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Friedensnobelpreis

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Medaille des an Henry Dunant verliehenen Nobelpreises (Bildmitte)
Friedensnobelpreisurkunde von Willy Brandt

Der Friedensnobelpreis ist der wichtigste internationale Friedenspreis und eine Kategorie des von dem schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel gestifteten Nobelpreises . Nach Maßgabe des Stifters soll er an denjenigen vergeben werden, ?der am meisten oder am besten auf die Verbruderung der Volker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Forderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit ?im vergangenen Jahr der Menschheit den großten Nutzen erbracht“ hat.

Die Auszeichnung wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, in Oslo verliehen. Sie ist seit 2020 mit 10 Millionen Schwedischen Kronen (ca. 860.000 Euro) dotiert. Fur die Vergabe ist, im Gegensatz zu den anderen Preiskategorien des Nobelpreises, keine schwedische Institution zustandig, sondern ein vom norwegischen Parlament bestimmtes funfkopfiges Komitee, weswegen der Preis als einziger unter den Nobelpreisen nicht in Stockholm verliehen wird.

Eine Aufstellung aller Preistrager findet sich unter Liste der Friedensnobelpreistrager .

Grundlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alfred Nobel

Wie die anderen Kategorien des Nobelpreises geht auch der Friedensnobelpreis auf das Testament Alfred Nobels zuruck, in dem er die Stiftung des Preises verfugte, der mit den Ertragen seines Vermogens dotiert ist.

Der schwedische Originaltext des entscheidenden Ausschnitts des Testaments lautet:

”Ofver hela min aterstaende realiserbara formogenhet forfares pa foljande satt: Kapitalet av utredningsmannen realiseradt till sakra vardepapper skall utgora en fond, hvars ranta arligen utdelas som prisbeloning at dem som under det forlupna aret hafva gjort menskligheten den storsta nytta. Rantan delas i fem lika delar som tillfalla: […] och en del at den som har verkat mest eller best for folkens forbrodrande och avskaffande eller minskning av staende armeer samt bildande och spridande av fredskongresser. Prisen […] for fredsforfaktare [utdelas] af ett utskott af fem personer som valjas af Norska Stortinget. Det ar min uttryckliga vilja att vid prisutdelningarna intet afseende fastes vid nagon slags nationstillhorighet salunda att den vardigaste erhaller priset antingen han ar skandinav eller ej.”

?Mit meinem verbleibenden realisierbaren Vermogen soll auf folgende Weise verfahren werden: das Kapital, das von den Nachlassverwaltern in sichere Wertpapiere realisiert wurde, soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jahrlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden sollen, die im vergangenen Jahr der Menschheit den großten Nutzen erbracht haben. Die Zinsen werden in funf gleiche Teile aufgeteilt: […] und ein Teil an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbruderung der Volker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Forderung von Friedenskongressen hingewirkt hat. Der Preis […] fur Friedensverfechter [wird] von einem Ausschuss von funf Personen [vergeben], die vom norwegischen Storting gewahlt werden. Es ist mein ausdrucklicher Wille, dass bei der Preisverteilung die Zuteilung nicht an irgendeiner Nationalitat festgemacht wird, so dass der Wurdigste den Preis erhalt, ob er Skandinavier sei oder nicht.“

? Alfred Nobel : Testament vom 27. November 1895 [1]

Durch diese Festlegung wurde der Friedensnobelpreis zur weltweit ersten Auszeichnung fur die Arbeit in der Friedensbewegung .

Nobelinstitut in Oslo : Raum, in dem jeweils im Oktober die neuen Preistrager bekanntgegeben werden und am Tag vor der Verleihung eine Pressekonferenz stattfindet [2]

Anders als bei allen anderen Nobelpreisen, die in Stockholm vergeben werden, erfolgt die Verleihung im Rathaus von Oslo , der norwegischen Hauptstadt. Der Preistrager des Friedensnobelpreises wird von einem funfkopfigen Komitee, dem Norwegischen Nobelkomitee, ausgewahlt. Die Mitglieder des Komitees werden vom norwegischen Parlament, dem Storting , ernannt.

