten Vlora und der Hauptstadt Tirana leben einige tausend Griechen, deren Familien aber ursprunglich allesamt aus dem Nordepirus stammen. Viele durften nach Offnung der Grenze aufgrund der schlechten Wirtschaftslage Albaniens nach Griechenland eingewandert sein. Kulturelle und politische Rechte fur Minderheiten werden in der Verfassung Albaniens in den Artikeln 3 und 20 garantiert [5] .

Schwarzmeerregion

Die Pontier ( Π?ντιοι Pondii ) sind die großte griechische Gruppe, die um das Schwarze Meer ansassig war. Ihr Siedlungsgebiet reichte von der Stadt Sinop (griechisch Σιν?πη Sinopi ) im Westen bis kurz vor Batumi im Osten. Großte Stadt der Region war Trabzon (griechisch Τραπεζο?? Trapezous ). Viele Stadte in der heute turkischen Region waren bis 1922 nahezu ausschließlich von Griechen bevolkert, doch nach der Kleinasiatischen Katastrophe 1922 mussten nahezu alle Griechen das Land verlassen. Die meisten siedelten sich in Gebieten Nordgriechenlands an, aus denen viele nicht griechischsprachige Einwohner nach Bulgarien und in die Turkei ausgewandert waren. Ihr Dialekt, das Pontische , wird dort bis heute gepflegt.

An der georgischen Schwarzmeerkuste ließen sich Griechen aus dem Pontos ( Π?ντο? Pondos ) im Mittelalter ebenso nieder wie die Urumer in Abchasien . Viele dieser Familien wurden aber von den Einheimischen assimiliert , die anderen sind nach dem Fall des Eisernen Vorhangs meist nach Griechenland eingewandert.

Daneben siedelten Griechen bis ins 20. Jahrhundert an der bulgarischen Schwarzmeerkuste um die Stadt Burgas sowie in Ostthrakien . In den Stadten Constan?a , Plowdiw (griechisch Φιλιππ?πολη Philippopoli ), Warna und Odessa bildeten sie große Gemeinden. In der Ukraine , in Teilen der Krim und um die Stadt Mariupol leben bis heute betrachtliche griechische Minderheiten, die ebenfalls eine Variante des Pontischen sprechen.

Die Rum sind Nachfahren der griechischen Byzantiner. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 konvertierten viele der im Schwarzmeerraum verbliebenen griechischen Christen zum Islam . Ihre muslimischen Nachkommen sprechen ebenfalls Pontisch (turkisch Rumca ).

Kleinasien und Naher Osten

Ethnologische Karte 1910, die osmanischen Griechen in Blau

Außer den bereits angesprochenen Pontiern lebten bis 1922 auch in anderen Regionen Kleinasiens Griechen. Die großte griechische Stadt in dieser Zeit war Smyrna ( Σμ?ρνη Smyrni ), heute ?zmir . Fast die gesamte heute turkische Agaiskuste war von Griechen besiedelt, da dort bereits in der vorchristlichen Antike griechische Kolonien gegrundet worden waren. In einigen Regionen stellten sie die uberwiegende Bevolkerungsmehrheit, insgesamt rund zehn Prozent der Bevolkerung. Alle außer den griechischen Bewohnern Konstantinopels mussten im Zuge des Bevolkerungsaustauschs nach 1922 ins griechische Staatsgebiet umsiedeln. Nach dem Pogrom von Istanbul im Jahre 1955 verließen auch die meisten in Istanbul verbliebenen Griechen ihre Heimat. Heute leben außer auf den turkischen Agaisinseln Gokceada (griechisch ?μβρο? Imbros ) und Bozcaada (griechisch Τ?νεδο? Tenedos ) sowie in Istanbul (griechisch Κωνσταντινο?πολι? Konstantinoupolis ) keine Griechen mehr in der Turkei . Davon wohnten 2006 noch 1650 in Istanbul. [6]

