Duke Ellington

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Duke Ellington
Foto: Hans Gerber , Comet Photo , Bildarchiv ETH-Bibliothek Zurich , 1964

Edward Kennedy ?Duke“ Ellington (* 29. April 1899 in Washington, D.C. ; † 24. Mai 1974 in New York City ) war einer der einflussreichsten amerikanischen Jazzmusiker . Als Pianist war er einer der wichtigsten Neuerer des Stride-Piano . Als Komponist verfasste er annahernd 2000 Kompositionen (Lieder und Suiten), von denen bald hunderte zu Jazzstandards wurden. Als Bandleader trug er zur Auspragung des Swing als Bigband -Stil bei. [1]

Ellington stammte aus dem schwarzen Kleinburgertum Washingtons. Er war der Sohn des Oberkellners James Edward Ellington, der einmalig als Butler im Weißen Haus arbeitete. Spater betrieb er einen Party-Service und versuchte seine Kinder zu erziehen, als wurden sie in einem wohlhabenden, gutburgerlichen Haushalt aufwachsen. Ersten Klavierunterricht erhielt der kleine Ellington bereits als Siebenjahriger von seiner Mutter, Daisy Kennedy Ellington. Jedoch hatte er keinen Spaß am Klavierspiel, so dass Daisy schon bald den Unterricht erfolglos wieder einstellte. Erst im Alter von vierzehn Jahren erwachte sein Interesse an der Musik, nachdem er den Pianisten Harvey Brooks gehort hatte. Ellington hatte aber kaum formalen Musikunterricht, sondern nahm auf, was in seiner Umgebung verfugbar war, vor allem Ragtime . Neben einigen regionalen Musikern wurde James P. Johnson sein erstes Vorbild, dessen Carolina Shout gleichsam die Weichen stellte. [2]

Aufgrund seiner vornehmen Ausstrahlung und geschliffenen Manieren wurde er bereits in seiner Jugend von Schulkameraden zum ?Duke“ (englisch fur ?Herzog“) ernannt. Er begann seine professionelle Karriere als Musiker mit 17 Jahren. In seinen ersten offentlichen Auftritten spielt er zum Tanz. Bereits um 1920 genoss er einen guten Ruf innerhalb der uberschaubaren Musikszene Washingtons. Er war nicht nur als ein Begleiter am Klavier tatig, sondern auch als Bandleader, der mit Geschick dafur sorgte, dass sein Ensemble Arbeit fand. Als er mit 24 Jahren mit einer Gruppe Musiker aus Washington nach New York zog, grundete er dort die Band The Washingtonians . Der erste Anlauf ging schief. Dann brachte die Band die Sangerin Ada Smith unter: Ellington und seine Washingtonians spielten in verschiedenen New Yorker Clubs und tourten bis 1927 als Tanzmusikband durch Neu-England. Als der beruhmte King Oliver den bekannten Cotton Club verließ, wurde Ellington der Job als Hausband im damals renommiertesten Nachtclub New Yorks angeboten. Nach und nach wurden die ?Washingtonians“ zum Duke Ellington Orchestra . In den Harlemer Clubs, vor allem durch die regelmaßigen Radioubertragungen vom Cotton Club, erreichte Duke Ellington and his Jungle Band nationale Bekanntheit. In dem Club arbeiteten die begabtesten Liederschreiber der Branche: Dorothy Fields , Jimmy McHugh und Harold Arlen . Das Radio sendete live aus dem Club, die Presse berichtete uber das Geschehen.

In dieser Zeit hatte Ellington die Moglichkeit, Musik in vielfaltigen Stilvarianten fur Tanztheater und weitere Spezialgebiete der Band zu komponieren. Er experimentierte vielfach in der Tonalitat , mit schreienden Trompeten und Wah-Wah oder knurrenden Saxophonen . Der Jungle Style wurde sein damaliges Markenzeichen. Als Ellington den Cotton Club 1931 verließ, war er einer der bekanntesten Afro-Amerikaner . Regelmaßig produzierte er fur Schallplattenfirmen und Filmstudios. Als versierter Geschaftsmann kooperierte Ellington mit dem Verleger Irving Mills , der darauf bestand, dass Duke nur eigene Kompositionen aufnahm. Schließlich schickte er das Orchester im Sommer 1933 auf seine erste Europatournee.

