Doping im Radsport

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Doping , also die Nutzung unerlaubter Methoden und Substanzen zur Leistungssteigerung, ist in Ausdauersportarten wie dem Radsport seit Jahrzehnten als Problem evident. Aber erst durch die sogenannte Festina-Affare wahrend der Tour de France 1998 ruckte die Doping-Problematik im Profi-Radsport wirklich ins Zentrum des offentlichen Interesses. Gleichzeitig wurde die Doping-Bekampfung sowohl auf medizinischer als auch auf polizeilicher Ebene seit Ende der 1990er-Jahre deutlich verstarkt.

Hinweistafel fur Dopingkontrolle bei der Deutschland Tour 2005

Begriffsbestimmung Doping [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alle Versuche, den Begriff Doping zu definieren, sind an Formulierungsschwierigkeiten gescheitert, da es nicht gelingt, die komplexen Inhalte der verbotenen Wirkstoffe und Methoden der unphysiologischen Leistungssteigerung zusammenzufassen. Doping wird auf Grund dieser Schwierigkeiten durch eine Dopingliste mit genau aufgezahlten und beschriebenen Wirkstoffen und Vorgehensweisen definiert.

Diese Liste wurde von internationalen Sportverbanden aufgestellt und von allen nationalen Verbanden ubernommen. Ebenso wurde festgelegt, dass ein Dopingverstoß dann vorliegt, wenn eine der in der Verbotsliste aufgezahlten Substanzen im Korper des Athleten nachgewiesen wird oder er eine Dopingkontrolle verweigert. Jeder Sportler, der an offiziellen Wettkampfen teilnimmt, verpflichtet sich durch seine Teilnahme gegenuber dem nationalen Verband, alle Dopingvorschriften einzuhalten.

Wirkstoffe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von den 1930er- bis in die 1970er-Jahre wurden im Radsport vorrangig Amphetamine und andere Stimulanzien und Aufputschmittel (darunter auch Koffein ) als Dopingmittel benutzt. Diese haben eine euphorisierende Wirkung, reduzieren die Mudigkeit des Sportlers und ermoglichen eine nahezu restlose Ausschopfung der korperlichen Reserven. Da Stimulanzien kurz vor dem Wettkampf eingenommen werden mussen, um eine Wirkung zu erzielen, waren sie relativ schnell in Kontrollen nachweisbar. Trotzdem werden Amphetamine bis heute haufig bei Dopingtests festgestellt.

Die seit Mitte der 1970er-Jahre verbotenen anabolen Steroide (sogenannte Anabolika ) zum Muskelaufbau wurden zwar auch im Radsport eingesetzt, sind aber vorrangig in Schnellkraftsportarten wie dem Gewichtheben und Kurzstreckendisziplinen der Leichtathletik verbreitet. Dagegen gehorten Cortikoide bzw. Corticosteroide (zum Beispiel Cortison ) ab den 1970er-Jahren zu den am weitesten verbreiteten Dopingpraparaten im Radsport. 1980 von der UCI verboten, waren sie bis vor wenigen Jahren durch Urintests nicht nachzuweisen. Cortikoide verringern das gefuhlte Belastungsempfinden und beschleunigen die Regeneration, eine Wirkungsverstarkung tritt in Verbindung mit Amphetaminen und Anabolika auf.

