Die
Europaische Kommission
(abgekurzt
EK
, im offiziellen Schriftverkehr haufig
KOM
), kurz
EU-Kommission
, ist ein
supranationales
Organ
der
Europaischen Union
(EU). Im
politischen System der EU
nimmt sie vor allem Aufgaben der
Exekutive
wahr und entspricht damit der
Regierung
in
staatlichen
Systemen. Sie hat jedoch noch weitere Funktionen: So uberwacht sie als ?Huterin der Vertrage“ etwa die Einhaltung des
Europarechts
durch die
EU-Mitgliedstaaten
und kann gegebenenfalls Klage gegen einen EU-Staat beim
Europaischen Gerichtshof
erheben. Zudem hat sie, bis auf einige in den EU-Vertragen genannte Falle, das alleinige
Initiativrecht
im
EU-Gesetzgebungsverfahren
.
Die Mitglieder der Kommission der Europaischen Union, die
EU-Kommissare
, werden von den Regierungen der EU-Staaten nominiert und vom
Europaischen Parlament
gewahlt. Sie sollen in ihren Entscheidungen unabhangig sein und nur die gemeinsamen Interessen der Union, nicht die ihrer jeweiligen EU-Herkunftsstaaten vertreten. Ihre Amtszeit entspricht der funfjahrigen Legislaturperiode des Europaischen Parlaments, dem sie gemaß
Art. 17
, Abs. 8
EU-Vertrag
gegenuber verantwortlich sind und das sie jederzeit abwahlen kann.
Die Kommission wird von der
Prasidentin der Europaischen Kommission
, derzeit
Ursula von der Leyen
, geleitet, die unter anderem die Ressortverteilung festlegt und auch einzelne Kommissare entlassen kann. Sitz der Kommission ist
Brussel
; einige Dienststellen befinden sich in
Luxemburg
.
Als Organ ist die Kommission in
Art. 17
EU-Vertrag
sowie
Art. 244
ff.
AEU-Vertrag
verankert. Sie ubernimmt im Wesentlichen Funktionen der
Exekutive
und ist insofern mit der
Regierung
eines
Nationalstaats
vergleichbar. So sorgt sie mithilfe ihres Beamtenapparats fur die korrekte Ausfuhrung der europaischen Rechtsakte (also
Richtlinien
,
Verordnungen
,
Beschlusse
), setzt den
EU-Haushalt
um und fuhrt die beschlossenen
Forderprogramme
durch.
Allerdings nimmt die Kommission auch noch weitere Aufgaben wahr: Insbesondere besitzt sie im Bereich der
Legislative
der EU das alleinige
Initiativrecht
, das heißt, nur sie kann den formalen Vorschlag zu einem EU-Rechtsakt machen und diesen dem
Rat der Europaischen Union
und dem
Europaischen Parlament
unterbreiten. Rat und Parlament konnen die Vorschlage der Kommission zwar abandern und erweitern, sie konnen aber nicht von sich aus ein
Rechtsetzungsverfahren
einleiten. Auch wenn das Verfahren bereits lauft, hat die Kommission noch einen gewissen Einfluss auf seine Entwicklung: So kann sie zu den von Rat und Parlament beschlossenen Anderungen positiv oder negativ Stellung nehmen, wodurch sich jeweils die zur Verabschiedung erforderlichen Mehrheiten in diesen beiden Institutionen verandern. Die Europaische Kommission kann nach Art. 293 Abs. 2 AEUV ihren Vorschlag jederzeit im Verlauf der Verfahren zur Annahme eines Rechtsakts der Union andern oder zurucknehmen, solange kein Beschluss des Rates ergangen ist. Die Kommission kann ihren Rechtsetzungsvorschlag etwa zurucknehmen, wenn eine von Parlament und Rat beabsichtigte Anderung den Vorschlag in einer Weise verfalscht, die der Verwirklichung der mit ihm verfolgten Ziele entgegensteht.
[2]
Eine besondere Funktion hat die Kommission bei dem Erlass von
Durchfuhrungsbestimmungen
zu den EU-Rechtsakten. Diese sind nach
Art. 291
AEU-Vertrag
im Normalfall Aufgabe der Mitgliedstaaten; aufgrund der hohen Komplexitat vieler Regelungen sind diese dabei jedoch auf das Fachwissen der Kommission angewiesen. Daher hat sich das
Komitologie
-Verfahren etabliert, in dem Vertreter der nationalen Regierungen unter Beteiligung von Kommissionsbeamten die notigen Durchfuhrungsmaßnahmen beschließen.
Ferner kommt der Kommission eine besondere Rolle als ?Huterin der Vertrage“ zu: Sie achtet darauf, dass die Mitgliedstaaten die
europarechtlichen
Verpflichtungen, die sie mit dem EU-Vertrag und dem AEU-Vertrag eingegangen sind, auch einhalten. So uberpruft sie beispielsweise im Rahmen der Beihilfekontrolle, ob
Subventionen
der Mitgliedstaaten gegen die Regelungen zum
Europaischen Binnenmarkt
verstoßen; die Mitgliedstaaten mussen sich solche Subventionen daher von der Europaischen Kommission genehmigen lassen. Bei Rechtsverstoßen der Mitgliedstaaten kann die Kommission ein
Vertragsverletzungsverfahren
vor dem
Europaischen Gerichtshof
einleiten.
Vor allem in den Bereichen Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit agiert die Kommission auch als Vertreterin der EU auf internationaler Ebene. So reprasentiert sie die EU-Mitgliedstaaten beispielsweise in der
Welthandelsorganisation
und handelt die dort geschlossenen Ubereinkommen selbststandig aus.
Die Europaische Kommission besteht aktuell aus 27 Mitgliedern, die umgangssprachlich als Kommissare bezeichnet werden. Die Gruppe der 27 Mitglieder wird in Abgrenzung zur Gesamtbehorde auch als Kollegium der Kommissions-Mitglieder
(College of the members of the Commission)
[3]
bezeichnet. Seit der
EU-Erweiterung 2004
entsendet jeder der Mitgliedstaaten einen Staatsangehorigen als Kommissionsmitglied. Eines der Kommissionsmitglieder nimmt als
Prasident der Europaischen Kommission
eine Leitungs- und Sprecherfunktion ein, ansonsten ist jedem Kommissar ein bestimmtes politisches
Ressort
zugeordnet. Der Kommissionsprasident besitzt eine
Richtlinienkompetenz
in der Kommission, er ernennt die
Vizeprasidenten
und kann auch selbstandig einzelne Kommissare entlassen (
Art. 17
Abs. 6 EU-Vertrag).
