Namen von Dareios III.
|
Griechisch
bei
Manetho
|
Dareios
|
Dareios III. bei der Schlacht von Issos (Ausschnitt)
|
Dareios III.
(
altgriechisch
Δαρε?ο?;
persisch
??????
D?riy?sch
[
d?ːri?uː?
];
altpersisch
D?rayavahusch
,
D?rayavausch
;
lateinisch
Darius
, im
Schahname
D?r?
; * um
380 v. Chr.
; † Juli
330 v. Chr.
bei
Hekatompylos
(beim heutigen
Damghan
, Iran), mit dem Beinamen
Kodomannos
) war als Nachfolger des
Arses
(Artaxerxes IV.) von 336 bis 330 v. Chr. der letzte persische Konig des
Achamenidenreichs
. Er war seinem Gegenspieler
Alexander dem Großen
, der das persische Reich ab 334 v. Chr. eroberte, letztlich nicht gewachsen. Auf der Flucht vor dem Makedonenkonig wurde Dareios von einer Gruppe Adliger um den
Satrapen
Bessos
ermordet.
Es sind keinerlei uber Dareios III. informierende persische Quellen wie etwa konigliche Inschriften vorhanden. An Primartexten gibt es nur einige babylonische Urkunden, so eine Liste der Konige von
Uruk
und Dokumente astronomischen Inhalts. Die wichtigsten erhaltenen geschichtlichen Darstellungen zu Dareios III. sind die
Anabasis
Arrians
, das 17. Buch der
Historischen Bibliothek
Diodors
(mit großer Textlucke), die Alexandergeschichte des
Curtius Rufus
(erhalten erst ab dem 3. Buch), die Alexanderbiographie
Plutarchs
sowie das 11. und 12. Buch von
Marcus Iunianus Iustinus
’ Auszug aus der
Philippischen Geschichte
des
Pompeius Trogus
. Alle diese Werke wurden erst Jahrhunderte nach Dareios’ Tod verfasst und beruhen auf aus makedonischer bzw. griechischer Sicht berichtenden (heute verlorenen) hellenistischen
Alexanderhistorikern
wie
Ptolemaios
,
Aristobulos
und
Kleitarchos
.
Dareios III., ein Neffe von
Artaxerxes II.
, entstammte einer Nebenlinie der Dynastie der Achameniden. Er war ein Urenkel von
Dareios II.
, Enkel des
Ostanes
(Namensvariante Artostes) sowie Sohn des
Arsames
(oder Arsanes) und der
Sisygambis
.
[1]
Laut babylonischen Quellen hieß er ursprunglich
Artaschata
(Arta?ata, auch Artashata) und nahm nach seiner Machtergreifung als dritter achamenidischer Konig den Thronnamen
Dareios
an.
[2]
Die Glaubwurdigkeit der nur von Iustinus uberlieferten Nachricht, dass Dareios III. den Beinamen
Kodomannos
gefuhrt habe,
[3]
ist umstritten. Er war mit seiner Schwestergemahlin
Stateira
verheiratet und hatte einen Bruder namens
Oxyathres
. Von seinen Kindern sind zwei Tochter namens
Stateira
und
Drypetis
bekannt sowie eine weitere, namentlich nicht genannte, mit einem Mithridates verheiratete Tochter, ferner zwei Sohne namens Ochos und
Ariobarzanes
.
[4]
Uber das Leben Dareios’ III. vor seiner Thronbesteigung liegen nur sparliche Informationen vor. Plutarch zufolge sei er zuerst ein koniglicher Kurier gewesen.
[5]
Er wird als mutiger Krieger beschrieben und zeichnete sich unter
Artaxerxes III.
in einem Feldzug gegen aufstandische
Kadusier
in Aserbaidschan aus, bei dem er einen ihn herausfordernden Gegner im Zweikampf bezwang. Fur diese Tat wurde er zum Satrapen
Armeniens
erhoben.
[6]
Der machtige
Chiliarch
und Eunuch
Bagoas
ließ 338 v. Chr. den Konig Artaxerxes III. vergiften und auch alle dessen Sohne toten bis auf den jungsten, Arses, der auf den Thron nachfolgte. Als sich Arses als nicht gefugig genug erwies, ließ Bagoas zwei Jahre spater auch ihn mitsamt all seinen Kindern ermorden.
[7]
Daraufhin erhob der Eunuch Artashata als Verwandten der letzten regierenden Achameniden auf den Thron, wobei das hohe Ansehen des neuen Konigs als tapferer Krieger fur die Akzeptanz dieser Entscheidung durch den persischen Adel eine wesentliche Rolle spielte.
[8]
Wahrscheinlich erfolgte die Thronbesteigung Artashatas, der sich nun Dareios nannte, etwa im Mai 336 v. Chr., also einige Monate vor der Machtergreifung seines fast 25 Jahre jungeren, kunftigen Gegenspielers Alexander des Großen in
Makedonien
.
[9]
Der neue Konig erwies sich als tatkraftig. Innerhalb kurzer Zeit entledigte er sich des ubermachtigen Bagoas, als dieser ihn wegen zu geringer Lenkbarkeit ebenfalls vergiften wollte. Gemaß der Uberlieferung musste der Eunuch das Gift, das er dem Konig verabreichen wollte, selbst trinken.
[10]
Bald nach seinem Herrschaftsantritt scheint Dareios III. auch rasch Revolten in Agypten und Babylonien unterdruckt zu haben.
[11]
Es ist denkbar, dass er auch in das Attentat auf
Philipp II.
, den Vater Alexanders, involviert war.
[12]
Dareios III. setzte neue politische Akzente, indem er eine verstarkte Allianz mit den Griechen gegen den gemeinsamen Feind Makedonien suchte. In diesem Sinn stand mit
Memnon
ein Grieche als einer der begabtesten Feldherren in persischen Diensten, ferner auch viele griechische Soldner und Verbannte. Andererseits kampften auch zahlreiche Griechen auf der Seite Alexanders des Großen, der 335 v. Chr. eine
Erhebung Thebens
gewaltsam niederschlug, im Fruhjahr 334 v. Chr. den von seinem Vater
Philipp II.
begonnenen Feldzug gegen das Perserreich wieder aufnahm und bei seiner Landung in
Kleinasien
zunachst auf keinen Widerstand traf. Traditionsgemaß uberließ Dareios III. den Abwehrkampf den von Memnon unterstutzten Satrapen Kleinasiens, ohne sich sofort selbst einzuschalten. Wie schon ofter geubte Praxis, ließen die Satrapen den Feind zunachst einfallen, um ihn daraufhin mit uberlegenen Heeren auf ihrem eigenen Territorium zu stellen und zuruckzudrangen. Ferner ordnete der Perserkonig, der die Gefahrlichkeit Alexanders nicht vor dem Beginn der ersten Schlachten zu erahnen vermochte, Flottenrustungen an, so dass ihm keineswegs Untatigkeit gegenuber der makedonischen Offensive unterstellt werden kann.
[13]
Die persische Verteidigung Kleinasiens litt darunter, dass sie unter keinem einheitlichen Oberbefehl stand. In der
Schlacht am Granikos
(Mai 334 v. Chr.) konnte Alexander einen entscheidenden Sieg erringen.
[14]
Bei der weiteren Eroberung Kleinasiens brauchte er vorerst keinen weiteren starken Widerstand mehr zu befurchten. Dareios III. nahm dann Kontakt mit
Alexandros dem Lynkesten
zur Ermordung des erfolgreichen Makedonenkonigs auf; dieser Anschlag wurde jedoch vereitelt.
[15]
Memnon schickte seine Familie als Geiseln zu Dareios III. und erhielt nun das Oberkommando uber die persische Flotte in der
Agais
. Alexander loste allerdings seine Flotte auf und besetzte die sudkleinasiatischen Kustenstadte, um die persische Flotte ihrer dortigen Operationsbasis zu berauben. Memnon eroberte
Chios
und
Lesbos
außer
Mytilene
; ferner suchte er den Nachschub der Makedonen uber den
Hellespont
zu blockieren sowie eine vom spartanischen Konig
Agis III.
betriebene Erhebung gegen Alexander in Griechenland zu fordern. Nach Memnons Tod (Sommer 333 v. Chr.) fand aber sein Unternehmen keine Fortsetzung; Agis III. erhielt nur unzureichende Unterstutzung und fiel schließlich Ende 331 oder Anfang 330 v. Chr. in der fur Sparta mit einer Niederlage endenden
Schlacht von Megalopolis
.
[16]
Wahrend Alexander auch im Winter 334/333 v. Chr. seinen Kleinasienfeldzug fortsetzte, hob Dareios III., der sich nun zur personlichen Ubernahme des Oberbefehls gegen den makedonischen Eroberer gezwungen sah, eine gewaltige Armee aus.
[17]
Er versaumte es aber, die leicht verteidigbare
Kilikische Pforte
im
Taurusgebirge
von einer starken Truppe bewachen zu lassen, so dass Alexander diesen Engpass relativ muhelos passieren konnte.
[18]
Vom
Euphrat
aus ruckte der Perserkonig nun seinem Gegner in das kilikisch-syrische Grenzgebiet entgegen. Eine makedonische Vorhut unter
Parmenion
zog entlang der Kuste am Ostrand des
Golfes von Issos
und besetzte nach Passage der ebenfalls kaum bewachten Kilikisch-syrischen Pforte vor der Ankunft des Perserheeres den uber das
Amanosgebirge
fuhrenden Bailan-Pass. Der ostlich dieses Gebirges in der Ebene bei
Sochoi
befindliche Dareios III. verwarf in einem Kriegsrat den Vorschlag des makedonischen Uberlaufers
Amyntas
, hier ? wo er seine Ubermacht frei entfalten konne ? auf Alexander zu warten. Stattdessen folgte er der Meinung seiner Hoflinge, uber den ebenfalls uber das Amanosgebirge fuhrenden, nicht besetzten Lowenpass nach
Kilikien
zu marschieren, wo sich nach der Vermutung der Perser der Makedonenkonig noch aufhielt.
[19]
Alexander war aber unterdessen schon sudlich entlang der Ostkuste des Golfes von Issos weitergezogen und vereinte sich mit Parmenion. Inzwischen stieß Dareios III. uber den Lowenpass nach
Issos
vor und stand damit in Alexanders Rucken. Erstaunt erfuhren die verfeindeten Konige von den Marschbewegungen des jeweils anderen. Dareios III. bezog nun seine Stellung bei Issos, wohin Alexander eilends mit seinem Heer zuruckkehrte.
[20]
In der nun folgenden
Schlacht bei Issos
(November 333 v. Chr.) postierte sich der von einer berittenen Garde beschirmte Dareios III. mit seinem Wagen traditionsgemaß hinter der Mitte der persischen
Front
und versuchte auf seinem rechten
Flugel
den entscheidenden Schlag durch den Angriff seiner starken Reiterei zu fuhren, die unter dem Befehl des
Nabarzanes
stand. Allerdings konnte seine uberlegene
Kavallerie
auf dem ungunstigeren Terrain als bei Sochoi ihre Starke nicht voll entfalten. Dennoch gelang es seiner Reiterei, den linken makedonischen, von Parmenion kommandierten Flugel zuruckzudrangen, wahrend sich der ungestum personlich angreifende Alexander auf seinem rechten Flugel durchsetzte. Den anfangs noch unentschiedenen Kampfverlauf wandte der Makedonenkonig zu seinen Gunsten, indem er sich mit seinen Reitern zu Dareios III. durchkampfte. Dieser befand sich damit in Lebensgefahr und wurde von seinem Bruder Oxyathres sowie anderen adligen Persern beschutzt, von denen u. a.
Atizyes
und
Sabakes
im Nahkampf fielen. Da ergriff der Perserkonig die Flucht, wohl weniger aus ihm von den griechischen Quellen unterstellter Feigheit, als um den ferneren Abwehrkampf organisieren zu konnen, der im Fall seines Todes mangels eines unumstrittenen Nachfolgers zusammenzubrechen drohte. Dareios’ Flucht besiegelte die persische Niederlage; seine mit ihm gereiste Familie ? seine Mutter
Sisygambis
, seine Gattin
Stateira
und seine Kinder Ochos,
Stateira
und Drypetis ? wurde gefangen.
