Dritte Franzosische Republik

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Franzosische Republik
Republique francaise
1870?1940
Flagge Wappen
Wahlspruch : Liberte, egalite, fraternite
( franzosisch fur ?Freiheit, Gleichheit, Bruderlichkeit“)
Franzosische Republik (1939)
Amtssprache Franzosisch
Hauptstadt Paris
Staats- und Regierungsform semiprasidiale Republik
parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt Staatsprasident
Regierungschef President du Conseil
Wahrung Franzosischer Franc
Errichtung 1870
Vorgangergebilde Zweites Franzosisches Kaiserreich
Endpunkt 1940
Abgelost von Franzosischer Staat (Vichy-Regime)
National­hymne Marseillaise
Zeitzone GMT / UT ±0 ( Temps moyen de Paris ? 9′ 21″ )
Sommerzeit (GMT/UT+1) ab 1916 [1]
Dritte Franzosische Republik 1885 mit Kolonien

Als Dritte Franzosische Republik ( franzosisch Troisieme Republique francaise ) bezeichnet man den franzosischen Staat zwischen 1870 und 1940. Der offizielle Staatsname war Republique francaise .

Allgemeines [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grundungsphase [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Niederlage in der Schlacht von Sedan im Deutsch-Franzosischen Krieg von 1870/71 und die damit verbundene Gefangennahme Kaiser Napoleons III. fuhrte am 4. September 1870 in Paris zur Ausrufung einer ?temporaren“ Republik . Nach dem Waffenstillstand mit Deutschland wurde im Februar 1871 eine verfassunggebende Nationalversammlung gewahlt, in der Monarchisten eine deutliche Mehrheit hatten. Diese waren jedoch in drei Lager gespalten, die jeweils eine andere Dynastie zuruck auf den Thron bringen wollten: Legitimisten (Anhanger des bis zur Julirevolution 1830 regierenden Hauses Bourbon ), Orleanisten (in der Tradition des ?Burgerkonigs“ Louis-Philippe ) und Bonapartisten . Uberzeugte Republikaner stellten weniger als ein Viertel der Abgeordneten. Der zum provisorischen Staatsoberhaupt gewahlte Liberale Adolphe Thiers (von Februar bis August 1871 Chef der Exekutivgewalt, dann bis 1873 erster Prasident der Republik) versprach, die Frage der Staatsform zunachst offen zu lassen.

Nach der blutigen Niederschlagung der Pariser Kommune im Mai 1871 war die Wiedereinfuhrung einer konstitutionellen Monarchie geplant . Schließlich einigten sich Legitimisten und Orleanisten darauf, Henri d’Artois , dem Grafen von Chambord, die Thronfolge anzutragen. Dieser lehnte jedoch ab, sich auf die noch zu schaffende Verfassung und die Trikolore zu verpflichten. Von 1873 bis 1879 war Marschall Patrice de Mac-Mahon , ein Legitimist und ausgesprochener Gegner der Republik, Staatsprasident. Die Assemblee Nationale (Nationalversammlung) nahm sich gut vier Jahre Zeit, um Verfassungsgesetze zu beschließen (siehe Abschnitt ?Institutionen‘ ).

Die Verfassung schuf eine Legislative mit Zwei-Kammer- Parlament ( Abgeordnetenkammer und Senat ), das gemeinsam als Nationalversammlung einen Prasidenten mit starker Stellung gegenuber der Regierung auf sieben Jahre wahlte. Die Stellung des Prasidenten war nicht ganz so stark wie spater in der gaullistischen Konzeption fur die Funfte Republik . Der Ministerprasident war abhangig von der Mehrheit in der Abgeordnetenkammer; die Kabinette wechselten recht haufig.

Außenpolitisch hatte es der neue Staat zunachst schwer. Der Kanzler des Deutschen Reiches , Otto von Bismarck , sorgte bis 1890 mit seiner Bundnispolitik fur eine außenpolitische Isolierung Frankreichs, das als einzige große Republik in Europa mit dem Misstrauen der monarchischen Machte zu rechnen hatte.

Weil Elsaß-Lothringen nach dem Deutsch-Franzosischen Krieg an Deutschland gefallen war, lag die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich nun westlicher als zuvor. Im Jahr 1874 begannen die Franzosen mit dem Bau der Barriere de fer (?Eiserne Sperre“), die aus zahlreichen Festungen , Forts und anderen Verteidigungsbauwerken bestand. In der Dritten Republik war der Revanchismus weit verbreitet; viele Politiker waren zu finanziellen und militarischen Anstrengungen fur die Ruckeroberung Elsaß-Lothringens bereit.

