Gotz von Berlichingen 1547,
Glasmalerei
Eigenhandige Unterschrift (
Gotz von Berlichingen zu Hornberg
)
Gotz in jungeren Jahren
Gottfried ?Gotz“ von Berlichingen zu Hornberg
, ?mit der
eisernen Hand
“ (* um 1480 in
Jagsthausen
; †
23. Juli
1562
auf
Burg Hornberg
in
Neckarzimmern
), war ein
deutscher
Reichsritter
. Er wurde vor allem durch seine Rolle im
schwabischen Bauernkrieg
und als Vorbild der gleichnamigen Hauptfigur in
Johann Wolfgang von Goethes
Schauspiel
Gotz von Berlichingen
bekannt. Im Werk wird ihm das beruchtigte ?Gotz-Zitat“ zugeschrieben (?Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“), daraufhin auch bekannt geworden als der sogenannte ?
Schwabische Gruß
“.
Gotz entstammte dem Geschlecht der
Herren von Berlichingen
und war das letzte von zehn Kindern des Kilian von Berlichingen aus
Jagsthausen
(1441?30. Mai 1498) und der Margaretha
von Thungen
(ca. 1455?1509), verheiratet seit dem 25. Juni 1470. Einige Jahre seiner Kindheit lebte er auf
Burg Jagsthausen
, lange Zeit verbrachte er zudem auf der
Burg Sodenberg
, der Stammburg seiner Mutter.
[1]
Im Alter von etwa zwolf Jahren weilte er ein Jahr lang bei seinem Verwandten Kunz von Neuenstein und besuchte die
Klosterschule
in
Niedernhall
am
Kocher
. 1494 trat er als ?Bube“ in den Dienst Konrads von Berlichingen. Dieser war ein Vetter seines Vaters, ein erfahrener Ritter, Hofmeister und Rat der
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
. Gotz begleitete seinen Onkel bei zahlreichen Unternehmungen, so z. B. zu den
Reichstagen
nach Worms (1495) und nach
Lindau
(1497), wo Konrad von Berlichingen am 3. Februar 1497 starb.
Nach der Uberfuhrung des Leichnams seines Onkels nach
Schontal
kehrte Gotz um Pfingsten 1497 nach
Ansbach
zuruck, wo ihn der Markgraf
Friedrich II.
zunachst als ?Turhuter“ in den Hofdienst unter Hofmeister Hans Berlin ubernahm. Da sich der eigensinnige Knabe nicht dem hofischen Protokoll unterordnen wollte, gab ihn der Markgraf bald dem Ritter Veit
von Lentersheim
zur Lehre. Mit etwa 17 Jahren wandte er sich dem Waffenhandwerk zu, das er sein ganzes Leben lang ausuben und das ihm seinen zweifelhaften Ruhm einbringen sollte. Ende 1497 begleitete er als Edelknabe
Georg von Brandenburg-Ansbach
, den Sohn des Markgrafen, zur Vermahlung des Landgrafen Wilhelm von Hessen nach
Kassel
.
Wilhelm II. von Hessen, ?der Mittlere“
, war damals Landgraf von Niederhessen und feierte mit Jolanthe, Herzogin von Lothringen († 1500), das
Beilager
-Hochzeitfest am 9. November 1497.
[2]
Mit Veit folgte er dem
romisch-deutschen Konig
und spateren Kaiser
Maximilian I.
1498 nach
Burgund
,
Lothringen
und
Brabant
,
[3]
die dieser seit 1478 gegen die Anspruche Konig
Ludwigs XI.
von Frankreich verteidigte. Nach seiner Ruckkehr trat er wieder in den Hofdienst ein. Er bat jedoch den Markgrafen alsbald um die Befreiung vom Hofdienst und um ritterliche Ausbildung, die ihm als
Knappe
abermals bei Veit von Lentersheim gewahrt wurde, den er 1499 in den
Schweizerkrieg
begleitete. Nach der Niederlage des Kaisers kehrte Gotz uber Ansbach nach Jagsthausen zuruck.
