Ernst Gunther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg

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Ernst Gunther von Schleswig-Holstein, Sammlung Alexander Duncker (1905)
Schloss Dolzig , Geburtsort von Ernst Gunther von Schleswig-Holstein, Sammlung Alexander Duncker
Schloss Primkenau um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Elisabeth Vilma Lwoff-Parlaghy : Portrat Ernst Gunther im Kostum

Herzog Ernst Gunther von Schleswig-Holstein (* 11. August 1863 in Dolzig , Kreis Sorau ; † 22. Februar 1921 in Primkenau ) war ein Mitglied des Furstenhauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Schwager des letzten Deutschen Kaisers Wilhelm II.

Ernst Gunther war der dritte Sohn des Herzogs Friedrich VIII. zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1829?1880) und dessen Ehefrau Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg (1835?1900), der Tochter des Fursten Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg (1794?1860) und dessen Gattin Feodora zu Leiningen (1807?1872). Ernst Gunthers Schwester war die Kaiserin Auguste Victoria (1858?1921).

Von seinem Vater erbte der den Titel des (Titular)-Herzogs von Schleswig-Holstein; er war nun das Haupt dieses Familienzweiges. Nach dem Tode seines Vaters wurde von Kaiser und Konig Wilhelm angeordnet, dass ihm im Verkehr mit Behorden die Anrede ? Hoheit “ beizulegen sei. [1] Er war seit 1884 Mitglied des Corps Borussia Bonn . [2]

Im Sommer 1890 wurde der Herzog in den Generalstab kommandiert und 1891 zum Hauptmann befordert. 1895 folgte die Beforderung zum Major . [3]

Von sich reden machte der Herzog durch sein ausschweifendes, fur die damalige Zeit skandaltrachtiges Sexualleben, zu dem auch Bordellbesuche zahlten und das ihm bei Hof den Spitznamen ?Herzog Rammler“ eintrug. [4] [5] Allerdings sind die Berichte mit Rucksicht auf die eher prude Moral des Kaiserhofes mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. In der Forschung wird die Vermutung geaußert, dass Ernst Gunther die Schmahbriefe der Kotze-Affare verfasst habe. [6]

1893 machte Ernst Gunther zum Entsetzen des Kaiserpaares in Paris der verwitweten Herzogin Maria Letizia von Aosta , einer geborenen Prinzessin Bonaparte einen Heiratsantrag, den der deutsche Botschafter Graf Munster noch vereiteln konnte. Ein Jahr spater spielte er mit dem Gedanken, die Prinzessin Helene von Orleans zu heiraten, was abermals auf den Widerstand des Kaiserpaares traf. [7] 1896 sorgte eine Affare zwischen Ernst Gunther und der Freiin Johanna von Spitzemberg , der Tochter der Salonniere Hildegard von Spitzemberg, am Kaiserhof fur Aufregung. Die geplante Heirat der beiden, die nach den dynastischen Konventionen als unstandesgemaß galt, scheiterte am kategorischen Einspruch des Kaiserpaares. [8]

Nach seinem Tode 1921 folgte ihm sein Cousin Albert von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1869?1931) als Oberhaupt und (Titular)-Herzog von Schleswig-Holstein. Da Herzog Albert unverheiratet starb, erlosch mit ihm die Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg im Mannesstamm . Sein Nachfolger als Chef des Hauses Schleswig-Holstein wurde Herzog Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glucksburg (1855?1934).

Am 2. August 1898 heiratete Ernst Gunther in Coburg Prinzessin Dorothea von Sachsen-Coburg und Gotha (1881?1967), einzige Tochter von Prinz Philipp (1844?1921) und Prinzessin Louise von Belgien (1858?1924) sowie Enkelin des belgischen Konigs Leopold II. Dorothea und Ernst Gunther hatten keine Kinder. Im Jahre 1920 adoptierten sie Prinzessin Marie Luise (1908?1969) und Prinz Johann Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glucksburg (1911?1941), Sohn und Tochter von Prinz Albrecht von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glucksburg und Grafin Ortrud von Isenburg und Budingen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Christian II. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1765?1814)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1798?1869)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Louise Auguste von Danemark (1771?1843)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1829?1880)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian Conrad Sophus Danneskiold-Samsøe (1774?1823)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Louise Sophie Danneskiold-Samsøe (1796?1867)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johanne Henriette Valentine Kaas (1776?1843)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ernst Gunther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1863?1921)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl Ludwig zu Hohenlohe-Langenburg (1762?1825)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ernst I. zu Hohenlohe-Langenburg (1794?1860)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Amalie Henriette zu Solms-Baruth (1768?1847)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg (1835?1900)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Emich Carl zu Leiningen (1763?1814)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Feodora zu Leiningen (1807?1872)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786?1861)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Veroffentlichung

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  • Reform-Vorschlage im Reiche und in Preussen. Eingereicht der Staatsregierung im Jahre 1917. Hellmann, Glogau/Leipzig 1919.
  • Olivier Defrance, Joseph van Loon: La fortune de Dora. Une petite-fille de Leopold II chez les nazis. Racine, Brussel 2013.
  • Mikkel Venborg Pedersen: Die Herzoge von Augustenburg . Hrsg. Carsten Porskrog Rasmussen in: Die Fursten des Landes. Herzoge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg . Im Auftrag der Gesellschaft fur Schleswig-Holsteinische Geschichte , Wachholtz Verlag, Neumunster 2008, S. 310?341. ISBN 9783529026065 .
  • Elizza Erbstoßer: Auguste Victoria. Die letzte deutsche Kaiserin. Sutton, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-249-0 .
  • John C. G. Rohl : Wilhelm II. Der Aufbau der Personlichen Monarchie 1888?1900. Band 2, C. H. Beck , Munchen 2001.
  • Friedrich Karl Devens : Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827?1902 . Dusseldorf 1902, S. 211.

Einzelnachweise

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  1. Bekanntmachung Nr. 1011 der ?Allerhochsten Ordre“ vom 14. Juni 1880, Amtsblatt der Regierung in Schleswig, S. 212.
  2. Kosener Korpslisten 1910, 19 , 587.
  3. John C. G. Rohl : Wilhelm II. Der Aufbau der Personlichen Monarchie, 1888?1900. 2001, ISBN 3-406-48229-5 , S. 728
  4. Kapitel 4: Der ≪Herzog Rammler≫ Ernst Gunther von Schleswig-Holstein. In: John C. G. Rohl : Band 2: Wilhelm II. Der Aufbau der Personlichen Monarchie 1888?1900. C. H. Beck, 2001, ISBN 978-3-406-48229-8 .
  5. Gruppensex im Grunewald , Die Zeit online, von Christian Staas, 18. August 2010.
  6. John Rohl: Die Kotze-Affare. In: Wilhelm II. Der Aufbau der personlichen Monarchie. Munchen 2001, S. 751?753.
  7. John C. G. Rohl : Wilhelm II. Der Aufbau der Personlichen Monarchie, 1888?1900. 2001, ISBN 3-406-48229-5 , S. 731 ff.
  8. John Rohl : Kaiser Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik. Munchen 1988. S. 106.
  9. Hof- und Staatshandbuch des Konigreichs Wurttemberg. 1907, S. 30.