Duke Ellington im Hurricane-Club, 1943
Ellington und Django Reinhardt im November 1946, Foto: William P. Gottlieb

Anschließend unternahm Duke Ellington mit seiner Band zahlreiche weitere Tourneen durch die Vereinigten Staaten und Europa sowie eine Welttournee in den 1960er Jahren. Er wirkte sein ganzes Leben als musikalischer Experimentator und nahm nicht nur mit seinem Orchester, sondern auch mit eher zur kunstlerischen Avantgarde des Modern Jazz zahlenden Musikern wie John Coltrane und Charles Mingus Alben auf. Die Band erreichte in den 1940er Jahren einen kreativen Hohepunkt, als er gezielt fur die unterschiedlichen Stimmen seines Orchesters arrangierte und komponierte. Diese Entwicklung wurde in erheblichen Maß vom Pianisten, Arrangeur und Komponisten Billy Strayhorn beeinflusst, den Ellington Ende der 1930er Jahre kennenlernte und in sein Orchester aufnahm. Ellington und Strayhorn verband eine lebenslange enge Freundschaft. Das am haufigsten mit dem Ellington-Orchester in Verbindung gebrachte Stuck Take The A-Train stammt auch nicht ? wie haufig falschlich angenommen ? von Duke, sondern von Billy Strayhorn.

Duke Ellington, Foto: Ders., 1964
Duke Ellington, Foto: Ders., 1964

Selbst als Musiker ihn verließen und die Popularitat des Swings zuruckging, fand Ellington neue Formen, Anknupfungen und Sidemen . In seinem Spatwerk komponierte er haufig in langeren Formen, wobei er sich an klassischer Musik orientierte, wie sein Black, Brown and Beige (1943), Such Sweet Thunder (1957), basierend auf William Shakespeare , sowie die Bigband-Fassung der Peer-Gynt-Suite (1960) zeigen. Die Verbindung der ursprunglich separaten Kompositionen Diminuendo in Blue und Crescendo in Blue aus dem Jahre 1937 zu Diminuendo and Crescendo in Blue durch ein sich uber 27 Chorusse erstreckendes Tenorsaxophon - Solo von Paul Gonsalves wahrend des Newport Jazz Festivals 1956 erbrachte durch Veroffentlichung des Live-Mitschnitts Ellington at Newport das ersehnte Comeback.

An Ellingtons langeren, sinfonischen Arbeiten wird gelegentlich kritisiert, dass er bei ihnen das Wesentliche des Jazz zugunsten einer ?kunstlichen Klassik“ aus den Augen verloren hatte.

Duke Ellington wahrend einer Konzertpause, 1965

Duke Ellington war bekannt fur seine ausgepragte Eitelkeit und seinen herrischen und manipulativen Umgang mit seinen Band- und Familienmitgliedern. So erlaubte er etwa seiner Schwester nicht, ohne Begleitung aus dem Haus zu gehen. Sein Sohn Mercer sagte uber ihn: ?Er regiert mit eiserner Hand in einem Glace-Handschuh“.

Prasident Nixon uberreicht die Freiheitsmedaille des Prasidenten, 1969

1965 wurde Ellington fur den Pulitzer-Preis nominiert, den er aber nicht erhielt. Sein Kommentar:

?Das Schicksal ist freundlich zu mir. Es will nicht, dass ich zu jung beruhmt werde.“

Am 24. April 1969 erhielt er aus der Hand von US-Prasident Richard Nixon fur sein Lebenswerk die Presidential Medal of Freedom . 1973 wurde er in die franzosische Ehrenlegion aufgenommen.

Duke Ellington starb am 24. Mai 1974 an einer Lungenentzundung und wurde auf dem Woodlawn Cemetery im New Yorker Stadtteil Bronx beigesetzt.

