Dexter Gordon
(*
27. Februar
1923
in
Los Angeles
,
Kalifornien
; †
25. April
1990
in
Philadelphia
,
Pennsylvania
) war ein
US-amerikanischer
Tenorsaxophonist
.
Dexter Gordon wird als der erste bedeutende
Hard-Bop
-Saxophonist gesehen. Nach Unterricht bei
Lloyd Reese
begann seine
Karriere
1940 in der Band von
Lionel Hampton
, in der er bis 1942 blieb. Nach kurzen Auftritten zusammen mit dem
Fletcher Henderson
Orchestra und
Louis Armstrong
zog er 1944 nach
New York
und spielte dort in der
Big Band
von
Billy Eckstine
(
Billy Eckstine and His Orchestra
).
Mit zwanzig Jahren nahm er erstmals unter eigenem Namen auf (?I've Found A New Baby“ / ?Sweet Lorraine“ fur
Mercury
); seine Mitspieler waren
Harry Sweets Edison
und
Nat King Cole
. 1945 entstanden Aufnahmen mit
Sir Charles Thompsons
All Stars
mit
Charlie Parker
sowie seine ersten Plattenaufnahmen fur
Savoy
, die seine Kompositionen ?Dexter's Cuttin´ Out“ und ?Dexter's Minor Mad“ veroffentlichten (spater als LP
Long Tall Dexter
). Im Januar 1946 nahm er mit
Bud Powell
,
Curly Russell
und
Max Roach
auf (?I Can't Escape From You“/?Dexter Digs In“); 1947 hatte er ein Quintett mit
Teddy Edwards
, mit dem er fur
Dial Records
aufnahm. An diesen Aufnahmen, die zu den bedeutendsten seiner Karriere gehoren, wirkten auch
Melba Liston
,
Jimmy Rowles
und
Red Callender
mit.
In den Folgejahren spielte er mit verschiedenen Musikern, sowohl an der Ost- wie auch der Westkuste (z. B. mit
Dizzy Gillespie
). Eine besondere Live-Attraktion waren die Saxophon-Duelle mit seinem Kollegen
Wardell Gray
(?The Chase“) und
Gene Ammons
(?Blowing the Blues away“ in Billy Eckstines Band), die auch auf zahlreichen Platten zwischen 1947 und 1952 verewigt wurden. 1950 begleitete er die Sangerin
Helen Humes
.
In den 1950er Jahren wurde seine Produktivitat durch die zunehmenden korperlichen und rechtlichen Folgen seiner
Drogensucht
beeintrachtigt, die er erst um 1960 wieder in den Griff bekam. 1954 war er als Komponist, Musiker und Schauspieler am Theaterstuck
The Connection
beteiligt, einer Produktion des ?
Living Theatre
“, an der auch
Jackie McLean
mitwirkte. 1955 nahm er mit
Conte Candoli
,
Frank Rosolino
,
Kenny Drew
fur
Bethlehem Records
auf.
Im Oktober 1960 hatte Gordon erstmals wieder Gelegenheit zu Plattenaufnahmen; fur
Jazzland
entstand
The Resurgence of Dexter Gordon
mit lokalen Musikern aus LA um
Larance Marable
. 1961 hatte er dann ein Comeback mit einigen erfolgreichen
Blue-Note
-Aufnahmen, wie
Doin´ Alright
mit
Freddie Hubbard
und
Go!
mit
Sonny Clark
. Er trat auch kurz in New York auf (das er das erste Mal seit 12 Jahren wiedersah), ließ sich dann aber nach dem Erfolg einer Europa-Tournee 1962 in Paris nieder (nicht zuletzt wegen der liberaleren Drogengesetze), wo er mit anderen exilamerikanischen Musikern zusammenarbeitete. Aus den 1960er Jahren stammen viele bemerkenswerte Blue-Note-Aufnahmen, wie z. B.
Our Man in Paris
1963 mit Bud Powell und dem Schlagzeuger
Kenny Clarke
oder
Gettin´ Around
mit
Bobby Hutcherson
und
Barry Harris
.
Ende der 1960er Jahre siedelte Gordon nach
Kopenhagen
uber. Seine Prasenz hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der danischen Jazzszene. Er spielte mit lokalen Musikern wie dem
Bassisten
Niels-Henning Ørsted Pedersen
und spielte bis Mitte der 1970er Jahre eine Reihe begehrter Alben fur das danische
Label
Steeplechase
ein, daneben auch fur
Prestige
bei seinen gelegentlichen Besuchen in den USA, wie das 1970 mit
Tommy Flanagan
eingespielte Album
The Panther!
