Die
Geschichte Heidelbergs
reicht uber die erste urkundliche Erwahnung der Stadt im Jahr 1196 hinaus bis zu Siedlungen im
Heidelberger
Stadtgebiet zur Zeit der
Kelten
und
Romer
. Im 13. Jahrhundert entstand das
Schloss
, die Stadt wurde planmaßig angelegt und zur
Residenz
der
Pfalzgrafen
bei Rhein. Damit begann die rund funfhundertjahrige Blutezeit der Stadt am
Neckar
als Hauptstadt der
Kurpfalz
. Die
Universitat Heidelberg
wurde 1386 als erste Hochschule im heutigen deutschen Staatsgebiet gegrundet. Im
Pfalzischen Erbfolgekrieg
zerstorten franzosische Truppen 1693 die Stadt, die auf mittelalterlichem Grundriss im Stil des
Barock
wiederaufgebaut wurde. 1720 wurde die kurfurstliche Residenz nach
Mannheim
verlegt. 1803 kam Heidelberg an
Baden
. Im 19. Jahrhundert wirkten Dichter und Denker in der Stadt, die Heidelberg den Beinamen ?Stadt der
Romantik
“ einbrachten. Heidelberg wurde zu einem Wissenschaftsstandort und Reiseziel. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Stadt durch Eingemeindungen und Bauprojekte vergroßert und blieb im
Zweiten Weltkrieg
weitestgehend unzerstort. Nach Kriegsende war Heidelberg bis 2013 Standort des Hauptquartiers der
amerikanischen Landstreitkrafte
in Europa.
Der Vorfahre der
Neandertaler
, die
fossile
Art
Homo heidelbergensis
, erhielt ihren Namen, nachdem sie in Heidelberg
erstmals wissenschaftlich beschrieben
wurde. Zuvor war das erste bekannte Fossil dieser Art, der rund 600.000 Jahre alten
Unterkiefer von Mauer
, 1907 durch den Arbeiter
Daniel Hartmann
in einer Sandgrube im Ort
Mauer
sudostlich von Heidelberg entdeckt worden.
[1]
Dieser Unterkiefer, das
Typusexemplar
von
Homo heidelbergensis
, ist das alteste bislang in Deutschland entdeckte Fossil der
Gattung
Homo
.
Die erste dauerhafte Besiedlung des Raumes Heidelberg lasst sich fur die
Jungsteinzeit
durch archaologische Funde aus dem 5. vorchristlichen Jahrtausend nachweisen, die der
Linearbandkeramik
-,
Rossener
und
Michelsberger Kultur
zuzurechnen sind.
[2]
Zu den bedeutenden
Befunden
aus dieser Zeit gehort eine große Grube von etwa 12 × 14 Metern Durchmesser und 3,80 Metern Tiefe, die einem Dorf der Rossener Kultur (um 4500 v. Chr.) als Abfalldeponie diente.
[3]
Aus der Zeit der Michelsberger Kultur, etwa 3800 v. Chr., stammt eine im Stadtteil
Handschuhsheim
entdeckte Mehrfachbestattung mit sechs Personen (drei Erwachsene und drei Kinder), die bei einem Uberfall umgebracht und anschließend gemeinsam bestattet wurden.
[4]
Diese steinzeitlichen Siedlungsspuren konzentrieren sich auf die Stadtteile (nord-)westlich der Innenstadt, wo der Neckar aus dem Odenwald austritt und daher in prahistorischer Zeit der
Schwemmkegel
des Flusses befand. Dieser sorgte fur fruchtbare Boden, was zusammen mit der klimatisch gunstigen Lage und dem naturlichen Schutz gegen Osten durch den Odenwald fur sehr gunstige Siedlungsbedingungen sorgte.
[5]
Wahrend der
Bronzezeit
bewohnten Angehorige der
Hugelgraber
- und
Urnenfelderkultur
den Heidelberger Raum
[6]
und scheinen in Teilen des Stadtgebietes eine fur vorgeschichtliche Verhaltnisse sehr dichte Besiedlung errichtet zu haben.
[7]
Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich der oberhalb Heidelbergs gelegene
Heiligenberg
zu einem wichtigen Siedlungszentrum der
Kelten
, die dort eine großere befestigte Siedlung errichteten. Ihr doppelter
Ringwall
ist immer noch zu erkennen. Die Funde zeigen, dass die Anlage das kulturelle und religiose Zentrum der Region darstellte und dort in großerem Stil Eisenabbau und -verarbeitung stattfanden. Im 3. Jahrhundert wurde die Hugelsiedlung jedoch aus nicht ganzlich geklarten Grunden wieder aufgegeben. Moglicherweise verlor sie ihre Funktion als Zentralort an einen weiter in der Rheinebene gelegenen und damit verkehrstechnisch besser zu erreichenden Platz. Allerdings wurde der Heiligenberg dem archaologischen Fundspektrum zufolge auch in den folgenden Jahrhunderten von der Bevolkerung der Gegend wiederholt aufgesucht.
[8]
Parallel zu den Siedlungsaktivitaten auf dem Berg entstanden in der keltischen Zeit auch diverse Baustrukturen im sonstigen Stadtgebiet Heidelbergs. Ihre Spuren verteilen sich relativ gleichmaßig beiderseits des Neckars uber verschiedene Stadtteile, aus den sehr ausschnitthaften Befundbeobachtungen lasst sich die Struktur und Bedeutung dieser vermutlich bauerlichen Kleinsiedlungen jedoch nicht genauer rekonstruieren.
[9]
Ebenfalls aus Flussnahe stammt das Bruchstuck des Kopfes einer uberlebensgroßen Steinskulptur, das in einem romischen Graberfeld im Stadtteil
Bergheim
gefunden wurde und zu dem Grabdenkmal eines machtigen Bewohners des Heidelbergs (einem sogenannten ?
Furstengrab
“) gehort haben durfte.
[10]
Im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es dann jedoch zu einem vollstandigen Abbruch der keltischen Besiedlung, genauso wie an vielen Orten in der weiteren Umgebung. Dieses Phanomen wird haufig mit den Berichten spaterer antiker Quellen in Verbindung gebracht, nach denen der keltische
Stamm
der
Helvetier
unter dem Druck der vordringenden
germanischen
Sueben
seine angestammten Siedlungsplatze zwischen Rhein, Main und Schwarzwald verlassen habe und nach
Gallien
ausgewichen sei.
[11]
Nachdem die Helvetier 58 v. Chr. in der
Schlacht bei Bibracte
von den
Romern
unter
Gaius Iulius Caesar
geschlagen worden waren, blieb die Oberrheinebene weitgehend siedlungsleer.
Wahrend der Regierungszeit Kaiser
Tiberius
’ (14?37 n. Chr.) siedelten die Romer verbundete Germanen vom Stamm der
Neckarsueben
im Gebiet ostlich der Neckarmundung an, um eine Pufferzone zwischen dem
Rhein
, der Außengrenze des Romischen Reiches, und
Germanien
zu schaffen. Unter Kaiser
Vespasian
(69?79) schoben die Romer ihre Grenze in das rechtsrheinische Gebiet vor und grundeten auch im Bereich des heutigen Heidelberger Stadtgebiets ein Militarlager.
[12]
Im Jahr 90 entstand ein steinernes Kastell anstelle der vorangegangenen Holzbauten. Uber den Neckar errichteten die Romer zunachst eine holzerne Brucke, um das Jahr 200 dann schließlich eine 260 m lange Steinpfeilerbrucke. Auf dem Gipfel des Heiligenbergs entstand ein
Mercurius
-Tempel, auch der
Mithras-Kult
war in Heidelberg verbreitet. Der Hauptort der Region war in romischer Zeit das benachbarte
Lopodunum
(heute
Ladenburg
), aber auch um das Militarlager in Heidelberg (dessen lateinischer Name unbekannt ist) entwickelte sich ein florierendes Topfereizentrum.
Im 3. Jahrhundert wurden die Romer von den
Alamannen
verdrangt. Der Germanenstamm durchbrach ab 233 den
Limes
und fiel in romisches Territorium ein. Auch im Heidelberger Raum hauften sich Uberfalle und Brandschatzungen. Nach 260 mussten sich die Romer an den
Rhein
zuruckziehen, und die Alamannen ließen sich schließlich im romischen Grenzland im Gebiet des heutigen Sudwestdeutschlands nieder.
Uber die Geschichte der folgenden Jahrhunderte in Heidelberg ist wenig bekannt. Durch den Sieg des
Merowingerkonigs
Chlodwig I.
uber die Alamannen im Jahr 506 wurde Heidelberg aber schließlich zu einem Teil des
Frankenreichs
und gehorte dem
Lobdengau
an. Sichtbarste Folge der neuen Herrschaft war die
Christianisierung
des Gebiets. Im 8. Jahrhundert entwickelte sich das nahegelegene
Kloster Lorsch
zu einem wichtigen politischen Zentrum, welches mit dem
Bistum Worms
um die Vorherrschaft der Region rang. Um seinen Einfluss im Heidelberger Raum zu festigen, ließ der Lorscher Abt Thiotroch im Jahr 870 auf dem Heiligenberg an der Stelle des alten Mercuriustempels das
Michaelskloster
als Filialkloster grunden. Zwei Jahrhunderte spater folgte auf dem Michelsberg, dem Vorberg des Heiligenbergs, eine weitere Filiale, das
Stephanskloster
. Im Jahr 1130 entstand das
Stift Neuburg
am Fuße des Berges.
