Strukturformel
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Allgemeines
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Name
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Essigsaureethylester
|
Andere Namen
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- Ethylacetat (
IUPAC
)
- Ethylethanoat (system.
IUPAC
)
- Ethansaureethylester
- Essigester
- Athylacetat
- EE (
Laborjargon
)
- ETHYL ACETATE
(
INCI
)
[1]
|
Summenformel
|
C
4
H
8
O
2
|
Kurzbeschreibung
|
farblose Flussigkeit mit fruchtigem Geruch
[2]
|
Externe Identifikatoren/Datenbanken
|
|
Eigenschaften
|
Molare Masse
|
88,11 g·
mol
?1
|
Aggregatzustand
|
flussig
[2]
|
Dichte
|
0,894 g·cm
?3
(25 °C)
[3]
|
Schmelzpunkt
|
?83
°C
[2]
|
Siedepunkt
|
77 °C
[2]
|
Dampfdruck
|
- 98,4 h
Pa
(20 °C)
[2]
- 160 hPa (30 °C)
[2]
- 251 hPa (40 °C)
[2]
- 380 hPa (50 °C)
[2]
|
p
K
S
-Wert
|
29,5 (
DMSO
)
[4]
|
Loslichkeit
|
maßig in Wasser (85,3 g·
l
?1
bei 20 °C)
[2]
|
Brechungsindex
|
1,372
[5]
|
Sicherheitshinweise
|
|
MAK
|
- DFG
: 200 ml·m
?3
bzw. 750 mg·m
?3
[2]
- Schweiz: 200 ml·m
?3
bzw. 730 mg·m
?3
[7]
|
Toxikologische Daten
|
5620 mg·kg
?1
(
LD
50
,
Ratte
,
oral
)
[8]
|
Soweit moglich und gebrauchlich, werden
SI-Einheiten
verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei
Standardbedingungen
(0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex:
Na-D-Linie
, 20 °C
|
Essigsaureethylester
, auch
Ethylacetat
oder kurz
Essigester
, ist eine
chemische Verbindung
aus der Gruppe der
Carbonsaureester
. Es ist der
Ester
, der aus
Essigsaure
und
Ethanol
gebildet wird. Es handelt sich um eine farblose, fluchtige Flussigkeit mit charakteristischem Geruch. Die Verbindung ist leicht entzundlich, aber kaum giftig. Essigsaureethylester ist in der Natur weit verbreitet und kommt in vielen Fruchten vor. Er entsteht auch bei Fermentationsprozessen, z. B. von alkoholischen Getranken. Technisch wird er als Duft- und Aromastoff eingesetzt. Besonders große Mengen werden als Losungsmittel in Industrie und Forschung verwendet sowie in verschiedenen Produkten wie Farben, Beschichtungen, Klebstoffen, Kosmetika und Drucktinte. Die Produktionsmenge betragt mehrere Millionen Tonnen pro Jahr, es handelt sich also um eine industriell wichtige Verbindung.
Zum ersten Mal hergestellt wurde Essigsaureethylester wohl von
Louis-Leon de Brancas
und wurde als
Ether
bezeichnet. Diese Bezeichnung wurde damals ganz allgemein fur unpolare, entzundliche Flussigkeiten verwendet, wogegen der Begriff
Ether
heute eine bestimmte Gruppe organischer Verbindungen bezeichnet, zu der Essigsaureethylester nicht gehort. Im Jahr 1781 entdeckte
Carl Wilhelm Scheele
beim Versuch, diese Synthese zu reproduzieren, die durch
Salzsaure
oder
Schwefelsaure
katalysierte Veresterung von Alkoholen und Carbonsauren, wobei er zuerst Essigsaure und Ethanol zu Essigsaureethylester umsetzte.
