Foderation Arabischer Republiken

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Foderation Arabischer Republiken
Agypten 1972
Flagge der Foderation Arabischer Republiken (Libyen behielt sie bis 1977 bei, Syrien bis 1980, Agypten bis 1984) Wappen der Foderation Arabischer Republiken: Falke der Quraisch
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Vereinigte Arabische Republik Agypten benutzte die Flagge seit 1961
Syrien 1963   Syrien
Libyen 1969   Libyen


Agypten Agypten benutzte die Flagge weiter bis 1984
Syrien Syrien benutzte die Flagge weiter bis 1980
Libyen Libyen benutzte die Flagge weiter bis 1977
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Kairo
Staatsform Republik
Einwohner 50.400.000
Flache 2.962.130 km²
Prasident der Union Anwar as-Sadat
Ministerprasident der Unionsregierung Ahmed al-Chatib
Mitglieder
Existenzzeitraum 1971?1977

Als Foderation Arabischer Republiken (abgekurzt F.A.R. ; arabisch ????? ?????????? ???????   ittih?d al-dschumh?riyy?t al-?arabiyya , DMG itti??d al-?umh?r?y?t al-?arab?ya ?Union der Arabischen Republiken‘) wurde die Staatenverbindung Agyptens mit Libyen und dem Sudan bzw. Syrien von 1970?1977 bezeichnet. Obwohl ittih?d wortlich besser mit ?Union“ bzw. ?Vereinigung“ zu ubersetzen ware, so handelte es sich 1970?1977 im Gegensatz zur etwas substanzielleren Agyptisch-Syrischen Union von 1958?1961 um keinen Einheitsstaat, sondern um einen konfoderativen Staatenbund .

So wie einst Vereinigte Arabische Republik fur verschiedene Vereinigungsprojekte unter gleichen Namen firmierte, so umfasste auch die Foderation Arabischer Republiken verschiedene, aber auseinander hervorgegangene Zusammenschlusse der gleichen Partner zwischen 1970 und 1977. Zumeist ist damit allerdings die Agyptisch-Libysch-Syrische Foderation gemeint, die am 17. April 1971 vereinbart und durch Volksentscheide zum 1. Januar 1972 in Kraft gesetzt wurde. Innerhalb dieser Foderation sollte 1973 eine Agyptisch-Libysche Union entstehen, deren Scheitern schließlich auch das Scheitern der Foderation nach sich zog.

Ausgangssituation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Foderation Arabischer Republiken stand in der Tradition der vielen vergeblichen arabischen Bemuhungen, die ?arabische Nation“ in einem Staatsgebilde zu vereinigen .

Gaddafi zwischen Nasser (links) und Atassi (rechts) 1969 in Tripolis ? ein Jahr spater war Atassi gesturzt und Nasser tot

Doch schon 1965 hatte Agyptens Prasident Gamal Abdel Nasser vor einer zu schnellen arabischen Vereinigung ohne vorherige wirtschaftliche Integration gewarnt. Nach seiner Niederlage im Sechstagekrieg musste er sein panarabisches und revolutionar-republikanisches Engagement aufgeben und war fortan von sowjetischer Wirtschafts- und Militarhilfe ( Abnutzungskrieg ) einerseits bzw. von Finanzhilfen des konservativen Saudi-Arabien andererseits abhangig. Mit den 1967 von Israel besetzten Gebieten ( Sinai-Halbinsel , Gazastreifen ) waren 70 % der agyptischen Erdolforderung verloren gegangen, eine Million Fluchtlinge waren ins Land gekommen. Das Bestreben der agyptischen Fuhrung war daher darauf gerichtet, die verlorenen Gebiete zuruckzugewinnen und den Sueskanal wiederzueroffnen, dessen Sperrung durch die Israelis schwere wirtschaftliche Einbußen fur Agypten bedeutete.

