Georg I. Rakoczi
,
ungarisch
I. Rakoczi Gyorgy
(*
8. Juni
1593
in
Szerencs
; †
11. Oktober
1648
in
Weißenburg
) war ab 1630 Furst von
Siebenburgen
aus dem
ungarisch
-
calvinistischen
Adelsgeschlecht
der
Rakoczi
.
Georg I. wurde als Sohn von
Sigismund I
. und dessen zweiter Ehefrau
Anna geb. Gerendi
(ung. Gerendi Anna) geboren. Wie sein Vorganger, Furst
Gabriel Bethlen
, war auch Georg I. uberzeugter calvinistischer Protestant und Forderer dieses Glaubens. Bereits 1605 kam er als Zwolfjahriger an den Hof von
Stephan Bocskay
nach
Kaschau
. Die erste Ehe soll er mit Katharina Bethlen (?) geschlossen haben.
[1]
Am 16. April 1616 heiratete er in
Sarospatak
seine zweite Ehefrau
Susanna Lorantffy
(ung. Lorantffy Zsuzsanna; *um 1600?1660). Mit ihr, die ihre Zeitgenossen als ?calvinistische Nonne“ bezeichneten, fuhrte er eine uberaus gluckliche und vorbildliche Ehe. Sein Lebenscredo lautete: ?Ich war in meinem Leben nie betrunken, habe nie eine andere Frau begehrt, als meine Ehefrau und wunschte nie ein anderes Buch zu lesen, als die Bibel!“
Gemeinsam begrundeten sie das evangelisch-reformierte Kollegium von
Sarospatak
, an das sie namhafte Lehrer wie
Johann Amos Comenius
beriefen. Auch die Kollegien von Weißenburg
[2]
,
Großwardein
und
Debreczin
erlebten unter Georg I. eine als das ?Goldene Zeitalter“
Siebenburgens
bezeichnete Blutezeit.
[3]
Am 1. Dezember 1630 wahlten die siebenburgischen Stande
[4]
Georg I. zum
Fursten von Siebenburgen
. Er benutzte die damalige politische Bedrangnis des in
Osterreich
herrschenden
Hauses Habsburg
, um oft wiederholte, jedoch planlose Einfalle ins
Ungarn
zu unternehmen. 1640 schloss er ein Bundnis mit
Sigismund III. Wasa
, Konig von
Polen
, im Kampfe gegen die Turken. 1643 unterzeichnete er mit
Christina
, Konigin von Schweden, sowie
Ludwig XIII
. von
Frankreich
einen Beistandspakt. 1644 startete Georg I. (mit den protestantischen Schweden als Verbundeten) einen bewaffneten Feldzug gegen das Haus Habsburg. Als uberzeugtem calvinistischem Protestanten ging es ihm vor allem um die Bewahrung der Religionsfreiheit. Mit einem Heer von 30.000 Mann fiel er in
Oberungarn
ein; 1645 besetzte er
Tyrnau
, und an der
March
vereinte er sich mit dem schwedischen Heer. Georg I. stand bereits in der Nahe von
Preßburg
, als er sich von der
Hohen Pforte
zu einem Waffenstillstand bewegen ließ. Durch die Besetzung großer Gebiete Ungarns zwang er Kaiser
Ferdinand III.
am 16. Dezember 1645 zum Abschluss des
Linzer Religionsfriedens
, der den Ungarn freie Religionsausubung sowie die Ruckgabe aller den Protestanten genommenen Kirchen gewahrte. Außerdem sind in diesem Frieden auch die Religionsfreiheiten der Protestanten verbrieft, die auch auf die Leibeigenen ausgedehnt wurden. Rakoczi erhielt fur seine Person sieben ungarische
Komitate
auf Lebenszeit und weitere große Besitzungen. Auch erhielt er fur sich und seine Nachkommen die Reichsfurstenwurde. Sein Sohn,
Georg II. Rakoczi
, der bereits 1642 zum Furst gewahlt worden war, wurde sein Nachfolger als Furst von Siebenburgen.
Georg I. starb am 11. Oktober 1648 im siebenburgischen Weißenburg und wurde in der dortigen
Kathedrale St. Michael
beigesetzt. Sein Wunsch, seinen zweiten Sohn
Sigismund
auf den Thron
Polens
zu erheben, ging nicht in Erfullung.
[5]
- Zoltan Hangay:
Erdely valasztott fejedelme Rakoczi Zsigmond
(deutsch:
Sigismund Rakoczi, gewahlter Furst von Siebenburgen
), Debrecen 1987,
ISBN 963-326-363-8
- Bela Kopeczi
(Hrsg.),
Erdely rovid tortenete
(deutsch:
Kurze Geschichte Siebenburgens
). Budapest 1989.
- Magyar kiralyok es h?sok arczkepcsarnoka
(deutsch:
Das Portrat-Buch der ungarischen Konige und Helden
), Budapest 1883 /Reprint: 1995,
ISBN 963-7765-16-6
- Karpatenjahrbuch 2014
, Stuttgart 2013,
ISBN 978-80-89264-85-8
.
- Istvan Czigany:
The 1644-1645 Campaign of Gyorgy Rakoczi I
. In: Gabor Karman (Hrsg.):
The Princes of Transylvania in the Thirty Years War
. Schoningh, Paderborn 2023 (Central and Eastern Europe; 105),
ISBN 978-3-506-79522-9
, S. 86?111.
- ↑
Nicht gesichert! Einzelheiten nicht bekannt.
- ↑
Fruher hieß die Stadt 'Weißenburg',
ungarisch
'Gyulafehervar'. Den heute gebrauchlichen deutschen Namen 'Karlsburg' ung. (selten) 'Karolyfehervar' erhielt sie erst 1711 nach Kaiser
Karl VI.
- ↑
Anton Klipp:
Die Rakoczi
in Karpatenjahrbuch 2014, S. 63ff
- ↑
In
Siebenburgen
gab es in jener Zeit Vertretungen von drei anerkannten Standen, genannt "Nationen". Das waren die
Siebenburger Sachsen
vom Konigsboden, der ungarische Adel und die
Szekler
aus dem Szeklerland; Anfangs gehorten auch die
Rumanen
dazu, sie wurden jedoch 1437 ausgeschlossen, als die
Unio Trium Nationum
ausgerufen wurde. Es war eine Allianz der o. g. drei "Nationen" die alleine berechtigt waren, politische Entscheidungen zu treffen.
- ↑
Anton Klipp:
Die Rakoczi
in Karpatenjahrbuch 2014, S. 63?80
- ↑
Zoltan Hangay:
Erdely valasztot...
(Stammbaum) S. 220?221