[9]
Essigsaureethylester ist eine wichtige fluchtige Aromaverbindung in Zuckermelone und Berg-Papaya
Naturlich kommt Essigsaureethylester im Aroma vieler Fruchte vor. Fluchtige Aromakomponenten machen nur einen geringen Anteil am Gesamtgewicht der Fruchte beziehungsweise Pflanzen aus; in dieser Stoffgruppe ist Essigsaureethylester aber zum Teil eine der mengenmaßig wichtigsten Verbindungen. Die Mengenverhaltnisse der fluchtigen Verbindungen in verschiedenen Fruchten sind sehr unterschiedlich und hangen auch von der jeweiligen Sorte (also konkreten Genen der Pflanze), dem Reifegrad, der Umgebung der Pflanze und bei geernteten Fruchten auch von Transport- und Lagerbedingungen ab.
[10]
In einer Studie wurden die Ausdunstung fluchtiger Ester aus bestimmten Kultivaren von
Bananen
,
Melonen
und
Erdbeeren
gemessen. Bei den Melonen war hierbei Essigsaureethylester mit 84,7 % mit Abstand der wichtigste Ester. Auch bei Bananen war er mit 47,4 % die wichtigste Verbindung, gefolgt von
Essigsaurebutylester
mit 20,6 %. In Erdbeeren war Essigsaureethylester hingegen mit 1,3 % eine eher unbedeutende Aromakomponente, die wichtigste war hier
Essigsauremethylester
.
[11]
Bei Melonen hangt die Aromazusammensetzung vom Kultivar ab.
Klimakterische
Melonen enthalten viele
Acetatester
(inklusive Essigsaureethylester), wahrend nichtklimakterische Fruchte mehr
Alkohole
und
Aldehyde
enthalten. Die
Biosynthese
der Acetatester in den Melonen findet gegen Ende des Reifeprozesses statt, wobei Alkohole mittels Alkoholacetyltransferasen zu Essigsaureethylester und andere
Ethylester
verestert werden.
[12]
In einer Studie an verschiedenen Teilen von
Himbeerpflanzen
wurden die Mengen enthaltener fluchtiger Verbindungen bestimmt. Wahrend Essigsaureethylester in den meisten Pflanzenteilen nur in geringen Mengen vorkam, war er mit 11,8 % die mengenmaßig wichtigste fluchtige Verbindung in den reifen Beeren. In den schon roten aber noch nicht ganz reifen Beeren war der Gehalt mit gut 18 % sogar noch hoher.
[13]
In
Berg-Papaya
wurden in einer Studie Essigsaureethylester und Essigsaurebutylester als die beiden wichtigsten fluchtigen Aromakomponenten bestimmt, die in ahnlichen Mengen gefunden wurden.
[14]
In einer Studie zu den Aromaverbindungen verschiedener Pflanzen wurden unter anderem die Ausdunstungen fluchtiger Verbindungen von
Pfirsichen
verglichen, die sich entweder noch am Baum befanden oder schon geerntet wurden. Wahrend bei den geernteten Fruchten keine Ausdunstung von Essigsaureethylester nachgewiesen werden konnte, machte Verbindung bei den Fruchten am Baum etwa 6 % der fluchtigen Verbindungen aus.
[15]
In einer Studie an
Apfeln
wurde festgestellt, dass die Aromazusammensetzung stark von Sorte und Erntejahr abhangt. Bei der Sorte
Golden Delicious
war Essigsaureethylester in einem Jahr die wichtigste fluchtige Verbindung, wahrend in einem anderen Jahr sowohl
Propionsaureethylester
als auch Essigsaurebutylester in großeren Mengen vorkamen. Bei der der Sorte
Granny Smith
wurde in einem Jahr kaum Essigsaureethylester detektiert, wahrend in einem anderen Jahr nennenswerte Mengen gemessen wurden, die jedoch geringer waren als die von
Essigsaurepropylester
und Propionsaureethylester.
[16]
Die
Guave
ist eine weitere Frucht, in der Essigsaureethylester zwar in nennenswerten Mengen vorkommt, in der er aber gegenuber anderen Verbindungen wie
(
Z
)-3-Hexenylacetat
, sowie (
E
)-2-Hexenal und (
E
)-3-Hexenal eine untergeordnete Rolle spielt.
[17]
Unter den fluchtigen Verbindungen aus
Quittenschale
machte Essigsaureethylester uber 22 % aus und war damit die mengenmaßig zweitwichtigste Verbindung nach Propionsaureethylester.
