Gotz von Berlichingen

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Gotz von Berlichingen 1547, Glasmalerei
Eigenhandige Unterschrift ( Gotz von Berlichingen zu Hornberg )
Gotz in jungeren Jahren

Gottfried ?Gotz“ von Berlichingen zu Hornberg , ?mit der eisernen Hand “ (* um 1480 in Jagsthausen ; † 23. Juli 1562 auf Burg Hornberg in Neckarzimmern ), war ein deutscher Reichsritter . Er wurde vor allem durch seine Rolle im schwabischen Bauernkrieg und als Vorbild der gleichnamigen Hauptfigur in Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel Gotz von Berlichingen bekannt. Im Werk wird ihm das beruchtigte ?Gotz-Zitat“ zugeschrieben (?Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“), daraufhin auch bekannt geworden als der sogenannte ? Schwabische Gruß “.

Kindheit und Jugend

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Gotz entstammte dem Geschlecht der Herren von Berlichingen und war das letzte von zehn Kindern des Kilian von Berlichingen aus Jagsthausen (1441?30. Mai 1498) und der Margaretha von Thungen (ca. 1455?1509), verheiratet seit dem 25. Juni 1470. Einige Jahre seiner Kindheit lebte er auf Burg Jagsthausen , lange Zeit verbrachte er zudem auf der Burg Sodenberg , der Stammburg seiner Mutter. [1] Im Alter von etwa zwolf Jahren weilte er ein Jahr lang bei seinem Verwandten Kunz von Neuenstein und besuchte die Klosterschule in Niedernhall am Kocher . 1494 trat er als ?Bube“ in den Dienst Konrads von Berlichingen. Dieser war ein Vetter seines Vaters, ein erfahrener Ritter, Hofmeister und Rat der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach . Gotz begleitete seinen Onkel bei zahlreichen Unternehmungen, so z. B. zu den Reichstagen nach Worms (1495) und nach Lindau (1497), wo Konrad von Berlichingen am 3. Februar 1497 starb.

Lehrjahre als Knappe

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Nach der Uberfuhrung des Leichnams seines Onkels nach Schontal kehrte Gotz um Pfingsten 1497 nach Ansbach zuruck, wo ihn der Markgraf Friedrich II. zunachst als ?Turhuter“ in den Hofdienst unter Hofmeister Hans Berlin ubernahm. Da sich der eigensinnige Knabe nicht dem hofischen Protokoll unterordnen wollte, gab ihn der Markgraf bald dem Ritter Veit von Lentersheim zur Lehre. Mit etwa 17 Jahren wandte er sich dem Waffenhandwerk zu, das er sein ganzes Leben lang ausuben und das ihm seinen zweifelhaften Ruhm einbringen sollte. Ende 1497 begleitete er als Edelknabe Georg von Brandenburg-Ansbach , den Sohn des Markgrafen, zur Vermahlung des Landgrafen Wilhelm von Hessen nach Kassel . Wilhelm II. von Hessen, ?der Mittlere“ , war damals Landgraf von Niederhessen und feierte mit Jolanthe, Herzogin von Lothringen († 1500), das Beilager -Hochzeitfest am 9. November 1497. [2] Mit Veit folgte er dem romisch-deutschen Konig und spateren Kaiser Maximilian I. 1498 nach Burgund , Lothringen und Brabant , [3] die dieser seit 1478 gegen die Anspruche Konig Ludwigs XI. von Frankreich verteidigte. Nach seiner Ruckkehr trat er wieder in den Hofdienst ein. Er bat jedoch den Markgrafen alsbald um die Befreiung vom Hofdienst und um ritterliche Ausbildung, die ihm als Knappe abermals bei Veit von Lentersheim gewahrt wurde, den er 1499 in den Schweizerkrieg begleitete. Nach der Niederlage des Kaisers kehrte Gotz uber Ansbach nach Jagsthausen zuruck.

Zeit der Fehden

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Originalrustung von Gotz von Berlichingen im Museum Burg Hornberg

Obwohl Gotz nach eigenem Bekunden in seiner Biografie kunftig als freier Ritter nur noch fur den Kaiser kampfen und die Rechte aller Stande verteidigen wollte, verpflichtete er sich nach kurzer Zeit gemeinsam mit seinem Bruder Philipp dem Raubritter Hans Talacker von Massenbach , der sich durch Wegelagerei, Plunderungen und Brandschatzungen bereits einen zweifelhaften Ruf erworben hatte. Als der Schwabische Bund gegen Talacker zu Felde zog, um diesem das Handwerk zu legen, zog sich Gotz auf Intervention seines Vetters Neidhart von Thungen im Winter 1501/1502 auf dessen Burg Sodenberg zuruck.

