Francois (Ngarta) Tombalbaye
(
arabisch
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,
DMG
Fransw? T?mb?lb?i
, *
15. Juni
1918
in
Bedaya
; †
13. April
1975
in
N’Djamena
) war ab 1960 der erste Prasident des
Tschad
. Er wurde beim
Staatsstreich im Tschad 1975
getotet.
Tombalbaye stammte aus einer Kaufmannsfamilie im Suden des Tschad, der Teil von
Franzosisch-Aquatorialafrika
war. Er wurde im Dorf Bedaya geboren, die Eltern waren
Protestanten
und gehorten zur Volksgruppe der
Sara-Madjingaye
. Nach dem Schulbesuch wurde er Lehrer und spater Gewerkschaftsvorsitzender. In
Fort Archambault
baute er den Ortsverband der 1947 von
Gabriel Lisette
gegrundeten Partei
Parti Progressiste Tchadien
(PPT), einem Teil der Sammlungsbewegung
Rassemblement Democratique Africain
(RDA), auf.
Seit Marz 1952 war er Abgeordneter der PPT in der Territorialversammlung und wurde 1957 in den Rat von Franzosisch-Aquatorialafrika gewahlt, dessen Vizeprasident er spater wurde. Im Mai 1959 wurde er Premierminister des Tschad, nachdem Lisette wegen der zunehmenden Spannungen zwischen Norden und Suden des Landes zuruckgetreten war. Bei den Wahlen am 31. Mai 1959 erhielt die PPT 57 der 85 Sitze. Mit der
Unabhangigkeit
des Tschad von
Frankreich
wurde er Staatsprasident und ubernahm auch das Verteidigungsministerium, daneben blieb er Regierungschef. Seine Hoffnung, im Interesse des relativ armen Tschad die Einheit des bisherigen Franzosisch-Aquatorialafrika zu bewahren, erfullte sich nicht.
Tombalbayes PPT hatte 1960 mit 67 der 83 Abgeordneten eine dominierende Stellung im Parlament. Opposition kam vor allem aus dem
muslimischen
Norden des Landes, auch wenn die Partei des Nordens,
Parti National Africain
(PNA), lediglich zehn Sitze hatte. Nach Verhandlungen erreichte Tombalbaye die Vereinigung beider Parteien im Marz 1961. Weitere Oppositionsparteien wurden in der Folgezeit verboten. Im August 1962 loste er die Nationalversammlung auf und regierte zunehmend
autokratischer
, die PPT wurde zur
Einheitspartei
. Zur selben Zeit begann er, den Staatsapparat zu nationalisieren, indem er franzosische Beamte durch lokale ersetzte, die im Allgemeinen weniger kompetent waren. Um diesen Prozess zu finanzieren, nahm er einen ?Kredit“ bei der Bevolkerung auf, der sich in einer starken Steuererhohung widerspiegelte. Als Prasident wurde er am 22. April 1962 und am 15. Juni 1969 ohne Gegenkandidaten im Amt bestatigt.
Die großte Kritik an seinem Afrikanisierungs-Programm war, dass er den großen muslimisch-goranischen Teil der Bevolkerung im Norden und der Mitte des Landes, der sich nicht mit dem afrikanischen Suden identifizierte, außen vor ließ. Die wichtigste Oppositionsgruppe war die
Front de Liberation Nationale
(
FROLINAT
), die seit 1966 einen
Guerillakrieg
gegen die Regierung fuhrte. Am 1. November 1965 forderten
Aufstande
in der Prafektur Guera funfhundert Tote. Dies fuhrte zu Unruhen im Norden und der Mitte des Landes, in die auch die Nachbarstaaten
Libyen
und
Sudan
verwickelt waren. Die bedeutendste Bewegung in dieser Zeit war die Nationale Befreiungsfront des Tschad (FROLINAT), deren Zentrum das
Tibesti
war und die auch vom Sudan aus operierte. Jedoch wurde sie, wie alle anderen Gruppierungen in der Region, von Rivalitaten und Aufsplittung geschwacht. Dennoch war Tombalbayes Regierung nicht imstande, die Rebellen unter Kontrolle zu bekommen, was ihn dazu zwang, sich auf Abkommen mit Frankreich zu berufen und dieses um Hilfe zu bitten. Franzosische Truppen griffen zwischen 1965 und 1972 mehrmals in den Konflikt ein.