[18]
Essigsaureethylester kommt außerdem auch in vielen Fruchtsaften als Aromakomponente vor, besonders hoch ist der Anteil in Saft aus
Granatapfel
.
[19]
[20]
Essigsaureethylester entsteht in verschiedenen Lebensmitteln bei Fermentationsprozessen, beispielsweise in
Bier
und
Sauerteig
.
[21]
[22]
Er wird neben anderen Ethylestern bei der
alkoholischen Garung
von
Wein
enzymatisch durch
Hefen
wie
Saccharomyces cerevisiae
produziert und spielt eine wichtige Rolle fur dessen Aroma. Essigsaureethylester ist dabei oft einer der mengenmaßig wichtigsten Ester, zum Teil auch der wichtigste. Er kommt aber in deutlich geringeren Mengen vor als Alkohole (insbesondere Ethanol oder
Pentanole
).
[23]
[24]
In sehr geringer Konzentration (unter 80 mg/L) verbessert Essigsaureethylester die Geschmacksqualitat des Weins, wahrend eine hohe Konzentration
Geschmacksfehler
verursachen kann.
[23]
Essigsaureethylester wurde außerdem bei
Verwesungsprozessen
unter den entstehenden fluchtigen Verbindungen nachgewiesen.
[25]
Fur die Herstellung von Essigsaureethylester sind diverse Reaktionen bekannt. Fur die
Industrie
sind insbesondere zwei Verfahren relevant:
[26]
Die durch Schwefelsaure katalysierte
Veresterung
von
Essigsaure
und
Ethanol
(
Fisher-Prozess
)
[27]
[28]
und die
Tischtschenko-Reaktion
.
[29]
Ein neueres Verfahren von untergeordneter Bedeutung ist die direkte Addition von Essigsaure an
Ethylen
.
[30]
Eines der großtechnischen Herstellungsverfahren der chemischen Industrie beruht auf der saurekatalysierten Veresterung von Essigsaure mit Ethanol. Im Allgemeinen kommt Schwefelsaure als Katalysator zum Einsatz. Die Prozesstemperatur betragt 200?250 °C.
[27]
Der Reaktionsumsatz kann durch Abtrennung des Nebenprodukts Wasser gesteigert werden.
[30]
Im Labor gelingt die Herstellung auch durch Katalyse mit
Heteropolysauren
wie
Molybdatophosphorsaure
, sowohl festphasengebunden auf Silica, als auch ungebunden.
[31]
Eine weitere Moglichkeit zur Herstellung von Essigsaureethylester bietet die Tischtschenko-Reaktion. Danach wird
Acetaldehyd
bei Temperaturen von 0?5 °C in Gegenwart von
Aluminiumtriethanolat
-Losung in einer
Ruhrkesselkaskade
umgesetzt.
[32]
[29]
Bei 95%igem
Umsatz
erreicht die
Selektivitat
von Essigsaureethylester etwa 96 % (bezogen auf Acetaldehyd). Das wesentliche
Nebenprodukt
ist
Acetaldol
, welches durch
Aldoladdition
von Acetaldehyd entsteht. Das Produktgemisch wird in einer kontinuierlichen
Destillationskolonne
aufgetrennt und der Essigsaureethylester abdestilliert.
[32]
[29]
Dieses Verfahren wird besonders in Regionen mit preisgunstiger Verfugbarkeit von Acetaldehyd (vor allem
Europa
und
Japan
) und in Landern mit wirtschaftlich unattraktiven Ethanolpreisen verwendet.
[29]
In anderen Fallen ist Acetaldehyd teurer als alternative Ausgangsprodukte, sodass dieses Verfahren unwirtschaftlich ist. Ein grundsatzlicher Nachteil ist die vergleichsweise hohe Toxizitat des Acetaldehyds.