. Auf dem
Montreux Jazz Festival 1970
gastierte er mit dem Trio von
Junior Mance
. 1972 arbeitete er mit der
George Gruntz Concert Jazz Band
und mit
Thad Jones
(
Ca´Purange
). 1976 kehrte Dexter Gordon nach New York zuruck. Sein Auftritt im
Village Vanguard
wurde ein Triumph (Album
Homecoming: Live at the Village Vanguard
). 1978 trat er mit
Johnny Griffin
in der New Yorker
Carnegie Hall
auf.
1986 hatte er die Hauptrolle des Dale Turner in
Bertrand Taverniers
Film
Round Midnight
(Um Mitternacht), der Bud Powell und
Lester Young
gewidmet war. Ungeachtet dessen hat die Geschichte des Films auch Ahnlichkeiten mit Dexter Gordons eigener Biographie. Fur die Rolle wurde er fur den
Oscar
nominiert. Der Auftritt in
Round Midnight
war sein dritter Filmauftritt. Seinen ersten, etwas seltsamen Auftritt hatte er, wahrend er wegen Heroinbesitzes im Gefangnis saß. Im Film
Unchained
spielte er einen Gefangnisinsassen, der Mitglied einer Gefangnisband ist. Der
Soundtrack
hierzu wurde spater allerdings neu vertont. 1990 spielte er in dem
Penny-Marshall
-Film
Zeit des Erwachens
neben
Robert De Niro
und
Robin Williams
einen an
Europaischer Schlafkrankheit
leidenden Patienten.
Fur den Soundtrack des Films
Round Midnight
spielte Gordon mit
Wayne Shorter
, Bobby Hutcherson,
Herbie Hancock
,
John McLaughlin
,
Pierre Michelot
und
Billy Higgins
zusammen. 1987 entstanden Dexter Gordons letzte Aufnahmen beim
Chicago Jazz Festival
und mit dem Sanger
Tony Bennett
.
Vom amerikanischen Jazz-Magazin
Down Beat
wurde er 1978 und 1980 zum
Musiker des Jahres
gewahlt.
Dexter Gordons Klang war voluminos und geschmeidig mit einer Tendenz leicht ?zuruck“, d. h. hinter dem Beat, zu spielen. Einer seiner großten Einflusse war
Lester Young
. Er war nie revolutionar wie
Charlie Parker
oder progressiv wie
John Coltrane
, doch beeinflusste sein Spiel viele Musiker. Eine Besonderheit seiner Live-Auftritte war seine Angewohnheit, vor dem Spielen eines
Jazzstandards
zuerst den Text zu rezitieren.
Aufgrund seiner Korpergroße von 1,96 m trug er den Spitznamen
Long Tall Dex
.
- Dexter Gordon on Dial; The Complete Recordings
(
Spotlite
, 1947)
- Doin Alright
(1961,
Blue Note Records
)
- Dexter Calling
(1961, Blue Note)
- GO!
(1962, Blue Note)
- A Swingin’ Affair
(1962, Blue Note)
- Our Man in Paris
(1963, Blue Note)
- One Flight Up
(1964, Blue Note)
- More than You Know
(SteepleChase, 1975)
- Homecoming: Live at the Village Vanguard
(Columbia, 1977)
- The Other Side of Round Midnight
(Blue Note)
- Tokyo 1975
(Elemental, ed. 2018)
- Espace Cardin 1977
(Elemental, ed. 2018)
- At the Subway Club 1973
(Elemental, ed. 2019)
- 1955:
Unchained
(im Abspann nicht genannter Auftritt als Saxophonspieler)
- 1986:
Um Mitternacht
(Round Midnight)
(Hauptrolle, musikalische Beratung und Komponist der Songs
Society Red
und
Tivoli
)
- 1990:
Zeit des Erwachens
(Awakenings)
- Stan Britt
:
Dexter Gordon … nicht nur um Mitternacht.
Aus dem Englischen von Franz Josef Stupp. Hannibal, Wien 1990,
ISBN 3-85445-063-X
.
- Maxine Gordon:
Sophisticated Giant. The Life and Legacy of Dexter Gordon
, University of California Press 2018,
ISBN 978-0-520-28064-9
- ↑
Chartquellen:
Deutschland