Originalrustung von Gotz von Berlichingen im Museum Burg Hornberg
Obwohl Gotz nach eigenem Bekunden in seiner Biografie kunftig als freier Ritter nur noch fur den Kaiser kampfen und die Rechte aller Stande verteidigen wollte, verpflichtete er sich nach kurzer Zeit gemeinsam mit seinem Bruder Philipp dem
Raubritter
Hans
Talacker von Massenbach
, der sich durch Wegelagerei, Plunderungen und Brandschatzungen bereits einen zweifelhaften Ruf erworben hatte. Als der
Schwabische Bund
gegen Talacker zu Felde zog, um diesem das Handwerk zu legen, zog sich Gotz auf Intervention seines Vetters Neidhart
von Thungen
im Winter 1501/1502 auf dessen Burg Sodenberg zuruck.
Danach beteiligte er sich 1502 freiwillig an der
Fehde
zwischen den Markgrafen
von Brandenburg-Ansbach
und
Nurnberg
. Im Fruhjahr 1503 schloss er sich gemeinsam mit seinem Bruder Philipp abermals Talacker von Massenbach an, worauf erneut Neidhart intervenierte. Mit diesem zog Gotz 1504 auf bayerischer Seite in den
Landshuter Erbfolgekrieg
zwischen
Rheinpfalz
und
Bayern
. Zwei Bruder von Gotz kampften im selben Krieg auf Pfalzer Seite.
Am 23. Juni 1504 verlor Gotz bei der Belagerung
Landshuts
durch einen Kanonenschuss aus einer
Feldschlange
die rechte Hand. Die Kugel traf nach seiner Schilderung den Schwertknauf, woraufhin dieser zersplitterte, die Splitter die Hand trafen und ungefahr auf Hohe des Handgelenks vom Arm trennten.
[4]
Ein alter
Landsknecht
habe ihn danach ans Ende des Lagers gefuhrt, wo ihm ein Wundarzt, aus Vorsorge gegen einen
Wundbrand
, die Hand abloste, die nur noch an etwas Haut hing. Weitere Angaben uber die Wundbehandlung sind nicht uberliefert. Die Verletzung fesselte Gotz bis
Fastnacht
1505 ans Krankenlager.
Sein Leben war auch in den folgenden Jahren durch zahlreiche Fehden bestimmt. Ihre Zahl war so groß, dass nur die wichtigsten genannt werden konnen. Er selbst nennt in seiner Autobiographie funfzehn Kriegs- und Fehdeereignisse in eigenen Angelegenheiten und gibt zudem an, Konigen, Kurfursten sowie seinen ?Herren, Freunden und guten Gesellen in ihren selbsteigenen Sachen“ gedient zu haben. In dieser Zeit flackerte das
Rittertum
ein letztes Mal auf. Noch nicht an den
allgemeinen Landfrieden
gewohnt und eifersuchtig auf den Reichtum der Stadte und Kaufleute, versuchten viele Ritter als gultig wahrgenommenes oder fingiertes Recht mit Waffengewalt durchzusetzen, um Losegeld und Beute zu erlangen ? seltener zum Schutz Unterdruckter.
