Die
Geschichte der Stadt
Neumarkt in der Oberpfalz
beginnt um das Jahr 1100. Zunachst als neuer Marktplatz zwischen Nurnberg und Regensburg gegrundet, entwickelt sich die Stadt schnell zum Mittelpunkt der Region. Einen Hohepunkt erreicht die Geschichte, als Neumarkt im 15. und 16. Jahrhundert Residenzstadt der wittelsbachischen Pfalzgrafen in der Oberpfalz wird. Danach verliert die Stadt an Bedeutung und kann sich erst im 19. Jahrhundert wieder zu einem wirtschaftlichen Standort entwickeln. 1945 wird die Stadt großtenteils zerstort, kann sich in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts jedoch zum wirtschaftlichen und kulturellem Zentrum der westlichen Oberpfalz entwickeln.
Spuren einer ersten Besiedlung lassen sich bis in die
Jungsteinzeit
(3000 v. Chr. ? 1800 v. Chr.) zuruckverfolgen, z. B. die Grabhugel nahe der Stadtteile Hohenberg und Voggenthal sowie einige
bandkeramische
Funde bei Velburg. Weitere Grabhugel und vor allem auch der in der benachbarten Marktgemeinde
Postbauer-Heng
gefundene
Goldhut
weisen darauf hin, dass die Siedlungstatigkeit unter den
Kelten
in der
Bronzezeit
um 1000 v. Chr. weiter zunahm. Mehrere als Viereckschanzen ausgefuhrte Befestigungen befinden sich z. B. bei
Lauterhofen
und Berngau-Dippenricht, außerdem eine Wallanlage auf dem Hochplateau des Buchberges.
Nach dem Untergang des
Romischen Reichs
drangen die
Bajuwaren
in das heutige Bayern vor und dehnten sich langsam auch nordlich der Donau aus. Aus dieser Zeit, dem 6. oder 7. Jahrhundert, stammen die zahlreichen Orte, die auf
-ing
enden, so auch
Polling
, das als Grundung eines gewissen Bollo entstanden sein durfte. Erste frankische Konigshofe tauchten dann in Berngau und Lauterhofen auf.
Die genauen Grundungsdaten von Neumarkt sind nicht bekannt, aber die Grundung als ?neuer Markt“ wird fur den Anfang des 12. Jahrhunderts an der Handelsstraße zwischen Nurnberg und Regensburg angenommen. Sie kreuzte, wohl am heutigen Bernfurter Weiher im Stadtteil Altenhof, die Strecke von Bohmen in Richtung
Landshut
, hier existierte auch eine Zollstation. Große Teile des Neumarkter Talkessels waren damals in Besitz der Herren von
Wolfstein-Sulzburg
, was auf diese als Grunder zuruckschließen lasst, aber nicht belegbar ist. 1135 tauchte zwar in einer Besitzubergabe an das Kloster Prufening ein
Friedericus de Niuwenmarchte
als Zeuge auf und 1160 wurde in einem Schenkungsbuch des
Klosters Reichenbach
ein
Marchward du Nuwenmarchet
erwahnt. Die geographischen Bezuge machen es jedoch unwahrscheinlich, dass damit Neumarkt in der Oberpfalz gemeint ist: Ein Bezug zu
Cham
im
Bayerischen Wald
, das, wegen einer Neugrundung an anderer Stelle, ebenfalls als ?Neuer Markt“ bezeichnet wurde, ist wahrscheinlicher. Es wird allgemein angenommen, dass die Stadt um 1130
planmaßig
entlang zweier Hauptachsen angelegt wurde, wie es fur Stadtegrundungen dieser Zeit ublich war. Am 19. Marz 1232 wird in einem Vertrag zwischen dem Bischof
Sifrid von Regensburg
und seinem
Dienstmann
Conrad von Hohenfels ein nicht namentlich benannter Schultheiß von Neumarkt als Zeuge aufgefuhrt (
Regesta Imperii
V,1,2 n. 4229). Erstmals sicher urkundlich erwahnt wurde Neumarkt im Jahre 1235, als Kaiser
Friedrich II.
Zollfreiheit zwischen Neumarkt und Nurnberg und der Stadt damit auch
Reichsunmittelbarkeit
garantierte. Neben
Nuvenmarchet
(?Neuer Markt“) wurde die Stadt meist als
Neoforo
oder
Novoforo
(?Neues Forum“) bezeichnet. Im Rahmen des sogenannten
Rintfleisch-Pogroms
werden am 27. Juli 1298 in Neumarkt zwischen 40 und 65 Menschen getotet. Im Jahr
1315 berichteten erste Quellen von einer Stadtbefestigung, die aus einer Stadtmauer mit 2 Toren bestand.
