Die
Fuji
(
japanisch
富士
) war das
Typschiff
der aus zwei Schiffen bestehenden
Fuji
-Klasse
und das erste
Linienschiff
der
Kaiserlich Japanischen Marine
und eines der sechs Linienschiffe des Bauprogramms von 1894 zur Schaffung einer modernen Flotte. Benannt nach Japans beruhmtestem Berg, dem
Fuji
bildete die
Fuji
mit dem Schwesterschiff
Yashima
und den ahnlichen Linienschiffen
Shikishima
,
Hatsuse
,
Asahi
und
Mikasa
den Kern der japanischen
Flotte
im
Russisch-Japanischen Krieg
von 1904 bis 1905.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts basierte die Strategie der Kaiserlich Japanischen Marine auf den Grundsatzen der franzosischen
Jeune Ecole
, die insbesondere vom Franzosen
Emile Bertin
formuliert und vertreten wurde. Nicht alle Fuhrer der japanischen Marine waren von dieser Theorie uberzeugt, aber es gab eine erhebliche Furcht in Japan seit der Beschaffung von europaischen
Schlachtschiffen
durch die chinesische
Qing-Dynastie
fur ihre nordliche Flotte Anfang der 1880er Jahre.
[1]
Da Japan nicht die Fahigkeit hatte, derartige Schiffe selbst zu bauen, bestellte die japanische Marine zwei moderne Linienschiffe in Großbritannien.
Die japanische Regierung hatte Schwierigkeiten, die dafur notwendigen Mittel zu beschaffen. Der erste Versuch des japanischen
Ministerprasidenten
Matsukata Masayoshi
scheiterte 1891. Matsukata verfolgte die Idee weiter und loste nach einer erneuten Niederlage sein Kabinett auf. Sein Nachfolger, Ministerprasident
It? Hirobumi
, versuchte 1892 erneut die notwendigen Mittel zu erhalten, scheiterte aber gleichfalls. Dies fuhrte zu einem ungewohnlichen Eingriff des Kaisers
Meiji
in einer Erklarung vom 10. Februar 1893, in welcher der Kaiser die Finanzierung der beiden Linienschiffe aus seinen Mitteln durch Reduzierung der Ausgaben fur den kaiserlichen Haushalt anbot und gleichzeitig anregte, dass alle Beschaftigten der Regierung einer Reduzierung ihrer Gehalter um zehn Prozent zustimmen sollten. Kurz nach dieser Erklarung bewilligte das Parlament die notwendigen Mittel.
[2]
Nach dem Ende des
ersten Japanisch-Chinesischen Krieges
(1894?1895) und der von
Russland
erzwungenen Ruckgabe der
Liaodong
-Halbinsel an China begann
Japan
zur Vorbereitung eventueller weiterer Konflikte mit dem Aufbau einer schlagkraftigen Armee. Dazu verkundete Japan einen Zehn-Jahres-Plan zum Aufbau seiner Seestreitkrafte. Kern des Plans war der Bau von sechs
Schlachtschiffen
und sechs
Panzerkreuzern
. Alle sechs Linienschiffe wurden in Großbritannien bestellt. Die beiden Schiffe der
Fuji
-Klasse wurden die ersten Schiffe dieses Bauprogramms.
Der Entwurf der
Fuji
-Klasse war eine Weiterentwicklung der
Royal-Sovereign
-Klasse
der britischen
Royal Navy
. Die Schiffe der
Royal-Sovereign
-Klasse galten als die modernsten, großten und schnellsten Linienschiffe ihrer Zeit und waren von
William White
entworfen worden.
[3]
Gegenuber dem Grundentwurf waren die Schiffe die
Fuji
und ihr Schwesterschiff in etlichen Details verbessert. Insbesondere waren sie mit ihrer Geschwindigkeit von 18,25 Knoten schneller als der
Royal-Sovereign
-Entwurf mit 17 kn.
Als Hauptbewaffnung wurde die
Fuji
-Klasse mit neuen, von der
Elswick Ordnance Company
hergestellten
30,5-cm-L/40-Kanonen Type 41
fertiggestellt, die zwar fur die
Royal Sovereign
entwickelt worden waren, aber erst ab 1898 in der
Formidable
-Klasse
als ?12-inch Mark IX“ zum Einbau kamen. Sie waren in zwei Doppelturmen vorn und hinten aufgestellt. Japan kaufte insgesamt 44 Geschutze, die in den sechs ersten Linienschiffen von der
Fuji
bis zur
Mikasa
zum Einbau kamen. Sie konnten ihre 390 kg schweren Geschosse bis zu 14.000 m weit verschießen. Es standen verschiedene Sprengkopfe
[4]
zur Verfugung. Dieser Geschutztyp wurde in Japan spater eigenstandig weiterentwickelt.