Seit Ende der 1980er-Jahre erreichten zahlreiche neue Dopingprodukte den Profi-Radsport, neben Wachstumshormonen vor allem Erythropoetin , welches unter dem Kurzel EPO inzwischen geradezu zum Synonym der Dopingpraxis im Radsport geworden ist. Das Praparat EPO ermoglicht eine erhohte Sauerstoffkonzentration im Blut, wodurch sich die Ausdauer des Athleten direkt verbessert. EPO soll in den fruhen 90er Jahren im Spitzenradsport nahezu flachendeckend benutzt worden sein. Lange Zeit konnten nur indirekt uber die Messung des Hamatokritwerts Hinweise auf EPO-Doping gewonnen werden. Inzwischen ist es aber moglich, EPO durch einen Urintest nachzuweisen, obwohl derzeit noch Restzweifel an der Zuverlassigkeit der Messmethode bestehen. Ahnliche Effekte wie durch das EPO-Doping konnen durch Blutdoping erreicht werden, also durch die Injektion eigenen oder fremden Blutes mit hoherer Sauerstoffaufnahmekapazitat kurz vor dem Wettkampf. Insbesondere Eigenblutdoping ist bisher kaum nachweisbar, außer man findet ein solches Labor, wie 2006 in Spanien geschehen.

Geschichte des Dopings im Radsport [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fruhzeit [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seit Beginn der ersten Radrennen in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts wandten Radsportler auch leistungssteigernde Substanzen an. Inwieweit diese als Doping bezeichnet werden konnen, ist zweifelhaft, da der Begriff Doping ausdrucklich auf dem Verbot von Wirkstoffen und Methoden basiert. Solange kein eigener sportmedizinischer Katalog ? also eine Dopingliste ? geschaffen wurde, waren leistungssteigernde Substanzen zumindest sportjuristisch nicht illegal. Seit den 1920er-Jahren begann eine Diskussion um die Notwendigkeit einer Definition von Doping, nicht zuletzt angesichts der deutlich gesundheitsgefahrdenden Folgen der oft unkontrollierten Einnahme von Pharmaka.

Erst 1966 nahm der Radsportweltverband UCI verbindliche Anti-Doping-Bestimmungen in sein Reglement auf. Nachdem sich im gleichen Jahr die drei Erstplatzierten des Fleche Wallone ( Michele Dancelli , Lucien Aimar und Rudi Altig ) der Dopingkontrolle entzogen hatten, fand bei der Tour de France 1966 erstmals eine unangemeldete Dopingkontrolle statt. Gegen diese Maßnahmen streikten die Rennfahrer bei der nachsten Etappe. Durch einen Todesfall wurden die Gefahren der Dopingpraxis im Radsport spater drastisch verdeutlicht: Bei der Tour 1967 starb Tom Simpson beim Anstieg zum Mont Ventoux unter Einfluss von Amphetaminen und Alkohol .

1970er- und 1980er-Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zahlreiche Aussagen sowohl von Radsportlern selbst als auch von außenstehenden Medizinern und Journalisten belegen, dass Doping im Radsport auch nach der Einfuhrung von Kontrollen ab Mitte der 1960er-Jahre weiterhin außerst weit verbreitet war. Dies hangt einerseits mit dem uber lange Zeit unsystematischen und laxen Kontrollwesen, andererseits mit der zunehmenden kriminellen Energie von Sportlern und Betreuern zusammen. Diese fanden Mittel und Wege, die bekannten Dopingsubstanzen zu verschleiern bzw. wichen auf neue, nicht nachweisbare Produkte aus.

Trotz dieser strukturellen Schwache in der Dopingbekampfung wurden in den 1960er- bis 1980er-Jahren immer wieder Rennfahrer bei Dopingkontrollen positiv getestet, darunter die Tour-Sieger Eddy Merckx , Felice Gimondi , Lucien Aimar , Luis Ocana Pernia , Bernard Thevenet , Joop Zoetemelk , Laurent Fignon , Pedro Delgado sowie die deutschen Fahrer Rudi Altig und Dietrich Thurau . Zahlreiche andere Spitzenfahrer legten wahrend oder nach Beendigung ihrer Karriere Doping-Gestandnisse ab, darunter Fausto Coppi , Jacques Anquetil , Rik Van Steenbergen , Roger Pingeon , Freddy Maertens und Peter Winnen . Sowohl die juristischen als auch die offentlichen Verurteilungen zum Thema Doping fielen in dieser Zeit eher milde aus: Positiv getestete Fahrer wurden meist nur vom aktuellen Rennen disqualifiziert. Die offentliche Meinung nahm die Dopingproblematik als Nebenerscheinung hin. Insofern hatten die Radrennfahrer selbst bei aufgedeckten Dopingvergehen kaum Sanktionen zu erwarten, was das Unrechtsbewusstsein ebenso reduziert haben durfte wie die Tatsache, dass ?die anderen“ ebenfalls dopten.