[30]
Essigsaureethylester kann durch direkte Addition von Essigsaure an
Ethylen
gewonnen werden, wobei ein heterogener Katalysator auf der Basis von
Silicowolframsaure
(einer Heteropoylsaure) verwendet wird. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess in der Gasphase bei 170?200 °C und 8 bis 14 bar Druck. Ethylen wird gegenuber Essigsaure im deutlichen Uberschuss von mindestens 10:1 eingesetzt. Durch Vorhandensein einiger Prozent Wasser im Reaktionsgemisch konnen durch Nebenreaktionen Ethanol und
Diethylether
entstehen. Das Verfahren wurde in den 1990er-Jahren entwickelt, aber erst nach der Jahrtausendwende kommerziell eingesetzt. Produktionsstatten existieren in Großbritannien und Japan; die Produktionskapazitat betragt mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr.
[30]
Vorteile des Verfahrens gegenuber den anderen industriellen Herstellungsmethoden sind einerseits die heterogene Katalyse, durch die die Trennung von Reaktionsprodukten und Katalysator einfacher ist, und andererseits die gute
Atomokonomie
, da bei der Reaktion im Optimalfall keinerlei Nebenprodukte entstehen.
[33]
Uber einem geeigneten Oxid-Katalysator aus
Kupfer
,
Zink
,
Zirconium
und
Aluminium
bei hohen Drucken kann Essigsaureethylester direkt aus Ethanol gewonnen werden. Die Prozesstemperatur betragt etwa 200 bis 260 °C, der beste Reaktionsumsatz wird bei 8 bar erzielt, mit einer Selektivitat von 93 %. Bei der Reaktion wird Ethanol zunachst zu Acetaldehyd dehydriert, also ein Molekul Wasserstoff abgespalten. Ein Molekul Acetaldehyd bildet dann mit einem weiteren Molekul Ethanol ein
Halbacetal
, das erneut dehydratisiert wird, wodurch das Produkt Essigsaureethylester entsteht. Als Nebenreaktion findet die
Aldoladdition
von Acetaldehyd zu
Acetaldol
statt. Durch Dehydratisierung (Abspaltung eines Wassermolekuls) und verschiedene Additions- und Eliminierungsreaktionen von elementarem Wasserstoff entstehen letztendlich vor allem die Nebenprodukte
1-Butanol
und
Butanon
entstehen.
[34]
Eine mildere Reaktion ist die Umsetzung von Ethanol mit einem
Ruthenium
-Katalysator und geringen Mengen
Natriumethanolat
. Auch bei dieser Methode verlauft die Reaktion vermutlich uber Acetaldehyd und ein Halbacetal.
[28]
Fur die enzymatische Herstellung von Essigsaureethylester sind zwei Wege bekannt, einerseits durch Veresterung von Ethanol und Essigsaure mittels einer
Lipase
(z. B. von
Candida antarctica
),
[27]
[35]
andererseits durch Veresterung von Ethanol mit
Acetyl-CoA
mittels einer
Alkoholacetyltransferase
durch Hefen.
[35]
Geeignete Organismen fur letztere Methode sind z. B.
Kluyveromyces marxianus
[36]
oder
Candida utilis
.
[37]
In verschiedenen Experimenten wurden mogliche Reaktionsbedingungen getestet, um solche zu finden, die zu einer hohen Produktion von Essigsaureethylester fuhren. Eine geringe verfugbare Menge an Eisen- und Kupfer-Ionen hemmt wichtige Enzyme des Citrat-Zyklus, wodurch mehr Acetyl-CoA fur die Biosynthese von Essigsaureethylester vorhanden ist. Eine geringe Sauerstoffzufuhr oder Zusatz von Cyanid fuhren jedoch beispielsweise zu einer erhohten Produktion von Ethanol auf Kosten der Produktion von Essigsaureethylester.
[38]
Durch heterologe Expression einer Alkoholacetyltransferase kann auch durch
Escherichia coli
Essigsaureethylester produziert werden.
[39]
Essigsaureethylester liegt unter
Normalbedingungen
als farblose, niedrigviskose und entzundbare Flussigkeit vor. Der Schmelzpunkt liegt bei ?83 °C,
[2]
wobei eine
Schmelzenthalpie
von 10,48 kJ·mol
?1
realisiert wird.