[21]
Zum persischen Misserfolg hatte u. a. beigetragen, dass Dareios’ taktische Fuhrung schwacher als jene seines Gegners gewesen war und dass er sich wahrend der Schlacht offensichtlich personlich wesentlich inaktiver als Alexander verhalten hatte. Der mit 4000 Mann zum Euphrat entkommene Perserkonig sandte seinem Gegner ein Schreiben, in dem er ihm einen Freundschaftsvertrag anbot und um die Freigabe seiner Familie ersuchte. Alexander, der auf Dareios’ sofortige Verfolgung verzichtet hatte und stattdessen an die Eroberung
phonikischer
Kustenstadte geschritten war, beschied dieses Ansinnen abschlagig.
[22]
Wahrend er 332 v. Chr. militarisch gegen
Tyros
vorging ? das er erst nach
siebenmonatiger Belagerung
einnehmen konnte ? machte Dareios III. ihm brieflich weitergehende Zugestandnisse: Abtretung aller Gebiete westlich des Euphrat, Anerkennung Alexanders als gleichberechtigten Großkonig, Anknupfung familiarer Verbindungen und Zahlung von 10.000 Talenten fur die Freilassung der persischen Konigsfamilie. Entgegen Parmenions Rat ? dessen Historizitat aber etwa von
Beloch
bestritten wird ? verwarf Alexander auch dieses Angebot; er wollte Dareios’ gesamtes Reich unterwerfen und dessen Nachfolge antreten.
[23]
Dareios III. sah sich also zur Fortsetzung des Krieges genotigt. Er unternahm wahrend Alexanders langeren Agyptenaufenthaltes Anfang 331 v. Chr. keinen Vorstoß nach
Syrien
in den Rucken seines Gegners, wohl weil er seit der Ablehnung seiner Friedensvorschlage noch nicht genugend Zeit fur die Aushebung eines schlagkraftigen Heeres gehabt hatte.
[24]
Offenbar erwartete er Alexander in
Mesopotamien
, rustete inzwischen eifrig und sammelte seine gewaltigen, aus verschiedenen Ethnien seines ostlichen Reichsteils bestehenden Streitkrafte bei
Babylon
.
[25]
Der
Satrap
Mesopotamiens,
Mazaios
, verteidigte das Ostufer des
Euphrat
bei
Thapsakos
mit nur ungenugenden Truppen und wich beim Anmarsch des Makedonenkonigs nach Osten zuruck, der damit im Juli 331 v. Chr. diesen Strom ungehindert zu uberqueren vermochte.
[26]
Alexander zog nun auf einer nordostlichen Route durch Nordmesopotamien und konnte den von den Persern uberhaupt nicht bewachten, reißenden
Tigris
in einer Furt ebenfalls vollig unbehelligt passieren.
[27]
Unterdessen war Dareios III. mit seinem Heer von Babylon nordlich uber
Arbela
in die ostlich des Tigris gelegene Ebene von
Gaugamela
marschiert, wohin nun Alexander, sich nach der Tigris-Uberschreitung sudostwarts wendend, ebenfalls vorruckte.
Das zum Kampf vorgesehene Terrain hatte Dareios III. sorgfaltig ausgewahlt, bot doch die weite Ebene von Gaugamela seiner numerisch uberlegenen Truppenmacht, insbesondere der Reiterei, volle Entfaltungsmoglichkeit. Er plante diesmal auch den Einsatz von
Sichelwagen
und ließ daher das Schlachtfeld noch besonders einebnen. Ferner fuhrte er 15 indische
Kriegselefanten
in die Schlacht und verbesserte die Ausrustung seiner Truppen nach griechischem Vorbild. Ein Nachteil bestand allerdings darin, dass sein Heer sehr heterogen zusammengesetzt, wenig kriegserfahren und schlecht einexerziert war. Ungunstig war auch Dareios’ Entschluss, aus Angst vor einem feindlichen Uberfall sein Heer die ganze Nacht vor der entscheidenden militarischen Auseinandersetzung unter Waffen stehen zu lassen. So zogen seine Manner am nachsten Morgen (1. Oktober 331 v. Chr.) ermudet in die
Schlacht
, wahrend
Alexanders Armee
ausgeruht zum Kampf antrat. Wie bei Issos positionierte sich der von persischen Speertragern und griechischen Soldnern bewachte Perserkonig mit seinem Wagen hinter der Frontlinie des Zentrums; das Kommando uber seinen linken Flugel hatte er dem baktrischen Satrapen
Bessos
und jenes uber seinen rechten Flugel Mazaios anvertraut.