Auch an der Sudkuste, in der heutigen turkischen Provinz Hatay , lebten viele Griechen. Im Sandschak Alexandrette lebten antiochenische Griechen ; die Zahl ging von 50.000 im Jahre 1895 auf rund 30.000 in den 1930er Jahren zuruck, [7] und 1995 wurde die dortige Bevolkerung an griechischstammigen Turken auf 10.000 geschatzt. [8] Die verbliebenen Griechen in der Provinz Hatay mussten zwangsweise Turkisch sprechen, so dass sie schnell assimiliert wurden. Im Jahr 1999 lebten noch 2.500 Griechen in der Turkei. [9]

Die 1937 gegrundete Griechische Gemeinde in Jerusalem

Wahrend noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 500.000 Griechen in Agypten in und um die Stadt Alexandria lebten, waren es 1950 nur mehr noch knapp 100.000 und im Jahr 2000 kaum mehr als 800. Daneben gab und gibt es auch noch heute einige kleinere griechische Gemeinden im Irak und im Libanon .

Seit den 1930er Jahren und nach dem Holocaust begann eine Emigration griechischer Juden nach Israel , die heute weitgehend in die israelische Gesellschaft assimiliert sind.

Die Griechen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Bahrain sind als Fachkrafte oder Geschaftsleute in den letzten Jahrzehnten dorthin abgewandert.

Griechische Diaspora der Neuzeit

Griechenland war wie andere europaische Lander im spaten 19. Jahrhundert von einer Auswanderungswelle nach Nordamerika und Australien betroffen. Mitunter kamen auch politische Grunde hinzu.

Deutschland

Hauptartikel: Griechen in Deutschland

Seit 1700 emigrierten vor allem griechische Kaufleute nach Deutschland, sie waren im Pelzhandel , im Tabak- und Sudfruchtehandel tatig.

Etwa 1 Mio. Griechen waren im Laufe der Gastarbeiterzeit in der Bundesrepublik Deutschland . Da aber eine dauernde Fluktuation herrschte, erreichte die Wohnbevolkerung mit uber 400.000 Griechen in den Jahren 1973 und 1974 ihren Hochststand. Sie ging nach dem Sturz der griechischen Militardiktatur 1974 bis 1976 um ein Achtel zuruck. Heute leben etwa 300.000 in Deutschland; die Verteilung ist allerdings regional sehr unterschiedlich. Es existiert ein starkes Sud-Nord-Gefalle . Außerdem leben mehr Griechen in stadtischen Gebieten als auf dem Land.

Wahrend und nach dem griechischen Burgerkrieg emigrierten viele griechische Kommunisten aus politischen Grunden in die DDR oder schickten ihre Kinder in dortige Kinderheime. Diese Welle endete erst mit dem Ende der Militardiktatur.

Die Entwicklung der griechischen Wohnbevolkerung in Deutschland (seit 1967)
Jahr 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997
Anzahl 200.961 342.891 407.614 353.733 296.803 300.824 280.614 274.973 336.893 355.583 363.202
Jahr 2000 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Anzahl 365.438 354.600 315.989 309.794 303.761 294.891 287.187 278.063 276.685 283.684

Quelle: Statistisches Bundesamt

Osterreich

Hauptartikel: Griechen in Osterreich

Seit dem 17. Jahrhundert kamen griechische Kaufleute und Unternehmer nach Osterreich. Sie waren im Handel und im Bankenwesen tatig, Mitte des 20. Jahrhunderts kamen auch viele Studenten. Im Gegensatz zu den Griechen in Deutschland zeichnet sich diese Auslandsgemeinde durch eine großere Homogenitat und eine geringere Fluktuation wahrend der verschiedenen Jahrzehnte aus.

Vereinigtes Konigreich

Hier leben etwa 212.000 Griechen. Gerade in London leben sehr viele griechisch-zypriotische Einwanderer, was damit zusammenhangt, dass Zypern von 1878 bis 1960 unter britischer Herrschaft stand.

Frankreich

In Frankreich leben etwa 35.000 Griechen. Viele bekannte griechische Personlichkeiten waren wahrend der griechischen Militardiktatur im franzosischen Exil. [10]

Nordamerika

Griechischer Einwanderer in New York auf der Parade am 4. Juli 1915

Als Teil der europaischen Einwanderungswellen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten auch viele Griechen in die USA und nach Kanada aus. Viele von ihnen bewahrten ihre kulturelle Identitat . Die griechische Botschaft in den USA schatzt die dortige Zahl der Griechen auf 2 Mio. Nochmals etwa 350.000 leben in Kanada.