Bereits im Mai 1969 hatte ein Militarputsch unter Fuhrung Dschafar an-Numairis im Sudan ein proagyptisches Regime an die Macht gebracht. Im Juni 1969 hatten zudem sowohl der syrische Prasident Nureddin al-Atassi erklart, dass seine Regierung eine Union Syriens mit Agypten und anderen revolutionaren arabischen Staaten plane [1] , als auch der irakische Prasident Hasan al-Bakr , dass eine irakisch-syrische Union der Beginn einer arabischen Vereinigung sein musse. [2] Mehr als ein syrisch-irakisches Militarbundnis kam jedoch nicht zustande. Am 1. September 1969 putschte unter Fuhrung Muammar al-Gaddafis eine Gruppe junger, proagyptischer Offiziere in Libyen und sturzte die Monarchie. Gaddafi, der als gluhender Anhanger Nassers auftrat, versuchte sofort, sein Idol fur eine Vereinigung Libyens und Sudans mit Agypten zu gewinnen.

Eine Vereinigung Libyens und Agyptens schien objektiv Vorteile fur beide Seiten zu bieten. Der Arbeitskraftemangel im dunn besiedelten, aber dank der Erdolindustrie prosperierenden Libyen erganzte sich mit dem Bevolkerungsuberschuss in dem unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Agypten. Die libyschen Ol-Milliarden boten Agypten die Chance, von saudischen Krediten unabhangig zu werden. Auf agyptischen Wunsch schied Libyen daher 1970 aus dem Gemeinsamen Nordafrikanischen Markt des Maghreb aus und wandte sich dem Niltal zu. [3]

Union Arabischer Republiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch: Libysch-Agyptisches Einheitsstreben

Agyptisch-Libysch-Sudanesische Foderation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

FAR 1970: Syrien beabsichtigt den Anschluss

Gaddafis erster Vereinigungsversuch war zugleich Nassers letzter. Auf mehr als ein politisches Aktionsbundnis, eine Revolutionare Arabische Front mit Libyen und Sudan, ließ sich der agyptische Prasident aber zunachst nicht ein (Charta von Tripolis, 28. Dezember 1969). Erst am 20. April 1970 kam es zu einer trilateralen Foderationsvereinbarung, doch am 28. September 1970 verstarb Nasser plotzlich.

Am 4. November 1970 begannen Nassers Nachfolger Anwar as-Sadat , Gaddafi und Numeiri uber die Bildung einer Foderation zu verhandeln. Die drei Politiker bildeten am 8. November 1970 eine Vereinigte Politische Fuhrung , die die Vereinigung vorbereiten sollte. Nach dem Militarumsturz in Syrien kam am 27. November 1970 auch noch der neue syrische Regierungschef Hafiz al-Assad hinzu. Im Dezember 1970 einigten sich Agypten, Libyen, Sudan und Syrien auf die Bildung einer Foderation Arabischer Republiken .

Scheinbar setzte Sadat zunachst Nassers Kurs fort, tatsachlich aber strebte er eine Abkehr vom (gescheiterten) Nasserismus durch wirtschaftliche und innenpolitische ?Liberalisierung“ sowie eine Annaherung an die Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien an. [4] Mit der Foderation im Rucken konnte Sadat nach außen seinen Fuhrungsanspruch unterstreichen und im Mai 1971 auch die gegen den sich anbahnenden Kurswechsel opponierenden Rivalen innerhalb der agyptischen Fuhrung (vor allem den nasseristischen Vizeprasidenten Ali Sabri ) ausschalten, nachdem er ihnen einen Putschversuch unterstellt hatte.