[4]
Entschlusse werden aber grundsatzlich nach dem
Kollegialprinzip
gefasst, bei dem alle Mitglieder der Kommission gleichberechtigt sind. Die Kommissionsmitglieder durfen wahrend ihrer Amtszeit keiner anderen Berufstatigkeit nachgehen, die Regierungen mussen ihre Unabhangigkeit beachten und durfen nicht versuchen, sie zu beeinflussen (
Art. 245
AEUV). Einer der Kommissare ist als
Hoher Vertreter der EU fur Außen- und Sicherheitspolitik
zugleich Vizeprasident der Kommission und Vorsitzender im
Rat fur Auswartige Angelegenheiten
, er nimmt damit eine Doppelfunktion zwischen Kommission und
Rat der EU
ein.
Nach dem
Vertrag von Nizza
hatte seit der
Europawahl 2009
die Zahl der EU-Kommissare kleiner als die der Mitgliedstaaten sein mussen. Und auch der seit dem 1. Dezember 2009 gultige
Vertrag von Lissabon
sieht eigentlich vor, dass seit 2014 nur noch zwei Drittel der Mitgliedstaaten einen Kommissar stellen konnen (
Art. 17
Abs. 5 EU-Vertrag). Allerdings kann der Europaische Rat durch
Beschluss
auch eine andere Zusammensetzung der Kommission festlegen. Im Ratifikationsverfahren stieß die vorgesehene Verkleinerung vor allem in einigen kleineren Landern auf Kritik und galt als einer der Grunde, weshalb das
erste Referendum
, das in
Irland
uber den Vertrag abgehalten wurde, scheiterte. Daher sicherte der Europaische Rat Irland im Dezember 2008 zu, dass bei Inkrafttreten des Vertrags von einer Verkleinerung der Kommission abgesehen werde.
[5]
Ein entsprechender Beschluss wurde in der Folge vom Europaischen Rat am 22. Mai 2013 gefasst, sodass jeder Mitgliedstaat weiterhin einen Kommissar stellen kann.
[6]
[7]
Die Kommission wird grundsatzlich alle funf Jahre nach der
Europawahl
neu besetzt (
Art. 17
EU-Vertrag). Dabei nominiert zunachst der
Europaische Rat
mit
qualifizierter Mehrheit
den Kommissionsprasidenten, wobei er laut des
EU-Vertrags
das Wahlergebnis berucksichtigen muss. Anschließend benotigt der Kommissionsprasident ein erstes Zustimmungsvotum des
Europaischen Parlaments
. Scheitert er dabei, muss der Europaische Rat einen neuen Kandidaten vorschlagen.
Bei der
Europawahl 2014
wurde erstmals zwischen den
Europaparteien
informell das ?Spitzenkandidaten“-Prinzip vereinbart, welches besagt, dass der Europaische Rat dabei nur denjenigen Kandidaten nominieren darf, dessen Partei bei der Europawahl das beste Ergebnis erzielt hat. Dementsprechend wurde
Jean-Claude Juncker
von der
Europaischen Volkspartei
zum Prasidenten gewahlt. Nach der
Europawahl 2019
wurde dieses Prinzip jedoch mit der Wahl von
Ursula von der Leyen
, die vorher nicht als Spitzenkandidatin angetreten war, vorerst wieder aufgegeben. Sie erklarte daraufhin, das Verfahren gemeinsam reformieren zu wollen.
Hat der Prasidentschaftskandidat die erforderliche Mehrheit im Parlament erreicht, schlagen ihm die Regierungen der Mitgliedstaaten jeweils einen Kommissar aus ihrem Staat vor. Der
designierte
Kommissionsprasident kann diese jedoch zuruckweisen. Anschließend muss das Kollegium zunachst im
Rat der Europaischen Union
mit qualifizierter Mehrheit bestatigt werden. Dabei werden die Vorschlage der Regierungen ublicherweise ohne Weiteres ubernommen; die Kommissare entstammen daher meistens denjenigen Parteien, die in ihrem jeweiligen Staat die Regierung bilden. Der Europaische Rat wahlt außerdem den
Hohen Vertreter fur Außen- und Sicherheitspolitik
; dieser ist zugleich einer der Vizeprasidenten der Kommission. Die ubrigen Ressorts kann der Kommissionsprasident nach der Nominierung der Kandidaten selbststandig verteilen, außerdem kann er weitere Vizeprasidenten unter den Kommissaren ernennen. Zuschnitt und Verteilung der Ressorts kann der Kommissionsprasident auch spater jederzeit wieder verandern.
Nach der Nominierung der Kommissare befragen die jeweils zustandigen
Ausschusse
des neu gewahlten Europaischen Parlaments die Kandidaten in offentlichen Sitzungen ausfuhrlich und geben Stellungnahmen ab. Hierbei sind bereits mehrfach einzelne Nominierte (z. B.
Alenka Bratu?ek
,
Laszlo Trocsanyi
,
Sylvie Goulard
) durchgefallen, woraufhin ihre jeweiligen Lander neue Kandidaten vorschlagen mussen. Anschließend findet eine Wahl im Parlament uber die Kommission als Ganze statt. Erhalt diese die erforderliche Mehrheit, wird die Kommission vom Europaischen Rat ernannt und nimmt daraufhin ihre Arbeit auf.
Nach der Ernennung der Kommission kann das Europaische Parlament diese jederzeit durch ein mit Zweidrittelmehrheit getroffenes
Misstrauensvotum
wieder abwahlen (
Art. 234
AEU-Vertrag). Der Hohe Vertreter, der zusammen mit den anderen Mitgliedern der Kommission gewahlt wird, kann außerdem auch vom Europaischen Rat entlassen werden (
Art. 18
EU-Vertrag).
[4]
Des Weiteren muss jedes Kommissionsmitglied zurucktreten, wenn es vom Kommissionsprasidenten dazu aufgefordert wird. Die Ernennung von neuen Kommissaren lauft in all diesen Fallen nach demselben Verfahren ab wie bei einer regularen Neubesetzung, wobei die Amtszeit der neu ernannten Kommissare nur bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode des Europaischen Parlaments dauert.
Das Ernennungsverfahren der Europaischen Kommission wird haufig als Teil des sogenannten ?
