Doping
, also die Nutzung unerlaubter Methoden und Substanzen zur Leistungssteigerung, ist in Ausdauersportarten wie dem
Radsport
seit Jahrzehnten als Problem evident. Aber erst durch die sogenannte
Festina-Affare
wahrend der
Tour de France 1998
ruckte die Doping-Problematik im Profi-Radsport wirklich ins Zentrum des offentlichen Interesses. Gleichzeitig wurde die Doping-Bekampfung sowohl auf medizinischer als auch auf polizeilicher Ebene seit Ende der 1990er-Jahre deutlich verstarkt.
Alle Versuche, den Begriff
Doping
zu definieren, sind an Formulierungsschwierigkeiten gescheitert, da es nicht gelingt, die komplexen Inhalte der verbotenen
Wirkstoffe
und Methoden der unphysiologischen Leistungssteigerung zusammenzufassen. Doping wird auf Grund dieser Schwierigkeiten durch eine
Dopingliste
mit genau aufgezahlten und beschriebenen Wirkstoffen und Vorgehensweisen definiert.
Diese Liste wurde von internationalen
Sportverbanden
aufgestellt und von allen nationalen Verbanden ubernommen. Ebenso wurde festgelegt, dass ein Dopingverstoß dann vorliegt, wenn eine der in der Verbotsliste aufgezahlten
Substanzen
im Korper des
Athleten
nachgewiesen wird oder er eine
Dopingkontrolle
verweigert. Jeder Sportler, der an offiziellen Wettkampfen teilnimmt, verpflichtet sich durch seine Teilnahme gegenuber dem nationalen Verband, alle Dopingvorschriften einzuhalten.
Von den 1930er- bis in die 1970er-Jahre wurden im Radsport vorrangig
Amphetamine
und andere Stimulanzien und Aufputschmittel (darunter auch
Koffein
) als Dopingmittel benutzt. Diese haben eine euphorisierende Wirkung, reduzieren die Mudigkeit des Sportlers und ermoglichen eine nahezu restlose Ausschopfung der korperlichen Reserven. Da Stimulanzien kurz vor dem Wettkampf eingenommen werden mussen, um eine Wirkung zu erzielen, waren sie relativ schnell in Kontrollen nachweisbar. Trotzdem werden Amphetamine bis heute haufig bei Dopingtests festgestellt.
Die seit Mitte der 1970er-Jahre verbotenen anabolen Steroide (sogenannte
Anabolika
) zum Muskelaufbau wurden zwar auch im Radsport eingesetzt, sind aber vorrangig in Schnellkraftsportarten wie dem
Gewichtheben
und Kurzstreckendisziplinen der
Leichtathletik
verbreitet. Dagegen gehorten Cortikoide bzw. Corticosteroide (zum Beispiel
Cortison
) ab den 1970er-Jahren zu den am weitesten verbreiteten Dopingpraparaten im Radsport. 1980 von der UCI verboten, waren sie bis vor wenigen Jahren durch Urintests nicht nachzuweisen. Cortikoide verringern das gefuhlte Belastungsempfinden und beschleunigen die Regeneration, eine Wirkungsverstarkung tritt in Verbindung mit Amphetaminen und Anabolika auf.
Seit Ende der 1980er-Jahre erreichten zahlreiche neue Dopingprodukte den Profi-Radsport, neben
Wachstumshormonen
vor allem
Erythropoetin
, welches unter dem Kurzel EPO inzwischen geradezu zum Synonym der Dopingpraxis im Radsport geworden ist. Das Praparat EPO ermoglicht eine erhohte Sauerstoffkonzentration im Blut, wodurch sich die Ausdauer des Athleten direkt verbessert. EPO soll in den fruhen 90er Jahren im Spitzenradsport nahezu flachendeckend benutzt worden sein. Lange Zeit konnten nur indirekt uber die Messung des
Hamatokritwerts
Hinweise auf EPO-Doping gewonnen werden. Inzwischen ist es aber moglich, EPO durch einen Urintest nachzuweisen, obwohl derzeit noch Restzweifel an der Zuverlassigkeit der Messmethode bestehen. Ahnliche Effekte wie durch das EPO-Doping konnen durch
Blutdoping
erreicht werden, also durch die Injektion eigenen oder fremden Blutes mit hoherer Sauerstoffaufnahmekapazitat kurz vor dem Wettkampf. Insbesondere Eigenblutdoping ist bisher kaum nachweisbar, außer man findet ein solches Labor, wie 2006 in Spanien geschehen.