Agyptisch-Libysch-Syrische Foderation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 17. April 1971 (dem syrischen Nationalfeiertag) besiegelten die Staatschefs Agyptens, Libyens und Syriens (Assad war im Marz 1971 auch syrischer Prasident geworden) im libyschen Bengasi schließlich die Foderation Arabischer Republiken . Der Sudan, der zunachst noch mit inneren Problemen beschaftigt war ( Sudsudankonflikt , Richtungskampfe im Revolutionsrat), sollte zu einem spateren Zeitpunkt beitreten. Daruber hinaus sah die Verfassung der Foderation den ? nie erfolgten ? Beitritt weiterer arabischer Staaten vor [5] . An der Spitze der Foderation stand ein Prasidentschaftsrat, dem die Staatsoberhaupter der Mitgliedstaaten angehorten. Zum ersten Vorsitzenden wurde der agyptische Staatsprasident Anwar as-Sadat gewahlt. Der Vorsitz sollte in zweijahrigem Turnus wechseln. [3] Libyens Revolutionsfuhrer al-Gaddafi und Syriens Prasident al-Assad waren Vizeprasidenten. Weitere Organe waren ein vom Prasidentschaftsrat bestimmter Bundesministerrat (Unionsregierung), ein sechskopfiges Bundesverfassungsgericht und eine aus Delegierten der einzelnen Parlamente bestehende Bundesnationalversammlung. Die Nationalversammlung mit jeweils 20 Abgeordneten der drei Bundesstaaten trat im Marz 1972 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und wahlte den Libyer Kheiry as-Saghir zum Vorsitzenden. Der Syrer Ahmed al-Chatib wurde mit der Bildung einer Unionsregierung beauftragt, der u. a. der Agypter Muhammad Fathallah al-Khatib als Außenminister und der Libyer Muhammad al-Khawaga als Minister fur offentliche Dienste angehorten. [6]

Gemeinsamkeiten und Gegensatze [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vorrangiger Zweck der Union war eine wirtschaftliche, militarische und kulturelle Allianz. Die Ziele der drei Bundesstaaten und ihrer Fuhrer waren jedoch hochst unterschiedlich:

FAR 1971: Sudan soll spater beitreten, zieht sich aber zuruck
Sadat (links sitzend), Gaddafi (Bildmitte) und Assad (rechts sitzend) besiegeln am 17. April 1971 in Bengasi die Foderation
  • Sadat beabsichtigte, aus dem Schatten Nassers herauszutreten, indem er da erfolgreich zu sein plante, wo Nasser gescheitert war. In einem erneuten Krieg gegen Israel wollte er jene agyptischen Gebiete zuruckgewinnen, die Nasser 1967 verloren hatte (Sinai, Gasa). Dafur sollte Israel nur so weit geschwacht werden, dass es zu Verhandlungen gezwungen werden konnte, nicht aber vollstandig geschlagen werden, weil die Vereinigten Staaten sich sonst kompromisslos auf die israelische Seite stellen wurden. Fur diesen Krieg war das agyptisch-syrische Militarbundnis wichtiger als die spater vereinbarte Union mit Libyen, welche keine bedeutende militarische Verstarkung darstellte. Allein die libysche Luftwaffe mit ihren modernen Jagdflugzeugen vom Typ Dassault Mirage war nutzlich, faktisch jedoch war die kleine libysche Luftwaffe sowieso schon in die um ein Vielfaches großere agyptische Luftwaffe integriert.
  • Wahrend Sadat von vornherein einen begrenzten Krieg anstrebte, erhoffte sich Assad den umfassenden Einsatz der gesamten agyptischen Streitmacht, um im Schatten eines agyptischen Sieges die 1967 an Israel verlorenen Golanhohen zuruckzugewinnen. Anders als Sadat, der als Nassers Vizeprasident dessen Nachfolge faktisch ?geerbt“ hatte, war Assad durch einen Militarputsch gegen jene Regierung an die Macht gekommen, die die Golanhohen uberhaupt erst verloren hatte. Ihre Ruckgewinnung war fur Assad zu einer Legitimitatsfrage geworden und wichtiger als eine vollstandige Vereinigung.
  • Gaddafi sah sich als ideologischer Erbe Nassers und wollte dessen Nachfolger Sadat auf eine Fortsetzung der Politik Nassers festlegen, doch zunachst war Gaddafi noch zur Unterordnung unter den uber 23 Jahre alteren Sadat bereit. Einen begrenzten Krieg gegen Israel hielt er fur eine Verschwendung arabischer Ressourcen (Libyen hatte keine Gebiete verloren). Spater warf er Sadat vor, er hatte die Ruckgabe des Sinai auch ohne einen verlustreichen Krieg schon 1972 durch Verhandlungen erreicht haben konnen. [7] Erst nach dem Abschuss einer libyschen Verkehrsmaschine durch Israel im Februar 1973 ging auch Gaddafi allmahlich auf Kriegskurs. [8]
  • Numeiri hatte sich von der Foderation vor allem agyptische Militar- und libysche Finanzhilfe fur seinen Krieg gegen die Rebellen im Sudsudan erhofft. Einer vollstandigen ? Einheit des Niltals “ standen die meisten Sudanesen eher skeptisch gegenuber. Tatsachlich waren es agyptische Truppen und die libysche Luftwaffe, die Numeiri nach einem pro-kommunistischen Putsch am 22. Juli 1971 nach Khartum zuruck- und wieder an die Macht brachten. Mit dem Beitritt des nichtafrikanischen Syrien musste Numeiri aber erkennen, dass sich das agyptisch-libysche Engagement vor allem auf den Nahostkonflikt und auf eine Unterstutzung Syriens statt auf eine Unterstutzung des Sudan konzentrieren wurde. Der Sudan zog sich daher aus der Foderation zunachst zuruck und gewahrte dem aufstandischen Sudsudan im Februar 1972 Autonomie.