Die Ursache fur die Vergabe durch ein norwegisches Gremium liegt vermutlich darin, dass zu Nobels Lebzeiten Schweden und Norwegen vereinigt waren und außenpolitische Fragen nur durch das schwedische Parlament entschieden wurden. Nobel selbst hat nie erklart, warum er den Preis nicht wie alle anderen in Schweden vergeben lassen wollte. Man geht allerdings davon aus, dass er der Meinung war, das norwegische Parlament, das nur fur die Innenpolitik verantwortlich war, ware Beeinflussungsversuchen durch die Regierung weniger stark ausgesetzt. Alfred Nobel schatzte zudem den norwegischen Autor Bjørnstjerne Bjørnson sehr, was seine Entscheidung beeinflusst haben konnte.

Das Norwegische Nobelkomitee [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nobelinstitut in Oslo : Sitzungsraum, in dem das Komitee die jeweiligen Preistrager wahlt [2]

Das Norwegische Nobelkomitee ist das Gremium zur Vergabe des Friedensnobelpreises. Es besteht aus funf Personen, die vom norwegischen Parlament ausgewahlt und ernannt werden. Diese Auswahl gilt fur einen Zeitraum von sechs Jahren, wobei die Mitglieder auch wiedergewahlt werden konnen. Die politische Zusammensetzung des Parlaments spiegelt sich dabei naturgemaß auch in der Zusammensetzung des Komitees wider. Das Komitee selbst wahlt aus seinen Reihen den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Der Direktor des Norwegischen Nobelinstitutes stellt den Sekretar des Komitees dar. Obwohl es sich dabei nicht um eine Vorgabe handelt, waren bislang alle Vertreter dieses Ausschusses Norweger.

Das Komitee ist in seiner Entscheidung vollkommen unabhangig von außeren Einflussen. Die Sitzungen mussen nicht protokolliert und Entscheidungen nicht gerechtfertigt werden, auch dann nicht, wenn es zu gegensatzlichen Meinungen kommt. Das Komitee nimmt in den nach der Vergabe folgenden Diskussionen nie Stellung zur Entscheidung.

Bis 1936 konnten auch Mitglieder des Parlamentes zu Vertretern des Komitees gewahlt werden. Dies anderte sich nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an den deutschen Dissidenten Carl von Ossietzky . Diese Vergabe wurde von Deutschland und besonders von Adolf Hitler scharf verurteilt und als Akt aggressiver Außenpolitik Norwegens gegenuber dem Deutschen Reich gewertet. Seitdem gab es keine Abgeordneten in diesem Ausschuss. 1977 wurde die Regel insofern noch einmal verscharft, dass keine Mitglieder aus regierungsnahen Ausschussen zugelassen werden, gleichzeitig mit der Namensanderung von ?Nobelkomitee des norwegischen Parlamentes“ in ?Norwegisches Nobelkomitee“.

Die folgenden Personen bilden das derzeitige Komitee (seit 2018): [3]

  • Berit Reiss-Andersen (* 1954), Mitglied seit 2012, Vorsitzende des Komitees (seit 2017), Rechtsanwaltin, fruhere Staatssekretarin im Justizministerium (Amtszeit bis 2023)
  • Asle Toje (* 1974), stellvertretender Vorsitzender des Komitees, Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt Außenpolitik, ehemaliger Forschungsdirektor des Norwegischen Nobelinstitutes (Amtszeit 2018 bis 2023)
  • Anne Enger (* 1949), ehemalige Ministerin (Amtszeit 2018 bis 2026)
  • Kristin Clemet (* 1957), norwegische konservative Politikerin und Okonomin (Amtszeit 2021?2026)
  • Jørgen Watne Frydnes (* 1984), (Amtszeit 2021?2026) [4]

Als Direktor des Nobelinstitutes und damit Sekretar des Komitees wirkt der Historiker Prof. Olav Njølstad (* 1957).

Nominierung und Vergabe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ubergabe des Friedensnobelpreises 1963

Vorschlage fur den Friedensnobelpreis konnen neben den aktuellen oder ehemaligen Mitgliedern des Komitees sowie den Beratern des Komitees und fruheren Preistragern bzw. den Vorstanden von ausgezeichneten Organisationen alle Mitglieder der Regierung oder des Parlamentes sowie das Staatsoberhaupt eines souveranen Staates, die Richter des Internationalen Gerichtshofs und des standigen Schiedshofs in Den Haag sowie Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie, die Leiter von Universitaten und von Friedensforschungsinstituten und ahnlichen Organisationen einreichen.

