Ein
Musikalbum
(auch kurz
Album
) ist in der
Musikindustrie
die Bezeichnung fur eine vom
Tontrager
unabhangige Zusammenstellung von mehreren Musikstucken eines
Interpreten
, einer
Musikgruppe
, eines
Komponisten
oder zu einem Thema. Andere Prasentationsformen sind die
Single
und die einen Ubergang zwischen Album und Single bildende
EP
.
Entsprechend den Richtlinien der deutschen
Musikcharts
gilt eine Zusammenstellung als Album, wenn sie mehr als funf
Musikstucke
(Einzeltitel) enthalt oder eine Spielzeit von mehr als 23 Minuten hat.
[1]
Remixe
zahlen im Sinne dieser Definition nicht.
[2]
Ein einzelnes Stuck auf dem Album, der EP oder der Single wird auch mit dem Begriff
Titel
(englisch
Track
) bezeichnet, der rechtlich jedoch vom
Musiktitel
zu unterscheiden ist. Das Inhaltsverzeichnis des Tontragers heißt demzufolge
Titelliste
(
englisch
Tracklist
).
Die Verwendung des Begriffes Album im Tontragergeschaft hat ihren Ursprung bereits in der Anfangszeit der
Schallplattenherstellung
.
Schellackplatten
wiesen je nach Durchmesser nur eine Abspielzeit von drei bis funf Minuten pro Plattenseite auf. Eine komplette Wagner-Oper kam somit auf bis zu dreißig beidseitig bespielte Platten, die in speziellen buchartigen
Alben
angeboten wurden. Diese waren aus stabiler Pappe, die mit getrennten Taschen fur jede einzelne Platte versehen waren und daneben oft einige Textseiten mit Informationen zum jeweiligen
musikalischen Werk
enthielten. Die ersten dieser schweren und unhandlichen ?Plattenalben“, die auf den ersten Blick tatsachlich Fotoalben ahnelten, brachte das Plattenlabel
Odeon
bereits um 1905 auf den Markt.
Schellackplatten-Alben waren trotz dieser offensichtlichen Nachteile mehr als funfzig Jahre lang fur die Plattenindustrie ein wichtiger Umsatzfaktor. Sie wurden uberflussig, als um 1950 die ersten marktreifen Langspielplatten erschienen. Nun enthielt eine einzige Schallplatte so viel Klangmaterial wie zuvor ein ganzes Album ? daher ubertrug sich der eigentlich sinnlos gewordene Begriff auf das neue Medium; ?Album“ wurde umgangssprachlich zum Synonym fur ?Langspielplatte“; spater ubernahm man das Wort teilweise auch fur
Compact Discs
mit entsprechend langer Spieldauer. Das meistverkaufte Musikalbum ist
Their Greatest Hits 1971-1975
der
Eagles
.
[3]
Im Jahr 2003 veroffentlichte das US-amerikanische Musikmagazin
Rolling Stone
eine Liste mit den
500 besten Alben aller Zeiten
. In der ersten
Dekade
des 21. Jahrhunderts hat sich die Anzahl der Alben verdoppelt, die pro Jahr in den USA veroffentlicht wurden.
[4]
Ein Musikalbum wurde fruher als Einheit zwischen dem Tontrager und dem zugehorigen
Schallplattencover
aufgefasst. Das Großenformat eines Schallplatten-Albums (31,5 × 31,5 cm) erlaubte auf der Vorderseite ein Coverdesign, wahrend auf der Ruckseite meist
Liner Notes
und/oder die Titelliste untergebracht waren. Die Designfunktion ist bei Musikalben im Format der
CD
oder fruher bei der MC eher von untergeordneter Bedeutung.
Heute erscheinen Alben auf einer Vielzahl moglicher
Speichermedien
und per
Musikstreaming
. Beim
Herunterladen
oder Streamen uber das
Internet
wird kein physisches Produkt bezogen. Es ist moglich, nur einzelne Titel zu beziehen, im Gegensatz zum Erwerb eines vollstandigen Albums. Veroffentlichungen von Musikstucken finden dennoch haufig in Form eines Albums statt, unabhangig davon, ob dieses Album auch tatsachlich physisch im Handel erscheint. Der Zusammenhang der einzelnen Titel wird dann unter anderem dargestellt durch: einen gemeinsamen Albumnamen, ein gemeinsames
Artwork
und eine vorgeschlagene Abspielreihenfolge, so wie es auch bei einem physischen Tontrager der Fall ist.
Ein
Studioalbum
ist ein Musikalbum, das in einem
Tonstudio
aufgenommen wurde.
[5]
Im Gegensatz dazu enthalt ein Livealbum einen
Mitschnitt
eines
Konzerts
.
Das
Debut
album ist das erste veroffentlichte Album eines Kunstlers oder einer Band. Das erfolgreichste Debutalbum einer Band ist
Boston
(1976) von der
gleichnamigen Band
, von dem in den USA 17 Millionen Stuck verkauft wurden ? mit großem Abstand gefolgt von
Business as Usual
(1981/82) von
Men at Work
mit 6 Millionen.