Danach beteiligte er sich 1502 freiwillig an der Fehde zwischen den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Nurnberg . Im Fruhjahr 1503 schloss er sich gemeinsam mit seinem Bruder Philipp abermals Talacker von Massenbach an, worauf erneut Neidhart intervenierte. Mit diesem zog Gotz 1504 auf bayerischer Seite in den Landshuter Erbfolgekrieg zwischen Rheinpfalz und Bayern . Zwei Bruder von Gotz kampften im selben Krieg auf Pfalzer Seite.

Am 23. Juni 1504 verlor Gotz bei der Belagerung Landshuts durch einen Kanonenschuss aus einer Feldschlange die rechte Hand. Die Kugel traf nach seiner Schilderung den Schwertknauf, woraufhin dieser zersplitterte, die Splitter die Hand trafen und ungefahr auf Hohe des Handgelenks vom Arm trennten. [4] Ein alter Landsknecht habe ihn danach ans Ende des Lagers gefuhrt, wo ihm ein Wundarzt, aus Vorsorge gegen einen Wundbrand , die Hand abloste, die nur noch an etwas Haut hing. Weitere Angaben uber die Wundbehandlung sind nicht uberliefert. Die Verletzung fesselte Gotz bis Fastnacht 1505 ans Krankenlager.

Sein Leben war auch in den folgenden Jahren durch zahlreiche Fehden bestimmt. Ihre Zahl war so groß, dass nur die wichtigsten genannt werden konnen. Er selbst nennt in seiner Autobiographie funfzehn Kriegs- und Fehdeereignisse in eigenen Angelegenheiten und gibt zudem an, Konigen, Kurfursten sowie seinen ?Herren, Freunden und guten Gesellen in ihren selbsteigenen Sachen“ gedient zu haben. In dieser Zeit flackerte das Rittertum ein letztes Mal auf. Noch nicht an den allgemeinen Landfrieden gewohnt und eifersuchtig auf den Reichtum der Stadte und Kaufleute, versuchten viele Ritter als gultig wahrgenommenes oder fingiertes Recht mit Waffengewalt durchzusetzen, um Losegeld und Beute zu erlangen ? seltener zum Schutz Unterdruckter.

Gotz vor dem Heilbronner Rat (kunstlerische Darstellung)

Die mehrjahrige, erst 1511 beendete Fehde mit den Kolnern , begonnen wegen deren Weigerung, eine Schutzenschuld zu zahlen, verwickelte Gotz in vier weitere, darunter eine mit dem Bischof von Bamberg . Außerdem fuhrte er eine bittere Fehde mit Nurnberg und uberfiel mit 130 Reitern am 18. Mai 1512 zwischen Forchheim und Neuses 95 Kaufleute aus Nurnberg, Augsburg , Ulm und anderen Stadten, die unter Bamberger Geleit von der Leipziger Messe kamen. So verhangte Kaiser Maximilian am 5. Juli 1512 die Reichsacht uber Gotz und seine Genossen, darunter Hans von Selbitz . Der zuvor erfolgte Scheinverkauf des Berlichinger Besitzes an Conz (Konrad) Schott von Schottenstein verhinderte nicht, dass ein kaiserliches Mandat ihnen die Lehensfahigkeit absprach. Die Stande des Schwabischen Bundes erklarten ihm 1513 die Fehde wegen Schadigung von Bundesmitgliedern. Nach mehreren Kampfen und langen Verhandlungen wurde Gotz mit seinen Genossen am 27. Mai 1514 gegen das Versprechen, 14.000 Gulden zahlen zu wollen, von der Acht entbunden. Nicht lange danach (1515/1516) entspann sich eine neue Fehde zwischen Gotz und dem Mainzer Stift und Erzbischof Albrecht , in der Graf Philipp von Waldeck gefangen genommen und nur gegen Hinterlegung eines Losegeldes von 8.900 Dukaten wieder freigelassen wurde, was die erneute Achtung Gotz von Berlichingens am 11. Februar 1518 zur Folge hatte.

