Daniel-Henry Kahnweiler

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Juan Gris: Portrat Daniel-Henry Kahnweiler , 1921, Bleistift auf Papier, Musee National d’Art Moderne , Paris

Daniel-Henry Kahnweiler (* 25. Juni 1884 in Mannheim ; † 11. Januar 1979 in Paris ) war ein deutsch-franzosischer Galerist , Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Autor. Kahnweiler ist besonders bekannt fur seine langjahrige Zusammenarbeit mit Pablo Picasso . Sein erstes kunsttheoretisches Buch aus dem Jahr 1920, Der Weg zum Kubismus , beeinflusste das Denken uber moderne Kunst.

Daniel-Henry Kahnweiler verbrachte seine Jugend zwischen 1890 und 1902 in Stuttgart . [1] Er besuchte das Real-Gymnasium, das heutige Dillmanngymnasium , das er 1900 nach der Mittleren Reife verließ. Danach absolvierte er in Frankfurt eine Banklehre. Es folgten Praktika in Paris und London.

Galerie Kahnweiler, ab 1920 Galerie Simon

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Statt einer Karriere im Bankensektor wahlte Kahnweiler die Kunst und eroffnete in Paris 1907 eine kleine Galerie in der Rue Vignon 28. In diesem Jahr schloss Kahnweiler bereits Exklusivvertrage mit den Kunstlern Andre Derain , Georges Braque und Maurice de Vlaminck ab, 1911 erstmals mit Pablo Picasso . Es folgten weitere Kunstler wie Fernand Leger , Juan Gris , Henri Laurens und Manolo Martinez Hugue . Picasso malte im Jahr 1910 ein kubistisches Portrat des Galeristen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Kahnweiler nicht in Paris, und seine deutsche Staatsburgerschaft schloss seine Ruckkehr aus. Seine konfiszierte Galerie wurde geschlossen, die Bilder nach dem Krieg weit unter Wert versteigert. Er kam erst im Februar 1920 zuruck nach Paris. Im September 1920 eroffnete er zusammen mit Andre Simon die Galerie Simon in der rue d’Astorg. Er konnte eine neue Gruppe von Kunstlern unter Vertrag nehmen: den surrealistischen Maler Andre Masson und die Kunstler Paul Klee und Arno Breker .

Galerie Louise Leiris ab 1939

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1937 erhielt er die franzosische Staatsburgerschaft , musste sich aber wegen seiner judischen Abstammung wahrend der Besetzung Frankreichs verstecken. Die Leitung der Galerie ubernahm 1939 die Tochter [2] seiner Frau, Louise Leiris, Ehefrau des Schriftstellers Michel Leiris ; sie erhielt den Namen: Galerie Louise Leiris . Am 14. Mai 1945, wenige Tage nach dem Waffenstillstand, starb seine Frau Lucie in Paris, wohin das Ehepaar nach jahrelangem Aufenthalt in der Gegend von Limoges zuruckgekehrt war. 1957 eroffnete er mit der Ausstellung ?Pour saluer Picasso“ die mit Louise Leiris gemeinsam geleitete Galerie in der Rue de Monceau, die heute noch besteht. Daniel-Henry Kahnweiler starb am 12. Januar 1979 im Alter von 94 Jahren in Paris. [3]

Kahnweiler begann 1914 mit der Arbeit an seinem legendaren Buch Der Weg zum Kubismus . Nach der 1912 publizierten theoretischen Abhandlung Du cubisme von Albert Gleizes und Jean Metzinger stellt sie eine der grundlegenden Veroffentlichungen zum Kubismus dar. Das Buch wurde kriegsbedingt erst 1920 im Munchner Delphin Verlag veroffentlicht. Bereits 1916 erschien eine Kurzfassung des Textes mit dem Titel Der Kubismus in dem Magazin Die Weißen Blatter in Zurich. Fur seine Buchausgabe 1920 nutzte er den Autorennamen Daniel Henry, um sich als Deutscher in Frankreich einer unsachlichen Konfrontation zu entziehen.