[6]
[7]
In zahlreichen Statistiken wird allerdings noch vor
Boston
das Album
Appetite for Destruction
von
Guns n’ Roses
aus dem Jahr 1987 gefuhrt, von dem in den USA 18 Millionen Exemplare verkauft wurden. Es gilt uberwiegend als Debutalbum der Gruppe, da ihre Erstveroffentlichung
Live ?!*@ Like a Suicide
(1986) eine
EP
war, diese aber ublicherweise nicht als Album gelten.
[7]
Als erfolgreichstes Debutalbum eines weiblichen Kunstlers in den
Vereinigten Staaten
galt bis Ende der 1990er Jahre mit 13 Millionen verkauften Exemplaren
[7]
Whitney Houstons
gleichnamiges Album
aus dem Jahr 1985.
[8]
1999 wurde sie von
Britney Spears
ubertroffen, die in den USA uber 14 Millionen Exemplare ihres Debutalbums
… Baby One More Time
verkaufte.
[7]
Abgelost wurde Spears neun Jahre spater von
Lady Gaga
, deren Debutalbum
The Fame
von 2008 sich in den USA 15 Millionen Mal verkaufte.
Dieses Format kam ab 1943 mit Verbreitung der
Broadway-Shows
und insbesondere der
Musicals
auf. Hierauf ist die Originalbesetzung der Buhne zu horen. Oft wird das Album aus der Broadway-Produktion
Oklahoma!
als erstes Album dieser Art genannt (6 Platten mit 78rpm),
[9]
wofur sich Decca Records am 2. Dezember 1943 das Urheberrecht sicherte.
[10]
Das Original-Cast-Album gilt als ein wesentliches Element der heutigen Musicals.
Ein Tributealbum ist ein Musikalbum, das ausschließlich
Coverversionen
von Titeln eines bestimmten Musikers enthalt, die von anderen Kunstlern eingespielt wurden. Damit drucken die beteiligten Personen ihre Anerkennung (Englisch
Tribute
) gegenuber dem ursprunglichen Interpreten aus.
Als Greatest-Hits-Album (auch Best-of oder
Kompilation
) wird ein Album bezeichnet, das die erfolgreichsten Hits eines Interpreten beinhaltet. In der Regel umfasst ein solches Album hauptsachlich Singles; wenn es ausschließlich Singles beinhaltet, wird es auch unter der Bezeichnung
Singles Collection
vermarktet.
Als
Doppelalbum
bezeichnet man eine Zusammenstellung von zwei Tontragern, die unter einem gemeinsamen
Cover
veroffentlicht werden. Bei mehr als zwei Tontragern spricht man von einer Box bzw. von einem
Boxset
. Teilweise enthalten bestimmte Auflagen eines Albums regional oder zeitlich begrenzt einen oder mehrere
Bonustracks
. Manche Alben werden als
Limited Edition
mit einer begrenzten Auflagenzahl in den Handel gebracht.
Ein
Soloalbum
ist ein Album, fur dessen Inhalt ein einzelner Kunstler verantwortlich ist und nicht eine Musikgruppe oder Band. Ein Album, das sich mit einem bestimmten Thema befasst, heißt
Konzeptalbum
. Ein
Remixalbum
enthalt hauptsachlich
Remixe
, also neue Versionen von zuvor bereits veroffentlichten Stucken eines Kunstlers.
Mit 67 Millionen Exemplaren ist
Thriller
von
Michael Jackson
das weltweit meistverkaufte Album.
Weitere Rekorde, siehe
- ↑
SYSTEMBESCHREIBUNG DER OFFIZIELLEN DEUTSCHEN CHARTS.
Abgerufen am 15. Januar 2024
.
- ↑
Systembeschreibung der offiziellen deutschen Charts
. Version 5.4, 30. Dezember 2021,
S.
10
(
musikindustrie.de
[PDF]).
- ↑
RIAA.
1. Juli 2007, archiviert vom
Original
;
abgerufen am 7. Januar 2024
.
- ↑
Anna Masoner:
Die wundersame Musikvermehrung
. In: ORF-Futurezone, 17. Juni 2010
- ↑
en.oxforddictionaries.com
(
Memento
vom 1. Dezember 2017 im
Internet Archive
)
- ↑
Men At Work mit erfolgreichem Debut-Album
.
(
Memento
vom 15. Oktober 2007 im
Internet Archive
) SWR 3 Taglich Pop, 30. Oktober 1982
- ↑
a
b
c
d
RIAA Top100
- ↑
Grammy fur Whitney Houston
.
(
Memento
vom 15. Oktober 2007 im
Internet Archive
) SWR3 Taglich Pop, 26. Oktober 1985
- ↑
Raymond Knapp, Mitchell Morris, Stacy Wolf:
The Oxford Handbook of The American Musical
. 2011,
S. 182
- ↑
Catalog of Copyright Entries, Part 1 B Group 2, New Series
.
Library of Congress / Copyright Office, 1944, S. 377