Dieser Artikel erlautert chemische Reaktionen. Fur die Fallung eines Baumes siehe
Falltechnik
.
Mit
Fallung
oder
Prazipitation
(von
lateinisch
praecipitatio
?das Herabsturzen‘) wird in der
Chemie
das Ausscheiden eines gelosten
Stoffes
aus einer
Losung
bezeichnet. Dies geschieht durch Uberschreiten seiner
Loslichkeit
aufgrund von Anderungen seiner Umgebungsbedingungen, z. B. durch Zusatze von geeigneten Substanzen (
Fallungsmittel
),
Temperatur-
und
Druckanderung
,
Verdunstung
des
Losungsmittels
oder Anderung der
Polaritat
des Losungsmittels. Das Ausscheiden erfolgt als Niederschlag in Form von amorphen Flocken oder kristallinem Material.
[1]
Grundsatzlich findet dabei ein
Phasenubergang
der zuvor gelosten Substanz statt.
Kalkablagerungen an einem undichten
Absperrventil
Ein zugegebenes Fallungsmittel kann dabei Bestandteil des Niederschlags werden oder die geloste Substanz in eine schwerloslichere umsetzen, oder nur die Losungseigenschaften des Losungsmittels andern. Die Niederschlage der ausgefallten Feststoffe sind zunachst meist
mikrokristallin
oder
amorph
. Mit der Zeit kann durch Umkristallisation die Bildung einer stabileren Kristallmodifikation stattfinden. Oft vergroßern sich diese Teilchen bei Alterung durch zusatzliche
Agglomeration
. Dadurch lassen sie sich besser filtrieren oder bilden einen Bodensatz. Mit der Alterung der Niederschlage verringert sich haufig deren Loslichkeit weiter.
Die Bildung des
Niederschlags
oder
Prazipitats
durch Ausfallung kann auf mehrere Arten ausgelost werden, durch
Fallungsreaktionen
, Veranderung des
pH-Werts
oder Uberschreiten des
Loslichkeitsprodukts
. Die daruberstehende Flussigkeit wird als
Uberstand
bezeichnet.
Fallung von Uranylcarbonat
In der
Biochemie
bezeichnet man als
Prazipitation
speziell das Ausfallen von
Proteinen
oder
Nukleinsauren
. Die Wirkung bestimmter
Salze
auf die Loslichkeit entsprechender
organischer Verbindungen
wird mittels der
Hofmeister-Reihe
charakterisiert. Spezielle Fallungsmethoden in der Biochemie sind unter anderem die
Ammoniumsulfat-Fallung
, die
PEG-Fallung
, die
TCA-Fallung
(denaturierend), die
Ethanolfallung
(denaturierend) und die
Hitzefallung
(denaturierend).
[2]
Bei der
Abwasserreinigung
wird neben der Fallung mit Fallungsmitteln haufig zur Entfernung von kolloidal gelosten Inhaltsstoffen die
Flockung
unter Anwendung von
Flockungsmitteln
oder auch
Flockungshilfsmitteln
angewendet. Die Abtrennung und der Ruckhalt der ausgefallten Stoffe erfolgt anschließend haufig mittels
Sandfiltern
oder
Polstofffiltration
.
Die Coprezipitation ist eine besondere Form der Fallung, bei der die Edukte zunachst in Losung gebracht werden um eine homogene Verteilung zu gewahrleisten. Anschließend kommt es durch das Vermischen der beiden Losungen oder dem Zufuhren einer weiteren Losung zur Fallungsreaktion, dabei konnen sich u. a. Hydroxide oder Carbonate bilden. Das nun homogene Festkorpergemisch kann anschließend filtriert und weiterverarbeitet werden. Diese Weiterverarbeitung kann zum Beispiel das Brennen in einem Ofen sein (z. B. bei der
Nickelaluminat
-Synthese).
[3]
- ↑
S. Ebel
,
H. J. Roth
(Herausgeber):
Lexikon der Pharmazie.
Georg Thieme Verlag, 1987, S. 464,
ISBN 3-13-672201-9
.
- ↑
Alfred Pingoud
:
Arbeitsmethoden der Biochemie.
Walter de Gruyter, 1997,
ISBN 978-3-110-16513-5
, S. 53?56.
- ↑
Philipp Kurz, Norbert Stock:
Synthetische Anorganische Chemie: Grundkurs
. Walter de Gruyter, Berlin 2013,
ISBN 978-3110258745
, S. 41.