Die Mittelartillerie bestand aus zehn
15,2-cm-L/40-Schnellfeuergeschutzen vom Type 41
die weit auseinander in geschlossenen
Kasematten
aufgestellt waren, damit ein einzelner Treffer nicht zum Ausfall mehrerer Geschutze fuhren konnte. Sie entsprachen dem seit 1892 in der Royal Navy eingesetzten, von Armstrong entwickelten Typ und wurden bald in Japan in Lizenz hergestellt. Die Reichweite der 45-kg-Geschosse betrug etwas uber 9000 m.
Dazu kamen noch sechzehn
7,6-cm-L/40-Geschutze
, die ublicherweise in Großbritannien als ?Zwolfpfunder“ bezeichnet wurden,
[5]
zur Torpedobootsabwehr, wie sie auf allen britischen Schiffen seit 1894 zum Einsatz kamen. Auch diese von Armstrong entwickelten Geschutze wurden dann in Japan in Lizenz hergestellt und weiterentwickelt.
Dazu kamen noch vier sogenannte Dreipfunder vom Typ
Hotchkiss 4,7 cm
, die schon in
Elswick
in Lizenz hergestellt wurden. Von den funf
Torpedorohren
lagen vier unter Wasser. Sie verwendeten die neuesten Torpedos vom Typ
Whitehead
.
Die
Fuji
und ihre Schwester waren mit
Harveystahl
stark gepanzert. Der Panzergurtel war 2,6 m hoch und bis 50 cm stark, wobei die Starke an den Enden vor den
Barbetten
noch etwa 35 cm betrug. Uber dem Hauptgurtel befand sich noch eine etwa 10 cm starke Panzerung.
Die Panzerung wurde durch etwa 3 m breite Kohlenbunker verstarkt, die auch durch ihre Unterteilung zusatzlichen Schutz nach einem Treffer boten. Das Deck hatte eine Starke von 6,5 bis 7,6 cm. Die nur schwach gepanzerten Enden sollten im Trefferfall notfalls geflutet werden.
Die
Fuji
und ihr Schwesterschiff
Yashima
waren die ersten großen Neubauten fur
Japan
. Die
Fuji
wurde bei der
Thames Iron Works
,
London
, 1894 bestellt. Die Arbeit der Werft wurde von einem Team von uber 240 japanischen Ingenieuren und Marineoffizieren uberwacht, unter denen sich die kunftigen Ministerprasidenten
Sait? Makoto
(als Hauptmann) und
Kat? Tomosabur?
(als Leutnant) befanden.
[6]
Nach ihrer Fertigstellung nahm die
Fuji
noch an der
Flottenparade
zum 60. Kronjubilaum der Konigin
Victoria
teil, bevor sie uber den
Sueskanal
nach Japan auslief.
[7]
Die
Fuji
erreichte
Yokosuka
am 31. Oktober 1897. Sie war zu dieser Zeit das mit Abstand großte Schiff der japanischen Flotte, die zuvor als großtes Schiff uber das alte, ehemals chinesische Schlachtschiff
Chin’en
verfugte. Wahrend Testfahrten vor
K?be
inspizierte der
Tenn?
Meiji am 19. November 1898 das Schiff.
Der Russisch-Japanische Krieg begann mit
Praventivschlagen
der Kaiserlich Japanischen Marine gegen das
Pazifische Geschwader
Russland in
Port Arthur
und
Chemulpo
.
Admiral Togos
Plan fur die
Vereinigte Flotte
richtete sich gegen Port Arthur mit der 1. Division, der neben dem Flaggschiff
Mikasa
mit der
Hatsuse
, der
Shikishima
, der
Asahi
, der
Fuji
und der
Yashima
alle sechs Linienschiffe des Neubauprogramms angehorten, und der 2. Division, die aus den Panzerkreuzern
Iwate
,
Azuma
,
Izumo
,
Yakumo
und
Tokiwa
bestand. Diese Hauptkampfschiffe wurden durch die Kreuzer
Kasagi
,
Chitose
,
Takasago
und
Yoshino
und 15
Zerstorer
sowie etwa 20 kleinere
Torpedoboote
unterstutzt.
In der Nacht zum 9. Februar 1904 griffen zehn Zerstorer Port Arthur an. Die zuerst eintreffenden vier Zerstorer trafen die
Pallada
mittschiffs, die Feuer fing, und die
Retwisan
im Vorschiff. Insgesamt wurden 16 Torpedos verschossen, aber nur noch ein weiterer Treffer erzielt, der allerdings das kampfstarke Linienschiff
Zessarewitsch
außer Gefecht setzte. Die beiden besten Linienschiffe und der Geschutzte Kreuzer
Pallada
fielen fur Wochen aus. Am Morgen klarten die vier Kreuzer unter Vizeadmiral
Dewa Shiget?
den russischen Stutzpunkt auf, und Dewa empfahl einen Artillerieangriff, da er die Russen fur desorganisiert hielt. Die Japaner konzentrierten das Feuer ihrer schweren Artillerie auf die Kustenbatterien. Die Mittelartillerie der Linienschiffe und die Panzerkreuzer beschossen das russische Geschwader und beschadigten die Linienschiffe
Petropawlowsk
,
Poltawa
und nur leicht die
Pobeda
und die
Sewastopol
. Schwerer getroffen wurden auch der Panzerkreuzer
Bajan
und die
Nowik
, die
Diana
und die
Askold
.