Der Bollwerksturm in Heilbronn 1586

Berlichingen scheint auch vielfach in die Plane seines Freundes Franz von Sickingen verflochten gewesen zu sein. Er nahm 1515 an dessen Fehde gegen Worms teil, schickte ihm 1516 bei seinem Zug gegen den Herzog von Lothringen Knechte und Pferde zu Hilfe und war auch bei dessen Fehde mit dem Landgrafen von Hessen und der Einnahme von Umstadt 1518 dabei. Aber im Jahr 1519, als der Krieg zwischen dem Schwabischen Bund und Herzog Ulrich von Wurttemberg entbrannte, und Gotz diesem, wie schon 1514 im Aufruhr des Armen Konrad , Hilfe leistete, wurde er am 11. Mai 1519 in verraterischer Weise gegen Zusage freien Abzugs, wie er selbst erzahlt, wahrscheinlicher aber bei einem Ausfall aus dem ihm anvertrauten belagerten Schloss Mockmuhl verwundet und gefangen genommen. Der Schwabische Bund gab ihn der Stadt Heilbronn in Haft. Nur dem Einspruch des Franz von Sickingen und Georgs von Frundsberg verdankte er, dass er das Gefangnis im Bollwerksturm (nicht Gotzenturm ) in Heilbronn mit ?ritterlicher Haft“ im Gasthaus zur Krone tauschen durfte. [5] Die Bemuhungen befreundeter Ritter zu seiner Befreiung blieben erfolglos. 1521 verstarb Gotz’ Schwiegervater Arnold Geiling von Illesheim bei einem Besuch in Heilbronn. Die Grabplatte des Arnold Geiling von Illesheim ist im Heilbronner Haus der Stadtgeschichte erhalten. Erst im Oktober 1522 entschloss sich Gotz, der sich lange Zeit, trotz Androhung korperlicher Gewalt, geweigert hatte, schließlich doch, Urfehde (beeideter Verzicht auf Fehden) zu leisten und fur die Zahlung von 2000 Gulden und Ersatz der Verpflegungskosten Burgen zu stellen. Er zog sich auf Burg Hornberg zuruck, wo er der Sickingenschen Katastrophe entging, bis ihn der 1525 ausgebrochene Bauernkrieg erneut aus seiner Ruhe riss.

Kauf der Burg Hornberg

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1517 kaufte Gotz seine Burg Hornberg

Am 13. April 1517 kaufte Gotz die Burg Hornberg von seinem bis dahin langjahrigen Weggefahrten und Freund Conz (Konrad) Schott von Schottenstein. Gotz zahlte 4000 Gulden sofort und sollte 2500 Gulden auf Petri Stuhlfeier (22. Februar), einschließlich Zinsen, ein Jahr spater zahlen. Zwischenzeitlich erklarte sich aber Gotz dem Pfalzgrafen gegenuber bereit, dessen Fehde zu ubernehmen, die dieser gegen Konrad Schott soeben (1518) erklart hatte. Konrad habe seinen Gefolgsmann Georg Rudt von Bodigheim auf dessen Heimreise fangen lassen, als er bei Konrad eine Schuld seines Vaters beglichen hatte. Die Ubernahme dieser Fehde wurde Gotz innerhalb der frankischen Ritterschaft stark verubelt. Zweimal entging Gotz selbst knapp der Gefangennahme durch Konrad, einmal bei der Ubergabe der letzten Kaufrate von 2500 Gulden an Konrads Frau Dorothea, geborene von Absberg , in Schweinfurt . Man hatte Gotz gewarnt, und so entfloh er durch das einzige von Konrads Haschern nicht bewachte Stadttor. Das andere Mal bei seinem missgluckten Versuch, bei Markt Marktbergel mit unterlegenen Kraften seinerseits Konrad gefangen zu nehmen. Schließlich gelang es Gotz, den Veit Schott, der Eigentumer der Wasserburg Eichelsdorf bei Hofheim in Unterfranken war, gefangenzusetzen.

Schon in seiner Jugend lernte er Burg Hornberg durch einen Besuch mit seinem Onkel kennen und soll sich fur die machtige Anlage und den unterhalb der Burg wachsenden Wein begeistert haben. Speziell der Weinbau durfte auch von erheblichem wirtschaftlichen Vorteil gewesen sein. Spater kaufte er noch den in der Nahe gelegenen Stockbrunner Hof als Wirtschaftshof dazu, der bis heute zur Burg gehort.

