Die
Elephantine-Papyri
sind eine Reihe verschiedener
Papyri
, die auf der agyptischen
Nilinsel
Elephantine
in der Nahe von
Assuan
gefunden wurden. Die dort ansassige Militarkolonie beherbergte Soldner verschiedener Herkunft, darunter griechische, phonizische und syrische Gruppen. Das Wustenklima begunstigte den Erhalt von
Papyrus
, daher finden sich aus einer Zeitspanne von rund 1000 Jahren entsprechende Dokumente in
Demotisch
,
Altgriechisch
,
Aramaisch
,
Latein
und
Koptisch
.
In Elephantine gab es schon vor dem Jahr 525 v. Chr. eine
judische
Kolonie, die einen eigenen
JHWH
-Tempel mit
Opferkult
hatte.
Otto Rubensohn
fand bei seinen Ausgrabungen das Archiv der judischen Gemeinde.
[1]
Hugo Ibscher
war mit der Auswicklung und Konservierung der noch versiegelten Urkunden beauftragt. Die erhaltenen
reichsaramaischen
Dokumente dieser Kolonie sind in der Zeit von 495?399 v. Chr. verfasst und geben wichtige Informationen uber die
Diasporajuden
im 5. vorchristlichen Jahrhundert im
Perserreich
, aber auch Einblick in die Verwaltung des
Achamenidenreichs
. Es handelt sich teilweise um private Schriftstucke wie Kreditvertrage und Heiratsurkunden, aber auch um offizielle Korrespondenz mit der persischen Verwaltung in
Susa
, mit den
Satrapen
in verschiedenen achamenidischen Provinzen und mit den Priestern am
Jerusalemer Tempel
. Es wurden in Elephantine jedoch keinerlei Teile des
Tanach
gefunden.
Hintergrund der Papyri war die Zerstorung des JHWH-Tempels in Elephantine. Die Schuldigen, darunter der Kommandeur der Militarkolonie, wurden gefunden und mit dem Tod bestraft. Trotzdem bekam die Gemeinde zunachst keine Genehmigung, den Tempel wieder aufzubauen und den Opferkult wieder aufzunehmen. Jedoniah und seine Mitpriester in Elephantine schrieben darum Briefe an Arsames, den Statthalter Agyptens, Bagohi (Bagoas), den
Statthalter von Jahud
(Judaa) in Jerusalem, an Jehohanan, den Oberpriester in Jerusalem und an Delajah und Schelemjah, die Sohne
Sanaballats
, des Statthalters von
Samarien
. Die Dokumente zeigen in Sprache und Stil viele Gemeinsamkeiten mit den biblischen Buchern
Esra
und
Nehemia
, einige Personen werden auch in diesen Buchern erwahnt. Der Gottesname wird statt
????
in diesen Dokumenten durchgehend als
???
wiedergegeben, wobei es sich wohl nicht um eine andere Sprechweise, sondern um eine abweichende
Orthographie
handelt, bei der der letzte Buchstabe bei kurzem
Endvokal
als
mater lectionis
wegfallt.
[2]
Bei einer Grabung im Jahr 1906 fand
Otto Rubensohn
an zwei Stellen Topfe von griechischen Schriften sowie eine Anzahl
Ostraka
in verschiedenen Sprachen aus ptolemaischer Zeit. Zu den Dokumenten des ersten Funds gehoren Dokumente wie Ehevertrag, Testament und Abrechnungen einer Erbschaft. Zum zweiten Fund gehoren griechische und demotische Schriften im Zusammenhang mit dem
Tempel von Edfu
, der unter
Ptolemaios III.
gebaut wurde. Die Schriftstucke gehorten einem Priester namens Estphenis, der wohl Oberpriester an diesem Tempel war.
- Bezalel Porten, Yarden Ada:
Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt.
4 Bande. 1. Band:
Letters
, 2. Band:
Contracts
, 3. Band:
Literature, Accounts, Lists
, 4. Band:
Ostraca & Assorted Inscriptions.
Jerusalem 1986?1999.
ISBN 978-965-222075-2
.
- Otto Rubensohn
:
Elephantine-Papyri
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Delephantinepapyr00rube~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn4~doppelseitig%3D~LT%3DElephantine-Papyri~PUR%3D
, bearbeitet von O. Rubensohn, mit Beitragen von W. Schubart und W. Spiegelberg. Mit 3 Lichtdrucktafeln, Weidmannsche Buchhandlung 1907, unveranderter Neudruck von Cisalpino-Golicarda, Mailand o. J. in: Agyptische Urkunden aus den Kgl. Museen in Berlin. Griechische Urkunden. Herausgegeben von der Generalverwaltung. Sonderheft.
- Eduard Sachau
:
Drei aramaische Papyrusurkunden aus Elephantine.
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dabhandlungender07berlgoog~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn239~doppelseitig%3D~LT%3DDrei%20aram%C3%A4ische%20Papyrusurkunden%20aus%20Elephantine.~PUR%3D
In:
Philosophische und historische Abhandlungen der Koniglich preussischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahre 1907.
Verlag der Koniglichen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1907.
- Eduard Sachau, Generalverwaltung der Koniglichen Museen zu Berlin:
Aramaische Papyrus und Ostraka aus einer judischen Militar-Kolonie zu Elephantine
. Altorientalische Sprachdenkmaler des 5. Jahrhunderts v. Chr., bearbeitet von Eduard Sachau, Tafeln, Hinrichs’sche Buchhandlung 1911. Dieses Werk enthalt nur fotomechanische Abbildungen der Berliner Papyri aus Elephantine.
- Arthur Ungnad
:
Aramaische Papyrus aus Elephantine.
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Daramischepapyr00ungnuoft~MDZ%3D%0A~SZ%3Di~doppelseitig%3D~LT%3DAram%C3%A4ische%20Papyrus%20aus%20Elephantine.~PUR%3D
Kleine Ausgabe unter Zugrundelegung von Eduard Sachau’s Erstausgabe, bearbeitet von Arthur Ungnad, Hinrichs, Leipzig 1911.
- Willy Staerk
:
Judisch-Aramaische Papyri aus Elephantine
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Djdischaramis00stae~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn4~doppelseitig%3D~LT%3DJ%C3%BCdisch-Aram%C3%A4ische%20Papyri%20aus%20Elephantine~PUR%3D
, sprachlich und sachlich erklart. 2. verbesserte Auflage, Bonn 1912. (Textausgabe mit punktiertem Text und Anmerkungen.)
- Eduard Meyer
:
Der Papyrusfund von Elephantine
http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dderpapyrusfundvo00meyeuoft~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn4~doppelseitig%3D~LT%3DDer%20Papyrusfund%20von%20Elephantine~PUR%3D
, Dokumente einer judischen Gemeinde aus der Perserzeit und das alteste erhaltene Buch der Weltliteratur, 2. Auflage, Hinrichs, Leipzig 1912.
Tagesspiegel:
Das Elephantine-Gedachtnis
- ↑
Dazu der Fundbericht von Otto Rubensohn in: Sachau, Drei aramaische Papyrusurkunden S. 45?46.
- ↑
A. Ungnad:
Aramaische Papyrus aus Elephantine.
S. III-IV, (
online
).