Trotz wiederholter Bestatigung der Reichsfreiheit (so z. B. 1401, 1417 und 1521) gelang es jedoch nicht, diesen Status vor allem gegenuber den
Wittelsbachern
durchzusetzen. Am Ende des
staufischen Kaisergeschlechts
1268 fiel Neumarkt an
Ludwig von Bayern
und damit an die Wittelsbacher. Zwar versuchten die deutschen Konige, u. a.
Adolf von Nassau
1295 und
Albrecht
1301, die Stadt wieder ihrem direkten Einfluss zu unterstellen, doch fuhrten politische Streitigkeiten Neumarkt nach kurzer Zeit immer wieder zuruck an die Wittelsbacher. Mit dem
Hausvertrag von Pavia
1329, der die Wittelsbacher Lande aufteilte, wurde deren Anspruch bestatigt und Neumarkt fiel an die
Pfalz bei Rhein
.
Am 15. Mai 1381 wird der von einer Nurnberger Soldnertruppe in Postbauer festgenommene Raubritter
Eppelein von Gailingen
in Neumarkt hingerichtet.
Im Marz 1388 findet unter Pfalzgraf
Ruprecht I. (Pfalz)
in Neumarkt ein Schiedsgericht statt, das den
Stadtekrieg 1387?1389
zwischen dem Schwabischen Stadtebund und den bayerischen Herzogen beenden soll. Es wird ein Vergleich zu Gunsten der Stadte geschlossen, der jedoch im Verlauf weiterer Verhandlungen wieder revidiert wird.
Im 15. Jahrhundert und 16. Jahrhundert war Neumarkt pfalzische
Residenzstadt
. Nach dem Tod
Ruprechts III.
1410 wurde unter seinen vier Sohnen und Erben
die Kurpfalz aufgeteilt
.
Johann
(* 1383; † 1443) erhielt die ?Obere Pfalz“ und verlegte seinen Regierungssitz nach Neumarkt. Unter Pfalzgraf Johann entstanden die Hochbauten der Stadt wie das Rathaus, das
Pfalzgrafenschloss
, die
Kirche St. Johannes
, die
Hofkirche
und der Reitstadel. Sein Sohn
Christoph
(* 1416; † 1448) erhielt die danische Konigswurde und ließ Neumarkt von Heinrich von
Parsberg
als Statthalter verwalten. Christoph hinterließ keine Erben und beendete die Linie
Pfalz-Neumarkt
, so dass die oberpfalzischen Territorien an die Linie
Pfalz-Mosbach-Neumarkt
kamen.
Pfalzgraf
Otto I.
(* 1390; † 1461) regierte abwechselnd von Mosbach und Neumarkt aus, erst sein Sohn
Otto II.
(* 1435; † 1499) residierte wieder hauptsachlich in Neumarkt. Dort empfing er im Jahr 1475 die polnische Konigstochter
Hedwig
und geleitete sie als Brautfuhrer nach Landshut, wo sie bei der sogenannten
Landshuter Hochzeit
mit dem Herzogssohn Georg, dem spateren
Georg dem Reichen
, vermahlt wurde.
Der auch als
Otto Mathematikus
bekannte Pfalzgraf widmete sich im Laufe der Zeit immer mehr seinen
astronomischen
Interessen und gab 1490 die Regierungsgeschafte zuruck an die Kurlinie unter
Philipp dem Aufrichtigen
.