Viele der Dorfer Heidelbergs entstanden schon zur Frankenzeit im 6. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwahnt werden sie im 8. Jahrhundert im
Lorscher Codex
? Neuenheim und
Handschuhsheim
im Jahr 765,
Rohrbach
766,
Wieblingen
und
Kirchheim
767 sowie
Bergheim
im Jahr 769. Damit sind die Stadtteile Heidelbergs, die auf diese Dorfer zuruckgehen, um mehrere Jahrhunderte alter als die Stadt selbst.
Der Name
Heidelberch
wird erstmals in einer Urkunde des
Klosters Schonau
aus dem Jahr 1196 erwahnt. Zu jener Zeit befand sich der Ort noch im Besitz des
Bistums Worms
. Eine Burg am Nordhang des
Konigstuhls
war aber wohl schon Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut worden.
[13]
Unklar ist, ob diese erste Burg ein Vorgangerbau des heutigen
Heidelberger Schlosses
auf dem
Jettenbuhl
war
[14]
, oder ob sie sich auf der
Molkenkur
an einer hoheren Stelle des Berghangs befand und der Vorgangerbau des Schlosses erst im 13. Jahrhundert entstand.
[15]
Sicher ist jedenfalls, dass das heutige Schloss durch zahlreiche Umbauten und Erweiterungen nichts mehr mit der ersten Bauphase gemein hat.
[16]
Unterhalb der Burg lag ein kleiner Burgweiler im Bereich um die
Peterskirche
, das alteste Gotteshaus der Heidelberger Altstadt.
Der Name Heidelberg (auch Heydelberg) bezeichnete ursprunglich die Burg und wurde spater auf die Stadt ubertragen
[17]
, die Etymologie ist indes nicht ganzlich geklart. Der ?Berg“ im Namen durfte sich auf den Konigstuhl beziehen. Der erste Bestandteil konnte sich vom Landschaftsbegriff ?
Heide
“ herleiten, welches soviel wie
freies Land
im Sinne von unbewohnte Gemeindeflache bedeutet. Auch die neuzeitliche Verwendung von Heide im Sinne einer unbewaldeten Flache lasst sich begrunden, da die fruhesten Abbildungen des Konigstuhls dessen Spitze unbewaldet darstellen. Weniger wahrscheinlich ist hingegen, dass der Heidelberg von ?Heidenberg“ abgeleitet ist und sich auf die keltische und romische Gotterverehrung auf dem Heiligenberg bezieht. Auch die Herleitung vom althochdeutschen Personennamen Heidilo ist mittlerweile verworfen worden.
[18]
Eine Ableitung des Stadtnamens von der Frucht
Heidelbeere
ist Legende und auch deshalb kaum wahrscheinlich, weil die entsprechende Bezeichnung im dortigen Dialekt nicht bekannt ist und dort Blaubeere heißt.
Die eigentliche Stadt Heidelberg wurde erst spater planmaßig im Bereich zwischen Konigstuhl und
Neckar
angelegt. Ging man lange davon aus, dass Heidelberg zwischen 1170 und 1180 gegrundet wurde
[19]
, legen jungere Befunde nahe, dass die Stadtgrundung erst um 1220 stattfand.
[20]
Der rechtwinklige Grundriss mit drei parallel zum Fluss verlaufenden Straßen und verbindenden Quergassen sowie dem
Marktplatz
im Zentrum ist bis heute erhalten geblieben. Diese Stadtanlage nahm den ostlichen, als Kernaltstadt bekannten Teil der heutigen
Altstadt
bis zur Grabengasse ein. Sie war von einer Stadtmauer umgeben, von der nur noch der sogenannte Hexenturm im Hof der
Neuen Universitat
ubriggeblieben ist. Eine Brucke uber den Neckar wird erstmals 1284 erwahnt. Obwohl sie noch lange die Hauptkirche Heidelbergs bleiben sollte, lag die Peterskirche mit dem umgebenden alten Burgweiler, spater Bergstadt genannt, bis ins 18. Jahrhundert hinein außerhalb der Stadtgrenze.
Kaiser
Friedrich I. Barbarossa
hatte 1156 seinen Halbbruder
Konrad den Staufer
zum
Pfalzgrafen
bei Rhein ernannt. Pfalzgrafen gab es bereits in frankischer Zeit
[21]
, ursprunglich handelte es sich bei den Pfalzgrafen um leitende konigliche Amtstrager bei Hofe mit vorwiegend administrativen und richterlichen Aufgaben. Unter Konrad wurde nun das nordliche
Oberrheinland
zum Zentrum der Pfalzgrafschaft, die sich mit der Zeit zu einem großeren Territorialstaat innerhalb des
Heiligen Romischen Reichs
entwickelte. Nach kurzer Herrschaft der
Welfen
ging das Amt 1214 an die Dynastie der
Wittelsbacher
. Im Jahr 1225 erhielt der Pfalzgraf bei Rhein das vormals Wormser Heidelberg als
Lehen
.
Zu Beginn ihrer Herrschaftszeit hatten die Pfalzgrafen keine feste Residenz, sondern hielten sich an verschiedenen Orten ihres Herrschaftsgebietes auf. Doch bereits unter
Ludwig II.
(1253?1294) hatte Heidelberg den Charakter einer Residenzstadt entwickelt.
[22]
Als im 14. Jahrhundert die traditionelle Reiseherrschaft aufgegeben wurde, setzte sich Heidelberg als
Residenz
durch.
Im
Hausvertrag von Pavia
wurde 1329 das Wittelsbacher Herrschaftsgebiet zwischen einer
pfalzischen
und einer
bayrischen
Linie geteilt. Die
Kurwurde
, das Recht zur Wahl des
romisch-deutschen Konigs
, sollte laut dem Vertrag zwischen den beiden Linien wechseln. In der
Goldenen Bulle
erhielten 1356 aber nur die Pfalzgrafen bei Rhein die Kurwurde. Von nun an waren sie als
Kurfursten
von der Pfalz bekannt und gehorten zu den einflussreichsten deutschen Herrschern. In der Folgezeit ging man dazu uber, ihr Herrschaftsgebiet als
Kurpfalz
zu bezeichnen.
Im Jahr 1386 grundete Kurfurst
Ruprecht I.
die
Universitat Heidelberg
. Nach den Universitaten
Prag
(gegrundet 1348) und
Wien
(1365) war sie erst die dritte Hochschule im Heiligen Romischen Reich, von den Universitaten in der heutigen Bundesrepublik Deutschland ist sie die alteste. Durch die Grundung der Universitat erfuhr Heidelberg eine Bedeutungssteigerung, nicht zuletzt trug sie dazu bei, Heidelberg als Residenzstadt der Kurpfalz zu etablieren.
[23]
Als Motivation fur die Universitatsgrundung mogen zum einen politische Ambitionen Ruprechts eine Rolle gespielt haben, konnte er doch durch die Forderung der Wissenschaft Heidelberg und der Kurpfalz erhebliche Reputation verschaffen und zugleich den fur die Verwaltung seines Herrschaftsgebiets notigen Nachwuchs an Geistlichen, Medizinern, Juristen und Lehrern ausbilden lassen. Ein gewichtiger Grund war aber auch, dass deutsche Akademiker nach dem
Großen Abendlandischen Schisma
nicht mehr an der Pariser
Sorbonne
, der fuhrenden europaischen Universitat des Mittelalters, studieren konnten, weil Deutschland zu Papst
Urban VI.
in Rom hielt, wahrend in Frankreich der
Avignoner
Gegenpapst
Clemens VII.
unterstutzt wurde.
Obwohl die Stadt am Neckar zum Zeitpunkt der Universitatsgrundung mit gerade einmal 5000 Einwohnern fur eine Universitatsstadt bemerkenswert klein und zudem ohne jegliche akademische Tradition war und ihr in der Folgezeit andere Universitatsgrundungen wie etwa in
Koln
(1388) Konkurrenz machten, konnte sich die Heidelberger ?Hohe Schule“ als mittelgroße Universitat behaupten.
[24]
Die Universitat besaß eine
eigene Gerichtsbarkeit
, ihre Angehorigen genossen zahlreiche Privilegien. Zwischen der Stadtbevolkerung und den Studenten der Universitat kam es im Laufe des 15. Jahrhunderts mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Regelrechte Standekampfe, wie sie in den großen
Reichsstadten
an der Tagesordnung waren, blieben in Heidelberg aber aus.
