Friedrich Martin Josef Welwitsch
(*
25. Februar
1806
in
Maria Saal
; †
20. Oktober
1872
in
London
) war ein
osterreichischer
Afrikaforscher
und
Botaniker
. Er entdeckte die nach ihm benannte Pflanzenart
Welwitschie
. Sein offizielles
botanisches Autorenkurzel
lautet ?
Welw.
“
Friedrich Welwitsch entstammte der zweiten Ehe seines Vaters, des hochfurstlichen Salzburger Hofkammer-Rates, Pflegers und Landrichters Franz Josef Anton Welwitsch, welche dieser am 10. Februar 1801 mit Genovefa Mayr, der Tochter des Maria Saaler Propsteiverwalters, eingegangen war. Vaterlicherseits lasst sich die Vorfahrenlinie bis ins 17. Jahrhundert zuruckverfolgen, wobei sich der Familienname im Laufe der Zeit in verschiedensten Schreibweisen zeigt (Welbitsch, Wolwitsch, Wolbitz, Bolbitz, ...). In der Taufmatrik steht Welvich, wahrend er selbst seinen Namen als ?Welwitsch“ schrieb.
Aus der ehelichen Verbindung seiner Eltern entsprangen zwischen 1801 und 1812 insgesamt sieben Kinder, von denen Friedrich der Drittgeborene war. Seine Mutter verstarb 1813.
Schon in seiner Jugend wurde durch Wanderungen in der Natur mit seinem Vater und dem Sammeln von Pflanzen, welche er mit Hilfe von Buchern nachbestimmte, das Interesse an den Naturwissenschaften geweckt. Er besuchte die Volksschule in Maria Saal und anschließend das Gymnasium in
Klagenfurt
.
Er studierte in Wien
Medizin
und widmete sich sehr ausfuhrlich der Botanik. Besonders beeinflusst wurde er durch
Augustin-Pyrame de Candolle
, der 1828 in Wien weilte. Welwitsch eignete sich die neuen Stromungen ? naturliches Pflanzensystem und
pflanzengeographische
Ansatze ? an. Er promovierte uber die
Kryptogamen
Niederosterreichs
, womit er diesen Forschungszweig in diesem Lande begrundete. Nach dem Studium arbeitete er zunachst als Arzt in Zirknitz (
Krain
) und Jamnitz (
Mahren
) und widmete sich bereits in dieser Zeit seinen botanischen Studien. 1839 gab er den Arztberuf auf und plante eine naturwissenschaftliche Sammlungsreise auf die
Azoren
.
Der
Wurttembergische Reiseverein
finanzierte ihm eine botanische Sammelreise nach
Portugal
, wo sich Welwitsch jedoch dauerhaft niederließ. Welwitsch konnte in Lissabon als Direktor des koniglichen
botanischen Gartens
in
Ajuda
eine Anstellung finden, zudem leitete er dort von 1844 bis 1853 auch den privaten
Parque Botanico do Monteiro-Mor
. Er begrundete unter anderem das Herbar in Portugal. Sein Privatherbar der Flora Portugals umfasste 9.000 Arten. Einer seiner Schwerpunkte waren auch in Portugal die Kryptogamen; so beschrieb er rund 250 neue
Tangarten
.
1853 begab er sich auf eine achtjahrige Forschungsreise in die neue portugiesische Kolonie
Angola
. Er war der erste Botaniker, der ein afrikanisches Territorium systematisch erforschte. Nach seiner Akklimatisation in
Luanda
, wo er im Oktober 1854 auch mit
David Livingstone
zusammentraf, begab er sich nach
Sange
, dessen Umgebung er zwei Jahre lang erforschte. 1856 ging er nach
Cambamba
, 1857 musste er sich in Luanda von einem Fieber erholen. Danach reiste er mit dem Schiff nach
Benguela
, nach
Mocamedes
und im Suden bis
Baia dos Tigres
. 1859 entdeckte er die spater nach ihm benannte
Welwitschie
, die einzige Art einer ganzen
Ordnung
.