Demokratiedefizits der Europaischen Union
“ angesehen, da sie ursprunglich nur indirekt uber die Regierungen der Mitgliedstaaten legitimiert war. Tatsachlich wurde die Kommission bei ihrer Grundung vor allem als eine unabhangige,
technokratische
Institution angesehen, die ahnlich wie eine
Zentralbank
nach Moglichkeit dem Einfluss der taglichen politischen Auseinandersetzungen entzogen sein sollte.
[8]
Mit zunehmender Ausweitung der Politikfelder der Europaischen Union und einer damit einhergehenden Politisierung der Kommission mehrten sich jedoch auch die Forderungen nach einer besseren Legitimierung der Kommission. Entsprechend wurden im
Vertrag von Maastricht
1992 und im
Vertrag von Amsterdam
1997 auch die Mitspracherechte des Europaischen Parlaments erheblich ausgeweitet. Seither spielt dieses eine zentrale Rolle bei der Wahl der Kommission, die ohne dessen Zustimmung nicht ernannt werden und von diesem auch jederzeit wieder abgewahlt werden kann. Auch ist die Kommission inzwischen gemaß
Art. 17
, Abs. 8
EU-Vertrag
nur dem Parlament gegenuber politisch verantwortlich.
Im
Europaischen Konvent
, der den Entwurf fur den
EU-Verfassungsvertrag
ausarbeitete, wurde 2002 auch uber Moglichkeiten wie eine Wahl allein durch das Europaische Parlament (also ohne Mitwirkung des Europaischen Rates) oder sogar eine
Direktwahl
des Kommissionsprasidenten durch die EU-Bevolkerung diskutiert.
[9]
Allerdings konnten sich diese Vorschlage zuletzt nicht durchsetzen. Neben diesen demokratietheoretischen Einwanden wird zunehmend auch die Kommunikationsarbeit der Kommission kritisiert.
[10]
Nach der
Europawahl 2019
wurde
Ursula von der Leyen
zur Kommissionsprasidentin gewahlt, die gemeinsam mit ihrem Kommissionskollegium, bestehend aus einer Koalition aus
EVP
,
S&D
und
RE
, am 1. Dezember 2019 ihr Amt antrat. Im September 2020 gab es nach dem Rucktritt
Phil Hogans
(Irland) mehrere Um- bzw. Neubesetzungen.
Kommission von der Leyen
:
Prasidentin
|
Amt
|
Bild
|
Name
|
Mitgliedstaat
|
nationale Partei
|
Europapartei
|
Fraktion im EU-Parlament
|
Zugeordnete
Generaldirektionen
[11]
|
Prasidentin
|
|
Ursula von der Leyen
|
Deutschland
Deutschland
|
CDU
|
|
EVP
|
|
EVP
|
SG
,
SJ
,
COMM
,
IDEA
|
Geschaftsfuhrende Vizeprasidenten
|
Ressort
|
Bild
|
Name
|
Mitgliedstaat
|
nationale Partei
|
Europapartei
|
Fraktion im EU-Parlament
|
Zugeordnete Generaldirektionen
|
Europaischer Green Deal
|
|
Frans Timmermans
|
Niederlande
Niederlande
|
PvdA
|
|
SPE
|
|
S&D
|
CLIMA
|
Europa fit fur das digitale Zeitalter
(inkl.
Wettbewerb
)
[12]
[13]
|
|
Margrethe Vestager
|
Danemark
Danemark
|
RV
|
|
ALDE
|
|
RE
|
COMP
|
Wirtschaft fur die Menschen
|
|
Valdis Dombrovskis
|
Lettland
Lettland
|
Vienot?ba
|
|
EVP
|
|
EVP
|
FISMA
|
Vizeprasidenten
|
Ressort
|
Bild
|
Name
|
Mitgliedstaat
|
nationale Partei
|
Europapartei
|
Fraktion im EU-Parlament
|
Generaldirektionen
|
Starkung Europas in der Welt
(
Hoher Vertreter der EU fur Außen- und Sicherheitspolitik
)
|
|
Josep Borrell
|
Spanien
Spanien
|
PSC
|
|
SPE
|
|
S&D
|
EEAS
,
FPI
|
Werte und Transparenz
|
|
V?ra Jourova
|
Tschechien
Tschechien
|
ANO 2011
|
|
ALDE
|
|
RE
|
|
Forderung der Europaischen Lebensweise
|
|
Margaritis Schinas
|
Griechenland
Griechenland
|
ND
|
|
EVP
|
|
EVP
|
|
Interinstitutionelle Beziehungen
und Vorausschau
|
|
Maro? ?ef?ovi?
|
Slowakei
Slowakei
|
SMER
|
|
SPE
|
|
S&D
|
JRC
|
Neuer Schwung fur die Europaische Demokratie
|
|
Dubravka ?uica
|
Kroatien
Kroatien
|
HDZ
|
|
EVP
|
|
EVP
|
COMM
|
Weitere Kommissare
|
Ressort
|
Bild
|
Name
|
Mitgliedstaat
|
nationale Partei
|
Europapartei
|
Fraktion im Europaischen Parlament
|
Zugeordnete Generaldirektionen
|
Haushalt
und
Verwaltung
|
|
Johannes Hahn
|
Osterreich
Osterreich
|
OVP
|
|
EVP
|
|
EVP
|
BUDG
,
HR
,
DGT
,
DIGIT
,
SCIC
,
OIB
,
OIL
,
PMO
,
OP
,
OLAF
|
Justiz und Rechtsstaatlichkeit
|
|
Didier Reynders
|
Belgien
Belgien
|
MR
|
|
ALDE
|
|
RE
|
JUST
,
IAT
|
Innovation
und
Jugend
|
|
Marija Gabriel
|
Bulgarien
Bulgarien
|
GERB
|
|
EVP
|
|
EVP
|
RTD
,
EAC
,
JRC
|
Gesundheit
|
|
Stella Kyriakides
|
Zypern Republik
Zypern
|
DISY
|
|
EVP
|
|
EVP
|
SANTE
|
Energie
|
|
Kadri Simson
|
Estland
Estland
|
K
|
|
ALDE
|
|
RE
|
ENER
|
Internationale Partnerschaften
|
|
Jutta Urpilainen
|
Finnland
Finnland
|
SDP
|
|
SPE
|
|
S&D
|
INTPA
|
Binnenmarkt
(inkl. Verteidigung und Raumfahrt)
|
|
Thierry Breton
|
Frankreich
Frankreich
|
parteilos
|
|
|
|
|
CNECT
,
GROW
, neue DG fur Verteidigung
|
Nachbarschaft und Erweiterung
|
|
Oliver Varhelyi
|
Ungarn
Ungarn
|
parteilos
|
|
|
|
|
NEAR
|
Finanzdienstleistungen, Finanzstabilitat und Kapitalmarktunion
|
|
Mairead McGuinness
[14]
|
Irland
Irland
|
FG
|
|
EVP
|
|
EVP
|
|
Wirtschaft
(inkl.