Es folgten weitere Veroffentlichungen. 1920 erschien unter dem Namen Daniel Henry in der Reihe Junge Kunst eine Abhandlung uber Andre Derain. Das Buch wurde vom Verlag von Klinckhardt & Biermann in Leipzig publiziert. Weitere Ausgaben folgten, so uber Maurice de Vlaminck , Guillaume Apollinaire , Juan Gris , Fernand Leger , Andre Malraux und Antonin Artaud .

Verlagssignet Daniel-Henry Kahnweilers
Publikationen (Auswahl)
  • Der Weg zum Kubismus. Delphin Verlag, Munchen 1920 ( archive.org ).
  • Junge Kunst ? Andre Derain , Verlag von Klinckhardt & Biermann, Leipzig 1920
  • Meine Maler ? meine Galerien , Ubertragen aus dem Franzosischen von Susanne B. Milczewsky. (Franz.: Mes galeries und mes peintres ). Reihe DuMont Dokumente, Verlag DuMont Schauberg, Koln 1961, ohne ISBN
  • zahlreiche Monographien uber Kunstler
Das Kahnweiler-Haus in Rockenhausen

Eine standige (Foto-)Ausstellung uber Leben und Wirken Kahnweilers wird in Belfort im Museum ?Donation Maurice Jardot “ gezeigt.

Kahnweilers deutschsprachige Bibliothek ist im Haus seiner Vorfahren in Rockenhausen zu sehen. In diesem 1981 eingerichteten ?Kahnweiler-Haus“ werden zudem Kahnweiler-Lithografien von Picasso und eine Fotodokumentation zur Biografie Kahnweilers sowie Wechselausstellungen zeitgenossischer Kunstler gezeigt.

In den 1960er Jahren wurde Kahnweiler gebeten, seinen Lebenseweg fur zwei Schallplatten der Reihe Erzahltes Leben der Deutschen Grammophon aufzubereiten, was nur ausgewahlten bedeutenden Personlichkeiten der Zeitgeschichte vorbehalten war.

Am 15. Februar 1970 wurde er zum Ehrenburger von Rockenhausen ernannt.

Seit 1981 verleiht die ?Kahnweiler-Gedenkstiftung“ in unregelmaßigen Abstanden den Daniel-Henry-Kahnweiler-Preis fur Malerei und Bildhauerei. [4]

Im Jahr 1974 verlieh ihm die Universitat Kaiserslautern die Ehrendoktorwurde .

Sekundarliteratur

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  • Pierre Assouline : Der Mann, der Picasso verkaufte  ?  Daniel-Henry Kahnweiler und seine Kunstler , Gustav Lubbe Verlag, Bergisch Gladbach 1990, ISBN 3-7857-0579-4 .
  • Jardot, Maurice u. a.: Daniel-Henry Kahnweiler · Kunsthandler·Verleger·Schriftsteller , Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Centre Georges Pompidou, Paris, 22. November 1984 bis 28. Januar 1985, dt. Ausg. Vlg. Hatje, Stuttgart 1986, ISBN 3-7757-0223-7 .
  • Die Sammlung Kahnweiler. Von Gris, Braque, Leger und Klee bis Picasso . Herausgegeben von Hans Albert Peters. Mit Beitragen von Francois Chapon, Isabelle Monod-Fontaine, Hans Albert Peters, Werner Spies und Stephan von Wiese, Kunstmuseum Dusseldorf im Ehrenhof/Prestel Munchen 1994, ISBN 3-7913-1433-5 .