Gegenvorschlag Iraks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

FAR 1972: Irak wird der Anschluss angeboten

Als Reaktion auf die von Jordaniens Konig Hussein vorgeschlagene Jordanisch-Palastinensische Foderation drangte im Marz 1972 der Irak auf eine Neuauflage der 1963 gescheiterten Agyptisch-Irakisch-Syrischen Union [9] als Bund der arabischen Republiken [10] (unter Einschluss der PLO [11] ), was von Agypten mit dem Verweis auf die schon bestehende Foderation Arabischer Republiken abgelehnt wurde. [12] Die Beziehungen zwischen Syrien und Irak, wo zwei verfeindete Flugel der Baath-Partei regierten, waren zudem durch den syrischen Euphrat-Staudamm und die durch Syrien laufende irakische Erdolleitung gespannt. Agypten bot dem Irak jedoch einen Beitritt zur Foderation an. [13]

Irak verzichtete, versicherte Agypten und Syrien jedoch starke militarischer Unterstutzung im Falle eines neuen Krieges gegen Israel und regte ein gemeinsames Oberkommando an, was von Agypten und Syrien abgelehnt wurde. Bereits 1971 hatte Irak seine seit 1967 an der israelischen Front wachenden Truppen aus Syrien und Jordanien zuruckziehen mussen.

Irak schloss daraufhin im April 1972 stattdessen einen Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion, was Libyen wiederum zum Anlass nahm, die Beziehungen zum Irak zunachst abzubrechen.

Ruckzug Sudans [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ende 1972 schien auch der Anschluss Sudans zunachst obsolet. Im September 1972 kam es zu Spannungen zwischen dem Sudan und Libyen, als Khartum den Transport libyscher Truppen zur Unterstutzung des ugandischen Diktators Idi Amin uber sudanesische Flughafen verhinderte. Nach der Entfernung pro-agyptischer Minister aus dem sudanesischen Kabinett kam es auch zur Verschlechterung der agyptisch-sudanesischen Beziehungen. Auf agyptisches Verlangen mussten daraufhin im Oktober 1972 die am Sueskanal stationierten sudanesischen Truppen abgezogen werden. (Genau ein Jahr spater, im Oktoberkrieg 1973, entsandte Sudan jedoch erneut Truppen an der Seite Agyptens an die Sinaifront.) [14]

Einladung Tunesiens [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Libyens Revolutionsfuhrer Gaddafi hingegen drangte im Dezember 1972 Tunesien zum Beitritt. Sein auch an den Tschad gerichtetes Werben stellte allerdings den arabischen Charakter der Foderation infrage. Tunesiens Prasident Habib Bourguiba schlug 1973 stattdessen einen gegen Marokko und Agypten gerichteten Zusammenschluss Tunesiens mit Libyen und Algerien vor (?Vereinigte Staaten von Nordafrika“). [15]