Gotz vor dem Heilbronner Rat (kunstlerische Darstellung)
Die mehrjahrige, erst 1511 beendete Fehde mit den
Kolnern
, begonnen wegen deren Weigerung, eine Schutzenschuld zu zahlen, verwickelte Gotz in vier weitere, darunter eine mit dem
Bischof von Bamberg
. Außerdem fuhrte er eine bittere Fehde mit Nurnberg und uberfiel mit 130 Reitern am 18. Mai 1512 zwischen
Forchheim
und
Neuses
95 Kaufleute aus Nurnberg,
Augsburg
,
Ulm
und anderen Stadten, die unter Bamberger Geleit von der
Leipziger Messe
kamen. So verhangte
Kaiser Maximilian
am 5. Juli 1512 die
Reichsacht
uber Gotz und seine Genossen, darunter
Hans von Selbitz
. Der zuvor erfolgte Scheinverkauf des Berlichinger Besitzes an
Conz (Konrad) Schott von Schottenstein
verhinderte nicht, dass ein kaiserliches Mandat ihnen die Lehensfahigkeit absprach. Die Stande des
Schwabischen Bundes
erklarten ihm 1513 die Fehde wegen Schadigung von Bundesmitgliedern. Nach mehreren Kampfen und langen Verhandlungen wurde Gotz mit seinen Genossen am 27. Mai 1514 gegen das Versprechen, 14.000
Gulden
zahlen zu wollen, von der Acht entbunden. Nicht lange danach (1515/1516) entspann sich eine neue Fehde zwischen Gotz und dem
Mainzer Stift
und
Erzbischof Albrecht
, in der
Graf Philipp von Waldeck
gefangen genommen und nur gegen Hinterlegung eines Losegeldes von 8.900
Dukaten
wieder freigelassen wurde, was die erneute Achtung Gotz von Berlichingens am 11. Februar 1518 zur Folge hatte.
Der Bollwerksturm in Heilbronn 1586
Berlichingen scheint auch vielfach in die Plane seines Freundes
Franz von Sickingen
verflochten gewesen zu sein. Er nahm 1515 an dessen Fehde gegen
Worms
teil, schickte ihm 1516 bei seinem Zug gegen den Herzog von Lothringen Knechte und Pferde zu Hilfe und war auch bei dessen Fehde mit dem
Landgrafen von Hessen
und der Einnahme von
Umstadt
1518 dabei. Aber im Jahr 1519, als der Krieg zwischen dem Schwabischen Bund und
Herzog Ulrich von Wurttemberg
entbrannte, und Gotz diesem, wie schon 1514 im Aufruhr des
Armen Konrad
, Hilfe leistete, wurde er am 11. Mai 1519 in verraterischer Weise gegen Zusage freien Abzugs, wie er selbst erzahlt, wahrscheinlicher aber bei einem Ausfall aus dem ihm anvertrauten belagerten
Schloss Mockmuhl
verwundet und gefangen genommen. Der Schwabische Bund gab ihn der Stadt
Heilbronn
in Haft. Nur dem Einspruch des Franz von Sickingen und
Georgs von Frundsberg
verdankte er, dass er das Gefangnis im
Bollwerksturm
(nicht
Gotzenturm
) in Heilbronn mit ?ritterlicher Haft“ im Gasthaus zur Krone tauschen durfte.
[5]
Die Bemuhungen befreundeter Ritter zu seiner Befreiung blieben erfolglos. 1521 verstarb Gotz’ Schwiegervater Arnold Geiling von Illesheim bei einem Besuch in Heilbronn. Die
Grabplatte des Arnold Geiling von Illesheim
ist im Heilbronner
Haus der Stadtgeschichte
erhalten. Erst im Oktober 1522 entschloss sich Gotz, der sich lange Zeit, trotz Androhung korperlicher Gewalt, geweigert hatte, schließlich doch,
Urfehde
(beeideter Verzicht auf Fehden) zu leisten und fur die Zahlung von 2000 Gulden und Ersatz der Verpflegungskosten Burgen zu stellen. Er zog sich auf Burg Hornberg zuruck, wo er der
Sickingenschen Katastrophe
entging, bis ihn der 1525 ausgebrochene Bauernkrieg erneut aus seiner Ruhe riss.