Die Rolle im Bauernkrieg

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In diesem Haus in Gundelsheim ging Gotz 1525 den Bund mit den Bauern ein.

Als der sogenannte Neckartal-Odenwalder Haufen unter Fuhrung Georg Metzlers nach Gundelsheim in die Nahe seiner Burg kam, sah sich Gotz, wie viele seiner Standesgenossen, gezwungen, einen Vertrag mit den Bauern zu schließen und sich unter Vorbehalt in den Dienst gegen den Schwabischen Bund verpflichten und in die ?christliche Bruderschaft“ der Bauern aufnehmen zu lassen (24. April 1525). Da es keinen anderen kriegserfahrenen Anfuhrer gab, zwangen die Bauern Gotz, die Fuhrung des Neckartal-Odenwalder Haufens zu ubernehmen, und ernannten ihn zu ihrem Hauptmann ( Kellerei in Buchen (Odenwald) ). Er belagerte zwar den Wurzburger ?Frauenberg“ (heute Marienberg ), benutzte aber vier Wochen spater seine Entsendung gegen das schwabische Bundesheer, um sich im Mai wieder auf seine Burg zu begeben. Unter seinem, Hans Berlins von Heilbronn und Wendel Hiplers Einfluss wurde am 4. Mai im Kloster Amorbach eine ?Declaration“ der Zwolf Artikel erlassen, die diese wesentlich abmilderte. Die Verbreitung dieser Declaration wurde von einem Großteil der Bauern sehr ubel aufgenommen und ihre Urheber bedroht, sodass man nicht weiß, ob Gotz wahrend dieser Wochen nicht eher Gefangener der Bauern als ihr Hauptmann war. Hatte er die Besetzung Amorbachs und die Plunderung der Benediktinerabtei dort noch gebilligt, geschahen die Zerstorung der Wildenburg und andere Gewalttaten auf dem Zug nach Wurzburg doch gegen seinen Willen.

Nach Beendigung des Bauernkriegs wurde Gotz angeklagt und er rechtfertigte sich personlich vor dem Truchsess von Waldburg und dem Reichstag in Speyer 1526 mit der Begrundung, er habe die aufgezwungene Fuhrung nur angenommen, um Schlimmeres zu verhindern. Zwar erklarte ihn das Reichskammergericht am 17. Oktober 1526 fur schuldlos, doch wurde er auf Betreiben seiner Feinde im Schwabischen Bund am 7. Mai 1528 auf einer Reise nach Stuttgart in Blaufelden im Gasthof des Georg von Eisesheim, einem Diener des Schwabischen Bundes, uberfallen und zu dem Gelubde gezwungen, sich dem Bund zu stellen. Trotz Warnung seiner Freunde folgte er der Aufforderung, am 27. November 1528 in Augsburg zu erscheinen. Dort wurde er festgenommen und vom 30. November 1528 bis zum 1. Marz 1530 im Kreuz-Torturm gefangen gehalten. Nur gegen Leistung einer Urfehde wurde er am 4. Marz aus der Haft entlassen. Gotz musste schworen, sich zeit seines Lebens nur noch im Bereich seiner Burg Hornberg aufzuhalten, nie wieder ein Pferd zu besteigen und keine Nacht außerhalb des Schlosses zu verbringen. Außerdem musste er den Bischofen von Mainz und Wurzburg eine Entschadigung zahlen und ? mit Stellung von Burgen ? eine Geldstrafe ( Ponal- Stipulation ) von 25.000 Gulden geloben.

Die letzten Jahre

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Gotz hielt sich vereinbarungsgemaß in den nachsten Jahren innerhalb der Gemarkung seiner Burg auf und wurde durch Zerwurfnisse mit dem Hochstift Wurzburg uber streitige Lehen und einen Prozess um die Entschadigungszahlung an Mainz in Anspruch genommen, den er 1534 gewann.