Boulangismus, Dreyfus-Affare und ?radikale“ Republik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ab 1876 hatten die Republikaner die parlamentarische Mehrheit, nach den Wahlen 1881 sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Sie zwangen den royalistischen Staatsprasidenten Mac-Mahon 1879 zum Rucktritt und schrieben die zunachst nur provisorische Republik 1883 dauerhaft als Staatsform fest.

Das politische Spektrum der Dritten Republik hatte die Tendenz, immer weiter nach links zu rucken, wofur Albert Thibaudet den Begriff Sinistrisme pragte. Die verschiedenen monarchistischen Stromungen, die in der Nationalversammlung 1871 noch eine deutliche Mehrheit hatten, verloren sukzessive an Bedeutung. Die Anhanger der Republik spalteten sich in moderate (oder ?opportunistische“) und radikale (oder ?unnachgiebige“) Republikaner. Wer 1871 noch ganz links stand, weil er fur die republikanische Staatsform eintrat, konnte spater schon als konservativ gelten. Ab den 1890er-Jahren gewannen auch die Sozialisten parlamentarische Bedeutung.

Ende der 1880er-Jahre hatte die Bewegung des Boulangismus , d. h. die Anhanger des als ?General Revanche“ bekannten Kriegsministers Georges Boulanger große Popularitat. Dieser schlossen sich Monarchisten, Katholiken, Antisemiten, aber auch radikale Republikaner und Sozialisten an. Die Affare um den zu Unrecht wegen Landesverrats verurteilten judischen Hauptmann Alfred Dreyfus spaltete die franzosische Offentlichkeit (und auch das republikanische Lager) von 1894 bis zu seinem endgultigen Freispruch 1906. Im Februar 1899 scheiterte ein Putschversuch der nationalistisch-antisemitischen Ligue des Patriotes unter Paul Deroulede .

Innenpolitisch kampften die radikalen Republikaner besonders darum, den Einfluss der katholischen Kirche zuruckzudrangen (Naheres unter Romisch-katholische Kirche in Frankreich#19. Jahrhundert ). Das fuhrte zu einem rigorosen Laizismus ? der bis heute zum franzosischen Selbstverstandnis gehort ? und zum Ausbau des staatlichen Schulsystems . 1905 wurde als eine Konsequenz aus der Dreyfus-Affare das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat angenommen. Es schreibt eine starke Trennung zwischen Staat und religiosen Institutionen (franzosisch la laicite ) vor.

Erster Weltkrieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sein Militarbundnis mit Russland fuhrte Frankreich im August 1914 in den Ersten Weltkrieg . Frankreich verfolgte als alliierte Macht in der Triple Entente unter anderem das Ziel , sich fur die ?Schmach von 1870/71“ zu revanchieren . Dass Elsass und Lothringen wieder zu Frankreich kommen sollten, war politischer Konsens aller Parteien. Kurz nach dem Auseinanderbrechen der Zweiten Internationale fanden sich Ende August 1914 die Burgerlichen und die sozialistische SFIO in der Union sacree zusammen.

Deutsche Truppen besetzten bis zur Schlacht an der Marne einen betrachtlichen Teil des wirtschaftlich bedeutenden Nordostens Frankreichs. Erhebliche Zerstorungen waren die Folge und zahlreiche Bewohner fluchteten. Die Regierung (unter Staatsprasident Raymond Poincare ) verlegte ihren Sitz von Anfang September bis Dezember 1914 nach Bordeaux .

Im Kriegsverlauf an der Westfront erlitt die franzosische Armee bei mehreren erfolglosen Versuchen, die deutsche Front zu durchbrechen, erhebliche Verluste. Zu einem Symbol wurde die verlustreiche Verteidigung von Verdun 1916. Im Fruhjahr 1917 kam es nach einer weiteren erfolglosen Offensive an der Aisne verbreitet zu Meutereien . Am 6. April 1917 traten die USA in den Krieg ein . Im November 1917 wurde Georges Clemenceau zum Ministerprasidenten gewahlt. Im November 1918 beendete der Waffenstillstand von Compiegne (1918) den Krieg. Von den fast 8,1 Millionen Franzosen im Kriegsdienst waren zwischen 1,3 und 1,5 Millionen (16 bis 18,5 Prozent) gefallen.