Gunther Schuller wies mehrfach darauf hin, dass in der Literatur uber Ellington seinem Klavierspiel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Duke war gewiss kein Virtuose und wird von vielen Autoren mehr als Ensemble-Pianist bewertet. Ellington hat aber sein Orchester vom Klavier aus gesteuert, und das nicht mit Dirigiergesten, sondern nachhaltig mit seinem Spiel selbst. Auch in den zahllosen Proben spielte das Klavier eine wichtige Rolle. Griff Ellington doch oft auf seinem Instrument Phrasen seiner Mitspieler auf, aus denen er manches Thema formulierte. Auch spontane Harmonisierungen entstanden durchaus auf diese Weise, denn das Arrangieren vollzog sich nicht am Schreibtisch. Satzstimmen hat er mehrmals vorgespielt, bis sie auswendig saßen. So war das Klavier der unmittelbare Vermittler zwischen Ellingtons innerem Ohr und seinem Orchester, mit der Folge, dass sich das Anfertigen einer Partitur bei vielen Stucken, zumindest aus dem Tanzmusik-Repertoire, erubrigte. [3]

?Als Solist gebuhrt ihm ein besonderer Rang in der Jazzgeschichte“, schreibt Biograph Ulrich Kurth , ?er verfugte uber einen bemerkenswert abwechslungsreichen Anschlag. Kaum ein anderer Pianist war in der Lage, derartig unterschiedliche Timbres am Klavier zu kreieren, derart souveran Dynamik, Rhythmik sowie eine eigenwillige Harmonie einzusetzen, und das ohne Rekurs auf brillante Technik. Ein fruhes Beispiel dafur ist Black Beauty von 1928, im Duett mit dem Bassisten Wellman Braud . (…) Mit wenigen Takten konnte er den emotionalen Gestus eines Stuckes festsetzen“. [4]

Den Pianisten Duke Ellington stellt insbesondere seine Trio-Session mit Charles Mingus und Max Roach (1962) heraus, die auf dem Album Money Jungle veroffentlicht wurde.

Duke Ellington war eine herausragende Große des Jazz der 1920er bis zu den 1960er Jahren mit einem bis heute nicht hoch genug einzuschatzenden Einfluss. Man zahlt ihn zu den großten amerikanischen Komponisten. Zu seinen zahlreichen Erfolgen zahlen: Satin Doll , Rockin’ in Rhythm , Mood Indigo , Caravan oder Sophisticated Lady . In den 1920er und 1930er Jahren entstanden sie haufig in Zusammenarbeit mit Irving Mills , ab Ende der 1930er Jahre mit Billy Strayhorn.

Viele seiner Werke schrieb Ellington fur einzelne Musiker seines Orchesters . Dabei setzte er deren individuelle Talente gezielt fur den Klang seiner Musik ein. Dazu zahlten Johnny Hodges , Bubber Miley , Cootie Williams , Joe ?Tricky Sam“ Nanton , Barney Bigard , Ben Webster , Harry Carney , Sonny Greer , Otto Hardwick und Wellman Braud . Zu den bekanntesten dieser Kompositionen zahlt das 1940 aufgenommene Concerto for Cootie . Einige Musiker wie Jimmy Blanton und Ben Webster gaben dem Jazz selbst wahrend der kurzen Zeit, die sie mit Ellington spielten, weitreichende Impulse. Viele Musiker wie Johnny Hodges, Barney Bigard und Otto Hardwick gehorten Jahrzehnte zu seinem Ensemble und erlebten in dieser Zeit ihre kunstlerischen Hohepunkte.

Ellington schrieb auch Filmmusiken , von Black and Tan Fantasy (1929), uber Anatomy of a Murder (1959) mit James Stewart bis Paris Blues (1961) mit Paul Newman und Sidney Poitier als Jazzmusikern.

Gunther Schuller entwarf eine Systematik des Repertoires in der kreativen Zeit im Cotton Club . [5]

  1. Tanzmusikstucke (zum Beispiel Old Man Blues , Cotton Club Stomp )
  2. ?Jungle Style“ und andere programmatischen Show-Nummern fur die Revuen (zum Beispiel Jungle Jamboree , Jungle Blues und Japanes Dreams )
  3. ?Blue“- oder ?Mood“-Stucke mit besonders intensiven Stimmungen (zum Beispiel Mood Indigo , Misty Mornin’ )
  4. Arrangements von Tagesschlagern zunachst von anderen Autoren (zum Beispiel ?Soliloquy“ von R. Bloom; ? I Can’t Give You Anything but Love “ von Jimmy McHugh und Dorothy Fields )
  5. Eigene Kompositionen, die sich von den funktionalen Zwangen des Show-Ereignisses losten (zum Beispiel Echoes of the Jungle , Creole Rhapsody )

Ehrungen und Gedenkstatten

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Duke Ellington war seit 1932 Mitglied im Bund der Freimaurer , seine Social Lodge No. 1 in Washington D.C. ist unter der Prince Hall Großloge konstituiert. [6] [7]

1953 wurde der Asteroid des außeren Hauptgurtels (3156) Ellington nach ihm benannt. [8]

1970 wurde Ellington in die American Academy of Arts and Sciences und in die American Academy of Arts and Letters [9] gewahlt.