Steuern und Zollunion
)
|
|
Paolo Gentiloni
|
Italien
Italien
|
PD
|
|
SPE
|
|
S&D
|
ECFIN
,
TAXUD
,
ESTAT
|
Handel
|
|
Valdis Dombrovskis
|
Lettland
Lettland
|
Vienot?ba
|
|
EVP
|
|
EVP
|
TRADE
|
Umwelt
und
Ozeane
|
|
Virginijus Sinkevi?ius
|
Litauen
Litauen
|
LV?S
|
|
parteilos
|
|
G/EFA
|
ENV
,
MARE
|
Beschaftigung und soziale Rechte
|
|
Nicolas Schmit
|
Luxemburg
Luxemburg
|
LSAP
|
|
SPE
|
|
S&D
|
EMPL
|
Gleichstellung
|
|
Helena Dalli
|
Malta
Malta
|
MLP
|
|
SPE
|
|
S&D
|
JUST
, neue Task Force fur Gleichstellung
|
Landwirtschaft
|
|
Janusz Wojciechowski
|
Polen
Polen
|
PiS
|
|
EKR
|
|
EKR
|
AGRI
|
Kohasion und Reformen
|
|
Elisa Ferreira
|
Portugal
Portugal
|
PS
|
|
SPE
|
|
S&D
|
REGIO
, neue DG fur Strukturreformen
|
Verkehr
|
|
Adina V?lean
|
Rumanien
Rumanien
|
PNL
|
|
EVP
|
|
EVP
|
MOVE
|
Krisenmanagement
|
|
Janez Lenar?i?
|
Slowenien
Slowenien
|
parteilos
|
|
|
|
|
ECHO
|
Inneres
|
|
Ylva Johansson
|
Schweden
Schweden
|
SAP
|
|
SPE
|
|
S&D
|
HOME
|
Die Farben zeigen die Zugehorigkeit zu den europaischen Parteien an:
EVP
0
(
9
: 4 Manner, 5 Frauen)
SPE
(
9
: 5 Manner, 4 Frauen)
ALDE
(
4
: 1 Mann, 3 Frauen)
EKR
0
(
1
: 1 Mann)
parteilos (
4
: 4 Manner)
|
|
Die Regelungen zur Organisation der Kommission sind in
ihrer Geschaftsordnung
festgehalten.
[15]
Die Sitzungen der Kommissare finden meist einmal wochentlich am Mittwochvormittag in
Brussel
statt; die Kommissare konnen aber auch zusatzliche Termine vereinbaren. In den Wochen, in denen das
Europaische Parlament
Plenarsitzungen in
Straßburg
abhalt, tagt auch das Kommissionskollegium dort.
[16]
Die Sitzungen werden vom
Kommissionsprasidenten
geleitet, bei dessen Abwesenheit vom
Ersten Vizeprasidenten der Kommission
. Sie sind nicht offentlich, es werden aber Protokolle davon publiziert.
[17]
In den Sitzungen werden Beschlusse mit einfacher Mehrheit gefasst, bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Kommissionsprasidenten. Die meisten Beschlusse werden allerdings außerhalb der Sitzungen im
schriftlichen Verfahren
getroffen, bei dem alle Kommissionsmitglieder einen Vorschlag schriftlich vorgelegt bekommen und dieser als gebilligt gilt, wenn nicht innerhalb einer bestimmten Frist Einwande erhoben werden. Bei weniger bedeutenden Fragen kann die Kommission Entscheidungen auch an einzelne Kommissare oder an Mitarbeiter der
Generaldirektionen
delegieren. Dabei gilt allerdings in jedem Fall das
Kollegialitatsprinzip
, Beschlusse werden also formal immer von der Kommission als Ganzes getroffen.
[18]
Der Kommission unterstehen verschiedene
Generaldirektionen
, die ahnliche Funktionen wie die
Ministerien
auf nationaler Ebene erfullen. Anders als bei Ministerien decken sich jedoch die Ressorts der Kommissare teilweise nicht genau mit denen der Generaldirektionen, sodass teilweise einem Kommissar mehrere Generaldirektionen zugeordnet sein konnen oder eine Generaldirektion mehreren Kommissaren zuarbeitet. Fur die interne Verwaltung gibt es
Dienstleister
, etwa den Juristischen Dienst und den Ubersetzungsdienst, die organisatorisch den Generaldirektionen gleichgestellt sind. Fur die Durchfuhrung bestimmter Gemeinschaftsprogramme kann die Europaische Kommission daruber hinaus auf sogenannte
Exekutivagenturen
zuruckgreifen, die jeweils nur fur bestimmte Tatigkeiten und auf einen bestimmten Zeitraum eingerichtet werden. Ein wichtiger Verwaltungsposten innerhalb der EU ist der
Generalsekretar der Europaischen Kommission
, ein
EU-Beamter
, der den Verwaltungsapparat administrativ fuhrt.
Jedes Kommissionsmitglied verfugt daruber hinaus uber einen eigenen Mitarbeiterstab (das sogenannte Kabinett) aus sechs bis neun politischen Beamten. Die Kabinettchefs bereiten die
Tagesordnung
fur die Sitzungen des Kollegiums vor und stimmen sich bereits untereinander ab: Bei den sogenannten ?A-Punkten“
(A Artikel)
herrscht Einigkeit unter den Ressorts, sie sind ohne großere Beratung beschlussfahig. Die sogenannten ?B-Punkte“
(B Artikel)
dagegen bedurfen eingehender Diskussion im Kollegium.
Fur die Koordinierung zwischen den verschiedenen Ressorts, die Organisation der Sitzungen und die Veroffentlichung der Beschlusse wird der Kommissionsprasident von einem Generalsekretar unterstutzt. Das
Generalsekretariat der Europaischen Kommission
hat dabei den gleichen organisatorischen Rang wie die anderen
Generaldirektionen und Dienste
.