[25]
Unter Kurfurst
Ruprecht II.
erfolgte in Heidelberg im Jahr 1392 eine umfangreiche Stadterweiterung. Die westliche Stadtgrenze wurde bis auf die Hohe des heutigen
Bismarckplatzes
vorgeschoben, die Flache Heidelbergs somit verdoppelt. In die neu geschaffene Vorstadt wurden die Einwohner des Dorfes Bergheim zwangsumgesiedelt. Das Stadtgebiet hatte nun eine Ausdehnung erhalten, die der heutigen Altstadt entspricht und bis ins 19. Jahrhundert Bestand haben sollte. Der Bereich der Vorstadt blieb aber lange sehr locker bebaut. Zugleich mit der Stadterweiterung vertrieb man die seit dem 13. Jahrhundert in der Stadt ansassigen
Juden
aus Heidelberg. Ihre Synagoge wurde in eine Marienkapelle umgewandelt, die zugleich auch als Auditorium der Universitat diente.
Im Jahr 1400 wurde Kurfurst
Ruprecht III.
als erster und einziger Kurfurst der Pfalz zum romisch-deutschen Konig gewahlt. Wenn auch Ruprechts Reichspolitik nicht immer vom Gluck begunstigt war
[26]
, profitierte seine Residenzstadt Heidelberg von der Konigswurde. Am Heidelberger Schloss entstand der
Ruprechtsbau
, der alteste erhaltene Teil des Schlosses. Auch ließ Ruprecht die Kapelle auf dem Marktplatz zur reprasentativen
Heiliggeistkirche
ausbauen. Die Heiliggeistkirche loste die Peterskirche als Pfarrkirche ab und wurde zur Grablege der Pfalzer Kurfursten. Ruprechts Nachfolger
Ludwig III.
vermachte dem Heilig-Geist-Stift seine Privatbibliothek und schuf somit den Grundstock fur die beruhmte
Bibliotheca Palatina
, die auf den Emporen der Kirche aufbewahrt wurde.
Kurfurst
Friedrich I.
(1451?1476), im Volksmund als ?Pfalzer Fritz“ bekannt, vergroßerte in mehreren erfolgreichen Kriegszugen, die ihm den Beinamen ?der Siegreiche“ einbrachten, das Territorium der Kurpfalz und fuhrte an der Universitat Heidelberg Reformen durch. Unter ihm und seinem Nachfolger
Philipp
(1476?1508) wurde die Universitat zu einer Hochburg des
Renaissance-Humanismus
, an der Gelehrte wie
Peter Luder
,
Johann XX. von Dalberg
oder
Rudolf Agricola
wirkten. Zwar verließ Luder Heidelberg bald wieder, doch seine Antrittsrede uber die
Studia humanitatis
im Jahr 1456 gilt als Anfangsdatum des
Humanismus
in Deutschland.
Trotz Hofadel und Akademikern blieb Heidelberg im Mittelalter eine eher agrarisch orientierte
Ackerburgerstadt
. Die Burgerschaft war in zehn
Zunften
organisiert, von denen die der Winzer die großte Zunft war.
[27]
Martin Luthers
Auftritt bei der
Heidelberger Disputation
des Jahres 1518 half, die Ideen der
Reformation
deutschlandweit bekannt zu machen. Auch am Kurpfalzer Hof verbreitete sich das Gedankengut Luthers. Die Kurpfalz war indes nicht aktiv am Reformationsgeschehen beteiligt, wenn auch die Pfalzer Kurfursten der reformatorischen Bewegung schon in der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts zumindest duldeten. Kurfurst
Friedrich II.
(1544?1556) ging zwischenzeitlich zu einer reformatorischen Politik uber, musste aber auf Druck des Kaisers zum Katholizismus zuruckkehren.
[28]
Erst unter Kurfurst
Ottheinrich
(1556?1559) wurde die Kurpfalz dann endgultig lutherisch. Ottheinrich loste die Universitat Heidelberg vom Einfluss der katholischen Kirche und vereinigte die Buchbestande der Universitat, der Stiftsbibliothek in der Heiliggeistkirche und der Schlossbibliothek der Kurfursten zur Bibliotheca Palatina. Auch fuhrte er durch die Errichtung des
Ottheinrichsbaus
, des ersten
Renaissance
-Bauwerks in Deutschland, den unter seinen Vorgangern begonnenen Umbau der kurfurstlichen Residenz von einer eher schmucklosen Burg zum prunkvollen Schloss fort.
Nach der Einfuhrung des Luthertums durch Ottheinrich wechselte die Kurpfalz nach dem Grundsatz
cuius regio, eius religio
(?wessen Herrschaft, dessen Religion“) bis ins 18. Jahrhundert insgesamt siebenmal die Konfession. Ottheinrichs Nachfolger
Friedrich III.
(1559?1576) wandte sich dem
Calvinismus
zu. Er machte die Kurpfalz zu einem streng calvinistischen Staat, in dessen Kirchen ein strenges
Bilderverbot
herrschte und das Fluchen unter Strafe stand. Die Bedeutung Heidelbergs als Hochburg des reformierten Glaubens wird am 1563 entstandenen
Heidelberger Katechismus
, einem bis heute wegweisenden Glaubenskenntnis der Calvinisten, deutlich. Unter dem nachsten Kurfursten
Ludwig VI.
(1576?1583) kehrte Heidelberg zwischenzeitlich zum lutherischen Protestantismus zuruck, ehe der Administrator
Johann Casimir
(1583?1592) wieder den Calvinismus einfuhrte. Bei jedem Wechsel wurde die Universitat dabei von nicht genehmen Professoren gesaubert.
Friedrich IV.
(1592?1610) erbaute den nach ihm benannten
Friedrichsbau
auf dem Heidelberger Schloss.
Unter der Herrschaft von Kurfurst
Friedrich V.
(1610?1623) erlebte Heidelberg zunachst eine Zeit hofischer Prachtentfaltung. Um seiner Gattin, der englischen Konigstochter
Elisabeth Stuart
, ein standesgemaßes Hofleben bieten zu konnen, ließ Friedrich das Heidelberger Schloss umgestalten. Den Auftakt bildete die Fertigstellung des fruhbarocken
Englischen Baus
und des Elisabethentors im
Stuckgarten
. Wenig spater wurde begonnen, den beruhmten
Hortus Palatinus
, eine prachtvolle Schlossgartenanlage nach franzosischen und italienischen Vorbildern, anzulegen ? allerdings kam es nie zu dessen Vollendung.
[29]
Auf politischem Terrain sollte aber die Herrschaft Friedrichs in einem Debakel enden. Als Fuhrer der
protestantischen Union
versuchte er die Kurpfalz zur protestantischen Vormacht im Heiligen Romischen Reich zu machen. Nach dem
Prager Fenstersturz
, der im Jahr 1618 den
Dreißigjahrigen Krieg
ausloste, setzten die
bohmischen
Stande den Katholiken
Ferdinand II.
ab und wahlten Friedrich am 26. August 1619 zum bohmischen Konig. Friedrich hatte gezogert, die Krone anzunehmen, weil er befurchtete, sich gegen die
Habsburger
militarisch nicht durchsetzen zu konnen. Tatsachlich konnte er seine Herrschaft nur dreizehn Monate behaupten, und so ging er auch unter dem Spottnamen ?Winterkonig“ in die Geschichte ein. Am 8. November 1620 unterlag er in der
Schlacht am Weißen Berg
den Truppen des Kaisers und der
katholischen Liga
und musste ins Exil in die Niederlande fliehen. Der Kaiser entzog Friedrich V. die Kurwurde und ubertrug sie auf
Herzog Maximilian von Bayern
.
Im Sommer 1621 ging das Heer des Feldherrn
Tilly
unterstutzt von spanischen Truppen daran, die
Kurpfalz
zu erobern. Nach einer fast drei Monate wahrenden Belagerung, deren Spuren auch archaologisch nachweisbar sind,
[30]
gelang am 19. September 1622 die Eroberung Heidelbergs. Die rechtsrheinische Kurpfalz fiel unter bayrische Besatzung, wahrend der linksrheinische Teil spanisch wurde. Wahrend der Besatzungszeit wurden der Katholizismus zwangseingefuhrt und die Universitat aufgelost. Die
Bibliotheca Palatina
wurde auf Veranlassung Maximilians nach Rom verfrachtet und Papst
Gregor XV.
geschenkt. Bis heute wird sie in der
Vatikanischen Bibliothek
aufbewahrt. 1630 griffen die
Schweden
in den Krieg ein und eroberten bis Ende 1632 den großten Teil der Kurpfalz, was der vertriebene Kurfurst Friedrich noch kurz vor seinem Tod im November des Jahres in Mainz erfuhr.
[31]
Heidelberg selbst eroberten die Schweden erst im Mai 1633
[32]
, dadurch wurde es fur kurze Zeit wieder protestantisch. Als Administrator setzten die Schweden
Ludwig Philipp
ein, den Bruder des verstorbenen Kurfursten.
