Fieseler F 3

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Fieseler F 3 ?Wespe“

Die F 3 ?Wespe“ auf dem Flugplatz Kassel-Waldau
Typ Sport- und Reiseflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich   Deutsches Reich

Hersteller Fieseler Flugzeugbau
Erstflug Mai 1932
Indienststellung 1932
Produktionszeit

1931/32

Stuckzahl 1 (2 unvollendet)

Die Fieseler F 3 ?Wespe“ war ein zweisitziges schwanzloses Motorflugzeug in Deltaform mit zwei Motoren in Tandemanordnung. Die Konstruktion erfolgte durch Alexander Lippisch von der Rhon-Rossitten-Gesellschaft (RRG), den Bau von drei Maschinen fuhrte der Fieseler Flugzeugbau aus. Testfluge ergaben, dass dieses Flugzeug fliegerisch nicht beherrschbar war, daher wurde das Projekt eingestellt.

Die Zigarettenfirma Haus Bergmann in Dresden plante, fur den Europarundflug 1932 drei doppelsitzige Motorflugzeuge einzusetzen, die durch Aussehen und Leistung besonders auffallig sein sollten. Man wollte diese als wirkungsvolle Werbetrager nutzen und fragte bei dem Fieseler Flugzeugbau in Kassel an. Gerhard Fieselers Idee war es, ein Sport- und Reiseflugzeug in einer fur die damalige Zeit außergewohnlichen Delta-Formgebung zu entwickeln, das als besonderes Sicherheitsmerkmal zwei Motoren in Tandemanordnung erhalten sollte. Deshalb setzte er sich mit der RRG auf der Wasserkuppe in Verbindung. Dort hatte der Chefkonstrukteur Alexander Lippisch bereits erfolgreich Segel- und Motorflugzeuge als Nurflugel entwickelt. Die RRG erklarte sich bereit, ein derartiges Flugzeug zu konstruieren und es bis zur Abnahme durch die Deutsche Versuchsanstalt fur Luftfahrt (DVL) zu bringen. Zum Arbeitsumfang des Fieseler Flugzeugbau gehorte die Herstellung und das Einfliegen der Maschine. Die Zigarettenfirma war mit Fieselers Vorschlag einverstanden und erteilte ihm den Auftrag uber drei dieser Flugzeuge.

Pobjoy R : Wegen des Untersetzungsgetriebes ist die Propellerwelle nicht mittig angeordnet.

Bei der RRG wurde im Winter 1931/32 mit der Entwicklung dieses Flugzeugtyps unter der Bezeichnung ?Delta IV“ begonnen; im Fieseler Flugzeugbau erhielt es den Namen F 3 ?Wespe“. Es entstand eine Maschine, deren Tragwerk trapezformig ausfiel. Die Quer- und Hohenruder bildeten in einer Linie die Hinterkante der Tragflachen. Zwei Seitenruder wurden als Endscheiben an den Flachenspitzen angeordnet. Entsprechend der Wettbewerbsausschreibung mussten die Flugel zudem zusammenklappbar sein.

Im Rumpf waren die beiden Motoren jeweils am Bug und am Heck angebracht, je ein Propeller lief im Zug- bzw. Druckbetrieb. Bei der Wahl der Motoren fiel die Entscheidung auf den britischen 7-Zylinder- Sternmotor ? Pobjoy R “. Die beiden Sitze befanden sich hintereinander angeordnet zwischen den Antrieben. Das Fahrwerk bestand aus zwei Radern vorn und einem beweglichen Sporn hinten. Da Fieseler von der Kompetenz der RRG fur diesen Auftrag uberzeugt war, legte er sofort eine Serie von drei Stuck auf. Aufgrund der guten Zusammenarbeit von Konstrukteuren und Flugzeugbauern stand die erste Maschine im Mai 1932 zum Erstflug auf dem Flugplatz Kassel-Waldau bereit.

Flugeigenschaften

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Gerhard Fieseler war zu der Zeit auch der Testpilot seines Unternehmens. Nach Rollversuchen kam es bereits beim ersten Abheben des Flugzeuges durch eine unkontrollierbare Flugbewegung um die Querachse zum Bruch der Maschine. Die Arbeiten an den zwei weiteren Maschinen ließ Fieseler stoppen. Nach der Reparatur und konstruktiven Anderungen durch die RRG versuchte Fieseler, die F 3 in die Luft zu bekommen. Selbst zwei weitere Bruche am Boden hielten ihn nicht von diesem Vorhaben ab. Inzwischen waren vor dem Hauptflugel ein zusatzlicher Entenflugel angebaut und die Fahrwerksanordnung sowie die Leitwerke geandert worden. Nun gelangen Fieseler unter Aufbietung seines ganzen fliegerischen Konnens die ersten Platzrunden. Er kam dabei zu der Uberzeugung, dass sich die Flugeigenschaften nicht weiter verbessern ließen. Aus seiner Sicht war dieses Flugzeug fur einen ?Normalpiloten“ nicht zu beherrschen. Um von neutraler Stelle eine Aussage zu bekommen, bat er die DVL um das Nachfliegen der Maschine. Bevor dieses geschah, ließ Fieseler noch ein Doppelsteuer einbauen. Er einigte sich mit dem DVL-Piloten Hans-Dietrich Knoetzsch, dass er die F 3 starten und in eine sichere Flughohe bringen sollte, um danach das Ruder zu ubergeben. Knoetzsch testete die Maschine und lehnte danach die Ausstellung einer Lufttuchtigkeitserklarung ab. Daraufhin beendete Fieseler das Projekt.

Mit der Zigarettenfirma als Auftraggeber einigte man sich großzugig. Zwischen der RRG und Fieseler kam es zu einem Rechtsstreit mit anschließendem Vergleich. Dieser sah vor, dass die Probemaschine zu einem maßigen Preis an die RRG ging und Fieseler fur die zwei anderen Maschinen die Kosten aller Anderung und Reparaturen zu tragen hatte. Bei der RRG wurde die ubernommene Delta IV komplett umkonstruiert; daraus entstand die DFS 39 , ein doppelsitziges einmotoriges Sportflugzeug.

Technische Daten

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Kenngroße Daten
Besatzung 1
Passagiere 1
Lange 4,54 m
Spannweite 8,70 m
Hohe 1,75 m
Flugelflache 16,40 m²
Flugelstreckung 4,6
Startmasse 680 kg
Hochstgeschwindigkeit 250 km/h
Triebwerk 2 × Pobjoy R, 75 PS (55 kW); luftgekuhlter 7-Zylinder-Sternmotor
  • Gerhard Fieseler: Meine Bahn am Himmel. Der Erbauer des Fieseler Storch und der V 1 erzahlt sein Leben . Bertelsmann Verlag, Munchen 1979, ISBN 3-570-01192-5 (Autobiographie).
  • Fieseler-Zeitschrift. Jg. 1938, ZDB -ID 1293906-7 .
  • Technische Daten aus Unterlagen des Fieseler Flugzeugbau Kassel
Commons : Fieseler F 3 Wespe  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien