Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz

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Die Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz beginnt um das Jahr 1100. Zunachst als neuer Marktplatz zwischen Nurnberg und Regensburg gegrundet, entwickelt sich die Stadt schnell zum Mittelpunkt der Region. Einen Hohepunkt erreicht die Geschichte, als Neumarkt im 15. und 16. Jahrhundert Residenzstadt der wittelsbachischen Pfalzgrafen in der Oberpfalz wird. Danach verliert die Stadt an Bedeutung und kann sich erst im 19. Jahrhundert wieder zu einem wirtschaftlichen Standort entwickeln. 1945 wird die Stadt großtenteils zerstort, kann sich in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts jedoch zum wirtschaftlichen und kulturellem Zentrum der westlichen Oberpfalz entwickeln.

Ur- und Fruhgeschichte (bis 1000) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Spuren einer ersten Besiedlung lassen sich bis in die Jungsteinzeit (3000 v. Chr. ? 1800 v. Chr.) zuruckverfolgen, z. B. die Grabhugel nahe der Stadtteile Hohenberg und Voggenthal sowie einige bandkeramische Funde bei Velburg. Weitere Grabhugel und vor allem auch der in der benachbarten Marktgemeinde Postbauer-Heng gefundene Goldhut weisen darauf hin, dass die Siedlungstatigkeit unter den Kelten in der Bronzezeit um 1000 v. Chr. weiter zunahm. Mehrere als Viereckschanzen ausgefuhrte Befestigungen befinden sich z. B. bei Lauterhofen und Berngau-Dippenricht, außerdem eine Wallanlage auf dem Hochplateau des Buchberges.

Nach dem Untergang des Romischen Reichs drangen die Bajuwaren in das heutige Bayern vor und dehnten sich langsam auch nordlich der Donau aus. Aus dieser Zeit, dem 6. oder 7. Jahrhundert, stammen die zahlreichen Orte, die auf -ing enden, so auch Polling , das als Grundung eines gewissen Bollo entstanden sein durfte. Erste frankische Konigshofe tauchten dann in Berngau und Lauterhofen auf.

Grundung und Anfange (1000?1410) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stadtmauer mit Pulverturm (ca. 1300)

Die genauen Grundungsdaten von Neumarkt sind nicht bekannt, aber die Grundung als ?neuer Markt“ wird fur den Anfang des 12. Jahrhunderts an der Handelsstraße zwischen Nurnberg und Regensburg angenommen. Sie kreuzte, wohl am heutigen Bernfurter Weiher im Stadtteil Altenhof, die Strecke von Bohmen in Richtung Landshut , hier existierte auch eine Zollstation. Große Teile des Neumarkter Talkessels waren damals in Besitz der Herren von Wolfstein-Sulzburg , was auf diese als Grunder zuruckschließen lasst, aber nicht belegbar ist. 1135 tauchte zwar in einer Besitzubergabe an das Kloster Prufening ein Friedericus de Niuwenmarchte als Zeuge auf und 1160 wurde in einem Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach ein Marchward du Nuwenmarchet erwahnt. Die geographischen Bezuge machen es jedoch unwahrscheinlich, dass damit Neumarkt in der Oberpfalz gemeint ist: Ein Bezug zu Cham im Bayerischen Wald , das, wegen einer Neugrundung an anderer Stelle, ebenfalls als ?Neuer Markt“ bezeichnet wurde, ist wahrscheinlicher. Es wird allgemein angenommen, dass die Stadt um 1130 planmaßig entlang zweier Hauptachsen angelegt wurde, wie es fur Stadtegrundungen dieser Zeit ublich war. Am 19. Marz 1232 wird in einem Vertrag zwischen dem Bischof Sifrid von Regensburg und seinem Dienstmann Conrad von Hohenfels ein nicht namentlich benannter Schultheiß von Neumarkt als Zeuge aufgefuhrt ( Regesta Imperii V,1,2 n. 4229). Erstmals sicher urkundlich erwahnt wurde Neumarkt im Jahre 1235, als Kaiser Friedrich II. Zollfreiheit zwischen Neumarkt und Nurnberg und der Stadt damit auch Reichsunmittelbarkeit garantierte. Neben Nuvenmarchet (?Neuer Markt“) wurde die Stadt meist als Neoforo oder Novoforo (?Neues Forum“) bezeichnet. Im Rahmen des sogenannten Rintfleisch-Pogroms werden am 27. Juli 1298 in Neumarkt zwischen 40 und 65 Menschen getotet. Im Jahr 1315 berichteten erste Quellen von einer Stadtbefestigung, die aus einer Stadtmauer mit 2 Toren bestand.