[33]
Nach der
Schlacht bei Nordlingen
im September 1634 brach die schwedische Herrschaft in Suddeutschland aber wieder zusammen. Die Truppen der Katholischen Liga eroberten bald darauf Heidelberg zuruck und belagerten Dezember 1634 das Schloss, als franzosische Truppen unter dem
Marschall de la Force
sie kampflos zum Abzug brachten, unter dem Vorwand, sie wurden nicht die Liga, sondern nur den Ligakommandanten
Karl von Lothringen
als abtrunnigen Lehensmann ihres Konigs bekampfen.
[34]
Kaiserliche und bayerische Truppen nahmen Stadt und Schloss im Juli 1635 endgultig wieder ein, die bayerischen Truppen blieben anschließend bis Herbst 1649 in der Stadt.
Im
Westfalischen Frieden
, der 1648 den Dreißigjahrigen Krieg beendete, erhielt Friedrichs Sohn
Karl I. Ludwig
die verkleinerte Pfalz und die aberkannte, als neugeschaffene achte Kurwurde zuruck. Jedoch hatten die Herrscher der Kurpfalz viel von ihrem vormaligen politischen Gewicht eingebußt, standen sie doch nun nur noch an letzter Stelle in der Reihe der Kurfursten und mussten auf das
Erztruchsessenamt
verzichten. Nachdem der im englischen Exil aufgewachsene Karl Ludwig im Oktober 1649 in Heidelberg eingezogen war, veranlasste er den Wiederaufbau der durch den Krieg verwusteten Stadt und siedelte Zuwanderer aus reformierten Gebieten, darunter der Schweiz, an.
[35]
Karl Ludwig setzte sich fur einen Ausgleich der Religionen ein und erkannte das lutherische und das reformierte Bekenntnis als gleichberechtigt an. Im Jahr 1652 konnte die wahrend der bayrischen Besatzung aufgeloste Universitat wieder eroffnet werden. Die Berufung des Juristen
Samuel von Pufendorf
brachte der Hochschule Renommee ein, wenn auch der Versuch,
Baruch de Spinoza
fur die Universitat Heidelberg zu gewinnen, erfolglos war.
Im Jahr 1671 verheiratete Karl Ludwig seine Tochter Elisabeth Charlotte (besser bekannt als
Liselotte von der Pfalz
) aus politischen Grunden mit dem
franzosischen
Herzog
Philipp I. von Orleans
, einem Bruder des ?Sonnenkonigs“
Ludwig XIV.
Karl Ludwigs politisches Kalkul sollte sich aber als fatale Fehleinschatzung erweisen. Denn nachdem sein Sohn und Nachfolger
Karl II.
1685 kinderlos verstarb, erlosch die Linie
Pfalz-Simmern
des Hauses Wittelsbach. Die Kurfurstenwurde ging nun auf
Philipp Wilhelm
, einen Vertreter der katholischen Seitenlinie
Pfalz-Neuburg
, uber. Fur den franzosischen Konig Ludwig XIV. war dies ein willkommener Anlass, mit Verweis auf seine Schwagerin Elisabeth Charlotte das Erbe der Kurpfalz fur sich geltend zu machen. Aus den franzosischen Anspruchen resultierte der
Pfalzische Erbfolgekrieg
(1688?1697), der sich zu einem gesamteuropaischen
Kabinettskrieg
auswuchs.
Fur Heidelberg war der Pfalzische Erbfolgekrieg besonders verheerend, denn die Stadt wurde zweimal von franzosischen Truppen unter
Ezechiel de Melac
eingenommen und verwustet. Die Franzosen fuhrten den Krieg, neuen kriegstheoretischen Uberlegungen folgend, als planmaßigen Vernichtungsfeldzug und gingen gezielt mit enormer Brutalitat vor.
[36]
Die erste Eroberung im Oktober 1688 war noch verhaltnismaßig harmlos, wenn auch das Rathaus und der
Dicke Turm
auf dem Schloss gesprengt wurden. Zwischenzeitlich mussten die Franzosen sich wieder hinter den Rhein zuruckziehen, doch stießen sie 1693 wieder in die Pfalz vor und nahmen Heidelberg erneut ein. Diesmal wurde die gesamte Stadt in Schutt und Asche gelegt. Nur wenige Gebaude wie das
Haus zum Ritter
uberstanden die Zerstorung. Das Schloss wurde zur Ruine, als die Franzosen seine Turme und Mauern sprengten.
Nachdem der
Frieden von Rijswijk
1697 den Pfalzischen Erbfolgekrieg beendet hatte, begann unter der Agide von Kurfurst
Johann Wilhelm
der Wiederaufbau Heidelbergs. Man behielt den alten Grundriss bei und baute auf den Fundamenten der zerstorten Gebaude neue Hauser im
Barockstil
. Bis heute hat die Stadt dieses Gesicht als Barockstadt auf mittelalterlichem Grundriss bewahrt. Zwar herrschte seit dem Westfalischen Frieden Religionsfreiheit, doch forderten die nunmehr katholischen Kurfursten den Katholizismus und siedelten in Heidelberg
Jesuiten
an. In der Altstadt entstand ein ganzes Jesuitenviertel mit
Jesuitenkirche
, -kolleg und -gymnasium. Durch die Gegenreformation konvertierte schließlich ein Drittel der Bevolkerung Heidelbergs zum katholischen Glauben. An die Rekatholisierung der Stadt erinnern die Mariensaule auf dem
Kornmarkt
und die zahlreichen Madonnenstatuen an den Hausern der Altstadt, mit denen wohlhabende katholische Burger ihr Bekenntnis dokumentierten. In vielen reformierten und lutherischen Kirchengebauden, die nunmehr als
Simultankirchen
von den Katholiken mitbenutzt wurden, baute man Trennwande. In der Heiliggeistkirche etwa wurde eine solche erst 1936 wieder entfernt.
Weil das zerstorte Schloss unbewohnbar war, residierte Johann Wilhelm die meiste Zeit in
Dusseldorf
, teils auch in
Weinheim
. Das Heidelberger Schloss entsprach derweil kaum mehr dem barocken Zeitgeschmack, der großzugige Schlossanlagen nach dem Vorbild von
Versailles
bevorzugte. Der Kurfurst hatte sich bereits von seinem Hofarchitekten
Matteo Alberti
Plane fur eine solche Residenz ausarbeiten lassen, die in der Ebene im heutigen Stadtteil
Bergheim
entstehen sollte. Der Plan scheiterte aber daran, dass die Heidelberger Burgerschaft sich weigerte, den Schlossbau zu finanzieren.
[37]
Johann Wilhelms jungerer Bruder und Nachfolger
Karl III. Philipp
entschloss sich dann, sich eine neue Residenz zu schaffen. Nach einem Streit mit den Heidelberger Protestanten um die evangelische
Heiliggeistkirche
, die der katholische Kurfurst fur sich beanspruchte, verlegte er die Hauptstadt der Kurpfalz im Jahr 1720 endgultig nach
Mannheim
. Dort ließ er das
Schloss Mannheim
errichten und die Stadt ausbauen. Mit ihrem geometrischen Grundriss entsprach die ?
Quadratestadt
“ Mannheim weitaus besser dem barocken Zeitgeist und dem Reprasentationsinteresse des Kurfursten als das mittelalterliche Heidelberg. Bis zur Fertigstellung des Mannheimer Schlosses residierte Karl Philipp provisorisch bis 1728 in
Schwetzingen
. Heidelberg verlor indes seine Stellung als politisches Machtzentrum und litt auch okonomisch durch den Weggang des Hofstaats. Auch die Universitat sank nach dem Residenzverlust in die Mittelmaßigkeit ab
[38]
, wenn sie auch 1735 mit der
Domus Wilhelmina
, heute als
Alte Universitat
bekannt, ein neues Hauptgebaude bekam.
Unter Kurfurst
Karl Theodor
(1743?1799) erlebte die Kurpfalz eine wirtschaftliche wie kulturelle Blutezeit, von der auch Heidelberg profitierte. Karl Theodor wollte das Heidelberger Schloss instand setzen lassen, um es als Sommerresidenz nutzen zu konnen. Nach einem verheerenden Blitzschlag im Jahr 1764 wurde die Schlosssanierung aber wieder eingestellt. Auf den Kurfursten geht auch das neben dem Schloss wohl bekannteste Wahrzeichen Heidelbergs zuruck: die 1788 fertiggestellte Karl-Theodor-Brucke, besser bekannt als
Alte Brucke
. Sie wurde als insgesamt neunte Brucke an dieser Stelle errichtet, nachdem die alte Steinpfeilerbrucke mit holzernem Oberbau vier Jahre zuvor einem Hochwasser mit Eisgang, bei dem auch Teile der Altstadt zerstort wurden, zum Opfer gefallen war. Als Dank an den Kurfursten ließ die Burgerschaft Heidelbergs 1781 das
Karlstor
erbauen.