Seit Beginn der ersten Radrennen in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts wandten Radsportler auch leistungssteigernde Substanzen an. Inwieweit diese als Doping bezeichnet werden konnen, ist zweifelhaft, da der Begriff Doping ausdrucklich auf dem Verbot von Wirkstoffen und Methoden basiert. Solange kein eigener sportmedizinischer Katalog ? also eine Dopingliste ? geschaffen wurde, waren leistungssteigernde Substanzen zumindest sportjuristisch nicht illegal. Seit den 1920er-Jahren begann eine Diskussion um die Notwendigkeit einer Definition von Doping, nicht zuletzt angesichts der deutlich gesundheitsgefahrdenden Folgen der oft unkontrollierten Einnahme von Pharmaka.
Erst 1966 nahm der Radsportweltverband
UCI
verbindliche Anti-Doping-Bestimmungen in sein Reglement auf. Nachdem sich im gleichen Jahr die drei Erstplatzierten des
Fleche Wallone
(
Michele Dancelli
,
Lucien Aimar
und
Rudi Altig
) der Dopingkontrolle entzogen hatten, fand bei der
Tour de France 1966
erstmals eine unangemeldete Dopingkontrolle statt. Gegen diese Maßnahmen streikten die Rennfahrer bei der nachsten Etappe. Durch einen Todesfall wurden die Gefahren der Dopingpraxis im Radsport spater drastisch verdeutlicht: Bei der
Tour 1967
starb
Tom Simpson
beim Anstieg zum
Mont Ventoux
unter Einfluss von
Amphetaminen
und
Alkohol
.
Zahlreiche Aussagen sowohl von Radsportlern selbst als auch von außenstehenden Medizinern und Journalisten belegen, dass Doping im Radsport auch nach der Einfuhrung von Kontrollen ab Mitte der 1960er-Jahre weiterhin außerst weit verbreitet war. Dies hangt einerseits mit dem uber lange Zeit unsystematischen und laxen Kontrollwesen, andererseits mit der zunehmenden kriminellen Energie von Sportlern und Betreuern zusammen. Diese fanden Mittel und Wege, die bekannten Dopingsubstanzen zu verschleiern bzw. wichen auf neue, nicht nachweisbare Produkte aus.
Trotz dieser strukturellen Schwache in der Dopingbekampfung wurden in den 1960er- bis 1980er-Jahren immer wieder Rennfahrer bei Dopingkontrollen positiv getestet, darunter die Tour-Sieger
Eddy Merckx
,
Felice Gimondi
,
Lucien Aimar
,
Luis Ocana Pernia
,
Bernard Thevenet
,
Joop Zoetemelk
,
Laurent Fignon
,
Pedro Delgado
sowie die deutschen Fahrer
Rudi Altig
und
Dietrich Thurau
. Zahlreiche andere Spitzenfahrer legten wahrend oder nach Beendigung ihrer Karriere Doping-Gestandnisse ab, darunter
Fausto Coppi
,
Jacques Anquetil
,
Rik Van Steenbergen
,
Roger Pingeon
,
Freddy Maertens
und
Peter Winnen
. Sowohl die juristischen als auch die offentlichen Verurteilungen zum Thema Doping fielen in dieser Zeit eher milde aus: Positiv getestete Fahrer wurden meist nur vom aktuellen Rennen disqualifiziert. Die offentliche Meinung nahm die Dopingproblematik als Nebenerscheinung hin. Insofern hatten die Radrennfahrer selbst bei aufgedeckten Dopingvergehen kaum Sanktionen zu erwarten, was das Unrechtsbewusstsein ebenso reduziert haben durfte wie die Tatsache, dass ?die anderen“ ebenfalls dopten.