Eine grundsatzliche Anderung dieser Situation einer an der selbstverstandlichen Dopingpraxis im Radsport weitgehend desinteressierten Offentlichkeit ist seit Ende der 1980er-Jahre zu beobachten. Bei der Tour de France 1988 wurde der fuhrende Pedro Delgado trotz positiver Dopingprobe zwar nicht disqualifiziert, da das ihm nachgewiesene Verschleierungsmittel zwar auf der Dopingliste des IOC , nicht aber der UCI stand. Im Gegensatz zu fruheren Dopingfallen uberschattete der Delgado-Skandal jedoch das gesamte Rennen.

Seit den 1990er-Jahren [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den 1990er-Jahren wurden neue, enorm wirksame Dopingpraparate zur Steigerung der Ausdauer wie EPO im Profi-Radsport vermutlich fast flachendeckend genutzt, konnten aber zunachst nicht nachgewiesen werden. Erst der Festina-Skandal bei der Tour de France 1998 brachte das Thema ?Doping im Radsport“ erneut an die Offentlichkeit. Die Ermittlungen ergaben, dass bei der Mannschaft Festina ein flachendeckendes Doping praktiziert worden war. Diese Entdeckung verdeutlichte die Unwirksamkeit der damaligen Dopingkontrollen: Keiner der Festina-Fahrer war positiv getestet worden. Als effektiv hatte sich stattdessen die Einschaltung der Staatsanwaltschaft erwiesen, die Razzien in den Mannschaftshotels sowie mehrere Verhaftungen durchgefuhrt hatte.

In den folgenden Jahren wurden in Frankreich und Italien scharfe Anti-Doping-Gesetze geschaffen, die nicht nur den Handel mit Dopingpraparaten, sondern nunmehr auch dessen Einsatz zur Manipulation im Spitzensport unter Gefangnisstrafe stellten. Parallel zu dieser polizeilichen Dopingbekampfung verabschiedete die UCI ? nicht zuletzt unter dem Druck der neu gegrundeten Antidopingagentur WADA  ? hartere sportrechtliche Sanktionen, die bei Dopingfallen nunmehr eine zweijahrige Sperre (statt zuvor sechs Monaten) vorsieht. Schließlich wurden einige medizinische Erfolge ? etwa der Nachweis von EPO uber eine Urinprobe ? erzielt.

Trotz dieser Erfolge in der Dopingbekampfung stellt Doping auch weiter ein strukturelles Problem des Profi-Radsports dar. Indizien dafur sind neue prominente Dopingfalle, die nur die Spitze des Eisbergs zeigen: Olympiasieger Tyler Hamilton wurde 2004 wegen Blutdopings verurteilt und Vuelta-Gewinner Roberto Heras 2005 positiv auf EPO getestet. Dazu gehort auch die Affare um den siebenfachen Tour-Gewinner Lance Armstrong .

Im Mai 2006 wurde nach der Verhaftung von Manolo Saiz , dem Sportlichen Leiter von Liberty Seguros sowie des Arztes Eufemiano Fuentes der bisher wohl großte Doping-Skandal im professionellen Radsport aufgedeckt (siehe dazu den Hauptartikel Dopingskandal Fuentes ).