Der
Landshuter Erbfolgekrieg
machte auch vor Neumarkt nicht halt: Im Juli 1504 marschierten etwa 5000 (nach anderen Quellen 8000) Mann Nurnberger Kriegsvolk mit etwa 40 Kanonen (nach anderen Quellen 80) gegen Neumarkt. In der Stadt spitzte sich die Lage zu, da die dort stationierten Landsknechte die Stadt an den Feind ubergeben und plundern wollten. Die Situation entspannte sich wieder, als der kurfurstliche Vizedom
Ludwig von Eyb
aus Amberg mit einer Schar Bewaffneten angeruckt, fur Ordnung sorgte. Er legte zur Unterstutzung zusatzlich 500 (nach anderen Quellen 1500) bohmische Kriegsknechte unter dem Hauptmann
von Kanitz
in die Stadt. Am 12. Juli begann die Belagerung. Den Nurnberger Angreifern gelang es nicht, die Stadt vollstandig einzuschließen. Das Obere Tor (damals Deininger Tor) blieb offen. Die Belagerer konzentrierten sich auf den nordlichen Teil der Stadt. Dort konnten die Verteidiger nach schwerem Beschuss der feindlichen Artillerie eine vor dem Unteren Tor befindliche Schanze nicht mehr halten. Die nordliche Vorstadt mit dem Heilig-Geist-Spital wurde daraufhin von den sich zuruckziehenden Verteidigern in Brand gesteckt, um den Nurnberger Angreifern keine Deckung zu bieten. Die Nurnberger versuchten, die Burg Wolfstein einzunehmen, scheiterten aber, da die Besatzung Unterstutzung aus Amberg erhalten hatte. Die Belagerer verbrannten nun die Muhlen vor der Stadt. Die feindliche Artillerie richtete schweren Schaden in der Stadt und vor allem an der Stadtbefestigung an. Das Untere Tor, weitere Turme und Teile der Stadtmauer lagen in Trummern. Die Belagerten antworteten mit einem abendlichen Ausfall Richtung Bernfurt, der zu Verlusten auf beiden Seiten fuhrte. Schließlich resignierten die Nurnberger, die vergeblich um kaiserliche Unterstutzung gebeten und diese erhofft hatten, und zogen am 30. Juli 1504 heimlich in der Nacht ab. Teile der Stadt waren schwer verwustet.
Friedrich II. von der Pfalz
(* 1482; † 1556), auch ?Friedrich der Weise“ genannt, kehrte schließlich wieder in die Neumarkter Residenz zuruck, ließ diese zu einem prachtigen Wasserschloss erweitern und vollendete auch den Bau der Hofkirche.
1531 verlor die Stadt offiziell ihren Status als
Freie Reichsstadt
, als Kaiser
Karl V.
sie als erblichen Besitz an die Pfalzgrafen ubereignete. Vermutlich auf Grund eines erneuten Ausbruchs der Pest verfasst im Jahr 1533 der Neumarkter Stadtarzt Marcus Deas Veringer (Markus Beringer) ein als Pestregiment bezeichnetes Buch. 1544 erhielt Friedrich II. die
Kurwurde
und siedelte mit seinem Hofstaat nach Heidelberg uber, die Zeit als Residenzstadt war damit beendet.
Der endgultige Verlust dieser Privilegien fuhrte dazu, dass Neumarkt immens an Bedeutung verlor. Im politischen und wirtschaftlichen Leben spielte die Stadt anschließend nur noch fur die umgebende Region eine Rolle, das Wachstum kam nahezu zum Stillstand. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich wieder ein Aufschwung bemerkbar.
Im Jahre 1562 wutete die Pest in der Stadt und der Umgebung. Im 16. Jahrhundert machten sich unter Pfalzgraf
Ottheinrich
die Lehren
Luthers
im bis dahin katholischen Neumarkt bemerkbar, denen sich Friedrichs Witwe
Dorothea
aber bis zu ihrem Tod 1580 erfolgreich widersetzte.
1581 wird in Neumarkt im Gasthaus Zur Glocke ein Durchreisender als der gesuchte Serienmorder
Peter Nirsch
identifiziert. Beim Verhor unter Folter gesteht er mehr als 500 Morde ein. Viele schwangere Frauen und Kindern waren unter seinen Opfern. Er wird verurteilt und grausam hingerichtet.
Ab ca. 1590 wurde vom Pfalzgrafen
Johann Casimir
auch in Neumarkt der
Calvinismus
eingefuhrt. Fur das Jahr 1612 wird wieder ein Ausbruch der Pest vermeldet. Als im Verlauf des
Dreißigjahrigen Krieges
1628 die Oberpfalz mit Neumarkt an Bayern kam, setzte sich wieder die katholische Lehre durch. 1630 und 1631 grassierte wieder die Pest in der Stadt. Zweimal wurde Neumarkt von
schwedischen
Truppen besetzt, namlich von 1633 bis 1635 wahrend der
Kampfe um Regensburg
und von 1646 bis 1649. In beiden Fallen wurde die Stadt geplundert.
