Grand Prix
ist ein Autorennsport-Film von
John Frankenheimer
. Der Film entstand im Jahre 1966 und handelt von der
Formel 1
. Im Mittelpunkt stehen die Fahrer und deren Umfeld, die Teams und die Rennen.
Bei der Produktion wurden Studioaufnahmen mit Fernsehbildmaterial von den Rennstrecken zusammengeschnitten. Dafur stand in den meisten Fallen nur der Zeitraum um die Rennwochenenden zur Verfugung. Die realistischen Darstellungen der Rennunfalle in zum Teil dokumentarischem Stil wirken auch heute noch erschreckend.
40 Jahre nach dem Kinodebut kam der Film 2006 als
DVD
in den Handel. Im Fernsehen wurde er bis dahin gelegentlich gezeigt. Die Computer-Rennsimulation
Grand Prix Legends
ist dem Film nachempfunden.
Es gab eine Art Wettlauf zwischen
Warner Brothers
und
MGM
, um einen ?großen“ Formel-1-Film auf den Markt zu bringen. Durch ungeschickte Verhandlungen misslang der Versuch,
Steve McQueen
zu beteiligen, der zusammen mit
John Sturges
ein Konkurrenzprojekt namens
Day of the Champion
[1]
plante. Sturges hatte zudem einen Vertrag mit dem
Automobilclub von Deutschland
, so dass das von Frankenheimer am
Nurburgring
belichtete Filmmaterial auf Gerichtsbeschluss an Sturges ubergeben werden musste. Somit wird der
Große Preis von Deutschland
1966 im Film nur beilaufig erwahnt. Durch die Zeitverzogerung bei McQueens Dreharbeiten in Asien geriet
Day of the Champion
ins Hintertreffen. Als klar war, dass Frankenheimers Film zuerst Premiere feiern wurde, wurde das Vorhaben fallengelassen. McQueen bekam wenige Jahre spater mit
Le Mans
(1970) dann doch noch seinen Film uber Autorennen.
Bereits im Vorfeld schloss Frankenheimer mit vielen F-1-Fahrern Exklusivvertrage ab und verhinderte so deren Mitwirkung bei der Konkurrenz. Zudem wurde ausgerechnet McQueens Freund und Nachbar
James Garner
engagiert. Andererseits spielten weder der
Nurburgring
noch
Lotus
,
Jim Clark
oder
Jackie Stewart
eine Rolle.
Nach dem Dreh in Monaco stellte MGM einen Zusammenschnitt des Materials bei
Ferrari
vor und gewann die Firma fur die Namensrechte und eine Dreherlaubnis in den Produktionsanlagen in
Maranello
.
Als Kamerawagen diente ein
Ford GT40
. Fur die Einstellungen mit Rennwagenansichten wurden modifizierte
Formel-3
-
Monopostos
verwendet.
Die Handlungen und Dialoge sind nur
Staffage
fur die zahlreichen Szenen auf der Rennstrecke. Die Fahrer sind realen Vorbildern nachempfunden, um Bilder der echten Rennen mit nachgedrehten Szenen kombinieren zu konnen. So ist etwa Ferrarifahrer Sarti mit seinem weißblauen Helm eine Reminiszenz an
John Surtees
, der jedoch mitten in der Saison 1966 Ferrari verließ. Barlini entspricht
Lorenzo Bandini
, Stoddard
Jackie Stewart
und Pete Aron
Richie Ginther
, der Ende 1965 ? wie der Protagonist ? als Amerikaner den ersten Formel-1-Grand-Prix fur das japanische Team
Honda
gewinnen konnte (
Großer Preis von Mexiko
).
Jean-Pierre Sarti ist mit einer reichen Industriellen nur noch auf dem Papier verheiratet. Er lernt die Journalistin Louise Frederickson kennen; die Beziehung wird intensiver. Beim letzten Grand Prix des Jahres kommt es zur Konfrontation zwischen Ehefrau und Geliebter.
Nino Barlini bedient das Klischee vom ?Sonny Boy“, der das Leben und die Rennen von der leichten Seite aus angeht und damit auch Erfolg hat. Ein charakteristischer Dialog kommt zweimal vor: Zu Beginn der Beziehung zwischen Nino Barlini und Lisa:
- ?Wie wars mit einem Drink?“
- ?Ich trinke nicht gern.“
- (Zigarette hingehalten): ?Rauchen tu’ ich uberhaupt nicht.“
Der erste steht am Beginn ihrer Beziehung, der zweite (mit einem anderen Mann) am Ende des Films.
Breiteren Raum nimmt die Ehe zwischen Scott Stoddard und seiner Frau ein, die ihn noch am Krankenbett verlasst und sich Pete Aron zuwendet. Dieser wird von Gewissensbissen geplagt und gefahrdet dadurch seinen sportlichen Erfolg. Als ihr Mann wieder Erfolge im Rennsport feiert, erwagt sie, zu ihm zuruckzukehren.