Im Mittelpunkt der Ermittlungen der sogenannten Operacion Puerto steht Fuentes, in dessen Wohnung die Guardia Civil hunderte von Blutplasmakonserven sowie EPO, Wachstumshormone und Anabolika fand. [1] Der Ermittlungsbericht der spanischen Behorden enthalt eine Liste mit den Namen von 58 Radsportlern und 140 Sportlern anderer Disziplinen. In der Liste der bisher freigegebenen 38 Namen von Radsportlern finden sich zahlreiche bekannte Fahrer, unter ihnen Jan Ullrich , Ivan Basso , Roberto Heras , Tyler Hamilton und Joseba Beloki . [2] Weitere Indizien wiesen auf die Verstrickung des Sportlichen Leiters des Team T-Mobile Rudy Pevenage hin (vgl. auch Doping-Affare Team Telekom ). [3] Jan Ullrich, Oscar Sevilla und Rudy Pevenage wurden nach Aufforderung der Teamleitung durch den Sponsor T-Mobile suspendiert bzw. entlassen (Pevenage). [4]

Auch Alberto Contador stand auf Fuentes’ Liste, trotzdem durfte er ab 2007 fahren und gewann seitdem die Tour de France 2007 , 2009 und 2010 , den Giro d’Italia 2008 und die Vuelta a Espana 2008 . Der Tour-de-France-Sieg 2010 wurde allerdings wegen Doping aberkannt.

Am 27. Juli 2006 wurde bekannt, dass der Tour-Sieger der 2006er-Tour, Floyd Landis , wahrend der 17. Etappe in der A-Probe einen um das Dreifache uber dem Grenzwert liegenden Testosteron/Epitestosteron-Quotienten aufwies. Die B-Probe war ebenfalls positiv. Landis, ein fruherer Helfer von Lance Armstrong , der nun als Kapitan des schweizerischen Team Phonak Hearing Systems fuhr, behauptete, die Werte seien fur ihn naturlich, da er ein Schilddrusenpraparat erhalte und zudem am Vorabend Bier und Whiskey getrunken habe.

In der Fernsehsendung Beckmann am 21. Mai 2007 gestand Ex-Radprofi Bert Dietz EPO-Doping in den 1990er-Jahren. In der Folge gestanden die Ex-Fahrer Christian Henn , Rolf Aldag , Udo Bolts , der aktive Fahrer Erik Zabel sowie zwei Mediziner der Universitat Freiburg, Blutdoping betrieben bzw. dieses unterstutzt zu haben.

Der danische Tour-de-France-Gewinner von 1996 Bjarne Riis teilte am 25. Mai 2007 in einer Pressekonferenz mit, dass er jahrelang Doping mit EPO, Kortison und Wachstumshormonen betrieben habe; sein Sieg sei zwar unter dem Einfluss der Einnahme verbotener Stoffe erfolgt, aber ?ohne sportliches Konnen nutzt Doping gar nichts“. In der Presse war zu lesen, dass seine Bekehrung vom Saulus zum Paulus nicht uberall geschatzt wird. Bjarne Riis hatte als Teamchef Ivan Basso entlassen, nachdem bekannt wurde, dass dieser gedopt hatte. [5]

In der Bild-am-Sonntag vom 27. Mai 2007 gab der fruhere Telekom-Masseur Jef D’hont bekannt, dass er dem Tour-de-France-Gewinner von 1997, Jan Ullrich, in Frankreich einmal personlich EPO injiziert habe, distanzierte sich aber im belgischen Rundfunk wieder von dieser Aussage. Ullrich außert sich zu den Vorwurfen nicht, was von seinem Anwalt Peter-Michael Diestel mit den Worten kommentiert wurde, Ullrich sei ? anders als die anderen ? Beschuldigter in einem Strafverfahren und konne sich deshalb nicht außern. Kurz darauf wurde bekannt, dass Diestel nicht mehr Anwalt von Jan Ullrich ist, wobei Diestel behauptete, er habe das Mandat niedergelegt, wahrend aus der Entourage von Jan Ullrich verlautete, dieser sei entlassen worden. [6]

Parallel zu diesen Affaren wurde in den Jahren 2003 bis 2007 in der sogenannten Cofidis-Affare ermittelt, in der schließlich ein Pfleger und sechs Fahrer wegen Dopingmissbrauch zu Haftstrafen auf Bewahrung verurteilt wurden.

