Robert Fritz Graebner
(*
4. Marz
1877
in
Berlin
; †
13. Juli
1934
ebenda) war ein deutscher
Ethnologe
. Er war Professor fur Volkerkunde an der
Universitat Bonn
und von 1925 bis 1928 Direktor des
Rautenstrauch-Joest-Museums
.
Fritz Graebner war Sohn eines Gymnasiallehrers und einer Zeichenlehrerin. Sein altester Bruder war der Botaniker
Paul Graebner
. Nach seinem Studium der Geschichte und Geographie an der
Universitat Marburg
und der
Friedrich-Wilhelms-Universitat zu Berlin
promovierte er 1901 bei
Paul Scheffer-Boichorst
uber ein Thema der mittelalterlichen Geschichte Bohmens. Von 1899 bis 1906 arbeitete er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am
Museum fur Volkerkunde
in Berlin vor allem zum Regionalgebiet
Ozeanien
. 1906 wechselte er an das Kolner
Rautenstrauch-Joest-Museum
unter Leitung von
Willy Foy
. An der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitat Bonn
habilitierte sich Graebner 1911 fur das Fach
Volkerkunde
.
[1]
Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde er zu einem Kongress nach Australien eingeladen und dort bis Kriegsende interniert, wobei er wahrend der Gefangenschaft weiter forschte. 1921 wurde er
außerplanmaßiger Professor
an der Universitat Bonn. Von 1925 bis 1928 war er als Nachfolger von Willy Foy Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums. 1926 wurde er zum Honorarprofessor an der Universitat Koln ernannt. Ein Schlaganfall im Jahre 1926 verschlechterte zunehmend seinen Gesundheitszustand, so dass er in den folgenden Jahren seinen Beruf aufgeben musste. Sein Nachfolger als Museumsdirektor war
Julius Lips
.
Graebner wurde 1896 Mitglied des Philologisch Historischen Vereins,
[2]
der spateren
Marburger Burschenschaft Rheinfranken
.
[3]
Er heiratete 1906 Paula Stange.
[1]
Graebner gilt mit seinem Vortrag uber
Kulturkreise und Kulturschichten in Ozeanien
vor der
Berliner Gesellschaft fur Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte
im Jahre 1904 und seiner Veroffentlichung von 1911 ?
Methode der Ethnologie
? als Begrunder der kulturhistorischen Methode in der Ethnologie. Auf ihrer Grundlage und basierend auf dem Konzept des
Diffusionismus
entwickelte er gemeinsam mit
Bernhard Ankermann
die von
Leo Frobenius
eingefuhrte
Kulturkreislehre
weiter. Graebner sah die Volkerkunde als ?Zweig der Geschichtswissenschaft“ und war der Uberzeugung, dass sie deren Methoden anzuwenden habe, auch wenn schriftliche Quellen fehlen. Die Vorstellung einer linearen Evolution der menschlichen Kulturen lehnte er entschieden ab.
[1]
- Julius E. Lips
:
Fritz Graebner: March 4, 1877 to July 13, 1934
. In:
American Anthropologist
. Band 37, Nr. 2, 1935, S. 320?326.
- Martin Heydrich:
Graebner, Robert Fritz.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964,
ISBN 3-428-00187-7
, S. 706 f. (
Digitalisat
).
- Paul Leser
:
Fritz Graebner - Eine Wurdigung Zum 100. Geburtstag am 4. Marz 1977
, in: Anthropos, Bd. 72, H. 1./2. (1977), pp. 1?55
- ↑
a
b
c
Martin Heydrich:
Graebner, Robert Fritz.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964,
ISBN 3-428-00187-7
, S. 706 f. (
Digitalisat
).
- ↑
M. Gobel, A. Kiock, Richard Eckert (Hrsg.):
Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell-Verbandes Klassisch-Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen
, A. Favorke, Breslau 1913, S. 33.
- ↑
Ernst Elsheimer (Hrsg.):
Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28.
Frankfurt am Main 1928, S. 155.