Agyptisch-Libysche Union [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

FAR 1973: Agyptisch-Libysche Union innerhalb der Foderation

Schon im Februar 1972 hatte Gaddafi Sadat vorgeschlagen, Libyen und Agypten innerhalb der Foderation zu einer festeren Union, d. h. zu einem Einheitsstaat zusammenzuschließen. Am 2. August 1972 vereinbarten Gaddafi und Sadat den vollstandigen Zusammenschluss ihrer Staaten in einer Union bis zum 1. September 1973. Der agyptisch-libysche Einheitsstaat sollte wieder den Namen Vereinigte Arabische Republik tragen, den Agypten gerade zuvor abgelegt hatte. [16] Am 10. September 1972 grundeten die beiden Staatschefs einen Obersten Planungsrat (Vereinigtes Politisches Kommando) und eine verfassungsgebende Versammlung aus 50 agyptischen und 50 libyschen Regierungsvertretern arbeitete eine Konstitution aus. Der Agypter Murad Ghaleb wurde residierender Minister in Libyen und der Libyer Mohammed Abu Bakr Ben Jussef (Youssef) residierender Minister in Agypten. Dennoch taktierte und zogerte Sadat die Verwirklichung der Agyptisch-Libyschen Union immer wieder hinaus. [3] Daher rief Gaddafi im April 1973 die Agypter zur ?Volksrevolution“ gegen Sadat auf. Zuvor hatte er erklart, er wurde zurucktreten, um kein Hindernis fur die Union mit Agypten zu sein.

Frustriert uber die Stagnation des Vereinigungsprozesses versuchte Gaddafi im Juli 1973, die Verwirklichung der Union durch einen friedlichen Einheitsmarsch tausender Libyer nach Kairo zu erzwingen. Mit uber 50.000 Teilnehmern startete am 18. Juli 1973 der ?Arabische Einheitsmarsch“ von der tunesischen Grenze, um den vereinbarten Zusammenschluss mit dem Nachbarland Agypten zu beschleunigen. Die Demonstranten nahmen eine mit Blut geschriebene Einheitsbotschaft auf den 2.000 km langen Fußmarsch mit. Muammar al-Gaddafi erklarte in der Moschee von Tripolis ?Agypten hat den Nil, wahrend wir das Ol und das Land haben“ und ?Agypten hat die Arbeitskrafte, und beide Lander brauchen und erganzen einander.“ Doch eine Vereinigung mit Agypten erwirkte der Massenprotest nicht, Sadat ließ den ?Marsch nach Kairo“ ostlich von Marsa Matruh stoppen. Zum vereinbarten Stichtag (1. September 1973) war die Union nicht zustande gekommen.

Wrackteil eines im Oktoberkrieg von agyptisch-libyschen Kampffliegern abgeschossenen israelischen Skyhawk -Jagdbombers

Stattdessen hatte Sadat 23. Juli 1973, am Jahrestag der agyptischen Revolution, die Politik der Vereinigten Staaten als friedensfeindlich erklart und bekraftigt, Agypten sei entschlossen zur Zuruckeroberung der israelisch besetzten Gebiete. Am 6. Oktober 1973 losten Agypten und Syrien den Krieg aus, ohne Libyen oder den Irak in die Vorbereitungen eingebunden oder auch nur konsultiert zu haben. Dennoch sandte Gaddafi unmittelbar nach Ausbruch der Kampfe (entgegen einer Vereinbarungen mit Frankreich ) uber 40 libysche Mirage und eine Milliarde US-Dollar zur Unterstutzung. An der Suezfront kamen der Foderation irakische und sudanesische Truppen zu Hilfe, an die Golanfront schickten neben den Irakern auch Marokko und Jordanien einige Truppen zur Unterstutzung. Doch rasch brach Sadat die Offensive ab und verzogerte die konsequente Bekampfung einer israelischen Gegenoffensive. [17] Den infolge des militarischen Patts schon am 24. Oktober 1973 abgeschlossenen Waffenstillstand mit Israel lehnte Gaddafi ab. Er wandte sich daher zunachst wieder Tunesien zu, doch die im Januar 1974 mit Habib Bourguiba vereinbarte Arabische Islamische Republik scheiterte ebenso.