Frankreich verlangte als Gegenleistung fur sein Eingreifen eine Reihe von Reformen der
Armee
, der Regierung und des Staatsapparates. Steuern und Gesetze, die Tombalbaye willkurlich erlassen hatte, sollten widerrufen werden und die
Sultane
sollten als Steuererheber wiedereingesetzt werden (sie erhielten dafur 10 Prozent der Einnahmen). Er stimmte dem zu, und ab 1969 begann ein schrittweiser Liberalisierungsprozess im Land. Anlasslich der Wahlen 1969 wurden einige hundert politische Gefangene freigelassen.
Ein weiterer Schritt in Richtung Liberalisierung fand 1971 statt, als Tombalbaye vor dem Kongress des PPT zugab, Fehler gemacht zu haben. Maßnahmen zur Reform der Regierung wurden unternommen und mehr Goraner wurden in die Regierungsbildung einbezogen. Der Fortschritt kam im August 1971 zu einem jahen Halt, als ein
Putschversuch
mit Verbindungen zum libyschen Fuhrer
Muammar al-Gaddafi
aufgedeckt wurde. Tombalbayes Haltung zu seinem Nachbarn im Norden wurde sogleich aggressiver, er erlaubte Anti-Gaddafi-Gruppierungen sogar, von seinem Land aus zu operieren und brach die diplomatischen Beziehungen zu Libyen ab. Daraufhin unterstutzte Gaddafi die Reste der FROLINAT-Opposition mit formeller Anerkennung und Hilfe. Wahrenddessen antwortete Tombalbaye auf einen Studentenstreik im Suden, indem er den angesehenen Generalstabschef Jacques Doumro durch
Oberst
Felix Malloum
ersetzte. Das Land wurde damals wie die gesamte
Sahelzone
von einer schweren
Durre
heimgesucht, und Tombalbaye hob die
Amnestie
fur die politischen Gefangenen auf. Gegen Ende des Jahres 1972 waren uber 1.000 Personen festgenommen worden. Zur selben Zeit versuchte er sich mit der arabischen Welt zu versohnen, um so die libysche Unterstutzung fur die FROLINAT zu schwachen und dort Machtkampfe zu schuren. 1973 besetzten libysche Truppen den
Aouzou-Streifen
. Im Gegenzug fur die tschadische Hinnahme der faktischen Annexion des Gebietes versprach Libyen, die Unterstutzung der Guerillagruppe FROLINAT einzustellen.
Dennoch fuhlte sich Tombalbaye unsicher mit seiner eigenen Regierung. In einer bizarren Abfolge von Ereignissen ließ er hochrangige Fuhrer der PPT, Felix Malloum eingeschlossen, verhaften, weil sie ihn angeblich mithilfe von Zauberei sturzen wollten, was als ?Black Sheep Plot“ bekannt wurde, weil sie vermeintlich
Schafe
dafur geopfert hatten. Im August 1973 loste Tombalbaye die PPT auf und ersetzte sie mit der Nationalen Bewegung fur Soziale und Kulturelle Revolution
Mouvement National pour la Revolution Culturelle et Sociale
(MNRCS). In der Folgezeit setzte eine
Afrikanisierungskampagne
ein: Die Hauptstadt Fort-Lamy wurde in N’Djamena umbenannt und Tombalbaye anderte seinen Vornamen Francois zu Ngarta. Das
Christentum
wurde verunglimpft,
Missionare
vertrieben und alle nicht-muslimischen Manner zwischen 16 und 50 Jahren mussten traditionelle Initiationsriten, bekannt als
yondo
, uber sich ergehen lassen, um ins Militar oder den Staatsdienst aufgenommen zu werden. Diese Riten waren jedoch nur einer ethnischen Gruppe des Tschad eigen, Tombalbayes eigenem Sara-Stamm. Allen anderen erschienen diese Rituale fremdartig und unverstandlich.
Wahrenddessen verschlimmerte sich die Durreperiode. Um die Wirtschaftslage zu verbessern, wurden viele gezwungen, in der
Baumwollproduktion
zu arbeiten. Mit schwacher werdender Unterstutzung im Suden nahm Tombalbaye sich die Armee vor und sprach willkurlich Beforderungen und Degradierungen aus. Am 13. April 1975 schließlich, nachdem einige der fuhrenden Offiziere des Landes wegen Teilnahme an einer vermeintlichen Verschworung verhaftet worden waren, totete eine Gruppe von Soldaten Tombalbaye und setzte
Felix Malloum
, nun General, als neuen Prasidenten ein.
- Ronald Segal:
Afrikanische Profile.
Prestel 1963