Der Friedensnobelpreis kann auch an Personen oder Organisationen vergeben werden, die an einem noch laufenden Friedensprozess beteiligt sind, nicht nur fur die abschließende Losung eines Konflikts. Daher konnen einige Friedensnobelpreise im Nachhinein als fraglich erachtet werden. Dies gilt besonders fur den Friedensnobelpreis des Jahres 1973, als Henry Kissinger ( USA ) und Le đ?c Th? ( Vietnam ) (verzichtete auf den Preis) fur das Friedensabkommen von 1973 in Vietnam ausgezeichnet wurden. Auch der Friedensnobelpreis von 2009 an den US-Prasidenten Barack Obama wurde kritisiert, weil dieser erst kurz zuvor ins Amt gewahlt worden war und somit noch keine nennenswerten politischen Schritte unternommen hatte. Auch noch Jahre spater wird diese Kritik erneuert, da die Konflikte und Kriege der Welt entgegen der Hoffnungen nicht weniger geworden sind. [5]

Die Nominierungen mussen bis spatestens zum 1. Februar des betreffenden Jahres erfolgen. [6] Es gilt das Datum des Poststempels. Spatere Nominierungen werden fur das laufende Jahr nicht angenommen und gehen in die Entscheidung zum nachsten Jahr ein. [7]

Jahr Nominierungen
1971 0 39
2009 205
2010 237
2011 241 [8]
2012 231 (darunter 43 Organisationen) [9]
2013 259 [10]
2014 278 (darunter 47 Organisationen) [10]
2015 273 (darunter 68 Organisationen) [11]
2016 376 (darunter 148 Organisationen) [12]
2017 318 (darunter 103 Organisationen) [13]

Die Statuten der Nobelstiftung verbieten eine Veroffentlichung der Nominierten und Nominierenden fur mindestens 50 Jahre, wobei auch danach der Zugang auf wissenschaftliche Zwecke beschrankt werden kann. Ein Teil der Nominierungen, bei denen die Frist abgelaufen ist, werden in einer Datenbank auf der Internetseite der Stiftung bereitgehalten. Fur den Friedensnobelpreis liegen Daten fur die Jahre 1901 bis 1967 vor: danach erfolgten in dieser Zeit insgesamt 4.425 Nominierungen ? einschließlich mehrfacher Nominierungen derselben Person. [14] Die Zahl der Nominierungen ist in den letzten Jahren gestiegen.

Im Auftrag des Sekretars des Komitees werden sowohl permanente als auch spezielle Beobachter mit dem Bericht uber die Kandidaten beauftragt. Diese Berichte sollen die Entscheidung durch die Komiteemitglieder erleichtern und unterstutzen, sie durfen jedoch keine Bewertungen oder Empfehlungen der Nominierten beinhalten.

Gemaß den Nobelstatuten durfen nur maximal drei Preistrager ausgewahlt werden. Der Preis darf nur fur maximal zwei separate Leistungen vergeben werden. Dies ist beim Friedensnobelpreis jedoch nur sehr selten der Fall. Wenn mehrere Preistrager ausgezeichnet werden, dann in der Regel fur Leistungen im gleichen Bereich. Da das Nobelkomitee bis 1989 keine Begrundung fur den Preis bestimmte, ist es schwierig, festzustellen, warum der Preis in einem bestimmten Jahr geteilt wurde.

Fur die Benennung der Preistrager gibt es kein festes Datum, meistens handelt es sich jedoch um einen Freitag um die Mitte des Monats Oktober. Die Bekanntmachung findet offiziell im Gebaude des Nobelinstitutes statt. Die Vergabe erfolgt erst am 10. Dezember des Jahres, dem Todestag von Alfred Nobel. Anders als bei den anderen Nobelpreisen werden der Preis und die dazugehorige Medaille und Urkunde vom Komiteevorsitzenden vergeben und nicht vom Konig, dieser ist jedoch ebenso wie verschiedene Mitglieder der norwegischen Regierung bei der Zeremonie eingeladen und anwesend. Nach der Verleihung des Preises erfolgt im Regelfall die Nobel Lecture , eine Vorlesung oder Ansprache der Preistrager. Diese wird veroffentlicht in der jahrlich erscheinenden Buchserie Les Prix Nobel , außerdem auf den Webseiten des Nobel e-museum und des Norwegischen Nobelinstitutes. Am gleichen Abend findet außerdem ein Bankett in kleinerer Runde statt.

