De bello Alexandrino
(auch
Bellum Alexandrinum
, d. h.
Alexandrinischer Krieg
) ist der Titel eines antiken, in
lateinischer
Sprache niedergeschriebenen historiographischen Werks uber die von
Gaius Iulius Caesar
und dessen Offizieren im Zeitraum von September 48 v. Chr. bis August 47 v. Chr. (nach dem julianischen Kalender) ausgetragenen Kampfe, darunter insbesondere den
Krieg im agyptischen Alexandria
. Es gehort zum sogenannten
Corpus Caesarianum
, umfasst ein Buch von 78 Kapiteln und schließt nahtlos an Caesars Schrift
De bello civili
(Uber den Burgerkrieg)
an.
Die Schrift
De bello Alexandrino
enthalt keine Angaben zum Verfasser.
Sueton
, der rund 150 Jahre nach Entstehung des Werkes eine Caesar-Biographie verfasste, erwahnt, dass manche antike Quellen den
Alexandrinischen Krieg
Gaius Oppius
zuwiesen, wahrend andere
Aulus Hirtius
fur den Verfasser hielten.
[1]
In der modernen Forschung ist die Frage der Autorschaft oft diskutiert worden. Grundsatzlich lassen sich drei Hypothesen unterscheiden:
- Nipperdey, Klotz und Barwick schreiben die ganze Schrift Caesars Gefolgsmann
Aulus Hirtius
zu. Dieser hat aller Wahrscheinlichkeit nach das achte Buch von Caesars
Gallischem Krieg
(
De bello Gallico
) verfasst und erwahnt in der
Epistula ad Balbum
(dem Vorwort zu diesem achten Buch) eine Fortsetzung von Caesars Schriften bis zu Caesars Tod.
[2]
- Eine zweite Gruppe von Forschern (u. a. Andrieu, Giomini, Richter) weisen auf die erheblichen stilistischen Unterschiede zwischen dem achten Buch des
Gallischen Krieges
und dem
Alexandrinischen Krieg
hin und schreiben
De bello Alexandrino
einem unbekannten Verfasser zu.
- Nach Meinung einer dritten Gruppe von Philologen lasst sich kaum von ?dem“ Verfasser des
Alexandrinischen Krieges
sprechen. Da die einzelnen Abschnitte stilistisch hochst heterogen seien, sei das Werk wahrscheinlich aus mehreren Einzelberichten unterschiedlicher Verfasser zusammengefugt. Die Haufung caesarischer Formulierungen in den Kapiteln 1?21 deute daraufhin, dass der Anfang des Werkes auf einem Entwurf Caesars basiere, wohingegen sich die Verfasser der folgenden Abschnitte nicht mehr bestimmen ließen. Diese These wurde vor allem von Landgraf und Potter entwickelt und ist neuerdings von Gaertner/Hausburg aufgegriffen worden.
Der Titel des Werks ist irrefuhrend, weil nur knapp die erste Halfte davon Caesars
Krieg in Alexandria
beschreibt, wahrend der ubrige Teil von militarischen Ereignissen an anderen Orten handelt. Das Buch ist nicht chronologisch, sondern geographisch geordnet und stellt nacheinander die Ereignisse an den verschiedenen Kriegsschauplatzen dar. Der Anfangsteil (Kapitel 1?33) setzt Caesars Darstellung seines Agyptenaufenthaltes fort
[3]
und beschreibt die kriegerischen Auseinandersetzungen in und um Alexandria bis zum Tode
Ptolemaios’ XIII.
und der Neuordnung der agyptischen Verhaltnisse durch die feste Etablierung
Kleopatras
auf dem Thron. Anschließend werden die unglucklichen militarischen Auseinandersetzungen von Caesars Offizier
Gnaeus Domitius Calvinus
mit Konig
Pharnakes II.
in
Armenien
geschildert (Kapitel 34?41). Es folgen die Erzahlung der Kriegshandlungen in
Illyrien
(Kapitel 42?47), wohin
Aulus Gabinius
dem Quastor
Quintus Cornificius
Verstarkungen zufuhren sollte, sowie die Darstellung der Wirren auf der Iberischen Halbinsel (Kapitel 48?64). Am Ende schildert das Buch Caesars siegreichen Blitzkrieg gegen Pharnakes und schließt mit seiner Ruckkehr nach Italien (Kapitel 65?78).
- Jean Andrieu:
Guerre d’Alexandrie
. Paris 1954.
- Luciano Canfora
:
Caesar, der demokratische Diktator
. Munchen 2001,
ISBN 3-406-46640-0
, S. 346?350.
- Jan Felix Gaertner
, Bianca C. Hausburg:
Caesar and the Bellum Alexandrinum. An Analysis of Style, Narrative Technique, and the Reception of Greek Historiography
. Gottingen 2013,
ISBN 978-3-525-25300-7
.
- Raphael Giomini:
Bellum Alexandrinum
. Rom 1956.
- Alfred Klotz
:
Iulius 131)
.
In:
Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft
(RE). Band X,1, Stuttgart 1918, Sp. 274 f.
- Alfred Klotz:
Casarstudien: nebst einer Analyse der Strabonischen Beschreibung von Gallien und Britannien
. Leipzig/Berlin 1910.
- Gustav Landgraf
:
Untersuchungen zu Caesar und seinen Fortsetzern, insbesondere uber Autorschaft und Komposition des Bellum Alexandrinum und Africanum
. Erlangen 1888.
- Carl Nipperdey:
C. Iulii Caesaris commentarii cum supplementis A. Hirtii et aliorum. Caesaris Hirtiique fragmenta
. Leipzig 1847.
- Heinz Potter:
Untersuchungen zum Bellum Alexandrinum und Bellum Africanum. Stil und Verfasserfrage
. Leipzig 1932.
- Will Richter
:
Caesar als Darsteller seiner Taten: Eine Einfuhrung
. Heidelberg 1977.
- Rudolf Schneider
:
Bellum Alexandrinum
. Berlin 1888.
- Michael Trauth:
Caesar incertus auctor. Ein quantifizierendes Wort zur Kritik von Verfasserfragen in lateinischen Texten
. In: Jurgen Jaehrling, Uwe Meves, Erika Timm (Hrsg.):
Rollwagenbuchlein: Festschrift fur
Walter Roll
zum 65. Geburtstag.
Tubingen 2002, S. 313?334.
- ↑
Sueton,
Divus Iulius
56, 1:
nam Alexandrini Africique et Hispaniensis incertus auctor est: alii Oppium putant, alii Hirtium, qui etiam Gallici belli novissimum imperfectumque librum suppleverit
.
- ↑
Hirtius,
De bello Gallico
8, praef. 2:
Caesaris nostri commentarios rerum gestarum Galliae, non comparantibus superioribus atque insequentibus eius scriptis, contexui novissimumque imperfectum ab rebus gestis Alexandriae confeci usque ad exitum non quidem civilis dissensionis, cuius finem nullum videmus, sed vitae Caesaris
.
- ↑
Vgl. Caesar,
de bello civile
3,102?112.