Festung Metz

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Stadt Metz und der Ring der Festungsanlagen (Forts) an der Peripherie des Stadtgebiets auf einem Plan der Umgebung von Metz um 1900 (rot gekennzeichnet, am linken Bildrand Fort Kaiserin ( Ft. Kaiserin ))
Deutsches Tor der Festung Metz, Ansicht um 1900

Mit Festung Metz wird die Stadt Metz in Lothringen als militarische Festung mit einer mehr als 2000-jahrigen Geschichte bezeichnet. Sie zahlte jahrhundertelang zu den bedeutendsten Festungsstadten in Europa.

Metz ist seit jeher ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt : Dort treffen sich vier Fernstraßen (von Norden ( Thionville , Luxemburg ), Suden ( Nancy , Epinal ), Osten ( Saarbrucken , Kaiserslautern , Saarland ) und Westen ( Verdun , Reims ) kommend) und dort mundet die Seille in die Mosel . Ab 1845 baute die Franzosische Ostbahn ein Eisenbahnnetz im Osten Frankreichs . Etwa 1852 wurde Metz an die Bahnstrecke Paris?Strasbourg angeschlossen; 1859 wurde die Bahnstrecke Metz?Luxemburg in Betrieb genommen.

Nach 1871 ließ das Deutsche Kaiserreich einige strategische Eisenbahnlinien errichten: die Kanonenbahn von Koblenz nach Metz, die Bahnstrecke Metz?Chateau-Salins (1904 eroffnet) und die Bahnstrecke Metz?Anzeling (1908 eroffnet).

(Dieser Artikel verwendet die deutschen Bezeichnungen der Anlagen. Die franzosischen stehen in eckigen Klammern dahinter.)

Romerzeit und Mittelalter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als romische Truppen 52 v. Chr. gegen Ende des Gallischen Kriegs nach Metz kamen, legten sie dort eine militarische Etappenstation an. Sie wuchs im Laufe der Zeit zu einer beachtlichen Siedlung an. Etwa 300 n. Chr. entstand die erste gemauerte Umwallung. In der Zeit um 900 bekam der Ort eine neue, verstarkte Befestigung, die im 12. Jahrhundert weiter ausgebaut wurde. Bischof Robert I. von Metz wird hier als treibende Kraft genannt. 1445 wurde das Deutsche Tor (heute noch vorhanden) als eins von sieben Burgtoren (eine befestigte Toranlage mit einem außeren und einem inneren Tor und dazwischenliegendem Zwinger ) errichtet.

Franzosische Zeit 1552?1871 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Besitznahme der Stadt durch franzosische Truppen (→ Vertrag von Chambord ) wurde 1556?1562 eine Zitadelle im Suden von Metz erbaut. 1674 begann unter Leitung des Festungsbaumeisters Vauban eine bis zum Ende des 17. Jahrhunderts dauernde Neubefestigung, die von seinem Schuler Louis de Cormontaigne , Marechal de camp und Direktor der Festungen, zwischen 1728 und 1749 vollendet wurden. Unter anderem die zwischen 1728 und 1740 durch die vorgeschobenen Werke Double Couronne du Fort Moselle und Belle Croix im Osten und Nordwesten verstarkten die Festung weiter. Um die Festung Metz mit Truppen belegen zu konnen, wurde die Caserne Coislin zwischen 1726 und 1730 auf dem Champ a Seille erbaut. Metz wurde damit zur starksten Festungsstadt von Frankreich . Um Platz fur noch weitere Anlagen zu schaffen, legte man ab 1742 die Umwallung aus dem Mittelalter nieder. Zu den geplanten Ausbauten kam es lange Zeit nicht; erst 1867 begann der Bau eines ersten Fortgurtels um die Stadt, dessen Entwurf hauptsachlich auf General Sere de Rivieres zuruckgeht und sechs Forts vorsah: Ostfort [Diou] , Alvensleben [Plappeville] , Manteuffel [St. Julien] , Zastrow [Les Bolles] , Goeben [Queuleu] und August v. Wurttemberg [St. Privat] . Davon waren zum Kriegsbeginn 1870/71 nur die Arbeiten am Ostfort [Diou] fast beendet.

Anlasse fur den Baubeginn waren unter anderem der Machtzuwachs Preußens nach seinem Sieg im Deutschen Krieg (1866) und die Luxemburgkrise 1867.