Am 17. Marz 1703 wurde die kurbayerische Stadt und Garnison im
Spanischen Erbfolgekrieg
nach funftagiger Belagerung von osterreichischen Truppen und Truppen des
frankischen Reichskreises
unter General
Styrum
besetzt. Von 1708 bis 1714 kam die Stadt wie die gesamte Oberpfalz unter
Pfalz-Neuburgische
Herrschaft. Ahnliches ereignet sich wiederum 40 Jahre spater im
Osterreichischen Erbfolgekrieg
. Unter dem Generalfeldzeugmeister Thungen besetzen osterreichische Truppen 1743 die Stadt. Dem bayerischen Freikorpsfuhrer
Johann Michael Gschray
gelingt es die Stadt kurzzeitig fur Bayern zuruckzugewinnen, aber 1744 fallt sie wieder bis zum Friedensschluss 1745 an die Osterreicher.
In den
Koalitionskriegen
kam es im Sommer 1796 zu einer dramatischen Begegnung zwischen franzosischen und osterreichischen Truppen, als sich die Franzosen in der Stadt verbarrikadierten und die Osterreicher die komplette Zerstorung androhten. Nur durch das beherzte Eingreifen des Neumarkter Schmieds
Veit Jung
, der eigenmachtig das Obere Tor aufschlug, konnte Schlimmeres verhindert werden. Als Bayern ab 1806 unter
Napoleon I.
Konigreich
wurde, erhielt Neumarkt den Status einer koniglich-bayerischen Stadt und wurde Sitz eines Landgerichts.
Ende des 18. Jahrhunderts war in der Gegend um Neumarkt eine große Rauberbande aktiv (
Große Frankische Diebes- und Rauberbande
). Erhalten ist z. B. noch die Abschrift eines Drohbriefes an den Neumarkter Schultheiss aus dem Jahre 1799. Geschrieben wurde dieser wahrscheinlich von dem Rauber
Franz Troglauer
.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich Neumarkt allmahlich zum Industriestandort. Ab 1830 arbeiteten auch im Raum Neumarkt mehrere Tausend Menschen am Bau des
Ludwig-Donau-Main-Kanals
, mit seiner Fertigstellung 1846 wurde Neumarkt Hafenstadt. Die ehemals hohen Erwartungen an den Kanal sollten sich allerdings nie erfullen, da ihm bald die
Bahnstrecke nach Nurnberg und Regensburg
sowie die
Abzweigung nach Beilngries
und spater die nach Regensburg ab 1871 den Rang abliefen. Entlang der heutigen Bahnhofstraße entwickelte sich das erste Industriegebiet außerhalb der Stadtmauern. 1884 entstand mit den
Express Werken
die erste
Fahrrad
-Fabrik in Kontinentaleuropa (außerhalb Englands), 1894 wurde unter franzosischer Leitung die erste
Sprengstoff
-Fabrik Bayerns eroffnet. Um 1900 wurde im Innenstadtbereich eine erste Kanalisation installiert, ihr folgten bald Wasser- und Gasleitungen und 1905 die stadtische Badeanstalt. Im Jahr 1909 bringen am 4. Februar starke Regenfalle die Schneedecke zum Abschmelzen und verursachen ein Hochwasser, das vor allem den sudlichen Teil der Stadt um die Regensburger Straße betrifft und schwere Schaden hinterlasst.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des
Ersten Weltkriegs
wurden auch in Neumarkt bald spurbar. Die Rohstoffknappheit fuhrte dazu, dass beispielsweise 1917 die Zinndeckel der Bierkruge beschlagnahmt und Silbermunzen durch solche aus Aluminium ersetzt wurden. 1918 wurden die Lebensmittel, vor allem Fleisch und Kartoffeln knapp. Uber 300 Neumarkter blieben als Gefallene auf den Schlachtfeldern dieses Krieges. Nach Kriegsende waren die Vorrate an Gas und Kohle sehr beschrankt, so wurde zum Beispiel der Eisenbahnverkehr nach Nurnberg, Regensburg und Beilngries stark eingeschrankt.
In den 20er Jahren war die Stadtverwaltung sehr bemuht, neue Industrien anzusiedeln. 1921 wurde der ehemalige Exerzierplatz an die
Holzgroßhandlung Pfleiderer
aus Heilbronn verkauft, die spater als
Pfleiderer (Unternehmen)
ihren Firmensitz hierher verlegt. 1922 grundete die
Bleistiftfabrik Eberhard Faber
ein Werk an der heutigen EFA-Straße. Im August 1924 wird Neumarkt an die offentliche Stromversorgung angeschlossen. Der wirtschaftliche Aufschwung fuhrte auch dazu, dass die Bevolkerung erheblich wuchs. In den 20er Jahren konnte die Stadt den großten Bevolkerungszuwachs der Oberpfalz verzeichnen.