Nach dem ersten agyptisch-israelischen Truppenentflechtungsabkommen (18. Januar 1974) und Agyptens Nichteingreifen bei Ausbruch neuer Kampfe an der syrisch-israelischen Front im Marz 1974 stoppte Gaddafi am 28. Marz 1974 die finanzielle Unterstutzung fur Agypten. Sadat wandte sich an Saudi-Arabien, das Agypten sofort großzugige Kredite, Subventionen und Finanzspritzen gewahrte (bis 1975 uber 1,1 Mrd. US-Dollar, bis 1977 weitere 2,2 Mrd. US-Dollar) [18] Zudem holte Sadat im April 1974 provokativ den von Gaddafi gesturzten libyschen Ex-Konig Idris nach Kairo. [19] Die bereits gescheiterte Union war damit faktisch beendet, [3] doch trotz der Spannungen kamen weitere 153.000 Gastarbeiter aus Agypten nach Libyen. Am 18. April 1974 unternahmen Angehorige der angeblich von Libyen unterstutzten ?Islamischen Befreiungsfront“ einen Uberfall auf die technische Militarakademie in Kairo- Heliopolis , bei dem 11 Menschen getotet wurden. Im Juli 1974 verstarkten sich die Spannungen weiter. Ein Brief Sadats vom 31. Juli 1974, in dem dieser Gaddafi der Anstiftung von Unruhen in Agypten beschuldigte und die Ruckgabe der libyschen Mirage-Kampfflugzeuge anbot, wurde nicht angenommen. Schließlich nahm Sadat auch noch den libyschen Major Omar Abdullah al-Muhaischi auf, der im August 1975 einen Putschversuch gegen Gaddafi unternommen hatte. Nachdem die Bundesnationalversammlung 1975 letztmals zusammengekommen war, vertagte Sadat die fur Marz 1976 angesetzte Sitzung. Daraufhin wies Gaddafi im Marz 1976 Zehntausende agyptischer Gastarbeiter aus (uber 250.000 bis 1977).

Agyptisch-Syrische Union [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

FAR 1976: Agyptisch-Syrische Union innerhalb der Foderation, Libyen hat sich zuruckgezogen

Syrien war 1973 trotz des Bundnisses mit Agypten nur durch eilig entsandte irakische Panzer- und Luftabwehreinheiten vor einer Niederlage bewahrt worden (Israelische Truppen waren zunachst noch weiter vorgeruckt als 1967 und hatten sogar Damaskus angegriffen), denen das syrische Regime allerdings misstraute. Nach dem Abzug der Iraker (aus Protest gegen das syrisch-israelische Waffenstillstandsabkommen vom 22. Oktober 1973 [20] ) und einem ersten agyptisch-israelischen Truppenentflechtungsabkommen am 18. Januar 1974 sah sich auch Syrien am 31. Mai 1974 zu einem solchen Entflechtungsabkommen mit Israel gezwungen. Syrien strebte allerdings wie der Irak, Libyen und die PLO-interne Ablehnungsfront eine Fortsetzung des Kampfes an und verweigerte daher seine Teilnahme an den Genfer Nahostverhandlungen. Das zweite agyptisch-israelische Entflechtungsabkommen im September 1975 (Sinai-Abkommen) bezeichnete Syrien als ?Verrat“.

Nach diesem Abkommen konnte Syrien nicht mehr auf agyptischen Beistand hoffen und suchte daher zunachst ein Bundnis mit Jordanien, Prasident Assad und Konig Hussein I. vereinbarten 1975 eine Vereinigte Politische Fuhrung . Infolge des syrischen Eingreifens in den Libanesischen Burgerkrieg kam es ab September 1976 vorubergehend wieder zu einer syrisch-agyptischen Annaherung. Syrien hatte im Libanon zugunsten der uberwiegend christlichen Rechtsfront interveniert. Irak und Libyen hatten Syrien vergeblich gedrangt, sich nicht gegen die uberwiegend muslimische und mit der PLO verbundete Linksfront zu stellen. Sadat hatte zwar ebenfalls Bedenken gegen das syrische Vorgehen, mehr noch aber gegen die libysch-irakische Kritik am syrischen Einmarsch. Assad benotigte fur seine Libanonpolitik Sadats Ruckendeckung und auf Agyptens Betreiben billigte die Arabische Liga im Oktober 1976 Syriens Vorgehen. Am 18. Dezember 1976 [21] bzw. am 4. Februar 1977 [22] einigten sich Assad und Sadat auf ein Politisches Oberstes Kommando , das eine Union zwischen Agypten und Syrien vorbereiten sollte.

