Der Prozeß Carl von O.

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Film
Titel Der Prozeß Carl von O.
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1964
Lange 71 Minuten
Produktions­unternehmen Norddeutscher Rundfunk
Stab
Regie John Olden
Drehbuch Maria Matray , Answald Kruger
Kamera Wolfgang Treu
Besetzung

Der Prozeß Carl von O. ist ein deutsches Dokumentar-Fernsehspiel aus dem Jahre 1964 von John Olden mit Rolf Henniger als Pazifist und Publizist Carl von Ossietzky . Im Zentrum des Geschehens steht der Weltbuhne-Prozess . [1]

Der reale Carl von Ossietzky (als KZ-Haftling 1934)

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Zeitrahmen der Handlung ist Deutschland im Fruhjahr 1931. Die Weimarer Republik durchlebt zu dieser Zeit schwerste politische Turbulenzen, die demokratischen Institutionen werden vor allem von erzkonservativen bis rechtsextremistischen Kreisen angegriffen: Die SA der NSDAP tragt ihren Kampf gegen die verhasste deutsche Demokratie der sogenannten ? Systemzeit “ auf die Straße hinaus und gerat dabei immer wieder in gewalttatige Konfrontation mit den Kommunisten, der sogenannten Rotfront. Wahrenddessen versucht man im Reichswehrministerium schon seit einigen Jahren die Fesseln des ? Versailler Diktats “ heimlich abzuschutteln, in dem reaktionare Generale vor allem in der militarischen genutzten Luftfahrt heimlich Aufrustung und eine enge Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, wie Deutschland zu dieser Zeit international ein Paria , betreiben.

Der Pazifist Carl von Ossietzky, Chefredakteur der satirisch-kritischen Wochenzeitung Die Weltbuhne , mahnt mit den von ihm publizierten Texten immer wieder davor, dass Deutschland mit seiner Wiederbewaffnung auf dem Weg zu einem erneuten Waffengang und die Demokratie in generalis gefahrdet sei. Ein, zwei Jahre zuvor erschienener Artikel, der die heimliche Aufrustung thematisierte, fuhrt schließlich im Marz 1931 zu einem Aufsehen erregenden Prozess gegen Ossietzky und seinen Mitstreiter Walter Kreiser , einem Luftfahrtexperten, der 1929 den beanstandeten Artikel unter dem Pseudonym ?Heinz Jager“ verfasste. Die Weimarer Justiz versucht nicht weniger, als mit diesem Prozess sowohl die ?Weltbuhne“ als auch deren intellektuellen Kopf Ossietzky zu erledigen und ist sich dabei keiner noch so schandlichen Mittel zu schade. Am Ende muss Ossietzky fur 18 Monate hinter Gitter, wahrend sich sein Mitangeklagter Walter Kreiser alias Heinz Jager nach Frankreich absetzt.

Produktionsnotizen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Prozeß Carl von O. wurde 1963 gedreht und am 10. Februar 1964 um 20 Uhr 15 in der ARD erstmals ausgestrahlt.

Wilhelm Vorwerg entwarf das Szenenbild.

Wissenswertes [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Den Prozess gegen Ossietzky hatte es ab dem 30. Marz 1931 tatsachlich gegeben. Angeblich hatten er und sein Kollege Walter Kreiser mit dem zwei Jahre zuvor publizierten Artikel ?Windiges aus der deutschen Luftfahrt“ uber geheime Aufrustungsaktivitaten der Reichswehr Staatsgeheimnisse verraten. Beide Journalisten wurden zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der Film stellt die letztlich absurde Anklage gegen Ossietzky wegen angeblichen Landesverrats einem weiteren, zeitgleich stattfindenden Prozess gegen den nationalsozialistischen Totschlager Pehlke gegenuber. Wahrend die reaktionare Justiz den Weltbuhne-Chefredakteur aufgrund des kunstlich inkriminierten Artikels verurteilte, wurde der SA-Mann Pehlke hingegen freigesprochen. Dieser Prozess gilt als Musterbeispiel politischer Justiz in der Weimarer Republik. Das Urteil erregte international großes Aufsehen. [2]

Kritiken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Mit intensivem Interesse an der Aufklarung an der Vergangenheit beteiligten sich M(atray)/Kruger an dem Versuch einer fernsehspezifisch journalistisch fiktiven Form des Films, dem Dokumentarspiel, das Bedeutsames aus der jungeren Geschichte einem breiten Publikum nahebringen soll. Etwa … den ?Weltbuhne‘-Prozess ( Der Prozeß Carl von O. , 1964) gegen Ossietzky und den schon fur die Weimarer Justiz charakteristischen Versuch, unbequemen Journalismus zu kriminalisieren, wahrend andererseits Morder in SA-Uniform geschont wurden.“

? Egon Netenjakob: TV-Filmlexikon. Regisseure, Autoren, Dramaturgen 1952-1992. Frankfurt/M. 1994, S. 255

?Maria Matray und Answald Kruger versuchten, in ihrem ?Prozess Carl von O.‘ beides [3] zu koppeln. Den Beweis, dass das moglich ist, blieben sie schuldig. Nur bei der Hauptperson bemuhten sie sich um historische Treue. Schon dem Autor des Artikels, der zu dem Prozess fuhrte, gaben sie einen anderen Namen. [4] Und die Gegenspieler ? Minister, Generale, Justizbeamte ? waren typisiert, Karikaturen, wie sie allenfalls im Kabarett oder in einer politischen Satire am Platz sind. Dazu erfanden sie eine Nebenhandlung, die einen so breiten Raum einnahm, dass die Haupthandlung streckenweise zweitrangig wurde.“

? Horzu , Ausgabe Nr. 9/1964, S. 86

?Der Zuschauer wurde in einen Strudel dramatischer Konflikte gerissen; er war nicht informiert, konnte sie nicht ganz verstehen. Das war der Mangel. Die szenisch gefertigten Tatbestande, dazu noch aus einem sehr vielschichtigen Geschehenskreis, standen frei im Raum. Eine Wertungsformel fehlte. Vieles musste missverstanden werden. Was gezeigt wurde, reichte nicht zur Zeitperspektive. Wesentliches wurde verschwiegen, sehr zum Nachteil der Ereignisse und Personen. Die Gefahr der Schwarz-Weiß-Zeichnung lag nahe. Das war nicht gut. (…) Sehr zu loben war die Regie und das durchwegs faszinierende Spiel.“

? Gong (Zeitschrift) , Ausgabe Nr. 9/1964, S. 78

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vgl. dazu ?Der absurde Prozess gegen den Chef der Weltbuhne“
  2. Der Prozeß Carl von O.
  3. gemeint ist: dokumentarische Prazision und gestalterische Freiheit
  4. Dies ist falsch, da der Autor Kreiser den Artikel unter dem Namen Jager verfasste

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]