1517 kaufte Gotz seine
Burg Hornberg
Am 13. April 1517 kaufte Gotz die Burg Hornberg von seinem bis dahin langjahrigen Weggefahrten und Freund Conz (Konrad) Schott von Schottenstein. Gotz zahlte 4000 Gulden sofort und sollte 2500 Gulden auf
Petri Stuhlfeier
(22. Februar), einschließlich Zinsen, ein Jahr spater zahlen. Zwischenzeitlich erklarte sich aber Gotz dem Pfalzgrafen gegenuber bereit, dessen Fehde zu ubernehmen, die dieser gegen Konrad Schott soeben (1518) erklart hatte. Konrad habe seinen Gefolgsmann
Georg Rudt von Bodigheim
auf dessen Heimreise fangen lassen, als er bei Konrad eine Schuld seines Vaters beglichen hatte. Die Ubernahme dieser Fehde wurde Gotz innerhalb der frankischen Ritterschaft stark verubelt. Zweimal entging Gotz selbst knapp der Gefangennahme durch Konrad, einmal bei der Ubergabe der letzten Kaufrate von 2500 Gulden an Konrads Frau Dorothea, geborene von
Absberg
, in
Schweinfurt
. Man hatte Gotz gewarnt, und so entfloh er durch das einzige von Konrads
Haschern
nicht bewachte Stadttor. Das andere Mal bei seinem missgluckten Versuch, bei Markt
Marktbergel
mit unterlegenen Kraften seinerseits Konrad gefangen zu nehmen. Schließlich gelang es Gotz, den Veit Schott, der Eigentumer der
Wasserburg
Eichelsdorf
bei
Hofheim in Unterfranken
war, gefangenzusetzen.
Schon in seiner Jugend lernte er Burg Hornberg durch einen Besuch mit seinem Onkel kennen und soll sich fur die machtige Anlage und den unterhalb der Burg wachsenden Wein begeistert haben. Speziell der Weinbau durfte auch von erheblichem wirtschaftlichen Vorteil gewesen sein. Spater kaufte er noch den in der Nahe gelegenen Stockbrunner Hof als Wirtschaftshof dazu, der bis heute zur Burg gehort.
In diesem Haus in
Gundelsheim
ging Gotz 1525 den Bund mit den Bauern ein.
Als der sogenannte
Neckartal-Odenwalder Haufen
unter Fuhrung
Georg Metzlers
nach
Gundelsheim
in die Nahe seiner Burg kam, sah sich Gotz, wie viele seiner Standesgenossen, gezwungen, einen Vertrag mit den Bauern zu schließen und sich unter Vorbehalt in den Dienst gegen den Schwabischen Bund verpflichten und in die ?christliche Bruderschaft“ der Bauern aufnehmen zu lassen (24. April 1525). Da es keinen anderen kriegserfahrenen Anfuhrer gab, zwangen die Bauern Gotz, die Fuhrung des
Neckartal-Odenwalder Haufens
zu ubernehmen, und ernannten ihn zu ihrem Hauptmann (
Kellerei
in
Buchen (Odenwald)
). Er belagerte zwar den
Wurzburger
?Frauenberg“ (heute
Marienberg
), benutzte aber vier Wochen spater seine Entsendung gegen das schwabische Bundesheer, um sich im Mai wieder auf seine Burg zu begeben. Unter seinem,
Hans Berlins
von Heilbronn und
Wendel Hiplers
Einfluss wurde am 4. Mai im
Kloster Amorbach
eine ?Declaration“ der
Zwolf Artikel
erlassen, die diese wesentlich abmilderte. Die Verbreitung dieser
Declaration
wurde von einem Großteil der Bauern sehr ubel aufgenommen und ihre Urheber bedroht, sodass man nicht weiß, ob Gotz wahrend dieser Wochen nicht eher Gefangener der Bauern als ihr Hauptmann war. Hatte er die Besetzung Amorbachs und die Plunderung der Benediktinerabtei dort noch gebilligt, geschahen die Zerstorung der
Wildenburg
und andere Gewalttaten auf dem Zug nach Wurzburg doch gegen seinen Willen.