Pete Aron hat keinen guten Stand im
B.R.M.
-Team von Jeff Jordan. Seit seinem Weggang bei
Ferrari
konnte er keinen Sieg einfahren. Beim Grand Prix von Monaco kommt es zum Eklat. Nach einem teaminternen Unfall, bei dem sein Teamkollege schwer verletzt wird, steht er als der Schuldige da und wird fristlos entlassen.
Nach einem kurzen Zwischenspiel als Fernseh- und Radioreporter bekommt er ein Angebot des fiktiven, Honda nachempfundenen, aufstrebenden japanischen Rennstalls Yamura. Wegen seiner Schuldgefuhle kann er den wieder einigermaßen genesenen Stoddard allerdings nicht mehr besiegen.
Sarti und Barlini fahren fur
Ferrari
als erkennbare Nummer eins und zwei im Team.
Die tatsachlichen Reihenfolgen der Grand Prix und Platzierungen konnten aus dramaturgischen Grunden nicht im Film ubernommen werden. Dreharbeiten waren nicht an allen Kursen moglich, das Material vom
Nurburgring
musste aus vertragsrechtlichen Grunden an John Sturges abgetreten werden.
- Monaco
: Die Runden mit den Kamerawagen sind in
Panavision
auch heute (2012) noch den ublichen Fernsehbildern aus dem F1-Cockpit uberlegen. Die Vibrationen verstarken den Eindruck, selbst im Rennwagen zu sitzen.
- Clermont-Ferrand
, Frankreich: Dieser Grand Prix ist der Gegenpol zum hektischen Monaco-Wochenende. Wie in Zeitlupe ?tanzen“ die Monopostos bei romantischer Musik um den Kurs, der uber offentliche Straßen im vulkanisch gepragten
Zentralmassiv
fuhrt. 1966 fand das echte Formel-1-Rennen nicht dort statt, sondern in
Reims
. Die Rennszenen wurden deshalb mit rund 3.000
Komparsen
aus der Region als ?Zuschauer“ nachgestellt.
- Spa-Francorchamps
, Belgien: Wieder ein hochdramatisches Rennen auf der schnellen Rennstrecke uber 14 km Landstraßen, bei dem ein Regenschauer fur negative Uberraschungen und spektakulare Unfalle sorgt.
- Zandvoort
, Niederlande: Noch ein Highlight mit rundenlangen Kamerafahrten bei vollen Tribunen zwischen den Sanddunen unweit vom Meer.
- Watkins Glen
, USA: Nur der Erfolg und das fur heutige Verhaltnisse bescheidene Preisgeld werden gezeigt. Scott Stoddard leidet an den nicht verheilten Verletzungen seines Unfalls und braucht mehr und starkere Schmerzmittel, um uberhaupt mitfahren zu konnen.
- Mexiko-Stadt
: Teamchef Yamura konfrontiert Aron mit einem Filmausschnitt, der dessen Fehler zeigt.
- Brands Hatch
, Großbritannien: Leicht ironisch inszenierter britischer Pomp eroffnet das Rennen, das mit einer feurigen Uberraschung endet. Scott Stoddard kann trotz Einnahme starker Schmerzmittel das Rennen nicht beenden.
- Monza
, Italien: Entscheidendes Rennen, dessen Sieger Weltmeister wird. Wieder geht es nicht ohne blutigen Unfall ab.
Am Ende steht ein nachdenklich gewordener Weltmeister auf der leeren
Zielgeraden
und ?hort“ ein imaginares Starterfeld (es sind keine Rennwagen zu sehen).
Die Synchronisation fur den deutschen Sprachraum wurde 1967 erstellt.
[2]
Die Musik stammt vom franzosischen Komponisten
Maurice Jarre
.
Wie in
Monumentalfilmen
ublich, hat der Film eine
Ouverture
von fast funf Minuten Lange. Nach der Pause, die in der DVD-Version einen Scheibenwechsel erfordert, folgt ein Zwischenspiel von 1:45 Minuten. Auf der Leinwand wird dabei nur ein Standbild gezeigt.
?Die faszinierenden, auf Dauer freilich ermudenden Rennaufnahmen des aufwendig im Cineramaverfahren hergestellten Films werden durch die reichlich konstruierten Geschichten vom Liebesleid und -gluck der Helden notdurftig zusammengehalten.“
?Amerikanischer Monumentalfilm, der die Schicksale einiger Autorennfahrer uber eine Saison hinweg verfolgt. Ausgezeichnete Rennaufnahmen stehen einem durftigen Drehbuch gegenuber, so daß sich der Streifen nur fur Anhanger dieser Sportart zu sehen lohnt. Ab 16.“
John Frankenheimers
Film gewann bei der
Oscarverleihung 1967
drei Preise in den technischen Kategorien:
Bester Schnitt
,
Ton
und
Tonschnitt
. Frankenheimer erhielt eine Nominierung fur den Preis der
Directors Guild of America
.
