Eusebius von Caesarea

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eusebius von Casarea, Phantasieportrat des 16. Jahrhunderts

Eusebius von Caesarea (* 260/64 in Palaestina ; † 339 oder 340 in Caesarea ; altgriechisch Ε?σ?βιο? ? τ?? Καισαρε?α? , deutsch ‚Eusebios von Kaisareia‘ , lateinisch Eusebius Caesariensis ) war ein spatantiker christlicher Theologe und Geschichtsschreiber. Seine Werke bilden eine der wichtigsten Quellen fur die fruhe Kirchengeschichte. Eusebius wird daher als der ?Vater der Kirchengeschichte “ bezeichnet und zu den Kirchenvatern gezahlt.

Uber die Herkunft des Eusebius ist nicht viel bekannt, wahrscheinlich wurde er in der romischen Provinz Palastina geboren. Er war ein Schuler und Mitarbeiter des Pamphilos von Caesarea ? eines Kirchenvorstehers in Caesarea in Palastina ?, uber dessen Leben er in spateren Jahren eine nur in Zitaten erhaltene Vita verfasste. Wegen seines, wohl auch in wirtschaftlicher Hinsicht, engen Verhaltnisses zu Pamphilos wurde er als Schriftsteller mit dem Distinktiv ? Παμφ?λου oder Eusebius Pamphili (?Eusebius des Pamphilos“) belegt, das er anscheinend auch fur sich selbst ubernahm. Eusebius machte intensiven Gebrauch von der umfangreichen Bibliothek des Pamphilos, von dem er im philologischen Umgang mit christlichen Texten unterwiesen wurde.

Wahrend der diokletianischen Verfolgung, in der Eusebius bereits mit seiner Gelehrtentatigkeit begann, erlitten Pamphilos und andere Christen in Palastina, Tyros und Agypten das Martyrium . Auch der Name des heiligen Georg , eines romischen Offiziers, der an einem 23. April das Martyrium erlitt, taucht bei Eusebius erstmals auf. In seiner Schrift Uber die palastinischen Martyrer gibt Eusebius ein anschauliches Bild dieser Zeit.

Nach Beendigung der diokletianischen Verfolgung wurde er um 313 zum Bischof von Caesarea gewahlt. Uber die folgenden Jahre ist wenig bekannt. Im arianischen Streit spielte er keine eindeutige Rolle. So verteidigte er Arius gegenuber dem Bischof Alexander von Alexandria und unterzeichnete nur unter Vorbehalt auf dem ersten Konzil von Nicaa 325 das nicaenische Symbol sowie das Anathema gegen die Arianer . Kurz zuvor durch eine Synode in Antiochia exkommuniziert , erschien Eusebius vor dem Konzil und wurde dort nach Vorlage seines Glaubensbekenntnisses von Kaiser Konstantin als rechtglaubig anerkannt.

In den folgenden Jahren blieb Eusebius wiederholt gegen seine innerkirchlichen Gegner in Syrien und Palastina siegreich. So leitete er 335 die Synode von Tyros , die Athanasios von Alexandria exkommunizierte. Nach dem Tod Konstantins lebte Eusebius nur noch kurze Zeit; er starb 339 oder 340.

Die Ausbreitung des fruhen Christentums. Gebiete mit starken christlichen Gemeinden um das Jahr 325 n. Chr. ; Zentren mit hoher Dichte in altrosa

Theologisches Profil

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend Eusebius’ Bedeutung lange Zeit auf seine historischen Werke reduziert wurde, gelangt in der neueren Patristik auch sein theologisches Profil in den Blick. Er ergreift anfangs Partei fur Arius , distanziert sich aber wahrend und nach dem Konzil von Nicaea von dessen antitrinitarischen Spitzenaussagen. Er ist damit Reprasentant einer Mittelposition, die zwar trinitarisch lehrt, aber in der Nachfolge der Theologie des Origenes in subordinatianischem Sinn. Wie Origenes ging er vom Grundgedanken der absoluten Souveranitat Gottes aus. So war fur ihn Gott der Ursprung von allem, was geschaffen ist. Christus aber war ihm von Gott gezeugt, nicht geschaffen, so dass Christus fur Eusebius aus Gott, von diesem aber zu unterschieden sei wie das Licht von seiner Quelle. [1] Damit vertrat er den Subordinatianismus .