[40]
Bei
Normaldruck
siedet die Verbindung bei 77 °C.
[2]
Die
Verdampfungsenthalpie
betragt am Siedepunkt 31,94 kJ·mol
?1
.
[41]
Die
Dampfdruckfunktion
ergibt sich nach
Antoine
entsprechend
dabei ist
P
der Dampfdruck in
Bar
,
T
die
absolute Temperatur
in
Kelvin
und die Parameter sind
A
= 4,22809,
B
= 1245,702 und
C
= ?55.189. Die Funktion gilt im Temperaturbereich von 289 K (16 °C) bis 349 K (76 °C).
[42]
Zusammenstellung der wichtigsten thermodynamischen Eigenschaften
Eigenschaft
|
Typ
|
Wert
|
Bemerkungen
|
Standardbildungsenthalpie
|
Δ
f
H
0
liquid
Δ
f
H
0
gas
|
?480,57 kJ·mol
?1
[43]
?445,43 kJ·mol
?1
[43]
|
als Flussigkeit
als Gas
|
Standardentropie
|
S
0
liquid
S
0
gas
|
259,4 J·mol
?1
·K
?1
[44]
362,75 J·mol
?1
·K
?1
[45]
|
als Flussigkeit
als Gas
|
Verbrennungsenthalpie
|
Δ
c
H
0
liquid
|
?2235,4 kJ·mol
?1
[46]
|
|
Warmekapazitat
|
c
p
|
168,94 J·mol
?1
·K
?1
(25 °C)
[3]
1,92 J·g
?1
·K
?1
(25 °C)
[3]
113,64 J·mol
?1
·K
?1
(25 °C)
[45]
1,29 J·g
?1
·K
?1
(25 °C)
[45]
|
als Flussigkeit
als Gas
|
Kritische Temperatur
|
T
c
|
523,2 K
[41]
|
|
Kritischer Druck
|
p
c
|
38,82 bar
[47]
|
|
Kritische Dichte
|
ρ
c
|
3,497 mol·l
?1
[48]
|
|
Azentrischer Faktor
|
ω
c
|
0,36641
[49]
|
|
In 100 ml Wasser losen sich ca. 8 ml Essigsaureethylester bei 20 °C. Die Verbindung bildet mit Wasser und vielen organischen Losungsmitteln azeotrope Gemische, bei denen beide Bestandteile des Gemisches in einer bestimmten Zusammensetzung einen gemeinsamen Siedepunkt aufweisen, sodass sie nicht durch Destillation getrennt werden konnen. Das
Azeotrop
mit Wasser enthalt bei Normaldruck 8,43 % Wasser und siedet bei 70,38 °C.
[50]
Die Azeotropzusammensetzung und der Azeotropsiedepunkt sind druckabhangig. Mit sinkendem Druck sinkt der Wassergehalt im azeotropen Gemisch sowie dessen Siedepunkt.
[50]
Die azeotropen Zusammensetzungen und Siedepunkte mit weiteren organischen
Losungsmitteln
finden sich in der folgenden Tabelle. Keine Azeotrope werden mit
Toluol
,
Benzol
,
n
-Propanol
,
n
-Butanol
,
iso
-Butanol
,
sec
-Butanol
,
Aceton
,
1,4-Dioxan
,
Methylacetat
und
Isopropylacetat
gebildet.
[51]
Essigsaureethylester bildet leicht entzundliche Dampf-Luft-Gemische. Die Verbindung hat einen
Flammpunkt
bei ?4 °C. Der
Explosionsbereich
liegt zwischen 2 Vol.?% (73 g/m
3
) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 12,8 Vol.?% (470 g/m
3
) als obere Explosionsgrenze (OEG).
[52]
Eine Korrelation der Explosionsgrenzen mit der Dampfdruckfunktion ergibt einen
unteren Explosionspunkt
von ?6 °C
[2]
sowie einen
oberen Explosionspunkt
von 25 °C. Die Explosionsgrenzen sind druckabhangig. Eine Erniedrigung des Druckes fuhrt zu einer Verkleinerung des Explosionsbereiches. Die untere Explosionsgrenze andert sich oberhalb von 100 mbar nur wenig und steigt erst bei Drucken kleiner als 100 mbar an. Die obere Explosionsgrenze verringert sich mit sinkendem Druck entsprechend.