Trotz wiederholter Bestatigung der Reichsfreiheit (so z. B. 1401, 1417 und 1521) gelang es jedoch nicht, diesen Status vor allem gegenuber den Wittelsbachern durchzusetzen. Am Ende des staufischen Kaisergeschlechts 1268 fiel Neumarkt an Ludwig von Bayern und damit an die Wittelsbacher. Zwar versuchten die deutschen Konige, u. a. Adolf von Nassau 1295 und Albrecht 1301, die Stadt wieder ihrem direkten Einfluss zu unterstellen, doch fuhrten politische Streitigkeiten Neumarkt nach kurzer Zeit immer wieder zuruck an die Wittelsbacher. Mit dem Hausvertrag von Pavia 1329, der die Wittelsbacher Lande aufteilte, wurde deren Anspruch bestatigt und Neumarkt fiel an die Pfalz bei Rhein .
Am 15. Mai 1381 wird der von einer Nurnberger Soldnertruppe in Postbauer festgenommene Raubritter Eppelein von Gailingen in Neumarkt hingerichtet.
Im Marz 1388 findet unter Pfalzgraf Ruprecht I. (Pfalz) in Neumarkt ein Schiedsgericht statt, das den Stadtekrieg 1387?1389 zwischen dem Schwabischen Stadtebund und den bayerischen Herzogen beenden soll. Es wird ein Vergleich zu Gunsten der Stadte geschlossen, der jedoch im Verlauf weiterer Verhandlungen wieder revidiert wird.

Pfalzische Residenzstadt (1410?1544) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unteres Tor um 1505 ? Wiederaufbau nach der Belagerung durch die Nurnberger Truppen
Friedrich II. von der Pfalz

Im 15. Jahrhundert und 16. Jahrhundert war Neumarkt pfalzische Residenzstadt . Nach dem Tod Ruprechts III. 1410 wurde unter seinen vier Sohnen und Erben die Kurpfalz aufgeteilt . Johann (* 1383; † 1443) erhielt die ?Obere Pfalz“ und verlegte seinen Regierungssitz nach Neumarkt. Unter Pfalzgraf Johann entstanden die Hochbauten der Stadt wie das Rathaus, das Pfalzgrafenschloss , die Kirche St. Johannes , die Hofkirche und der Reitstadel. Sein Sohn Christoph (* 1416; † 1448) erhielt die danische Konigswurde und ließ Neumarkt von Heinrich von Parsberg als Statthalter verwalten. Christoph hinterließ keine Erben und beendete die Linie Pfalz-Neumarkt , so dass die oberpfalzischen Territorien an die Linie Pfalz-Mosbach-Neumarkt kamen.

Pfalzgraf Otto I. (* 1390; † 1461) regierte abwechselnd von Mosbach und Neumarkt aus, erst sein Sohn Otto II. (* 1435; † 1499) residierte wieder hauptsachlich in Neumarkt. Dort empfing er im Jahr 1475 die polnische Konigstochter Hedwig und geleitete sie als Brautfuhrer nach Landshut, wo sie bei der sogenannten Landshuter Hochzeit mit dem Herzogssohn Georg, dem spateren Georg dem Reichen , vermahlt wurde. Der auch als Otto Mathematikus bekannte Pfalzgraf widmete sich im Laufe der Zeit immer mehr seinen astronomischen Interessen und gab 1490 die Regierungsgeschafte zuruck an die Kurlinie unter Philipp dem Aufrichtigen .

