Gorz und Gradisca

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Grafschaft Gorz )
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen der Gefursteten Grafschaft Gorz und Gradisca ( Hugo Gerard Strohl , 1890)

Die Grafschaft Gorz , ab 1365 Gefurstete Grafschaft Gorz , 1747 zur Gefursteten Grafschaft Gorz und Gradisca erweitert, war ein im Mittelalter entstandenes Territorium im sudostlichen Alpenraum. 1500 fiel das Gebiet an die Habsburger , war bis 1918 ein Kronland der Habsburgermonarchie und gehorte zum Osterreichischen Kustenland . Namensgebend sind die seit 1918 zu Italien gehorenden Stadte Gorz und Gradisca d’Isonzo .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gorz und die Burg der Grafen von Gorz

Mittelalter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Grafschaft Gorz entstand als Herrschaftsbildung der Meinhardiner seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts. Die Abstammung des seit 1107 belegten Pfalzgrafen Engelbert I. und dessen Bruder Meinhard I. von Gorz, ab ca. 1142 Graf von Gorz, ist im Detail nicht geklart. Naheres dazu siehe Engelbert I. von Gorz . Entscheidend fur den Aufstieg des Geschlechtes war die enge Verbindung zum Patriarchat Aquileia , die den Gorzern die Erwerbung großer Lehensguter in Friaul und Istrien , darunter auch der Stammsitz Gorz, ermoglicht hatte.

1271 teilten die Bruder Meinhard II. von Tirol und Gorz (IV.) und Albert I. von Gorz die Besitzungen des Hauses Gorz. Meinhard behielt sich die relativ geschlossene Grafschaft Tirol vor, die sein Vater Meinhard I. von Tirol und Gorz (III.) 1253 von Graf Albert III. von Tirol geerbt hatte, wahrend Albert die Stammburg mit der inneren (d. h. eigentlichen) Grafschaft Gorz, die Besitzungen in Istrien, Friaul und Karnten und das Pustertal erhielt. Die von den Brudern abstammenden Linien des Geschlechts gingen in der Folgezeit getrennte Wege. Die altere Linie beherrschte neben Tirol von 1286 bis 1335 auch Karnten. Nach dem Aussterben der mannlichen Tiroler Linie hat Margarete von Tirol deren Besitzungen 1363 an den Erben Rudolf IV. aus dem Haus Habsburg ubergeben.

Die eigentliche Grafschaft Gorz war im Besitz der jungeren Linie und umfasste Gebiete von Innichen und Lienz im Norden bis fast an die Adriakuste im Suden.

Die Machtbasis der Gorzer Grafen wurde im 14. Jahrhundert durch Herrschaftsteilungen sehr geschmalert. 1303 bereitete Albert I. († Sept.1304) ? er hatte noch 1277 von Konig Rudolf I. fur seine Verdienste im Kampf gegen Konig Ottokar II. die Herrschaft Meichau (slowenisch Mehovo) und die dazugehorige Weißkrain mit Tschernembl und Mottling erhalten ? fur seine Sohne Heinrich und Albert eine Gebietsteilung vor, die 1307 realisiert wurde: Albert II. († 1327) bekam die Besitzungen im Pustertal und Karnten, Heinrich III. alle gorzischen Gebiete sudlich der Dolomiten und Karawanken. Nach dem Tode Heinrichs III. 1323, der ein Verbundeter Herzog Friedrichs des Schonen im Kampf gegen Ludwig IV. von Bayern war und weiters sogar Treviso und Padua an sich gebracht hatte, gab es vom Pustertal bis Istrien vier verschiedene gorzische Grafschaften. Wegen der Bedrohung der inneren Grafschaft Gorz durch Venedig verlegten die Grafen ihre Residenz nach Schloss Bruck bei Lienz, den Mittelpunkt der vordern Grafschaft Gorz, das bis zum Schluss ihr Hauptwohnsitz und Herrschaftszentrum blieb.

Meinhard VII. erreichte 1365 die Anerkennung als Reichsfurst durch Kaiser Karl IV. ; daher ruhrt die Bezeichnung gefurstete Grafschaft . Sein Bruder Albert III. hatte durch Teilung 1342 die Grafschaft Mitterburg ( Pisino ) in Istrien und den Besitz in der Windischen Mark und Mottling ubernommen, vermachte seine Gebiete 1364 den Habsburgern und starb 1374.