Nachdem Frankreich im
Ersten Koalitionskrieg
nach der
Revolution
von 1789 die linksrheinischen Teile der Pfalz annektiert hatte, endete die Geschichte der Kurpfalz mit dem
Reichsdeputationshauptschluss
des Jahres 1803 endgultig. Die rechtsrheinischen Gebiete und somit auch Heidelberg wurden dem bald darauf zum Großherzogtum erhobenen
Baden
zugeschlagen. Im
Wiener Kongress
von 1815 erhielt das
Konigreich Bayern
die linksrheinische Pfalz (schon seit 1777 war die Kurpfalz in Personalunion von Munchen aus regiert worden), wahrend die badischen Gebietsgewinne bestatigt wurden.
Der badische Großherzog
Karl Friedrich
(1771?1811) war ein Anhanger der
Aufklarung
und Forderer der Wissenschaften. Ihm verdankte die Universitat Heidelberg ihren Wiederaufstieg zu einer renommierten Bildungsstatte.
[39]
Karl Friedrich reorganisierte die Universitat und machte sie zur staatlich finanzierten Lehranstalt. Die Universitat Heidelberg erhielt einen neuen Namen, der neben dem Grunder Ruprecht I. auch an den Reformer Karl Friedrich erinnert: seitdem ist sie als ?Ruprecht-Karls-Universitat“ oder unter der lateinischen Namensform ?Ruperto Carola“ bekannt. Im 19. Jahrhundert lehrten in Heidelberg illustre Namen wie der Philosoph
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
, der Historiker
Heinrich von Treitschke
, der Chemiker
Robert Wilhelm Bunsen
sowie die Physiker
Hermann von Helmholtz
und
Gustav Kirchhoff
. Das Renommee der Professoren verschaffte der Universitat wiederum einen erheblichen Zulauf von Studenten.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Heidelberg zu einem der wichtigsten Orte der deutschen
Romantik
. Schon 1798 hatte
Friedrich Holderlin
in seiner Ode
Heidelberg
der Stadt ein Denkmal gesetzt. In der Folge war es neben den landschaftlichen Reizen der Neckarstadt vor allem die Schlossruine, die fur Literaten wie Maler der Romantik besonders anziehend wirkte. Nachdem
Jena
das Zentrum der deutschen
Fruhromantik
gewesen war, formierte sich ab 1804 in Heidelberg eine Gruppe um den Dichter
Achim von Arnim
und den Schriftsteller
Clemens Brentano
, deren Wirken als ?
Heidelberger Romantik
“ bekannt ist. Im Bereich der Malerei der Romantik entstand in Heidelberg inspiriert von der
Sammlung Boisseree
ein Kunstlerzirkel um
Karl Philipp Fohr
,
Carl Rottmann
und
Ernst Fries
.
Arnim und Brentano veroffentlichten zwischen 1806 und 1808 in Heidelberg unter dem Titel
Des Knaben Wunderhorn
eine Sammlung deutscher Volkslieder. Ein weiterer Dichterzirkel entstand um
Joseph von Eichendorff
, der von 1807 bis 1808 in Heidelberg studierte. An der Heidelberger Universitat standen einflussreiche Professoren wie der Rektor
Anton Friedrich Justus Thibaut
, der Dozent
Joseph Gorres
und der Philologe
Friedrich Creuzer
der Romantik nahe. Die Auseinandersetzung mit dem Heidelberger Philologen
Johann Heinrich Voß
, welcher der Romantik ablehnend gegenuberstand und nicht zuletzt
Des Knaben Wunderhorn
ob der unwissenschaftlichen Methoden der Herausgeber kritisierte, fuhrte aber letzten Endes dazu, dass sich an der Heidelberger Universitat der Voßsche Rationalismus durchsetzte und die Heidelberger Romantik zum Erliegen kam.
Wahrend des
Vormarzes
verbreiteten in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts sowohl die in
Studentenverbindungen
organisierten Heidelberger Studenten als auch manche liberal eingestellte Professoren der Universitat nationale, liberale und demokratische Ideen. Der Philosoph
Ludwig Feuerbach
entfaltete eine große Wirkung, als er 1848 in Heidelberg auf Einladung der Studentenschaft religionskritische Vorlesungen hielt. Weil ihm die Universitat keine Raume zur Verfugung stellen wollte, musste er auf den Rathaussaal ausweichen.
Wahrend der antijudischen
Hep-Hep-Krawalle
, bei denen es zwischen August und Oktober 1819 in
uber 80 Stadten und Ortschaften
im
Deutschen Bund
und uber seine Grenzen hinaus zu zahlreichen Ausschreitungen und Vorfallen kam, ereignete sich am 25. August 1819 der
Heidelberger Judensturm
[40]
, bei dem die Angreifer uber drei Stunden ohne Einschreiten der Ordnungskrafte die Hauser dreier judischer Handwerker verwusten und plunderten. Erst das Einschreiten von 200 Heidelberger Studenten und des Juristen
Anton Thibaut
beendeten die Gewaltexzesse, uber die in der zeitgenossischen Presse berichtet wurde: ?Schaaren von Hepmannern […] durchbrachen mit Aexten, Brecheisen und ahnlichen Instrumenten bewaffnet, an mehreren derselben die Fenster, Laden und Thuren, und drangen so, da sie zu dieser Operation fast drei Stunden lang vollkommen Muße hatten, in die Hauser selbst, wo sie alles, was sie vorfanden, plunderten oder zerschlugen, alles in verschlossenen Pulten vorrathige Geld raubten, Papiere zerrissen, Bette zerschnitten und eine solche Zerstorung anrichteten, daß fast die ganze Straße von Bettfedern, Trummern der Moblen und dergleichen gefullt war.“
[41]
Unter dem Einfluss der
Februarrevolution
in Frankreich nahm die deutsche
Marzrevolution
in Baden ihren Lauf. Am 5. Marz 1848 versammelten sich im Hotel
Badischer Hof
liberale und demokratische Politiker aus Sudwestdeutschland zur
Heidelberger Versammlung der 51
. Diese setzte maßgebliche Impulse zum
Vorparlament
und somit zur Konstituierung der
Frankfurter Nationalversammlung
. Vom
Heckeraufstand
in der ersten Phase der
Badischen Revolution
blieb Heidelberg unberuhrt, hingegen entstanden in der Stadt zahlreiche demokratische Vereine. Als der demokratische Studentenverein verboten wurde, zogen im Juli die Heidelberger Studenten aus Protest nach Neustadt an der Haardt aus. Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung erfasste der
Maiaufstand
ganz Baden. Die vom badischen Großherzog zur Hilfe gerufenen
preußischen
Truppen kampften auch in Heidelberg gegen liberale Freischarler und schlugen den Aufstand letztendlich nieder.
Auch im 19. Jahrhundert blieb die Wirtschaft Heidelbergs ? immerhin die viertgroßte Stadt Badens ? agrarisch gepragt. Die
Industrialisierung
war fur die Neckarstadt weitaus weniger folgenreich als etwa fur das benachbarte Mannheim. Zwar entstanden in der Stadt namhafte Industriebetriebe wie die
Waggonfabrik Fuchs
,
Heidelberger Druckmaschinen
oder
HeidelbergCement
, dennoch gab es gegen Mitte des 19. Jahrhunderts im damals rund 15.000 Einwohner zahlenden Heidelberg gerade einmal 392 Industriearbeiter in 14 Fabriken. Neben der Tallage der Stadt mag ein Grund dafur gewesen sein, dass man in Heidelberg schon damals um den Wert des Landschaftsbildes fur den Tourismus wusste und dieses nicht durch Fabriken verschandeln wollte.
[42]
Auch die pittoreske Schlossruine blieb, obwohl von vielen als Symbol der Demutigung durch die Franzosen angesehen, dank denkmalschutzerischer Aktivitaten vom Abriss verschont und wurde in der Folgezeit zur wichtigsten Sehenswurdigkeit Heidelbergs. So entwickelte sich der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Heidelberg und ist es bis heute geblieben. Der Heidelberg-Tourismus hatte bereits im fruhen 19. Jahrhundert seine Anfange genommen, einen enormen Aufschwung erlebte er durch den Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz: 1840 wurde der Abschnitt Mannheim-Heidelberg der
Badischen Hauptbahn
eroffnet, die Verbindung nach
Karlsruhe
folgte drei Jahre spater. 1862 wurde dann schließlich die
Odenwaldbahn
ins Neckartal fertiggestellt.
Ebenfalls pragend fur Heidelberg ist seit dem 19. Jahrhundert die Prasenz der Universitat. In wirtschaftlicher Hinsicht profitierte das in der Stadt ansassige Verlags- und Druckereiwesen von der Hochschule. Aus der Akademischen Buchhandlung Mohr & Zimmer, bei der
Des Knaben Wunderhorn
erschien, ging der
Carl Winter Universitatsverlag
hervor, der sich auf wissenschaftliche Publikationen spezialisierte.