In und um Chicago leben etwa 200.000 Griechen, in und um New York weitere 200.000. Die US-Gemeinde mit dem hochsten griechischstammigen Bevolkerungsanteil (9,3 %) ist Tarpon Springs in Florida . In Montreal und Toronto in Kanada schatzt man die Zahl der griechischen Einwohner auf jeweils 120.000. Straßen sind in diesen Wohngebieten in Nordamerika oftmals auch griechisch beschildert.

Im Jahre 2000 lebten 1.153.295 Menschen griechischer Abstammung in den USA, davon beherrschten noch 365.435 ihre griechische Muttersprache. 2012 waren 133.917 Einwohner der USA in Griechenland geboren. [11]

Einwanderung von Griechen in die USA
Jahr Anzahl
1890?1917 450.000
1918?1924 70.000
1925?1945 30.000
1946?1982 211.000
1986?2012 37.000 [12]

Sudamerika

Wahrend der Auswanderungswelle nach Nordamerika verschlug es auch etwa 50.000 Griechen nach Sudamerika, vor allem nach Brasilien , wo alleine in Sao Paulo 20.000 Griechen leben.

Australien

Auch diese Griechen sind Auswanderer und deren Nachkommen. 75 Prozent der etwa 700.000 Griechen in Australien leben in Sydney und Melbourne . Mittlerweile ist Melbourne die drittgroßte von Griechen bewohnte Stadt der Welt und die großte außerhalb Griechenlands.

Volker mit Verbindungen zu den Griechen

Dayuan

Nach einer Hypothese ist das (offensichtlich indoeuropaische) Volk der Dayuan , das um 130 v. Chr. in chinesischen Quellen beschrieben wird, aus Nachfahren griechischer Siedler aus der Zeit Alexanders des Großen hervorgegangen. So wird z. B. spekuliert, dass der Namensbestandteil Yuan eine Transliteration der Worter Yona oder Yavana ist, die in Pali das Wort ?Ionier‘ umschreiben (Vgl. auch persisch ????????? , DMG Y?n?n-h? , ?Griechen“). Demnach wurde Dayuan (wortlich: ?Große Yuan‘) eigentlich ?Große Ionier‘ bedeuten. Der Kontakt der Dayuan mit den Chinesen gilt als historisches Schlusselereignis, da er den ersten Kontakt zwischen einer indoeuropaischen und der chinesischen Kultur darstellte. Diese Begegnung legte den Grundstein fur die Entstehung der Seidenstraße , die die zentrale Verbindung zwischen Ost und West, sowohl zum Austausch von Waren als auch von kultureller Identitat bildete, und vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 15. Jahrhundert Bestand hatte.

Chitral Kalasha

Das Volk der Chitral Kalasha oder Schwarzen Kafiri ist eine ethnische Minderheit der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten Pakistans . Sie lebt in einer abgeschiedenen Bergregion Chitrals , den Talern Bumburiet, Birir und Rumbur , und sieht sich als direkte Nachfahren der Makedonen aus der Zeit Alexanders des Großen . Allerdings werden diese Annahmen, da es Hinweise auf ein deutlich fruheres Bestehen lange vor Alexanders Invasion in Persien gibt, in neuerer Zeit stark bezweifelt. Die Chitral Kalasha sprechen Kalasha-mun , auch Kalasha genannt, eine vom Aussterben bedrohte indoiranische bzw. dardische Sprache. Etwa dreitausend Angehorige dieser Ethnie haben, als einziges Volk in der Gegenwart, eine polytheistische Religion mit vermuteten Bezugen zu jener der antiken Griechen bzw. der fruhen Proto-Indoeuropaer bewahrt. Die teils deutlichen europaischen Zuge in ihrer Kultur sowie in ihren physischen Merkmalen haben zu verschiedenen Hypothesen, beispielsweise einer unmittelbaren Abstammung von den antiken Griechen oder den Proto-Indoeuropaern, gefuhrt.