Die getroffenen japanischen Schiffe
Mikasa
,
Fuji
,
Hatsuse
,
Shikishima
,
Adzuma
,
Iwate
,
Yakumo
und
Takasago
hatten 53 Personalausfalle, wahrend die Russen 128 Ausfalle hatten, davon 22 Tote. Tojo brach das Gefecht ab, da er die Russen organisiert vorfand. Die
Fuji
wurde zweimal getroffen.
Am 22. Marz erneut zu Beschießung des Hafens eingesetzt, wurde die
Fuji
so schwer getroffen, dass eine umfassende Reparatur in Japan notig wurde. Zur
Seeschlacht im Gelben Meer
am 10. August 1904 war die
Fuji
wieder einsatzbereit. Sie beschoss
Pobeda
und
Pereswet
, die viele Treffer erhielten, und erlitt selbst, als einziges der eingesetzten japanischen Linienschiffe, keinen schweren Treffer.
In der
Seeschlacht bei Tsushima
am 27. Mai 1905 erlitt die
Fuji
elf Treffer, erzielte aber ihrerseits die entscheidenden Treffer auf dem russischen Linienschiff
Borodino
, dessen Explosion und Untergang nur einer der 830 Mann an Bord uberlebte.
[8]
Nach dem Russisch-Japanischen Krieg wurde die
Fuji
uberholt. Ihre Kampfstande auf den Masten wurden entfernt und neue, modernere Kessel eingebaut. Sie gehorte zu den japanischen Kriegsschiffen, welche die US-amerikanische
Great White Fleet
in den japanischen Gewassern begleitete. 1910 wurden die alten, in Großbritannien hergestellten schweren Geschutze durch japanische Geschutze ersetzt. Sie wurde zu einem
Kustenverteidigungsschiff
1. Klasse umklassifiziert. Durch die neuen Großkampfschiffe nach dem Muster der
Dreadnought
war die
Fuji
veraltet und wurde
Schulschiff
mit einer Hochstgeschwindigkeit von nur noch 11 kn fur
Kanoniere
und
Matrosen
.
Dies anderte sich auch nicht durch den
Ersten Weltkrieg
. Die
Fuji
blieb wahrend des Krieges in
Kure
als Ubungsschiff.
1922 wurde die
Fuji
abgerustet und unter den Bedingungen des
Washingtoner Flottenabkommens
außer Dienst gestellt. Als Wohnschiff blieb sie erhalten, allerdings ohne
Schiffsschrauben
,
Hauptturme
und alle Geschutze. Es wurden auf dem Schiff große
Deckshauser
aus Holz und Trainingsplattformen installiert. So blieb sie uber 20 Jahre im Trainingszentrum Yokosuka erhalten. 1944 wurde der Rest des alten Schiffes als Test- und Entwicklungszentrum fur die Entwicklung neuer Tarnmuster mit Modellen der japanischen Flugzeugtrager genutzt, die etwa einen Meter lang waren. Sie litt auch unter den amerikanischen Luftangriffen, uberstand aber den Krieg schwimmend und wurde erst 1948 von der
Uraga Dock
abgebrochen.
- Ronald Andidora:
Iron Admirals: Naval Leadership in the Twentieth Century
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.
- D. K. Brown:
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. Naval Institute Press, 1999,
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- David Evans:
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- J. E. Hoare:
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. RoutledgeCurzon, 1999,
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- Stephen Howarth:
The Fighting Ships of the Rising Sun: The Drama of the Imperial Japanese Navy, 1895?1945
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- Fred T. Jane:
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- Hansgeorg Jentsura:
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- J. Charles Schencking:
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.
- ↑
Schencking:
Making Waves: Politics, Propaganda, And The Emergence Of The Imperial Japanese Navy, 1868?1922
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- ↑
Hoare:
Britain and Japan, Biographical Portraits Volume III.
S. 186 ff.
- ↑
The Fighting Ships of the Rising Sun: The Drama of the Imperial Japanese Navy, 1895?1945.
- ↑
Englisch als ?AP“ (?armour piercing“), ?HP“ (?high explosive“) oder ?GP“ (?general purpose“) bezeichnet.
- ↑
Beschreibung der britischen und japanischen ?Zwolfpfunder“
.
- ↑
Hoare:
Britain and Japan.
Biographical Portraits Volume III, S. 187ff.
- ↑
Hoare:
Britain and Japan, Biographical Portraits.
Volume III, S. 188 ff.
- ↑
Andidora:
Iron Admirals: Naval Leadership in the Twentieth Century.
S. 24 ff.
Japan