Francisco Xavier do Amaral

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Francisco Xavier do Amaral auf einer Wahlveranstaltung 2007

Francisco Xavier do Amaral (* 1937 in Turiscai , Portugiesisch-Timor ; † 6. Marz 2012 in Dili , Osttimor ) war ein osttimoresischer Politiker und der Grundungsprasident der FRETILIN (Frente Revolucionaria de Timor-Leste Independente) , deren erster Vorsitzender er war. Er gehorte zur ethnolinguistischen Gruppe der Mambai . Das genaue Geburtsdatum von Amaral ist nicht bekannt. Seinen Geburtstag feierte er am 3. Dezember. [1] [2] [3]

Amaral wurde als altester Sohn eines Liurais geboren, eines timoresischen Herrschers, der bis zur Invasion der Japaner 1942 uber sein Kleinreich herrschte. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Zwei Jahre ging er in Dili zur Schule, wechselte dann bis zu seinem 14. Lebensjahr an das Seminar der Mission in Soibada . Sein funftes Schuljahr absolvierte Amaral am Priesterseminar Nossa Senhora da Fatima in Dare . Ab 1956 erhielt er eine Ausbildung am Jesuitenseminar Sao Jose in Macau , studierte sieben Jahre lang Philosophie und Theologie und qualifizierte sich, Priester zu werden. Im Alter von 28 Jahren kehrte Amaral nach Dili zuruck. Er unterrichtete zunachst an der Schule der Salesianer , grundete aber im darauffolgenden Jahr eine eigene Schule, an der er Portugiesische Literatur und Latein unterrichtete. Außerdem grundete er die Uniao Desportiva e Recreativa de Dili , wo timoresische Schuler Sport treiben konnten. [4] 1963 begann Amaral beim Zollhaus in Dili zu arbeiten. Er wurde zu einem bekannten politischen Aktivisten und Intellektuellen. Zusammen mit Nicolau Lobato und Jose Ramos-Horta grundete Amaral am 20. Mai 1974 die Associacao Social Democratica Timorense (ASDT), die am 11. September in FRETILIN umbenannt wurde. Im selben Jahr besuchte Amaral als Prasident der FRETILIN die FRELIMO , die Unabhangigkeitsbewegung in Mosambik . [1] [5] [6]

Am 28. November 1975 rief Amaral die Unabhangigkeit Osttimors von Portugal aus und wurde als erster Prasident des Landes vereidigt. Doch bereits am 7. Dezember musste er nach der indonesischen Invasion in die Berge fliehen. Innerhalb der FRETILIN wuchsen die Spannungen zwischen dem sozialdemokratisch orientierten und dem marxistischen Flugel. Amaral galt politisch als eher konservativ. [1] Am 7. September 1977 wurde Amaral wegen Meinungsverschiedenheiten uber das Vorgehen gegen die indonesische Besatzung von der FRETILIN verhaftet [7] und am 14. September fur abgesetzt erklart. [8] Nicolau Lobato wurde zwei Monate spater zu seinem Nachfolger als Prasident und Parteifuhrer bestimmt. Das FRETILIN-Zentralkomitee warf ihm Hochverrat vor, weil er auf lokaler Ebene uber Truppenreduzierung und Waffenstillstand verhandelt hatte, um die Bevolkerung seiner Heimat Turiscai vor Graueltaten der indonesischen Armee zu schutzen. [9] FRETILIN-Mitglieder nahmen ihn gefangen. Amaral wurde aufgrund der Gefechte mit dem indonesischen Militar oft verlegt. Im August 1978 ließ man ihn in Remexio zuruck, als seine Bewacher in einen Hinterhalt gerieten, und er wurde prompt von indonesischen Streitkraften gefangen genommen. Amaral kam unter Hausarrest und arbeitete im Heim des indonesischen Generals Dading Kalbuadi , der fur Osttimor zustandig war, zuerst in Bali , ab 1983 in Jakarta . Hier kummerte er sich um die Orchideen und Pferde des Generals. [5] Gelegentlich wurde Amaral fur Propagandazwecke der Offentlichkeit prasentiert, so wurde er 1979 zum stellvertretenden Gouverneur Timor Timurs ernannt, wie Osttimor von Indonesien als Provinz genannt wurde. 1993 erschien Amaral bei von Indonesien organisierten Gesprachen in Cambridge . Man wollte so Versuche der Vereinten Nationen ausbremsen, die den Osttimor-Konflikt losen wollten. 1995 erlaubten die Kinder Kalbuadis, dass Amaral das Haus verlassen durfte. Er wurde in einer kleinen Hutte in Jakarta untergebracht. Nach dem Rucktritt des indonesischen Diktators Suharto wurde 1999 auf internationalen Druck hin ein Unabhangigkeitsreferendum durchgefuhrt. Die Bevolkerung sprach sich fur die Unabhangigkeit aus. Im Februar 2000 kehrte Amaral nach Osttimor zuruck. [1]

Von der FRETILIN wurde Amaral rehabilitiert, aber 2001 grundete er die konservative Associacao Social-Democrata de Timor (ASDT), die bewusst den alten Namen der FRETILIN aufgriff. [1] Am 30. August 2001 wurde Amaral fur die ASDT, deren Vorsitz er innehatte, in die verfassunggebende Versammlung gewahlt, das heutige Nationalparlament Osttimors . Die großte Unterstutzung erhielt die ASDT in der Heimat Amarals, unter den Mambai im damaligen Distrikt Manufahi . Nach den Wahlen 2007 verzichtete er zunachst auf seinen Sitz im Parlament, ersetzte aber ab 2009 den ausscheidenden Jose Manuel Carrascalao , bis er selbst von Clarinha Alves abgelost wurde.