Seit 1994 findet am 11. Dezember, also dem Tag nach der Vergabe, das Nobel Peace Prize Concert zu Ehren des jeweiligen Preistragers statt.

Entwicklung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vestbanestasjonen (ehemaliger Westbahnhof), Sitz des Nobel-Friedenszentrums in Oslo

Der Friedensnobelpreis wurde erstmals 1901 an zwei Personen vergeben. Dies waren Henry Dunant (Grunder des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz ) und Frederic Passy (Grunder der franzosischen Friedensgesellschaft Societe d’arbitrage entre les Nations ). 1905 erhielt ihn als erste Frau die Osterreicherin Bertha von Suttner (Roman Die Waffen nieder! , Grunderin der Deutschen Friedensgesellschaft ). Seitdem erfolgte die Vergabe bis 2009 an 97 Personen und 20 Organisationen.

Von allen Nobelpreisen wurde in dieser Disziplin am haufigsten auf eine Vergabe verzichtet, namlich 19-mal. Zuletzt geschah dies 1972. Dabei liegt der Frauenanteil mit 12 Frauen bis zum Jahr 2009 hoher als in allen anderen Disziplinen. Zwar ging der Nobelpreis fur Literatur bisher ebenfalls 12-mal an eine Frau, aber dort wurden mehr mannliche Preistrager geehrt.

Nach den Statuten der Nobelstiftung obliegt es den Preisvergabeinstitutionen, ob auch Institutionen in der jeweiligen Preiskategorie ausgezeichnet werden durfen. [15] Der Friedensnobelpreis ist der einzige, bei dem hiervon Gebrauch gemacht wird. Erstmals erfolgte dies 1904 an das Institut de Droit international , bislang wurden Organisationen 22-mal bedacht (Stand 2019).

Die Interpretation der Vorgaben Nobels wird heute weiter gefasst als fruher. So wurde der Preis 1960 erstmals auch fur den Einsatz fur die Menschenrechte vergeben. 2004 wurde erstmals die Arbeit fur die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet, 2007 fur Klimaschutz ( IPCC ).

Eine wichtige Entwicklung betrifft die Erstellung der Dossiers fur die Komiteemitglieder. Diese wurden in den Anfangstagen allein vom Sekretar des Komitees, Christian Lous Lange , geschrieben und weitergegeben. Mit der Grundung des norwegischen Nobelinstitutes 1904 bekam der Sekretar Unterstutzung durch permanente Berater. Dies waren bis in die 1980er-Jahre hinein drei Personen, die Experten fur internationales Recht, Geschichte und Weltwirtschaft waren. Mittlerweile gibt es vier dauerhafte Berater, außerdem konnen zu speziellen Kandidaten weitere Berater zugezogen werden.

Kontroversen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Vergabe des Friedensnobelpreises ist besonders stark gepragt vom Zeitgeschehen und seinen Widerspruchen und daher teilweise umstritten. Die ausgewahlten Personen und Organisationen wirken haufig stark polarisierend, und es kommt bei nahezu jeder Vergabe zu Anfeindungen uber die Entscheidung. Eine Rucknahme des Preises ist jedoch nicht moglich und die Entscheidung des Gremiums formal nicht anfechtbar.