Nach Beendigung des Bauernkriegs wurde Gotz angeklagt und er rechtfertigte sich personlich vor dem
Truchsess von Waldburg
und dem Reichstag in Speyer 1526 mit der Begrundung, er habe die aufgezwungene Fuhrung nur angenommen, um Schlimmeres zu verhindern. Zwar erklarte ihn das
Reichskammergericht
am 17. Oktober 1526 fur schuldlos, doch wurde er auf Betreiben seiner Feinde im Schwabischen Bund am 7. Mai 1528 auf einer Reise nach
Stuttgart
in
Blaufelden
im Gasthof des Georg von Eisesheim, einem Diener des Schwabischen Bundes, uberfallen und zu dem
Gelubde
gezwungen, sich dem Bund zu stellen. Trotz Warnung seiner Freunde folgte er der Aufforderung, am 27. November 1528 in Augsburg zu erscheinen. Dort wurde er festgenommen und vom 30. November 1528 bis zum 1. Marz 1530 im
Kreuz-Torturm
gefangen gehalten. Nur gegen Leistung einer
Urfehde
wurde er am 4. Marz aus der Haft entlassen. Gotz musste schworen, sich zeit seines Lebens nur noch im Bereich seiner Burg Hornberg aufzuhalten, nie wieder ein Pferd zu besteigen und keine Nacht außerhalb des Schlosses zu verbringen. Außerdem musste er den Bischofen von Mainz und Wurzburg eine Entschadigung zahlen und ? mit Stellung von Burgen ? eine Geldstrafe (
Ponal-
Stipulation
) von 25.000 Gulden geloben.
Gotz hielt sich vereinbarungsgemaß in den nachsten Jahren innerhalb der Gemarkung seiner Burg auf und wurde durch Zerwurfnisse mit dem
Hochstift Wurzburg
uber streitige Lehen und einen Prozess um die Entschadigungszahlung an Mainz in Anspruch genommen, den er 1534 gewann.
Um 1540 loste der Kaiser den bereits 60-jahrigen aus seiner Acht und nahm ihn unter seinen Schutz und Schirm, weil er die Dienste des erfahrenen Kriegers im
Kampf gegen die Turken
benotigte. Gotz kam der Aufforderung nach, binnen vierzehn Tagen hundert Ritter zusammenzubringen, und gelangte mit diesen bis nach Wien, wo er ein bis zwei Monate war, doch wegen des insgesamt wenig glucklichen Ausgangs dieses Kriegzuges im Winter wieder nach Hause entlassen wurde. Noch einmal zog er mit
Karl V.
gegen die Franzosen, erkrankte vor
St. Dizier
an der
Ruhr
und zog nach der Ubergabe der Stadt ins Landesinnere. Nach dem
Frieden von Crepy
1544 kehrte er nach Hornberg zuruck, wo er die letzten Jahre in Ruhe verbrachte. Die große Zeit der Ritter und des Gotz von Berlichingen war vorbei. Er starb am 23. Juli 1562 ?uber etlich und achtzig Jahr alt“ und wurde im Kreuzgang des
Klosters Schontal
beigesetzt.
Die jungere Eiserne Hand des Ritters Gotz von Berlichingen
Gotz berichtet in seiner Autobiografie selbst, er habe sich noch auf dem Krankenlager (1504/1505) an einen Reiter namens ?Kochle“ erinnert, der eine eiserne Hand besessen habe.
[6]
Jedenfalls ließ er sich im Laufe der Zeit zwei solche
Eiserne Hande
anfertigen: die
altere
entstand um 1510, die
jungere
und wesentlich bekanntere rund 20 Jahre spater. Sein Beiname ?mit der eisernen Hand“ wird erstmals im Jahr 1518 erwahnt.