Zur Bekampfung von Doping wurde ab 1. Januar 2009 der Biologische Pass in das Reglement der UCI aufgenommen. Der Biologische Pass ermoglicht durch seine Datensammlung Maßnahmen aufgrund des Anti-Doping-Reglements mithilfe indirekter Nachweisverfahren, d. h. ohne Nachweis einer bestimmten Substanz oder Methode. [7]

Seit 2013 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Januar 2013 gab Lance Armstrong unter großem Fahndungsdruck der USADA in der Talkshow von Oprah Winfrey langjahriges Doping zu. Als Reaktion wurden ihm samtliche sieben Tour-de-France-Siege aberkannt, ohne dass es zu einer Neuvergabe der jeweiligen Siege kam. Kurz danach gaben Michael Rasmussen , Michael Boogerd und Rolf Sorensen umfassenden Dopingmissbrauch zu. Im Juli 2013 kam eine franzosische Untersuchung der Tour de France 1998 zum Ergebnis, dass viele ehemalige Fahrer wie Marco Pantani (Gewinner), Jan Ullrich , Erik Zabel , Laurent Jalabert , Mario Cipollini , Abraham Olano , Jeroen Blijlevens , Jens Heppner , Stuart O’Grady mit EPO gedopt hatten. [8] Ullrich und Zabel gestanden dies unabhangig voneinander ein. [9]

In einem im Marz 2015 veroffentlichten Bericht einer durch UCI eingesetzten Cycling Independent Reform Commission wurden auf zahlreiche Verstoße der UCI gegen das Antidoping-Reglement und gegen Good-Governance -Prinzipien wahrend dieses Zeitraums hingewiesen. [10] [11] [12]

Verhalten uberfuhrter Sportler [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uberfuhrte Dopingsunder finden zu ihrem Vergehen stets neue Erklarungsversuche. Floyd Landis gab bei der Tour 2006 an, ein durchzechter Vorabend sei die Ursache fur seinen Sieg der schweren Bergetappe. Auch absurde Erklarungsversuche werden in vielen Fallen von der Presse nicht nur vermeldet, sondern auch geglaubt. So z. B. Gilberto Simoni, der ein kokainhaltiges Narkosemittel bei einer Zahnarztbehandlung und peruanische Bonbons fur zwei positive Tests beim Giro d’Italia 2002 angab [13] oder Jan Ullrich, der davon sprach, in einer Diskothek von einem Unbekannten ?irgendwelche“ Tabletten zugesteckt bekommen zu haben, [14] die seinen psychischen Zustand verbessern sollten. Auffallig ist auch die hohe Anzahl von vermeintlichen Asthmatikern und chronisch Kranken unter den Radsportlern, die die Einnahme bestimmter Praparate zulassen.

Mittelbar Betroffene eines Dopingfalls, zum Beispiel Mannschaftskameraden, verhalten sich in der Regel loyal zu ihren beschuldigten oder uberfuhrten Kollegen. Zahlreiche Fahrer argumentieren mit der Unschuldsvermutung oder es wird bei eindeutiger Indizienlage (benutzte Spritzen im Abfall oder beschriftete Blutbeutel) darauf verwiesen, dass kein Test positiv gewesen sei. Fast kein Fahrer spricht von Betrug.