Auch wurden viele Personen nicht mit dem Friedensnobelpreis gewurdigt, die ihn in der offentlichen Wahrnehmung verdient hatten. Ein besonders prominentes Beispiel ist dabei Mahatma Gandhi , der fur die friedliche Unabhangigkeitsbestrebung Indiens eintrat. Er war 1937 erstmals nominiert worden und kam in die engere Auswahl, aber das Komitee entschied sich gegen ihn. Er wurde noch einige Male nominiert, wurde aber erst 1947 wieder in Betracht gezogen. Die Entscheidung fiel aber zugunsten von Quaker Peace and Social Witness aus. 1948 wurde er erneut nominiert, aber kurz vor Ablauf der Nominierungsfrist Ende Januar ermordet. Das Komitee zog eine posthume Vergabe in Betracht und prufte sie. Eine Anfrage bei den schwedischen Vergabeinstitutionen ergab, dass der Preis nach deren Ansicht nur dann posthum vergeben werden sollte, wenn der Preistrager erst nach der Entscheidung des Komitees verstarb. Weiterhin gab es Zweifel, ob eine solche Vergabe im Sinne Alfred Nobels ware, und auch praktische Schwierigkeiten, da Gandhi keine Nachfolgeorganisation hinterlassen hatte, der man den Preis hatte zusprechen konnen. Nur eines der Komiteemitglieder war fur eine Vergabe. So entschied man sich, den Preis mit der Begrundung nicht zu vergeben, dass es keinen geeigneten Kandidaten gebe. [16] Seit 1972 sind die Statuten der Nobelstiftung auch dahingehend gestaltet, dass der Preis nur dann posthum vergeben werden darf, wenn der Preistrager nach Bekanntgabe stirbt.

Auch die Vergabe des Preises 1973 an Henry Kissinger und Le đ?c Th? , die den Nobelpreis dafur zugesprochen bekamen, dass sie einen Krieg mit Millionen von Opfern beendeten, den sie in eigener Mitverantwortung anfangs eskaliert hatten, wird immer wieder kritisiert. Nur Henry Kissinger akzeptierte den Preis, Le đ?c Th? verweigerte die Annahme, da damals aus seiner Sicht immer noch kein Frieden in Vietnam herrschte.

Am 4. Dezember 2001 erklarte das ehemalige Mitglied des Nobelpreiskomitees und norwegische Minister Kare Kristiansen , dass Jassir Arafat den Friedensnobelpreis niemals hatte erhalten durfen. Die Entwicklungen nach 1994 ließen keine Zweifel daran, dass Arafat den Preis nicht verdient habe. Er habe weder etwas zum Frieden beigetragen, noch irgendetwas anderes getan, was den Preis rechtfertige. [17]

Erhebliche Kritik gab es an der Verleihung des Preises an den US-Prasidenten Barack Obama 2009, da Obama, zu jenem Zeitpunkt erst wenige Monate im Amt, weder große Konflikte losen noch neue Konflikte verhindern konnte. Des Weiteren wird dabei der unter Obamas Amtszeit etablierte Drohnenkrieg angefuhrt, bei dem auf Todeslisten gefuhrte mutmaßliche Terroristen im Ausland ohne Gerichtsverfahren getotet werden. [18] [19]

Die Verleihung des Preises an Institutionen wurde zum Teil ebenfalls heftig kritisiert. So wurde anlasslich der Verleihung des Preises an die Europaische Union am 10. Dezember 2012 von ehemaligen Preistragern erklart, die EU sei ?eindeutig kein Vorkampfer fur den Frieden“ und die Entscheidung verfalsche den Willen Alfred Nobels. [20]

Der Friedensnobelpreistrager von 2019 Abiy Ahmed war entscheidend mitverantwortlich fur den Ausbruch des Burgerkriegs zwischen der Zentralregierung Athiopiens und der nach mehr Autonomie strebenden Provinz Tigray im Jahr 2020. [21] Der Burgerkrieg dauerte auch 2021 noch an und es kam dabei zu Massakern an der Zivilbevolkerung Tigrays durch Truppen der Zentralregierung bzw. auf deren Seite kampfender Armeeangehoriger Eritreas . [22] [23] Nach Ansicht der Chefredakteurin des Addis Standard , Tsedale Lemma , war die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis ein Grund, warum Abiy vom Reformkurs abgewichen ist. [24]

Ein Kuriosum stellt die Nominierung von Adolf Hitler 1939 und Josef Stalin 1945 bzw. 1947 dar. [25] [26]

Preistrager [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Friedensnobelpreis 2001 fur die Vereinten Nationen ? Urkunde in der Lobby des UN-Hauptquartiers in New York City

Bertha von Suttner war im Jahr 1905 die erste osterreichische Preistragerin und auch die erste Frau, die den Preis erhielt. Der zweite und bislang letzte Preistrager aus Osterreich war Alfred Hermann Fried , der 1911 ausgezeichnet wurde.

Neben Henry Dunant (erster Preis 1901) bekamen die Schweizer Elie Ducommun und Charles Albert Gobat (beide 1902) den Preis.