Heinrich VI. († 1454) vereinigte 1430 den Restbesitz der Familie und schloss 1437 einen Erbvertrag mit den Grafen von Cilli (erloschen 1456), der einen alteren Erbvertrag mit den Habsburgern aus dem Jahr 1394 ersetzen sollte. Im Streit um das Erbe der Grafen von Cilli unterlagen die Gorzer gegen Kaiser Friedrich III. Sie mussten im Frieden von Pusarnitz 1460 zusatzlich viele Besitzungen am Nordrand ihrer Grafschaft abtreten. Nur Lienz gewannen sie 1462 durch einen Aufstand zuruck.

Habsburgerherrschaft 1500?1918 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Herzogthumer Karnthen und Krain, die Grafschaft Gorz & Gradisca, die Markgrafschaft Istrien und die reichsunmittelbare Stadt Triest 1863

Leonhard von Gorz , der letzte Graf von Gorz, versuchte zeitlebens vergeblich, durch verschiedenste Bundnisse den verlorenen Besitz in Karnten zuruckzugewinnen. Er schloss dann aber mittels der Tatigkeit seines Administrators Virgil von Graben 1500 doch einen neuen Erbvertrag mit den Habsburgern und verstarb kurz danach. Vertragsgemaß und doch unter großer Mithilfe von Virgil und seinem Sohn Lukas von Graben [1] fielen seine gesamten Besitzungen an Maximilian I. Obwohl dieser die Gebiete um Lienz, die vordere Grafschaft , mit Tirol vereinigte, blieb Gorz aber als Land mit eigenem Landtag erhalten. In der Zeit kurz nach 1500 wurde Gorz durch den Reichsverweser (Kapitan) Von Graben verwaltet. Es wurde zur innerosterreichischen Landergruppe gerechnet. Die Gorzer Stande orientierten sich politisch zumeist an der Steiermark , dem großten Land Innerosterreichs. Allerdings spielte in Gorz die Ausbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert eine weitaus geringere Rolle. Bei der habsburgischen Landerteilung von 1564 kam Gorz unter die Herrschaft Karls von Innerosterreich.

1717 fiel die Gefurstete Grafschaft Gradisca durch Erbschaft an Habsburg; die Eggenberg (Adelsgeschlecht) waren ausgestorben, fur die 1647 von Kaiser Ferdinand III. Gradisca von der inneren Gorz abgespalten und gefurstet hatte. Die beiden Lander wurden zur Gefursteten Grafschaft Gorz und Gradisca zusammengefasst.

Die Grafschaft Gorz und Gradisca war fur Habsburg ein wichtiger Vorposten gegen die Republik Venedig und wirtschaftliches Hinterland der Stadt Triest . 1809?1815 gehorte das Gebiet zu den Illyrischen Provinzen Frankreichs , danach bis 1849 zum osterreichischen Konigreich Illyrien , dann wurde es mit Triest und Istrien zum neuen Kronland Kustenland (Litorale) vereinigt.

Mit der Reichsverfassung von 1861 erlangten die drei Bestandteile des Kustenlandes ihre Eigenschaft als eigenstandige Kronlander mit Landtag, Landesausschuss (Osterreich) und vom Kaiser bestelltem Landeshauptmann [2] , doch blieben der gemeinsame k.k. kustenlandische Statthalter in Triest und das gemeinsame Gesetz- und Verordnungsblatt fur das osterreichisch-illirische Kustenland [3] bis 1918 erhalten; die darin enthaltenen Vorschriften waren aber nicht fur alle drei Kronlander gultig, ausgenommen gesamtstaatliche Regelungen aus Wien, die der Statthalter nur zu publizieren hatte.

Verwaltungsgliederung von Gorz und Gradisca (1868?1918)

Die Grafschaft Gorz (blau) Ende des 18. Jahrhunderts
Gorzer Kreis und Triester Kreis am Ende des 18. Jahrhunderts

Bezirke:

Gerichtsbezirke:

Das Kronland Gorz und Gradisca umfasste im Jahr 1900 2918 km² und etwa 240.000 Einwohner. Somit zahlte es zu den kleinsten Kronlandern Cisleithaniens ; nur Vorarlberg und Triest wiesen eine kleinere Flache und weniger Einwohner auf. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts profitierte das Kronland von einem großen k.k. Eisenbahninvestitionsprogramm: Im Rahmen der Neuen Alpenbahnen wurde die Wocheiner Bahn vom nordlichsten Savetal nach Gorz erbaut, mit Karawankenbahn und Tauernbahn eine neue Direktverbindung nach Salzburg und in den suddeutschen Raum.