Juden waren fur Eusebius das negative Gegenbild zu den Christen. In seinem Kommentar zu Ps 109,9  ELB bezog Eusebius die Stelle ?seine Kinder sollen Waisen werden und seine Frau eine Witwe“ auf Judas Iskariot . Da Judas laut biblischer Uberlieferung keine Kinder hatte, folgerte Eusebios, die Sohne des Judas seien die Juden. Diese trugen, wie er schrieb, ?namlich ihren Namen nicht nach Juda [dem Sohn Jakobs ], der ein heiliger Mann war, sondern nach dem Verrater Judas. In der Linie von Juda sind wir [Christen] Juden im Geiste ? in der Linie des Verraters Judas aber stehen die Juden nach dem Fleisch“. [2]

Historische Schriften

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eusebius war ein pragmatischer Denker und ein sehr belesener Gelehrter, der sich offenbar auf umfassendes Quellenmaterial stutzte. [3] Er hatte Zugang zu vielen Quellen, offentlichen Archiven , Kirchenbibliotheken und sogar Privatsammlungen (er baute beispielsweise die Bibliothek des Origenes weiter aus), die heute nicht mehr erhalten sind. Seine zahlreichen Zitate daraus sind historisch wertvoll. Daruber hinaus berichtete er Selbsterlebtes und Berichte von Augenzeugen. Diese Schilderungen sind nach heutigen Maßstaben nicht neutral, doch war Neutralitat im modernen Sinne nicht die Hauptzielsetzung antiker Autoren. Eusebius hatte dennoch die Absicht, zu schildern, wie es sich zugetragen hat, und er sichtete sein Material teilweise durchaus kritisch, wenngleich er bisweilen selektiv vorging.

Wichtig fur das Verstandnis seiner in griechischer Sprache verfassten Werke ist, dass es ihm nicht um eine Geschichte der noch im Entstehen begriffenen Kirche ging, sondern um eine Darstellung der bereits existierenden, die er in den weiteren Rahmen der Weltgeschichte einordnen wollte. Hierbei spielten auch eschatologische Erwartungen eine Rolle. Fur Eusebius bedeutet die Herrschaft Konstantins und die konstantinische Wende den Beginn einer Heils- und Friedenszeit.

Die Abfassungszeit der Chronik wie der Kirchengeschichte ist in der Forschung umstritten, doch ist sicher, dass von beiden Werken zunachst eine Fassung angefertigt wurde, die Eusebius spater uberarbeitete und bis zu ihrer Endfassung fertigstellte. [4] Beide Werke begrundeten auch den Ruhm des Eusebius bei spateren Autoren. Seine Konstantinbiographie verfasste er erst gegen Ende seines Lebens; sie scheint nicht mehr redigiert worden zu sein.

Jahrhundertelang wurde als Quelle aller synchronistischen Geschichtskenntnisse seine Chronik geschatzt, doch sind heute keine Originale erhalten. Der erste Teil der Chronik enthielt eine bis in das Jahr 325 n. Chr. reichende Sammlung von Chronologien verschiedener Volker, die in kritischer Form die Basis fur den zweiten Teil bildeten. Buch 1 ist fast vollstandig in der armenischen Version aus dem sechsten Jahrhundert n. Chr. erhalten geblieben. Josef Karst hat auf dieser Grundlage eine zuverlassige deutsche Ubersetzung angefertigt. In der Forschung wird diskutiert, wie genau die armenische Version das griechische Original wiedergibt, doch wird sie als recht zuverlassige Fassung angesehen. Der zweite Teil der Chronik (die Canones ) bietet in Tabellenform einen historischen Uberblick von der ?Schopfung“ bis 325, einschließlich einer Chronologie von Herrschaftsjahren und Olympiaden. Hieronymus ubersetzte spater nur Buch 2 in die lateinische Sprache , wobei er in seiner Ubersetzung auf die in armenischer Sprache vorliegende quellenkritische Einleitung des Eusebius verzichtete. Von Bedeutung ist, dass Eusebius, der zahlreiche Quellen heranzog, Zugriff auch auf teils heute nicht mehr erhaltene Werke hatte.