[19]
Die Kommission besitzt zudem
Auslandsvertretungen
, die sogenannten
Delegationen der Europaischen Union
, die dem
Hohen Vertreter
unterstehen. Sie ubernehmen Funktionen wie die Außendarstellung von EU-Politik, das Erstellen von Analysen fur die Kommission sowie gegebenenfalls Verhandlungen im Rahmen eines vorgegebenen Mandats. Sie bilden die Basis fur den
Europaischen Auswartigen Dienst
. Außerdem hat die Kommission Vertretungsburos in allen EU-Mitgliedstaaten, die oft zusammen mit Informationsburos des Europaischen Parlaments in einem sogenannten
Haus der Europaischen Union
untergebracht sind.
[20]
Die internen
Arbeitssprachen
der Europaischen Kommission sind
Englisch
,
Franzosisch
und
Deutsch
. Arbeitsdokumente werden in alle drei Sprachen ubersetzt. Interne Besprechungen werden jedoch haufig nur in Englisch gefuhrt.
[21]
Ausschusse
und
Experte
ngruppen unterstutzen die Kommission mit ihrem Rat und ihrem Fachwissen.
[22]
Es gibt zum Beispiel den
Ausschuss fur Regulierungskontrolle
.
[23]
Sein Leiter ist
Rytis Martikonis
.
?Die Europaische Kommission erhalt in manchen Fallen durch einen
Rechtsakt
die Befugnis zur Verabschiedung von
Durchfuhrungsrechtsakten
, mit denen die Bedingungen fur eine einheitliche Anwendung eines bestimmten Gesetzes geschaffen werden. Das Ausschussverfahren umfasst eine Reihe von Verfahrensschritten (beispielsweise Sitzungen von reprasentativen Ausschussen), die den EU-Landern ein Mitspracherecht bei Durchfuhrungsrechtsakten geben.“
[24]
Die Europaische Kommission hat ihren Ursprung in der
Hohen Behorde
, die im Rahmen des Pariser Vertrages zur Grundung der
Europaischen Gemeinschaft fur Kohle und Stahl
1952 geschaffen wurde, jedoch auch schon als Kommission bezeichnet wurde. Die Hohe Behorde hatte ihren Sitz in
Luxemburg
und besaß sehr weitgehende eigene Entscheidungsrechte fur den Bereich der
Montanindustrie
. Lediglich in bestimmten Fallen ? insbesondere, wenn Entscheidungen der Hohen Behorde auch Auswirkungen auf andere Sektoren gehabt hatten ? benotigte sie die Zustimmung des
Ministerrats
.
[25]
Die Hohe Behorde setzte sich aus neun Mitgliedern zusammen, von denen acht durch die sechs EGKS-Staaten ernannt wurden und das neunte von den ubrigen acht frei
hinzugewahlt
wurde.
[26]
Entscheidungen wurden mit einfacher Stimmenmehrheit getroffen. Die Hohe Behorde wahlte ihren Prasidenten selbst; der erste Prasident war
Jean Monnet
, der geistige Urheber des
Schuman-Plans
, der zur Grundung der EGKS gefuhrt hatte.
[27]
Mit der Grundung der
Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft
(EWG) und der
Europaischen Atomgemeinschaft
(Euratom) 1958 wurden zwei neue Kommissionen eingerichtet, die nun auch offiziell diesen Namen trugen. Die Struktur der neuen Kommissionen war im Wesentlichen der Hohen Behorde nachempfunden, wobei die Euratom-Kommission nur aus funf Mitgliedern bestand. Allerdings hatten die Mitgliedstaaten nun deutlich großeren Einfluss: Sie ernannten alle Kommissionsmitglieder und auch den Kommissionsprasidenten selbst, und die Kommissionen besaßen ohne Zustimmung des Ministerrats kaum noch eigene Entscheidungsmoglichkeiten.
[28]
Zum ersten Prasidenten der EWG-Kommission wurde
Walter Hallstein
ernannt, der als außenpolitischer Staatssekretar unter
Konrad Adenauer
von deutscher Seite wesentlich zur Grundung der Gemeinschaften beigetragen hatte.
Wahrend der 1960er Jahre kam es zu einem heftigen Konflikt zwischen der von Hallstein gefuhrten EWG-Kommission und der franzosischen Regierung unter Prasident
Charles de Gaulle
. Wahrend Hallstein die Kommission langfristig zu einer europaischen Regierung ausbauen wollte und dafur auch eigene Haushaltsmittel anstrebte
[29]
, betrachtete de Gaulle die Kommission als reine Verwaltungsbehorde und versuchte mit den sogenannten
Fouchetplanen
, einen "Rat der Regierungschefs" zu begrunden, der die Macht bei den nationalen Regierungen konzentrieren sollte.
[30]
Diese Auseinandersetzung kulminierte 1965/66 in der
Krise des leeren Stuhls
, bei der Frankreich europaische Ministertreffen boykottierte. Die Krise wurde 1966 mit dem
Luxemburger Kompromiss
beigelegt, der vorschrieb, dass alle Fragen, bei denen ein Mitgliedsland wesentliche Interessen tangiert sah, nur einstimmig entschieden werden durften.
[31]
Das Initiativmonopol der Kommission ? das ausschließlich ihr zustehende Recht, Gesetzesvorschlage im Ministerrat einzubringen ? wurde dadurch faktisch eingeschrankt, weil sie von nun an nur noch Vorschlage auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners machen konnte. Damit war der Ministerrat laut
Christoph Driessen
"zur bestimmenden Institution der EWG geworden, wahrend die Rolle der Kommission zuruckgedrangt" wurde.
[32]
Auf Druck Frankreichs erklarte Hallstein 1967, nicht fur eine neue Amtszeit kandidieren zu wollen.
[33]
Mit Hallsteins Rucktritt fiel auch eine erste Strukturreform der drei Gemeinschaften zusammen, deren Institutionen nun zusammengelegt wurden. Am 1. Juli 1967 wurden daher die Hohe Behorde der EGKS und die Kommissionen von EWG und Euratom im Rahmen des
EG-Fusionsvertrags
zur
Europaischen Kommission
verschmolzen. Die neue Kommission war nun fur alle Politikbereiche der
Europaischen Gemeinschaften
zustandig.
