Bei der
Doppelwahl von 1256/57
standen sich bei der Wahl zum
deutschen Konig
der Englander
Richard von Cornwall
und
Alfons X.
, der Konig von
Kastilien
, gegenuber.
Wilhelm von Holland
, seit 1248 bereits
Gegenkonig
im
Heiligen Romischen Reich
, war nach dem Tod des
Staufers
Konrad IV.
am 21. Mai 1254 als alleiniger Herrscher allgemein anerkannt worden. Er selbst starb jedoch bereits am 28. Januar 1256 im Kampf gegen die
Friesen
. Weder sein gerade einmal zweijahriger Sohn
Florens
noch Konrads erst vierjahriger Sohn
Konradin
kamen aufgrund ihres jungen Alters als mogliche Nachfolger infrage.
Der
kastilische Konig
Alfons X.
, der uber seine Mutter
Beatrix
mit den Staufern verwandt war, erhob daraufhin Anspruch auf den Thron. Gesandte der Stadt
Pisa
riefen ihn am 18. Marz zum neuen Herrscher im Heiligen Romischen Reich aus, wenig spater folgten Gesandte der Stadt
Marseille
. Unterstutzung erfuhr Alfons durch den
franzosischen Konig
Ludwig IX.
, der sich seinerseits einen Einflussgewinn auf den alten
burgundischen
und
lothringischen
Raum versprach.
Dies rief wiederum den
englischen
Konig
Heinrich III.
auf den Plan, der ein Erstarken Frankreichs befurchtete. In einem Schreiben an
Papst
Alexander IV.
bat er darum, einen der
Kirche
treuen und dem
Konig von England
nicht feindlich gesinnten Mann einzusetzen. Da eine Antwort des Papstes ausblieb, ging Heinrich davon aus, dass dieser Alfons X. unterstutzten wurde (tatsachlich geriet Alfons jedoch wegen seines Bundnisses mit dem stauferfreundlichen Feudalherren
Ezzelino III. da Romano
in Gegensatz zum Papst). Heinrich wollte sich nun personlich in die deutschen Angelegenheiten einmischen und fasste den Entschluss, seinen Bruder
Richard von Cornwall
zum romisch-deutschen Konig wahlen zu lassen.
Nachdem Heinrich III. diesen Plan gefasst hatte, setzten Ende Juni die ersten Verhandlungen ein. Am 26. November 1256 verpflichtete sich der
Pfalzgraf bei Rhein
Ludwig II.
, Richard seine Stimme zu geben. Mit der Stimme des Pfalzgrafen sicherte Richard sich auch die Unterstutzung von dessen Bruder
Herzog Heinrich von Bayern
. Der
Erzbischof von Koln
,
Konrad von Hochstaden
, erhielt von Richard 12000 Mark Sterling Ausgleichszahlungen sowie das Versprechen, die Aussohnung der
Kurie
mit dem Erzbischof bis zum 27. Mai 1257 zu erreichen. Dieser war namlich wegen eines Anschlags in
Neuss
auf Wilhelm von Holland und einen
papstlichen Legaten
von letzterem
exkommuniziert
worden. Der
Mainzer Erzbischof
befand sich seit 1255 in Gefangenschaft des Herzogs von Braunschweig, in die er wegen territorialpolitischer Auseinandersetzungen geraten war. Er ubertrug seine Stimme auf den Kolner Erzbischof und erhielt von Richard 8000 Mark Sterling, davon wurden 5000 Mark Sterling verwendet, um den Mainzer aus der Gefangenschaft freizukaufen.
So hatte sich Richard die Stimmen der Erzbischofe von Mainz und Koln sowie jene des Pfalzgrafen bei Rhein gesichert.
Nachdem die Verhandlungen abgeschlossen waren, wurde in
Frankfurt
ein Wahltag fur den 13. Januar 1257 veranschlagt. Die ersten, die in der Stadt eintrafen, waren der
Erzbischof von Trier
und der
Herzog von Sachsen
, die beide den Kastilier unterstutzten. Sie verweigerten dem Erzbischof von Koln und dem Pfalzgrafen Einlass in die Stadt, weswegen diese ihr Lager außerhalb der Stadt aufschlugen und dorthin zur Wahl luden. Dieser Aufruf wurde nicht befolgt und die Anhanger des Englanders sahen das volle Recht der Wahl bei sich, somit wahlten sie Richard von Cornwall zum neuen romisch-deutschen Konig mit den Stimmen des Erzbischofs von Koln, des Erzbischofs von Mainz und des Pfalzgrafen bei Rhein.
Einige Tage spater schloss sich der
Konig von Bohmen
dieser Wahl an, jedoch sorgte dieser fur Verwirrung, weil er spater auch Alfons X. seine Stimme gab, wohl um ganz sicher auf der Seite des Siegers zu sein. Am 1. April 1257 wurde Alfons X. vom Erzbischof von Trier, dem Herzog von Sachsen, dem
Markgrafen von Brandenburg
und dem Konig von Bohmen zum romisch-deutschen
Konig
gewahlt.
Am 10. April 1257 brach auch Richard mit seinem Gefolge nach
Deutschland
auf, ihn begleiteten seine Frau
Sancha
und seine beiden Sohne Heinrich und Edmund. Am 17. Mai 1257 empfing Richard von Cornwall in
Aachen
das
Szepter
und die
Reichskrone
, wobei er auf dem Thron
Karls des Großen
saß. Mit ihm wurde seine Frau gekront und sein Sohn Heinrich wurde einen Tag spater zum
Ritter geschlagen
, dieser wurde von da an in England
Henricus de Alemannia
genannt. Diese durch Konrad von Hochstaden ?am rechten Ort“ durchgefuhrte Kronung war ein wichtiger herrschaftsbegrundender Moment fur Richard, denn sein Konkurrent wurde nicht gekront und hatte Deutschland auch nie betreten.
- Dieter Berg
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