Fest

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Fest ist ein gesellschaftliches oder religioses Ritual oder ein Ereignis, zu dem sich Menschen an einem Ort zu einem besonderen Zeitpunkt treffen und gesellig sind. Der Tag, an dem das Ereignis stattfindet, wird als Festtag bezeichnet. Die Bezeichnung Feier gilt als Synonym fur den Begriff Fest , wenn sie sich auf ein entsprechendes Ritual oder Ereignis bezieht.

Das Wortfeld Feier/feiern hat daruber hinaus weitere Bedeutungen.

Geschichte der Worter Fest und Feier und ihrer Bedeutung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vom lateinischen zum deutschen Sprachgebrauch

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das deutsche Wort Fest stammt vom lateinischen Wort f?stum [1] fur das Feiern vorgesehener Zeitabschnitte. Das deutsche Wort Feier ist von dem lateinischen Wort feriae ?Tage, an denen keine Geschafte vorgenommen werden“ abgeleitet, spatlateinisch feria ?Festtag“, [2] mittellateinisch auch ?Jahrmarkt“. [3]

Beide Worter wurzeln in dem lateinischen Wort fari , ?sprechen“, ?(gottliches) Wort“, davon abgeleitet fas (?gottliches Recht, heilige Weltordnung“, uritalisch *f?s-io- ?heilig‘). [4] Lateinsprecher druckten damit ihre Ansicht aus, dass wahrend des Festes profane Tatigkeiten der Feiernden ruhen sollten.

Judisch-christliche Tradition des Feierns

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach judischer Auffassung hat Gott der Zeit ihre Struktur gegeben. Zu dieser Struktur gehort die Sieben-Tage-Woche mit dem Gebot, den siebten Tag als den Tag, an dem Gott nach seinem Schopfungswerk ruhte , als Sabbat zu feiern ( Ex 20,11  EU ). Feiertage wie der Sabbat, aber auch nur einmal im Jahr zu feiernde Tage, werden im Hebraischen als ?Moed“ bezeichnet. [5] Ein ?Moed“ ist ?eine Verabredung fur eine heilige Zusammenkunft“ des Menschen mit Gott. Ein Feiertag muss ?geheiligt“ werden, indem Glaubige an ihm keiner (Erwerbs-)Arbeit nachgehen und gemeinsam mit anderen Glaubigen an einer rituellen Feier teilnehmen. Am Freitagabend, dem Vorabend zum Sabbat, begrußen sich Juden traditionellerweise mit ?Schabbat schalom “.

Das Christentum setzte die Tradition der Sieben-Tage Woche fort. Es begeht als Wochenfeiertag den Sonntag, den ersten Tag der Woche und Tag der Auferstehung Jesu Christi ( Mt 28,1  EU ), als ?Tag des Herrn“ ( Dies Dominicus , franzosisch Dimanche , italienisch Domenica ).

Das Hebraische trennt den ?Chag“ (die ?Festversammlung“) vom ?Moed“. Als ?Chag“ gelten einerseits die drei traditionellen Wallfahrtsfeste Pessach , Schawuot und Sukkot , an denen man sich mit Chag sameach (?Frohes Fest!“) begrußt, andererseits auch Geburtstagsfeiern und andere profane Feste.

Auch private Feiern konnen allerdings eine Begegnung mit dem Heiligen beinhalten. So wird z. B. nach katholischer Auffassung wahrend einer kirchlichen Trauung das Sakrament der Ehe gespendet.

?Ruhenlassen der Arbeit“ und ?Teilnehmen an einer feierlichen Veranstaltung“

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Verb ?feiern“ hat nicht nur die Bedeutung ?an einem Fest teilnehmen“, sondern auch die Bedeutung: ?die Arbeit ruhen lassen“, [6] z. B. in dem Kompositum ?krankfeiern“.

In der letztgenannten Wortbedeutung sind die Worter ?Feiertag“ und ?Feierschicht“ zu verstehen.

Als Feierschicht wurde ab 1958 im Bergbau in Deutschland, insbesondere im Ruhrbergbau , eine ausgefallene Schicht bezeichnet, wahrend derer Arbeitskrafte nicht ihrer Arbeit nachgehen konnten. Feierschichten sind Symptome einer Wirtschaftskrise/ Kohlekrise . [7]

Gesetzliche Feiertage sind Tage, an denen der betreffende Staat auf seinem Gebiet anordnet, die Arbeit weitgehend ruhen zu lassen. Der Zweck eines Feiertags besteht zwar auch darin, Erwerbstatigen die Teilnahme an bestimmten Feiern (z. B. an Gottesdiensten oder Maikundgebungen ) zu ermoglichen, eine Teilnahme an diesen ist aber nicht rechtlich verpflichtend.

Dadurch konnte der Eindruck entstehen, dass die Bedeutungen ?Ruhenlassen der Arbeit“ und ?Teilnehmen an einer feierlichen Veranstaltung“ nichts miteinander zu tun hatten. Tatsachlich ist das Ruhenlassen der Arbeit zumeist Voraussetzung dafur, dass man an einem Fest als Feiernder teilnehmen kann.

Das vollstandige Ruhenlassen der Arbeit an einem Feiertag ist de facto in keinem Staat moglich. Es gibt gesellschaftlich notwendige Arbeit, die auch an einem Feiertag nicht ruhen kann (z. B. die Arbeit von Feuerwehrleuten, Polizisten und Notarzten). [8] Auch bei vielen Feiern ist ein Einsatz Erwerbstatiger erforderlich. So listet z. B. ein professioneller Hochzeitsplaner auf, wie viele professionelle Dienstleister erforderlich sind, damit die Feiernden sich an der Hochzeitsfeier in einem Saal unbeschwert erfreuen konnen. Ahnliches gilt fur viele andere Feste und Feiern.

