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Als
Spielmechanik
wird der Ablauf eines
Spiels
bezeichnet, also die Art, auf die aus definierten Ausgangssituationen, den
Spielregeln
und den Aktionen des Spielers ein Spielerlebnis entsteht. Der Begriff wird dabei vor allem im Zusammenhang mit
Computerspielen
verwendet, da hier komplexe Prozesse automatisch ablaufen konnen, vergleichbar einem
Uhrwerk
oder eben einer Mechanik. Seltener wird er auch auf
Brettspiele
angewendet.
Der Begriff ist nicht scharf und eindeutig definiert. Grob lassen sich eine weitere Definition, die nahezu alle Aspekte eines Spiels einschließt, und eine engere Definition, die den Begriff auf die internen Ablaufe beschrankt und die Interaktion mit dem Spieler ausschließt, unterscheiden. Ein verwandter Begriff ist der des
Gameplay
,
englisch
grob fur ?Spielen des Spiels“. Dieser wird manchmal synonym zur weiteren, manchmal gegensatzlich zur engeren Definition von Spielmechanik, also ausschließlich fur die Erfahrungen des Spielers, verwendet. Das Gameplay wird maßgeblich von dem gewahlten
Spielmodus
sowie dem Schwierigkeits- und Zufallsgrad bestimmt, die zusammen die
Game Balance
und das Spielgefuhl festlegen.
Im weiteren Sinne umfassen Spielmechanik oder Gameplay den gesamten Ablauf eines Spiels. Durch feste Elemente wie
Handlung
und
Levels
beziehungsweise Szenarien wird definiert, worum es in dem Spiel geht und mit welchen Objekten der Spieler interagieren kann. Die Spielregeln bestimmen dann, wie dieses geschieht; die Bedienung (das
Interface
) bedingt, wie er Einfluss auf das Spiel nimmt;
Grafik
und andere Prasentationsmethoden legen zugrunde, was er von den Spielereignissen wahrnimmt; die
kunstliche Intelligenz
steuert das Verhalten der
Nicht-Spieler-Charaktere
oder der
Computergegner
. All dies zusammen ergibt eine Spielmechanik oder ein Gameplay. Diese umfassen also sowohl die Fortentwicklung der
Spielwelt
als auch alle Informationen, die der Spieler eingibt oder seinerseits vom Spiel erhalt, und somit sein gesamtes Spielerlebnis.
Im engeren Sinne werden als Spielmechanik lediglich die internen Ablaufe des Spiels bezeichnet. So gehort dazu, wie sich allgemeine Parameter der simulierten Spielwelt im Laufe der Zeit gemaß den Regeln entwickeln, und wie die Computergegner ihre Strategien als Reaktion auf Aktionen des Spielers ausfuhren. Die Spieleraktionen werden also als reine Eingabedaten betrachtet und Spielmechanik in diesem Sinne ist die reine Simulationssoftware, getrennt davon, wie der Spieler deren Ergebnisse wahrnimmt.
Als Gegensatz dazu und im eigentlichen Wortsinne wird Gameplay definiert als die Interaktion zwischen Spiel und Spieler.
[1]
Durch die Spielmechanik ergeben sich Ereignisse, die dann dem Spieler prasentiert werden, wodurch er einen Eindruck vom Ablauf des Spiels erhalt. Ebenso ist die Bedienung ein wichtiger Teil des Gameplays.
Als Beispiel sei eine
Wirtschaftssimulation
angefuhrt. Diese behandelt eine bestimmte Branche vor einem bestimmten historischen Hintergrund, wodurch die Ausgangssituation des Spiels feststeht. Die Spielregeln sind nun ein simuliertes Wirtschaftssystem, das etwa Produktionskosten und Angebot und Nachfrage bestimmt. Wie sich diese Werte zeitlich verandern sowie Kunden und eventuelle computergesteuerte Gegner auf die Strategie des Spielers reagieren, ergibt die Spielmechanik im engeren Sinne. Dagegen besteht das Gameplay im engeren Sinne daraus, wie der Spieler Spielwelt und Ereignisse durch Beobachtung einer Karte und von Statistiken wahrnimmt, wie er diese durch Einstellungen und direkte Eingaben beeinflusst und wie er die Ablaufe insgesamt wahrnimmt. Beides zusammen, also die gesamte simulierte Welt mit dem Eindruck, den der Spieler von ihr hat, werden durch Spielmechanik oder Gameplay im weiteren Sinne bestimmt.