Ein eindeutigeres Bild hingegen ergeben die Aussagen ehemaliger Radsportler, die dieses Thema aufgreifen, zum Beispiel weil sie selbst uberfuhrt wurden. Meistens sprechen sie von vollkommen flachendeckendem und systematischem Doping, entweder im eigenen Team oder gar im gesamten Fahrerfeld. Exemplarisch dafur sind einige Aussagen im Fall Festina, etwa von Alex Zulle oder die Enthullungen von David Millar , Jesus Manzano und Jorg Jaksche im Spiegel der Ausgabe 27/2007. [15] Auch die Fahrer fruherer Jahrzehnte wie Dietrich Thurau sprechen im Nachhinein von flachendeckendem Dopingverhalten. Die Enthullungen vom Mai 2007 von Dietz uber Aldag bis Riis wurden in vielen anderen Landern mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, insbesondere beim zu dem Zeitpunkt laufenden Radrennen, dem Giro . Laut der Aussage von Jorg Jaksche wollten einige der Sportlichen Leiter abwarten, bis wieder Ruhe einkehre, um dann die beschuldigten Fahrer wieder starten zu lassen, nur die deutschen Teams wurden dies verhindern.

Uberfuhrte und gesperrte Radsportler (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Juni 1996: Jorg Paffrath ; Sperre fur sechs Monate; Doping wahrend der Deutschen Straßen-Radmeisterschaften 1996. [16]
  • April 1998: Jorg Paffrath ; nach seinem Eingestandnis des Gebrauchs von Dopingpraparaten in der Zeitschrift Spiegel (25/1997) lebenslang gesperrt, lebenslange Sperre im Mai 2003 durch den BDR wieder aufgehoben. [17]
  • Herbst 1998: Alex Zulle , Team Festina ; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO .
  • Herbst 1998: Laurent Dufaux , Team Festina; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO .
  • Herbst 1998: Armin Meier , Team Festina; Sperre fur sieben Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Laurent Brochard , Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Christophe Moreau , Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Didier Rous , Team Festina; Sperre fur funf Monate; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Neil Stephens , Team Festina; Rucktritt und Karriereende; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Richard Virenque , Team Festina; Sperre fur neun Monate (reduziert auf sieben Monate); Doping wahrend Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • Herbst 1998: Pascal Herve , Team Festina; Sperre Dauer unbekannt; Doping wahrend der Tour de France 1997; Doping mit EPO.
  • 21. Juli 2007: Alexander Winokurow , Team Astana ; Sperre fur 2 Jahre; Fremdblutdoping; Aberkennung zweier Etappensiege. [18]
  • 20. September 2007: Floyd Landis , Team Phonak Hearing Systems ; Sperre bis 30. Januar 2009; Doping wahrend der Tour de France 2006, Etappe 17; Doping mit kunstlichem Testosteron ; Aberkennung des Tour-de-France-Sieges 2006.
  • September 2007: Michael Rasmussen , Team Rabobank ; Doping wahrend der Tour mit Dynepo, einem Mittel, das bis dahin noch nicht im Dopingkatalog der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) aufgelistet war. Eine strafrechtliche Verfolgung blieb deshalb aus. [19]
  • Herbst 2008: Bernhard Kohl , Stefan Schumacher , Team Gerolsteiner, Sperre fur 2 Jahre; Doping wahrend der Tour de France 2008 mit dem EPO-Nachfolge Praparat CERA.
  • Januar 2013: Lance Armstrong , Aberkennung aller sieben Tour-de-France-Siege
  • Juli 2013: 57 Teilnehmer der Tour de France 1998, unter anderem Marco Pantani , Jan Ullrich , Erik Zabel , Laurent Jalabert und Stuart O’Grady
  • Juni 2019: Juan Jose Cobo , Sieger der Vuelta a Espana 2011 , wurde wegen Unregelmaßigkeiten in seinem biologischen Pass in den Jahren 2009 bis 2011 nachtraglich von allen Vuelta-Etappen dieses Zeitraums disqualifiziert, wodurch er auch seinen Gesamtsieg verlor.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Willy Voet: Gedopt. Der Ex-Festina-Masseur packt aus. Oder: Wie die Tour auf Touren kommt , Sportverlag Berlin, 1999, ISBN 3-328-00858-6
  • Philippe Gaumont: Prisonnier du dopage , Verlag Bernard Grasset, Paris, 2005, ISBN 2-246-68431-5
  • Meutgens et al.: Doping im Radsport , Delius-Klasing Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-5245-6
  • Andreas Singler und Gerhard Treutlein: Doping - von der Analyse zur Pravention , Kap.3. Meyer & Meyer, Aachen 2001, ISBN 3-89124-665-X
  • Jean-Pierre de Mondenard: Dictionnaire du dopage. Substances, procedes, conduites. dangers. Masson, Paris 2004, ISBN 2-294-00714-X
  • Patrick Laure (coord.): Dopage et societe. Ellipses. , Paris 2000, ISBN 2-7298-6952-2
  • Lars Nuschke (Hrsg.): Quo vadis Radsport ? Die Skandalsportart zwischen Doping und Sponsoren , Sierke Verlag, Gottingen 2008, ISBN 978-3-86844-001-0 .