Agyptisch-Syrisch-Sudanesische Foderation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

FAR 1977: Agyptisch-Syrische Union innerhalb der Foderation, Sudan beabsichtigt den Anschluss
Nach Sadats Rede vor der Knesset in Jerusalem am 20. November 1977 traten Libyen und Syrien aus der Foderation aus

Parallel zur agyptisch-syrischen Wiederannaherung waren auch die agyptisch-sudanesischen Beziehungen wieder enger geworden. Nach einem Putschversuch im Juli 1976, hinter dem Numeiri den libyschen Revolutionsfuhrer Gaddafi vermutete, hatte Sudan ein Militarbundnis mit Agypten geschlossen.

Bei einem Treffen Numeiris mit Sadat und Assad vom 25. Februar bis 1. Marz 1977 in Khartoum außerte der sudanesische Prasident den Wunsch, sich dem Agyptisch-Syrischen Unionsprojekt anzuschließen. [23] Erneut wurde eine Vereinigte Politische Fuhrung vereinbart, die eine aus Agypten, Syrien und Sudan bestehende Foderation Arabischer Republiken vorbereiten sollte. Zu diesem Zweck wurden auf dem Gipfel diverse Kooperationsabkommen geschlossen. Selbst Somalia außerte den Wunsch, sich anzuschließen. [24] Libyen antwortete mit der Errichtung einer volksrepublikanischen Staatsform und rief eine unabhangige Dschamahirija aus.

Das gegen Libyen gerichtete agyptisch-sudanesische Bundnis verscharfte die agyptisch-libyschen Beziehungen weiter. Gaddafi wies hunderttausende weitere agyptische Gastarbeiter aus. In deren Ruckstrom mischten sich libysche Demonstranten, die zu einem erneuten ?Einheitsmarsch“ aufriefen. Daraufhin kam es im Juli 1977 sogar zu einem kurzen Libysch-Agyptischen Grenzkrieg , der ubrigens nicht durch syrische, sondern durch algerische Vermittlung beendet wurde. Mit der Verhandlungsreise des agyptischen Prasidenten Sadat nach Jerusalem und seiner Rede vor der israelischen Knesset am 20. November 1977 zerbrach allerdings auch die Agyptisch-Syrisch-Sudanesische Foderation endgultig. Wahrend Numeiri Verstandnis fur Sadats Alleingang zeigte, lehnten Assad und Gaddafi ihn emport ab.

Epilog [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wutend kundigt Assad nach Sadats Jerusalem-Reise am 27. November 1977 den Abbruch der Beziehungen zu Agypten an

Noch am gleichen Tag der Reise Sadats nach Jerusalem, am 19. November 1977, einen Tag vor Sadats Rede in der israelischen Knesset, ordnete Gaddafi die Abschaffung der Foderationsflagge und des Foderationswappens an und ließ sie durch eine einfarbig-grune libysche Flagge und einen von Agypten wegschauenden Wappenfalken ersetzen. Am 5. Dezember 1977 schließlich entließen Gaddafi und Assad per Dekret den Prasidentschaftsrat der Foderation, der seit 1973 nicht mehr zusammengetreten war. Den Sitz der Foderation verlegten sie zunachst nach Tripolis , und dorthin lud Gaddafi im Dezember 1977 arabische Staatschefs zur Bildung einer Front der Standhaftigkeit zum Widerstand gegen einen agyptisch-israelischen Separatfrieden ein. [3]

Im September 1980 vereinbarten Gaddafi und Assad stattdessen eine Libysch-Syrische Union , bereits im Marz 1980 hatte auch Syrien die Foderationsflagge und das Wappen durch syrische Symbole ersetzt. Erst am 1. Oktober 1984 erklarte schließlich auch Agypten formal seinen Austritt aus der Foderation Arabischer Republiken und ersetzte als letzter Foderationsflagge und -wappen.