Der bislang letzte deutsche Preistrager war Willy Brandt  (1971), davor waren es Albert Schweitzer  (1953 fur 1952, franzosischer Staatsburger), Carl von Ossietzky  (1936 fur 1935), Ludwig Quidde  (1927) und Gustav Stresemann (1926).

2014 wurde der Nobelpreis an die damals 17-jahrige pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai vergeben, sie war damit die mit Abstand jungste Person, die bislang einen Nobelpreis erhalten hat.

Bei den Internationalen Organisationen sind die Vereinten Nationen  UNO haufig gewurdigt worden: Sie selbst (2001, mit Generalsekretar Kofi Annan ), das Kinderhilfswerk  (UNICEF, 1965), der Hohe Fluchtlingskommissar  (UNHCR, 1954 und 1981) und die Friedenstruppen (1988). Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ist drei Mal vertreten (1917, 1944, 1963 auch Liga der Rotkreuz-Gesellschaften ; indirekt Dunant als Grunder 1901). Vertreten sind auch die Internationale Atomenergie-Organisation  (IAEO, 2005), die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen  (ICAN, 2017), die Organisation fur das Verbot chemischer Waffen  (OPCW, 2013) und einige andere Abrustungsinitiativen, Amnesty International  (1977), Arzte ohne Grenzen  (1999). die Internationale Arbeitsorganisation  (ILO, 1969), und die Klimaforschungsinstitution Intergovernmental Panel on Climate Change  (IPCC, 2007). 2012 bekam die Europaische Union  (EU) die Auszeichnung.

An Organisationen mit Sitz in der Schweiz gingen bisher acht Friedensnobelpreise (UNHCR, Rotes Kreuz, ILO, Office international Nansen pour les refugies , ICAN), in Osterreich eine (IAEO).