Frankreich diktierte als Siegermacht den geschlagenen Mittelmachten in den Pariser Vorortvertragen harte Friedensbedingungen. Elsass-Lothringen kam wieder zu Frankreich. Okonomisch gesehen war Frankreich einer der großen Verlierer, da es massive Verwustungen erlitten und sich hoch verschuldet hatte. Die Kriegsanleihen betrugen 5 Mrd. Francs, Anleihen in Hohe von 15 Mrd. Francs an Russland und das Osmanische Reich waren verloren. [2]

Zwischenkriegszeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem gewonnenen Krieg ging die Sorge um, Frankreich wurde mit seinen empfindlichen demographischen Verlusten dem Versuch einer deutschen Revanche geschwacht gegenuberstehen. Tatsachlich wurden die Bevolkerungsverluste in den folgenden Jahren aber durch Einwanderung , die nach der Uberwindung der Nachkriegsdepression liberal gehandhabt wurde, mehr als ausgeglichen: Fast zwei Millionen Menschen wanderten in der Zwischenkriegszeit nach Frankreich ein. [3]

Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer im November 1919 verlor das Kabinett Clemenceau seine Mehrheit. Ein ?Nationaler Block“ ( Bloc national ) , geeint in seiner Politik der Harte gegenuber Deutschland, bildete die Regierung und regierte bis 1924. Wichtige außenpolitische Themen waren die deutschen Reparationszahlungen und der Aufbau eines Cordon sanitaire zwischen Deutschland und Sowjetrussland . Im Zuge seiner Politik der ?Sicherheit am Rhein“ betrieb Ministerprasident Poincare 1923 die Ruhrbesetzung , die schließlich in den Dawes-Plan mundete. Im Mai 1924 gewann der Radikalsozialist Edouard Herriot mit einem Bundnis linker Parteien, dem Cartel des gauches , die Wahlen, weshalb Poincares Politik als gescheitert bezeichnet wird. Andere Historiker weisen darauf hin, dass Frankreich nun erstmals regelmaßige Reparationseinnahmen erhielt, weshalb Poincares Bilanz durchaus nicht ganzlich negativ sei. [4]

Von 1924 an wurde die schleichende Inflation des Franc als krisenhaft empfunden, die auf die Kriegsfinanzierung der Jahre 1914 bis 1918 zuruckzufuhren war. Die Regierung Herriot scheiterte an der Stabilisierung der Wahrung, die erst 1926 der konservativen Regierung Poincares gelang, der als Premierminister und Finanzminister in einer Person eine harte Austeritatspolitik durchsetzte. Im Oktober 1925 kam es im Rahmen von Verhandlungen in Locarno zu einer deutsch-franzosischen Annaherung (siehe Vertrage von Locarno ). Fur Frankreich nahm Aristide Briand teil (er war 1925 bis 1929 Außenminister in 14 aufeinanderfolgenden Regierungen), fur Deutschland Gustav Stresemann .

Die folgenden Jahre waren Krisenjahre mit schnell wechselnden Regierungen. Ab 1931 litt Frankreich unter der Weltwirtschaftskrise , die in Frankreich weniger stark ausgepragt war als etwa in Deutschland, dafur aber langer andauerte. Am 6. Februar 1934 beteiligte sich die faschistische Bewegung Croix de Feu an einer antiparlamentarischen Straßenschlacht , danach trat Edouard Daladier zuruck.

Gaston Doumergue , Prasident der Jahre 1924 bis 1931, bildete eine ?Regierung der nationalen Einheit“ (franzosisch Union Nationale ), die ohne Zustimmung der Kommunisten und Sozialisten auskommen musste. Im Fruhjahr 1936 wurden die Parlamentswahlen von der neu gebildeten Front populaire aus Sozialisten, Kommunisten und Radikalsozialisten mit der Parole ?Brot, Frieden, Freiheit“ gewonnen. Der Sozialist Leon Blum wurde Juni 1936 bis Juni 1937 und im Marz/April 1938 Ministerprasident. Beim ersten Mal wurde Camille Chautemps sein Nachfolger, beim zweiten Mal Edouard Daladier (10. April 1938 bis 21. Marz 1940). Die Volksfront verfolgte konsequent das Prinzip der Nichteinmischung in den Spanischen Burgerkrieg und der ?kollektiven Sicherheit“. Gegenuber dem NS-Staat praktizierte sie eine Appeasement-Politik .