Stevie Wonders Lied Sir Duke ist eine Hommage an Duke Ellington. Es erschien 1976 auf dem Album Songs in the Key of Life .

1976 wurde das Haus, in dem Duke Ellington von 1939 bis 1961 wohnte, in das National Register of Historic Places aufgenommen. Es befindet sich in Sugar Hill , einem Teil von Harlem , 935 Saint Nicholas Avenue , Ellington Wohnung war das Appartement 4A. Das Gebaude tragt heute die Bezeichnung Duke Ellington House .

1977 erhielt ein Teil der 106. Straße in Manhattan die Bezeichnung Duke Ellington Boulevard.

1997 setzte ihm der Bildhauer Robert Graham ein Denkmal im New Yorker Central Park an der Kreuzung von Fifth Avenue und 110th Street.

In seiner Geburtsstadt Washington erinnern an ihn die Duke Ellington School of the Arts, die begabte Schuler fur eine Laufbahn im Bereich der schonen Kunste unterweist, und die Duke Ellington Bridge.

Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Smithsonian Museum in Washington, D.C., seine Tapes vermachte er einer danischen Radio-Station.

Chart­plat­zie­rungen
Erklarung der Daten
Alben [10]
Ellington at Newport
  US 14 30.03.1957 (1 Wo.)
Nutcracker Suite
  UK 11 08.04.1961 (2 Wo.)
Duke Ellington & John Coltrane (mit John Coltrane )
  DE 31 18.03.2022 (1 Wo.)
Duke Ellington meets Coleman Hawkins (mit Coleman Hawkins )
  DE 67 20.05.2022 (1 Wo.)
Singles
Don’t Get Around Much Anymore (Never No Lament)
  US 8 03.07.1943 (2 Wo.)
Do Nothin’ till You Hear from Me
  US 10 05.02.1944 (1 Wo.)
Skin Deep
  UK 7 11.03.1954 (4 Wo.)

Es sind mehr als 2000 Kompositionen Ellingtons nachweisbar. [11] Eine kleine Auswahl:

Großere Werke und Konzertstucke

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  • 1945: Black, Brown and Beige
  • 1956: Newport Jazz Festival Suite
  • 1956: A Drum Is a Woman
  • 1957: Royal Ancestry (Portrait of Ella Fitzgerald)
  • 1957: Shakespearean Suite
  • 1958: Toot Suite
  • 1959: Jump for Joy
  • 1959: Anatomy of a Murder
  • 1959: The Ellington Suites (inkl. Queens Suite)

Entwicklung der Ellington-Band

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Ellington in L’Aventure du jazz von Louis Panassie ? 1971

Zur Bandgeschichte siehe Duke Ellington Orchestra .

Diskographische Hinweise

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Commons : Duke Ellington  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Horbeispiele

Einzelnachweise

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  1. Wolf Kampmann (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ekkehard Jost : Reclams Jazzlexikon . Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010528-5 .
  2. vgl. Ulrich Kurth, S. 276.
  3. zit. nach Kurth S. 285.
  4. Kurth, S. 285 f.
  5. zit. nach Kurth, S. 286.
  6. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon . Uberarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932. Munchen 2003, ISBN 3-7766-2161-3 .
  7. Most Worshipful Prince Hall Grand Lodge of Ohio. Free & Accepted Masons: Some Of Our Notable Brothers. phaohio.org ( Memento vom 24. April 2017 im Internet Archive )
  8. Lutz D. Schmadel : Dictionary of Minor Planet Names . Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag , Berlin , Heidelberg 2003, ISBN 3-540-29925-4 , S.   186 , doi : 10.1007/978-3-540-29925-7_3157 (englisch, 992 S., Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names . Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1953 EE. Discovered 1953 Mar. 15 by A. Schmitt at Uccle.”
  9. Members: Duke Ellington. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 1. Marz 2019 .
  10. Chartquellen: DE UK US vor 14. Januar 1956
  11. Die alleinige Autorenschaft bei den meisten Stucken Ellingtons wird von vielen Autoren ? wie von Lincoln Collier ? angezweifelt.