Der
Generalszug
in den
Berliner
Ortsteilen
Charlottenburg
,
Schoneberg
und
Kreuzberg
ist eine großzugig angelegte Straßen- und Platzfolge, deren Namen an die
Befreiungskriege
1813?1815 gegen
Napoleon I.
erinnert. Er basiert, mit Ausnahme der Umfahrung des spateren
Gleisdreieckgelandes
, auf alteren Planungen von
Peter Joseph Lenne
(ab 1841 bis 1855) und dem
Hobrecht-Plan
von 1862. Die Benennungen wurden zum 50-jahrigen Gedenken durch
Kabinettsorder
vom 9. Juli 1864 verfugt. Der Straßenzug wurde bis etwa 1880 fest ausgebaut.
Der durchgehende Generalszug besteht aus folgenden Straßen und Platzen:
- Tauentzienstraße
(
umgangssprachlich
:
der
Tauentzien), beginnend am
Breitscheidplatz
, wurde nach
Bogislav Friedrich Emanuel von Tauentzien
benannt, einem
preußischen
General, der sich wahrend der Befreiungskriege mit vielen militarischen Leistungen einen Namen machte und den Titel
Graf von Wittenberg
erhielt.
- Der
Wittenbergplatz
ist nach der Schlacht bei
Wittenberg
benannt. General von Tauentzien ersturmte im Februar 1814 die Stadt.
- Die
Kleiststraße
ist nach
Friedrich von Kleist
benannt, der nach der
Schlacht bei Kulm und Nollendorf
den Namen
Graf Kleist von Nollendorf
erhielt.
- Der
Nollendorfplatz
ist nach dieser Schlacht beim Dorf Nollendorf (
tschechisch
Nakle?ov
) benannt worden.
- Bulowstraße
, benannt nach
Friedrich Wilhelm Bulow
, der wegen seiner Verdienste in der
Schlacht bei Dennewitz
den Titel
Graf von Dennewitz
erhielt.
- Dennewitzplatz
, nach der Schlacht bei
Dennewitz
in
Brandenburg
benannt, wie gleichfalls die
Dennewitzstraße
- Der von der Bulowstraße abgeleitete Begriff
Bulowbogen
ist kein offizieller Straßenname, beschreibt den 1872?1875 entstandenen Verlauf des Generalszugs, der hier um rund 400 Meter nach Suden in die bisherige Blucherstraße verschwenkt wurde, um die Eisenbahnanlagen der
Potsdamer
,
Anhalter
und
Dresdener Bahn
mit den
Yorckbrucken
an einer moglichst schmalen Stelle unterqueren zu konnen. Auf dem Gebiet sudlich des
Landwehrkanals
wurden damals die Guter- und Betriebsbahnhofe erheblich erweitert, weil das Verkehrsaufkommen in der
Grunderzeit
stark anstieg.
- Der Abschnitt mit den
Yorckbrucken
, zunachst nach dem Generalfeldmarschall
Gebhard Leberecht von Blucher
als
Blucherstraße
benannt, wurde 1885 in die Yorckstraße einbezogen.
- Yorckstraße
(bis 1909
Yorkstraße
ohne ?c“ geschrieben) nach General
Ludwig Yorck von Wartenburg
benannt, beginnt an der Bulowstraße am Anfang der Yorckbrucken und stoßt an der Ecke Großbeerenstraße im spitzen Winkel von Suden kommend auf die
Hornstraße
, schwenkt dann auf die ursprungliche geradlinige Achse ein.
- Unter dem spateren Bahngelande waren zwei weitere große Schmuckplatze vorgesehen, der
Blucherplatz
und der
Wahlstattplatz
(Blucher wurde
Furst von
Wahlstatt
), verbunden durch eine (ursprungliche) Blucherstraße. Dies kam aber nicht mehr uber Sandwege hinaus, weil die Eisenbahngesellschaften ihre Plane anderten. Auf dem ehemaligen Bahngelande wurde am 2. September 2011 der
Park am Gleisdreieck
eroffnet, dessen zentraler West-Ost-Weg den Namen
Generalszug
tragt und die ursprunglich geplante gerade Verbindung von Schoneberg zur Hornstraße andeutet.
- Die ostlich des Bahngelandes wieder auf der ursprunglichen Geraden liegende
Hornstraße
, 1873 nach General
Heinrich Wilhelm von Horn
benannt, bildet die Kreuzung Hornstraße/Mockernstraße hieß 1864 bis 1875
Wartenburgplatz
(nach dem
Gefecht bei Wartenburg
des Generals Yorck, seitdem
Graf von Wartenburg
); wurde aber nicht mehr ausgestaltet. Stattdessen entstand in unmittelbarer Nahe die
Wartenburgstraße
.
- Die
Gneisenaustraße
, benannt nach
August Neidhardt von Gneisenau
, ist das letzte Teilstuck des Generalszugs.
- Auf dem
Sudstern
, an dem mit der Gneisenaustraße der Generalszug endet, wurde schließlich die reprasentative neue
Evangelische Garnisonkirche
gebaut, die die Blickachse optisch abschließt. Genauso wurde am anderen Ende der Prachtstraße die
Kaiser-Wilhelm-Gedachtniskirche
errichtet.
In den beiden Jahrzehnten bis zur Fertigstellung erhielten die neu angelegten Querstraßen passende Namen, wahrend die Bebauung der Feldmark fortschritt.