Kirchengeschichte

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In seinem Hauptwerk, der Kirchengeschichte , schilderte Eusebius in zehn Buchern die Geschichte vom Entstehen der christlichen Kirche bis 324. Dabei sind die Angaben zur Authentizitat der biblischen Schriften und die zahlreichen fruhen außerbiblischen Zeugnisse zur historischen Bestatigung des biblischen Jesus von großer Bedeutung. Er liefert vor allem in den letzten drei Buchern eine reichhaltige Dokumentation durch eigene Nachforschungen. Aufgenommen wurde allerdings nur das, was in sein Bild passte. Er achtete sorgsam auf die innere Konzeption des Werkes. Als Origenist widmete er dem umstrittenen Origenes den Großteil eines ganzen Buches (VI 2?36). Eusebius ist die Hauptquelle fur Origenes-Schriften. Er sammelte hunderte von Briefen des Origenes, manche sind allerdings fraglichen Ursprungs.

Seine Kirchengeschichte entfaltete eine betrachtliche Nachwirkung und wurde spater fortgefuhrt von Sokrates Scholastikos , Sozomenos , Theodoret von Kyros und Euagrios Scholastikos . Rufinus von Aquileia ubertrug sie frei ins Lateinische .

Vita Constantini

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Tode Konstantins widmete ihm Eusebius sein vier Bucher umfassendes Werk Das Leben Konstantins (Vita Constantini) . Es ist eine offen parteiliche Lobschrift auf den verstorbenen Kaiser, die den kunftigen Herrschern angesichts der bevorstehenden innerkirchlichen Konflikte als Vorbild und Mahnung dienen sollte. Die einst angezweifelte Echtheit der eingefugten Dokumente wird heute im Wesentlichen anerkannt, so dass das Werk trotz seines tendenziosen Charakters wichtige Informationen vermittelt.

Weitere Werke von Eusebius

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • die Lobrede auf Konstantin zu dessen 30-jahrigem Regierungsjubilaum 336
  • Uber die palastinischen Martyrer, eine Schilderung der Diokletianischen Christenverfolgung von 303 bis 311
  • die Apologie Praeparatio evangelica in 15 Buchern
  • die Apologie Demonstratio evangelica in 20 Buchern (erhalten sind nur Buch 1?10 und mehrere Fragmente aus Buch 15)
  • dogmatische und exegetische Schriften
  • Bearbeitung der Kanontafeln zu den vier Evangelien ( Eusebischer Kanon )

Ausgaben und Ubersetzungen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Brief des Eusebius von Caesarea an seine Kirche uber die Synode von Nicaea (Urk. 22). Auf: athanasius.theologie.uni-erlangen.de ; zuletzt abgerufen am 26. Juli 1023.
  2. Christian Staffa: Von der gesellschaftlichen Notwendigkeit christlicher Antisemitismuskritik. In: Doron Kiesel, Thomas Eppenstein, Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): ?Du Jude“ ? Antisemitismus-Studien und ihre padagogischen Konsequenzen (= Bundeszentrale fur Politische Bildung. Band 10608). Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn 2020, ISBN 978-3-7425-0608-5 , S. 57 f.
  3. Allgemein siehe Andrew Carriker: The library of Eusebius of Caesarea . Leiden 2003.
  4. Richard Burgess: The Dates and Editions of Eusebius’ Chronici canones and Historia ecclesiastica . In: Journal of Theological Studies. Nr. 48, 1997, S. 471?504.