Dieser Artikel behandelt die Gemeinde in Frankreich. Zum US-amerikanischen Schauspieler siehe
Gary Dourdan
, zur bretonischen Gemeinde siehe
Dourdain
.
Dourdan
ist eine
franzosische
Gemeinde
mit 11.279 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im
Departement
Essonne
und der
Region
Ile-de-France
. Der Ort gehort zum
Arrondissement
Etampes
und ist Verwaltungssitz des
Kantons
Dourdan
. Dourdan liegt im außersten Westen des Departements Essonne am Ufer der
Orge
.
Der Ortsname wird auf ein
keltisches
Wort fur Wasser oder Fluss zuruckgefuhrt. Der Ort entwickelte sich in
galloromischer
Zeit zum wichtigsten Zentrum der
Keramikproduktion
.
Dourdan war die Residenz des
Robertiners
Hugo der Große
, des Vaters von
Hugo Capet
, der hier 956 auch starb. Als Hugo Capet 987
Konig von Frankreich
wurde, wurde Dourdan Bestandteil der
Domaine royal
.
1220 ließ Konig
Philipp II. August
in Dourdan eine neue Burg errichten, die in spateren Jahren dann als
Apanage
vergeben wurde. Die bekanntesten Besitzer waren
Blanka von Kastilien
,
Ludwig von Evreux
,
Johann von Berry
,
Francois, 2. Herzog von Guise
,
Maximilien de Bethune, duc de Sully
,
Anna von Osterreich
und die Familie der
Herzoge von Orleans
.
Anfang des 20. Jahrhunderts fanden Autorennen und Rekordfahrten auf der Rennstrecke von
Le kilometre et le mile a Dourdan
statt. Der Ort wurde dadurch in der internationalen Presse vielfach erwahnt.
Siehe auch:
Liste der Monuments historiques in Dourdan
Mit dem Bau der Kirche wurde 1150 begonnen, sie wurde jedoch erst im 14. Jahrhundert fertiggestellt. Das Gebaude erlitt 1428 schwere Zerstorungen und wurde Ende des 15. Jahrhunderts restauriert. Wahrend der
Hugenottenkriege
wurde die Kirche erneut beschadigt. 1641 wurden die Turmspitzen gebaut und 1689 die Chapelle de la Vierge, welche die Kirche um 14 Meter, d. h. von 36 auf 50 Meter verlangerte.
Im Innern der Kirche gibt es eine Reihe von Sehenswurdigkeiten, darunter:
- eine Grabplatte mit dem Bild von Guillaume de Chatillonville, die wahrend der
Franzosischen Revolution
als Brucke uber einen Graben diente
- ein Reliquienschrein des heiligen Felicien aus Glas und Metall, ein Geschenk der Großherzogin von
Toskana
aus dem Jahr 1695
- Portrats der ortlichen Pfarrer seit der Franzosischen Revolution, insbesondere das des Abbe Gautier (siehe unten).
Siehe Hauptartikel
Burg Dourdan
Sie stammt aus dem Jahr 1836 und befindet sich im Stadtzentrum. Sie ersetzte die alte
Markthalle
aus dem 13. Jahrhundert, die ein Obergeschoss besaß, in dem zivile und gerichtliche Verhandlungen stattfanden, auch den Forst (siehe unten) betreffend; es handelte sich um das
auditoire royal
, die konigliche Anhorung, die im 18. Jahrhundert in die Burg verlegt wurde. Mit dem Obergeschoss der neuen Markthalle, ein Werk des Architekten Lucien-Tirte van Clemputte, wollte man an die alte erinnern.
- Hugo der Große
(um 895?956), Herzog der Franken bzw. Herzog von
Franzien
- Jean-Francois Regnard
(1655?1709), Lustspielautor, starb 1709 auf Schlosschen Grillon bei Dourdan
- Francisque Sarcey
(1827?1899), Journalist, Schriftsteller und Theaterkritiker, wurde hier geboren
- Roustam Raza
(um 1780?1845), der ?Mamluke Napoleons“, verbrachte hier seinen Lebensabend
- Der Abbe Gautier, Pfarrer unter
Napoleon III.
(1808?1873), wurde von der Polizei streng uberwacht, da man ihm unterstellte, Guter von oben nach unten umverteilen zu wollen (≪ vouloir prendre aux riches pour donner aux pauvres ≫) und auf der Kanzel niemals fur den Kaiser zu beten (≪ ne jamais prier Dieu pour l'Empereur ≫); er starb im Amt am 21. Marz 1867.
- 1887 schrieb
Emile Zola
(1840?1902) hier den Roman
La Terre
(Bd. 15 seines Romanzyklus
Die Rougon-Macquart
).
- Michel Audiard
(1920?1985), Drehbuchautor und Regisseur, starb hier im Ort
- Mickael Carreira
(* 1986), portugiesischer Popsanger, wurde hier geboren
- Tony Gallopin
(* 1988), Radrennfahrer, wurde hier geboren
- David Carreira
(* 1991), portugiesischer Schauspieler und Popsanger, wurde hier geboren
Die Foret domaniale ist ein ehemaliger koniglicher Jagdforst, der
1870
in Gemeindehand uberging. Er ist 1683 Hektar groß und besteht aus zwei Waldern, die durch die Orge voneinander getrennt sind:
- den Wald
Foret domaniale de
Saint-Arnoult
im Norden
- den Wald
Foret de l'Ouye
im Suden, der seinen Namen der gleichnamigen, sich hier befindenden Abtei verdankt (siehe unten)
Der Forst ist ein Laubwald, der zu 80 % aus
Eichen
besteht, daruber hinaus aus
Kastanien
,
Buchen
,
Weißbuchen
,
Birken
sowie 6 %
Kiefern
.
Die von Abtei Ouye (Abbaye de l'Ouye) wurde 1163 auf Wunsch des Konigs
Ludwig VII.
durch
Grammontenser
-Monche errichtet. Der Konig wollte mit dieser Abtei Gott danken, weil er ihm erlaubt habe, die Stimmen seiner Begleiter zu horen
(ouir),
nachdem er sich im Wald verirrt hatte. Die Abtei liegt im Suden des Waldes. Um 1220 loste Philipp August die Zuwendung, die Ludwig VII. den Monchen gemacht hatte, wieder auf, da die Abtei eine Enklave in seinem bevorzugten Jagdrevier war. Ein Jahrhundert spater stellte
Ludwig der Heilige
den vorigen Zustand jedoch wieder her. Das Kloster wurde mehrmals verwustet, vor allem 1567 wahrend der Hugenottenkriege.
1771 wurde der Orden von Grandmont aufgelost, die
Benediktiner
aus
Clairefontaine-en-Yvelines
ubernahmen das Kloster 1773. Im Jahr 1790, wahrend der Franzosischen Revolution, wurden die Monche vertrieben und ihr Eigentum beschlagnahmt. Die Abtei wurde anschließend weitgehend zerstort. Seit 1946 wird das Kloster von
Ursulinerinnen
aus
Orleans
genutzt.
Nur wenige Zeugnisse der Vergangenheit sind erhalten geblieben, so eine Kapelle sowie ein weiteres Gebaude, das nicht besichtigt werden kann. Sie gehoren zur Gemeinde
Les Granges-le-Roi
.
- Le Patrimoine des Communes de l’Essonne.
Flohic Editions, Band 1, Paris 2001,
ISBN 2-84234-126-0
, S. 210?226.