1939/40 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Deutsche Reich begann am Morgen des 1. September 1939 den Uberfall auf Polen ; Frankreich reagierte zusammen mit Großbritannien am 3. September mit der Kriegserklarung .

Frankreich war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges militarisch relativ unvorbereitet: In seiner Strategie war es bisher davon ausgegangen, einen deutschen Angriff mit der Maginot-Linie aufzuhalten und dann mit Hilfe der Verbundeten im Osten das Deutsche Reich in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln. Nun stand die Tschechoslowakei als Verbundeter nicht mehr zur Verfugung, und Polen brauchte selber Hilfe. Dazu hatte es einer offensiven Ausrichtung der Streitkrafte bedurft, fur die der Panzeroffizier Charles de Gaulle seit 1934 geworben hatte. Vergeblich, Frankreich blieb bei seiner Defensivstrategie und war daher militarisch nicht in der Lage, dem Verbundeten mit einem Offensivstoß uber den Rhein zu Hilfe zu kommen. [5]

Die franzosische Armee blieb daher bis zur deutschen Besetzung Belgiens am 10. Mai 1940 in der Defensive (? Sitzkrieg “) und uberschatzte ihre ab etwa 1930 gebaute Maginot-Linie, ein aus einer Linie von Festungswerken bestehendes Verteidigungssystem.

Besetztes Frankreich und Vichy-Regime

Am 10. Mai 1940 begann die Wehrmacht den Westfeldzug mit einem Angriff auf die neutralen Staaten Niederlande , Belgien und Luxemburg . Die Niederlande kapitulierten am 14. Mai; Belgien am 28. Mai. Teile der franzosischen Armee und die British Expeditionary Force (BEF) ruckten in Belgien vor. Sie wurden vom Sichelschnittplan der Deutschen uberrascht; die BEF wurde in Dunkirchen eingekesselt und konnte (aber nur unter Zurucklassung der meisten Ausrustung) in der Operation Dynamo zu großen Teilen gerettet werden. Am 5. Juni begann die Wehrmacht im Zuge des Angriffs auf Frankreich mit der abschließenden Offensive; der franzosische Widerstand ließ schnell nach. Am 14. Juni 1940 besetzten deutsche Truppen Paris; die franzosischen Truppen waren vorher abgezogen und Paris offene Stadt . Eine vollige Niederlage der franzosischen Armee zeichnete sich ab. Nach dem Rucktritt des Ministerprasidenten Paul Reynaud beauftragte Staatsprasident Albert Lebrun am 16. Juni 1940 Marschall Petain mit der Regierungsbildung und mit Waffenstillstandsverhandlungen. Hitler konnte den Besiegten die Bedingungen diktieren; der Waffenstillstand von Compiegne (22. Juni 1940) war de facto eine Kapitulation gegenuber dem Deutschen Reich.

Etwa sechs Zehntel Frankreichs (Zone occupee) kamen unter deutsche Besatzung (siehe Karte). Philippe Petain grundete am 11. Juli 1940 in Vichy den Etat francais (franzosisch fur Franzosischer Staat ). Am Tag zuvor hatte die in Vichy versammelte Nationalversammlung ihn dazu bevollmachtigt. [6] Damit endete die Dritte Republik.

Institutionen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1875 waren drei Verfassungsgesetze angenommen ( Verfassungsgesetz uber die Organisation der franzosischen Staatsgewalt , Verfassungsgesetz uber die Organisation des Senates , Verfassungsgesetz uber die Beziehungen der franzosischen Staatsgewalten untereinander ), es galt also keine einheitliche Verfassung im eigentlichen Sinne. [7]

Die Legislative wurde in zwei Kammern geteilt, die zusammen ein Parlament (Assemblee Nationale) bildeten (siehe Zweikammersystem ) . Die Chambre des Deputes , die Abgeordnetenkammer mit mehr als 600 Abgeordneten, wurde durch ein Allgemeinwahlrecht gewahlt. Der Senat (300 Senatoren, gewahlt fur neun Jahre) wurde alle drei Jahre in einem Drittel neu gewahlt. Die Mitglieder des Senats wurden von den Wahlkomitees (colleges electoraux) der Departements oder der Dorfgemeinschaften gewahlt.