1861 kehrte Welwitsch nach Portugal zuruck. Wegen der besseren Arbeitsbedingungen ging er 1863 mit Unterstutzung der portugiesischen Regierung nach London, wo er am
Natural History Museum
und in den
Royal Botanic Gardens
in Kew seine Sammlungen bearbeitete. Allein in der Arbeit
Sertum Angolense
beschrieb er zwolf neue
Gattungen
und 48 neue
Arten
. Er publizierte jedoch seine Arbeiten nur teilweise. 1869 wurde er zum Mitglied der
Leopoldina
gewahlt.
[1]
Welwitsch starb 1872 und liegt auf dem
Kensal Green Cemetery
in London begraben. Sein schlichtes Grab wird von einer Steinplatte bedeckt, auf der sich folgende Inschrift befindet:
[Frederikus Welwitsch, M.D.] -- [Florae angolensis investigatorum princeps] -- [Nat. in Carinthia 5 Feb 1806] -- [Ob. Londini 20 Oct 1872]
Welwitsch hatte seine Sammlungen dem Natural History Museum vermacht, die portugiesische Regierung forderte die Sammlungen jedoch auf dem Klageweg ein. Nach drei Jahren einigte man sich auf eine Aufteilung der Sammlung: der erste Satz ging nach Portugal an die
Universitat Lissabon
, der zweite Satz verblieb in London.
Auch die Pflanzengattung
Welwitschiella
O.Hoffm.
aus der Familie der
Korbblutler
(Asteraceae) ist nach ihm benannt.
[2]
- Beitrage zur kryptogamischen Flora Unterosterreichs
. In: Beitrage zur Landeskunde Osterreichs, Band 4, 1834.
- Synopsis Nostochinearum Austriae inferioris
. Dissertation, Wien 1836.
- Genera Phycearum Lusitanae
. Akten der Akademie von Lissabon, 2. Band, 1850.
- Apontamentos Phyto-geographicos sobre da Flore da Provincia de Angola na Africa Equinocial
. In: Annaes de Conselho do Ultramarino, Oktober 1858.
- Synopse explicativa das amostras de Madeiras e drogas mediciuaes de collegidas na provincia de Angola etc.
Lissabon 1862.
- Sertum Angolense
. In: Transactions of the Linnean Society XXVII, 1869.
- Notizen uber die Bryologie von Portugal
. In: Flora, 1872.
- Marianne Klemun
:
Friedrich Welwitsch (1806?1872). Wege einer kolonial-ambitonierten Botanik.
In:
Osterreich in Geschichte und Literatur.
Bd. 58 (2014), Heft 4 (381), S. 363?378
- Roland Back:
Friedrich Welwitsch ? Pflanzengeograph, Sammler und Entdecker. Kurzportrait eines großen Naturforschers zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages 2006.
In:
Kakteen und andere Sukkulenten
Band 57, Nummer 12, S. 333?339.
- Marianne Klemun:
Friedrich Welwitsch (1806?1872). (Pflanzengeograph in Karnten, Begrunder des Herbars in Portugal und Erschließer der Flora Angolas).
In:
Carinthia II
.
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- Helmut Dolezal:
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- Helmut Dolezal:
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- W. P. Hiern, A. B. Rendle et al.:
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- Constantin von Wurzbach
:
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In:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
.
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Digitalisat
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In:
Carinthia
. Zeitschrift fur Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung.
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- H. Trimen:
Friedrich Welwitsch
. In:
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. Band 11, 1873, S. 1?11 (
online
).
- ↑
Mitgliedseintrag von
Friedrich Welwitsch
bei der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
, abgerufen am 22. September 2022.
- ↑
Lotte Burkhardt:
Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen ? Erweiterte Edition.
Teil I und II.
Botanic Garden and Botanical Museum Berlin
,
Freie Universitat Berlin
, Berlin 2018,
ISBN 978-3-946292-26-5
doi:10.3372/epolist2018
.