Giorgio Merula
,
lateinisch
Georgius Merula
(* um 1430 in
Alessandria
; †
19. Marz
1494
in
Mailand
) war ein
italienischer
Humanist
.
Giorgio Merula wurde gegen Ende 1430 oder Anfang 1431 als Giorgio Merlani
[1]
oder Giorgio Merlano di Negro
[2]
[3]
in
Alessandria
geboren. Der junge Giorgio war jedoch gemeinhin unter dem Namen Merula bekannt, den er sich selbst in Anlehnung an ein Geschlecht der romischen Antike gegeben hatte und auf welches er falschlicherweise seine Abstammung zuruckfuhrte.
[1]
Schon im Alter von etwa 14 Jahren reiste Merula nach
Mailand
, wo er von 1444 bis 1446 bei
Francesco Filelfo
studierte, mit dem er sich spater zerstreiten sollte.
[4]
Wo sich Merula in den folgenden Jahren aufhielt, ist unklar. Fest steht allerdings, dass er 1450 zum
Jubeljahr
unter Papst
Nikolaus V.
nach
Rom
reiste.
[2]
Dort lernte Merula seinen spateren Lehrer
Galeotto Marzio
kennen, den er nach Ende der Feierlichkeiten nach
Padua
begleitete.
[2]
Die darauffolgenden Jahre verbrachte Merula in Padua, wo er die Vorlesungen Marzios besuchte.
[2]
1454 kehrte Merula nach Mailand zuruck, wo er Privatunterricht gab
[2]
und zumindest drei Jahre lang die Vorlesungen von
Gabriele Paveri Fontana
uber Poetik und Redekunst besuchte.
[1]
Moglicherweise hielt sich Merula von 1457 bis 1459 in Bologna auf und nahm dort Privatunterricht bei
Andronico Callisto
.
[1]
Im Jahr 1460 ubersiedelte Merula nach Mantua, wo er bis 1461 die Vorlesungen des Hellenisten
Gregorio da Citta di Castello
(andere Quellen sprechen von
Gregorio Tifernate
)
[2]
besuchte und sich nach dessen Abreise selbst der Lehrtatigkeit widmete.
[1]
Von 1462 bis in die 1470er Jahre unterrichtete Merula in Mantua, wo auch der italienische Dichter
Battista Mantovano
zu seinen Schulern zahlte.
[1]
Gegen 1464/65 begann Merula, zwischen Mantua und Venedig zu pendeln, wo er zunachst Privatunterricht gab.
[1]
Am 28. November 1468 trat Merula das prestigetrachtige Amt eines Lehrers fur Grammatik und Rhetorik an der
Scuola Grande di San Marco
an, welches er bis 1482 innehatte.
[1]
Zu Merulas Schulern gehorte der um 1450 bei Verona geborene und 1512 in Venedig gestorbene Anatom, Paduaner Medizinprofessor, Medizinschriftsteller und Historiograph
Alessandro Benedetti
.
[5]
Wahrend seiner Lehrtatigkeit erwarb sich Merula den Ruf eines Zankvogels, indem er sich hitzige Diskussionen mit seinen Gegnern lieferte.
[1]
Zu diesen zahlte insbesondere
Galeotto Marzio
, den Merula seinerzeit bewundert hatte.
[1]
Außerdem wurde Merula als Autor philologischer Streitschriften bekannt, in denen er beispielsweise die Plinius-Ubersetzung von
Giovanni Andrea Bussi
und
Theodorus Gaza
oder die Martial-Kommentare von
Domizio Calderini
kritisierte.
[6]
Im Jahr 1480 befand sich Merula am Hohepunkt seiner Bekanntheit, nicht zuletzt wegen seiner Mitgliedschaft bei einer
sodalitas litteraria
, unter deren anderen Mitgliedern sich
Girolamo Dona
,
Hermolaus Barbarus
,
Bernardo Bembo
und
Galeazzo Pontico Faccino
befanden.
[7]
Dennoch kam es im Herbst des Jahres zum Bruch mit
Francesco Filelfo
, der es missbilligte, dass Merula in seinen Texten statt
Turc-i
die Form
Turc-ae
bevorzugte.
[7]
Mehrere prominente Wissenschaftler, darunter Gabriele Paveri Fontana und
Girolamo Squarzafico
, stellten sich in der Debatte auf die Seite Filelfos.
[7]
Im September 1482 folgte Merula der Einladung von
Ludovico Sforza
und begann 1483 seine Arbeit als Professor fur Redekunst in
Pavia
(damals Teil des
Herzogtums Mailand
), wo er zwei Jahre lang blieb.
[7]
1485 ubersiedelte Merula in die Stadt
Mailand
, wo er ebenfalls zwei Jahre lang unterrichtete und in die
Accademia di Milano
aufgenommen wurde.
[2]
Merula fand sich in einem ungewohnten Ambiente wieder, da das hofische Umfeld der
Accademia
Werke in der
italienischen Volkssprache
gegenuber
Latein
und
Altgriechisch
bevorzugte.
[8]
Langsam gewann auch die
Historiographie
an Bedeutung, die nicht zuletzt als Propagandamittel eingesetzt wurde.
[8]
Schließlich bat Sforza seinen Gast, eine Geschichte des Hauses
Sforza
zu schreiben. 1488 begann Merula mit der Arbeit und nannte sein Werk
Historia Vicecomitum
.
[2]
Parallel zu seiner Arbeit an der
Historia Vicecomitum
veroffentlichte Merula Ausgaben von
Marcus Tullius Cicero
,
Marcus Porcius Cato dem Alteren
und
Plautus
mit Kommentaren.
Die Recherche fur die
Historia Vicecomitum
in verschiedenen Klostern und Archiven des
Herzogtums
fuhrte Merulas Schuler
Giorgio Galbiate
1493 zu der Entdeckung wichtiger klassischer Manuskripte in
Griechisch
und
Lateinische Sprache
in der
Abtei Bobbio
, darunter
Sulpicias
Carmen und die Hymnen von
Prudenz
.
[9]
In einem Brief vom 31. Dezember 1493 an
Ludovico Sforza
stellt Merula den Fund als seinen eigenen dar, was ein Aufleben seines Beruhmtheit als Humanist zur Folge hatte.
[9]
Diese wahrte allerdings nicht lange, da Merula in der Nacht vom 18. auf den 19. Marz 1494 an den Folgen einer schweren
Mandelentzundung
verstarb.
[9]
- Enarrationes vocum priscarum in Libris de Re Rustica.
Venedig:
Sebastian Gryphius
1541. (
Digitalisat
)
- Marcus Tullius Cicero:
De finibus bonorum et malorum
. Venedig:
Wendelinus de Spira
und
Johann von Koln
1471.
- Titus Maccius Plautus:
Comoediae
. Venedig: Wendelinus de Spira und Johann von Koln 1472.
- Bellum Scodrense.
Venedig: Gabriel Petri 1474.
- Scriptores rei rusticae.
Reggio Emilia: Bartolomeo Bruschi 1482 (
Digitalisat
)
- Commentarius in Sapphus epistolam. Emendationes aliquot locorum apud Plinium Virgilium aliosque poetas depravatorum.
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Merlani, Giorgio (Giorgio Merula).
In: Mario Caravale (Hrsg.):
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. In:
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