Der Aufbau eines Computerspiels lasst sich grob in Spiele, die man alleine (
Einzelspieler
) und Spiele die man zu zweit oder mehreren spielt (
Mehrspieler
) unterteilen. Das Gameplay eines Mehrspielerspiels setzt aber nicht zwangsweise menschliche Gegenspieler voraus, sondern kann auch gegen
Computergegner
stattfinden. So konnen Einzelspieler-Spiele auch Mehrspieler-Gameplay enthalten, obwohl diese nicht als dieses gesehen werden. Umgekehrt konnen aber auch kooperative Spiele Einzelspieler-Elemente erhalten. Unter Einzel- und Mehrspielerspielen lassen sich folgende Unterteilungen vornehmen:
Einzelspieler
:
- Lineares Gameplay
: Das Spiel folgt einem klaren Handlungsfaden mit einer festen Abfolge von Spielmechaniken, in dem die Ereignisse aufeinander aufbauen und der Spieler von Level zu Level bzw. von Mission zu Mission voranstreitet.
- Nichtlineares Gameplay
: Das Spiel setzt im Gegensatz zum linearen Gameplay auf unvorhersehbare und zeitlich sowie raumlich freie Geschehnisse (
offene Spielwelt
), in dem der Spieler auch vermehrt eigene Entscheidungen treffen kann, die sich unterschiedlich auf das Spielgeschehen auswirken.
- Emergentes/kreatives Gameplay
: Besondere Form des nichtlinearen Gameplays, in welchem sich auch die
Spielwelt
durch die Entscheidungen und das Einwirken des Spielers weiterentwickelt und es oft keine klare Ziele vom Spiel gibt und diese eher von der Kreativitat der Spieler selber kommen. Haufig handelt sich dabei ebenfalls um eine offene Spielwelt und es gibt auch
Sandbox
-Elemente, mit denen der Spieler die Welt bebauen kann. Auch Mehrspieler-Dynamiken und
User-generated content
kann zur Wiederspielbarkeit beitragen.
- Ethisches Gameplay
: Eine besondere Form des nichtlinearen Gameplays, bei dem die Entscheidungen des Spielers,
ethisch
zu hinterfragen sind.
- Core-Mechanik-Spiele/ Gelegenheitsspiele
: Hiermit sind uberwiegend (Hyper-)
Casual Games
gemeint, die sich auf eine einzelne, teilweise besonders innovative Spielmechanik konzentrieren und alles andere um diese herum ausbauen, dabei aber sehr minimalistisch und repetitiv bleiben. Haufig handelt es sich dabei um
Handy-
und
Browserspiele
und
Minispiele
im Allgemeinen.
[2]
Ein Beispiel hierfur ist
Flappy Bird
, bei der die einzige Spielmechanik darin besteht, zum richtigen Zeitpunkt auf den Bildschirm zu tippen.
- Bildendes/informierendes Gameplay
: Das Spiel konzentriert sich darauf dem Spieler Wissen und Informationen
spielerisch
zu vermitteln. Beispiele hierfur sind
Serious Games
sowie
Tutorial
-Abschnitte in Spielen.
- Immersives Gameplay
: Bei dieser Form soll sich der Spieler so fuhlen, als ware er selber in dem Spiel. Neben dem Einsatz von
Virtual-Reality
und speziellen Peripheriegeraten geschieht dies vor allem durch eine besondere Realitatsnahe der Charaktere und Spielwelt und eine hohe Detailtiefe.
Rennsimulationen
mit einem entsprechenden Setup aber auch Rollenspiele und Adventures sind ein typisches Beispiel hierfur.
- Non-Game
: Spiel, bei dem das Gameplay nicht mehr klar von klassischen Computerspielen und anderen Softwareprodukten zu unterscheiden ist. Beispiel hierfur sind Berufssimulationen, die auch zur Mitarbeiterschulung verwendet werden konnten.