[7]
Bei beiden Prothesen konnten die Finger mit Hilfe eines innenliegenden
Sperrklinken
-Mechanismus arretiert werden, auf Knopfdruck sprangen sie unter
Federdruck
wieder in die offene Ausgangslage zuruck. Handprothesen nach diesem Konstruktionsprinzip waren im 16. Jahrhundert weit verbreitet.
[8]
Die jungere der beiden ?Gotzhande“ ist jedoch neben der wohl vom selben Hersteller stammenden
Balbronner Hand
die mit Abstand komplexeste ihrer Art. Bei ihr lassen sich die Finger in 3 Gelenken bewegen (der
Daumen
in 2 Gelenken), außerdem kann das Handgelenk auch abgewinkelt und gegenuber dem Armstulp gedreht werden.
Epitaph
Gotz von Berlichingens im Kreuzgang des Klosters Schontal
Im Alter, halb erblindet, diktierte er seine Autobiographie im Stil eines Ritterromans. Die skrupellose Fehde-Wirtschaft des beruchtigten Raubritters verklarte er selbst mit angeblich altruistischen Motiven, die ihn als Verteidiger der Entrechteten und Beleidigten zeigen. So ist die Darstellung trotz ihrer Unbeholfenheit und mancher Unzulanglichkeiten ein getreues Abbild der Werte jener Zeit, besonders des Adels.
Goethe
verarbeitete den Stoff zu seinem beruhmten Schauspiel
Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand
, in dem allerdings die historische Treue keineswegs gewahrt ist. Goethe instrumentalisiert den ?Gotz“ in seinem
Sturm-und-Drang
-Drama wegen der vielen Auseinandersetzungen mit Reichsfursten zum Kampfer gegen den Feudalismus.
[9]
Der dem Gotz von Goethe in den Mund gelegte, beruchtigt gewordene Textabschnitt lautet wie folgt:
?Vor Ihro Kayserliche Majestat hab ich, wie immer schuldigen Respect. Er aber, sags ihm, er kann mich im Arsche lecken!“
Gerhart Hauptmann
stellt Gotz hingegen in seinem Drama
Florian Geyer
(1896) als Verrater dar.
Gotz von Berlichingen als Spielfigur
Im Jahr 2010 produzierte
Playmobil
im Auftrag des
Germanischen Nationalmuseums
zu dessen Ausstellung ?Mythos Burg“ den Gotz von Berlichingen als Spielfigur.
[10]
Gotz von Berlichingen ist ebenso Teil der ?Deutschland Catan ? Miniaturen“ aus Zinn, die der Kosmos-Verlag in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren zu Promotionszwecken herstellen ließ.
Gotz von Berlichingen war zweimal verheiratet: mit Dorothea von Sachsenheim und seit dem 17. November 1517 in zweiter Ehe mit Dorothea Gailing von Illesheim. Aus diesen Ehen gingen drei Tochter und sieben Sohne hervor. Er lebte mit seiner Familie auf Burg Hornberg, nach der er sich, ebenso seine Sohne und Enkel, auch benannte, mit dem Namen
von Berlichingen zu Hornberg
(so unterzeichnete er auch seine Lebensbeschreibung).
Seine Nachkommen bilden die sogenannte Hornberg-Rossacher Hauptlinie, die um 1900 noch den Namen ?Berlichingen-Rossach“ fuhrte. Die Linie Berlichingen-Jagsthausen stammt von seinem Bruder Hans von Berlichingen ab. Friedrich Wolfgang von Berlichingen-Rossach (1826?1887), Major und Mitglied der Ersten badischen Kammer, 1859 in den wurttembergischen Grafenstand erhoben, schrieb die
Geschichte des Ritters Gotz v. Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie
(Leipzig 1861, Verlag Brockhaus).
- Gotz von Berlichingen: Lebensbeschreibung des Ritters Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Unveranderter Nachdruck der Ausgabe Nurnberg, Felssecker, 1731. Mit Vorwort von Hans Freiherr von Berlichingen und Heinz-Eugen Schramm. Weidlich-Reprints, Frankfurt am Main 1980,
ISBN 3-8035-1084-8
.