Eine grundsatzliche Anderung dieser Situation einer an der selbstverstandlichen Dopingpraxis im Radsport weitgehend desinteressierten Offentlichkeit ist seit Ende der 1980er-Jahre zu beobachten. Bei der
Tour de France 1988
wurde der fuhrende
Pedro Delgado
trotz positiver Dopingprobe zwar nicht disqualifiziert, da das ihm nachgewiesene Verschleierungsmittel zwar auf der Dopingliste des
IOC
, nicht aber der
UCI
stand. Im Gegensatz zu fruheren Dopingfallen uberschattete der Delgado-Skandal jedoch das gesamte Rennen.
In den 1990er-Jahren wurden neue, enorm wirksame Dopingpraparate zur Steigerung der Ausdauer wie
EPO
im Profi-Radsport vermutlich fast flachendeckend genutzt, konnten aber zunachst nicht nachgewiesen werden. Erst der
Festina-Skandal
bei der
Tour de France 1998
brachte das Thema ?Doping im Radsport“ erneut an die Offentlichkeit. Die Ermittlungen ergaben, dass bei der Mannschaft
Festina
ein flachendeckendes Doping praktiziert worden war. Diese Entdeckung verdeutlichte die Unwirksamkeit der damaligen Dopingkontrollen: Keiner der Festina-Fahrer war positiv getestet worden. Als effektiv hatte sich stattdessen die Einschaltung der Staatsanwaltschaft erwiesen, die Razzien in den Mannschaftshotels sowie mehrere Verhaftungen durchgefuhrt hatte.
In den folgenden Jahren wurden in
Frankreich
und
Italien
scharfe Anti-Doping-Gesetze geschaffen, die nicht nur den Handel mit Dopingpraparaten, sondern nunmehr auch dessen Einsatz zur Manipulation im Spitzensport unter Gefangnisstrafe stellten. Parallel zu dieser polizeilichen Dopingbekampfung verabschiedete die UCI ? nicht zuletzt unter dem Druck der neu gegrundeten Antidopingagentur
WADA
? hartere sportrechtliche Sanktionen, die bei Dopingfallen nunmehr eine zweijahrige Sperre (statt zuvor sechs Monaten) vorsieht. Schließlich wurden einige medizinische Erfolge ? etwa der Nachweis von EPO uber eine Urinprobe ? erzielt.
Trotz dieser Erfolge in der Dopingbekampfung stellt Doping auch weiter ein strukturelles Problem des Profi-Radsports dar. Indizien dafur sind neue prominente Dopingfalle, die nur die Spitze des Eisbergs zeigen: Olympiasieger
Tyler Hamilton
wurde 2004 wegen Blutdopings verurteilt und Vuelta-Gewinner
Roberto Heras
2005 positiv auf EPO getestet. Dazu gehort auch die Affare um den siebenfachen Tour-Gewinner
Lance Armstrong
.
Im Mai 2006 wurde nach der Verhaftung von
Manolo Saiz
, dem Sportlichen Leiter von Liberty Seguros sowie des Arztes
Eufemiano Fuentes
der bisher wohl großte Doping-Skandal im professionellen Radsport aufgedeckt (siehe dazu den Hauptartikel
Dopingskandal Fuentes
).
Im Mittelpunkt der Ermittlungen der sogenannten
Operacion Puerto
steht Fuentes, in dessen Wohnung die
Guardia Civil
hunderte von Blutplasmakonserven sowie EPO, Wachstumshormone und Anabolika fand.
[1]
Der Ermittlungsbericht der spanischen Behorden enthalt eine Liste mit den Namen von 58 Radsportlern und 140 Sportlern anderer Disziplinen. In der Liste der bisher freigegebenen 38 Namen von Radsportlern finden sich zahlreiche bekannte Fahrer, unter ihnen
Jan Ullrich
,
Ivan Basso
,
Roberto Heras
,
Tyler Hamilton
und
Joseba Beloki
.
[2]
Weitere Indizien wiesen auf die Verstrickung des
Sportlichen Leiters
des Team T-Mobile
Rudy Pevenage
hin (vgl. auch
Doping-Affare Team Telekom
).
[3]
Jan Ullrich,
Oscar Sevilla
und Rudy Pevenage wurden nach Aufforderung der Teamleitung durch den Sponsor T-Mobile suspendiert bzw. entlassen (Pevenage).
[4]
Auch
Alberto Contador
stand auf Fuentes’ Liste, trotzdem durfte er ab 2007 fahren und gewann seitdem die
Tour de France 2007
,
2009
und
2010
, den
Giro d’Italia 2008
und die
Vuelta a Espana 2008
. Der Tour-de-France-Sieg 2010 wurde allerdings wegen Doping aberkannt.