Filme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Uli Fritz, Hagen Boßdorf: Die rollende Apotheke - Der Radsport und sein Dopingproblem ARD, 2006, Dokumentation

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Hedwig Kroner, Jeff Jones: 38 pages of circumstantial evidence www.cyclingnews.com, 2. Juli 2006, [3. Juli 2006]
  2. Liste der verdachtigen Profis laut der spanischen Nachrichtenagentur EFE. [3. Juli 2006]
  3. Pevenage-SMS erharten Verdacht gegen Ullrich. Der Spiegel, 1. Juli 2006
  4. t-mobile-team.de vom 30. Juni 2006: Ullrich, Sevilla und Pevenage suspendiert ( Memento vom 17. Juli 2006 im Internet Archive )
  5. Riis soll Gelbes Trikot abgeben , 26. Mai 2007
  6. Sportbild, 25. Mai 2007
  7. rad-net.de: Biologischer Pass geht ins Reglement ein abgerufen am 16. Juni 2008
  8. French Senate releases positive EPO cases from 1998 Tour de France ( Memento vom 22. August 2013 im Internet Archive ), Cycling News
  9. https://www.welt.de/sport/article118355268/Radstars-Ullrich-und-Zabel-als-Luegner-ueberfuehrt.html , Die Welt
  10. CIRC: ?Kampf gegen Doping ist noch lange nicht gewonnen“. radsport-news.com, 9. Marz 2015, abgerufen am 10. Marz 2015 .
  11. Die Verstoße und Verfehlungen der UCI. radsport-news.com, 9. Marz 2015, abgerufen am 10. Marz 2015 .
  12. CIRC finds no proof of UCI corruption but questions linger over governance. rcycling-news.com, 10. Marz 2015, abgerufen am 10. Marz 2015 (englisch).
  13. Auch Di Luca droht eine Anklage , Bericht der FAZ vom 31. Mai 2007, Abschnitt "Die Tante aus Kolumbien" Doping-Ermittlungen in Italien ? Auch Di Luca droht eine Anklage
  14. main-rheiner.de vom 8. Juli 2002: Tabletten mit großen Nebenwirkungen ( Memento vom 21. Marz 2005 im Internet Archive )
  15. 2. Juli 2007 Betr.: Doping . In: Der Spiegel . Nr.   27 , 2007 ( online ).
  16. Wie ein Hund an der Kette Spiegel, 16. Juni 1997
  17. BDR begnadigt Paffrath: Lebenslange Sperre aufgehoben www.radsport-news.com, 2. Mai 2003
  18. Spiegel.de - Berg-Etappensieg: Zweiter Blutdoping-Befund gegen Winokurow
  19. Tour de France: Doping. 7. Juni 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 4. August 2020 ; abgerufen am 8. September 2020 .