Die Libysch-Syrische Union ist ebenso wenig zustande gekommen wie die 1979 bzw. 1982?1985 zwischen Agypten und Sudan vereinbarte schrittweise Integration beider Staaten des Niltals.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Martin Staheli: Die syrische Aussenpolitik unter Prasident Hafez Assad. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07867-3 .
  • Heinz Halm : Die Araber ? von der vorislamischen Geschichte bis zur Gegenwart . Beck Wissen, Munchen 2004.
  • Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. Beck, Munchen 1987.
  • Albert Hourani : Die Geschichte der arabischen Volker . 2001.
  • Lothar Rathmann (Hrsg.): Geschichte der Araber ? Von den Anfangen bis zur Gegenwart. Bande 6 und 7, Akademie-Verlag, Berlin 1983.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Foderation Arabischer Republiken  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Nureddin el Atassi  Internationales Biographisches Archiv 12/1993 vom 15. Marz 1993 (lm), im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Horst Mahr: Die Baath-Partei ? Portrait einer panarabischen Bewegung. Seite 111 . Olzog 1971.
  3. a b c d e Johannes Berger, Friedemann Buttner, Bertold Spuler: Nahost-PLOETZ ? Geschichte der arabisch-islamischen Welt zum Nachschlagen. S. 78?82. Verlag Ploetz Freiburg/Wurzburg 1987
  4. Martin Robbe : Scheidewege in Nahost ? Der Nahostkonflikt in Vergangenheit und Gegenwart , S. 279?284. Militarverlag der DDR, Berlin 1987
  5. Abkommen von Bengazi , in Andreas Meier, Hg.: Der politische Auftrag des Islam. Programme und Kritik zwischen Fundamentalismus und Reformen. Originalstimmen aus der islamischen Welt. Peter Hammer, Wuppertal 1994 ISBN 3-87294-616-1 S. 161ff.- Nicht in den gekurzten Ausgaben von 1995!
  6. Gustav Fochler-Hauke (Hrsg.): Der Fischer Weltalmanach 1973. Frankfurt 1972, S. 160
  7. Spiegel Online 30/1980 vom 21. Juli 1980: ?Dann drehe ich den Olhahn zu“
  8. Spiegel Online 9/1973 vom 26. Februar 1973: Nahostfriede trotz Flugzeug-Abschuß?
  9. Isaiah L. Kenen: Near East report 1971. Seite 111
  10. Shibli al-Aysami : Einheit, Freiheit, Sozialismus , Seite 100ff. Varese 1978
  11. Hassan Tawalba: The Ba'th and Palestine , Seite 51f. Dar al-Ma'mun, Baghdad 1982
  12. Ofra Bengio: Saddam’s Word ? Political Discourse in Iraq , Seite 46 . Oxford University Press, New York 1998
  13. Hamburger Abendblatt vom 20. Marz 1972: Wenig Aussichten fur Unionsplane aus Bagdad
  14. Munzinger-Archiv /IH-Zeitarchiv, Sudan 42/84, Zeitgeschichte
  15. Africa research bulletin: economic, financial and technical series, Band 10, 1973
  16. Gustav Fochler-Hauke (Hrsg.): Der Fischer Weltalmanach 1973 , Seite 413f. Frankfurt am Main 1972
  17. Martin Robbe : Scheidewege in Nahost ? Der Nahostkonflikt in Vergangenheit und Gegenwart , S. 289?295. Militarverlag der DDR, Berlin 1987
  18. Rathmann: Geschichte der Araber. Band 6, S. 135f und 265.
  19. Spiegel Online 16/1974 vom 15. April 1974: Das Problem sollte in die Tiefkuhltruhe
  20. Die Iraker kritisierten u. a. auch, sowohl vom Kriegsausbruch als auch vom Waffenstillstand erst uber das Radio erfahren zu haben
  21. Munzinger-Archiv /IH-Zeitarchiv, Syrien 8/83, Zeitgeschichte
  22. Munzinger-Archiv /IH-Zeitarchiv, Agypten 3/83, Zeitgeschichte
  23. The Times vom 25. Februar 1977: Sudan Expetected to Join Egypt, Syria in Command
  24. The Bryan Times vom 22. Marz 1977: Red Sea Pact