Im September 1923 wurde in Neumarkt eine erste Ortsgruppe der
NSDAP
gegrundet, die bereits am
Deutschen Tag
am 23. September offentlich auftrat. Nach dem Verbot im November 1923 schlossen sich deren Anhanger zunachst dem
Volkischen Block
an. Der Wegzug aktiver Parteiganger aus Neumarkt fuhrte jedoch dazu, dass die nationalsozialistische Bewegung bald wieder zerfiel. Erst 1928 gelang eine Neugrundung der Partei.
Im Jahr 1926 brannte das Kolpinghaus mit seinem Theatersaal nieder. Das hatte zur Folge, dass das Theaterleben in der Stadt nahezu zum Erliegen kam. Es dauerte bis 1934, bis ein neu erbautes Gesellenhaus wieder eroffnet werden konnte.
Nationalsozialismus, Dietrich-Eckart-Stadt (1933?1945)
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Ab 1933 ubernahm auch in Neumarkt die NSDAP die Macht. Als Geburtsort von
Dietrich Eckart
trug sie den offiziellen Namenszusatz
Dietrich-Eckart-Stadt
, im Januar 1934 weihte
Adolf Hitler
im Stadtpark ihm zu Ehren ein Denkmal ein.
[1]
Die Sprengstofffabrik der
WASAG AG
im heutigen Wasag-Park wurde bereits Mitte der 1930er ein wichtiger Hersteller von Handgranaten und Minen. Hier ? und auch in anderen Neumarkter Firmen ? wurden mit Fortschreiten des
Krieges
immer mehr
Zwangsarbeiter
, vor allem aus Osteuropa, eingesetzt. Fur sie richteten die Nationalsozialisten 1942 im heutigen Stadtteil Wolfstein ein Internierungslager ein, vor allem
sowjetische Gefangene
wurden auch in der Außenstelle in der Papiermuhle in der Muhlstraße untergebracht, wo besonders menschenunwurdige Bedingungen herrschten. Hunderte von ihnen starben und wurden auf einem Friedhof fur auslandische Kriegsopfer begraben, darunter Frauen und Kinder.
[2]
Juden wurden, wie uberall im Reich, zunachst gedemutigt und drangsaliert, spater auch verfolgt und deportiert. Am
9. November 1938
wurde die Synagoge in der Hallertorstraße in Brand gesetzt und großtenteils zerstort.
[3]
Am Karfreitag 1942 wurde Neumarkt ?
judenfrei
“, als die 15 letzten Juden in
Konzentrationslager
gebracht wurden.
Kurz vor Kriegsende wurde Neumarkt durch zwei amerikanische Luftangriffe am
23. Februar
und am
11. April
1945
großtenteils zerstort.
[4]
Die Zivilbevolkerung zog sich in die umliegenden Vororte Woffenbach, Polling und Berg zuruck. Die letzten in der Stadt verbliebenen Menschen versuchten mehrmals, die Stadt kampflos an die bereits bis Postbauer-Heng und Berg vorgeruckten US-Truppen zu ubergeben, jedoch leisteten zwei
SS-Divisionen
bis zuletzt Widerstand. Zwischen amerikanischen und deutschen Soldaten kam es zu erbitterten Gefechten im gesamten Stadtgebiet. Unter anderem wurde ein Amerikaner in die Hofkirche zuruckgedrangt, dort stecken noch heute die Kugeln im Sockel des Hauptaltars. Uber 90 % der Altstadt sowie das Bahnhofsviertel lagen bei der Einnahme durch US-Truppen am
22. April
1945
in Schutt und Asche. Der heutige Stadtteil Voggenthal wurde dabei von den Amerikanern ?ubersehen“, so dass die Voggenthaler zunachst vergeblich warteten und schließlich die Truppen im benachbarten Hohenberg baten, doch auch noch befreit zu werden.