[53]
Die
Sauerstoffgrenzkonzentration
liegt bei 20 °C bei 9,8 Vol.?%,
[52]
bei 100 °C bei 9,4 Vol%.
[54]
Der maximale
Explosionsdruck
betragt 9,5 bar.
[52]
Der maximale Explosionsdruck verringert sich mit sinkenden Ausgangsdruck.
[53]
Die
Grenzspaltweite
wurde mit 0,95 mm (50 °C) bestimmt.
[52]
Es resultiert damit eine Zuordnung in die
Explosionsgruppe
IIA.
[52]
Mit einer
Mindestzundenergie
von 0,46 mJ sind Dampf-Luft-Gemische extrem zundfahig.
[55]
Die
Zundtemperatur
betragt 470 °C.
[52]
Der Stoff fallt somit in die
Temperaturklasse
T1. Die Zundtemperatur sinkt mit steigendem Druck wesentlich ab.
[56]
Die elektrische Leitfahigkeit liegt mit
< 1·10
?7
S·m
?1
im mittleren Bereich fur flussige Stoffe.
[55]
Entsprechend den
Gefahrgutvorschriften
ist Essigsaureethylester der Klasse 3 (Entzundbare flussige Stoffe) mit der Verpackungsgruppe II (mittlere Gefahrlichkeit) zugeordnet (Gefahrzettel: 3).
[2]
Essigsaureethylester kann uber
Atmung
und
Haut
aufgenommen werden.
[57]
Im menschlichen Korper wird er schnell durch
Esterasen
in Essigsaure und Ethanol abgebaut.
[57]
[58]
Die akute Toxizitat ist gering, an Ratten wurde ein oraler
LD
50
-Wert
von uber 5 g pro kg Korpergewicht ermittelt,
[8]
die Verbindung kann jedoch Augen, Schleimhaute und Atemwege reizen.
[58]
[59]
In hohen Konzentrationen kann sie zu Schlafrigkeit und
Benommenheit
uber Ohnmacht bis hin zu Tod durch
Erstickung
fuhren.
[57]
[58]
Bei langerer Exposition gegenuber einer Atmosphare mit 400 ppm Essigsaureethylester wurde allerdings nur eine starke Geruchsbelastigung festgestellt und keine neurologischen oder motorischen Einschrankungen.
[59]
Chronische Exposition kann zu Organschaden an
Lunge
,
Herz
,
Leber
und
Nieren
fuhren.
[58]
Essigsaureethylester wird industriell im großen Maßstab gewonnen.
[60]
So betrug die weltweit verwendete Menge schatzungsweise 1 Mio. Tonnen im Jahr 1998
[59]
sowie 2,5 Mio. Tonnen im Jahr 2008
[28]
und 4,8 Mio. Tonnen im Jahr 2022.
[61]
Es handelt sich um eines der wichtigsten Losungsmittel fur Farb- und Klebstoffzubereitungen sowie in der Druckindustrie.
[62]
[63]
Essigsaureethylester ist außerdem ein wichtiges Losungsmittel in Industrieprozessen, zum Beispiel zum Aufbringen von Uberzugsmitteln auf
Tabletten
[64]
oder fur die
Entkoffeinierung
von
Kaffee
.
[65]
Essigsaureethylester wird außerdem oft als Losungsmittel fur Extraktionen und chromatografische Analysen verwendet. In der organischen Synthese eignet er sich als Reaktionsmedium fur einige Reaktionen, wie Oxidationen, katalytische Hydrierungen und
Ozonolysen
.
[66]
Gemaß Marktanalysen fur die Jahre 2019 und 2022 entfiel in diesen Jahren jeweils uber 50 % der Produktionsmenge auf den Bereich Farben und Beschichtungen. Die beiden anderen mengenmaßig relevanten Bereiche waren jeweils die Verwendung in Druckertinte und als Prozesslosungsmittel.
