Genussmittel
im engeren Sinne sind
Lebensmittel
, die nicht in erster Linie wegen ihres
Nahrwertes
und zur
Sattigung
konsumiert werden, sondern aufgrund ihres
Geschmacks
oder ihrer Wirkung. Andererseits werden auch
Suchtmittel
beschonigend als
Genussmittel
bezeichnet.
Insbesondere der Konsum von
Alkohol
, aber auch der uberhohte Konsum von
Zucker
, werden mit negativen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen sowie schwerwiegenden
Volkskrankheiten
in Verbindung gebracht.
Die Unterscheidung zwischen
Nahrungsmitteln
und Genussmitteln ist wissenschaftlich und insbesondere juristisch nicht definiert. Lebensmittel werden rechtlich im
Lebensmittelrecht
behandelt. Fur den Verkauf von Alkohol und Tabak gibt es weitere gesetzliche Bestimmungen (in Deutschland das
Tabakerzeugnisgesetz
und das
Jugendschutzgesetz
).
In der Fachliteratur sowie Publikumsmedien wird der Begriff Genussmittel gelegentlich auch fur
Zucker
bzw.
Sußwaren
und
Gewurze
verwendet. Manchmal werden auch andere
psychoaktive Substanzen
, die (mangels Nahrwerts) keine Lebensmittel darstellen (beispielsweise
Tabakwaren
) zu den Genussmitteln gerechnet.
Im
Deutschen Worterbuch
der
Bruder Grimm
werden Genussmittel definiert als Lebensmittel, deren Verzehr weniger der
Ernahrung
als vielmehr dem
Genuss
dient.
[1]
?Der Begriff
Genußmittel
ist ein spezifisch deutschsprachiger Begriff. Auf Englisch entspricht ihm am ehesten die Sammelbezeichnung
luxury food
; auf Franzosisch wurde man von
excitants
oder
stimulants
sprechen. Jede der erwahnten Bezeichnungen stellt einen ganz bestimmten Aspekt der Genußmittel und ihres Konsums in den Vordergrund. So verweist der deutsche Begriff primar auf die soziokulturelle Komponente […], der englische auf die soziookonomische und der franzosische auf die pharmakologisch-physiologische.“
Die Fachautoren Hengartner/Merki bezeichnen Genussmittel als Lebensmittel, die je nach subjektiver Bewertung und soziokulturellem Kontext sowohl als Nahrungsmittel als auch als Sucht- oder Heilmittel aufgefasst werden.
[3]
Soziookonomisch betrachtet gehorten Genussmittel bis in die
Neuzeit
zu den
Luxusgutern
und waren
Statussymbole
. Die franzosischen Begriffe verweisen auf die pharmakologische Wirkung einiger Genussmittel wie
Alkohol
,
Kaffee
und
Tee
.
?Gerade die stets neu auszuhandelnde Grenzziehung zwischen Genuß- und Suchtmitteln bzw. (kriminalisierten)
Drogen
illustriert eindrucklich das Auseinanderklaffen zwischen den chemisch-physiologischen Eigenschaften dieser Substanzen einerseits und deren kultureller Bewertung andererseits. Nicht nur der Genußbegriff ist also soziokulturell konstruiert, sondern ebenso derjenige der ?Sucht‘.“
Die Definition von Begriffen wie Genuss, Genussmittel und Rauschmittel ist laut Hengartner/Merki sowohl kulturell als auch weltanschaulich-religios beeinflusst und differiert in verschiedenen historischen Epochen ebenso wie zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und Vereinigungen.
[3]
Beispielsweise gilt Tabak seit den 1950er Jahren in Europa vor allem als Suchtmittel, wurde vorher jedoch jahrhundertelang ausschließlich als Genussmittel und sogar als Heilmittel angesehen.
[4]
Alkohol galt in Europa lange als
Medikament
.
Bier
als ?flussiges Brot“ hatte bis in die jungste Vergangenheit hinein den Status als wichtiges Nahrungsmittel neben dem
Brot
.
Die meisten Genussmittel besitzen angenommen oder tatsachlich eine anregende oder beruhigende Wirkung. Diese basiert uberwiegend auf
Alkaloiden
, welche von den Ausgangspflanzen zur Abwehr von
Fressfeinden
gebildet werden. Einige Genussmittel konnen zu
Abhangigkeiten
fuhren. Sie haben oft eine erhebliche soziale Bedeutung, insbesondere wenn sie gemeinsam mit anderen Menschen konsumiert werden.
- Gerd Hamann:
Wer raucht kriegt Prugel! Geschichte der Genussmittel.
Frankfurt am Main 1996.
- Thomas Hengartner
,
Christoph Maria Merki
(Hrsg.):
Genussmittel ? Ein kulturgeschichtliches Handbuch.
Campus Verlag, Frankfurt/ New York 1999,
ISBN 3-593-36337-2
; auch (unter dem Titel
Genussmittel. Eine Kulturgeschichte.
) Insel, Frankfurt am Main/ Leipzig 2001,
ISBN 3-458-34461-6
.
- Annerose Menninger:
Genuss im kulturellen Wandel.
Steiner, Stuttgart 2008.
- Roman Sandgruber
:
Bittersuße Genusse. Kulturgeschichte der Genussmittel.
Wien/Koln/Graz 1986.
- Roman Sandgruber,
Harry Kuhnel
(Hrsg.):
Genuss & Kunst. Kaffee, Tee, Schokolade, Tabak, Cola.
Innsbruck 1994.
- Wolfgang Schivelbusch
:
Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft. Die Geschichte der Genussmittel.
Hanser, Munchen/Wien 1980,
ISBN 3-446-12984-7
. Taschenbuch: Fischer-TB 4413, Frankfurt am Main 1990 und 1992,
ISBN 3-596-24413-7
.
- ↑
genuszmittel
. In:
Jacob Grimm
,
Wilhelm Grimm
(Hrsg.):
Deutsches Worterbuch
.
Band
5
:
Gefoppe?Getreibs
? (IV, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1897,
Sp.
3524?3526
(
woerterbuchnetz.de
).
- ↑
Thomas Hengartner, Christoph Maria Merki:
Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch.
1999, S. 9.
- ↑
a
b
c
Thomas Hengartner, Christoph Maria Merki:
Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch.
1999, S. 11.
- ↑
Thomas Hengartner, Christoph Maria Merki:
Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch.
1999, S. 13.