Der dem Weltkrieg folgende Wiederaufbau fuhrte zu einem Uberwiegen der zeittypischen Architektur im Stadtbild. Jedoch gelang es, den historischen Charakter der Altstadt zu bewahren. Erst zum Ende des 20. Jahrhunderts konnten der Reitstadel (1980) und das Untere Tor (1989) wiederaufgebaut werden. 1968 erreichte die
Autobahn A3
Neumarkt. Im Rahmen der
Gebietsreform von 1972
wurde die
kreisfreie Stadt
Neumarkt am 1. Juni in den Landkreis Neumarkt eingegliedert und zur
Großen Kreisstadt
erklart, wobei die Gemeinden
Polling
, St. Helena, Holzheim, Lippertshofen, Muhlen und Pelchenhofen sowie Teile der Gemeinden
Woffenbach
und
Stauf
eingemeindet wurden. Der
Landkreis Neumarkt
wurde mit dem Kreis
Parsberg
und Teilen der Kreise
Hilpoltstein
und
Riedenburg
verschmolzen. Die Gemeinde
Kastl
ging an den
Landkreis Amberg-Sulzbach
. Im selben Jahr entstand auf dem Mariahilfberg die
Sternwarte
unter ehrenamtlicher Leitung.
1980 wurde mit dem Bau der Umgehungsstraßen begonnen, am 1. September 1993 wurde schließlich mit den ersten
Stadtbussen
der
OPNV
eingefuhrt. Die 1990 begonnene Altstadtsanierung belebt das Stadtbild ganz erheblich, der Rathausplatz und die Klostergasse wurden in eine
Fußgangerzone
umgewandelt. Nach und nach werden die einzelnen Viertel der Altstadt renoviert, es entstehen neue Wohnanlagen. 1997 wurde der ehemalige Schlachthof am Unteren Tor abgerissen, um Platz fur die
Jura-Galerie
, ein modernes Einkaufszentrum, zu schaffen. Das Vorhaben war von Anfang an umstritten, ein
Burgerentscheid
2000 stoppte das Projekt zunachst.
1998 fand vom 24. April bis zum 4. Oktober in Neumarkt die 8. Bayerische
Landesgartenschau
statt, der Zuschlag dafur wurde erst 1995, nachdem
Landshut
aus finanziellen Grunden zurucktrat, erteilt. Die in Rekordzeit vorbereitete Gartenschau, die rund um den Ludwig-Donau-Main-Kanal zwischen Holzheim und Altenhof stattfand, gilt bis heute als eine der erfolgreichsten in Bayern. Im Juli 2004 wurde das viel diskutierte
Museum Lothar Fischer
eroffnet. Im Zuge der Errichtung dieses Museums wurde der Stadtpark hinter dem Schloss umgestaltet. Bereits seit 1997 laufen die Planungen fur die Errichtung einer Stadthalle im Stadtpark, ein Baubeginn war fur 2007 vorgesehen. Der dazugehorige Beschluss des Stadtrats wurde bis heute nicht umgesetzt.
Im Dezember 2010 wurde die Stadt mit der Linie S3 an das
Nurnberger S-Bahnnetz
angeschlossen.
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der
Bundesregierung
verliehenen Titel ?
Ort der Vielfalt
“. Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojektes der
UNESCO
wurde Neumarkt mit dem Titel "
Stadt der Weltdekade
" fur 2007/2008, 2009/2010, 2011/2012 und 2013/2014 ausgezeichnet.
[5]
- Johann Nepomuk von Lowenthal,
Geschichte des Schulteißenamts und der Stadt Neumarkt auf dem Nordgau oder in der heutigen obern Pfalz
, Munchen, 1805
online auf commons
- Kurt Romstock:
Die Neumarkter Residenz und ihre Regenten
, MZ-Druck Regensburg, 1980
- Kurt Romstock:
Neumarkt in der Oberpfalz von 1500 bis 1945
, MZ-Druck, 1985
- Kurt Romstock:
Neumarkt in der Oberpfalz von 1945 bis 1995
, Druckzentrum der Mittelbayerischen Zeitung, 1994
- ↑
Nicolas Damm:
Verblumte (sic) Altlast im Stadtpark
In:
nordbayern.de
, 2. November 2013, abgerufen am 1. August 2023.
- ↑
Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 1995,
ISBN 3-89331-208-0
, S. 177
- ↑
Synagoge Neumarkt
auf
hdbg.eu
, abgerufen am 1. August 2023.
- ↑
Die Zerstorung Neumarkts im Zweiten Weltkrieg
auf neumarkt.de, abgerufen am 1. August 2023.
- ↑
neumarkt.de: Auszeichnungen der Stadt
(
Memento
des
Originals
vom 6. Januar 2017 im
Internet Archive
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