Deutsche Zeit 1871?1918 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fahnenubergabe an das Fußartillerieregiment Nr. 8 am 22. April 1900 im Fort Steinmetz bei Metz

Nach dem Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 wurden die bei Metz und Straßburg vorhandenen Festungsanlagen durch kaiserlichen Erlass Wilhelms I. vom 1. September 1873 umbenannt. [1] Vor allem aus Zeitgrunden ? man wollte die neugewonnenen Gebiete schnellstmoglich mit modernen Wehranlagen verteidigen konnen ? wurden nach 1871 zunachst die noch unfertigen bzw. nur geplanten Befestigungen fertiggestellt:

Das Ostfort [Diou] wurde durch ein zweites, Fort Manstein [Girardin] , erweitert. Beide zusammen bildeten die Feste Prinz Friedrich Karl [Saint Quentin] . Bauzeit war hier von 1867 bis 1880. Die Forts Feste Alvensleben [Plappeville] (1867?1874), Fort Manteuffel [St. Julien] (1867?1875), Fort Goeben [Queuleu] (1867?1875) wurden noch gemaß den franzosischen Planen erbaut. Die Forts Zastrow [Les Bordes] (1874?1875) und Feste Prinz August von Wurttemberg [St. Privat] (1872?1875) waren von den Franzosen zwar projektiert worden, gebaut wurden beide schließlich nach deutschen Entwurfen von Hans Alexis von Biehler . Die Forts Schwerin [Decaen] (1878?1880) und Hindersin [Gambetta] (1879?1881), beides eigentlich nur Zwischenwerke, sowie das Fort Kameke [Deroulede] (1876?1879) vervollstandigten den nunmehr ersten Fortgurtel der Stadt Metz im Nordwesten. Aufgrund der Brisanzgranatenkrise war man in der Folgezeit gezwungen, die Artillerie aus den Befestigungen in die Zwischenraume zu verlagern. Bis 1899 entstanden 65 Infanterie-, Munition- und Artillerieraume sowie 70 Feldbatterien. Als letzte Maßnahme zur Sicherung des ersten Fortgurtels baute man zwischen 1890 und 1893 zwei 21-cm-Panzerbatterien. Ab 1899 begannen die Arbeiten am zweiten Ring, der vor allem aus einem neu entwickelten Festungstyp ? den Festen  ? bestand, wodurch Metz endgultig zur starksten Festungsstadt im Deutschen Reich wurde. Dieser außere, etwa zehn Kilometer von der Stadt entfernte zweite Befestigungsring bestand aus den Anlagen: Infanteriewerk Mey [Champagne] (1907?1912), Infanteriewerk Bellecroix [Lauvalliere] (1908?1914), Feste von der Goltz [La Marne] (1907?1916), Infanteriewerke Chesny-Nord und Chesny-Sud (1907?1911), Feste Luitpold [l’Yser] (1907?1910), Feste Wagner [l’Aisne] (1907?1910), Feste Haeseler [Verdun] (1899?1905), Feste Kronprinz [Driant] (1899?1905), Infanteriewerk Marival (1912?1916, blieb unfertig), Bois la Dame (1913?1916), Feste Kaiserin [Jeanne d’Arc] (1899?1908), Feste Leipzig [Francois de Guise] (1907?1913) und Feste Lothringen [Lorraine] (1899?1905). Auch dieser Ring wurde u. a. noch durch betonierte Schutzengraben ( Wolffsberg -, Steinbruch - und Horimont -Stellung) sowie 10- und 15-cm-Batterien verstarkt.

Gouverneure [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dienstgrad Name Datum [2]
Generalleutnant Julius von Loewenfeld 28. Oktober 1870 bis 26. Juni 1871
Generalleutnant Georg Ferdinand von Bentheim 15. Juli 1871 bis 7. Marz 1873
Generalleutnant Adolf von Glumer 0 8. Marz bis 10. Oktober 1873
Generalleutnant/General der Infanterie Christoph von Schmidt 11. Oktober 1873 bis 11. November 1876
Generalleutnant/General der Infanterie Kurt von Schwerin 19. November 1876 bis 13. April 1884
Generalleutnant Emil von Conrady 15. April 1884 bis 2. November 1885
Generalleutnant Rudolf von Bercken 0 3. November 1885 bis 26. Januar 1888
Generalleutnant/General der Infanterie Rudolf von Oppeln-Bronikowski 27. Januar 1888 bis 19. Marz 1890
Generalleutnant/General der Infanterie Emil von Fischer 24. Marz 1890 bis 12. Marz 1894
Generalleutnant/General der Infanterie Arno von Arndt 17. Marz 1894 bis 6. Juli 1896
Generalleutnant/General der Artillerie Anton von Froben 18. Juli 1896 bis 2. Mai 1901
Generalleutnant/General der Infanterie Louis Stoetzer 0 3. Mai 1901 bis 17. Mai 1903
General der Kavallerie Maximilian von Hagenow 1903 bis 1906
Generalleutnant/General der Infanterie Hans von Arnim 1906 bis 2. Marz 1910

Kampfhandlungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Feste Alvensleben , Plappeville, 7. September 1940

Weder im Krieg von 1870/71 (→ Belagerung von Metz ) noch im Ersten Weltkrieg waren die Befestigungen der Stadt Metz aktiv am Kampf beteiligt. Lediglich die Festen Kronprinz und Haeseler feuerten einige Male. In den 1930er Jahren richtete die franzosische Armee in Metz einige Kommandobehorden der Maginot-Linie ein. Im Kampf um Metz nutzte die deutsche Wehrmacht im Spatsommer 1944 einige der alten Befestigungswerke und leistete der 3. US-Armee einen unerwartet langen Widerstand.

Die Festungen heute [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die meisten Anlagen sind verlassen. Einige verwendet die franzosische Armee als Lager oder Truppenubungsplatz. Die Forts Goeben [Queuleu] und Hindersin [Gambetta] werden als Freizeitgelande (Trimm-Dich-Pfad) genutzt. Im Fort Goeben erinnert ein kleines Museum an das dort im Zweiten Weltkrieg befindliche Konzentrationslager . Die Feste Wagner [Groupe fortifie l’Aisne] kann besichtigt werden. [3]

Feste Prinz August von Wurttemberg

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Charles Hoeffel: Helden und Martyrer der lothringischen Widerstandsbewegung im SS-Sonderlager Fort Queuleu-Metz. Statte grausamster Nazi-Foltermethoden. Selbstverlag, Straßburg 1946.
  • Volkmar Braun, Frank Gosch: 1911?1913. Die geheime Denkschrift des preußischen Ingenieur-Komitees . In: Die Festung . Nr.   7 . Unna 1996.
  • Raymond Decker : Die ?Feste Wagner“ ? Ein Sanierungs- und Nutzungsbeispiel aus dem Festungsgurtel von Metz. In: Hans-Rudolf Neumann (Bearb.): Erhalt und Nutzung historischer Großfestungen. Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3511-3 , S. 97 ff.
  • Christian Dropsy: Les fortifications de Metz et Thionville . Bruxelles 1995.
  • Alain Hohnadel: La bataille des Forts Verdun face a Metz . 1995, ISBN 2-84048-087-5 .
  • Rudi Rolf: Die Deutsche Panzerfortifikation . Osnabruck 1991, ISBN 3-7648-1784-4 .
  • Rudi Rolf: Die Entwicklung des deutschen Festungssystems seit 1870 . Tweede Exloermond 2000, ISBN 90-76396-08-6 .
  • Pierre Rhode: Metz 1870?1918 . In: Fortifikation . Nr.   5 , 1990, ISSN   0931-0878 , S.   3?13 .
  • Inge und Dieter Wernet: Die Feste Wagner. A.D.F.M. 2002.
  • Inge und Dieter Wernet: Die Feste Wagner. A.D.F.M., Helios-Verlag, Aachen 2010, DNB 1048437744 .
  • H. Friedrich: Chronikblatter der evangelischen Militargemeinde zu Metz. Zum 25jahrigen Bestehen der Garnisonkirche , Verlag von G. Scriba, Metz 1906, S. 81 ff.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Karl Weber: Neue Gesetz- und Verordnungen-Sammlung fur das Konigreich Bayern mit Einschluß der Reichsgesetzgebung , Zehnter Band: 26. Mai 1873 bis 7. Juni 1975 , Beck, Nordlingen 1889, S. 112?113 ( books.google.de ).
  2. Claus von Bredow: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. Verlag August Scherl, Berlin 1905, S. 840.
  3. Feste Wagner. ( Memento vom 15. Februar 2013 im Internet Archive ) auf: festungsbauten.de