[28]
Alexander fuhrte wieder mit den Reitern seines rechten Flugels die makedonische Offensive personlich an. Er schwenkte, da er sich aufgrund seiner numerisch unterlegenen Krafte zunachst dem Zentrum mit den Sichelwagen der langgestreckten persischen Front gegenubersah, langsam nach rechts bis an den Rand des Kampfareals. Dareios III. schickte Kavalleristen seiner linken Seite zur Abwehr einer befurchteten Uberflugelung entgegen, doch nutzte Alexander eine dabei entstandene Lucke in der gegnerischen Linie, um durch diese hindurch wie bei Issos einen direkten Angriff auf den Perserkonig zu reiten. Wahrend die Offensive der Sichelwagen nicht den gewunschten Erfolg zeigte, sich dafur aber Mazaios gegen den von Parmenion gefuhrten linken Flugel der Makedonen durchsetzte und sogar deren Lager plunderte, ergriff Dareios III. bei insgesamt noch nicht verlorener Schlacht aufgrund seiner personlichen Bedrohung durch Alexanders Attacke erneut die Flucht. Er entkam, weil Alexander seine Verfolgung aufgrund eines Hilfeersuchen Parmenions abbrechen musste. Die Makedonen konnten nun die bisherigen Erfolge des Mazaios zunichtemachen und damit einen weiteren eindeutigen Sieg feiern. Das Prestige des Perserkonigs nahm dadurch irreparablen Schaden,
[29]
auch wenn seine Fluchten von den Schlachtfeldern in Issos und Gaugamela vor allem der Wiederherstellung der gestorten Ordnung und zur Organisation des weiteren Widerstands gedient haben sollten.
[30]
Die Waffen und der Wagen von Dareios III. fielen wie nach der Schlacht bei Issos in die Hande der Makedonen. Der geschlagene Perserkonig gelangte auf seiner Flucht uber Arbela und das kurdische Gebirge ostwarts nach
Medien
, wo er in
Ekbatana
Halt machte. Mit ihm waren u. a. seine Garde, griechische Soldner und die Kavallerie des Bessos gekommen.
[31]
Wahrend er in Ekbatana verweilte und vielleicht ein neues Heer zu sammeln suchte, zog Alexander nach uber einmonatigem Aufenthalt in Babylon im Dezember 331 v. Chr. ostwarts nach
Susa
, wo er den riesigen persischen Konigsschatz erbeutete, gonnte dann seinem Heer in
Persepolis
, dessen Konigspalaste er verbrennen ließ, eine viermonatige Ruhezeit und unterwarf unterdessen die restliche
Persis
. Die Ruinen von Persepolis gehoren heute zum
Weltkulturerbe
der
UNESCO
.
Welche Handlungen Dareios III. wahrend Alexanders Aufenthalt in der Persis setzte, ist nicht uberliefert. Laut Arrian habe er fur den Fall, dass Alexander nicht gegen ihn ziehen wurde, vorgehabt, in Medien zu bleiben, andernfalls aber kampflos nach
Parthien
,
Hyrkanien
und notigenfalls nach
Baktrien
auszuweichen und seinem Gegner die Verfolgung durch Verwustung der dazwischenliegenden Gebiete zu erschweren. Als Alexander im Mai 330 v. Chr. von Persepolis aus rasch nordwestwarts auf Ekbatana zumarschierte, erfuhr er jedoch, dass der persische Herrscher zu einer weiteren Schlacht gegen ihn bereit sei.