Der Landshuter Erbfolgekrieg machte auch vor Neumarkt nicht halt: Im Juli 1504 marschierten etwa 5000 (nach anderen Quellen 8000) Mann Nurnberger Kriegsvolk mit etwa 40 Kanonen (nach anderen Quellen 80) gegen Neumarkt. In der Stadt spitzte sich die Lage zu, da die dort stationierten Landsknechte die Stadt an den Feind ubergeben und plundern wollten. Die Situation entspannte sich wieder, als der kurfurstliche Vizedom Ludwig von Eyb aus Amberg mit einer Schar Bewaffneten angeruckt, fur Ordnung sorgte. Er legte zur Unterstutzung zusatzlich 500 (nach anderen Quellen 1500) bohmische Kriegsknechte unter dem Hauptmann von Kanitz in die Stadt. Am 12. Juli begann die Belagerung. Den Nurnberger Angreifern gelang es nicht, die Stadt vollstandig einzuschließen. Das Obere Tor (damals Deininger Tor) blieb offen. Die Belagerer konzentrierten sich auf den nordlichen Teil der Stadt. Dort konnten die Verteidiger nach schwerem Beschuss der feindlichen Artillerie eine vor dem Unteren Tor befindliche Schanze nicht mehr halten. Die nordliche Vorstadt mit dem Heilig-Geist-Spital wurde daraufhin von den sich zuruckziehenden Verteidigern in Brand gesteckt, um den Nurnberger Angreifern keine Deckung zu bieten. Die Nurnberger versuchten, die Burg Wolfstein einzunehmen, scheiterten aber, da die Besatzung Unterstutzung aus Amberg erhalten hatte. Die Belagerer verbrannten nun die Muhlen vor der Stadt. Die feindliche Artillerie richtete schweren Schaden in der Stadt und vor allem an der Stadtbefestigung an. Das Untere Tor, weitere Turme und Teile der Stadtmauer lagen in Trummern. Die Belagerten antworteten mit einem abendlichen Ausfall Richtung Bernfurt, der zu Verlusten auf beiden Seiten fuhrte. Schließlich resignierten die Nurnberger, die vergeblich um kaiserliche Unterstutzung gebeten und diese erhofft hatten, und zogen am 30. Juli 1504 heimlich in der Nacht ab. Teile der Stadt waren schwer verwustet.

Friedrich II. von der Pfalz (* 1482; † 1556), auch ?Friedrich der Weise“ genannt, kehrte schließlich wieder in die Neumarkter Residenz zuruck, ließ diese zu einem prachtigen Wasserschloss erweitern und vollendete auch den Bau der Hofkirche. 1531 verlor die Stadt offiziell ihren Status als Freie Reichsstadt , als Kaiser Karl V. sie als erblichen Besitz an die Pfalzgrafen ubereignete. Vermutlich auf Grund eines erneuten Ausbruchs der Pest verfasst im Jahr 1533 der Neumarkter Stadtarzt Marcus Deas Veringer (Markus Beringer) ein als Pestregiment bezeichnetes Buch. 1544 erhielt Friedrich II. die Kurwurde und siedelte mit seinem Hofstaat nach Heidelberg uber, die Zeit als Residenzstadt war damit beendet.

Fruhe Neuzeit und Zeiten des Umbruchs (1544?1815) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Neumarkt um 1644 (Merian)
Stadtbefestigung 1675

Der endgultige Verlust dieser Privilegien fuhrte dazu, dass Neumarkt immens an Bedeutung verlor. Im politischen und wirtschaftlichen Leben spielte die Stadt anschließend nur noch fur die umgebende Region eine Rolle, das Wachstum kam nahezu zum Stillstand. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich wieder ein Aufschwung bemerkbar.

Im Jahre 1562 wutete die Pest in der Stadt und der Umgebung. Im 16. Jahrhundert machten sich unter Pfalzgraf Ottheinrich die Lehren Luthers im bis dahin katholischen Neumarkt bemerkbar, denen sich Friedrichs Witwe Dorothea aber bis zu ihrem Tod 1580 erfolgreich widersetzte.

1581 wird in Neumarkt im Gasthaus Zur Glocke ein Durchreisender als der gesuchte Serienmorder Peter Nirsch identifiziert. Beim Verhor unter Folter gesteht er mehr als 500 Morde ein. Viele schwangere Frauen und Kindern waren unter seinen Opfern. Er wird verurteilt und grausam hingerichtet.

Ab ca. 1590 wurde vom Pfalzgrafen Johann Casimir auch in Neumarkt der Calvinismus eingefuhrt. Fur das Jahr 1612 wird wieder ein Ausbruch der Pest vermeldet. Als im Verlauf des Dreißigjahrigen Krieges 1628 die Oberpfalz mit Neumarkt an Bayern kam, setzte sich wieder die katholische Lehre durch. 1630 und 1631 grassierte wieder die Pest in der Stadt. Zweimal wurde Neumarkt von schwedischen Truppen besetzt, namlich von 1633 bis 1635 wahrend der Kampfe um Regensburg und von 1646 bis 1649. In beiden Fallen wurde die Stadt geplundert.