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Geir Lundestad : The World’s Most Prestigious Prize: The Inside Story of the Nobel Peace Prize. Oxford University Press, Oxford 2019, ISBN 978-0-19-884187-6 .
  • Emil Bobi: Der Friedensnobelpreis. Ein Abriss. Ecowin Verlag bei Benevento Publishing 2015, ISBN 978-3-7110-0081-1 .
  • Heinrich Zankl : Nobelpreise: Brisante Affairen, umstrittene Entscheidungen. Wiley-VCH, Weinheim 2005, ISBN 3-527-31182-3 .
  • Matthias Hannemann: Die guten Propagandisten. Der Iran, die Augen der Welt und der Friedensnobelpreis. In: Liberal ? Vierteljahreshefte fur Politik und Kultur , Nr. 46 (Marz 2004), S. 66?69. ? Essay zur Funktion und Medieninszenierung des Preises am Beispiel der Verleihung an Shirin Ebadi.
  • Brockhaus Nobelpreise ? Chronik herausragender Leistungen. Brockhaus, Mannheim 2004, ISBN 3-7653-0492-1 .
  • Peter Badge: Nobelpreistrager im Portrait. Ars Vivendi 2004, ISBN 3-89716-519-8 .
  • John Bankston: Alfred Nobel: And the Story of the Nobel Prize (Great Achievement Awards). Mitchell Lane Publishers 2003, ISBN 1-58415-168-4 .
  • Angelika U. Reutter & Anne Ruffer: Frauen mit Idealen. Zehn Leben fur den Frieden. ruffer & rub, Zurich 2001, ISBN 3-907625-02-1 .
  • Sharon Bertsch McGrayne: Nobel Prize Women in Science. Their Lives, Struggles, and Momentous Discoveries. National Academies Press 2001, ISBN 0-309-07270-0 .
  • Agneta Wallin Levinovitz, Nils Ringertz (Hrsg.): The Nobel Prize. The First 100 Years. World Scientific Publishing Company 2001, ISBN 981-02-4664-1 .
  • Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreistrager. Patmos Verlag, Dusseldorf 2001, ISBN 3-491-72451-1 .
  • Charlotte Kerner : Madame Curie und ihre Schwestern. Beltz 2001, ISBN 3-407-78868-1 .
  • Charlotte Kerner: Nicht nur Madame Curie … Beltz 2001, ISBN 3-407-78839-8 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Friedensnobelpreis  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Friedensnobelpreis  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Guido Valentin: Det hande 1897. A.?B. Bokverk, Stockholm 1943. Eigene Ubersetzung durch Wikipedia.
  2. a b Nobel Institute (englisch)
  3. Nobel Committee. The Norwegian Nobel Institute, abgerufen am 4. Oktober 2018 (englisch).
  4. https://www.nobelpeaceprize.org/nobel-committee/ The Norwegian Nobel Committee
  5. Dagmar Rosenfeld: Merkel-Nachfolge: Im Merz-Hype ist die Bitternis der Ernuchterung schon angelegt. In: Welt Online . 1. November 2018, abgerufen am 1. November 2018 .
  6. Aktuelle Mitglieder konnen bis zur ersten Sitzung des Komitees nach dem 1. Februar noch Nominierungen aussprechen.
  7. Who may submit nominations? Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 30. Juni 2013 ; abgerufen am 7. Oktober 2009 .
  8. Wikileaks und 240 andere sind nominiert. In: Handelsblatt.com. 1. Marz 2011, abgerufen am 14. August 2011 .
  9. Nominations for the 2012 Nobel Peace Prize. In: nobelpeaceprize.org. 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 27. Februar 2012 ; abgerufen am 10. Oktober 2014 (englisch).
  10. a b Nominations for the 2014 Nobel Peace Prize (englisch). In: nobelpeaceprize.org. 10. Oktober 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 6. Oktober 2014 ; abgerufen am 10. Oktober 2014 .
  11. Nominations for the 2015 Nobel Peace Prize (englisch). In: nobelpeaceprize.org. 3. Marz 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 9. Oktober 2015 ; abgerufen am 9. Oktober 2015 .
  12. Nominations for the 2016 Nobel Peace Prize (englisch). In: nobelpeaceprize.org. 1. Marz 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 7. Oktober 2016 ; abgerufen am 7. Oktober 2016 .
  13. Nominations 2017 (englisch). In: nobelpeaceprize.org. 5. Oktober 2017, abgerufen am 6. Oktober 2017 .
  14. Nomination Archive. Explore the nomination databases in Physics, Chemistry, Physiology or Medicine, Literature and Peace. In: Nobelprize.org. Nobel Media AB 2014, 2. Januar 2018, abgerufen am 3. Januar 2018 .
  15. § 4 der Statuten der Nobelstiftung.
  16. Mahatma Gandhi, the Missing Laureate , nobelprize.org
  17. Ex-Mitglied des Nobelpreiskomitees: Arafat hatte nicht den Friedenspreis erhalten durfen In: Israelnetz .de, 4. Dezember 2001, abgerufen am 1. August 2018.
  18. Sven Felix Kellerhoff: Friedensnobelpreis 2017: Das waren die funf schlechtesten Preistrager . 5. Oktober 2017 ( welt.de [abgerufen am 18. September 2019]).
  19. Matthias Rub: Obamas Drohnenkrieg: Lizenz zum Toten . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 18. September 2019]).
  20. Ehemalige Preistrager kritisieren Auszeichnung der EU . Zeit Online , November 2012
  21. Antje Diekhans: Nobelpreistrager Abiy Ahmed: Vom Friedenskurs abgekommen. In: tagesschau.de. 9. November 2020, abgerufen am 20. November 2020 .
  22. Massacre in the mountains. In: cnn.com. 26. Februar 2021, abgerufen am 27. Januar 2021 .
  23. 'Two bullets is enough': Analysis of Tigray massacre video raises questions for Ethiopian Army. In: cnn.com. 2. April 2021, abgerufen am 2. April 2021 .
  24. From Nobel laureate to global pariah: How the world got Abiy Ahmed and Ethiopia so wrong. In: cnn.com. 7. September 2021, abgerufen am 7. September 2021 : ?"Soon after Abiy was crowned with that Nobel Peace Prize, he lost an appetite in pursuing domestic reform," Tsedale Lemma, founder and editor-in-chief of Addis Standard, an independent monthly news magazine based in Ethiopia, told CNN on a Skype call. "He considered it a blanket pass to do as he wishes."“
  25. https://www.nobelprize.org/nomination/archive/show_people.php?id=4220
  26. https://www.nobelprize.org/nomination/archive/show_people.php?id=8722