Einzelnachweise

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  1. Daniel-Henry Kahnweiler - Wohnung in Stuttgart 1890 und 1902
  2. Louise Leiris ist am 22. Januar 1902 unter dem Namen Louise Alexandrine Godon als Tochter der damals 19-jahrigen Leontine Alexandrine Godon "pere non denomme" geboren. Die Geburtsurkunde kann in "Archives de Paris, Actes de naissance (1860-1924) = https://archives.paris.fr/s/4/etat-civil-actes/ 14eme arrondissement, 23/01/1902, cote V4E 9811 Seite 5/31 Nr. 571 eingesehen werden (Direkter Link: https://archives.paris.fr/arkotheque/visionneuse/visionneuse.php?arko=YTo2OntzOjQ6ImRhdGUiO3M6MTA6IjIwMjQtMDQtMTMiO3M6MTA6InR5cGVfZm9uZHMiO3M6MTE6ImFya29fc2VyaWVsIjtzOjQ6InJlZjEiO2k6NDtzOjQ6InJlZjIiO2k6MjUxOTYzO3M6MTY6InZpc2lvbm5ldXNlX2h0bWwiO2I6MTtzOjIxOiJ2aXNpb25uZXVzZV9odG1sX21vZGUiO3M6NDoicHJvZCI7fQ==#uielem_move=380.79998779296875%2C75&uielem_islocked=0&uielem_zoom=60&uielem_brightness=0&uielem_contrast=0&uielem_isinverted=0&uielem_rotate=F , Seite 5). Randnotizen belegen eine "Anerkennung" der Mutterschaft am 5. April 1904, die Eheschließung mit Julien Michel Leiris am 2. Februar 1926 und das Todesdatum am 24. September 1988. Die Geburtsurkunde der Mutter, Leontine Alexandrine Godon, geb. 4. Juli 1882 in Sancerre, findet sich in Archives Departementales et Patrimoine du Cher (https://www.archives18.fr/?arko_default_655e08c71ff2f--ficheFocus=): Archives Numerisees / Sancerre 1873-1882 / cote 3E 4744 / Archivseite 287 (im Geburtenbuch Seite 558, Urkunde 34); direkter Link: https://www.archives18.fr/archives-numerisees/registres-paroissiaux-et-etat-civil?arko_default_61011a8e5db65--ficheFocus=&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bmode%5D=simple&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bop%5D=AND&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c3eacb%5D%5Bop%5D=AND&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c3eacb%5D%5Bq%5D%5B%5D=Sancerre&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c3eacb%5D%5Bextras%5D%5Bmode%5D=popup&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c4f010%5D%5Bop%5D=AND&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c4f010%5D%5Bq%5D%5B%5D=Naissances%5B%5Barko_fiche_60feb4fe82fdc%5D%5D&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c4f010%5D%5Bextras%5D%5Bmode%5D=select&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c62fc5%5D%5Bop%5D=AND&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c62fc5%5D%5Bq%5D%5B%5D=1882&arko_default_61011a8e5db65--filtreGroupes%5Bgroupes%5D%5B0%5D%5Barko_default_61011b4c62fc5%5D%5Bextras%5D%5Bmode%5D=input&arko_default_61011a8e5db65--from=0&arko_default_61011a8e5db65--resultSize=25&arko_default_61011a8e5db65--contenuIds%5B%5D=2591772&arko_default_61011a8e5db65--modeRestit=arko_default_61011eb03aad2#/_recherche-api/visionneuse-infos/arko_default_61011a8e5db65/arko_fiche_60febc83e8b02/arko_default_61011bdb6384e/image/4558 Seite 287 mit Randnotizen zur Eheschließung mit Henri Kahnweiler am 2. Juli 1919 in Bern und zum Todesdatum am 14. Mai 1945 in Paris 6eme. Vermutlich wegen des jugendlichen Alters der Mutter (19) und des nicht benannten Vaters galt Louise lange als Schwester von Leontine (spater "Lucie), verheiratete Kahnweiler.
  3. Walter Schitter: Der Daniel-Henry Kahnweiler-Preis der Stadt Rockenhausen , rockenhausen.de, abgerufen am 20. Januar 2011
  4. Kahnweiler-Preis 2015. rockenhausen.de, abgerufen am 27. Januar 2015 .