Im Ersten Weltkrieg versuchte nach dem Kriegseintritt Italiens 1915 auf der Seite der Gegner Osterreich-Ungarns die italienische Armee bis 1917 in zwolf Isonzoschlachten , im Gebiet des Kronlandes in die Donaumonarchie einzudringen. Die Angriffe wurden von der k.u.k. Armee stets abgewehrt, die Stadt Gorz aber vorubergehend von Italien besetzt. Das Kronland wurde in diesen riesigen Schlachten enorm mitgenommen. Fur italienische Gefallene wurde spater am Rand von Gorz ein großes, festungsartiges Beinhaus, das Ossario di Oslavia , errichtet.

Nach dem Waffenstillstand vom 3. November 1918 wurde das Kronland von Italien besetzt und gelangte mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain 1919 auch volkerrechtlich an das Konigreich Italien . Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel 1945 fast das ganze Hinterland an Jugoslawien und gehort heute zu Slowenien ? nicht aber Gradisca und der Großteil der Stadt Gorz, die in Italien verblieben.

Bevolkerung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bevolkerungsgruppen laut osterreichisch-ungarischen Volkszahlungen: [4]

1880 1890 1900 1910
Slowenen 129.857 (61,52 %) 135.020 (61,29 %) 140.582 (60,36 %) 154.564 (59,28 %)
Italiener 73.425 (34,78 %) 76.514 (34,73 %) 81.136 (34,84 %) 90.119 (34,57 %)
Deutsche 2.659 (1,26 %) 2.195 (0,99 %) 3.498 (1,50 %) 4.486 (1,72 %)
gesamt 211.084 220.308 232.897 260.721

Die Bevolkerung war vorwiegend katholisch. Bei der Volkszahlung von 1900 war die Zusammensetzung folgendermaßen:
romisch-katholisch: 232.139 (99,67 %)
evangelisch: 354 (0,16 %)
orthodox: 59 (0,03 %)
israelitisch: 295 (0,13 %)

Wappen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gespalten , vorne geschragt, oben in Blau ein golden gekronter ebensolcher Lowe , unten funfmal von Silber und Rot gegengeschragt, fur Gorz, hinten in geteilt von Gold uber Blau ein silbernes Ankerkreuz fur Gradisca. Am Schild ein Furstenhut .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Christina Antenhofer : Briefe zwischen Sud und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Gorz im Spiegel der furstlichen Kommunikation (= Schlern-Schriften 336). Universitatsverlag Wagner, Innsbruck 2007, ISBN 978-3-7030-0433-9 .
  • Wilhelm Baum : Die Grafen von Gorz in der europaischen Politik des Mittelalters , Klagenfurt 2000, ISBN 3-902005-04-1 .
  • Ernst Klebel : Die Grafen von Gorz als Landesherren in Oberkarnten . In: Carinthia I, Jahrgang 125, 1935, S. 59?82 und 218?246.
  • Christiane Thomas: Kampf um die Weidenburg. Habsburg, Cilli und Gorz, 1440?1445 . In: Mitt. des osterr. Staatsarchivs 24, 1972, S. 1?86.
  • Hermann Wiesflecker : Die politische Entwicklung der Grafschaft Gorz und ihr Erbfall an das Haus Osterreich . In: Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung. 56, 1954 ( zobodat.at [PDF]).
  • Martin Wutte : Die Erwerbung der Gorzer Besitzungen durch das Haus Habsburg . In: Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung 38, 1920, S. 282?311.
  • Marko Simi?: Auf den Spuren der Isonzofront , Mohorjeva Hermagoras, Klagenfurt/Laibach/Wien 2004, ISBN 3-85013-884-4 .
  • Peter ?tih: Studien zur Geschichte der Grafen von Gorz , R. Oldenbourg Verlag, Wien/Munchen 1996, ISBN 3-7029-0405-0 , Oldenbourg Wien, ISBN 3-486-64834-9 , Oldenbourg Munchen.
  • Meinrad Pizzinini : Die Grafen von Gorz und die Terra-ferma-Politik der Republik Venedig in Istrien in der 2. Halfte des 13. Jahrhunderts In: Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum . Band 54, 1974, S. 183?212 ( zobodat.at [PDF]).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Grafschaft Gorz  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. La signora di Schwarzenegg un feudo goriziano sul Carso alle porte di Trieste, XIV-XIX secolo, S. 38, von Ugo Cova (2009)
  2. Landesordnung und Landtagswahlordnung, Beilage II i zur Reichsverfassung 1861, RGBl. Nr. 20 / 1861 (= S. 69, Beilage: S. 198)
  3. Beispiel: ein Gorzer Landesgesetz in Nr. 25 / 1904 (= S. 91)
  4. anno.onb.ac.at