Am 27. Juli 2006 wurde bekannt, dass der Tour-Sieger der 2006er-Tour,
Floyd Landis
, wahrend der 17. Etappe in der A-Probe einen um das Dreifache uber dem Grenzwert liegenden Testosteron/Epitestosteron-Quotienten aufwies. Die B-Probe war ebenfalls positiv. Landis, ein fruherer Helfer von
Lance Armstrong
, der nun als Kapitan des schweizerischen Team
Phonak Hearing Systems
fuhr, behauptete, die Werte seien fur ihn naturlich, da er ein Schilddrusenpraparat erhalte und zudem am Vorabend Bier und Whiskey getrunken habe.
In der Fernsehsendung
Beckmann
am 21. Mai 2007 gestand Ex-Radprofi
Bert Dietz
EPO-Doping in den 1990er-Jahren. In der Folge gestanden die Ex-Fahrer
Christian Henn
,
Rolf Aldag
,
Udo Bolts
, der aktive Fahrer
Erik Zabel
sowie zwei Mediziner der Universitat Freiburg, Blutdoping betrieben bzw. dieses unterstutzt zu haben.
Der danische Tour-de-France-Gewinner von 1996
Bjarne Riis
teilte am 25. Mai 2007 in einer Pressekonferenz mit, dass er jahrelang Doping mit EPO, Kortison und Wachstumshormonen betrieben habe; sein Sieg sei zwar unter dem Einfluss der Einnahme verbotener Stoffe erfolgt, aber ?ohne sportliches Konnen nutzt Doping gar nichts“. In der Presse war zu lesen, dass seine Bekehrung vom Saulus zum Paulus nicht uberall geschatzt wird. Bjarne Riis hatte als Teamchef
Ivan Basso
entlassen, nachdem bekannt wurde, dass dieser gedopt hatte.
[5]
In der Bild-am-Sonntag vom 27. Mai 2007 gab der fruhere Telekom-Masseur
Jef D’hont
bekannt, dass er dem Tour-de-France-Gewinner von 1997, Jan Ullrich, in Frankreich einmal personlich EPO injiziert habe, distanzierte sich aber im belgischen Rundfunk wieder von dieser Aussage. Ullrich außert sich zu den Vorwurfen nicht, was von seinem Anwalt
Peter-Michael Diestel
mit den Worten kommentiert wurde, Ullrich sei ? anders als die anderen ? Beschuldigter in einem Strafverfahren und konne sich deshalb nicht außern. Kurz darauf wurde bekannt, dass Diestel nicht mehr Anwalt von Jan Ullrich ist, wobei Diestel behauptete, er habe das Mandat niedergelegt, wahrend aus der
Entourage
von Jan Ullrich verlautete, dieser sei entlassen worden.
[6]
Parallel zu diesen Affaren wurde in den Jahren 2003 bis 2007 in der sogenannten
Cofidis-Affare
ermittelt, in der schließlich ein Pfleger und sechs Fahrer wegen Dopingmissbrauch zu Haftstrafen auf Bewahrung verurteilt wurden.
Zur Bekampfung von Doping wurde ab 1. Januar 2009 der
Biologische Pass
in das Reglement der
UCI
aufgenommen. Der Biologische Pass ermoglicht durch seine Datensammlung Maßnahmen aufgrund des Anti-Doping-Reglements mithilfe indirekter Nachweisverfahren, d. h. ohne Nachweis einer bestimmten Substanz oder Methode.
[7]
Im Januar 2013 gab
Lance Armstrong
unter großem Fahndungsdruck der
USADA
in der Talkshow von
Oprah Winfrey
langjahriges Doping zu. Als Reaktion wurden ihm samtliche sieben Tour-de-France-Siege aberkannt, ohne dass es zu einer Neuvergabe der jeweiligen Siege kam. Kurz danach gaben
Michael Rasmussen
,
Michael Boogerd
und
Rolf Sorensen
umfassenden Dopingmissbrauch zu. Im Juli 2013 kam eine franzosische Untersuchung der Tour de France 1998 zum Ergebnis, dass viele ehemalige Fahrer wie
Marco Pantani
(Gewinner),
Jan Ullrich
,
Erik Zabel
,
Laurent Jalabert
,
Mario Cipollini
,
Abraham Olano
,
Jeroen Blijlevens
,
Jens Heppner
,
Stuart O’Grady
mit EPO gedopt hatten.