Mehrspieler
:
Mehrspielerspiele konnen an einem System (Lokaler Mehrspieler) oder zwischen mehreren Systemen als sogenanntes Netzwerkspiel gespielt werden. Der lokale Mehrspieler wird zum Beispiel uber einen geteilten Bildschirm (
Split Screen
) oder die
Hot-Seat
-Variante, bei welcher die Spieler mit ihrem jeweiligen Gameplay rotieren, realisiert. Beim Netzwerkspiel wird meist uber das Internet (Onlinespiel) oder LAN gespielt. Online-Spiele, die auf viele Spieler setzen werden auch als
Massively Multiplayer Online Game
(MMOG) bezeichnet. Neben dem technischen Aspekt, lassen sich die Computerspiele nach folgenden Spielerdynamiken einteilen:
Besonders verbreitet sind die Begriffe Spielmechanik und Gameplay im
Computerspielejournalismus
, der haufig ?ein gutes Gameplay“ als Bewertungskriterium verwendet oder die Spielmechanik als ge- oder misslungen bezeichnet. Dabei schwankt die Verwendung der Begriffe zwischen den obigen Definitionen und wird ublicherweise erst durch weitere Beschreibung einzelner Aspekte des Spiels, an denen sich das Urteil festmacht, geklart.
Auch
Spieleentwickler
verwenden die Begriffe gerne, um ihre Spiele zu beschreiben, wobei die Begriffe oft so definiert werden, dass sie sich auf Aspekte, die dem Entwickler besonders wichtig sind, fokussieren. So stammt von
Sid Meier
die Definition von Gameplay als ?a series of interesting choices“ (
eine Reihe interessanter Entscheidungen
). Andrew Rollings und Ernest Adams, letzterer Mitbegrunder des Entwicklerverbandes
International Game Developers Association
, reden davon ausgehend von ?One or more causally linked series of challenges in a simulated environment.“ (
Eine oder mehrere kausal verbundene Reihen von Herausforderungen in einer simulierten Umgebung.
)
- Gameplay
? Auszug aus dem Buch
Andrew Rollings and Ernest Adams on Game Design
. New Riders, 2003,
ISBN 978-1-59273-001-8
- Ernest Adams: Fundamentals of Game Design,
Pearson Education
, 2010,
ISBN 9780132104753
- Nate Garrelts: Digital Gameplay: Essays on the Nexus of Game and Gamer,
McFarland
, 2014,
ISBN 9780786483471
- Kevin Oxland: Gameplay and Design,
Pearson Education
, 2004,
ISBN 9780321204677
- Mark R. Johnson: The Unpredictability of Gameplay,
Bloomsbury Publishing
, 2018,
ISBN 9781501321610
- Miguel Sicart: Beyond Choices: The Design of Ethical Gameplay,
MIT Press
, 2013,
ISBN 9780262019781
- David Kaufman, Louise Sauv: Educational Gameplay and Simulation Environments: Case Studies and Lessons Learned: Case Studies and Lessons Learned,
IGI Global
, 2010,
ISBN 9781615207329
- Evan Torner, William J. White: Immersive Gameplay: Essays on Participatory Media and Role-Playing, McFarland, 2014,
ISBN 9780786492374
- ↑
Gameplay ist ?die Art und Weise, wie der Spieler mit der Spielmechnik interagiert.“ Martin Sallge: Interaktive Narration im Computerspiel. In: Das Spiel. Muster und Metapher der Mediengesellschaft. Hrsg. v. Caja Thimm. Wiesbaden 2010, S. 80.
- ↑
Chirag ChopraBloggerJune 04, 2019:
Admiring the Game Design in Hyper-Casual Games.
4. Juni 2019,
abgerufen am 29. April 2022
(englisch).
- ↑
Tadhg KellyBloggerAugust 09, 2011:
Opinion: Synchronous or Asynchronous Gameplay.
9. August 2011,
abgerufen am 29. April 2022
(englisch).
- ↑
Gaming-Grundwissen: Peppt euer Wissen auf! Was ist Asymmetric Gameplay? Alle Infos im großen Special.
22. Juni 2012,
abgerufen am 29. April 2022
.