Obwohl auf dem
Gipfel von Den Haag 1969
doch noch die von Hallstein geforderte Einfuhrung von
EG-Eigenmitteln
beschlossen wurde, verlor die Europaische Kommission in den 1970er Jahren an Einfluss auf den Integrationsprozess. Die wesentlichen Initiativen gingen nun vom
Europaischen Rat
aus, wahrend die Kommission immer mehr zum nur ausfuhrenden Organ wurde. Auch das 1977 von Kommissionsprasident
Roy Jenkins
angestoßene
Europaische Wahrungssystem
konnte sich erst durchsetzen, nachdem der deutsche Bundeskanzler
Helmut Schmidt
und der franzosische Prasident
Valery Giscard d’Estaing
die Idee aufgegriffen und zu ihrer eigenen gemacht hatten.
[34]
Erst nach der Uberwindung der sogenannten
Eurosklerose
-Krise 1984 konnte sich die Europaische Kommission wieder starker in den Integrationsprozess einbringen. Zur Schlusselfigur wurde der Franzose
Jacques Delors
, der 1985 zum Kommissionsprasidenten ernannt wurde und dieses Amt bis 1995 einnahm. Delors initiierte das
Binnenmarktprojekt
, mit dem sich die Mitgliedstaaten in der
Einheitlichen Europaischen Akte
1986 dazu verpflichteten, den
Europaischen Binnenmarkt
zu vollenden. Hierzu entwickelte die Kommission ein umfangreiches Arbeitsprogramm, das bis 1993 umgesetzt wurde.
[35]
Zudem schlug die Kommission den sogenannten
Delors-Plan
vor, der die Grundlage fur die 1992 im
Vertrag von Maastricht
vereinbarte
Europaische Wahrungsunion
legte.
Die folgenden EU-Vertragsreformen von
Amsterdam 1997
und
Nizza 2001
brachten der Kommission keine zusatzlichen Befugnisse, regelten jedoch ihre Zusammensetzung und innere Funktionsweise neu. So wurden die Kompetenzen des Kommissionsprasidenten bei der Auswahl und Aufgabenverteilung der Kommissare gestarkt. Außerdem wurde erstmals uber eine Verkleinerung der Kommission diskutiert: Durch die
Erweiterungen der EU
war sie bis 1995 auf zwanzig Mitglieder angewachsen, da die funf großten der funfzehn Mitgliedstaaten jeweils zwei Kommissare stellen durften. Durch die geplante
EU-Osterweiterung
sollten noch einmal weitere Mitglieder hinzukommen. Um bei diesem Wachstum die Handlungsfahigkeit der Kommission zu erhalten, einigte man sich im Vertrag von Nizza darauf, dass ab 2005 jeder Mitgliedstaat nur noch einen Kommissar stellen sollte; ab dem 27. Mitglied sollte die Zahl der Kommissare kleiner sein als die der Staaten.
[36]
Die auf Delors folgenden Kommissionsprasidenten konnten dessen Impulse fur eine aktivere Rolle der Europaischen Kommission nicht fortsetzen. Vielmehr kam sie zunehmend in das Blickfeld der offentlichen Kritik an der vielfach als burgerfern und
undemokratisch
verstandenen EU. Gegen Ende ihrer Amtszeit geriet die
Kommission Santer
(1995?1999) zudem in einen Korruptionsskandal um die Kommissarin
Edith Cresson
, die einen befreundeten unqualifizierten Mitarbeiter eingestellt hatte.
[37]
Nachdem das Europaische Parlament daraufhin mit einem Misstrauensantrag drohte, trat die Kommission am 16. Marz 1999 geschlossen zuruck.
Auch Santers Nachfolger
Romano Prodi
(1999?2004) und
Jose Manuel Barroso
(2004?2014) gelten vielfach als eher schwache Kommissionsprasidenten.
[38]
Die Ernennung der
ersten Kommission Barroso
war zudem von einem weiteren Konflikt begleitet, da der von
Italien
vorgeschlagene Kommissar
Rocco Buttiglione
vor der Bestatigung der Kommission durch das Europaische Parlament durch umstrittene Außerungen uber
Homosexualitat
und Frauenrollen auffiel. Das Parlament drohte daraufhin, der Kommission die Zustimmung zu versagen. Schließlich verzichtete Buttiglione auf das Amt.
[39]
Der
Vertrag von Lissabon
, der zum 1. Dezember 2009 in Kraft trat, brachte verschiedene Veranderungen fur die Europaische Kommission. Insbesondere wurden die Amter des
Außenkommissars
und des
Hohen Vertreters fur die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
(GASP) zusammengelegt, sodass auch im Bereich der GASP die Moglichkeit zur besseren Verzahnung zwischen Kommission und Rat entstand. Außerdem wurden die Politikbereiche erweitert, in denen die Kommission tatig werden kann. Vor allem die
polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen
, die zuvor ausschließlich dem
Rat der EU
unterlag, wurde in den Bereich des
ordentlichen Gesetzgebungsverfahren
uberfuhrt, sodass die Kommission hier dieselben Kompetenzen erhielt wie in anderen Feldern.
Im April 2021 veroffentlichte die Europaische Kommission den
Tragfahigkeitsbericht
Fiscal Sustainability Report 2021
zur finanzpolitischen Situation der Mitgliedsstaaten der
Europaischen Union
.
[40]
Der Basislohn eines EU-Kommissars betragt 112,5 % des hochsten
EU-Beamten
(Grad 16), 19.909,89 Euro im Monat ohne Zulagen. Die Prasidentin erhalt 138 % (24.422,80 Euro), Vizeprasidenten 125 % (22.122,10 Euro) und
Hohe Vertreter
130 % (23.006,98 Euro).
[42]
[42]
[43]
[44]
Dieses Gehalt wird versteuert, die Steuern fließen in den EU-Haushalt zuruck. Zudem erhalten die Kommissare eine Residenzzulage von 15 % des Grundgehalts sowie eine Aufwandsentschadigung von 607 Euro (Vizeprasidenten 911,38 Euro, Prasident 1418,07 Euro). Das Einkommen der Kommissionsmitglieder liegt damit im oberen Bereich dessen, was Regierungsmitglieder in den großen EU-Mitgliedstaaten ublicherweise verdienen; allerdings erhalten nationale Regierungsmitglieder teils noch weitere Formen von Zusatzvergutungen. Nach ihrer Amtszeit erhalten die Kommissionsmitglieder ab ihrem 65. Lebensjahr ein Ruhegehalt, das sich an der Dauer der Amtszeit berechnet. Es betragt fur jedes Amtsjahr 4,275 %, maximal aber 70 % des letzten Grundgehalts.