Urum

Die Urum (Eigenbezeichnung: Urum , Pl. Urumları ) sind eine kleine turksprachige Minderheit vorwiegend im Kaukasus , der Sudwestukraine , der Krim und dem Balkan . Als Alternativbezeichnung ist aus der deutschen Turkologie auch der Begriff Graeko-Tataren bekannt. Die Angehorigen dieser Volksgruppe sind aus ethnischer Sicht als Griechen (turkisch Rum ?Grieche‘) anzusehen, deren Vorfahren (rund 9.600 Menschen) um das Jahr 1780 die tatarische Sprache annahmen. Die Volksgruppe der Urum umfasst heute rund 13.000 Menschen. Die Urum sind griechisch-orthodoxe Christen . Bei Volkszahlungen werden die Urum in Georgien aufgrund ihres Glaubens als ?Griechen“ und nicht als Turkvolk aufgefuhrt.

Literatur

  • Gerhard Grimm: Griechen . In: Edgar Hosch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas . Bohlau Verlag, 2004, ISBN 3-205-77193-1 , S.   255   ff .
  • Richard Clogg : Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß . Koln (Romiosini) 1997, ISBN 3-929889-13-7
  • Edgar Hosch : Geschichte der Balkanlander. Von der Fruhzeit bis zur Gegenwart . Beck, Munchen 1999, ISBN 3-406-45631-6
  • Manfred Kaiser: Migration und Remigration ? Das Beispiel Griechenland . In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung . Kohlhammer, Stuttgart 1985, iab.de (PDF; 1,5 MB)
  • Mark Mazower : Der Balkan . BVT, Berlin 2002, ISBN 3-442-76040-2
  • Gotthard Strohmaier : Die Griechen waren keine Europaer. In: Eckhard Hofner, Falk P. Weber (Hrsg.): Politia Litteraria. Festschrift fur Horst Heintze zum 75. Geburtstag. Glienicke (Berlin)/Cambridge (Mass.) 1998, S. 198?206.
  • Pavlos Tzermias : Neugriechische Geschichte. Eine Einfuhrung . Francke, Tubingen / Basel 1999, ISBN 3-7720-1792-4
Wiktionary: Grieche  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

  1. ?σλαβ?θη δ? π?σα ? χ?ρα κα? γ?γονε β?ρβαρο? Eslavothi de pasa i chora ke gegone varvaros  ? Konstantin Porphyrogennetos: De thematibus
  2. ?Barbarisch“ im Sinne von nicht-romisch
  3. Minderheiten in Albanien. ( Memento des Originals vom 12. Juni 2018 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.regione.taa.it Autonome Region Trentino-Sudtirol. → Griechen: 105.000 Menschen
  4. Atlas der albanischen Bevolkerung . Tirana 2003
  5. Constitution of the Republic of Albania , Webseite von Euralius
  6. Gunter Seufert , Christopher Kubaseck: Die Turkei ? Politik, Geschichte, Kultur . C.H.Beck Verlag, Munchen 2006, ISBN 3-406-54750-8 , S. 162
  7. Peter Alford Andrews: Ethnic Groups in the Republic of Turkey . Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1989, ISBN 3-89500-297-6
  8. Marios D. Dikaiakos: The Greeks of Turkey, 1992?1995 Fact-sheet ( Memento vom 20. Dezember 2006 im Internet Archive )
  9. Greece. The Turks of Western Thrace . (PDF; 350 kB) Human Rights Watch, 1999, S. 2, Fußnote
  10. D’une frontiere a l’autre: Mouvements de Fuites, Mouvements discontinus dans le monde neo-hellenique. Presences neo-helleniques dans les pays francophones ici-maintenant et ailleurs ( Memento vom 11. Januar 2012 im Internet Archive ) (PDF; 201 kB) XXe Colloque International des Neo-Hellenistes des Universites Francophones, Universite Charles-de-Gaulle?Lille 3, 24 ? 25 ? 26 mai 2007
  11. pewhispanic.org ( Memento vom 21. Januar 2016 im Internet Archive ) (PDF)
  12. Immigration Statistics | Homeland Security. Dhs.gov; abgerufen am 29. Juli 2013