- Friedrich Wolfgang Gotz Graf von Berlichingen-Rossach: Geschichte des Ritters Gotz von Berlichingen mit der eisernen Hand und seiner Familie. Brockhaus, Leipzig 1861.
- Alfred Stern: Berlichingen, Gottfried von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 405?408.
- Jakob Renz: Ausfuhrliche Lebensgeschichte des Ritters Gotz von Berlichingen, Eiermann, Mosbach 1939.
- Gunther Franz: Berlichingen, Gottfried von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955,
ISBN 3-428-00183-4
, S. 98 (Digitalisat).
- Helgard Ulmschneider: Gotz von Berlichingen: Ein adeliges Leben der deutschen Renaissance, Thorbecke, Sigmaringen 1974,
ISBN 3-7995-6013-0
.
- Gottlob Herbert Bidermann: Burg Hornberg, Wohnsitz des Ritters Gotz von Berlichingen, Rustzeugschau 1980. Journal-Verlag Schwend, Schwabisch Hall 1980.
- Helgard Ulmschneider (Hrsg.): Gotz von Berlichingen Mein Fehd und Handlungen (Edition der Originalausgabe der Lebensbeschreibung). Thorbecke, Sigmaringen 1981,
ISBN 3-7995-7614-2
(Digitalisat).
- ↑
Franz Hettinger
:
Aus Welt und Kirche. Bilder und Skizzen
, Band 2:
Deutschland und Frankreich
. Herder, Freiburg, vierte Aufl. 1897, S. 573.
- ↑
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS), Marburg:
Hessen, Wilhelm II. Landgraf von [ID = 5691].
Abgerufen am 29. November 2023
.
- ↑
Regesta Imperii Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz:
RI XIV Maximilian I. (1486/1493?1519) ? RI XIV,2 1498 Nach 4 Juni ? nach 11 November.
Abgerufen am 29. November 2023
.
- ↑
Gunter Quasigroch:
Die Handprothesen des frankischen Reichsritters Gotz von Berlichingen ? Der Landshuter Unfall.
In:
Waffen- und Kostumkunde.
Bd. 22, 1980, S. 108?112.
- ↑
Siehe dazu:
Reinhard Scholzen
:
Franz von Sickingen. Ein adeliges Leben im Spannungsfeld zwischen Stadten und Territorien.
Kaiserslautern 1996.
- ↑
Gotz von Berlichingen:
Mein Gottfriden von Berlichingen zw Hornberg vhedt vnd handlungen.
Text der Rossacher Handschrift (vor 1567),
f
. 33
v
. In: Helgard Ulmschneider (Hrsg.):
Gotz von Berlichingen Mein Fehd und Handlungen.
S. 26.
- ↑
Liebhard Loffler:
Der Ersatz fur die obere Extremitat: die Entwicklung von den ersten Zeugnissen bis heute.
Enke, Stuttgart 1984,
ISBN 3-432-94591-4
.
- ↑
Gunter Quasigroch:
Die Handprothesen des frankischen Reichsritters Gotz von Berlichingen. 1. Fortsetzung: Die Ersthand.
In:
Waffen- und Kostumkunde.
Bd. 24, 1982, S. 17?33.
- ↑
Jorg-Uwe Albig
:
Der Burgherr mit der eisernen Hand
. In:
GEO Epoche
. Nr. 70 Karl der Große und das Reich der Deutschen. Gruner & Jahr, Hamburg 2014,
ISBN 978-3-652-00347-6
,
S.
97
.
- ↑
Mini-Gotz sturmt Museum.
In:
Bayern.
10. September 2010.
Abendzeitung
.
Auf Abendzeitung-Muenchen.de, abgerufen am 4. Dezember 2023.