[43]
Die zahlreichen Studenten bestimmten bald das Stadtbild. Eine besondere Stellung nahmen dabei die Studentenverbindungen ein, denen zu jener Zeit jeder zweite Student angehorte.
[44]
Bis heute finden sich in den besten Lagen Heidelbergs
Korporationshauser
der Studentenverbindungen.
Joseph Victor von Scheffels
Gedicht
Alt-Heidelberg, du feine
(spater in der vertonten Version ein populares
Studentenlied
) und das 1901 uraufgefuhrte Schauspiel
Alt-Heidelberg
machten das studentische Milieu der Stadt beruhmt, Heidelberg wurde zu einem Sinnbild des Studentenlebens im 19. Jahrhundert.
Die
Grunderzeit
nach Ende des
Deutsch-Franzosischen Krieges
von 1870/1871 war in Heidelberg wie uberall im neugegrundeten
deutschen Kaiserreich
eine Ara des Aufschwungs. Schon zuvor waren im Bereich des Bahnhofs die neuen Stadtteile
Weststadt
und
Bergheim
entstanden. Ab Ende des 19. Jahrhunderts begann dann eine Phase der rasanten Expansion, wahrend der das Stadtgebiet durch zahlreiche Eingemeindungen vergroßert wurde und die Einwohnerzahl Heidelbergs sich von 20.000 im Jahr 1871 auf 85.000 im Jahr 1933 mehr als vervierfachte.
Den Anfang der Eingemeindungen in die Stadt Heidelberg bildete die Eingliederung
Neuenheims
, auf der nordlichen Neckarseite gelegen, im Jahr 1891. Zwolf Jahre spater erfolgte die Eingliederung der nordlich an Neuenheim angrenzenden Gemeinde
Handschuhsheim
. In den 1920er-Jahren wurden
Kirchheim
,
Wieblingen
und
Rohrbach
eingemeindet. Mit dem
Pfaffengrund
entstand ein ganzlich neuer Stadtteil, der als ?
Gartenstadt
“ konzipiert worden war.
Mit der flachenmaßigen Expansion ging der Ausbau der Infrastruktur einher. Die Straßenbahn nahm zunachst 1885 pferdebetrieben ihren Betrieb auf, seit 1902 ist sie elektrifiziert. Die
Bergbahn
fuhrt seit 1890 auf die Molkenkur, seit 1907 sogar bis hinauf auf den Gipfel des Konigstuhls. Durch den Bau von Staustufen wurde der Neckar zwischen 1925 und 1929 kanalisiert und zur Wasserstraße ausgebaut. 1935 wurde die
Reichsautobahn
von Mannheim nach Heidelberg, die heutige
Bundesautobahn 656
, als eine der ersten Autobahnstrecken Deutschlands eroffnet.
Von der
Novemberrevolution
nach dem verlorenen
Ersten Weltkrieg
blieb Heidelberg weitgehend unberuhrt. In Mannheim und Karlsruhe proklamierten Arbeiter- und Soldatenrate am 14. November 1918 die
Republik Baden
. Wenig spater dankte Großherzog
Friedrich II.
ab. Zum ersten Prasidenten der
Weimarer Republik
wurde 1919 der Heidelberger
Friedrich Ebert
. Nach seinem Tod 1925 wurde Ebert unter großer Anteilnahme der Heidelberger Bevolkerung auf dem
Bergfriedhof
in seiner Heimatstadt beigesetzt.
1928 begann der Bau einer dritten Brucke uber den Neckar, der
Ernst-Walz-Brucke
. Sie ist nach dem vorhergehenden Oberburgermeister benannt. 1930 ermoglichten Spenden von US-Burgern die Grundsteinlegung fur das Horsaalgebaude der
Neuen Universitat
. Den Tourismus versuchte man wahrenddessen durch gezielte Maßnahmen zu fordern: In den 1920er Jahren wurden die Heidelberger Theaterfestspiele ins Leben gerufen, die aber schon 1930 nach nur vier Spielzeiten aus finanziellen Grunden scheiterten. Auch Versuche, Heidelberg zu einem Kurort zu machen, waren erfolglos, wenn auch eine 1928 erschlossene Heilquelle fast drei Jahrzehnte lang als Radium-
Solequelle
genutzt wurde.
1925 wurde eine Heidelberger Ortsgruppe der
NSDAP
gegrundet. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik fuhr die faschistische Partei am Neckar uberdurchschnittliche Ergebnisse ein: Bei der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 im Reich 2,6 %, in Baden 2,9 % und in Heidelberg 4,4 %; bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 im Reich 18,3 %, in Baden 19,2 % und in Heidelberg 30,2 %.
[45]
Damit war die NSDAP 1930 schon starkste Partei in der Stadt; bei der Landtagswahl 1929 war ihr Stimmenanteil mit 14,5 % doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt gewesen.
[46]
Eine kontroverse Figur in der Geschichte Heidelbergs ist der 1928 zum Oberburgermeister gewahlte
Carl Neinhaus
. 1933 trat er der NSDAP bei und blieb bis 1945 im Amt. Trotz seiner nationalsozialistischen Vergangenheit amtierte der mittlerweile zur
CDU
ubergetretene Politiker von 1952 bis 1958 noch einmal als Stadtoberhaupt.
Die NSDAP wurde bei den Reichstagswahlen vom 5. Marz 1933 mit 45,8 % der abgegebenen Stimmen (Reich: 43,9 %; Baden: 45,4 %) die starkste Partei in der Stadt.
[45]
Kurz nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten
am 30. Januar 1933 begann auch in Heidelberg die organisierte Diskriminierung von Juden und anderen ?Nichtariern“. Am 5. April 1933 gab Reichskommissar
Robert Wagner
zwei Tage vor den entsprechenden Reichsgesetzen den ?badischen Judenerlass“ heraus. Er leitete die Zwangsbeurlaubung aller ?nichtarischen“ Beamten ein. Wahrend der Nationalsozialismus unter der Heidelberger Stadtbevolkerung einen starken Ruckhalt genoss, waren
antisemitische
Tendenzen an der Ruprecht-Karls-Universitat nicht besonders ausgepragt gewesen im Vergleich zu anderen Hochschulen. Unter anderem deshalb war in Heidelberg der Anteil an Hochschullehrern judischer Herkunft besonders hoch, bis am 7. April 1933 alle ?Nichtarier“ im offentlichen Dienst gegen ihren Willen in den Ruhestand geschickt wurden. Bis 1939 verlor die Universitat ein Drittel ihres Lehrkorpers aus ?rassischen“ oder politischen Grunden
[47]
(1930 waren 9 % des Lehrkorpers judischer Konfession).
Wahrend Plane der Nationalsozialisten, Heidelberg als ?Reichsausbauort“ im monumentalen Zuschnitt mit Aufmarschstraßen und einem Festspielhaus umzugestalten, nicht verwirklicht wurden, hinterließen sie als sichtbarste bauliche Hinterlassenschaft die
Thingstatte
auf dem Heiligenberg. Dabei handelt es sich um eine Freilichtbuhne nach dem Vorbild griechischer Theater an der Stelle einer angeblichen germanischen Kultstatte. Sie wurde zwischen 1934 und 1935 vom
Reichsarbeitsdienst
und Heidelberger Studenten errichtet und fur Propagandaveranstaltungen genutzt. Ebenfalls wahrend der Zeit des Nationalsozialismus entstand der
Ehrenfriedhof Heidelberg
fur die Gefallenen des Ersten Weltkrieges oberhalb des Bergfriedhofs.
Wie in zahlreichen deutschen Universitatsstadten inszenierte der
Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund
(NSDStB) am 10. Mai 1933 auch in Heidelberg auf dem Universitatsplatz eine
Bucherverbrennung
, daruber hinaus kam es noch im Juni und Juli im Zuge von Nachahmungsaktionen zu weiteren Bucherverbrennungen.
Am Abend des
9. November 1938
erreichten die Ausschreitungen gegen Juden einen neuen Hohepunkt. In dieser Nacht brannten Heidelberger Burger die Synagogen in Heidelberg und Rohrbach nieder; der orthodoxe Betsaal in der Plock wurde ebenfalls zerstort. Am nachsten Tag begann die systematische Deportation Heidelberger Juden mit der Verschleppung 150 judischer Mitburger in das
KZ Dachau
. Etwa zwei Jahre spater, am 22. Oktober 1940, fand die ?
Wagner-Burckel-Aktion
“ statt. Uber 6000 badische Juden, darunter 280 Heidelberger, wurden in das Internierungslager
Camp de Gurs
deportiert. Drei Viertel der deportierten Juden kamen bereits im Lager Gurs ums Leben. 1942 folgte von dort die Deportation in das
KZ Auschwitz-Birkenau
.