Josef Isensee [9] raumt ein, dass es ohne Arbeit kein Fest und keine Feier geben konne. Aber es sei die Aufgabe der fur die Veranstaltung Arbeitenden, sich (als Arbeitende) wahrend der Feier ?unsichtbar“ zu machen. Deutlich sichtbare Priester in Messfeiern sind fur Isensee weder ?Messwerker“ noch ?Liturgiearbeiter“, sondern ?Zelebranten“ (auf Deutsch: ?Feiernde“).

Funktionen von Festen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Feste haben einen reprasentativen und demonstrativen Aspekt, der sie nach außen hin erkennbar macht (etwa in: Prozession , Tanz , Schauspiel , Wettbewerbe ). Man kann sie ggf. als Pilger oder Tourist aufsuchen und sich beteiligen.

Traditionellerweise sollen Feste, aber auch Feiern gemeinschaftsstiftend und gemeinschaftserhaltend wirken. Bestimmte Rituale (z. B. das Festmahl ) sollen demnach den sozialen Zusammenhalt der Festteilnehmer festigen. Durch regelmaßige Besuche von Gottesdiensten, die durch festgelegte liturgische Ablaufe gekennzeichnet sind, demonstrieren Glaubige die Zugehorigkeit zu ihrer Religionsgemeinschaft.

Feste heben sich durch besondere Brauche , die auch hohe Emotionalitat (im Fall von erfreulichen Festanlassen Freude [10] und Begeisterung) bis hin zur Ekstase erlauben konnen, aus dem Alltag heraus. Ihnen kann also ein wildes, anarchisches oder destruktives Moment zugrunde liegen, etwa im Karneval . Nach Sigmund Freud ist ein Fest ?ein gestatteter, vielmehr ein gebotener Exzess, ein feierlicher Durchbruch eines Verbotes . Nicht weil die Menschen infolge irgend einer Vorschrift froh gestimmt sind, begehen sie die Ausschreitungen, sondern der Exzess liegt im Wesen des Festes; die festliche Stimmung wird durch die Freigebung des sonst Verbotenen erzeugt.“ [11] Ein Fest kann aber auch sehr gemessen oder getragen zugehen. So folgten Feste in der Barockzeit strengen Regeln, die sich in Abwandlung zum Teil bis in unsere Tage erhalten haben (Gastgeber, Gast, Festprogramm). Feste ? speziell teure und große Feste ? stehen auch fur eine Art von Geltungskonsum .

Feste und Feiern gliedern die Zeit in Zyklen und Perioden, wenn sie in regelmaßigen Abstanden stattfinden.

Es gibt auch Feiern aus traurigem Anlass, bei denen die oben angefuhrten ?Exzesse“ fehl am Platz sind. An ihre Stelle tritt die Anteilnahme als vorherrschende Emotion. Dies trifft vor allem auf Gedenkfeiern (z. B. am Volkstrauertag ) und auf Beisetzungsfeiern zu.

Arten von Festen und Feiern

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Gedeckter Tisch fur eine Kindergeburtstagsfeier

Feste lassen sich unterscheiden in

  • Winfried Gebhardt: Fest, Feier und Alltag. Uber die gesellschaftliche Wirklichkeit des Menschen und ihre Deutung. Frankfurt / Bern / New York / Paris 1987.
  • Michael Maurer (Hrsg.): Das Fest. Beitrage zu seiner Theorie und Systematik. Bohlau, Koln / Weimar / Wien 2004.
  • Miriam Haller: Das Fest der Zeichen. Schreibweisen des Festes im modernen Drama. Bohlau, Koln / Weimar / Wien 2002. (Kolner Germanistische Studien, Neue Folge, Bd. 3). Zugl. Koln, phil. Diss. 2001.
  • Manfred Knedlik und Georg Schrott (Hrsg.): Solemnitas. Barocke Festkultur in Oberpfalzer Klostern. Kallmunz 2003.
  • Katrin Schuh (Hrsg.): Architektur als Kultur. Die Bedeutung der Bauten zwischen Fest, Feier und Alltag. Frankfurt a. M. 2003.
Wiktionary: Fest  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Commons : Feiern  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Begriffserklarungen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Digitales Worterbuch der deutschen Sprache : Fest
  2. Art. Feier in: Kluge. Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache . Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2011, S. 256.
  3. Art. feria in: Jan F. Niemeyer, Co van de Kieft: Mediae Latinitatis lexicon minus. = Medieval Latin dictionary. Band 1: A?L. Edition remaniee par Jan W. J. Burgers. Brill, Leiden u. a. 2002, ISBN 90-04-12900-6 , S. 548.
  4. f?s (Latein) . wortbedeutung.info. Abgerufen am 6. Januar 2021
  5. Eine Kultur der Dankbarkeit. Schatze des Hebraischen Denkens . International Christian Assembly Jerusalem (ICAJ). Abgerufen am 7. Januar 2021
  6. Abschnitt ?feiern“ . In: Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute . Abgerufen am 27. Dezember 2020
  7. Feierschichten?Lohn der Angst . spiegel.de, 23. Dezember 1958, abgerufen am 6. Januar 2024.
  8. § 10 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) Abgerufen am 7. Januar 2021
  9. Die Philosophie des Festes . Konrad-Adenauer-Stiftung . Marz 2008 S. 57 (3). Abgerufen am 7. Januar 2021
  10. siehe auch mesolimbisches Belohnungssystem
  11. Sigm[und]. Freud: Totem und Tabu. Einige Ubereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker. Verlag Hugo Heller & Cie., Wien 1913.