Die
Geochemie
(
griechisch
γεω-
geo-
?die Erde betreffend‘ [zu
γ?
ge
?Erde‘] und
-chemie
) ist ein Teilgebiet der Chemie, die sich mit dem stofflichen Aufbau, der Verteilung, der Stabilitat und dem Kreislauf von
chemischen Elementen
sowie deren
Isotopen
in
Mineralen
,
Gesteinen
, im
Boden
,
Wasser
und in der
Erdatmosphare
sowie der
Biosphare
befasst. Sie ist die naturwissenschaftliche Fachrichtung, die
Geologie
und Chemie verbindet. Dabei hat sie mit der Geologie den
Untersuchungsgegenstand
und mit der Chemie die Untersuchungsmethoden gemein.
Bis in das spate 19. Jahrhundert hinein wurde in den Geowissenschaften ein beschreibender Ansatz verfolgt, der die Gesteine und Minerale nach ihren außeren Eigenschaften zu verstehen suchte, hingegen jedoch nicht oder kaum die stoffliche Basis und deren chemische Dynamik mit einschloss. Ein Verstandnis dieser Dynamik ist jedoch unerlasslich, denn viele Fragen lassen sich nur durch geochemische Ansatze beantworten.
Die Geschichte der modernen Geochemie, zu deren Grundern
Victor Moritz Goldschmidt
,
Wladimir Iwanowitsch Wernadski
,
Frank Wigglesworth Clarke
und
Alfred Treibs
am Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts gehorten, ist dadurch eng mit jener der
Geologie
und
Mineralogie
verknupft. Der Begriff selbst geht auf den Schweizer Chemiker
Christian Friedrich Schonbein
(1838) zuruck. Wichtige Etappen auf dem Weg zum modernen Verstandnis der Geochemie stellten die Arbeiten von
Karl Gustav Bischof
(1846),
Justus Roth
(1818?1892; 1859) und
James David Forbes
(1868) dar.
In der modernen Geochemie ist eine Zweiteilung des Faches zu beobachten. Auf der einen Seite steht die Untersuchung metamorpher und magmatischer Gesteine, wobei das Hauptaugenmerk auf deren Spurenelementgehalten und (meist radiogenen) Isotopenverhaltnissen liegt. Erklartes Ziel hierbei ist es, Aussagen uber Alter (
Geochronologie
) und Bildungsbedingungen (
Geothermobarometrie
) machen zu konnen. Uberschneidungen gibt es hier im Bereich der Rekonstruktion der fruhesten Erdgeschichte mit der
Planetologie
und der
Kosmochemie
. Auf der anderen Seite steht die Untersuchung von Sedimenten, Wassern, Boden, Lebewesen, der Luft und erdinneren Gasen (Gasgeochemie)
[1]
wobei die Untersuchung stabiler Isotope und der Speziierung von Elementen eine herausragende Rolle spielt. An diesem Ende des Spektrums der Geochemie bildet die
Biogeochemie
, also die Untersuchung des Einflusses von Organismen auf die Chemie der Erde, den Ubergang zur
Biochemie
und zur
Biologie
.
Fur die Untersuchung flussiger Proben wird fur die Bestimmung der Hauptelemente oft die
Ionenaustauschchromatographie
, fur die Spurenelemente die
Optische Emissionsspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma
(ICP-OES) und fur Ultraspurenelemente die
Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma
(ICP-MS) verwendet. Mit letzterer kann auch die
Haufigkeit verschiedener Isotope
in einer Probe gemessen werden. Durch die Kopplung mit einem Laser konnen mit der ICP-MS zudem feste Proben untersucht werden, wobei der Laser Material von der Probenoberflache abtragt. Eine weitere Moglichkeit, die chemische Zusammensetzung fester Proben direkt zu messen, ist die
Elektronenstrahlmikroanalyse
. Oft werden feste Proben auch einem
Aufschluss
unterzogen und entweder aufgeschmolzen oder aufgelost. Die erstarrte Schmelztablette kann dann mit der
Rontgenfluoreszenzanalyse
untersucht werden, wahrend fur Losungen die gesamte Bandbreite der oben genannten Methoden zur Verfugung steht.
Neben diese Standardmethoden existieren weitere Verfahren fur besondere Fragestellungen: die
Moßbauerspektroskopie
zur Unterscheidung von zweiwertigem und dreiwertigem
Eisen
, die
Elektronenspinresonanz
zum Nachweis geringer Konzentrationen paramagnetischer Ionen in Mineralen, die
Rontgenabsorptionsspektroskopie
und die
Rasterkraftmikroskopie
zur chemischen Untersuchung von Oberflachen, die
Raman-Spektroskopie
und die
Infrarotspektroskopie
zum Nachweis bestimmter Bindungen und der an ihnen beteiligten Elemente sowie die
Neutronenaktivierungsanalyse
fur extrem geringe Konzentrationen.
Grundlagen der Geochemie werden in vielen geowissenschaftlichen
Bachelor
-Studiengangen (z. B. ?Geowissenschaften“, ?Geologie/Mineralogie“) vermittelt. Vertiefende Kenntnisse konnen im
Master
-Studiengang ?Geomaterialien und Geochemie“ oder in geochemischen Vertiefungen meist mineralogisch orientierter Studiengange erworben werden. In der deutschen Hochschulpolitik ist die Geochemie als
Kleines Fach
eingestuft; sie wird von der ?Arbeitsstelle Kleine Facher“ gemeinsam mit der Mineralogie, der Petrologie und ahnlichen Fachgebieten erfasst.
[2]
- C. J. Allegre, G. Michard, R. N. Varney:
Introduction to Geochemistry.
ISBN 90-277-0497-X
.
- G. Faure:
Principles and applications of geochemistry.
2. Auflage. Prentice Hall, New Jersey 1998,
ISBN 0-02-336450-5
.
- A. A. Levinson:
Introduction to Exploration Geochemistry.
2. Auflage. Applied Publishing, 1980,
ISBN 0-915834-04-9
.
- C. P. Marshall, R. W. Fairbridge:
Encyclopedia of geochemistry.
(=
Encyclopedia of Earth Sciences Series
). Springer-Verlag, 1999,
ISBN 0-412-75500-9
.
- B. Mason, C. Moore:
Grundzuge der Geochemie.
2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1985,
ISBN 3-432-94611-2
.
- J. Matschullat, H. J. Tobschall, H.-J. Voigt:
Geochemie und Umwelt.
Springer-Verlag, Berlin 1997,
ISBN 3-540-61866-X
.
- W. H. Schlesinger:
Biogeochemistry.
(=
Treatise on Geochemistry.
Vol. 8). Elsevier Science, 2005,
ISBN 0-08-044642-6
.
- ↑
Vorlesung an der TU Berlin
- ↑
Geochemie.
Arbeitsstelle Kleine Facher,
abgerufen am 7. Februar 2021
.