[45]
Den Kommissaren arbeiten in 33
Generaldirektionen
ein Verwaltungsapparat von
EU-Beamten
zu, der allerdings mit ca. 32.000 Mitarbeitern deutlich kleiner ist als derjenige nationalstaatlicher Regierungen (zum Vergleich: Allein die Stadt
Hamburg
beschaftigt uber 60.000 Beamte).
[46]
Von den Beamten sind 42,2 % weiblich, wobei in allen Jahrgangen unter 50 Frauen mit uber 50 % vertreten sind. Allerdings sind Frauen in mittleren und hoheren Dienstgraden deutlich geringer vertreten. Nur 25 % der hoheren Beamten waren Ende 2014 Frauen (1995: 4 %). Daher war es ein Ziel der
Kommission Juncker
, deren Anteil in mittleren und hoheren Dienstgraden auf 40 % zu erhohen.
[47]
Kommissionsmitarbeiter erhalten ihr Gehalt gemaß einer 16-stufigen Einteilung (Grade, unterteilt in die Assistenten-Laufbahn ?AST“ und die Administratoren-Laufbahn ?AD“), jeder Grad weist wiederum bis zu funf Alterslevels auf. Die Einteilung steigt etwa alle zwei Jahre um eine Altersstufe. Nach der funften Altersstufe erfolgt die Eingruppierung in einen hoheren Grad. Vom Bruttogehalt wird eine Steuer einbehalten, die in den EU-Haushalt zuruck fließt und zwischen 8 und 45 % ausmacht, dazu ein Solidaritatsbeitrag von 7 %. Das Bruttogehalt betragt jeweils in der ersten Altersstufe fur Grad/AD 1 2.675,40 Euro monatlich, fur AD5 4.384,38 Euro, fur AD14 13.322,22 Euro und fur AD16 17.054,40 Euro.
Sekretarinnen und Sekretare werden in die Grade 1?6 eingeteilt, Assistenten in die Grade 1?11, (politische) Beamte beginnen auf Grad 5 (?AD5“). Fur Abteilungsleiter (?Head of Unit“) erfolgt eine Eingruppierung ab mindestens Grad 9. Direktoren werden mit mindestens Grad/AD 14 eingestuft, Generaldirektoren mindestens Grad/AD 15.
[48]
Im Jahr 1997 hat das Europaparlament ?die EU-Kommission wegen ihres Umgangs mit der Rinderseuche
BSE
scharf kritisiert. Das geht aus dem vorlaufigen Bericht des BSE-Untersuchungsausschusses hervor. Die Kommission habe die Gefahren fur die menschliche
Gesundheit
heruntergespielt, um einen Zusammenbruch des Rindfleischmarktes zu vermeiden.“
[49]
Die Europaische Kommission erhielt 2021 fur die Einfuhrung der Fahrzeugsoftware
On-Board Fuel Consumption Meter
(siehe auch
On-Board-Unit
) den deutschen Negativpreis
Big Brother Award
. ?Die
Messtechnik
sei ?ein weiteres Mosaiksteinchen in Richtung glaserne Autofahrer.innen‘“
[50]
Im Juli 2022 haben Europas oberste
Datenschutzer
?ein verheerendes Urteil uber die Vorschlage der EU-Kommission im Kampf gegen Darstellungen von Kindesmissbrauch im Netz gefallt.“
[51]
Im August 2023 ergab eine
parlamentarische Anfrage
einer deutschen
AfD
-Abgeordneten: ?In der laufenden Legislaturperiode (Ende 2019 bis April 2023) haben sich die Gesamtausgaben der EU-Kommission fur
Fotografinnen
und
Visagisten
auf gut 2,75 Millionen Euro belaufen.“
[52]
Die EU-Kommission weigert sich beharrlich, Auskunft daruber zu geben, welches Kommissionsmitglied wie oft in
Privatjets
unterwegs ist. Entsprechende Anfragen u. a. der
Linken-Fraktion
wie auch der Chefin des Haushaltskontrollausschusses,
Monika Hohlmeier
(CSU) wurden nicht beantwortet.
[53]
Im Marz 2024 beschloss das Europaische Parlament, die EU-Kommission wegen der umstrittenen Freigabe eingefrorener Fordergelder fur Ungarn trotz Verstoßen gegen rechtsstaatliche Prinzipien zu verklagen.
[54]
Siehe auch:
Demokratiedefizit der Europaischen Union
- Christoph Driessen
:
Griff nach den Sternen. Die Geschichte der Europaischen Union.
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2024,
ISBN 978-3-7917-3474-3
- Hans-Peter Duric:
Aufbau, Struktur und Funktionsweise der Europaischen Kommission
. In: Zeitschrift fur Zolle und Verbrauchsteuern 1997, S. 296 ff.
- Andreas Hofmann:
Europaische Kommission
. In: Werner Weidenfeld, Wolfgang Wessels (Hrsg.):
Jahrbuch der Europaischen Kommission 2021.
1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2021,
ISBN 978-3-8487-7252-0
, S. 99?106.
- ↑
Commission Staff.
In:
European Commission.
Juli 2019
;
abgerufen im 1. Januar 1
(englisch).
- ↑
Urteil des Gerichtshofes in der Rechtssache C?409/13.
14. April 2015,
abgerufen am 29. Mai 2017
.
- ↑
The Council of the EU | Decision-making process | Ordinary legislative procedure
, abgerufen am 2. Dezember 2021
- ↑
a
b
Vgl.
Vertrag uber die Europaische Union
in der Fassung des Vertrags von Lissabon.
- ↑
Schlussfolgerungen des Vorsitzes fur den Europaischen Rat im Dezember 2008
(PDF; 194 kB).
- ↑
consilium.europa.eu
Beschluss (ER) 22. Mai 2014.
- ↑
register.consilium.europa.eu
Entwurf des Beschlusses des ER.
- ↑
Guido Thiemeyer
,
Das Demokratiedefizit der Europaischen Union. Geschichtswissenschaftliche Perspektiven
, in: Themenportal Europaische Geschichte (2008).
- ↑
Vgl.
Spiegel Online
, 3. Juli 2002:
EU-Parlament soll Prodis Nachfolger wahlen
.
- ↑
Siehe etwa: Robin Kiera:
Das Spiel mit dem Schwarzen Peter. Warum die Europaische Kommission ein strategisches Kommunikationskonzept benotigt
, Kassel: These 2010,
ISSN
1434-1131
, S. 19?21 unter folgendem Link
intern.thesis.de
.