Hermann Maas
, Schuler und Student unter anderem in Heidelberg und ab 1915 Pfarrer an der Heiliggeistkirche, trat 1932 dem
Verein zur Abwehr des Antisemitismus
bei. Auch im
Pfarrernotbund
engagierte er sich ab 1933/1934. Im Stadtgebiet war er 1938 Leiter der ?Kirchlichen Hilfsstelle fur evangelische Nichtarier“, half allen rassistisch Verfolgten und arbeitete eng mit dem
Buro Gruber
in
Berlin
zusammen. Mit seinen internationalen Kontakten verhalf er bis Kriegsbeginn vielen als Juden oder Halbjuden klassifizierten Menschen zur Flucht. Trotz Berufsverbots 1933 predigte er gegen die menschenverachtende Politik des Nationalsozialismus. 1943 wurde er auf Druck des NS-Regimes durch den badischen Evangelischen Oberkirchenrat seines Amtes enthoben. Spater wurde er zur Zwangsarbeit nach Frankreich verschleppt. Nach der Befreiung 1945 nahm er seine Tatigkeit als Pfarrer wieder auf. Mit seinem Denken und vor allem seinem Handeln war er ? selbst als Mitglied innerhalb der
Bekennenden Kirche
? eine Ausnahme. 1950 war er der erste offizielle Deutsche Staatsgast Israels.
[48]
[49]
Heidelberg uberstand als eine der wenigen deutschen Großstadte den
Zweiten Weltkrieg
nahezu unversehrt. Der erste Luftangriff erfolgte in der Nacht vom 19. auf den 20. September 1940, als der Stadtteil
Pfaffengrund
von Bomben getroffen wurde. Am 23. September 1940 erfolgte als Vergeltung fur diesen Angriff ein deutscher Luftangriff auf
Cambridge
. Kleinere Luftangriffe in den Jahren 1944 und 1945 richteten ebenfalls nur geringe Schaden an.
[50]
? Von den 9.129 Wohngebauden Heidelbergs wurden insgesamt 13 total zerstort (0,14 %), 32 schwer beschadigt (0,35 %), 80 mittelgradig (0,87 %) und 200 leicht beschadigt (2,19 %). Von 25.933 Wohnungen wurden 45 total zerstort (0,17 %) und 1.420 beschadigt (5,47 %).
[51]
Der Wohnraumverlust betrug insgesamt 0,8 %. Guterbahnhof und Tiergarten wurden durch Bomben bzw. Artilleriebeschuss schwer beschadigt.
[52]
Durch Luftangriffe kamen in Heidelberg insgesamt 241 Menschen ums Leben.
[53]
Warum Heidelberg fast verschont blieb, ist nicht ganzlich klar. Zahlreiche Zeitzeugen aus Altstadt, Weststadt und Pfaffengrund berichten davon, dass in Heidelberg wenige Monate vor dem US-Einmarsch Flugblatter abgeworfen wurden mit der Aufschrift ?Heidelberg wollen wir schonen, denn wir wollen selbst drin wohnen“; lediglich der genaue Wortlaut variiert geringfugig je nach Bericht.
[54]
Die Ankundigung der Verschonung und Befreiung wurde von allen Zeitzeugen weggeworfen, sodass bis heute kein Exemplar archiviert werden konnte.
[55]
Zum einen besaß die Stadt wegen der fehlenden Schwerindustrie keine großere strategische Bedeutung, zum anderen ist es nicht ausgeschlossen, dass die Amerikaner bereits vor Kriegsende Heidelberg als Standort ihres Hauptquartiers ins Auge gefasst hatten.
[56]
In einem Tagesbefehl zum
Luftangriff auf Bruchsal
am 1. Marz 1945 ist vermerkt, dass im Falle schlechter Sichtbedingungen die Stadte Heidelberg oder Donaueschingen als Ersatzziel anzufliegen und zu bombardieren seien.
[57]
Einzig die Brucken uber den Neckar, darunter auch die beruhmte
Alte Brucke
, wurden von
Wehrmachtstruppen
bei ihrem Ruckzug am 29. Marz 1945 gesprengt, um den Vormarsch der
Alliierten
zu behindern. Einen Tag spater marschierte die US-amerikanische
63. Infanteriedivision
der
7. US-Armee
in die Stadt ein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen. Sie konnten viele Gebaude in der Stadt fur ihre Zwecke ubernehmen, darunter die Großdeutschland-Kaserne, die seitdem den Namen
Campbell Barracks
tragt. Bis Kriegsende war dort das deutsche Infanterieregiment 110 stationiert, das der 33. Infanteriedivision und ab Ende 1940 der 112. Infanteriedivision unterstellt und im Frankreich- und Russlandfeldzug eingesetzt worden war.
Das nahezu unversehrte Heidelberg zog nach dem Zweiten Weltkrieg viele
ausgebombte
und
vertriebene
Deutsche an. So betrug die Einwohnerzahl der Stadt 1946 bereits 111.800, wahrend sie vor dem Krieg noch bei 85.000 gelegen hatte. Heidelberg wurde Teil der
amerikanischen Besatzungszone
und Standort hoher Kommandostellen der
US-Armee
und der
NATO
. Dafur enteigneten die amerikanischen Behorden Immobilien, was zunachst fur Unmut sorgte. In den 1950er Jahren entstanden im Suden Heidelbergs zwei Siedlungen, das
Mark-Twain-Village
und das
Patrick-Henry-Village
, als Wohnort fur die amerikanischen Soldaten und ihre Familien. Der amerikanische Einfluss war in der Stadt seitdem stark spurbar: Die Stadt war Sitz des
NATO-Landhauptquartiers Mitteleuropa
und des
Hauptquartiers
der
7. US-Armee
, der amerikanische Armeerundfunk
AFN
sendete aus Heidelberg
[58]
und in der Stadt lebten tausende amerikanische Armeeangehorige samt ihren Familien.
Nach Kriegsende gehorte Heidelberg zunachst zum 1945 von der amerikanischen Militarregierung gegrundeten Land
Wurttemberg-Baden
, das im Jahr 1952 nach einer Volksabstimmung mit den Landern
Baden
und
Wurttemberg-Hohenzollern
zu
Baden-Wurttemberg
zusammengelegt wurde.
Die Ruprecht-Karls-Universitat war von den amerikanischen Besatzungstruppen im April 1945 geschlossen worden, nach einer
Entnazifizierung
nahm sie im Januar des nachsten Jahres als erste westdeutsche Hochschule den Lehrbetrieb wieder auf. Schon vor dem Krieg waren vereinzelte Einrichtungen der Universitat vom Altstadtcampus nach Neuenheim auf die andere Neckarseite verlegt worden ? etwa der
Botanische Garten
oder das Physikalische Institut (an den
Philosophenweg
). Ab 1951 wurde ein komplett neuer Campus, das
Neuenheimer Feld
, am westlichen Stadtrand erbaut. Mitte der 1970er Jahre war der Ausbau des 120 Hektar großen Gelandes im Wesentlichen beendet, heute beherbergt es zahlreiche naturwissenschaftliche und medizinische Institute, Kliniken, Forschungsinstitute und mehrere Studentenwohnheime.
Das großte bauliche Projekt der Nachkriegszeit war die Verlegung des
Hauptbahnhofs
an seine heutige Stelle. Schon seit Jahrzehnten hatten Plane bestanden, den an der Rohrbacher Straße gelegenen
Kopfbahnhof
durch einen neuen
Durchgangsbahnhof
zu ersetzen. 1955 wurde schließlich der neue Hauptbahnhof, zu dem Zeitpunkt der modernste Bahnhof der Bundesrepublik, nach vierjahriger Bauzeit rund 1,2 Kilometer westlich des alten Standortes eingeweiht. Die freigewordene Flache nutzte das Land fur den Bau zahlreicher Verwaltungsgebaude an der Kurfurstenanlage.
Um der wachsenden Einwohnerzahl Heidelbergs Rechnung zu tragen, entstanden im Suden der Stadt zwei ganzlich neue Wohngebiete: In den 1960er Jahren entstand die
Waldparksiedlung
Boxberg
fur 6000 Bewohner. 1975 wurde der fur 11.000 Bewohner konzipierte
Emmertsgrund
fertiggestellt, der heute als Problemstadtteil gilt. Im selben Jahr war die flachenmaßige Expansion Heidelbergs durch die Eingemeindung der im Neckartal gelegenen Gemeinde
Ziegelhausen
abgeschlossen. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde der alte
Landkreis Heidelberg
mit dem
Landkreis Mannheim
zum heutigen
Rhein-Neckar-Kreis
vereinigt, dessen Sitz die kreisfreie Stadt blieb.
Der von 1966 bis 1990 amtierende Heidelberger Oberburgermeister
Reinhold Zundel
verschrieb sich der Stadtsanierung. Wahrend seiner Amtszeit wurde die
Hauptstraße
in der Altstadt in eine 1,6 Kilometer lange Fußgangerzone umgewandelt, und der
Bismarckplatz
erhielt seine heutige Form. Nicht alle Maßnahmen waren unumstritten, weil ihnen teils alte Hauser zum Opfer fielen. Die Verbannung des Autoverkehrs aus der Altstadt gilt heute vielen als eine gelungene Maßnahme, unter anderem, da sie wohl weiter den heutigen Status der Heidelberger Altstadt als eines der bedeutendsten deutschen Ziele fur internationalen Tourismus festigte.