[32]
Allerdings war Dareios’ Armee der gegnerischen nun zahlenmaßig unterlegen und ein zugesagtes Hilfskontingent der
Skythen
und
Kadusier
blieb aus. Offenbar kam es dann bei Alexanders schnellem Vorstoß nach Ekbatana in Dareios’ Gefolge zu Meinungsverschiedenheiten. Wahrend
Artabazos
und der griechische Soldnerfuhrer
Patron
dem Perserkonig dazu rieten, sich zum Kampf zu stellen, waren die einflussreichen Adligen Nabarzanes und Bessos dafur, sich nach Osten zuruckzuziehen. Sie planten wohl bereits, den weiteren Widerstand im Osten auf eigene Faust ohne Rucksicht auf ihren erfolglosen Oberherrn zu organisieren. Dareios III. musste, als Bessos und Nabarzanes mit den baktrischen Kontingenten fortzogen, ihnen mit der ihm verbliebenen geringen Truppenmacht folgen, einige Tage bevor Alexander in Ekbatana ankam.
[33]
Nach den Angaben von Arrian hatten der Perserkonig und sein Gefolge auf der weiteren Flucht 9.000 Soldaten zur Verfugung, Curtius Rufus und Diodor zufolge hingegen 30.000 Mann.
[34]
Alexander nahm mit einer Kerntruppe von Reitern eiligst die Verfolgung auf. Elf Tage benotigte er fur die 300 km lange Strecke von Ekbatana nach
Rhagai
, wo er daraufhin mit seinen Leuten funf Tage rastete.
[35]
Auf dem Weg nach Osten verscharften sich inzwischen die Zwistigkeiten im Gefolge des Dareios III. Dieser nahm den Vorschlag Patrons, ihn mit seinen griechischen Soldnern zu schutzen, im Hinblick auf seine persischen Begleiter nicht an. Da die Manner Patrons und jene des konigstreuen Artabazos in der Minderzahl waren, verließen sie Dareios schließlich.
[36]
Bessos und Nabarzanes setzten den Konig gefangen und fuhrten ihn gefesselt in einem Wagen mit sich, wie Alexander nach Passage der
Kaspischen Tore
durch persische Uberlaufer erfuhr.
[37]
Anfangs wollten die Verschworer ihren Gefangenen dem Makedonenkonig ausliefern, weil sie dafur belohnt zu werden glaubten, woran ihnen aber spater Zweifel kamen.
Auf die Nachricht von Dareios’ Gefangennahme setzte Alexander den Fluchtigen mit nur relativ wenigen Mannern hastig nach und ritt dabei Tag und Nacht durch. Im Juli 330 v. Chr., sechs Tage nach seinem Abmarsch aus Rhagai, stieß er etwa 350 km ostlich dieser Stadt auf eine persische Wagenkolonne, deren Begleitung beim Heransprengen der Makedonen großtenteils floh; auch Bessos und Nabarzanes entkamen.
[38]
Dareios III. war erstochen worden; Alexander fand seinen Leichnam in einem Wagen und breitete als Zeichen der Achtung seinen Mantel uber ihn. Diese Todesszene wurde von antiken Schriftstellern ausgeschmuckt. Laut Plutarch
[39]
und anderen Autoren habe ein Makedone namens Polystratos den persischen Monarchen noch lebend angetroffen und ihm ein Glas Wasser angeboten; und Diodor
[40]
erwahnt eine ihm bekannte Version, nach der Alexander selbst den sterbenden Dareios gesehen und ihm versprochen habe, seinen Tod an Bessos zu rachen. Letzterer rief sich jedenfalls nun zum Konig aus.
Dareios III. hatte ein Alter von etwa 50 Jahren erreicht. Alexander ließ ihn ehrenvoll bei den Konigsgrabern von Persepolis bestatten.
[41]
Das Grab wurde aber bislang nicht entdeckt. Dareios’ Bruder Oxyathres wurde von Alexander, der sich in die Nachfolge der Achameniden stellte, freundlich aufgenommen.
[42]
- Ernst Badian
:
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In:
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Diodor
,
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17, 5, 5; Plutarch,
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1, 1; 5, 8; 22, 6.
- ↑
Ernst Badian:
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- ↑
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- ↑
Vgl. Stammbaum der Achameniden bei
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Alexander der Große. Leben und Legende.
Beck, Munchen 2009,
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- ↑
Diodor,
Bibliotheke historike
17, 6, 1; Iustinus,
Historiarum Philippicarum libri XLIV
10, 3, 3ff.
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Diodor,
Bibliotheke historike
17, 5, 3f.;
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,
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6, 8.