- ↑
https://ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/files/allocation-portfolios-supporting-services_en.pdf
- ↑
WELT:
EU-Kommission: Von der Leyen benennt drei machtige Stellvertreter
. 10. September 2019 (
welt.de
[abgerufen am 10. September 2019]).
- ↑
Tobias Kaiser:
EU-Kommission: Von der Leyen setzt auf Klima und Digitales
. 10. September 2019 (
welt.de
[abgerufen am 10. September 2019]).
- ↑
EU-Kommission: Neue irische Kommissarin McGuinness ernannt.
In:
deutschlandfunk.de.
12. Oktober 2020,
abgerufen am 12. Oktober 2020
.
- ↑
Vgl.
Beschluss der Kommission zur Anderung ihrer Geschaftsordnung
mit vollstandigem Text der Geschaftsordnung im Anhang, 15. November 2005.
- ↑
Vgl. Europaische Kommission:
Die wochentlichen Sitzungen der Kommissionsmitglieder.
- ↑
Ubersicht uber die Protokolle der Kommissionssitzungen auf der Homepage der Kommission.
- ↑
Vgl. Europaische Kommission:
Wie fasst die Kommission ihre Beschlusse?
(
Memento
vom 28. Juni 2013 im
Internet Archive
).
- ↑
Homepage des Generalsekretariats der Europaischen Kommission
.
- ↑
Vgl. die Homepage der
Vertretung der Europaischen Kommission in Berlin
und der
Vertretung der Europaischen Kommission in Wien
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Sprachenregelung in EU-Organen
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Ausschusse und Beirate.
Abgerufen am 9. August 2022
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Ausschuss fur Regulierungskontrolle.
Abgerufen am 9. August 2022
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Ausschussverfahren.
Europaische Kommission,
abgerufen am 10. August 2022
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Vgl. Gabriele Clemens
et al.
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Geschichte der Europaischen Integration
, Paderborn 2008, S. 102 f.
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Vgl. Gabriele Clemens
et al.
:
Geschichte der Europaischen Integration
, Paderborn 2008, S. 104.
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Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 85.
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Vgl. Gabriele Clemens
et al.
:
Geschichte der Europaischen Integration
, Paderborn 2008, S. 132 und 135.
- ↑
Vgl. N. Piers Ludlow:
A supranational Icarus: Hallstein, the early commission and the search for an independent role
, in: Antonio Varsori (Hrsg.):
Inside the European Community: actors and policies in the European integration 1957?1972
, Baden-Baden 2006.
- ↑
Christoph Driessen:
Griff nach den Sternen. Die Geschichte der Europaischen Union.
Regensburg 2024, S. 88 ff.
- ↑
Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 147.
- ↑
Christoph Driessen:
Griff nach den Sternen. Die Geschichte der Europaischen Union.
Regensburg 2024, S. 110ff.
- ↑
Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 174.
- ↑
Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 221?223.
- ↑
Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 239 f. und 251 f.
- ↑
Vgl. Gabriele Clemens
et al.
:
Geschichte der Europaischen Integration
, Paderborn 2008, S. 243.
- ↑
Vgl. Gerhard Brunn:
Die Europaische Einigung von 1945 bis heute
, Bonn 2004, S. 303 f.
- ↑
Vgl. z. B.
Salzburger Nachrichten
, 18. Juni 2009:
Nur ein schwacher Prasident ist ein guter Prasident
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- ↑
Suddeutsche Zeitung
, 30. Oktober 2004:
Rocco Buttiglione: ?Ich biete meinen Ruckzug an“
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Memento
vom 19. Januar 2010 im
Internet Archive
).
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Fiscal Sustainability Report 2021.
Abgerufen am 10. August 2022
(englisch).
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zeit.de
abgerufen am 5. November 2019.
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a
b
Verordnung (EWG) Nr. 422/67 5/67/Euratom des Rates vom 25. Juli 1967 uber die Regelung der Amtsbezuge fur den Prasidenten und die Mitglieder der Kommission sowie fur den Prasidenten, die Richter, die Generalanwalte und den Kanzler des Gerichtshofes in der konsolidierten Fassung vom 1. Mai 2004
,
EUR-Lex
.
- ↑
Base salary of grade 16, third step is €17,697.68:
European Commission: Officials' salaries
? accessed 19 March 2010.
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Beschluss des Rates vom 1. Dezember 2009 uber die Beschaftigungsbedingungen des Hohen Vertreters der Union fur Außen- und Sicherheitspolitik
. EUR-Lex.
- ↑
Erlauterung zu den Gehaltern auf der Homepage der Europaischen Kommission nach Verordnung 422/67/EWG
(PDF).
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Claus Hecking:
Europaische Union: Mythos 5: Die Burokratie in Brussel ist teuer und ineffizient.
In:
Zeit Online.
19. Mai 2014,
abgerufen am 20. Mai 2016
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Gender Balance ? Hitting targets
. The Companion to the European Commission. European Voice Februar 2015, S. 54.
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ohne Autor:
European Commission salaries
. The Companion to the European Commission. European Voice Februar 2015, S. 57.
- ↑
Deutscher Arzteverlag
GmbH, Redaktion Deutsches Arzteblatt:
BSE: Scharfe Kritik an EU-Kommission.
24. Januar 1997,
abgerufen am 9. August 2022
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- ↑
Dirk Liedtke:
Tausende Corona-Tote wegen Datenschutz? Aktivisten verleihen Negativpreis an Philosoph Nida-Rumelin
. Auf
stern.de
vom 11. Juni 2021, abgerufen am 7. Juli 2021.
- ↑
Suddeutsche Zeitung:
Kritik an EU-Kommission.
Abgerufen am 9. August 2022
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- ↑
ORF at/Agenturen red:
2,75 Millionen fur Fotos und Videos der Kommission.
10. August 2023,
abgerufen am 14. August 2023
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Eric Bonse:
Politik in der Klimakrise: Die EU-Komission fliegt Privatjet
. In:
Die Tageszeitung
. 10. September 2023,
ISSN
0931-9085
(
taz.de
[abgerufen am 10. September 2023]).
- ↑
Deutschlandfunk:
Gelder fur Ungarn: EU-Parlament verklagt Kommission.
14. Marz 2024,
abgerufen am 15. Marz 2024
.
Europaische Union