Um 1540 loste der Kaiser den bereits 60-jahrigen aus seiner Acht und nahm ihn unter seinen Schutz und Schirm, weil er die Dienste des erfahrenen Kriegers im Kampf gegen die Turken benotigte. Gotz kam der Aufforderung nach, binnen vierzehn Tagen hundert Ritter zusammenzubringen, und gelangte mit diesen bis nach Wien, wo er ein bis zwei Monate war, doch wegen des insgesamt wenig glucklichen Ausgangs dieses Kriegzuges im Winter wieder nach Hause entlassen wurde. Noch einmal zog er mit Karl V. gegen die Franzosen, erkrankte vor St. Dizier an der Ruhr und zog nach der Ubergabe der Stadt ins Landesinnere. Nach dem Frieden von Crepy 1544 kehrte er nach Hornberg zuruck, wo er die letzten Jahre in Ruhe verbrachte. Die große Zeit der Ritter und des Gotz von Berlichingen war vorbei. Er starb am 23. Juli 1562 ?uber etlich und achtzig Jahr alt“ und wurde im Kreuzgang des Klosters Schontal beigesetzt.

Die ?Eiserne Hand“

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Die jungere Eiserne Hand des Ritters Gotz von Berlichingen

Gotz berichtet in seiner Autobiografie selbst, er habe sich noch auf dem Krankenlager (1504/1505) an einen Reiter namens ?Kochle“ erinnert, der eine eiserne Hand besessen habe. [6] Jedenfalls ließ er sich im Laufe der Zeit zwei solche Eiserne Hande anfertigen: die altere entstand um 1510, die jungere und wesentlich bekanntere rund 20 Jahre spater. Sein Beiname ?mit der eisernen Hand“ wird erstmals im Jahr 1518 erwahnt. [7]

Bei beiden Prothesen konnten die Finger mit Hilfe eines innenliegenden Sperrklinken -Mechanismus arretiert werden, auf Knopfdruck sprangen sie unter Federdruck wieder in die offene Ausgangslage zuruck. Handprothesen nach diesem Konstruktionsprinzip waren im 16. Jahrhundert weit verbreitet. [8] Die jungere der beiden ?Gotzhande“ ist jedoch neben der wohl vom selben Hersteller stammenden Balbronner Hand die mit Abstand komplexeste ihrer Art. Bei ihr lassen sich die Finger in 3 Gelenken bewegen (der Daumen in 2 Gelenken), außerdem kann das Handgelenk auch abgewinkelt und gegenuber dem Armstulp gedreht werden.

Werke und Rezeption

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Epitaph Gotz von Berlichingens im Kreuzgang des Klosters Schontal

Im Alter, halb erblindet, diktierte er seine Autobiographie im Stil eines Ritterromans. Die skrupellose Fehde-Wirtschaft des beruchtigten Raubritters verklarte er selbst mit angeblich altruistischen Motiven, die ihn als Verteidiger der Entrechteten und Beleidigten zeigen. So ist die Darstellung trotz ihrer Unbeholfenheit und mancher Unzulanglichkeiten ein getreues Abbild der Werte jener Zeit, besonders des Adels.

Goethe verarbeitete den Stoff zu seinem beruhmten Schauspiel Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand , in dem allerdings die historische Treue keineswegs gewahrt ist. Goethe instrumentalisiert den ?Gotz“ in seinem Sturm-und-Drang -Drama wegen der vielen Auseinandersetzungen mit Reichsfursten zum Kampfer gegen den Feudalismus. [9] Der dem Gotz von Goethe in den Mund gelegte, beruchtigt gewordene Textabschnitt lautet wie folgt:

?Vor Ihro Kayserliche Majestat hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im Arsche lecken!“

Gerhart Hauptmann stellt Gotz hingegen in seinem Drama Florian Geyer (1896) als Verrater dar.

Gotz von Berlichingen als Spielfigur

Im Jahr 2010 produzierte Playmobil im Auftrag des Germanischen Nationalmuseums zu dessen Ausstellung ?Mythos Burg“ den Gotz von Berlichingen als Spielfigur. [10]

Gotz von Berlichingen ist ebenso Teil der ?Deutschland Catan ? Miniaturen“ aus Zinn, die der Kosmos-Verlag in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren zu Promotionszwecken herstellen ließ.

Familie und Nachkommen

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Gotz von Berlichingen war zweimal verheiratet: mit Dorothea von Sachsenheim und seit dem 17. November 1517 in zweiter Ehe mit Dorothea Gailing von Illesheim. Aus diesen Ehen gingen drei Tochter und sieben Sohne hervor. Er lebte mit seiner Familie auf Burg Hornberg, nach der er sich, ebenso seine Sohne und Enkel, auch benannte, mit dem Namen von Berlichingen zu Hornberg (so unterzeichnete er auch seine Lebensbeschreibung).