Im April 2002 kandidierte Amaral bei der Prasidentschaftswahl gegen Xanana Gusmao , verlor aber deutlich. Er erhielt nur 17,3 % der Stimmen. Wahrend des Wahlkampfes erklarte Amaral, dass er eine Niederlage gegen Gusmao erwarte, es aber fur wichtig halte, die Starke der osttimoresischen Demokratie vorzufuhren, indem Gusmao einen Gegenkandidaten habe. Bei der Prasidentenwahl 2007 trat Amaral erneut an, kam aber nur auf 14,39 % und schied damit schon nach der ersten Runde der Wahl aus. Zusammen mit dem Drittplatzierten Fernando de Araujo und der Kandidatin Lucia Lobato legte er vor dem Tribunal de Recurso de Timor-Leste ( deutsch Berufungsgericht Osttimors ) aufgrund verschiedener Unregelmaßigkeiten Einspruch gegen das Ergebnis ein, scheiterte aber damit. Auch zu den Prasidentschaftswahlen 2012 ließ sich Amaral aufstellen. [10] Doch bereits ab dem 27. April 2011 wurde er als ASDT-Vorsitzender von Alberto da Costa vertreten, und bei den parteiinternen Neuwahlen wurde neben Amaral als Vorsitzendem der Tourismusminister Gil da Costa Alves als Exekutiv-Prasident gewahlt. Das Oberste Gericht Osttimors widerrief die Wahl aber, da die neue Parteistruktur unzulassig sei. In der Wahlkampfphase verschlechterte sich Amarals Gesundheitszustand. Ende Februar wurde Amaral ins Krankenhaus eingeliefert, weswegen das Nationalparlament Osttimors am 2. Marz das Wahlgesetz anderte, nach dem sonst beim Tode eines Kandidaten der gesamte Wahlprozess zu wiederholen ware. Am Morgen des 6. Marz 2012 erlag Amaral um 8:45 Uhr im Hospital Nacional Guido Valadares (HNGV) seinem Darmkrebsleiden, das 2011 diagnostiziert worden war. [11] In der Nacht wurde der Leichnam im Prasidentenpalast aufgebahrt, damit sich die Bevolkerung verabschieden konnte. Am folgenden Tag wurde Amaral auf dem Heldenfriedhof in Metinaro begraben.

Amaral heiratete 1974 Lucia Osorio Soares , trennte sich aber bald von ihr. Die Bruder von Soares waren prominente Mitglieder der pro-Indonesien-Partei APODETI . So war Jose Abilio Osorio Soares der letzte von Indonesien entsandte Gouverneur des besetzten Osttimors . [1] [5]

Denkmal von Francisco Xavier do Amaral

Nach Amaral ist die Avenida Xavier do Amaral in Dili benannt. Am 20. Mai 2017, zum 15. Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhangigkeit, wurde am Ende der Straße, im Kreisverkehr beim Mercado Municipal eine uberlebensgroße Statue Amarals eingeweiht. [6]

Amaral war Trager des Ordem de Dom Boaventura . [12] 2012 wurde ihm posthum die Grand Collar des Ordem de Timor-Leste verliehen. [13]

Commons : Francisco Xavier do Amaral  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Damien Kingsbury: Francisco Xavier do Amaral: First President of East Timor, politician and elder statesman , Deakin University, 7. Marz 2012
  2. Pat Walsh : Winter of East Timor’s patriarchs
  3. Nachruf von Francisco Xavier do Amaral bei http://timorlestevladimirageudesafii
  4. Kelly Silva: The Barlake War Marriage Exchanges Colonial Fantasies and the Production of East Timorese People in 1970s Dili , S. 313 ff.
  5. a b c Anthony Goldstone: Francisco Xavier do Amaral obituary - The proclaimer of independence for East Timor , Guardian, 8. Marz 2012
  6. a b LUSA: Timor-Leste: O cuidador de orquideas que foi Presidente por nove dias , 17. Marz 2017 , abgerufen am 17. Marz 2017.
  7. Pat Walsh: Winter of East Timor’s Patriarchs ( Memento des Originals vom 5. Marz 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/home.patwalsh.net , abgerufen am 25. Dezember 2018.
  8. Pat Walsh: Winter of East Timor’s Patriarchs ( Memento des Originals vom 5. Marz 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/home.patwalsh.net , abgerufen am 25. Dezember 2018.
  9. Monika Schlicher: Osttimor stellt sich seiner Vergangenheit , missio-hilft.de , abgerufen am 28. Januar 2019.
  10. Fatin Haksesuk: Rogerio Lobato e candidato a Presidente ( Memento vom 1. Marz 2014 im Internet Archive ); Forum Haksesuk, 30. November 2011 (Tetum und Portugiesisch)
  11. Leste: Francisco Xavier do Amaral, o homem que declarou a independencia do pais (PERFIL) ; Lusa -Meldung in Expresso, Ausgabe vom 6. Marz 2012
  12. Jornal da Republica : Ausgabe vom 20. Dezember 2006 , abgerufen am 22. Marz 2018.
  13. Jornal da Republica: Decreto do Presidente da Republica nº 54/2012 de 19 de Maio , abgerufen am 29. April 2020.