Am 17. Marz 1703 wurde die kurbayerische Stadt und Garnison im Spanischen Erbfolgekrieg nach funftagiger Belagerung von osterreichischen Truppen und Truppen des frankischen Reichskreises unter General Styrum besetzt. Von 1708 bis 1714 kam die Stadt wie die gesamte Oberpfalz unter Pfalz-Neuburgische Herrschaft. Ahnliches ereignet sich wiederum 40 Jahre spater im Osterreichischen Erbfolgekrieg . Unter dem Generalfeldzeugmeister Thungen besetzen osterreichische Truppen 1743 die Stadt. Dem bayerischen Freikorpsfuhrer Johann Michael Gschray gelingt es die Stadt kurzzeitig fur Bayern zuruckzugewinnen, aber 1744 fallt sie wieder bis zum Friedensschluss 1745 an die Osterreicher.

In den Koalitionskriegen kam es im Sommer 1796 zu einer dramatischen Begegnung zwischen franzosischen und osterreichischen Truppen, als sich die Franzosen in der Stadt verbarrikadierten und die Osterreicher die komplette Zerstorung androhten. Nur durch das beherzte Eingreifen des Neumarkter Schmieds Veit Jung , der eigenmachtig das Obere Tor aufschlug, konnte Schlimmeres verhindert werden. Als Bayern ab 1806 unter Napoleon I. Konigreich wurde, erhielt Neumarkt den Status einer koniglich-bayerischen Stadt und wurde Sitz eines Landgerichts.

Ende des 18. Jahrhunderts war in der Gegend um Neumarkt eine große Rauberbande aktiv ( Große Frankische Diebes- und Rauberbande ). Erhalten ist z. B. noch die Abschrift eines Drohbriefes an den Neumarkter Schultheiss aus dem Jahre 1799. Geschrieben wurde dieser wahrscheinlich von dem Rauber Franz Troglauer .

Aufschwung und Industrielle Revolution (1815?1914) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kanalhafen von Neumarkt, Stahlstich (1845) von Alexander Marx

Im 19. Jahrhundert wandelte sich Neumarkt allmahlich zum Industriestandort. Ab 1830 arbeiteten auch im Raum Neumarkt mehrere Tausend Menschen am Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals , mit seiner Fertigstellung 1846 wurde Neumarkt Hafenstadt. Die ehemals hohen Erwartungen an den Kanal sollten sich allerdings nie erfullen, da ihm bald die Bahnstrecke nach Nurnberg und Regensburg sowie die Abzweigung nach Beilngries und spater die nach Regensburg ab 1871 den Rang abliefen. Entlang der heutigen Bahnhofstraße entwickelte sich das erste Industriegebiet außerhalb der Stadtmauern. 1884 entstand mit den Express Werken die erste Fahrrad -Fabrik in Kontinentaleuropa (außerhalb Englands), 1894 wurde unter franzosischer Leitung die erste Sprengstoff -Fabrik Bayerns eroffnet. Um 1900 wurde im Innenstadtbereich eine erste Kanalisation installiert, ihr folgten bald Wasser- und Gasleitungen und 1905 die stadtische Badeanstalt. Im Jahr 1909 bringen am 4. Februar starke Regenfalle die Schneedecke zum Abschmelzen und verursachen ein Hochwasser, das vor allem den sudlichen Teil der Stadt um die Regensburger Straße betrifft und schwere Schaden hinterlasst.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik (1914?1933) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs wurden auch in Neumarkt bald spurbar. Die Rohstoffknappheit fuhrte dazu, dass beispielsweise 1917 die Zinndeckel der Bierkruge beschlagnahmt und Silbermunzen durch solche aus Aluminium ersetzt wurden. 1918 wurden die Lebensmittel, vor allem Fleisch und Kartoffeln knapp. Uber 300 Neumarkter blieben als Gefallene auf den Schlachtfeldern dieses Krieges. Nach Kriegsende waren die Vorrate an Gas und Kohle sehr beschrankt, so wurde zum Beispiel der Eisenbahnverkehr nach Nurnberg, Regensburg und Beilngries stark eingeschrankt.