Neben den Generalen und Schlachtfeldern im Generalszug, die an die Befreiungskriege 1813?1815 erinnern, wurden bis 1898 in der unmittelbaren Umgebung weitere Straßen und Platze nach Generalen aus fruherer oder spaterer Zeit sowie weiteren Beteiligten benannt. Dazu gehoren folgende Namen:
Kurbrandenburg
Siebenjahriger Krieg
Napoleonische Kriege
- Wilhelm Rene de l’Homme de Courbiere
(1733?1811), Generalfeldmarschall
- Joachim Nettelbeck
(1738?1824), 1807 Burger und ?Retter“
Kolbergs
(die
Nettelbeckstraße
ging 1962 in der Straße
An der Urania
auf)
- Wilhelm von Dornberg
(1768?1850), General, 1809 Aufstand, Untergebener Bluchers
- Karl Friedrich Friesen
(1784?1814), Turner, 1813 Adjutant Lutzows (auch Bezug zur Hasenheide)
[Anm. 1]
- Friedrich Adolf von Kalckreuth
(1737?1818), Generalfeldmarschall
- Andreas Georg Friedrich von Katzler
(1764?1834), General und 1813 Untergebener Bluchers
- Theodor Korner
(1791?1813), Dichter und Freiwilliger Jager in Lutzows Freikorps
- Ludwig Adolf Wilhelm von Lutzow
(1782?1834), General, 1813
Freikorps
. Ein Bezug fur den
Lutzowplatz
mag im Nachhinein entstanden sein.
[Anm. 2]
Nach den Angaben im Adressbuch
[1]
wurde die Lutzowstraße bis 1867 als
Lietzower Wegstraße
erwahnt und die Fuhrung von Flottwellstraße zum Lutzowplatz und Lutzowufer angegeben.
[2]
- Lutzowufer 1849 nach
Lietzow (Charlottenburg)
- Lutzowstraße 1867 ebenfalls
- Lutzowplatz
1869 nach Adolf von Lutzow
Das Lutzowufer entstand durch den Ausbau des Landwehrkanals nach Charlottenburg 1848.
Bei der Benennung der Lutzowstraße stand aber sicher der General im Vordergrund, auch angesichts der schon 1865 erfolgten Benennung der einmundenden Kornerstraße. Offensichtlich wurde bei der Zuordnung der Namen zu Straßen das bereits existierende Lutzowufer herangezogen.
Deutsche Einigungskriege
1864?1871
Erster Weltkrieg
1914?1918
In der
Zeit des Nationalsozialismus
kamen aus dem Ersten Weltkrieg hinzu:
- Moritz von Bissing
(1844?1917), General, 1914?1917 Gouverneur von
Belgien
(Benennung 1936, zuvor eine
Privatstraße
)
- Karl von Einem
(1853?1934), Kriegsminister, General, konservativer Politiker (Benennung 1934, vorher Abschnitt der Maaßenstraße; 2013/2016 in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße umbenannt)
- Alexander von Kluck
(1846?1934), General und Oberbefehlshaber (Benennung 1935, auch Bezug zum
Bendlerblock
; zuvor
Magdeburger Straße
)
- August von Mackensen
(1849?1945), popularer Generalfeldmarschall, diente als Bewunderer Hitlers der
NS-Propaganda
(Benennung 1934?1998, vorher ein Abschnitt der
Motzstraße
und seit 1998
Else-Lasker-Schuler-Straße
)
sowie aus dem
Dreißigjahrigen Krieg
(1618?1648):
Mit wenigen Ausnahmen blieben alle erwahnten Straßenbenennungen erhalten.
[3]
[4]
- ↑
Am Sudstern wird der Generalszug durch die Straße
Hasenheide
fortgesetzt. In der anliegenden
Hasenheide
befand sich der Turnplatz, auf dem
Friedrich Ludwig Jahn
und K. F. Friesen zum Kampf gegen die Franzosen trainierten. In diesem Bereich wurden Straßen nach Mannern benannt, die sich nicht militarisch, sondern publizistisch der franzosischen Besatzung widersetzten:
Ernst Moritz Arndt
,
Johann Gottlieb Fichte
,
Friedrich Schleiermacher
. Dies geht nahtlos in das sogenannte ?Professorenviertel“ uber (nach der zu dieser Zeit gegrundeten
Universitat
).
- ↑
Das
Lexikon aller Berliner Straßen und Platze
1998 wie auch die Internet-Aktualisierung 2008 geben dies an. Nach Berliner Adressbuch 1910
- ↑
Hauser und Straßen von Berlin
.
In:
Berliner Adreßbuch
, 1910, III, S. 523 ff.. ?W Lutzowbrucke, W.62 Lutzowplatz, W.35 Lutzowstraße: Ursprunglich Lietzower Wegstraße nach dem Orte Lietzow bei Charlottenburg, erhielt am 4. Mai 1867 die heutige Bezeichnung; W Lutzowufer“ (Es liegt nahe, dass Lutzowufer und Lutzowplatz sich auf die Lutzowstraße beziehen.).
- ↑
Das Stadtgebiet des Lutzowviertels gehorte bis um 1850 zur Stadt Charlottenburg. Die Lutzowstraße wurde 1867, der Lutzowplatz 1868, das Lutzowufer 1849 benannt. Dazu:
Straßen im Ortsteil Tiergarten.
kauperts.de
- ↑
Karte von Berlin 1:5000: Der Straßenzug zwischen Breitscheidplatz und Sudstern
- ↑
Plan von Berlin.
(
Memento
des
Originals
vom 9. November 2015 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/histomapberlin.de
Kartenfolge mit dem Generalszug: Straubeplan III I / III H / III G / III L / III M von 1910 und (K4-)Plane 4241 / 4145 / 4138 / 4137 / 4136 aus Jahren von 1934 bis 1991, lokal zwischen Blatt 4241 Breitscheidplatz X=20310, Y=19790 und Blatt 4136 Sudstern X=25190, Y=18015