Das Haupt der Exekutive war der fur sieben Jahre durch die Assemblee Nationale gewahlte Prasident (President de la Republique). Er hatte selbst keine Haftbarkeit und alle seine Aktivitaten mussten von einem Minister beglaubigt werden. Seine einzige Macht war zu entscheiden, wer ein neues Kabinett bilden sollte. Die Regierung war verantwortlich gegenuber dem Abgeordnetenhaus und dem Senat.

Prasidenten der III. Republik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Krisen in der III. Republik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Munze aus der Zeit der Dritten Republik (1936). Der Ahrenkranz und die Fullhorner sollen Wohlstand und Uberfluss vermitteln.

Die III. Republik war gekennzeichnet von einer Reihe von Konflikten, Krisen und Skandalen. So schien 1889 ein Putsch durch General Georges Boulanger zu drohen, der sich spater erschoss. Im gleichen Jahr erschutterte der Panamaskandal die Republik und in den 1890er-Jahren fuhrte die Dreyfus-Affare erst an den Rand eines Krieges mit Deutschland und dann an den Rand eines Burgerkrieges zwischen Nationalisten ? die eine Revision des Hochverratsurteils gegen Alfred Dreyfus als Angriff gegen die franzosische Armee ansahen ? und Republikanern. Als eine Konsequenz aus der Dreyfus-Affare wurde 1905 das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat angenommen, wodurch die vollkommene Trennung zwischen Staat und religiosen Institutionen ? franzosisch la laicite , deutsch Laizismus ? in der franzosischen Verfassung verankert wurde. In der Faschoda-Krise von 1898 kollidierten die kolonialen Anspruche von Frankreich und Großbritannien; ein militarischer Konflikt beider Staaten in Afrika (und anschließend moglicherweise in Europa) konnte befurchtet werden.

Es folgten die Marokkokrisen ( 1905/06 und 1911 ), der Erste Weltkrieg , die Weltwirtschaftskrise (ab 1929), die inneren Konflikte im Zusammenhang mit der Volksfrontregierung der 1930er-Jahre und das Ende der Republik im Zweiten Weltkrieg .

Hinsichtlich der Zahl seiner Regierungen war Frankreich wesentlich instabiler als Deutschland oder Großbritannien. Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der Dritten Republik 1940 gab es siebenundzwanzig franzosische Kabinette, in Deutschland vierzehn, in England sieben. [8]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fußnoten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Von der Meridian-Konferenz 1884 bis zur deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg 1940 verwendete Frankreich die Greenwich-Zeit (Weltzeit ±0). Diese bezog sich aber von 1911 bis 1978 formal nicht auf das Royal Greenwich Observatory , sondern auf das Pariser Observatorium mit entsprechendem Zeitversatz. Siehe dazu L’heure legale francaise. Institut de mecanique celeste et de calcul des ephemerides sowie zur Umstellung 1940 Yvonne Poulle: La France a l'heure allemande , Bibliotheque de l'Ecole des chartes, vol. 157, Librairie Droz, 1999, S. 493?502 .
  2. Youssef Cassis: Metropolen des Kapitals . Murmann, Hamburg 2007, ISBN 978-3-938017-95-1 , S.   244   f .
  3. Dirk Hoerder : Migrationen und Zugehorigkeiten . In: Emily S. Rosenberg (Hrsg.): C.H. Beck/Harvard UP: Geschichte der Welt, Bd. 5: 1870?1945. Weltmarkte und Weltkriege . C.H. Beck, Munchen 2012, ISBN 978-3-406-64105-3 , S. 432?588, hier S. 562.
  4. Jacques Bariety: Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg. In: derselbe und Raymond Poidevin : Frankreich und Deutschland. Die Geschichte ihrer Beziehungen 1815?1975 . C.H. Beck, Munchen 1982, S. 293?422, hier 339 f.
  5. Jean Doise, Maurice Vaisse: Diplomatie et outil militaire (1871?1991). Editions du Seuil, Paris 1992, S. 404?414.
  6. www.verfassungen.eu: Le Gouvernement de Vichy (Links zu Volltexten aller Verfassungsakte)
  7. verfassungen.eu: Verfassungsgesetz uber die Organisation der franzosischen Staatsgewalt (vom 25. Februar 1875) , Verfassungsgesetz uber die Beziehungen der franzosischen Staatsgewalten untereinander (vom 16. Juli 1875)
  8. Harold James : Geschichte Europas im 20. Jahrhundert. Fall und Aufstieg 1914?2001. Munchen 2004, ISBN 3-406-51618-1 , S. 86.