Antonio Sabato
und
Jessica Walter
erhielten jeweils Nominierungen fur den
Golden Globe Award
als
Beste Nachwuchsdarsteller
:
Von den Schauspielern war nur
James Garner
durch eigene Rennerfahrung fur die
Stunts
qualifiziert. Die anderen fahrenden Schauspieler absolvierten zwar Rennkurse, aber durchweg mit maßigem bis geringem Erfolg.
Brian Bedford
erwies sich gar als vollig ungeeignet und wurde bei den Fahraufnahmen durchwegs gedoubelt. Nur Garner wurde bei allen Einstellungen deutlich erkennbar ohne
Nomex
-Tuch vor dem Gesicht gezeigt.
Phil Hill
fuhr einen zum Kamerawagen umgebauten
Ford GT40
, mit dem er schneller fahren konnte als die von den Schauspielern pilotierten Monopostos.
Der Kommentator an der Strecke ist in der deutschen Filmsynchronisation
Rainer Gunzler
.
Ab 1966 wurde der erlaubte Hubraum kurzfristig von 1,5 Liter auf drei verdoppelt, wodurch die Teams vor dem Problem standen, kaum geeignete Motoren zu haben. Es kamen diverse V8- und V12-Triebwerke in Mittelmotorbauweise zum Einsatz, zudem ein
H16
bei
B.R.M.
und
Lotus
. Die Reifen waren noch profiliert.
Die Sicherheitseinrichtungen der Autos bestanden, wie in der Zeit ublich, aus einem kleinen
Uberrollbugel
, der den Kopf des Fahrers nicht obligatorisch uberragte. Es gab noch keine Front- und Heckflugel. Diese wurden erst Mitte 1968 eingefuhrt. Es waren Uberholvorgange auf fast allen Streckenabschnitten moglich.
Außerlich traten die Wagen in ihren internationalen
Rennfarben
auf, mit allenfalls kleinen
Sponsorenaufklebern
. Die im Streckenverlauf zwangslaufig mitgefilmten Reklameschilder entsprachen der Realitat.
Die heute obligatorische Champagnerdusche bei der Siegerehrung wurde erst bei den 24 Stunden von Le Mans 1967 von
Dan Gurney
praktiziert. Die Sieger tranken
Cola
und schenkten den
Champagner
dem Boxenteam.
Die Sicherheitsmaßnahmen entlang der Strecke bestanden bestenfalls aus mehr oder weniger planvoll verteilten Strohballen. Haufig war der Zuschauerbereich nur durch eine Art Weidezaun von der Rennstrecke getrennt, was bei Unfallen zu schlimmen Verletzungen und Toten unter Fahrern und Zuschauern fuhren konnte.
Starter und Helfer standen wahrend des Starts unmittelbar neben der Fahrbahn. Die Boxenanlage war baulich nicht von der Start- und Zielgeraden getrennt.
Das Bonusmaterial zur DVD dokumentiert auch das hohe Risiko der damaligen Rennfahrer. Viele der im Film gezeigten Fahrer starben innerhalb weniger Jahre nach dem Dreh.
Der Motorensound konnte nicht im erforderlichen Umfang synchron aufgenommen werden und wurde nachtraglich mit sehr viel Fingerspitzengefuhl untergelegt. An wenigen Stellen (05:56 auf DVD 1) ist statt eines Formel-1-Motors ein großvolumiger V8-Motor zu horen.
Die im ?echten“ Rennbetrieb fahrenden Monopostos hatten hinten deutlich breitere Reifen als vorn. Bei einigen Aufnahmen sind aber weniger breite Hinterrader zu sehen, da man modifizierte Formel-3-Wagen einsetzte.
Bei den Rennaufnahmen in Monza wurde die 10 Kilometer lange Streckenvariante einschließlich der beiden
Steilkurven
befahren. Diese Version wurde jedoch nach 1961 nicht mehr als Grand-Prix-Strecke genutzt, stattdessen gab es bis 1971 einen auf 5,75 Kilometer verkurzten Kurs ohne Steilkurven und Schikanen. Die Rennstrecke am Filmanfang ist die ?Cote d’Azur“ in Monaco.
- ↑
Neile McQueen Toffel:
My Husband, My Friend.
A Signet Book, 1986
- ↑
https://synchrondatenbank.de/movie.php?id=6365
- ↑
Grand Prix.
In:
synchronkartei.de.
Deutsche Synchronkartei
,
abgerufen am 12. Februar 2021
.
- ↑
Grand Prix.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 30. Juli 2017
.
- ↑
Evangelischer Presseverband Munchen, Kritik Nr. 439/1967