1967/68 kulminierte wie an vielen deutschen Universitaten auch in Heidelberg die
Studentenbewegung der 1960er Jahre
, die in vielfaltigen Aktionen politischen Protest gegen Notstandsgesetze, Vietnamkrieg und anderes ausdruckte. In den 1970er und 1980er Jahren verubte die Terrororganisation
Rote Armee Fraktion
in Heidelberg zwei Anschlage gegen amerikanische Militareinrichtungen. Am 24. Mai 1972 wurden wahrend der
Mai-Offensive der Rote Armee Fraktion
durch einen Sprengstoffanschlag auf das US-Hauptquartier der 7. US-Armee in den Campbell Barracks die amerikanischen Soldaten Clyde R. Bonner, Charles L. Peck sowie Ronald A. Woodward getotet und funf weitere Personen schwer verletzt. Das Attentat vom 15. September 1981 auf den Oberbefehlshaber der US-Landstreitkrafte in Europa, General
Frederick J. Kroesen
, mit einer
reaktiven Panzerbuchse
des sowjetischen Typs
RPG-7
am Heidelberger Karlstor scheiterte, da das LKA Baden-Wurttemberg ihm kurz zuvor eine gepanzerte Mercedes-Benz-Limousine zugeteilt hatte, nachdem verdachtige Personen bei der Observation Kroesens beobachtet worden waren.
Wahrend der Amtszeit des ersten weiblichen Oberburgermeisters in Sudwestdeutschland,
Beate Weber
(1990?2006), bewarb sich Heidelberg um eine Aufnahme des Schlosses und der Altstadt in die
UNESCO-Welterbeliste
. Der 2004 eingereichte Antrag wurde 2005 und im Juni 2007 abgelehnt.
[59]
Die Zukunft der amerikanischen Militarprasenz in Heidelberg war lange ungewiss. Zum einen hatten die europaischen Standorte infolge der veranderten Sicherheitspolitik nach den
Terroranschlagen vom 11. September 2001
fur die US-Armee an Bedeutung verloren. Deshalb wurde die Zahl der in Westeuropa stationierten Soldaten deutlich reduziert. Im August 2011 verließ das traditionsreiche
V. US Army Corps
Heidelberg und zog nach Wiesbaden um.
[60]
Mit dem Umzug in das neue Hauptquartier nach
Wiesbaden-Erbenheim
ging 2013 in Heidelberg die 65 Jahre wahrende Geschichte der USAREUR zu Ende. Ebenfalls 2013 wurde das Hauptquartier der Landstreitkrafte von Heidelberg nach
Wiesbaden
verlegt und bis 2015 die gesamte Militarverwaltung aus Heidelberg abgezogen, was fur die Stadt um 45 Millionen Euro gesunkene Einnahmen, aber auch Entwicklungsmoglichkeiten im Wohnungsbau brachte.
[61]
Im September 2013 wurden die Campbell Barracks offiziell von der US-Armee geschlossen.
[62]
Auch das NATO-Landhauptquartier Mitteleuropa befand sich bis 2013 in Heidelberg.
[63]
Am Mittag des 24. Januar 2022
schoss ein 18-jahriger in einem Horsaal des Centre for Organismal Studies der Universitat auf dort anwesende Personen
, wobei es drei Verletzte und ein Todesopfer gab. Der Tater beging anschließend
Suizid
.
[64]
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, S. 107 f.
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Renate Ludwig, Peter Marzolff:
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, S. 28?40.
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ISBN 3-8062-0211-7
, S. 352; Renate Ludwig, Peter Marzolff:
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2. Auflage, Theiss, Stuttgart 2008,
ISBN 978-3-8062-2261-6
, S. 39 f.
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Bechert, S. 28; Renate Ludwig, Peter Marzolff:
Der Heiligenberg bei Heidelberg.
2. Auflage, Theiss, Stuttgart 2008,
ISBN 978-3-8062-2261-6
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Fink, S. 22 f.
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Dafur spricht etwa die Zahl der Urkunden, die in Heidelberg ausgestellt wurden, vgl. Fink, S. 29
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in: Elmar Mittler (Hrsg.):
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Wolgast, S. 287.
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Die Kurpfalz empfing Einwanderer mit offenen Armen.
in:
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Fink, S. 71 f.
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Fink, S. 75
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Schaab, Bd. II, S. 232
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Fink, S. 86 f.
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Vgl. Werner Bergmann:
Tumulte ― Excesse ― Pogrome
, 2020, S. 160 f., Jacob Katz:
Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819
, 1994, S. 54, Stefan Rohrbacher:
Gewalt im Biedermeier
, 1993, 111 ff. Siehe hierzu auch die Quellen auf den Seiten des
Heidelberger Geschichtsvereins
sowie den Beitrag von Hans-Martin Mumm:
Denket nicht: ?Wir wollen’s beim Alten lassen.‘ Die Jahre der Emanzipation 1803 bis 1862
. In: Norbert Giovannini, Jo-Hannes Bauer, ders. (Hrsg.):
Judisches Leben in Heidelberg. Studien zu einer unterbrochenen Geschichte
. Heidelberg 1992, S. 21?60. Mumm macht deutlich, dass sich die Krawalle vor allem gegen solche Juden richteten, die sich im Handwerk betatigten (zum Beispiel der Mobelschreiner Daniel Carlebach; vgl. ebd., S. 29) und zum Mittelstand zahlten. Die Hauser der reicheren Juden wurden nicht angegriffen.
- ↑
Siehe
Neue Speyerer Zeitung
, Nr. 103 vom 28. August 1819, zitiert nach Jacob Katz:
Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819
, 1994, S. 117
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Fink, S. 96
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Gerhard Jager:
Wirtschaftsburger und beginnende Industrialisierung in Heidelberg
. In: Carl-Ludwig Fuchs, Susanne Himmelheber (Hrsg.):
Biedermeier in Heidelberg
. C. Winter, Heidelberg 1999,
ISBN 3-8253-0984-3
,
S.
212
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Fink, S. 101
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a
b
Christian Peters, Arno Weckbecker:
Auf dem Weg zur Macht. Zur Geschichte der NS-Bewegung in Heidelberg 1920?1934. Dokumente und Analysen
. Mit einem Vorwort von
Hartmut Soell
. Zeitsprung, Heidelberg 1983,
ISBN 3-924085-00-5
, S. 82.
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Zeittafel zur Heidelberger Geschichte ab 1900.
Heidelberger Geschichtsverein.
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Fink, S. 120
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Pionier des christlich-judischen Dialogs.
Webseite der Stadt heidelberg,
abgerufen am 1. Januar 2020
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Wer war Hermann Maas?
Evangelische Kirche in Heidelberg,
abgerufen am 1. Januar 2020
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Ein Luftbild
des Brands in der ehemaligen Hindenburgschule vom 10. Mai 1945 gibt einen Uberblick uber die unversehrte Altstadt.
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Heinz Bardua:
Kriegsschaden in Baden-Wurttemberg 1939?1945.
In:
Historischer Atlas von Baden-Wurttemberg. Erlauterungen.
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leo-bw.de
, Leonberg 1975, S. 1?24, (PDF; 2,3 MB), S. 15.
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Erich Keyser: Badisches Stadtebuch, Verlag Kohlhammer 1959
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Historischer Atlas von Baden-Wurttemberg.
Leonberg 1975, S. 15.
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RNZ-Serie: Gerhard Ritzhaupt erinnert sich an das Kriegsende in Heidelberg:
?Die Flugblatter hat es tatsachlich gegeben“.
In:
RNZ.
18. September 2012,
abgerufen am 26. August 2020
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Anica Edinger:
Heidelberg im Zweiten Weltkrieg: ?Die Flugblatter sind wirklich gefallen“.
In:
RNZ.
11. August 2020,
abgerufen am 16. August 2020
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Vgl. Fink, S. 122
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HD oder Donaueschingen als Ersatzziel fur Bruchsal
- ↑
AFN sendet wieder aus Stuttgart
, Stuttgarter Zeitung, 22. April 2014
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Heidelberg wird kein Welterbe.
In:
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V. US-Korps wieder zuruckgekehrt.
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Sabine Muller:
Hauptstadt wird Hauptquartier.
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Letzter Appell: NATO-Hauptquartier in Heidelberg wird aufgelost.
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Memento
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Peter Mientus:
NATO-Hauptquartier verabschiedet sich aus Heidelberg.
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Memento
vom 6. Marz 2016 im
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Die Dienststellen der Streitkraftebasis
, 25. November 2013.
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Junge Frau stirbt nach Amoklauf in Heidelberg.
In:
tagesschau.de.
24. Januar 2022,
abgerufen am 24. Januar 2022
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