[8]
Ullrich und Zabel gestanden dies unabhangig voneinander ein.
[9]
In einem im Marz 2015 veroffentlichten Bericht einer durch UCI eingesetzten
Cycling Independent Reform Commission
wurden auf zahlreiche Verstoße der UCI gegen das Antidoping-Reglement und gegen
Good-Governance
-Prinzipien wahrend dieses Zeitraums hingewiesen.
[10]
[11]
[12]
Uberfuhrte Dopingsunder finden zu ihrem Vergehen stets neue Erklarungsversuche. Floyd Landis gab bei der
Tour 2006
an, ein durchzechter Vorabend sei die Ursache fur seinen Sieg der schweren Bergetappe. Auch absurde Erklarungsversuche werden in vielen Fallen von der Presse nicht nur vermeldet, sondern auch geglaubt. So z. B. Gilberto Simoni, der ein kokainhaltiges Narkosemittel bei einer Zahnarztbehandlung und peruanische Bonbons fur zwei positive Tests beim Giro d’Italia 2002 angab
[13]
oder Jan Ullrich, der davon sprach, in einer Diskothek von einem Unbekannten ?irgendwelche“ Tabletten zugesteckt bekommen zu haben,
[14]
die seinen psychischen Zustand verbessern sollten. Auffallig ist auch die hohe Anzahl von vermeintlichen
Asthmatikern
und chronisch Kranken unter den Radsportlern, die die Einnahme bestimmter Praparate zulassen.
Mittelbar Betroffene eines Dopingfalls, zum Beispiel Mannschaftskameraden, verhalten sich in der Regel loyal zu ihren beschuldigten oder uberfuhrten Kollegen. Zahlreiche Fahrer argumentieren mit der Unschuldsvermutung oder es wird bei eindeutiger Indizienlage (benutzte Spritzen im Abfall oder beschriftete Blutbeutel) darauf verwiesen, dass kein Test positiv gewesen sei. Fast kein Fahrer spricht von Betrug.
Ein eindeutigeres Bild hingegen ergeben die Aussagen ehemaliger Radsportler, die dieses Thema aufgreifen, zum Beispiel weil sie selbst uberfuhrt wurden. Meistens sprechen sie von vollkommen flachendeckendem und systematischem Doping, entweder im eigenen Team oder gar im gesamten Fahrerfeld. Exemplarisch dafur sind einige Aussagen im Fall Festina, etwa von
Alex Zulle
oder die Enthullungen von
David Millar
,
Jesus Manzano
und
Jorg Jaksche
im
Spiegel
der Ausgabe 27/2007.
[15]
Auch die Fahrer fruherer Jahrzehnte wie
Dietrich Thurau
sprechen im Nachhinein von flachendeckendem Dopingverhalten. Die Enthullungen vom Mai 2007 von Dietz uber Aldag bis Riis wurden in vielen anderen Landern mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, insbesondere beim zu dem Zeitpunkt laufenden Radrennen, dem
Giro
. Laut der Aussage von Jorg Jaksche wollten einige der Sportlichen Leiter abwarten, bis wieder Ruhe einkehre, um dann die beschuldigten Fahrer wieder starten zu lassen, nur die deutschen Teams wurden dies verhindern.
- Juni 1996:
Jorg Paffrath
; Sperre fur sechs Monate; Doping wahrend der
Deutschen Straßen-Radmeisterschaften
1996.
[16]
- April 1998:
Jorg Paffrath
; nach seinem Eingestandnis des Gebrauchs von Dopingpraparaten in der Zeitschrift Spiegel (25/1997) lebenslang gesperrt, lebenslange Sperre im Mai 2003 durch den BDR wieder aufgehoben.
[17]
- Herbst 1998:
Alex Zulle
,
Team Festina
; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit
EPO
.
- Herbst 1998:
Laurent Dufaux
, Team Festina; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit
EPO
.