In den 20er Jahren war die Stadtverwaltung sehr bemuht, neue Industrien anzusiedeln. 1921 wurde der ehemalige Exerzierplatz an die Holzgroßhandlung Pfleiderer aus Heilbronn verkauft, die spater als Pfleiderer (Unternehmen) ihren Firmensitz hierher verlegt. 1922 grundete die Bleistiftfabrik Eberhard Faber ein Werk an der heutigen EFA-Straße. Im August 1924 wird Neumarkt an die offentliche Stromversorgung angeschlossen. Der wirtschaftliche Aufschwung fuhrte auch dazu, dass die Bevolkerung erheblich wuchs. In den 20er Jahren konnte die Stadt den großten Bevolkerungszuwachs der Oberpfalz verzeichnen.

Im September 1923 wurde in Neumarkt eine erste Ortsgruppe der NSDAP gegrundet, die bereits am Deutschen Tag am 23. September offentlich auftrat. Nach dem Verbot im November 1923 schlossen sich deren Anhanger zunachst dem Volkischen Block an. Der Wegzug aktiver Parteiganger aus Neumarkt fuhrte jedoch dazu, dass die nationalsozialistische Bewegung bald wieder zerfiel. Erst 1928 gelang eine Neugrundung der Partei.

Im Jahr 1926 brannte das Kolpinghaus mit seinem Theatersaal nieder. Das hatte zur Folge, dass das Theaterleben in der Stadt nahezu zum Erliegen kam. Es dauerte bis 1934, bis ein neu erbautes Gesellenhaus wieder eroffnet werden konnte.

Nationalsozialismus, Dietrich-Eckart-Stadt (1933?1945) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Internierungslager Wolfstein 1943

Ab 1933 ubernahm auch in Neumarkt die NSDAP die Macht. Als Geburtsort von Dietrich Eckart trug sie den offiziellen Namenszusatz Dietrich-Eckart-Stadt , im Januar 1934 weihte Adolf Hitler im Stadtpark ihm zu Ehren ein Denkmal ein. [1] Die Sprengstofffabrik der WASAG AG im heutigen Wasag-Park wurde bereits Mitte der 1930er ein wichtiger Hersteller von Handgranaten und Minen. Hier ? und auch in anderen Neumarkter Firmen ? wurden mit Fortschreiten des Krieges immer mehr Zwangsarbeiter , vor allem aus Osteuropa, eingesetzt. Fur sie richteten die Nationalsozialisten 1942 im heutigen Stadtteil Wolfstein ein Internierungslager ein, vor allem sowjetische Gefangene wurden auch in der Außenstelle in der Papiermuhle in der Muhlstraße untergebracht, wo besonders menschenunwurdige Bedingungen herrschten. Hunderte von ihnen starben und wurden auf einem Friedhof fur auslandische Kriegsopfer begraben, darunter Frauen und Kinder. [2]

Juden wurden, wie uberall im Reich, zunachst gedemutigt und drangsaliert, spater auch verfolgt und deportiert. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in der Hallertorstraße in Brand gesetzt und großtenteils zerstort. [3] Am Karfreitag 1942 wurde Neumarkt ? judenfrei “, als die 15 letzten Juden in Konzentrationslager gebracht wurden.

Kurz vor Kriegsende wurde Neumarkt durch zwei amerikanische Luftangriffe am 23. Februar und am 11. April 1945 großtenteils zerstort. [4] Die Zivilbevolkerung zog sich in die umliegenden Vororte Woffenbach, Polling und Berg zuruck. Die letzten in der Stadt verbliebenen Menschen versuchten mehrmals, die Stadt kampflos an die bereits bis Postbauer-Heng und Berg vorgeruckten US-Truppen zu ubergeben, jedoch leisteten zwei SS-Divisionen bis zuletzt Widerstand. Zwischen amerikanischen und deutschen Soldaten kam es zu erbitterten Gefechten im gesamten Stadtgebiet. Unter anderem wurde ein Amerikaner in die Hofkirche zuruckgedrangt, dort stecken noch heute die Kugeln im Sockel des Hauptaltars. Uber 90 % der Altstadt sowie das Bahnhofsviertel lagen bei der Einnahme durch US-Truppen am 22. April 1945 in Schutt und Asche. Der heutige Stadtteil Voggenthal wurde dabei von den Amerikanern ?ubersehen“, so dass die Voggenthaler zunachst vergeblich warteten und schließlich die Truppen im benachbarten Hohenberg baten, doch auch noch befreit zu werden.