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Strabon
,
Geographika
15, 736; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 5, 5;
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,
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Curtius Rufus
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Historiae Alexandri Magni Macedonis
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- ↑
Diodor,
Bibliotheke historike
17, 5, 6; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
6, 4, 10;
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- ↑
Ernst Badian:
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Vgl. Mads Lindholmer:
The Assassination of Philip II. An elusive Mastermind
. In:
Palamedes
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- ↑
Siegfried Lauffer
:
Alexander der Große.
3. Auflage. Dtv, Munchen 1993,
ISBN 3-423-04298-2
, S. 51 und 60.
- ↑
Arrian,
Anabasis
1, 14, 5 ? 16, 6; etwas abweichend Diodor,
Bibliotheke historike
17, 19?21.
- ↑
Arrian,
Anabasis
1, 25.
- ↑
Ernst Badian:
Encyclopædia Iranica.
Band 7, S. 53; S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 66; 71; 80; 100f.
- ↑
Diodor,
Bibliotheke historike
17, 31, 1f.; Iustinus,
Historiarum Philippicarum libri XLIV
11, 8, 1.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 4, 3f.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
3, 4, 1?13.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 5, 1; 2, 6, 1?7; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
3, 7, 6f.; 3, 8, 2?12; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 32, 2f.; Plutarch,
Alexander
20, 1ff.; dazu S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 74f.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 6, 2; 2, 7, 1f.; 2, 8, 1; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
3, 7, 5ff.; 3, 8, 13ff; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 32, 3f.; Plutarch,
Alexander
20, 4f.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 8?12; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
3, 9?12; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 33?38; Plutarch,
Alexander
20f.; dazu S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 75?79.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 13, 1; 2, 14, 1?9; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 1, 1?3; 4, 1, 7?14; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 39, 1.
- ↑
Arrian,
Anabasis
2, 25, 1ff.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 5, 1?9; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 54, 1?6; Plutarch,
Alexander
29, 7ff.; u. a.
- ↑
S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 86.
- ↑
Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 9, 1?6; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 53, 1ff.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 7, 1f.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 9, 7f.; 4, 9, 12; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 55, 1.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 7, 3ff.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 9, 13?25; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 55, 3ff.
- ↑
S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 94ff.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 14, 1 ? 15, 6; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 15, 1 ? 16, 7; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 58, 1 ? 61, 3; Plutarch,
Alexander
33, 2?11; dazu S. Lauffer:
Alexander der Große.
Munchen 1993, S. 96f.
- ↑
Josef Wiesehofer
:
Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in fruhislamische Zeit.
In:
Wilfried Seipel
(Hrsg.):
7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des
Iranischen Nationalmuseums
in Teheran.
Kunsthistorisches Museum, Wien 2001,
ISBN 3-85497-018-8
, S. 55?74, hier: S. 64?65.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 15, 5; 3, 16, 1f.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
4, 16, 8f.; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 64, 1.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 19, 1ff.
- ↑
Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 8, 6 ? 9, 17.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 19, 4f.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 8, 3; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 73, 2.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 20, 1ff.; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 13, 1f; Plutarch,
Alexander
42, 5?10.
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Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 9, 15; 5, 11, 1?12; 5, 12, 4; 5, 12, 7ff.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 21, 1; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 13, 2f.; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 73, 2; Plutarch,
Alexander
42, 5; Iustinus,
Historiarum Philippicarum libri XLIV
11, 15, 1.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 21, 2?9; Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
5, 13, 4?13; Plutarch,
Alexander
43, 1ff; Iustinus,
Historiarum Philippicarum libri XLIV
11, 15, 3ff.
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Plutarch,
Alexander
43.
- ↑
Diodor,
Bibliotheke historike
17, 73, 4.
- ↑
Arrian,
Anabasis
3, 22, 1f.; 3, 22, 6; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 73, 3; Plutarch,
Alexander
43, 6; Iustinus,
Historiarum Philippicarum libri XLIV
11, 15, 15;
Plinius
,
Naturalis historia
36, 132.
- ↑
Curtius Rufus,
Historiae Alexandri Magni Macedonis
6, 2, 9; Diodor,
Bibliotheke historike
17, 77, 4.