Seine Nachkommen bilden die sogenannte Hornberg-Rossacher Hauptlinie, die um 1900 noch den Namen ?Berlichingen-Rossach“ fuhrte. Die Linie Berlichingen-Jagsthausen stammt von seinem Bruder Hans von Berlichingen ab. Friedrich Wolfgang von Berlichingen-Rossach (1826?1887), Major und Mitglied der Ersten badischen Kammer, 1859 in den wurttembergischen Grafenstand erhoben, schrieb die Geschichte des Ritters Gotz v. Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie (Leipzig 1861, Verlag Brockhaus).

  • Gotz von Berlichingen: Lebensbeschreibung des Ritters Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Unveranderter Nachdruck der Ausgabe Nurnberg, Felssecker, 1731. Mit Vorwort von Hans Freiherr von Berlichingen und Heinz-Eugen Schramm. Weidlich-Reprints, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-8035-1084-8 .
  • Friedrich Wolfgang Gotz Graf von Berlichingen-Rossach: Geschichte des Ritters Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie. Brockhaus, Leipzig 1861.
  • Alfred Stern: Berlichingen, Gottfried von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 405?408.
  • Jakob Renz: Ausfuhrliche Lebensgeschichte des Ritters Gotz von Berlichingen, Eiermann, Mosbach 1939.
  • Gunther Franz: Berlichingen, Gottfried von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4 , S. 98 (Digitalisat).
  • Helgard Ulmschneider: Gotz von Berlichingen: Ein adeliges Leben der deutschen Renaissance, Thorbecke, Sigmaringen 1974, ISBN 3-7995-6013-0 .
  • Gottlob Herbert Bidermann: Burg Hornberg, Wohnsitz des Ritters Gotz von Berlichingen, Rustzeugschau 1980. Journal-Verlag Schwend, Schwabisch Hall 1980.
  • Helgard Ulmschneider (Hrsg.): Gotz von Berlichingen Mein Fehd und Handlungen (Edition der Originalausgabe der Lebensbeschreibung). Thorbecke, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-7614-2 (Digitalisat).
Commons : Gotz von Berlichingen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Gotz von Berlichingen  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Franz Hettinger : Aus Welt und Kirche. Bilder und Skizzen , Band 2: Deutschland und Frankreich . Herder, Freiburg, vierte Aufl. 1897, S. 573.
  2. Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS), Marburg: Hessen, Wilhelm II. Landgraf von [ID = 5691]. Abgerufen am 29. November 2023 .
  3. Regesta Imperii Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz: RI XIV Maximilian I. (1486/1493?1519) ? RI XIV,2 1498 Nach 4 Juni ? nach 11 November. Abgerufen am 29. November 2023 .
  4. Gunter Quasigroch: Die Handprothesen des frankischen Reichsritters Gotz von Berlichingen ? Der Landshuter Unfall. In: Waffen- und Kostumkunde. Bd. 22, 1980, S. 108?112.
  5. Siehe dazu: Reinhard Scholzen : Franz von Sickingen. Ein adeliges Leben im Spannungsfeld zwischen Stadten und Territorien. Kaiserslautern 1996.
  6. Gotz von Berlichingen: Mein Gottfriden von Berlichingen zw Hornberg vhedt vnd handlungen. Text der Rossacher Handschrift (vor 1567), f . 33 v . In: Helgard Ulmschneider (Hrsg.): Gotz von Berlichingen Mein Fehd und Handlungen. S. 26.
  7. Liebhard Loffler: Der Ersatz fur die obere Extremitat: die Entwicklung von den ersten Zeugnissen bis heute. Enke, Stuttgart 1984, ISBN 3-432-94591-4 .
  8. Gunter Quasigroch: Die Handprothesen des frankischen Reichsritters Gotz von Berlichingen. 1. Fortsetzung: Die Ersthand. In: Waffen- und Kostumkunde. Bd. 24, 1982, S. 17?33.
  9. Jorg-Uwe Albig : Der Burgherr mit der eisernen Hand . In: GEO Epoche . Nr. 70 Karl der Große und das Reich der Deutschen. Gruner & Jahr, Hamburg 2014, ISBN 978-3-652-00347-6 , S.   97 .
  10. Mini-Gotz sturmt Museum. In: Bayern. 10. September 2010. Abendzeitung . Auf Abendzeitung-Muenchen.de, abgerufen am 4. Dezember 2023.