1945 bis heute [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Brachflache am Unteren Tor: Hier sollte die ?Jura-Galerie“ entstehen

Der dem Weltkrieg folgende Wiederaufbau fuhrte zu einem Uberwiegen der zeittypischen Architektur im Stadtbild. Jedoch gelang es, den historischen Charakter der Altstadt zu bewahren. Erst zum Ende des 20. Jahrhunderts konnten der Reitstadel (1980) und das Untere Tor (1989) wiederaufgebaut werden. 1968 erreichte die Autobahn A3 Neumarkt. Im Rahmen der Gebietsreform von 1972 wurde die kreisfreie Stadt Neumarkt am 1. Juni in den Landkreis Neumarkt eingegliedert und zur Großen Kreisstadt erklart, wobei die Gemeinden Polling , St. Helena, Holzheim, Lippertshofen, Muhlen und Pelchenhofen sowie Teile der Gemeinden Woffenbach und Stauf eingemeindet wurden. Der Landkreis Neumarkt wurde mit dem Kreis Parsberg und Teilen der Kreise Hilpoltstein und Riedenburg verschmolzen. Die Gemeinde Kastl ging an den Landkreis Amberg-Sulzbach . Im selben Jahr entstand auf dem Mariahilfberg die Sternwarte unter ehrenamtlicher Leitung.

1980 wurde mit dem Bau der Umgehungsstraßen begonnen, am 1. September 1993 wurde schließlich mit den ersten Stadtbussen der OPNV eingefuhrt. Die 1990 begonnene Altstadtsanierung belebt das Stadtbild ganz erheblich, der Rathausplatz und die Klostergasse wurden in eine Fußgangerzone umgewandelt. Nach und nach werden die einzelnen Viertel der Altstadt renoviert, es entstehen neue Wohnanlagen. 1997 wurde der ehemalige Schlachthof am Unteren Tor abgerissen, um Platz fur die Jura-Galerie , ein modernes Einkaufszentrum, zu schaffen. Das Vorhaben war von Anfang an umstritten, ein Burgerentscheid 2000 stoppte das Projekt zunachst.

1998 fand vom 24. April bis zum 4. Oktober in Neumarkt die 8. Bayerische Landesgartenschau statt, der Zuschlag dafur wurde erst 1995, nachdem Landshut aus finanziellen Grunden zurucktrat, erteilt. Die in Rekordzeit vorbereitete Gartenschau, die rund um den Ludwig-Donau-Main-Kanal zwischen Holzheim und Altenhof stattfand, gilt bis heute als eine der erfolgreichsten in Bayern. Im Juli 2004 wurde das viel diskutierte Museum Lothar Fischer eroffnet. Im Zuge der Errichtung dieses Museums wurde der Stadtpark hinter dem Schloss umgestaltet. Bereits seit 1997 laufen die Planungen fur die Errichtung einer Stadthalle im Stadtpark, ein Baubeginn war fur 2007 vorgesehen. Der dazugehorige Beschluss des Stadtrats wurde bis heute nicht umgesetzt.

Im Dezember 2010 wurde die Stadt mit der Linie S3 an das Nurnberger S-Bahnnetz angeschlossen.

Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel ? Ort der Vielfalt “. Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojektes der UNESCO wurde Neumarkt mit dem Titel " Stadt der Weltdekade " fur 2007/2008, 2009/2010, 2011/2012 und 2013/2014 ausgezeichnet. [5]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Johann Nepomuk von Lowenthal, Geschichte des Schulteißenamts und der Stadt Neumarkt auf dem Nordgau oder in der heutigen obern Pfalz , Munchen, 1805 online auf commons
  • Kurt Romstock: Die Neumarkter Residenz und ihre Regenten , MZ-Druck Regensburg, 1980
  • Kurt Romstock: Neumarkt in der Oberpfalz von 1500 bis 1945 , MZ-Druck, 1985
  • Kurt Romstock: Neumarkt in der Oberpfalz von 1945 bis 1995 , Druckzentrum der Mittelbayerischen Zeitung, 1994

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Nicolas Damm: Verblumte (sic) Altlast im Stadtpark In: nordbayern.de , 2. November 2013, abgerufen am 1. August 2023.
  2. Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0 , S. 177
  3. Synagoge Neumarkt auf hdbg.eu , abgerufen am 1. August 2023.
  4. Die Zerstorung Neumarkts im Zweiten Weltkrieg auf neumarkt.de, abgerufen am 1. August 2023.
  5. neumarkt.de: Auszeichnungen der Stadt ( Memento des Originals vom 6. Januar 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.neumarkt.de