[61]
[67]
Essigsaureethylester findet vielfaltige Anwendung in der
Kosmetik
, so wird er in der Großenordnung 100 bis 1000 Tonnen als
Duftstoff
fur Kosmetika eingesetzt.
[68]
In Nagelpolituren dient er oft als Losungsmittel fur
Nitrocellulose
.
[69]
Zudem findet er Verwendung in
Nagellackentfernern
und hat dort
Aceton
als Losemittel weitestgehend ersetzt.
[57]
[70]
[71]
Kosmetische Zubereitungen mit mindestens 5 % Essigsaureethylester wirken
antimikrobiell
, sodass bei diesen eine separate Kontrolle auf Mikroorganismen in der Regel nicht notig ist.
[69]
Essigsaureethylester wird als naturlicher Aromastoff fur Frucht- und Brandynoten verwendet.
[72]
In der
EU
ist Essigsaureethylester unter der
FL-Nummer
09.001 als Aromastoff fur Lebensmittel allgemein zugelassen.
[73]
Die Verwendung im Bereich Lebensmittel spielt jedoch laut einer Marktanalyse fur das Jahr 2019 eine mengenmaßig untergeordnete Rolle.
[67]
In der Entomologie werden Insekten oft mit Essigsaureethylester getotet, um sie anschließend zu praparieren. Die Verbindung zerstort allerdings die
DNA
der Insekten, sodass es ungeeignet ist, wenn anschließend eine
DNA-Sequenzierung
vorgenommen werden soll.
[74]
[75]
Als
Elektrolyt
in
Lithium-Ionen-Batterien
wird ublicherweise
Ethylencarbonat
verwendet; die Verwendung von Essigsaureethylester, insbesondere bei tiefen Temperaturen, wird aber erforscht.
[76]
[77]
Ein Nachweis, auch quantitativ, ist mittels
NMR
moglich.
[71]
- ↑
Eintrag zu
ETHYL ACETATE
in der
CosIng-Datenbank
der EU-Kommission, abgerufen am 28. Dezember 2020.
- ↑
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
Eintrag zu
Ethylacetat
in der
GESTIS-Stoffdatenbank
des
IFA
, abgerufen am 21. Februar 2018.
(JavaScript erforderlich)
- ↑
a
b
c
M. Pintos, R. Bravo, M. C. Baluja, M. I. Paz Andrade, G. Roux-Desgranges, J.-P. E. Grolier:
Thermodynamics of alkanoate + alkane binary mixtures. Concentration dependence of excess heat capacities and volumes
.
In:
Canadian Journal of Chemistry
. 66, 1988, S. 1179?1186,
doi
:
10.1139/v88-193
.
- ↑
Xian Man Zhang, Frederick G. Bordwell, Michael Van Der Puy, Herbert E. Fried:
Equilibrium acidities and homolytic bond dissociation energies of the acidic carbon-hydrogen bonds in N-substituted trimethylammonium and pyridinium cations
. In:
Journal of Organic Chemistry
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Band
58
,
Nr.
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, 1993,
S.
3060?3066
,
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.
- ↑
CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification
.
3. Auflage. 1984,
ISBN 0-8493-0303-6
.
- ↑
Eintrag zu
Ethyl acetate
im
Classification and Labelling Inventory
der
Europaischen Chemikalienagentur
(ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw.
Inverkehrbringer
konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung
erweitern
.
- ↑
Schweizerische Unfallversicherungsanstalt
(Suva):
Grenzwerte ? Aktuelle MAK- und BAT-Werte
(Suche nach
141-78-6
bzw.
Ethylacetat
), abgerufen am 14. September 2019.
- ↑
a
b
Eintrag zu
Ethylacetat
. In:
Rompp Online
.
Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. September 2014.
- ↑
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. In:
Carl Wilhelm Scheele and Torbern Bergman
. Springer International Publishing, Cham 2020,
ISBN 978-3-03049193-2
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- ↑
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(freier Volltext).
- ↑
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10.3136/nskkk1962.39.183
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10.1002/anie.201900266
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