- Herbst 1998:
Armin Meier
, Team Festina; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Laurent Brochard
, Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Christophe Moreau
, Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Didier Rous
, Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Neil Stephens
, Team Festina; Rucktritt und Karriereende; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Richard Virenque
, Team Festina; Sperre fur neun Monate (reduziert auf sieben Monate); Doping wahrend Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- Herbst 1998:
Pascal Herve
, Team Festina; Sperre Dauer unbekannt; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
- 21. Juli 2007:
Alexander Winokurow
,
Team Astana
; Sperre fur 2 Jahre; Fremdblutdoping; Aberkennung zweier Etappensiege.
[18]
- 20. September 2007:
Floyd Landis
, Team
Phonak Hearing Systems
; Sperre bis 30. Januar 2009; Doping wahrend der Tour de France 2006, Etappe 17; Doping mit kunstlichem
Testosteron
; Aberkennung des Tour-de-France-Sieges 2006.
- September 2007:
Michael Rasmussen
,
Team Rabobank
; Doping wahrend der Tour mit Dynepo, einem Mittel, das bis dahin noch nicht im Dopingkatalog der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) aufgelistet war. Eine strafrechtliche Verfolgung blieb deshalb aus.
[19]
- Herbst 2008:
Bernhard Kohl
,
Stefan Schumacher
, Team Gerolsteiner, Sperre fur 2 Jahre; Doping wahrend der Tour de France 2008 mit dem EPO-Nachfolge Praparat CERA.
- Januar 2013:
Lance Armstrong
, Aberkennung aller sieben Tour-de-France-Siege
- Juli 2013: 57 Teilnehmer der Tour de France 1998, unter anderem
Marco Pantani
,
Jan Ullrich
,
Erik Zabel
,
Laurent Jalabert
und
Stuart O’Grady
- Juni 2019:
Juan Jose Cobo
, Sieger der
Vuelta a Espana 2011
, wurde wegen Unregelmaßigkeiten in seinem biologischen Pass in den Jahren 2009 bis 2011 nachtraglich von allen Vuelta-Etappen dieses Zeitraums disqualifiziert, wodurch er auch seinen Gesamtsieg verlor.
- Willy Voet:
Gedopt. Der Ex-Festina-Masseur packt aus. Oder: Wie die Tour auf Touren kommt
, Sportverlag Berlin, 1999,
ISBN 3-328-00858-6
- Philippe Gaumont:
Prisonnier du dopage
, Verlag Bernard Grasset, Paris, 2005,
ISBN 2-246-68431-5
- Meutgens et al.:
Doping im Radsport
, Delius-Klasing Verlag, Bielefeld 2007,
ISBN 978-3-7688-5245-6
- Andreas Singler und Gerhard Treutlein:
Doping - von der Analyse zur Pravention
, Kap.3. Meyer & Meyer, Aachen 2001,
ISBN 3-89124-665-X
- Jean-Pierre de Mondenard:
Dictionnaire du dopage. Substances, procedes, conduites. dangers.
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ISBN 2-294-00714-X
- Patrick Laure (coord.):
Dopage et societe. Ellipses.
, Paris 2000,
ISBN 2-7298-6952-2
- Lars Nuschke (Hrsg.):
Quo vadis Radsport ? Die Skandalsportart zwischen Doping und Sponsoren
, Sierke Verlag, Gottingen 2008,
ISBN 978-3-86844-001-0
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- Uli Fritz, Hagen Boßdorf:
Die rollende Apotheke - Der Radsport und sein Dopingproblem
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Hedwig Kroner, Jeff Jones:
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CIRC: ?Kampf gegen Doping ist noch lange nicht gewonnen“.
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CIRC finds no proof of UCI corruption but questions linger over governance.
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abgerufen am 10. Marz 2015
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Auch Di Luca droht eine Anklage
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Doping-Ermittlungen in Italien ? Auch Di Luca droht eine Anklage
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Der Spiegel
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Nr.
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Wie ein Hund an der Kette
Spiegel, 16. Juni 1997
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BDR begnadigt Paffrath: Lebenslange Sperre aufgehoben
www.radsport-news.com, 2. Mai 2003
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Spiegel.de
- Berg-Etappensieg: Zweiter Blutdoping-Befund gegen Winokurow
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Tour de France: Doping.
7. Juni 2016, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
4. August 2020
;
abgerufen am 8. September 2020
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